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Informationsarchitektur
Ordnen und Strukturieren
„Unordnung ist
eine Struktur, die
keine Regel
erkennen lässt.“
„Sinn ist Ordnung, und Ordnung ist
doch am Ende Übereinstimmung mit
unserer Natur.“
Wolf Steinbrecher, Records
Management Experte
Georg Christoph Lichtenberg, Philosoph
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 Fehlende Organisationsstruktur als Usabilty-Fehler
Informationen ordnen
„The most notable structural problem is when designers treat
a site like one big swamp with no organizing principle for
individual items. […] No opportunities for understanding the
site's other offerings or locating related items. This sin is
common on news sites and catalog-based e-commerce
sites, where each item (articles and products, respectively) is
treated as a stand-alone unit without connections to related
items.“
(Jakob Nielsen, Top 10 Information Architecture Mistakes …
http://www.useit.com/alertbox/ia-mistakes.html)
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Seminar I-Prax: Inhaltserschließung visueller Medien, 5.10.2004
 Einstieg: Informationen ordnen
Informationen ordnen
 Nehmen Sie sich 3 Minuten Zeit und ordnen Sie die unten
aufgeführten Begriffe:
Architekt, U-Bahn, Bahnhof, Krankenschwester, Krankenhaus, Lehrer, Haus, Meer,
Wissenschaftler, Arzt, Schule, Mechaniker, Seemann, Schaffner, Universität
 Was fällt an dieser Inhaltsübersicht einer Website einer Bibliothek auf?
- Benutzerausweis beantragen
- Bücher vormerken
- Erwachsene
- Jugendliche
- Kultur und Medien
- Naturwissenschaften
- Teenager
- Über uns
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Seminar I-Prax: Inhaltserschließung visueller Medien, 5.10.2004
 Ordnungsschemata / organizational schemes
Ordnungsschemata
Zwei Typen von Ordnungsschemata
Exakte Ordnungsschemata
(objective schemes)
Alphabetisch
Chronologisch
Geographisch
Sprache
Mehrdeutige Ordnungsschemata
(subjective schemes)
Nach Themen
Architektur, Bildung, Erziehung,...
Nach Aufgaben
…
Bearbeiten
Einfügen
Formatieren
Nach Nutzergruppen
Studenten, Frauen, Senioren
Metaphorisch
Virtueller Klassenraum
Desktop-Metapher
Schaufenster:
http://www.potterybarn.com/
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 Konventionen thematischer Ordnungen
Ordnungsschemata
Mehrdeutige Ordnungsschemata haben eine lange Geschichte.
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert geht der Glaube an die Existenz
einer richtigen (universellen) Ordnung verloren. Die verschiedenen
seitdem entwickelten Ordnungsprinzipien finden aber noch einen
Niederschlag in unserem heutigen Denken.
1.
(Wissenschaftliche) Disziplinenbildung
2.
Normative Prinzipien
3.
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1.
Universalkategorien
2.
Heuristiken
Alternative Prinzipien
1.
Basic Concepts / graded structure
2.
Familienähnlichkeit / Prototypen
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 Konventionen thematischer Ordnungen : Disziplinen
Ordnungsschemata
Philosophie = Wissenschaft der Vernunft
Geschichte = Wissenschaft des Erinnerns
Poesie = Wissenschaft des Vorstellungsvermögens
(Einteilung der Wissenschaften nach Francis Bacon im
Novum organum 1620)
Grammatik
Rhetorik
Dialektik
Arithmetik
Geometrie
Musik
Astronomie
Theologie
Jurisprudenz
Medizin
000 Computer science, information & general
works
100 Philosophy & psychology
200 Religion
300 Social sciences
400 Language
500 Science
600 Technology
700 Arts & recreation
800 Literature
900 History & geography
(Disziplineneinteilung der
mittelallterlichen
Universität)
500 Science
510 Mathematics
520 Astronomy
530 Physics
540 Chemistry
550 Earth sciences & geology
560 Fossils & prehistoric life
570 Life sciences; biology
580 Plants (Botany)
590 Animals (Zoology)
(Ausschnitt aus der DDC)
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Konventionen thematischer Ordnungen – Wie werden Disziplinen
 gebildet?
