Gyn-Skript - sTs

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GYNÄKOLOGIE
von einem der ausszog, um die Frauen kennenzulernen ...
cschmidt, Mai 2001
Inhalt
Thema
Allgemeines
Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt
Schwangerschaftsstörungen
Amenorrhoe
Descensus, Prolaps und Inkontinenz
Entzündungen
Tumoren
Kontrazeption
Seite
2-5
6 - 11
12 – 22
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25
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30 - 41
42 – 43
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ALLGEMEINES
die weiblichen Sexualhormone :
Hormon
Bildung und Wirkung
GnRH
(LH-RH und FSH-RH)
Hypothalamus; pulsatile Sekretion
unter der die Gonadotropine
ansteigen
Bildung im Hypothalamus,
Speicherung im HHL; Ausschüttung
durch Reizung der Genitalorgane
(Uterusdehnung, Saugakt) ?
Kontraktion von Uterus und
Milchdrüsen
Gonadotropin des HVL;
FSH-RH ? ? FSH ? ? Wachstum
von Sekundär- und Tertiärfollikeln,
Östrogensynthese ?
Gonadotropin des HVL;
LH-RH ? ? LH ? ?
Ovulationsauslösung, Gestagene ?
Oxytocin
FSH
LH
Prolaktin
Östrogene
Gestagene
HVL und Plazenta; in 2.
Zyklushälfte, Gravidität und Stillzeit
?; Stimulation der Milchproduktion,
Ovulations- und
Gelbkörperbildungshemmung
Bildung in Ovarien, Plazenta und
NNR; Entwicklung + Erhalt weibl.
Geschlechtsmerkmale, Proliferation
von Endometrium und
Vaginalepithel, Förderung dünnes
Zervixsekret, Cholesterin i.S. ?, CaResorption ?, Vasodilatation
Bildung in Corpus luteum und
Plazenta (Progesteron);
Basaltemperatur ?, EndometriumsUmbau (sekretorisch), Förderung
visköses Zervixsekret
Abweichungen und
Pharmakologie
als Pharmakon zur
Geburtseinleitung, bei
Wehenschwäche, postpartalen
Uterusblutungen; als Nasenspray
bei Milchstau
primäre Ovarialinsuffizienz (FSH
erhöht)
hCG entspricht dem LH !
hCG bei Mann : Leydig-ZellStimulation à Testosteron ?
Dopamin ist der PIF (Prolaktininhibierender-Faktor)
Hyperprolactinämie : sekundäre
Amenorrhö
wirksam v.a. 17ß-Östradiol; Abbau
hepatisch, Ausscheidung v.a. renal
als Östriol, synthet. Östrogene sind
nicht vasodilatierend
Abbau hepatisch
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Ovulatorischer Zyklus :
Proliferationsphase ( 4. – 14. d)
Anstieg der Östrogensekretion mit Endometriumaufbau
Ovulation (14. d)
Sekretionsphase (15. – 28. d)
Anstieg der Progesteronsekretion mit Drüsenwachstum
Menstruation (Dauer 4 – 5 d)
juvenile Blutungsstörungen : verlängerte Blutungsintervalle bei unterschiedlich
starken Blutungen, es kommt zu Zyklen mit Follikelpersistenz (= Anovulation;
Eisprung bleibt aus, Östrogenproduktion bleibt hoch)
da in der Zeit der pubertären Entwicklung erst allmählich ein positives Feedback
zwischen Östrogenanstieg und LH-Peak zustande kommt
Klimakterium :
das Klimakterium ist die Übergangsphase von voller Geschlechtsreife zum Senium,
in diesen Zeitraum fällt die letzte vom Ovar gesteuerte Regelblutung (Menopause)
durchschnittliches Menopausenalter : 52 J
Klimakteriumsdauer: ca. 10 J (45. – 60. LJ);
Unterteilung des Klimakteriums in Prämenopause (4 – 5 Jahre) :
Erlöschen des Zyklus, Blutungsunregelmäßigkeiten, vegetative Störungen
und
Postmenopause (4 – 5 Jahre) : fallende Gestagene, Nachlassen der
Östrogenbildung durch das Ovar, vermehrte Androgenbildung
Entwicklung eines hypergonadotropen Hypogonadismus (FSH und LH werden
