Bakterielle Keratitis - Charité

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Persönliche PDF-Datei für
D. Rachwalik, U. Pleyer
Mit den besten Grüßen vom Georg Thieme Verlag
www.thieme.de
Bakterielle Keratitis
DOI 10.1055/s-0035-1545994
Klin Monatsbl Augenheilkd 2015; 232: 738–744
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© 2015 by
Georg Thieme Verlag KG
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ISSN 0023-2165
Nachdruck nur
mit Genehmigung
des Verlags
738
Übersicht
Bakterielle Keratitis
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Bacterial Keratitis
Autoren
D. Rachwalik, U. Pleyer
Institut
Universitäts-Augenklinik, Charité Campus Virchow-Klinik, Berlin
Schlüsselwörter
" bakterielle Keratitis
l
" Diagnostik
l
" Hornhautulkus
l
" Therapie
l
Zusammenfassung
Abstract
!
!
Entzündliche Hornhauterkrankungen sind weltweit betrachtet eine der führenden Ursachen
monokularer Erblindung. Bakterielle Infektionen
stehen dabei im Vordergrund und werden bei
80 % der Patienten mit ulzerativer Keratitis angetroffen. In den letzten Jahren sind sowohl veränderte Risikosituationen als auch Veränderungen
im Keimspektrum zu beobachten. Kontaktlinsen
und refraktivchirurgische Hornhauteingriffe sind
Faktoren, die einigen Studien zufolge an Bedeutung zugenommen haben. Problemkeime wie
Pseudomonas spp. und atypische Mykobakterien
sind vor allem bei diesen Patienten nachweisbar.
Demgegenüber wird die bakterielle Keratitis nach
Trauma seltener beobachtet. Die breite, oft ungezielte Anwendung hochwirksamer antimikrobieller Wirkstoffe, vor allem von Fluorchinolonen,
wird als ein Faktor für den Wandel des Keimspektrums angenommen. Aufgrund des oft problematischen Verlaufs der Keratitis und um eine gezielte, effektive Therapie einzuleiten, ist ein Erregernachweis erforderlich. Die Möglichkeiten der
Diagnostik sind in den letzten Jahren durch molekularbiologische Techniken erweitert worden,
ohne jedoch etablierte Verfahren ersetzen zu können. Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick zu
aktuellen Aspekten der bakteriellen Keratitis zu
bieten.
Worldwide inflammatory corneal diseases are
considered to be one of the leading causes of
monocular blindness. Bacterial infectious are still
predominant and are found in 80 % of patients
with ulcerative keratitis. In recent years, both
changes in risk conditions and changes in the bacterial spectrum can be observed. Contact lenses
and refractive surgery are factors that have increased in importance according to some studies.
Microorganisms especially Pseudomonas spp.
and atypical mycobacteria are detectable in these
patients. In contrast, the bacterial keratitis is observed less frequently after trauma. The broad,
often unsighted use of highly effective antimicrobial agents, especially of fluoroquinolones is assumed to be a factor in the transformation of the
microbial spectrum. Due to the frequent course of
keratitis and a targeted, effective therapy to initiate a pathogen is desirable. The possibilities of
diagnostics have been expanded in recent years
by molecular biological techniques, but cannot replace established methods. The aim of this paper
is to provide a positioning on current aspects of
bacterial keratitis.
Epidemiologie und Risikofaktoren
tengruppen mit schwer verlaufenden Infektionen, welche Komplikationen aufweisen oder
nicht auf die initial eingeleitete Therapie angesprochen haben. Weltweit betrachtet zählen zu
den wichtigsten Risikofaktoren das Tragen von
Kontaktlinsen, (refraktive) Hornhautchirurgie
und okuläres Trauma. Weitere Risikofaktoren
sind trockene Augen, Liddeformitäten, Hornhautsensibilitätsstörungen, chronische Applikation
Key words
" bacterial keratitis
l
" diagnostics
l
" corneal ulcer
l
" therapy
l
eingereicht 25. 2. 2015
akzeptiert 17. 3. 2015
Bibliografie
DOI http://dx.doi.org/
10.1055/s-0035-1545994
Klin Monatsbl Augenheilkd
2015; 232: 738–744 © Georg
Thieme Verlag KG Stuttgart ·
New York · ISSN 0023-2165
Korrespondenzadresse
Prof. Uwe Pleyer
Universitäts-Augenklinik
Charité Campus Virchow-Klinik
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel.: + 49/(0)30/4 50 55 41 31
Fax: + 49/(0)30/4 50 55 49 00
[email protected]
!
Die Angaben zur Häufigkeit und zu Risikofaktoren
bei bakterieller Keratitis variieren. Dies wird auf
geografische, ökonomische und soziokulturelle
Faktoren zurückgeführt und muss u. a. auch im
Zusammenhang mit den unterschiedlichen medizinischen Versorgungsstrukturen gesehen werden [1]. Die Angaben in der Literatur beziehen
sich überwiegend auf bereits selektierte Patien-
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Klin Monatsbl Augenheilkd 2015; 232: 738–744
Übersicht
Tab. 1 Risikofaktoren für bakterielle Keratitis.