Philosophie
Physik
• Ästhetik
•Kernphysik
• Logik
•Hochenergieteilchenphysik
• Metaphysik
Spaltung
Spezialisierung
• Ethik
Forschungs-Methodologie
• Metaphysik
• Wirtschaft
Destillation
• Biologie
Osteuropa Studien
• Soziologie
• Anthropologie
• Geschichte
• Geographie
• Geschichte
• Politische Wissenschaften
Clustering
• Kunst
Biochemie
• Soziologie
• Biologie
• Wirtschaft
• Chemie
• Literatur
Agglomeration
Lose Verbindung
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Fusion
Ansammlung
Cluster
Spaltung
Fusion
Enge Verbindung
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 1. Normative Prinzipien: Reminder
Facettenklassifikation
In der klassischen Klassifikationstheorie werden Objekte auf der Grundlage
gemeinsamer Merkmale geordnet. Es gibt eine Anzahl Klassen
definierender Attribute, auf Grund derer die Zugehörigkeit zu einer Klasse
festgelegt wird.
Die zentralen universellen logisch korrekte Über- Unterordnungsprinzipien
sind die
1.
Generische Beziehung (genus proximum / differentia specifica)
Ist_ein (Gattungsbegriff)
´
„Ein Stuhl ist ein (eine Art) Möbelstück“
•
Partitive Beziehung
Ist_Teil_von (Teilgegriff)
„Ein Stuhlbein ist Teil eines Stuhles.“
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 1. Normative Prinzipien: Facettenanalyse
Ordnungsschemata
Voraussetzung der klassischen Klassifikationstheorie ist die Facettenanalyse,
die Beschreibung eines komplexen Gegenstandes aus
Einzelperspektiven wie Funktion, Material
Beispiel Möbelhaus
Merkmal Funktion
Ausprägung
Schlafen
Sitzen
Verstauen
Merkmal Raumzugehörigkeit
Ausprägung
Kinderzimmer
Küche
Schlafzimmer
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 1. Normative Prinzipien: Facettenanalyse - Universalkategorien
Facettenklassifikation
Für die Gewinnung der Facetten kann es
sinnvoll sein auf universelle Kategorien
zurückzugreifen.
Thing / entity
Kind,
Part,
Property
Der indische Bibliothekar S.R. Ranganathan
hat für die Colon Classification die
Universalkategorien PMEST vorgeschlagen
Material
Process
Operation
P = Personality (Wer?)
M = Matter (Was?)
E = Energie (Wie?)
S = Space (Wo?)
T = Time (Wann?)
Patient
Product
By-product
Agent
In der Bliss Bibliographic Classification hat
die britische Classification Research Group
die Facetten von Ranganathan zu 13
Standardkategoirein differenziert.
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Space
Time
Bliss Bibliographic Classification
Standard categories
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 1. Normative Prinzipien: Heuristiken
1.
Ordnungsschemata
Die klassenbildenden Merkmale zeichnen
sich aus durch:
•
Unterscheidungsfähigkeit
•
•
•
•
•
•
Relevanz
Verifizierbarkeit
Dauerhaftigkeit
Disjunktheit
Homogenität
Berücksichtigung von Fundamentatkategorien
2.
Klassen sollten sich gegenseitig ausschließen (disjunkt)
3.
Unterkategorien sollten vom selben Typ wie die Oberkategorie sein (Objekt, Eigenschaft,
Aktivität, Dimension)
4.
Bei der Anordnung der Klassen in der Begriffsreihe (Gleichordnung) und der
Begriffsleiter (Unterordnung) sollte ein Prinzip erkennbar sein. (alphabetisch,
chronologisch, Größe, Zeit, Ort, Bedeutung)
5.
Eine Klassifikation sollte vollständig sein.
6.
Eine Klassifikation sollte erweiterungsfähig sein.
7.
Eine Klassifikation sollte lückenlos sein. (keine Sprünge in der Hierarchie)
8.
Eine Klassifikation sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Tiefe und Breite
aufweisen. (Forschungsfeld – hängt von Medium, Darstellungsform, Funktion etc. ab)
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 1. Normative Prinzipen: Beispiel
Arbeitsschritte
Wenden wir die Heuristik Auswahl klassenbildender Merkmale einmal auf das Beispie
Website Lehrvideos http://www.academicearth.org/subjects/biology/ an
Unterscheidungsfähigkeit?
Relevanz?
Verifizierbarkeit?
Dauerhaftigkeit?
Disjunktheit?
Homogenität?
Berücksichtigung von
Fundamentatkategorien?
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??
Advanced Placement (AP) Test Prep
Astronomy
Biology
Chemistry
Computer Science
Economics
Engineering
Entrepreneurship
History
Law
Literature
Mathematics
Medicine
Philosophy
Physics
Political Science
Pre-Med
Psychology
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 1. Normative Prinzipien: Anordnung der Klassen in der Begriffsreihe
Arbeitsschritte
Anordnung der Klassen auf
derselben Ebene
(Begriffsreihe)
a)
Principle of Relevant
Succession
I.