weiter ausgeschüttet)
Klinik (u.a.) : HDL ?, LDL ?; beschleunigte Demineralisierung des Knochens
Therapie : Östrogene und Gestagene (um eine glandulär-zystische
Endometriumshyperplasie zu verhindern, Gabe für 12 –14 d pro Monat)
mindestens 1,5 g Calcium/d
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acts und facts : weibliches Becken :
Beckeneingang
Beckenausgang
Conjugata vera
queroval, engste Stelle des
Geburtskanals
längsoval
Promontorium – Os pubis; mindestens 11
cm
a=
b=
c=
d=
e=
f =
g=
h=
i =
k=
m=
n=
o=
p=
q=
Sa =
Sp =
S1 =
Distantia cristarum
Distantia spinarum
Diameter transversa des Beckeneingangs
Diameter obliqua des Beckeneingangs
Diameter sagittalis des Beckeneingangs
Distantia spinarum post. (Sakrumsbreite)
Diameter transversa der Beckenweite
Diameter transversa der Beckenenge
Diameter transversa des Beckenausgangs
Conjugata (vera) anatomica
Conjugata vera (obstetrica)
Conjugata diagonalis
Conjugata externa
Diameter sagittalis der Beckenweite
Diameter sagittalis der Beckenenge
Diameter sagittalis anterior
Diameter sagittalis posterior
Distantia sacropubica
normale Entwicklung
Präpubertät (ab 8. LJ) : Beginn der Östrogenproduktion mit Knospung der Brüste
(Thelarche)
Pubertät (12. –15. LJ) : Wachsen der Schamhaare (Pubarche), dann der
Achselhaare, Menarchenblutung (anovulatorisch), in den zwei folgenden Jahren
Stabilisierung des ovariellen Zyklus
Entwicklungsstörungen
Gonadenagenesie : Gonaden fehlen, weiblicher Phänotyp, sehr selten
Gonadendysgenesie : Gonaden vorhanden, aber keine Keimzellen
Turner-Syndrom : 45, X0, häufigste Form
Merkmale : Kleinwuchs, infantile Sexualmerkmale, Pterygium colli, primäre
Amenorrhoe, Uterushypoplasie
reine Gonadendysgenesie (Swyer-Syndrom) : 46, XY, aber ein Sexchromosom inert,
sehr selten, keine weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale
Adrenogenitales Syndrom : 46, XX, Ovarien vorhanden, da kein Cortsol gebildet
wird, steigt ACTH à gesteigerte Abgabe von Androgenen aus der NNR, Virilisierung
der äußeren Genitale bei normalen inneren Genitalen, Hirsutismus, Pseudopubertas
praecox
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testikuläre Feminisierung : 46, XY, Hoden oft intraabdominal,
Androgenrezeptordefekt, äußerlich normal weiblich, Brüste gut ausgebildet mit
juvenilen Brustwarzen, aber fehlende Schambehaarung („hairless woman“),
Vaginalaplasie/-hypoplasie, und Uterusaplasie, primäre Amenorrhoe
häufigster Typ des Pseudohermaphoditismus masculinis
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BEFRUCHTUNG, SCHWANGERSCHAFT UND GEBURT
Befruchtung und Schwangerschaft
Kapazation : Erlangen der Fähigkeit zur Duchdringung der Corona radiata durch
das Spermatozoon
Imprägnation : Penetration des Spermatozoons in die Eizelle
Fertilisation : Befruchtung (in der Ampulle der Tube)
Nidation : Einnistung der Morula im Cavum uteri (meist Hinterwand) i.d.R. am
22./23. Zyklustag (4d Reise durch Tube und Uterus, nach weiteren 2 d Nidation)
Befruchtungsfähigkeit der Eizelle ca. 6 –12 h, die der Spermien ca. 2 – 3 d
optimaler Tag für die Konzeption : 1 d vor dem Eisprung
Schwangerschaftsdauer : im Mittel 267 d post conceptionem, d.h. 38 Wochen
Tragzeit : Zeitraum vom ersten Tag der letzten Regelblutung bis zur Geburt, im
Mittel 280 d post menstruationem, d.h. 40 Wochen oder 10 Monate
verminderte Tragzeit bei Mehrlingsschwangerschaften :