"
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"
"
"
"
Abb. 1 a Kontaktlinsenassoziierte Keratitis
(Pseudomonas aeruginosa). b 3 Monate
nach Erstvorstellung
unter Therapie mit Moxifloxacin und Erythromycin AT initial im 1- bis
2-stündlichen Wechsel
+ Dexamethason EDO
AT 2–5×/tgl.
Kontaktlinsen (v. a. „weiche“)
refraktive Hornhautchirurgie
vorbestehende Oberflächenstörungen
Trauma v. a. mit Fremdkörperverletzung
Lidfehlstellung
trockenes Auge
Lagophthalmus
perforierende Keratoplastik (Fadenlockerung, nicht versenkte Knoten)
langfristige, topische Steroidtherapie
systemische immunsuppressive Therapie
Diabetes mellitus
Alkoholismus (sekundärer Vitamin-A-Mangel)
topischer Steroide sowie Anwendung systemischer Immunsup" Tab. 1).
pressiva [2–4] (l
Umfassende Untersuchungen zu aktuellen Aspekten der Diagnostik und Therapie bakterieller Keratitis wurden in den letzten
Jahren vor allem in Asien (und USA) durchgeführt, während aus
Europa kaum aktuelle Informationen vorliegen.
Abb. 2 a Hornhautulkus bei Staphylococcus
epidermidis. b Zustand
nach perforierender Keratoplastik.
Kontaktlinsenassoziierte Keratitis
Die kontaktlinsenassoziierte Keratitis bildet heutzutage vermutlich den überwiegenden Anteil an infektiösen Keratitiden. Aktuelle Studien beziffern die Inzidenz kontaktlinsenassoziierter Keratitis zwischen 10 und 40/100 000 für Linsen mit verlängerter
Tragezeit und zwischen 3 und 5/10 000 bei Tageslinsen [6]. Aktuelle Angaben aus den USA sehen weiterhin einen zunehmenden
Anteil von kontaktlinsenassoziierten Keratitispatienten [7]. In
einer 2012 durchgeführten Studie des Wills Eye Hospitals fanden
sich unter den mehr als 500 Keratitispatienten 44% Kontaktlinsenträger. Nahezu jeder 2. Patient wurde als schwerwiegend
(46%) eingeschätzt und stellte sich mit einem Hornhautinfiltrat
von über 4 mm (46 %) und begleitendem Hypopyon (36%) vor [8].
Als neue Risikogruppe, die verstärkt in den Fokus rückt, sind Kinder und Jugendliche zu nennen, die inzwischen häufiger zu den
Kontaktlinsenträgern zählen. Während der Wachstumsphase
können gezielt Fehlsichtigkeiten, wie Myopie und Astigmatismus
mit speziellen formstabilen Kontaktlinsen behandelt werden [9,
10]. Durch das Tragen dieser Ortho-K-Kontaktlinsen über Nacht
sowie durch unzureichende Anpassung dieser Linsen können
epitheliale Defekte entstehen, die häufiger zu bakteriellen Keratitiden führten [11, 12]. Zu den häufigsten Erregern der kontaktlinsenassoziierten Keratitis zählen Staphylococcus aureus und Pseu" Abb. 1 und 2). Pseudomonas aedomonas aeruginosa [13, 14] (l
ruginosa ist besonders gefürchtet, da es Proteasen bildet, welche
rasch zu Stromaulzerationen führen und ein hohes Perforationsrisiko bergen. Zudem werden Toll-like-Rezeptoren der Epithelzellen der Hornhaut exprimiert, die Entzündungsmediatoren
wie Zytokine und Chemokine aktivieren und die Entzündungsreaktion der Hornhaut verstärken [15]. Weitere Erreger wie Serratia spp., Moraxella lacunata, Bacillus subtilis, Streptococcus und
Corynebakterien sind vor allem bei „weichen“ Kontaktlinsen
nachweisbar. Das Risiko mikrobieller Keratitis ist generell für Träger harter Kontaktlinsen deutlich geringer als für „weiche“ Linsen
bzw. Linsen mit verlängerter Tragezeit. In einer groß angelegten
Multicenterstudie in den Niederlanden konnte ein 20-fach erhöhtes Risiko für Weichlinsen belegt werden [16]. Das Risiko
wird zusätzlich um den Faktor 5 erhöht, falls die Linsen auch
nachts getragen werden [17]. In einer der wenigen Studien aus
Deutschland wurden retrospektiv zwischen 2005 und 2010 65
Augen mit kontaktlinsenverursachter Keratitis untersucht [13].
