Vortrag Bispinck (ppt-Datei)

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Arbeitstagung „Prekäre Arbeit“
Ursachen – Folgen – Handlungsmöglichkeiten
Berlin, 18. und 19. September 2008
Prekäre Arbeit:
Probleme und
Herausforderungen der
Tarifpolitik
Dr. Reinhard Bispinck
WSI
Inhalt
 Prekäre Arbeit – worum geht es?
 Risiken und Nebenwirkungen
 Bestandsaufnahme des tariflichen
Regelungsbestandes
 Perspektiven
WSI
Prekäre Arbeit – worum geht es?

Minijobs

Teilzeitarbeit mit geringer Stundenzahl

befristete Arbeitsverträge

Leiharbeit

Freelancer/Selbständige/Werkverträge

PraktikantInnen

Armuts- und Niedriglöhner

Gering Qualifizierte
WSI
Risiken und Nebenwirkungen
Unmittelbare Risiken:

Beschäftigungsverhältnis
 Dauer, Sicherheit

Einkommen
 Höhe, Stetigkeit
 Diskriminierung

Arbeitszeit
 Dauer und Lage
 Flexibilität, Planbarkeit

Berufsverlauf, Aufstiegsmöglichkeit
Nebenwirkungen:

Erosion von Tarifstandards

Spaltung von Belegschaften
WSI
Tarifvertragliche
Regelungsdimensionen
 Generelle Begrenzung prekärer
Arbeitsverhältnisse
 Bessere Ausgestaltung der
Arbeitsverhältnisse
 Spezielle Tarifverträge für bestimmte
Problembereiche/-gruppen
 Tarifpolitik im Niedriglohnbereich
WSI
Geltungsbereich der Tarifverträge
In der Regel nicht eingeschlossen:
 Leiharbeiter
 Freelancer
 Werkauftragnehmer
WSI
Geltungsbereich II
Ausschluss einzelner AN-Gruppen:
Privates Bankgewerbe
persönlich:

für alle überwiegend im Bankgeschäft tätigen
Arbeitnehmer einschließlich der Auszubildenden.
Der Tarifvertrag findet keine Anwendung auf:

