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Bern, 22. Juni 2015 / Medienmitteilung Managerlöhne
Überrissene Managerlöhne bleiben Realität – mit hohen politischen Kosten
Seit über einem Jahrzehnt untersucht Travail.Suisse die Entwicklung der Managerlöhne. Das Fazit der 11. Erhebung ist ernüchternd: Die Abzockerinitiative zeigt keinerlei Wirkung auf die Höhe
der Managerlöhne. Antritts- wie auch Abgangsentschädigungen sind dank Umgehungsmöglichkeiten nach wie vor gang und gäbe. Leider hat sich also auch im vergangenen Jahr keine Mässigung bei der Entlöhnung der Manager eingestellt. Die Entfremdung zwischen Bevölkerung und
Wirtschaft geht weiter und die Politik ist gefordert, neue Massnahmen gegen diese bedenkliche
Entwicklung zu finden.
Bereits zum elften Mal in Folge hat Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, die Schere zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen in 27 Schweizer Unternehmen untersucht. Die Analyse zeigt das bekannte, beunruhigende Bild.
Managerlöhne verharren auf hohem Niveau
Bei den Top-Entschädigungen zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Neben deutlichen Erhöhungen gibt es
auch Kürzungen. Insgesamt verharren die Managerlöhne aber auf sehr hohem Niveau. Für das Jahr
2014 sticht das Pharmaunternehmen Roche, das sowohl mit einer Lohnschere von 1:253 für den abtretenden Verwaltungsratspräsidenten Franz Humer, wie auch mit einem Verhältnis von 1:230 für den
CEO Severin Schwan an der unrühmlichen Spitze liegt. Besonders ins Auge sticht ausserdem das Ergebnis bei den übrigen Mitgliedern der Konzernleitung: „In drei Vierteln der Unternehmen haben sich
die Entschädigungen für die Konzernleitung seit 2011 stark erhöht – durchschnittlich um stattliche
18%“, stellt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik von Travail.Suisse fest.
Abzockerinitiative verfehlt ihr Ziel und ist leicht zu umgehen
Die Resultate zeigen deutlich, dass die Abzockerinitiative keinen mässigenden Einfluss auf die Höhe
der Managerlöhne hat. An Generalversammlungen werden zwar Abstimmungen über die Entschädigung des Managements abgehalten, allerdings grossmehrheitlich gemeinsam für die fixen und variablen Teile (Boni) und prospektiv – also im Voraus. „Antrittsentschädigungen ohne Gegenleistung und
vertraglich vereinbarte Abgangsentschädigungen sind zwar heute verboten. Aber Antrittsprämien, welche die Manager aus den Bonusplänen der bisherigen Arbeitgeber freikaufen, sind nach wie vor zulässig, ebenso wie Lohnfortzahlungen, respektive Beratermandate in Millionenhöhe nach Ende der Beschäftigung“, sagt Fischer.
Politik muss vertrauensbildende Massnahmen ergreifen
Die Entwicklung der Managerlöhne hat zum Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Wirtschaft beigetragen. Die Annahme der Abzockerinitiative und noch viel mehr der Masseneinwanderungsinitiative zeigen die unabsehbaren politischen Kosten dieser Entwicklung. Es braucht dringend vertrauensbildende
Massnahmen durch die Politik in folgenden Bereichen:

Griffige Aktienrechtsrevision: In der Aktienrechtsrevision sind zwingend die Schlupflöcher und
Umgehungsmöglichkeiten für Antritts- und Abgangsentschädigungen zu stopfen und eine retrospektive Abstimmung über die Boni für Manager an der Generalsversammlung vorzuschreiben.

Steuertransparenz bei hohen Einkommen: Da die Begrenzung der hohen Saläre politisch
nicht mehrheitsfähig ist und die Stärkung der Aktionärsrechte das Problem nicht lösen wird, muss
der Nutzen der hohen Saläre für die Gesellschaft erhöht werden. Es braucht Steuertransparenz
für hohe Einkommen und eine politische Diskussion über einen Solidaritätsbeitrag.

Löhne und Arbeitsplätze schützen: Die Vorstellung, dass oben die Saläre munter steigen und
unten der Lohndruck und Restrukturierungsangst zunimmt, trägt wesentlich zum Unbehagen in
der Bevölkerung bei. Es braucht einen besseren Schutz der Löhne und der Arbeitsplätze.

Tiefsteuerpolitik für Unternehmen beenden: Mit der Unternehmenssteuerreform III wird eine
radikale Steuersenkung für Unternehmen geplant. Unter dem Leistungsabbau durch die Steuerausfälle bei der öffentlichen Hand leiden in erster Linie der Mittelstand und die Arbeitnehmenden
mit tiefen Einkommen. Es braucht eine Korrektur dieser Steuerpolitik.
Weitere Informationen:

Martin Flügel, Präsident Travail.Suisse, 079 743 90 05

Jacques-André Maire, Nationalrat und Vizepräsident Travail.Suisse, Tel. 078 709 48 50

Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse, 076 412 30 53
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