Der Anteil an weichen gegenüber harten Kontaktlinsenträgern
betrug nahezu 97%. Somit fehlte eine Aussage über das Tragen
formstabiler Kontaktlinsen. Insgesamt wurden in der Gruppe
der Kontaktlinsenträger 81% Bakterien isoliert, die überwiegend
gramnegativ waren. Es konnten Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella oxytoca und Serratia spp. nachgewiesen werden [13]. Des
Weiteren konnte gezeigt werden, dass weiche Tageskontaktlinsen verglichen mit anderen weichen Kontaktlinsen ein niedriges
Risiko für Ausbildung einer bakteriellen Keratitis haben. Dies
wurde durch bessere Hygienebedingungen erklärt. In-vitro-Untersuchungen belegen, dass Silikonhydrogel als Linsenmaterial
ein höheres Risiko für eine Bakterienadhäsion gegenüber Hydroxyethylmethacrylat aufweist. Auch Akanthamöben weisen eine
ähnlich erhöhte Adhärenz auf. Zusätzlich wird das Infektionsrisiko durch einen gebildeten Biofilm erhöht, der unabhängig vom
Linsentyp angetroffen wird und die Erreger vor der Wirkung
von Desinfektionsmitteln und Antibiotika schützt [15].
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
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Refraktivchirurgische Eingriffe
In den letzten Jahren hat die Zahl refraktiver Hornhauteingriffe
deutlich zugenommen und damit hat sich auch das Risiko infektionsassoziierter Schäden erhöht. Zur Häufigkeit von Infektionen
nach photorefraktiven Eingriffen liegen Daten aus aktuellen Studien vor [18, 19]. Diesen Angaben zufolge schwankt die Inzidenz
einer bakteriellen Keratitis nach Laser-in-situ-Keratomileusis
(LASIK) bzw. photorefraktiver Keratektomie (PRK) zwischen 1/
1000 und 1/5000 [20]. Diesem Problem wurde verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt, nachdem vor allem atypische Erreger
und ungewöhnliche Verläufe nach LASIK bekannt wurden. So
wurden in einer Literaturzusammenstellung von Chang et al.
2004 bei knapp 50 % der 83 Patienten innerhalb der ersten 7 Tage
Symptome wie Schmerzen, Absonderung, epitheliale Defekte und
Vorderkammerreaktionen registriert. In über der Hälfte dieser
Patientengruppe wurden grampositive Erreger und 7% Mykobakterien nachgewiesen. In der Gruppe mit Symptomen nach 10 Tagen wurden dagegen häufiger atypische Mykobakterien (21 %)
isoliert. Im Verlauf der Infektion wurden bei 37 (36,6 %) Flaps
vollständig exzidiert und 15 Keratoplastiken notwendig [21].
Die Probleme wurden überwiegend auf kontaminierte Instrumente, Mikrokeratome und therapeutische Kontaktlinsen zurückgeführt [22]. Da die Infektionen vor allem im Interface nach
dem Eingriff auftreten, sind die Verläufe besonders schwerwiegend und können sich im Stroma rasch ausbreiten. Inzwischen
ist die Zahl der berichteten Infektionen deutlich zurückgegangen.
Besondere Vorsicht wird allerdings weiterhin angemahnt, sofern
sich Patienten einem Eingriff in tropischen Klimazonen unterziehen [19]. Bei 13 Patienten mit postoperativer Infektion konnten
Nokardien (5 Augen), filamentöse Pilze (4 Augen), atypische Mykobakterien (4 Augen), Akanthamöben (2 Augen), Corynebakterien (1 Auge) und Staphylococcus epidermidis (1 Auge) als Mikroorganismen isoliert werden. Die Schwere der Infektionen bei
diesen Patienten geht daraus hervor, dass Flaps in 4 Augen exzidiert wurden und 4 Augen eine Keratoplastik erhielten [19].
Trauma
Verletzungen der Hornhaut stehen weltweit betrachtet bei den
prädisponierenden Faktoren weiterhin an vorderer Stelle. In
einem Review wurden 15 und 21 % bakterieller Keratitiden bei
300 Fällen benannt [23]. In aktuellen Untersuchungen in Europa
und USA wird allerdings ein Rückgang infektiöser Keratitiden
nach Verletzungen registriert [1]. Verbesserte Prävention und
rückläufige Zahlen von Verletzungen im landwirtschaftlichen Bereich, die oft mit Problemkeimen behaftet waren, haben die Bedeutung von Traumata verringert. Es wird vermutet dass die
rückläufige Entwicklung, ein Trauma bei Landarbeit zu erleiden,
die Häufigkeit von Keratomykosen vermindert hat. Dadurch hat
sich der relative Anteil an bakteriellen Keratitiden in Nordamerika, Australien und Westeuropa erhöht [24]. Während das Risiko
für traumatische Ereignisse bisher für Männer deutlich erhöht
war, sind auch andere Verletzungsursachen zu berücksichtigen,
z. B. kontaminierte Objekte oder Flüssigkeiten, die zu problematischen Infektionen führen können. Als Infektionsquellen wurden
u. a. Verunreinigungen von Kosmetika mit Problemkeimen (z. B.
Pseudomonas aeruginosa in Mascara) oder die Verwendung von
kontaminierten Augentropfen berichtet [25].
Abb. 3 a Kontaktlinsenassoziiertes Hornhautulkus mit Hypopyon (mikrobiologischer Befund: Staphylococcus epidermidis, Enterococcus faecium,
Candida dubliniensis).
b 8 Monate nach intensiver Therapie +
Hornhautpflege und
Abrasio.