das Reinigungspersonal

Aushilfskräfte ohne einschlägige Berufserfahrung mit
einer Beschäftigungsdauer bis zu 2 Monaten.
WSI
Begrenzung prekärer
Arbeitsverhältnisse
 weitgehend Fehlanzeige
 Regelungen zu befristeter
Beschäftigung
 (betriebliche) Regelungen zur
Begrenzung des Leiharbeiteranteils
WSI
Befristete Beschäftigung
TV-L
„Beschäftigte mit einem befristeten Arbeitsvertrag … sind bei
der Besetzung von Dauerarbeitsplätzen bevorzugt zu
berücksichtigen, wenn die sachlichen und persönlichen
Voraussetzungen erfüllt sind.“
WSI
Bessere Ausgestaltung der
Arbeitsverhältnisse
Vergütung
 in der Regel analog/anteilig wie regulär
Beschäftigte
 spezielle Vergütung (z.B. Praktikanten)
WSI
Vergütung
Land- und Forstwirtschaft Bayern
§ 3 Vergütung für Praktikanten
Die Praktikantenvergütungen sind Bruttovergütungen
und betragen monatlich
 für Praktikanten ohne einschlägige fachpraktische
Vorkenntnisse
471,-- €
 für Praktikanten mit einschlägigen fachpraktischen
Vorkenntnissen
607,-- €
Persönliche Steuern und die gesetzlichen
Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung trägt der
Praktikant.
WSI
Bessere Ausgestaltung der
Arbeitsverhältnisse
 Arbeitszeit
 i.d.R. keine spezielle Regelungen
 besondere Regelungen zur Teilzeitarbeit
WSI
Teilzeit I
WSI
MTV Einzelhandel NRW
„Die Arbeitszeit soll wöchentlich mindestens 20 Stunden
und am Tag mindestens vier Stunden betragen und auf
höchstens fünf Tage pro Woche verteilt werden.“
„Hiervon kann abgewichen werden, wenn der
Arbeitnehmer dies wünscht oder betriebliche Belange
(…) dies erfordern.“
Teilzeit II
MTV Einzelhandel NRW
„Der Arbeitgeber soll bei der Besetzung von
Vollzeitarbeitsplätzen entsprechend im Betrieb beschäftigte
Teilzeitarbeitnehmer, die den Wunsch haben, in Vollzeit zu
arbeiten, mit Vorrang berücksichtigen, soweit betriebliche
Belange nicht entgegen stehen.“
WSI
Bessere Ausgestaltung der
Arbeitsverhältnisse
 Qualifizierung
 weitgehend Fehlanzeige
 Druckindustrie: Berücksichtigung gering
Qualifizierter
WSI
Qualifizierung
Fortbildungstarifvertrag Druckindustrie
§ 8 Erwachsenengerechte Erstausbildung, Umschulung
„Arbeitgeber und Betriebsrat haben jährlich die
betrieblichen Möglichkeiten zu beraten,
Arbeitnehmer/innen ohne Berufsausbildung oder ohne
einschlägige Berufsausbildung in einem anerkannten
Ausbildungsberuf der Druckindustrie auszubilden.“
WSI
Spezielle Tarifverträge für bestimmte
Problembereiche/-gruppen
 Zeitungszusteller
 Studentische Beschäftigte
 Leiharbeiter
WSI
Leiharbeit/Zeitarbeit
 DGB-Tarifgemeinschaft
 BZA, iGZ, Firmen-TVe
 Tarifgemeinschaft CGZP
 AMP, Haustarifverträge
 Spezielle TVe zur brancheninternen
Arbeitnehmerüberlassung
 z.B. Metallindustrie, Metallhandwerk,
Verkehr, Dienstleistungssektor
WSI
Unterste Tarifgruppe: Euro/Stunde
Leiharbeit und andere Bereiche
WSI
1) Abgesenkter Tariflohn in den ersten 6 Monaten gem. Tarifvertrag
Quelle: WSI-Tarifarchiv - Stand: August 2008
Leiharbeit/Zeitarbeit
„Equal Pay“ durch Zusatztarifverträge:
 Audi – TVe mit Adecco u.a.
 BMW: TVe mit 16 Leiharbeitsfirmen
WSI
Wie weit reichen Tarifverträge überhaupt ?
 Rückläufige Tarifbindung
 Differenzierung
 Dezentralisierung
WSI
Tarifbindung Beschäftigte 2007
WSI
Branchen-TV
Firmen-TV
37
kein TV
41
47
56
7
13
Ost
West
Tarifbindung Betriebe 2007
WSI
20
Branchen-TV
36
Firmen-TV
4
kein TV
Branchen-TV
Firmen-TV
kein TV
61
76
3
Ost
West
Allgemeinverbindlicherklärung
 Geringe Nutzung des Instruments
 Nur wenige Bereiche in einzelnen
Regionen mit allgemeinverbindlichen
Löhnen:
 Bewachung
 Friseure
 Hotel und Gaststätten
 Blockadehaltung der Arbeitgeber
WSI
AVE-Zahl geht drastisch zurück
WSI
- Ursprungstarifverträge absolut und in % der
Ursprungstarifverträge insgesamt -
400
350
300
408 407 398 402 405
7
378
333
5,4
5,1
4,8
347
6
330
298
4,7
4,5
280 286
5
262
4,1
250
3,8
200
3,5
100
4
3,2
2,9
150
249 242
232 234
%
450
3
2,6
2,5
2,2
2,0
1,8
2
1,5
1,5
1
50
0
0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Daten jew eils zum Stichtag 1.1.
Quelle: BMA-Tarifregister, Berechnungen des WSI
Arbeitnehmer-Entsendegesetz
Bislang:
 Bauhauptgewerbe
Beantragt:
 Maler und Lackierer

 Abbruchgewerbe

 Dachdecker

 Gebäudereinigung


 Elektrohandwerk

 Briefdienste


Leih-/Zeitarbeit
Industrielle textile
Dienste
Entsorgungswirtschaft
Bewachungsgewerbe
Pflegedienste
(Altenpflege)
Weiterbildung
Private Forstwirtschaft
Bergbauspezialarbeiten
WSI
Probleme beim Entsendegesetz

Tarifbindung von 50 % nicht überall gegeben

fehlende bundesweit flächendeckende
Tarifvereinbarungen

Verallgemeinerung niedriger Tariflöhne keine
Problemlösung
WSI
Niedrige Tariflöhne in Euro/Stunde
(jeweils unterste Tarifgruppe)
WSI
Bilanz
 Prekäre Arbeit kein zentraler Bereich
der gewerkschaftlichen Tarifpolitik
 Flickenteppich unterschiedlicher
Regelungen mit großen Löchern
 Aktuelle Schwerpunkte „Niedriglöhne“
und „Leiharbeit“
WSI
Anforderungen und Perspektiven
der Tarifpolitik

Systematische Bestandsaufnahme tariflicher
Regelungen

Branchenspezifische Entwicklung konkreter
Tarifforderungen








Begrenzung (Konditionierung, Quotierung?)
Mindestanforderungen an das Beschäftigungsverhältnis
Vergütung, Equal pay
Arbeitszeit
Qualifizierung
Beteiligungsrechte der prekär Beschäftigten
Informations- u. Mitbestimmungsrechte des BR
Stabilisierung des Tarifsystems

Gewerkschaftsübergreifende Kampagne gegen
prekäre Arbeit

Grenzen der Tarifpolitik – Forderungen an den
Gesetzgeber
WSI
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
www.tarifvertrag.de
WSI
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