2. Lerntheorien und Lernende Organisation

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Humankapitalsystem I
Verhaltensökonomie
Lerntheorien & Lernende Organisation
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
1
Lernziele
§  Was ist Lernen?
§  Wie und warum beeinflusst Lernen das Verhalten?
§  Welche klassischen Lerntheorien gibt es?
§  Warum ist Lernen wichtig für Organisationen?
§  Was ist eine Lernende Organisation?
§  Wie kann Lernen in Organisationen etabliert und weiterentwickelt werden?
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2
Agenda
• 
Lernen
• 
Was ist Lernen?
• 
Einführung in die Lernpsychologie
• 
Lerntheorien
• 
• 
Klassische Konditionierung
• 
Instrumentelle Konditionierung
• 
Operante Konditionierung
• 
Lernen am Modell
Lernende Organisation
• 
Modell des organisationalen Lernens
• 
Instrumente der Personalentwicklung
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3
Lernen
?
Warum widmet sich die Forschung
dem Thema „Lernen“?
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4
Lernen
?
Warum widmet sich die Forschung dem Thema „Lernen“?
Um zu verstehen,
§  …wie Lernen das Verhalten von Menschen beeinflussen/verändern kann
§  …welche Formen des Lernens es gibt und wie Lernen funktioniert
§  …wie Lernsituationen und -umgebungen optimiert werden können
§  …wie Lernaktivitäten evaluiert werden können
§  …wie Lerntransfer und dauerhafter Lernerfolg erreicht werden können
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5
Was ist Lernen?
!
!
!
Lernen ist das Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von
Informationen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess
(Schilling, 1997).
Lernen bezeichnet eine dauerhafte Veränderung von Mechanismen des
Verhaltens, an der spezifische Reize und Reaktionen beteiligt sind,
aufgrund früherer Erfahrungen mit diesen Reizen und / oder Reaktionen
(Domjan, 2003).
Lernen bezeichnet den Erwerb motorischer Fertigkeiten (Gehen,
Schwimmen, Schreibmaschine-Schreiben usw.) und die Aneignung
von kognitiven und sprachlichen Leistungen (Wissen, Einsichten usw.)
wie auch die Übernahme von Gefühlseinstellungen, Motivation
Wertmaßstäben und Rollenmustern. Das all diesen Lernprozessen
gemeinsame ist darin zu verstehen, dass es sich ... jeweils um eine
Entstehung oder Veränderung von Verhaltensweisen, d.h. die
Veränderung des Verhaltensrepertoires des Individuums handelt
(Zdarzil, 1972).
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6
Was ist Lernen?
LERNEN
VERHALTEN
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7
Was ist Lernen?
!
Lernen bezeichnet eine dauerhafte Veränderung von Mechanismen
des Verhaltens, an der spezifische Reize und Reaktionen beteiligt sind,
aufgrund früherer Erfahrungen mit diesen Reizen und/oder Reaktionen
(Domjan, 2003).
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Was ist Lernen?
Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz)
§  Lernen lässt sich nur dann beobachten, wenn sich ein Verhalten ändert
§  doch ist der Umkehrschluss – wenn eine Verhaltensänderung stattfindet, dann ist
gelernt worden – unzulässig
§  denn die Änderung (Ausführung oder Nichtausführung) von Verhalten (z. B. „Ich
springe in den Pool.“) wird durch viele Faktoren, und nicht nur durch Lernen
bestimmt:
§  situative Gegebenheiten (z. B. „Ist Wasser im Pool?“)
§  Motivation (z. B. „Habe ich Lust in den Pool zu springen?“)
§  sensorische und motorische Fähigkeiten (z. B. „Bin ich in der Lage vom Rand in
den Pool zu springen?“)
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Was ist Lernen?
Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz)
§  Also kann Lernen auch stattfinden, ohne, dass sich das Verhalten ändert (z. B. lernt
ein Kind als Beifahrer viel über das Autofahren, ohne dass es selbst anfängt zu
fahren)
§  Andererseits: Die Veränderung von Verhalten kann neben Lernen noch andere
Gründe haben, z. B.:
§  Reaktionsabfall durch Ermüdung
§  Physiologische Veränderungen durch Medikamente oder Hormonschwankungen
§  Motivationale Veränderungen, z. B. Hunger, Durst usw.