Mischinfektionen
!
Die Problematik von Mischinfektionen wird oft unterschätzt. Untersuchungen belegen, dass diese bei bis zu 20–30% der Keratitiden vorliegen [26]. Es können polymikrobielle Infektionen mit
unterschiedlichen Bakterienstämmen oder auch Mischinfektio" Abb. 3).
nen von Bakterien und Viren oder Pilzen auftreten (l
Zum Teil liegen symbiotische Wechselwirkungen bestimmter Erregergruppen vor. Einige Pilze wie Candida albicans sind (im Gegensatz zu Sprosspilzen) in der Lage, einen Biofilm zu bilden. Damit liegen ideale Voraussetzungen für bakterielle Koinfektionen
vor. Bakterien sind dadurch sowohl vor der körpereigenen Abwehr als auch vor antibiotischem Angriff geschützt [27, 28]. Dies
zieht eine Reihe von Konsequenzen nach sich. Um alle Erreger
nachzuweisen, sind u. a. unterschiedliche Kulturmedien erforderlich. Gleichzeitig ist es schwieriger, bei diesen Patienten einen
Therapieerfolg zu erreichen.
Diagnostik bei mikrobieller Keratitis
!
Aufgrund der relativ ähnlichen klinischen Symptomatik ist eine
klinische Differenzierung der auslösenden Erreger allein durch
mikroskopische Beurteilung nicht möglich [29]. Daher wird bei
großen (> 2 mm) und zentralen Läsionen immer eine Erregerisolation empfohlen [30, 31]. Der Erregernachweis und eine anschließende Sensitivitätsprüfung sind für die gezielte Behandlung wichtig. Dies wird zwar immer wieder betont, in der klinischen Praxis allerdings oft nicht eingehalten und durch eine
empirische, breit wirksame antimikrobielle Behandlung umgangen. Die klinische Erfahrung lehrt, dass 90% aller Patienten mit
ulzerativer Keratitis bereits anbehandelt in den Kliniken vorstel" Tab. 2 sind häufige Erreger einer bakteriellen Kelig werden. In l
ratitis aufgeführt.
Erregernachweis durch Erregeranzucht
Die Auswahl der mikrobiologischen Diagnostik richtet sich nach
der Probematerialgewinnung und den klinischen Symptomen
des Patienten. Der „Goldstandard“ zum Nachweis von Erregern
ist weiterhin die Anzucht und der Direktabstrich aus gewonnenen Materialien aus Punktaten oder Hornhautabrasio [32]. Dazu
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Übersicht
grampositive Kokken
"
"
"
"
"
"
"
gramnegative Diplobakterien
"
"
"
grampositive Stäbchen
"
"
gramnegative Stäbchen
"
"
"
"
"
"
"
"
säurefeste Stäbchen
"
"
Tab. 3 Praktisches Vorgehen beim Hornhautabstrich.
Staphylococcus aureus
koagulasenegative Staphylokokken
Streptococcus epidermidis
Streptococcus pneumoniae
Streptococcus pyogenes
Streptococcus viridans
anaerobe Streptokokken (selten)
Moraxella sp.
Neisseria gonorrhoeae
Neisseria meningitidis
Corynebacterium diphtheriae (selten)
Diphtheroide
Acinetobacter sp.
Escherichia coli
Klebsiella pneumoniae
Morganella morganii
Proteus sp.
Pseudomonas aeruginosa
Serratia marcescens
anaerobe: Capnocytophaga
Mycobacterium chelonae
Nocardia
Materialgewinnung von der Hornhaut mittels Kimura-Spatel oder Hockeymesser, dann ausstreichen auf trockenem, sterilem Tupfer:
" für Anzucht (Bakterien, Pilze): 1 Abstrichtupfer + Röhrchen mit spezifischer Nährbouillon befüllt
" für PCR: 1 Abstrichtupfer in ein vorgesehenes Gefäß legen, Tupferstiel mit
steriler Schere abtrennen
" Direktabstrich: bei genügend Materialgewinnung zusätzlich Hockeymesser auf Objektträger ausstreichen
Tab. 4 Praktisches Vorgehen bei intraokularer Infektionsdiagnostik.
Vorderkammerpunktion oder diagnostische Vitrektomie zur Gewinnung von
Punktaten unter sterilen Bedingungen:
" für Anzucht von Bakterien oder Pilzen: mindestens 10 µl (unverdünnte)
Probe aus Vorderkammer (VK)/Glaskörper (GK)
" für PCR: VK/GK mit BSS (balanced salt solution) auffüllen, dann 2. (verdünnte) Probe mit > 600 µl in einer Spritze (= je 200 µl für Bakterien, Pilze
und Viren)
Tab. 5 Faktoren, die zu fehlerhafter mikrobiologischen Diagnostik führen
können.