bei Zwillingen durchschnittlich 261 d
bei Drillingen durchschnittlich 246 d
Frühgeborenes : Geburt vor Ende der 37. SSW (< 259 d) und Geburtsgewicht <
2500 g
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HCG-Test : dient dem Nachweis des vom Throphoblasten gebildeten hCG
(Hämmagglutinations- bzw. Latexagglutinationshemmtest); hCG kann ab dem 8. –
10. Tag nach Ausbleiben der Regelblutung im Morgenurin nachgewiesen werden;
wichtig ist die Titereinstellung des Tests : bei 1000 i.E. hCG/l ist der Test ab der 5.
Woche p.m. bzw. 3. Woche p.c. positiv; bei 500 i.E.hCG/l bereits beim Zeitpunkt des
Ausbleibens der Periode positiv
HCG-Maximalwert in der 12. SSW
exzessiv erhöhte Werte bei : Trophoblastenerkrankungen
AFP : a -Fetoprotein
erstes spezifisches Protein des Embryos, Produktionsbeginn im Dottersack ab der
4. SSW, später Produktion auch in der fetalen Leber
Ausscheidung via Nieren in Amnionflüssigkeit und auch im mütterlichen Serum
messbar
AFP erhöht bei Neuralrohrdefekten
AFP erniedrigt bei Trisomie 18 und 21
Blutkreislauf :
Nabelschnur :
50 – 60 cm lang
2 Arterien und 1 Vene, enthalten nur fetales
Blut !
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Adaptation des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft
Herz und Kreislauf
Zunahme der Blutmenge um ca. 30%
(eher Plasma als Erys à physiolog.
Schwangerschaftsanämie)
Pulsfrequenzerhöhung um ca. 10/min
ZVD-Erhöhung à verstärkte Neigung zu Hämorrhoiden
und Varizen
in Rückenlage eventuell V.cava-Kompressionssyndrom
Niere und Harnwege durch HMV-Erhöhung verstärkte Nierendurchblutung und
verstärkte Filtration von Glucose (physiolog. SSGlucosurie in den ersten Monaten)
Dilatation der Ureteren (Progesteronwirkung) führt zu
erhöhtem Risiko für aufsteigende HWIs à Pyelonephritis
gravidarum, die rechte Niere ist häufiger betroffen
Eiweißstoffwechsel durch Blutverdünnung erniedrigter Albumingehalt mit
erhöhter Ödemneigung gegen Ende der SS
Haut
vermehrte Freisetzung von MSH kann zu kann zu
Hyperpigmetierungen führen (Chloasma uterinum),
spontane Rückbildung nach SS
Geburtstermin :
Geburtstermin = Konzeptionstermin – 3 Monate – 7 Tage + 1 Jahr (am genauesten)
oder
Geburtstermin = 1. Tag der letzten Menstruation – 3 Monate + 7 Tage + 1 Jahr
(Nägele-Regel)
cave : Nägele-Regel basiert darauf, dass die Ovulation am 13. oder 14. Zyklustag
stattfand; erfolgte die Ovulation früher, z.B. am 7.Tag, so liegt der Geburtstermin 7
Tage früher, bei einer verspäteten Ovulation entsprechend später (erweiterte NägeleRegel) à
Geburtstermin = 1. Tag d. letzt. Menstruation – 3 Monate + 7 Tage ± x Tage +
1 Jahr
Wehenbelastungstests : zur Überprüfung der fetoplazentaren Einheit durch
moderate Weheninduktion bei Terminüberschreitung („Anschupsen der Geburt“) und
intrauterinen Mangelentwicklung (Testen der Rervekapazität der Plazenta);
Formen : Brustwarzenstimulation oder Oxytocin-Belastungstest (OBT) unter
Beurteilung im CTG
Periduralanästhesie :
vorübergehende Unterbrechung der Erregungsleitung durch Injektion eines
Lokalanästhetikums in den Periduralraum des Wirbelkanals; regionale
Anästhesiemethode, in deren Mittelpunkt das Rückenmark u. die Wurzeln der
Spinalnerven stehen. Die P. ermöglicht eine Differenzierung der verschiedenen
Leitungsfunktionen des Nervengewebes u. kann diese segmental ausschalten; Anw.