§  Biologische Reifung (z. B. Blasenkontrolle eines Kindes)
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Was ist Lernen?
Mechanismen des Verhaltens und Verhalten (Performanz)
Fazit:
§  Lernen muss nicht zwangsläufig zu einer Verhaltensänderung führen
§  Eine Verhaltensänderung kann nicht zwangsläufig auf Lernen zurückgeführt werden
§  Trotzdem besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Lernen und Verhalten
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Einführung in die Lernpsychologie
Historische Einbettung der Lernpsychologie
Die ersten theoretischen Überlegungen zum Thema „Lernen“
wurzeln in der Philosophie von René Descartes (1596–1650).
Zuvor wurde allgemein angenommen, dass das menschliche
Verhalten gänzlich durch das Bewusstsein und den freien Willen
gesteuert werden würde (und nicht durch externe Stimuli).
Descartes bemerkte jedoch, dass viele menschliche Handlungen
automatische Reaktionen auf externe Reize sind und formulierte
daher den Dualismus.
Der Dualismus differenziert zwischen Körper und Geist.
Bezogen auf Verhalten unterscheidet er:
§  unwillkürliches/unbewusstes Verhalten: Reflexe (äußere Reize lösen automatisch
eine Reaktion aus)
§  willkürliches/bewusstes Verhalten: Handlungen (rein geistig gesteuert)
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Einführung in die Lernpsychologie
Dualismus nach Descartes
§  Leitung der äußeren Reize zum Gehirn und Übertragung der Information vom Gehirn
zur Muskulatur erfolgt über ein und dieselbe Nervenbahn
§  Erklärung für die Schnelligkeit mancher Reaktionen (z.B. das schnelle Zurückziehen
der Hand von einer heißen Herdplatte
§  Geist/Seele ist nach Descartes über die Zirbeldrüse mit dem Gehirn bzw. dem Körper
verbunden à Initiierung willkürlicher Handlungen
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Einführung in die Lernpsychologie
Philosophische Ansätze
§  Nativismus: Descartes und einige andere Philosophen waren der
Ansicht, dass einige Geistesinhalte über Sinneserfahrungen vermittelt
würden, andere jedoch (z.B. der Glaube an Gott, das Selbstkonzept)
angeboren und von allen Menschen geteilt wären.
§  Empirismus: erstmals vertreten von John Locke (1632–1704) nimmt
an, dass der Mensch bei seiner Geburt noch keinerlei „Ideen“ besitzt
(tabula rasa), sondern seinen Geist erst später durch Erfahrungen
(=Empirie) und Informationen bildet.
§  Hedonismus: Thomas Hobbes (1588–1679) akzeptierte Descartes
Unterscheidung zwischen willkürlichem und unwillkürlichem Verhalten,
teilte jedoch nicht dessen Meinung, dass geistige Vorgänge bzw.
willkürliches Handeln unvorhersagbar und regellos ablaufen würden.
Er ging davon aus, dass willkürliches Verhalten von Hedonismus
(Erlangen von Zufriedenheit/Vermeidung von Schmerz bzw.
Unzufriedenheit) geleitet sei.
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Lerntheorien
Klassische Konditionierung
Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie
Am 14. September 1849 wurde Ivan Petrowitsch Pawlow als
erstes von 11 Kindern auf einem altrussischen Bauernhof
geboren. Seine Kindheit war hart und arbeitsreich. Mit 7 Jahren
stürzte er eine Treppe hinunter und zog sich eine schwere
Kopfverletzung zu, die ihn 4 Jahre daran hinderte, die Schule
zu besuchen und jegliche geistige Arbeit auszuführen.
Mit 11 Jahren wurde er auf ein theologisches Seminar
geschickt, um Priester zu werden. In diesem Seminar hatte
Pawlow Zugang zu fortschrittlicher Literatur, die sein Interesse
für die Wissenschaft weckte. Bald verdrängte sein
wissenschaftliches Interesse seine religiöse Laufbahn und
1870 schrieb sich Pawlow als Physikstudent an der Universität
in Petersburg ein. Nach kurzer Zeit wechselte er zur
Physiologie, die er mit der Goldmedaille der Universität
abschloss.
