Neutropenie Das Wichtigste ........................................................................................................................................................................ Definition Neutropenie und Risikoeinstufung .......................................................................................................................... Räumliche Massnahmen ......................................................................................................................................................... Personal Massnahmen ............................................................................................................................................................ Patient Massnahmen ............................................................................................................................................................... Reinigung/Desinfektion ........................................................................................................................................................... Prävention Legionellose .......................................................................................................................................................... Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 1 1 2 2 3 4 5 Guideline: Neutropenie 13.02.2017 Das Wichtigste Grundlage Patienten mit verminderter Granulozytenzahl haben ein erhöhtes Risiko, an Infektionen zu erkranken. In Abhängigkeit der Neutropeniedauer bzw. der Grundkrankheit und des Alters der Patienten ist das Risiko einer Infektion unterschiedlich ausgeprägt. Daher unterscheiden sich die entsprechenden zusätzlichen infektionspräventiven Massnahmen. Die wichtigsten hygienischen Massnahmen Unter Standardmassnahmen werden die im Folgenden beschriebenen Massnahmen im Umgang mit allen Patienten verstanden. Die Händedesinfektion, der Umgang mit Handschuhen, chirurgischer Maske, Schutzbrille und Überschürze wird im Rahmen der Standardmassnahmen und bei Kontaktisolationen gleich durchgeführt: ■ ■ ■ ■ Hygienische Händedesinfektion: Korrekte Durchführung der Händedesinfektion nach den 5 Indikationen der WHO Handschuhe: Bei Kontakt mit Körpersekret/-Flüssigkeit der Hände Chirurgische Maske/Schutzbrille: Bei Kontakt mit Körpersekret/-Flüssigkeit des Gesichts Überschürze: Bei Kontakt mit Körpersekret/-Flüssigkeit des Körpers/Arme Zusätzliche Massnahmen in Abhängigkeit vom Schweregrad der Neutropenie/Aplasie Neutropenie mässiges Risiko (Neutropenie 0.10.4G/l und erwartete Dauer der Aplasie <7 Tage) Massnahmen Neutropenie hohes Risiko (Neutropenie <0.1G/l und erwartete Dauer der Aplasie >7 Tage) Protektive Isolation Standardmassnahmen Protektive Isolation Bevorzugt Onkologie/Medizin, bzw. abhängig von Grunderkrankung • Hospitalisation im KSSG, in der Regel Abteilung 01 11 (Zimmer mit raumlufttechnischer Anlage) • Zimmerbeschriftung "Protektive Isolation" (Druck Türschild) Keine Maske FFP-2-(TB)-Maske Standardmassnahmen • Infektionen obere Atemwege: Arbeit nur in Rücksprache mit den Vorgesetzten und wenn ja: Tragen einer chirurgischen Maske • Herpes labialis aktiv: Tragen einer chirurgischen Maske Schnitt-/Trockenblumen/Pflanzen Erlaubt Nicht erlaubt Tägliche Reinigung/Desinfektion Reguläre Reinigung KSSG: Flächendesinfektion Abteilung 01 11 Zimmer Patient ausserhalb Zimmer Personal Definition Neutropenie und Risikoeinstufung Definitionen ■ Neutropenie: Verminderung der neutrophilen Granulozyten Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 1 Guideline: Neutropenie ■ 13.02.2017 Aplasie/Schwere Neutropenie: Absolute Neutrophilenzahl < 0.5G/l Einstufung individuelles Risiko Neutropenie mässiges Risiko Neutropenie hohes Risiko Einstufung • Neutropenie 0.1-0.4G/l • Erwartete Dauer der Aplasie <7 Tage • Neutropenie <0.1G/l • Erwartete Dauer der Aplasie >7 Tage Beispiele • Neutropenie nach medikamentöser Tumortherapie solider Tumore • Lymphome • Nicht-chemotherapiebedingte medikamentöse Agranulozytose • Aplasie in palliativen Situationen • Myelodysplasie • Induktionstherapie akute Leukämien oder Myelodysplastisches Syndrom • Schwere aplastische Anämien • Hochdosistherapien mit Stammzellretransfusionen Räumliche Massnahmen Neutropenie mässiges Risiko Neutropenie hohes Risiko Abteilung/Zimmer • Vorzugsweise onkologische oder medizinische Abteilung bzw. abhängig von Grunderkrankung • Vorzugsweise Einer- bis Zweierzimmer mit Patienten ohne akute Infektion • Im KSSG, Abteilung 01 11: Einer- oder Zweier-Zimmer (ausnahmsweise 4-Bett-Zimmer) mit ⚬ Toilette/Dusche ⚬ Raumlufttechnischer Filteranlage (Bedienung siehe "Handlungsanweisung KSSG”. ⚬ Ausnahmen: Z.B. palliative Situation, fehlende freie Betten (immer in Rücksprache mit behandelndem Ärzteteam) • Zimmerbeschriftung mit Schild „Protektive Isolation“ • Türe geschlossen halten Intensivstation Vorzugsweise Einer- oder Zweierzimmer (Zimmernachbar ohne akute Infektion) • Isolationszimmer