wird Material für die mikrobiologische, wenn möglich auch für
die mikroskopische Diagnostik, vom Ulkus mittels eines sterilen
" Tab. 3). Es
Kimura-Spatels bzw. Hockeymesser entnommen (l
sollten möglichst mehrere Proben von unterschiedlichen Stellen
der Läsion entnommen werden, da einige Bakterien überwiegend am Ulkusrand (z. B. Streptococcus pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa) aufzufinden sind, während z. B. Moraxella eher
im Ulkusgrund nachweisbar ist. Bei Punktatgewinnung wird eine
Vorderkammerpunktion oder eine diagnostische Vitrektomie
" Tab. 4). Als Kulturmedium wird routinemäßig
durchgeführt (l
Blutagar verwendet, das für ein breites Spektrum von Mikroorganismen gute Wachstumsbedingungen bietet und leicht verfügbar ist. Flüssige Nährmedien konnten in einer vergleichenden
Untersuchung eine erhöhte Chance zur Isolierung von Bakterien
bei isolierter und/oder gemischter Infektion belegen. Ihre Rolle
bei der Isolierung von Pilzen ist jedoch begrenzt. In der klinischen Routinediagnostik wird der Erregernachweis in kombiniert festen und flüssigen Nährmedien bei nicht viraler Keratitis empfohlen [33]. Die meisten aeroben Bakterien können innerhalb von 48 Stunden nachgewiesen werden. Es wird empfohlen,
" Tab. 5 sind eidie Kultur für zumindest 5 Tage fortzuführen. In l
nige Faktoren aufgeführt, die zu fehlerhaften mikrobiologischen
Ergebnissen führen können.
Probenentnahme
"
"
Transport, Kulturmedium
"
"
"
"
"
Sensitivitätsergebnisinterpretation
"
"
"
"
"
Kontamination mit apathogen Keimen
technische Faktoren (bakteriostatische Eigenschaften von Baumwolltupfer, Anästhetika,
Konservierungsmittel!)
lange Transportzeit bzw. langes Zeitintervall
bis zur Kultivierung
inadäquates Transportmedium
Temperatur
Kontamination
fehlerhafte Verdünnung
inadäquates Medium
inadäquate Kulturtechnik
Koinfektion
apathogene Erreger
unzureichende Keimzahl
regeranzucht bei empirisch behandelten Patienten, da sich die
Erreger nach einer gewissen Zeit wieder regenerieren [34]. Daher sollte ein mikrobieller Abstrich trotz antibiotischer Anbehandlung erfolgen. Bei unklarem Verlauf wird oft eine Therapiepause von 48 Stunden notwendig sein, um eine erneute Erregeranzüchtung zu versuchen. In dieser Situation kann ggf. stattdessen auf die PCR-Untersuchung zurückgegriffen werden. Sie ermöglicht den Nachweis von Bakterien-DNA auch bei vorbehandeltem Auge.
Sensitivitätsprüfung
Die Analyse der Sensitivität von Bakterien auf antibiotische
Wirkstoffe (minimale Hemmkonzentration: MHK; englisch Minimal Inhibitory Concentration: MIC) ist in Hinblick auf das Ansprechen der Behandlung und die Resistenzproblematik hilfreich. Diese Tests (z. B. Kirgy-Bauer-Diffusionstest) basieren allerdings auf Antibiotikakonzentrationen, die für die systemische
Therapie ermittelt wurden. Für die ophthalmologische Praxis ist
ihre Aussagekraft nur eingeschränkt verwertbar, da nach lokaler
Behandlung deutlich höhere Wirkstoffspiegel gegenüber der systemischen Therapie erreicht werden. Grundsätzlich geht man davon aus, dass der mikrobiologische Nachweis von mit Antibiotika
vorbehandelten Patienten erschwert ist. Ein Review von Marangon et al. zeigte jedoch auch eine positive, jedoch verspätete Er-
Erregernachweis durch
Polymerasekettenreaktion (PCR)
Die Polymerasekettenreaktion hat sich als sehr sensible Untersuchungsmethode etabliert [35]. Sie bietet den Vorteil, auch geringe Keimzahlen bei viralen, bakteriellen oder parasitären Erregern (Akanthamöben) nachweisen zu können. Eine kritische Beurteilung des Untersuchungsergebnisses ist allerdings wichtig, da
die extreme Sensitivität der Methode anfällig für Kontaminationen ist. In einer aktuellen, vergleichenden Studie an 122 Augen
wurde der Einsatz der PCR bei bakterieller Keratitis mit dem
„Goldstandard“, der Kultivierung der Erreger und des „Screenings“ mit Gram-Färbung verglichen. Die PCR wies dabei einen
Erregernachweis in 46 % der Proben im Vergleich zum Kultur-
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Tab. 2 Häufige Erreger bakterieller Keratitis [39].
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Übersicht
ergebnis mit 43 % und der orientierenden Gram-Färbung mit 24 %
auf. Die Sensitivität der PCR betrug 89 % und die Spezifität 87 %
[36]. Die wichtigsten Vorteile der PCR ist, dass sie mit minimalen
Mengen des Gewebes (1–10 µl) auskommt und schnelle Ergebnisse (4–8 h) liefert [37, 38]. Daher ist die PCR ideal für Infektionen des Auges bei Keratitis und/oder Endophthalmitis. Gleichzeitig ist es möglich, eine Differenzierung verschiedener Stämme
des gleichen Erregers zu erreichen. Damit können ggf. auch Übertragungswege isolierter Infektionsketten nachverfolgt werden.