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Lerntheorien
Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie
Die nächsten 8 Jahre widmete Pawlow medizinischen Studien, die er im
Forschungslabor des Veterinärinstitutes in Petersburg durchführte. Da der Zar und der
Hochadel den wissenschaftlichen Forschungen kaum Interesse entgegenbrachten,
wurden die Wissenschaftler entsprechend gering entlohnt. So mußte Pawlow alle Kosten
für seine Versuche von seinem mageren Einkommen bestreiten, so dass er kaum Geld
für seine Miete übrig hatte. Er schlief im Labor und aß nur dann etwas wenn es
unumgänglich war.
1880 heiratete Pawlow, lebte aber weiterhin in seinem Labor, während seine Frau bei
seinem Bruder wohnte. Pawlow
promovierte 1883 und erhielt
gleichzeitig den Titel „Professor".
Die nächsten Jahre verbrachte
Pawlow an der Universität Leipzig,
bevor er 1885 nach Russland
zurückkehrte, um seine Forschungen
über Blutkreislauf und Verdauungssystem fortzusetzen. 1887 wurde
sein erstes Buch veröffentlicht.
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Lerntheorien
Ivan P. Pawlow – Vater der Verhaltenspsychologie
Als Anerkennung für seine Forschungsarbeiten wurde ihm 1904 der „Nobelpreis für
Physiologie und Medizin" verliehen. Seine experimentellen Arbeiten musste er während des
ersten Weltkrieges und der Revolution von 1917 einschränken, er konnte aber dennoch
Forschungsvorhaben realisieren. Teilweise arbeitete er dann im Licht hölzerner Fackeln und
in Mantel, Mütze und Stiefel gehüllt weiter. Es war zeitweise so kalt im Labor, dass ihm die
Versuchstiere erfroren sind. Zwischen 1896 und 1921 veröffentlichte Pawlow vierzig Bücher
über Psychologie, Physiologie und Psychiatrie, die noch heute als maßgebend zitiert
werden.
Im Alter von 87 Jahren starb Pawlow 1936 als der berühmteste Physiologe seiner Zeit.
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Lerntheorien
?
Vor der
Konditionierung
Während der
Konditionierung
CS (NS)
UCS
UCS
UCR
UCR
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Nach der
Konditionierung
CS
CR
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Lerntheorien
Klassische Konditionierung
§  unconditioned stimulus (UCS)
= unbedinger Reiz:
à Reiz, der eine bestimmte physiologische Reaktion induziert
§  unconditioned response (UCR)
= unbedingte Reaktion:
à auf den UCS folgende
physiologische Reaktion
§  conditioned stimulus (CS)
= bedingter Reiz:
à sensorischer Reiz, für den
Empfänger wahrnehmbar,
aber zunächst bedeutungslos
§  conditioned response (CR)
= bedingte Reaktion:
à physiologische Reaktion auf
den CS (nach vorangegangener,
mehrmaliger CS-UCS Paarung)
http://www.youtube.com/watch?v=CpoLxEN54ho
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Lerntheorien
Klassische Konditionierung
§  „bedingt“ = „ konditioniert“
§  Ein unkonditionierter Reiz führt ohne besondere
Bedingung zu einer Reaktion (= unkonditionierte
Reaktion)
§  Ein neutraler Reiz führt erst nach erfolgreicher
Konditionierung zu einer Reaktion (= konditionierte
Reaktion)
à  Nach erfolgreicher Konditionierung führt ein vorher
neutraler Reiz (jetzt konditionierter Reiz) zu einer
Reaktion, die vorher nur durch einen
unkonditionierten Reiz ausgelöst wurde
à  Ein neuer Auslösereiz wurde in einen bestehenden
Reflexbogen eingeschleust
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Lerntheorien
?