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bei zahlreichen chirurgischen Eingriffen sowie zur Behandlung akuter u. chronischer
Schmerzen; möglich als Einzelinjektion (»single shot«) mittels eines
Periduralkatheters, der über eine großkalibrige Tuohy-Nadel eingeführt wird, wobei
sich die Auswahl des Lokalanästhetikums nach der Art der angestrebten Blockade u.
der für den Eingriff erforderlichen Wirkungsdauer richtet. Die P. erfolgt thorakal,
lumbal oder als Kaudalanästhesie.
Komplikationsmöglichkeiten: Blutdruckabfall durch Vasodilatation in den betroffenen
Körperpartien, versehentliche Punktion von Blutgefäßen, Verletzung der Dura bzw.
des Rückenmarks (sehr selten)
Schwangerschaftsvorsorge :
bis 32. SSW alle 4 Wochen
ab 32. SSW bis errechneter Geburtstermin (ET): alle 2 Wochen
nach ET : alle 2 d
insgesamt sind 3 Ultraschalluntersuchungen während der SS nach den
Muterschaftsrichtlinien vorgesehen
Erstuntersuchung : Blutgruppe, Rhesusfaktor, Suchtest auf Blutgruppen-AK,
Röteln-, HIV-, Toxoplasmose- und Lues-Serologie, Hb, Chlamydienabstrich,
Ultraschall, Zervixcytologie
Folgeuntersuchungen : RR, Gewicht, Urinstatus, kindl. Herzaktion, Hb,
Ultraschall in 9. –12. SSW, 19. – 22. SSW und 29. – 32. SSW, Cardiotokogramm ab
der 34. SSW
Fundusstatus : Ende 12. SSW : bis Oberkante Symphyse, Ende 24. SSW : bis
Nabel, Ende 36. SSW : am Rippenbogen
Schema :
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Leopold-Handgriffe :
1. Leopold-Handgriff
2. Leopold-Handgriff
3. Leopold-Handgriff
4. Leopold-Handgriff
Höhe des Fundus
Stellung des kindlichen Rückens
? 1. Stellung = Rücken links; 2.
Stellung = Rücken rechts
Schädel- oder Beckenendlage
(Steiß ist weich und läßt sich nicht
ballotieren)
Prüfung der Lage des
vorangehenden Kindsteils zum
Beckeneingang (wie weit ist der
führende Teil schon im
Beckeneingang)
Zangenmeister-Handgriff :
Überprüfung, ob Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken
vorliegt (? dann überragt der Kopf die Symphyse)
Pharmaka in der Schwangerschaft : Positivliste
Analgetiga/Antipyretika
Antihypertensiva
Antibiotika
Antikoagulantien
Diuretika
Kardiaka
Ibuprofen, Paracetamol
Methyldopa, Betablocker
Aminopenicilline, Cephalosporine, Makrolide
Heparin
HCT
Digoxin
erlaubte Impfungen in der Schwangeschaft :
während der Schwangerschaft sollten aktive Impfungen, v.a. mit Lebendimpfstoff,
vermieden werden, da eine Infektion des Feten mit Lebendvakzinen möglich ist oder
vermeidbare Allgemeinreaktionen auftreten können
erlaubt sind:
Tetanusimpfung
Hepatitis-B-Impfung
Polioimpfung
eine passive Impfung ist problemlos möglich, da sie das Kind nicht gefährdet
Schwangerschaftsabbruch :
Zeitraum
bis 8. SSW
bis 12. SSW
nach 12. SSW
ab 16. SSW
Methode
Ru 486
Aspirationskürrettage
Kürrettage nach Zervixerweichung mit Prostaglandinen
extraamniale Prostaglandininstallation
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nach § 218 (1995) gilt als :
nicht-rechtswidrig :
• medizinische Indikation : keine Frist bei Gefährdung des Lebens der Mutter
oder schwerer psychischer Belastung
• forensische Indikation : bei Vergewaltigung bis Abschluß der 14. Woche p.m.
