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Stichwort Überfischung
Wenn man von Überfischung spricht, unterscheidet der Fachmann zwischen zwei Arten der Über­
fischung, der Wachstums-Überfischung und der Rekrutierungs-Überfischung.
Bei der Wachstums-Überfischung werden die Tiere eines Bestandes im Schnitt bei einer Größe
gefangen, die kleiner ist als die Größe, bei der die Fischerei den maximalen nachhaltigen Ertrag
eines Jahrganges abfischen könnte. Die Tiere werden also zu früh in ihrem Lebenszyklus
gefangen. Würde ihnen etwas mehr Zeit zum Wachsen gegeben, so wäre der Ertrag zu einem
späteren Zeitpunkt größer. Dies ließe sich z.B. mit größeren Maschenweiten bewerkstelligen.
Diese Form der Überfischung ist relativ weit verbreitet, steht aber nicht in unmittelbarem
Zusammenhang mit einer Gefährdung des Bestandes, sondern ist aus Ertragssicht nicht optimal.
In der Öffentlichkeit kommt diese Unterscheidung meistens nicht an und Überfischung wird
häufig pauschal mit Gefahr von Bestandszusammenbrüchen assoziiert.
Bei der Rekrutierungs-Überfischung wird der Bestand so stark befischt, bis die Biomasse des
Elterntierbestandes so stark abnimmt, dass der Elterntierbestand nicht mehr genügend
Reproduktionskapazität besitzt, um die durch fischereiliche und natürliche Sterblichkeit auf­
tretenden Verluste wiederaufzufüllen. Diese Form der Überfischung ist direkt mit der Gefahr von
Bestandszusammenbrüchen assoziiert und zur Zeit leider auch noch in den europäischen
Gewässern anzutreffen.
Beim „World Summit on Sustainable Development“ (WSSD, Johannesburg, September 2002) hat
man sich geeinigt, die Bestände so weit wieder aufzubauen, dass ein maximaler Dauerertrag
(MSY) erwirtschaftet werden kann. Dies soll durch eine Senkung der fischereilichen Sterblichkeit
und durch technische Maßnahmen (größere Maschenweiten, selektiveres Fanggerät, Abbau der
Flottenkapazitäten) erreicht werden. Durch diese neue Definition gilt streng genommen jede
Fischerei, die nicht den maximalen Dauerertrag erzielt, bereits als überfischt (siehe Wachstums­
überfischung).
Wenn allgemein von Überfischung gesprochen wird, wird meistens die Rekrutierungs-Über­
fischung gemeint. Es muss allerdings deutlich gemacht werden, dass eine Überfischung in der
Regel nicht mit einer fortschreitenden Ausrottung oder dem langsamen Aussterben einer Art
gleichzusetzen ist. Eine Art besteht meist aus vielen verschiedenen, unterschiedlich intensiv
genutzten Beständen. Es könnte passieren, dass sich ein Bestand durch Überfischung und
ungünstige Umwelteinflüsse stark verkleinert, dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Art in der
Gesamtheit vom Aussterben bedroht ist. Durch die meist hohe Fruchtbarkeit vieler mariner Nutz­
fischarten haben diese das Potenzial, ihre Population auch bei niedrigen Dichten unter sonst
günstigen Umweltbedingungen wieder aufzubauen.
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