Klassische Konditionierung im Alltag
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Lerntheorien
Klassische Konditionierung
Die Effizienz eines Konditionierungsprozesses hängt ab von
§  der Kontingenz (zeitliche Nähe) von CS und US
§  der Vorhersagbarkeit des US durch den CS (Signaleigenschaft)
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Lerntheorien
Instrumentelle Konditionierung
§  Klassische Konditionierung:
§  Reiz (Verstärker) à Verhalten
§  Organismus hat keinen Einfluss auf die Präsentation der Reize
§  Instrumentelle Konditionierung:
§  Verhalten à Reiz (Verstärker)
§  Verhalten wird aufgrund erwarteter (zuvor erfahrener) Konsequenzen
ausgeführt
§  Verhalten ist ziel- oder zweckgerichtet
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≠
Lerntheorien
Klassische Konditionierung
Instrumentelle Konditionierung
Behavioristische Lerntheorie, die
besagt, dass einem natürlichen,
meist angeborenen,
sogenannten unbedingten
Reflex durch Lernen ein neuer,
bedingter Reflex hinzugefügt
werden kann
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Paradigma der behavioristischen
Lernpsychologie; das Erlernen von
Reiz-Reaktions-Mustern (StimulusResponse) aus ursprünglich
spontanem Verhalten; Die
Häufigkeit eines Verhaltens wird
durch seine angenehmen
(appetitiven) oder unangenehmen
(aversiven) Konsequenzen
nachhaltig verändert. In der
Alltagssprache ist das „Lernen am
Erfolg“ oder „Lernen durch
Belohnung/Bestrafung“.
24
Lerntheorien
Instrumentelle Konditionierung
§  Die systematische theoretische und experimentelle
Untersuchung des instrumentellen Konditionierens geht
zurück auf Edward Lee Thorndike (1874-1949). Er
untersuchte mit verschiedenen „Problemkäfigen“ Intelligenz
bei Tieren.
§  Hungrige Katzen, Hunde oder Hühner wurden jeweils in
einen Problemkäfig gesetzt und außerhalb des Käfigs
wurde sichtbar für die Tiere Futter platziert.
§  Die Aufgabe der Tiere bestand darin, zu lernen, wie sie aus
den Käfigen und an das Futter gelangen können (z.B. an
einem Ring ziehen, einen Haken öffnen oder ein Pedal
treten).
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Lerntheorien
Instrumentelle Konditionierung
Eine durchschnittliche Katze benötigte zur Öffnung der Box bei einer einfachen „puzzle
box“ anfangs 160 Sekunden, wurde jedoch immer schneller und benötigte nach 24
Versuchen nur noch 7 Sekunden.
http://www.youtube.com/watch?v=BDujDOLre-8
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Lerntheorien
Instrumentelle Konditionierung
Auf der Basis seiner Forschungsergebnisse formulierte Thorndike das Effekt-Gesetz
Law of effect:
§  wird eine Reaktion in der Gegenwart eines Reizes von einer befriedigenden
Konsequenz gefolgt, so wird die Reiz-Reaktions-Verbindung gestärkt
§  wird eine Reaktion in der Gegenwart eines Reizes von einer unangenehmen
Konsequenz gefolgt, so wird die Reiz-Reaktions-Verbindung geschwächt
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Lerntheorien
Operante Konditionierung
§  Burrhus Frederic Skinner (1904 - 1990) war ein USamerikanischer Psychologe und der prominenteste Vertreter
des Behaviorismus in den USA.
§  Skinner setzte die grundlegende Arbeit von Edward Lee
Thorndike fort und prägte den Begriff der „operanten
Konditionierung“ in Abgrenzung zur „klassischen
Konditionierung“.
§  Beim operanten Konditionieren wird „neues“ Verhalten
gelernt: die einzelnen Komponenten der Reaktion befinden
sich zwar schon im Verhaltensrepertoire des Organismus, die
richtige bzw. neue Abfolge muss jedoch noch gelernt werden.
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≠
Lerntheorien
Klassische
Bereits im Verhaltensrepertoire vorhandenes Verhalten
tritt in neuen Situationen auf.
Konditionierung
Instrumentelle
Konditionierung
Operante
Konditionierung
Die Auftretenswahrscheinlichkeit von zielgerichtetem
Verhalten, dass zumindest in Teilen im Repertoire des
Organismus schon vorhanden ist, verändert sich.