MIPS bevorzugt, falls belegt: ⚬ MIPS 2-Bett-Zimmer ⚬ Zimmernachbar ohne akute Infektion Ambulatorium Notfallstation Standardmassnahmen, keine zusätzlichen Massnahmen • Möglichst rasche Verlegung im Falle eines stationären Aufenthalts Personal Massnahmen Neutropenie mässiges Risiko Allgemein Neutropenie hohes Risiko Standardmassnahmen Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 2 Guideline: Neutropenie 13.02.2017 Neutropenie mässiges Risiko Impfungen Neutropenie hohes Risiko Impfung/Immunität gegen MMR, Varizellen und jährliche Grippe-Impfung dringend empfohlen Infektion Obere Atemwege: Tragen einer chirurgischen Maske gemäss Standardmassnahmen • Obere Atemwege: Arbeitsaufnahme nur nach Rücksprache mit den Vorgesetzten und falls ja: Tragen einer chirurgischen Maske im Patientenzimmer • Aktiver Herpes labialis: Tragen einer chirurgischen Maske im Patientenzimmer Patient Massnahmen Neutropenie mässiges Risiko Neutropenie hohes Risiko Cough-/Husten-Etikette bei Patienten mit Husten Instruktion durch Pflegepersonal • Einwegtaschentücher verwenden • Taschentücher nach Gebrauch entsorgen • Händewaschen oder -Desinfektion Ernährung • Eine spezielle "keimarme" Ernährung ist nicht notwendig, Konsistenz den Schleimhautverhältnissen (enoral/Speiseröhre) anpassen (ggf. Ernährungsberatung involvieren) • Trinken von Leitungswasser erlaubt • Lagerung und Verwendung von Nahrungsmitteln siehe RL Umgang mit Lebensmitteln ausserhalb der Küche Mundpflege • Thrombozyten > 10G/l ⚬ Zahnhygiene nach jeder Mahlzeit mit weicher Zahnbürste, anschliessender Mundspülung mit Leitungswasser ⚬ Zahnbürste nach Gebrauch spülen und mit Bürstenteil nach oben in Zahnglas stellen ▪ Neutropenie hohes Risko: Zahnbürste 2-wöchentlich wechseln • Thrombozyten < 10G/l oder Zahnfleischinfiltrationen oder Blutung ⚬ Zahnbürste nicht benützen KSSG: Details siehe Mundpflegekonzept Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 3 Guideline: Neutropenie 13.02.2017 Neutropenie mässiges Risiko Neutropenie hohes Risiko Körperpflege • Duschen/Waschen: Milde, pHneutrale Seife (desinfizierende Seifen sind nicht notwendig) • Hautpflege: Nährende Körperlotion nach der Körperreinigung verwenden • Rasur: Elektrische Rasierapparate der Nassrasur vorziehen • Duschen/Waschen: Milde, pHneutrale Seife (desinfizierende Seifen sind nicht notwendig). • Händehygiene: Regelmässig Hände waschen oder desinfizieren insbesondere nach Benutzung der Toilette • Intimpflege: Mindestens 1x täglich und nach jeder Darmentleerung, Feuchttüchli oder Wasser und Seife verwenden • Hautpflege: Nährende Körperlotion nach der Körperreinigung • Rasur: Ausschliesslich elektrische Rasierapparate verwenden • Duschen ausserhalb des Zimmers und Toiletten in Mehrbettzimmern: Keine Desinfektion vor/nach Gebrauch notwendig • Verletzungen der Haut und Nägel vermeiden (z.B. Pflege trockener Haut, Nägel nicht zu kurz schneiden) Untersuchungen/Aufenthalt ausserhalb Zimmer • Wartezeiten und Kontakte in Wartezonen mit Patienten vermeiden • Keine Maske notwendig • Zielorte informieren • Patient trägt eine FFP-2-(TB)-Maske (Instruktion durch das Pflegepersonal, siehe Anleitung „Korrektes Anziehen“) • Wartezeiten und Kontakte in Wartezonen mit Patienten vermeiden Schnitt-/Trockenblumen, Pflanzen • Erlaubt • Nicht erlaubt Besucher • Bei akuter Infektion (z.B. Infektion der oberen Atemwege, Körperausschlag): ⚬ Rücksprache mit Abteilungspersonal ⚬ Allenfalls Besuch mit chirurgischer Maske erlaubt • Grundsätzlich sind Besuche sowohl von Kindern wie von Erwachsenen erlaubt • Händedesinfektion vor Betreten des Zimmers, Instruktion durch Pflegepersonal • Bei akuter Infektion (z.B. Infektion der oberen Atemwege, aktiver Herpes labialis, Körperausschlag) ⚬ Rücksprache mit Abteilungspersonal ⚬ Allenfalls Besuch mit chirurgischer Maske erlaubt Patienteninformation Siehe Pflegewicki: Neutropenie, Thrombopenie während Neutropenie etc. Reinigung/Desinfektion Neutropenie mässiges Risiko ■ Reguläre tägliche Reinigung durch das Reinigungspersonal Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 4 Guideline: Neutropenie 13.02.2017 Neutropenie hohes Risiko ■ Tägliche Wischdesinfektion durch das Reinigungspersonal (KSSG: Aus organisatorischen Gründen alle Patientenzimmer der Abteilung 01 11, unabhängig vom Schweregrad der Neutropenie) Prävention Legionellose Neutropenie mässiges Risiko Neutropenie hohes Risiko Keine zusätzlichen Massnahmen • Im KSSG Patientenzimmer 01 11 ⚬ Permanent installierte Einweg-Sterilfilter an Wasserhahn Lavabo und Duschkopf • Patienten auf anderen Abteilungen: Wasserhahn Lavabo und Duschschlauch 1x täglich während 30 Sekunden mit heissem Wasser durchspülen Details siehe Prävention von nosokomialen Legionellosen Verantwortlicher Autor: Matthias Schlegel Erstellt am: 01.12.2014 Letzte Änderung: 31.01.2017 Publizierte Version: 7.2.0 Gültig für: KSSG (20.10.2015, Matthias Schlegel) Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 5