rechtswidrig aber straffrei :
• Abbruch nach Besuch einer anerkannten Beratungsstelle; Frist ist der
Abschluß der 14. Woche, keine Kostenübernahme durch Krankenkasse
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SCHWANGERSCHAFTSSTÖRUNGEN
Sterilität und Infertilität :
Sterilität = Impotentia generandi
eine Partnerschaft gilt als steril, wenn es nicht innerhalb von 2 Jahren zur SS kommt
(and they fucked like mad)
Infertilität = es kommt zwar zur Befruchtung, aber dann zum Spontanabort
ovarielle Sterilität (40%)
tubare Sterilität (30%)
uterine Sterilität (7%)
zervikale Sterilität (5 – 10%)
extragenitale Ursachen (5%)
primäre und sekundäre Amenorrhoe und
Störungen im Ovulationszyklus durch fehlenden
Eisprung, gestörte Follikelreifung, gestörte Corpusluteum-Phase
abgelaufene Entzündungen mit Verklebung der
Eileiter, Endometriose, Hormonungleichgewichte
Fehlbildungen, Synechien (Verklebungen)
stenosen, entzündungen, verändertes
Zervikalsekret
AGS, M. Cushing, M. Addison,
Schilddrüsenerkrankung ...
Trophoblastenerkrankungen
überschießendes Wachstum der Trophoblasten bei
• Blasenmole :
Ätiologie unklar
Symptome: Embryo fehlt, sonographisch Bläschen (bei schlecht auflösenden
Ultraschallgeräten "Schneegestöber"), übergroßer, weicher Uterus, Abgang von
Blut und Bläschen, überschießende ß-HCG-Produktion mit Werten von 500 000
bis über 1 000 000 IE/l Urin (normale Schwangerschaft 8. SSW: bis 100 000 IE/l
Urin) à dadurch Überstimulation der Ovarien mit Luteinzysten (Sono :
aufgetriebene Adnexen) und Hyperemesis
•
destruierende Mole :
geht aus Blasenmole hervor, maligne Entartung und Metastasierung in
mütterliche Lunge etc. möglich
• Chorionepithelkarzinom : kann sich aus Blasenmole oder spontan nach SS
oder Abort ausbilden, exzessiv hohe HCG- Werte
Therapie : Zytostatika, von einer erneuten SS muß abgeraten werden !