Beliebiges spontanes Verhalten, das vom Organismus
auch unbeabsichtigt oder rein zufällig gezeigt werden
kann, wird in „neues“ Verhalten überführt.
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Lerntheorien
Operante Konditionierung
§  In den typischen Skinner-Boxen müssen
z.B. Ratten einen Hebel drücken, damit sie
eine Futterpille erhalten.
§  Ob sie den Hebel mit der rechten oder der
linken Vorderpfote oder mit der Schnauze
drücken ist unerheblich –entscheidend ist,
dass sie den Hebel so weit bewegen, dass
ein Kontakt geschlossen wird (woraufhin
sie eine Futterpille erhalten).
§  Dazu muss ein „neues“ Verhalten gelernt
werden: die einzelnen Komponenten der
Reaktion befinden sich zwar schon im
Verhaltensrepertoire der Ratte, die richtige
bzw. neue Abfolge muss jedoch noch
gelernt werden.
http://www.youtube.com/watch?v=vGazyH6fQQ4
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Lerntheorien
Operante Konditionierung
Um eine „naive“ Ratte dazu zu bekommen, dass sie einen Hebel drückt, sind daher vor
der eigentlichen Konditionierung zwei Schritte erforderlich:
§  Magazin-Training
§  die Tiere lernen anhand eines Geräusches, wann eine Futterpille im Spender
(Magazin) ist
§  so wird die Aufmerksamkeit der Tiere erregt, auch wenn sie bei der
Futterdarbietung gerade wegsehen
§  Shaping (Verhaltensausformung)
§  ausgehend von der Variabilität des Verhaltens eines Organismus, werden
bestimmte Verhaltensweisen verstärkt, so dass das gewünschte Verhalten Stück
für Stück gelernt wird
§  z.B. anfangs immer Darbietung von Futterpillen, wenn sich die Ratte aufrichtet,
dann nur noch Futterpillen, wenn sie sich in der Nähe des Hebels aufrichtet usw.
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Lerntheorien
Positive Verstärkung
§  auf ein bestimmtes Verhalten folgt ein angenehmes Ereignis
§  die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens erhöht sich
(Positive) Bestrafung
§  auf ein bestimmtes Verhalten folgt ein unangenehmes Ereignis
§  die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens verringert sich
Negative Verstärkung
§  ein bestimmtes Verhalten beendet bzw. verhindert ein unangenehmes Ereignis
§  die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens erhöht sich
Omissionstraining/negative Bestrafung
§  ein bestimmtes Verhalten beendet bzw. verhindert ein angenehmes Ereignis
§  die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens verringert sich
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Lerntheorien
?
Instrumentelle / Operante Konditionierung im Alltag
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Lerntheorien
!
Beim Lernen am Modell erwerben Individuen neue und komplexere
Verhaltensweisen, indem sie beobachten, wie ein anderer Mensch (d.h.
ein Modell) dieses Verhalten zeigt und welche Konsequenzen es nach
sich zieht (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002).
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Lerntheorien
Modelllernen
§  Nach Albert Bandura ist das Modelllernen ein Lernprinzip, das
gleichbedeutend mit der klassischen (Pawlow) und der operanten
(Skinner) Konditionierung ist .
§  Durch das Lernen am Modell ist der Mensch in der Lage, sich
auch komplexe soziale Handlungen anzueignen.
§  Der Mensch wird hierbei von einem Modell beeinflusst. Dieses
Modell kann sowohl eine konkrete Person als auch beispielsweise
ein Buch oder ein Person in einem Film sein.
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Lerntheorien
Bandura unterscheidet folgende Phasen Modelllernens:
§  Aneignungsphase (Akquisition)
§  Aufmerksamkeitszuwendung (attention), abhängig von
§  Qualität der Beziehung ( Modell ↔ Beobachter)
§  Persönlichkeitsmerkmale des Beobachters
§  Persönlichkeitsmerkmale des Modells
§  Situationsbedingungen (Familie, Peergroup, soziales Umfeld)
§  Behaltensphase (retention)
§  Abspeicherung
des Beobachteten
im Gedächtnis
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36
Lerntheorien
Modelllernen
§  Motorische Reproduktionsphase
(production)
§  Ausführung der erlernten
Verhaltensweise
§  Verstärkungs- und Motivationsphase
(motivation)
§  Ein Verhalten wird nur dann zur
Ausführung durch den Beobachter
gelangen, wenn es für ihn sinnvoll
erscheint.