Mit der Möglichkeit, eine quantitative Beurteilung als RT‑PCR
(Real Time Polymerase-Kettenreaktion) durchzuführen, konnten
vor allem für Viren auch Hinweise auf die „Erregermenge“ gewonnen werden, die oft mit der Schwere des klinischen Bildes
korrelierten.
Die Technik weist jedoch auch eine Reihe von Nachteilen auf. Dazu gehören Schwierigkeiten bei der Differenzierung zwischen aktiven Erregern und nicht replizierenden Organismen, zudem
muss die DNA-Sequenz vor der Prüfung bekannt sein. Die extrem
hohe Empfindlichkeit der Nachweismethode und exogene Kontamination können dazu führen, dass falsch-positive Ergebnisse
entstehen. Kosten begrenzen zudem den Einsatz, obwohl es eine
einmalige Investition im Gegensatz zur Kultur ist, wo frische Medien für jeden Patienten vorbereitet werden müssen. Hinweis:
Ebenso wie die konventionelle mikrobielle Diagnostik ist die
PCR störanfällig durch die lokale Tropfanwendung von Lokalanästhetika und Fluorescein. Beide können zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Es wird empfohlen, vor geplanter Diagnostik
keine Tropfen zu verwenden [38].
Therapie der bakteriellen Keratitis
!
Da eine Progression des destruktiven Prozesses bei ulzerativer
bakterieller Keratitis rasch erfolgen kann, sind diese Patienten
als Notfall anzusehen. Ziele der Therapie sind:
" Eindämmung und Beseitigung der auslösenden Erreger,
" Verminderung der begleitenden entzündlichen Reaktion,
" Verbesserung/Unterstützung der Rekonstitution und Wundheilung.
Dabei gelten die bekannten Grundsätze zur Therapie der bakteriellen Keratitis:
" Lokaltherapie
" hoch dosiert
" zeitlich begrenzt
" begleitende antientzündliche Maßnahmen
Applikationsweise und grundsätzliche Überlegungen
Da die Hornhaut avaskulär ist, wird der topischen Applikation
Vorrang eingeräumt. Abhängig von den pharmakologischen Eigenschaften der verwendeten Substanzen können hohe Wirkstoffkonzentrationen auch im Hornhautstroma erreicht werden
[40]. Allerdings erreichen nur ca. 1 % der eingesetzten Wirkstoffe
die Vorderkammer des Auges. Daher kann bei intraokularer Beteiligung oder Infektion der angrenzenden Sklera eine Indikation
zu einer zusätzlichen systemischen Therapie gegeben sein [41].
Die systemische Applikation ergibt aber bei isolierter Keratitis
keinen zusätzlichen Vorteil, da nur geringe Konzentrationen in
der Hornhaut erreicht werden. Das Therapeutikum muss die Barriere des Hornhautepithels überwinden. Hierfür sind verschiedene Eigenschaften des Pharmakons notwendig [40, 42].
Mitentscheidend für den Erfolg der Behandlung bei ulzerativer
bakterieller Keratitis ist die initial hoch dosierte Anwendung der
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antimikrobiellen Wirkstoffe. Zu Beginn kann eine „loading dose“
mit Tropfanwendung in 5-minütigem Abstand innerhalb der
1. Stunde rasch hohe Gewebekonzentrationen erreichen. In den
ersten 2 Tagen sollte halb- bis 1-stündlich getropft werden. Werden Substanzen mit Konservierungsmitteln verwendet, sind gewebetoxische Effekte zu berücksichtigen. Dies ist allerdings bei
akutem Geschehen und ausgeprägtem Befund nachrangig zu bewerten und kann durch bessere Permeation in das Hornhautstroma therapeutisch vorteilhaft sein. Bei den meisten Patienten
kann nach 2–3 Tagen abhängig vom klinischen Befund auf etwa
2-stündliche Anwendung reduziert werden.
Wahl des Wirkstoffs
Die Wahl des primären Wirkstoffs ist von entscheidender Bedeutung für die Prognose. In der Regel wird eine empirische Behandlung mit breit wirksam ausgerichteten Wirkstoffen erfolgen. Zur
Frage der optimalen Therapie bei visusrelevanten Infektionen besteht bisher kein akzeptierter Konsens. Einer Monotherapie mit
Gyrasehemmern der IV. Generation stehen vor allem in den USA
auch Kombinationstherapien gegenüber. Diese bestehen z. B. aus
Cefuroxim mit einem Aminoglykosid (Genta-/Tobramycin). Eine
Studie aus Oxford konnte die antimikrobielle Wirkung dieser
Kombination in 99,5 % der 189 Fälle bestätigen [39]. Ebenfalls als
wirksame Kombinationen können Polymyxin, Gramicidin und
Neomycin eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe weisen den Vorteil auf, dass sie nicht (mehr) systemisch eingesetzt werden und
damit das Risiko der Resistenzentwicklung geringer ist.