Chronological Order
II. Alphabetical Order
III. Spatial/Geometric Order
IV. Simple to Complex Order
V. Complex to Simple Order
VI. Canonical Order
VII. Increasing Quantity
VIII.Decreasing Quantity
Topics
All Pre-Med (10)
Biology (3)
Calculus (1)
Chemistry (2)
Organic Chemistry (1)
Physics (3)
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(Beispiel:
http://www.academicearth.org/subjects/biology/)
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 2. Alternative Ordnungsprinzipien
Facettenklassifikation
Experiment:
Bitte notieren Sie das Beispiel, das Ihnen jeweils zuerst in den Sinn kommt
für
Blume
Märchen
Transportmittel
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 2. Alternative Ordnungsprinzipien : Basic Concepts
Facettenklassifikation
Die Phsychologin Eleanor Rosh hat in den 1970er Jahren viele Experimente
durchgeführt, um herauszufinden, wie Menschen kategorisieren.
Zwei Haupterkenntnisse:
 abhängig von Kultur und Lebensalter existieren sogenannte „basic level“
categories die Menschen spontan zur Kategorisierung nutzen.
wenn Testpersonen ein Bild von einem Küchenstuhl gezeigt wird, benennen sie
dieses als Stuhl und nicht als Möbel oder Küchenstuhl
 bestimmte Mitglieder einer Kategorie werden von den Testpersonen als
typischer für diese Kategorie betrachtet als andere.
Rot ist eine typischere Farbe als rosa
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 2. Alternative Ordnungsprinzipien : Familienähnlichkeiten
Facettenklassifikation
Aus den „philosophical investigations“ des Philosophen Ludwig Wittgenstein
wird häufig das Beispiel der Familienähnlichkeiten angeführt.
Zwei Haupterkenntnisse:
 In der Wirklichkeit sind die Übergänge zwischen Klassen fließend und die
Merkmalsstrukturen überschneiden sich – die Unterschiede sind erkennbar,
aber unscharf
Wittgenstein demonstriert diese These mit dem Versuch eine Definition für Spiele
zu entwickeln.
Klassen lassen sich manchmal besser durch Prototypen als durch eine
klare definitorische Abgrenzung der Merkmale beschreiben
High Noon ist ein prototypischer Western
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 Strukturieren
Strukturieren
Die Struktur einer Site ist dadurch bestimmt, in welcher Beziehung
Informationen zueinander stehen:
Eingangsseite
Registrieren
Login
Home
a
b
Abb.1 lineare Struktur
H ome
Inhalt
c
A
B
Abb. 2 Flache Hierarchie
a
b
Abb. 3 Tiefe Hierarchie
Farbe: gelb
Rand: ohne
Form: Rechteck
Abb. 4 Hypertext/Netz
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Abb. 5 Facettenstruktur
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 Strukturieren
Strukturieren
Die richtige Struktur für eine
Aufgabe finden
 Für welche Aufgabe würden Sie eine lineare Struktur wählen?
 Für welche Aufgaben würden Sie eine flache Hierarchie wählen?
 Für welche Aufgaben würden Sie eine tiefe Hierarchie wählen?
 Für welche Aufgaben würden Sie eine Hypertextstruktur wählen?
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 Quellen und weiterführende Ressourcen
Quellen / Ressourcen
Kalbach, James: Designing Web Navigation. Sebastopol, CA: O'Reilly & Associates,2007, S. 210232
Rosenfeld, Louis Rosenfeld und Peter Morville: Information Architecture for the World Wide Web.
Sebastopol, CA: O'Reilly & Associates, 1998, S. 22-46
Shiple, John: Information Architecture Tutorial
http://webmonkey.wired.com/webmonkey/design/site_building/tutorials/tutorial1.html einführender Elearningkurs
Spiteri, A.: A simplified Model for Facet Analysis:
http://iainstitute.org/en/learn/research/a_simplified_model_for_facet_analysis.php
DIN 32 705: Klassifikationssysteme : Erstellung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen,
Stand: Januar 1987 (Grundprinzipien sind auch noch in der digitalen Welt sinnvoll)
Weiterführende Links:
The Information Architecture Institute
http://iainstitute.org/en/
University of Minnesota: Web Design References
http://www.d.umn.edu/itss/support/Training/Online/webdesign/architecture.html
Semesterapparat Spree: IWS WM 1–3: Informationssysteme und -dienstleistungen
http://semapp.bbt.haw-hamburg.de/index.php
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Seminar I-Prax: Inhaltserschließung visueller Medien, 5.10.2004
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