§  Die Ausführung ist also abhängig
von den antizipierten Erwartungen
des Beobachters, die dieser an das
Verhalten knüpft.
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
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Lernerfolgskontrolle Lerntheorien
§  Wie funktioniert die klassische Konditionierung? Welche Komponenten
beinhaltet sie?
§  Was besagt das Effekt-Gesetz nach Thorndike?
§  Wie unterscheiden sich klassische, instrumentelle und operante Konditionierung?
§  Welche Formen der Verstärkung kennen Sie und wie funktionieren sie?
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
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Lernende Organisation
Die Fähigkeit einer Organisation zu
lernen und das Gelernte schnell in
Taten umzusetzen, ist der
ultimative Wettbewerbsvorteil.
Jack Welch, ehem. CEO General
Electric (1981-2001)
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39
Lernende Organisation
?
Was zeichnet eine lernende Organisation aus?
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
40
Lernende Organisation
Ziele:
§  ständige Vergrößerung des Lern- und Wissenspotentials der
Mitarbeiter (und damit der gesamten Organisation),
§  um die Zufriedenheit, die Selbständigkeit, das Engagement und das
Commitment der Mitarbeiter zu erhöhen,
§  um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern,
§  eine schnellere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen und neue
Anforderungen zu ermöglichen
§  und damit einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
41
Lernende Organisation
Merkmale:
§  kontinuierliche Weiterentwicklung auf allen Ebenen
§  systematische Weiterentwicklung der Lernkultur
§  die Unternehmenskultur ist gekennzeichnet durch Unkompliziertheit,
Offenheit, Lösungsorientierung, Ausdauer und eine positive
Fehlerkultur
§  ergebnis-, prozess- und mitarbeiterorientierte Führung
§  zielführende Kommunikation auf Sach- und Beziehungsebene,
effektives Feedbackverhalten
§  Reflexion und Selbsterkundung: die eigenen Maxime und Devisen
werden ständig hinterfragt
§  Team- und Gruppeneffizienz durch selbststeuernde leistungsfähige
Teams
§  hohe Mitarbeiterkompetenz in Problemlösung, Selbstorganisation,
Kommunikation und Lernbereitschaft und -fähigkeit
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
erwünschtes
Ergebnis
Lernprozesse
Rahmenbedingungen*
Handlungen
Ergebnisse
mangelhaftes
Ergebnis
Single-Loop-Learning
Double-Loop-Learning
Deutero-Learning
* Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards…
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Lernprozesse
Rahmenbedingungen*
Handlungen
Ergebnisse
mangelhaftes
Ergebnis
Single-Loop-Learning
* Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards…
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Single-Loop-Learning (Anpassungslernen)
§  Anpassung der Handlungen, die nicht zum erwünschten Ergebnis
führen
§  Keine Änderung der Rahmenbedingungen
à  Steigerung der Effizienz der Handlungen innerhalb der vorgegebenen
Rahmenbedingungen
à  „doing the things right“
à  Es werden bessere Ergebnisse erzielt, das vorhandene Repertoire an
Verhaltensweisen vergrößert sich dabei allerdings nicht.
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Single-Loop-Learning (Anpassungslernen)
Beispiele :
§  Ein Arbeiter in der Produktion muss pro Stunde 150 Teile anfertigen. Er
schafft aber nur 140 Stück. Daraufhin arbeitet er schneller, ohne seinen
Handlungsablauf zu verändern.
§  Das Top-Management eines Unternehmens merkt, dass der Umsatz
eingebrochen ist und die Planwerte für dieses Jahr kaum noch erreicht
werden können. Daraufhin werden die Werbeausgaben gesteigert, um den
Umsatz anzukurbeln.