Vergleichende randomisierte, kontrollierte klinische Studien zur
Behandlung der bakteriellen Keratitis sind schwierig durchzuführen. Eine aktuelle Metaanalyse zum Vergleich einer Monotherapie mit Chinolonen vs. Kombinationsbehandlungen konnte
diesbezüglich keinen eindeutigen Vorteil einer der beiden Vorgehensweisen belegen [43].
Einen wichtigen Anhalt bez. der antimikrobiellen Wirkung können In-vitro-Untersuchungen bieten. Bei einer aktuellen Vergleichsuntersuchung von ca. 100 klinisch relevanten Keratitiserregern wurden Kombinationen aus Cefuroxim mit Gentamicin
und Cefuroxim mit Tobramycin gegenüber Moxifloxacin geprüft.
Es wurde für alle verwendeten Antibiotika eine vergleichbare
Wirksamkeit nachgewiesen: Cefuroxim/Gentamicin 97 %, Cefazolin/Tobramycin 93 % und Moxifloxacin 92% (p = 0,29). Bei Monotherapie wurden durch Moxifloxacin 92 %, Gentamicin 89%, Tobramycin 74 %, Cefazolin 58%, und Cefuroxim 52% aller Erreger
abgedeckt. Interessanterweise waren die gefürchteten methicillinresistenten S.-aureus-Erreger am besten mit Gentamicin
(100 %; Moxifloxacin 67 %) erfasst worden [44]. Die Autoren resümieren aus ihren Untersuchungen, dass bei kleinen, peripheren
Infiltraten eine empirische Therapie eingesetzt werden kann,
die In-vitro-Testung aber als wesentliche Orientierung für klinisch bedrohliche Verläufe entscheidend ist. Dann bieten Untersuchungen der Sensibilität einen guten Ansatz der gezielten Prüfung.
Inwiefern In-vitro-Ergebnisse sich auch für den klinischen Verlauf bewähren und ggf. auch eine prognostische Einschätzung erlauben, wurde in einer weiteren aktuellen Arbeit untersucht. Im
Rahmen der SCUT-Studie (SCUT = Steroids for Corneal Ulcers Trial) wurde dieser Frage nachgegangen. Lag ein gutes Ansprechen
der Erreger auf die gewählte Antibiotikatherapie vor (MIC
< 2 µg/ml) wurde bei nahezu 90 % der entsprechend behandelten
Patienten auch ein günstiges klinisches Ansprechen der Infektion
beobachtet. Innerhalb von 3 Wochen war ein deutlicher Visusanstieg erfolgt. Demgegenüber war dies nur bei 59 % der Patien-
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Übersicht
Steroide
Eine wichtige Frage ist, zu welchem Zeitpunkt und mit welcher
Intensität eine Steroidtherapie eingesetzt werden kann, um unerwünschte sekundäre Veränderungen wie Angiogenese und
Narbenbildung einzugrenzen [46]. Dieser Frage wurde u. a. in
der SCUT-Studie nachgegangen. In dieser umfassenden randomisierten, doppelt maskierten, placebokontrollierten Studie wurde
geprüft, ob eine frühe (innerhalb 2–3 Tagen) gegenüber einer
späteren (> 4 Tage) topischen Steroidgabe nach Beginn der Antibiotikatherapie Einfluss auf die funktionelle Prognose der Keratitis nimmt. In dieser Studie wurden 500 Patienten (250 pro Arm)
eingeschlossen, die jeweils eine positive Kultur des Hornhautulkus aufwiesen ohne Anzeichen einer Infektion mit Pilzen,
Akanthamöben oder herpetischen Keratitis und eine stündliche
topische Moxifloxacin-Applikation von über 48 Stunden erhielten. Die topische Gabe von 1 %igem Prednisolonphosphat erfolgte
nach dem folgenden Schema: in der 1. Woche wurde 4-mal täglich jeweils 1 Tropfen, in der 2. Woche 2-mal täglich jeweils
1 Tropfen und in der 3. Woche nur noch 1-mal täglich 1 Tropfen
appliziert [47]. Nach 3 Monaten wurden die Visusergebnisse als
Endpunkt der Vergleichsstudie herangezogen. Patienten, die sehr
früh eine zusätzliche Steroidapplikation erhielten, erreichten gegenüber der placebokontrollierten Patientengruppe ca. 1 Linie
besseren Visus (p = 0,01). Patienten die erst nach über 4 Tagen
Steroide erhielten, wiesen dagegen keinen Vorteil gegenüber der
Placebogruppe auf [48]. Dies entspricht der klinischen Erfahrung,
dass eine frühzeitige Steroidgabe bei wirksamer antimikrobieller
Therapie das Behandlungsergebnis wesentlich unterstützt. Bereits ab dem 2. und 3. Tag kann unter kurzfristiger Kontrolle und
unter einschleichender Dosierung (initial: 2- bis 3-mal pro Tag)
begonnen werden. Ebenfalls wichtig: im Gegensatz zu Antibiotika ist die Steroidtherapie ausschleichend zu beenden.