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Lernprozesse
Rahmenbedingungen*
Handlungen
Ergebnisse
mangelhaftes
Ergebnis
Double-Loop-Learning
* Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards…
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Double-Loop-Learning (Veränderungslernen)
§  Reichen die bloßen Anpassungsmaßnahmen des Single-LoopLearning nicht aus, um die Ergebnisse zu verbessern, muss man
auch die Rahmenbedingungen überdenken und gegebenenfalls
verändern
à  „doing the right things“
à  Erweiterung des vorhandenen Handlungspotentials
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Double-Loop-Learning (Veränderungslernen)
Beispiele:
§  Da das schnellere Arbeiten nicht ausreicht, um die erforderlichen 150
Stück zu fertigen, versucht der Arbeiter im zweiten Schritt, die
Rahmenbedingungen zu verändern: Er verändert die Anordnung der
benötigten Werkzeuge und Materialien und fasst einzelne Handgriffe
zu einem zusammen.
§  Die vermehrte Werbung zeigt leider nicht die erhoffte Wirkung. In
diesem Fall stellt sich das Unternehmen die Frage, ob der hohe Preis
des Produkts noch angemessen ist. Obwohl man jahrelang eine
Hochpreispolitik verfolgt hat, senkt man nun die Preise.
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Lernprozesse
Rahmenbedingungen*
Handlungen
Ergebnisse
mangelhaftes
Ergebnis
Deutero-Learning
* Ziele, Strukturen, Verhaltensmuster, Normen, Standards…
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
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Lernende Organisation
Modell des organisationalen Lernens nach Argyris & Schön (1978)
Deutero-Learning („Das Lernen lernen“)
§  Problemlösungslernen, Prozesslernen
§  Analyse und Hinterfragen der bisherigen Lernvorgänge im
Unternehmen
à  Optimierung früherer Lernstrategien
à  Steigerung der Lernfähigkeit der Organisation
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Lernende Organisation
BEWERTUNG
Grundsätzlich muss jedes Unternehmen daran interessiert sein, die
Lernfähigkeit und das Wissenspotential seiner Mitarbeiter zu steigern: Dadurch
erhöht man nicht nur deren Wert (Humankapital bzw. Mitarbeiterwert),
sondern bleibt auch in einer sich schnell verändernden Umwelt innovativ und
konkurrenzfähig (vgl. „Halbwertszeit des Wissens“). Das Konzept der
lernenden Organisation stellt somit eigentlich nichts wirklich Neues dar.
Doch das eigentliche Problem dieses idealistischen Konzepts liegt in seiner
Umsetzung: Die lernende Organisation stellt sehr hohe Anforderungen an die
Lernmotivation und Lernfähigkeit der Mitarbeiter. Außerdem benötigen die
Führungskräfte eine große Motivationskraft, um das Konzept tatsächlich
überzeugend einzuführen und umzusetzen.
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Lernende Organisation
Raum-zeitliche Klassifikation von PE-Maßnahmen nach Conradi (1983)
PE-near-the-job
PE-into-the-job
PE-on-the-job
PE-out-of-thejob
PE-off-the-job
Kriterien:
PE-along-the-job
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• 
zeitliche
• 
inhaltliche
• 
räumliche
Nahe zum Arbeitsplatz
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Lernende Organisation
Bröckermann, R.; Müller-Vorbrüggen, M.: Handbuch Personalentwicklung, S.192
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Lernende Organisation
Instrumente der Personalentwicklung
1.  Instrumente der Ermittlung der Anforderungen des Unternehmens
2.  Instrumente der Ermittlung der Eignung der Mitarbeiter
3.  Instrumente der Gestaltung der Personalentwicklung
4.  Instrumente der Qualifikationsvermittlung
5.  Instrumente der Kontrolle
6.  Instrumente der Informationsverarbeitung
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Lernende Organisation
GRUPPENARBEIT!
Instrumente der Personalentwicklung
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Lernerfolgskontrolle Lernende Organisation
§  Was sind die Ziele und Merkmale einer Lernenden Organisation?
§  Erläutern Sie das Modell des organisationalen Lernens von Argyris & Schön.
§  Wie klassifiziert Conradi Personalentwicklungsmaßnahmen?
§  Welche Personalentwicklungsmaßnahmen kennen Sie? Wofür werden sie
eingesetzt? Was sind Vor- und Nachteile?
@ Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Lerntheorien/Lernende Organisationen
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