Behandlungserfolg
Die Beurteilung des Behandlungserfolgs ist oft schwierig, da auch
bei Ansprechen der Therapie Befundverbesserungen nur zeitverzögert eintreten. Daher ist anfangs ein Erfolg bereits darin zu sehen, dass Ausdehnung und Tiefe des Infiltrats nicht zunehmen
und die Infiltratränder sich abgrenzen [50]. Weitere positive Veränderungen sind eine beginnende Reepithelisierung, ein vermindertes Korneaödem und eine verminderte Infiltration des Hornhautstromas. Die antibiotische Behandlung sollte zumindest so
lange beibehalten werden, bis ein kompletter Epithelschluss erreicht wurde. Bei Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa muss
eher dazu geraten werden, die Behandlung 1 weitere Woche darüber hinaus fortzusetzen, da auch nach erfolgtem Epithelschluss
Reulzerationen auftreten.
Prognose
!
Die Prognose der bakteriellen Keratitis muss grundsätzlich als
ernst eingeschätzt werden. Später Therapiebeginn, ältere Patienten und primär große Ulzerationen stellen Risikofaktoren für
eine ungünstige Prognose dar. Häufiger werden bei diesen Patienten auch chirurgische Interventionen notwendig [51, 52].
Tritt eine Perforation der Hornhaut ein, kann eine rasche Ausbreitung der Infektion mit Endophthalmitis und Verlust des Auges folgen. Aktuellen Untersuchungen zufolge wird die Prognose
gegenüber Pilzinfektionen als günstiger eingeschätzt. Weitere
Belege für die Bedeutung des Erregernachweises sind notwendig! In der bereits erwähnten SCUT-Studie traten Hornhautperforationen bei Keratomykosen 5-mal häufiger auf. Die Reepithelisierung war gegenüber bakteriellen Infektionen ebenfalls deutlich verzögert [53].
Zusammengefasst steht im Vordergrund der infektionsauslösenden Ursachen das Tragen von Kontaktlinsen, z. T. auch schon bereits bei jungen Patienten. Oft zeigen sich schwerwiegende Befunde, die nicht zu unterschätzen sind. Die diagnostische Möglichkeit durch die PCR bietet ergänzende Optionen, kann aber
die kulturelle Bakterienanzüchtung nicht ersetzen. Ein zusätzlicher Aspekt ist die Bestimmung der Erregersensitivität, die sicherlich eine gewisse Bedeutung für den klinischen Verlauf bietet. In der Verordnung der Therapie dominieren weiterhin Chinolone, die allerdings bei schweren Infektionen bereits initial mit
z. B. Aminoglykosiden ergänzt werden sollten bis das Abstrichergebnis vorliegt. Kombinationstherapien mit Wirkstoffen wie z. B.
Cephalosporinen mit Aminoglykosiden zeigten sich u. a. nicht
unterlegen. Ein wichtiger Punkt zur Unterstützung der Behandlung ist die frühzeitige Gabe der Steroide, sofern der Erreger bekannt ist und eine ausreichende antibiotische Abdeckung erfolgt.
Bei rasch progredientem Verlauf kann eine frühe perforierende
Keratoplastik sinnvoll sein.
Interessenkonflikt
!
Adjuvante Behandlung
Nein.
Steroide sind aufgrund ihrer sehr breiten Wirkung relativ effektiv, aber nicht selektiv bez. der antiinflammatorischen und antiangiogenetischen Wirkungen. Zudem ist der Langzeitgebrauch
mit den bekannten unerwünschten Wirkungen verbunden. Erste
spezifischere Behandlungsansätze befinden sich in klinischer
Prüfung und Zulassung und können künftig neue Möglichkeiten
eröffnen [49].
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
ten der Fall, die resistent geprüfte Keime aufwiesen [45]. Daraus
geht hervor, dass ein Ansprechen der Erreger auf die Wirkstoffe
ein wichtiger, allerdings nur ein singulärer Faktor im multifaktoriellen Geschehen für den Therapieerfolg ist. Weiteren Einfluss
nimmt u. a. die Lokalisation der Infektion (zentral vs. peripher)
sowie der zugrunde liegende Erreger mit Toxinproduktion und
entsprechender Destruktion. In ihrer statistischen Aufarbeitung
schätzen die Autoren den Aussagewert der MIC am klinischen
Ausgang der bakteriellen Keratitis mit ca. 13 % ein. Wesentlichen
Einfluss auf die funktionelle Entwicklung nach bakterieller Keratitis nehmen zusätzliche sekundäre Veränderungen, die sich als
Neovaskularisation und Stromatrübung einstellen. Diese entstehen v. a. aufgrund inflammatorischer Reaktion und müssen im
Behandlungskonzept berücksichtigt werden. Die Infiltration mit
phagozytoseaktiven Leukozyten, Aktivierung der Komplementkaskade und Freisetzung proinflammatorischer Zytokine führt
zu einer erheblichen Gewebeschädigung. Sie wirkt sich funktionell auch noch lange nach Abklingen der Infektion stark aus und
sollte frühzeitig vermindert werden. Hier ist der therapeutische
Nutzen einer begleitenden Steroidapplikation zu sehen.
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
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