Abort :
Beendigung einer SS vor der 24. SSW, Geburtsgewicht < 500 g
bei ca. 20 %
aller erkannten Graviditäten
Frühabort : Abgang bis zur 16. SSW
habitueller Abort : 3 oder mehr Aborte in Folge ohne zwischenzeitliche Geburt
eines lebensfähigen Kindes
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mütterliche Ursachen
anatomisch : Myom, Septen, Narben,
Zervixinsuffizienz
endokrin-funktionell : mangelnde
Progesteronbildung, Diabetes
infektiös : Röteln, Hepatitis A, Influenza,
Mumps, CMV
traumatisch : Unfall, Alkoholabusus
fetoplazentare Ursachen
meist Chromosomenaberrationen
(häufigste Ursache für Spontanabort)
Verlauf : (3 Stadien) :
Abortus imminens
(drohender Abort)
Abortus incipiens
(Abort im Gange)
Abortus completus
Symptomatik
leichte bis mittelschwere
Blutung, Zervixkanal
geschlossen
Zervixkanal eröffnet
Zervixkanal weit eröffnet
Therapie
Bettruhe, eventuell
Progesteron
Schmerzmittel, Oxytocin,
Prostaglandine intrazervikal
zur Förderung der
Ausstoßung
anschließend
Nachkürrettage
Nachkürrettage
missed abortion : abgestorbene Frucht wird in Uterus zurückgehalten
Extrauteringravidität :
jede Gravidität beginnt mit einer extrauterinen (tubaren) Phase !
Formen :
Tubargravidität (ampullär/isthmisch/interstitiell)
sicherer Nachweis nur durch Laparoskopie !
mit 90 % häufigste Form der EUG, verursacht durch entzündlich
bedingteVerwachsungen der Tubenschleimhaut (Chlamydieninfektion !)
Tubarusur/-ruptur bei Penetration der Zotten durch die Tubenwand können zu akut
einsetzenden schweren abdominellen Blutungen mit Schocksymptomatik und
Vernichtungsschmerzen führen
weiter Formen :
Ovarialgravidität
Peritonealgravidität
Zervixgravidität
Häufigkeit etwa 1:100 Entbindungen, Risiko bei folgender SS ca. 10 – 30 %
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Fruchtwasserveränderungen
Das Fruchtwasser (Liquor amnii) dient dem Schutz und der Ernährung des Feten.
Die Bildung erfolgt in der Frühschwangerschaft, hauptsächlich durch Durchtritt
mütterlicher Plasmaanteile und Sekretion der Amnionzellen. Ab der 12. SSW trägt
auch der Fetus zu seiner Bildung durch die Urinausscheidung (bis 500 ml/d) bei.
Gegen Ende der Schwangerschaft ist zusätzlich die fetale Lunge durch Abgabe von
Flüssigkeit (ca. 100 ml/d) und Bildung von Phospholipiden an der
Fruchtwasserproduktion beteiligt.
Letzteres macht man sich bei der Bestimmung der Lungenreife mittels
Lecithin/Sphingomyelin-Quotient zunutze.
Der pH-Wert liegt bei 7,0, das spezifische Gewicht beträgt 1007. Im Fruchtwasser
findet man Eiweiß, Glucose, Harnstoff, Bilirubin, Steroidhormone und Phospholipide.
Die Fruchtwassermenge steigt bis zur 36. Woche kontinuierlich an und beträgt zu
diesem Zeitpunkt etwa 1000 - 1500 ml.
In der 20. SSW beträgt die Fruchtwassermenge etwa 500 ml. Das Fruchtwasser
unterliegt einem permanentem Flüssigkeitsaustausch. In den letzten Wochen der
Schwangerschaft werden bis zu 50% des Fruchtwassers in einer Stunde erneuert.
Ein kompletter Flüssigkeitsaustausch dauert also nur 2 - 3 Stunden.
Hydramnion : > 1,5 – 2 l Fruchtwasser, bei Darmatresien, Diabetes mellitus der
Mutter, M. haemolyticus neonatarum, Lues connata
Oligohydramnion : < 0,5 l Fruchtwasser, bei Harnwegserkrankung des Feten,
Präeklampsie der Mutter und Plazentainsuffizienz
Diabetes mellitus und Schwangerschaft
die Stoffwechsellage der Mutter ist äußerst labil und ändert sich im Laufe der SS :
• Frühschwangerschaft : labile Lage, oft Verschlechterung
• Mitte : meist Stabilisierung für 2 – 3 Monate
• Ende : meist Verschlechterung durch schnell wachsendes Kind
es besteht eine erhöhte Spontanabortrate, eine erhöhte Fehlbildungsrate, meist
ein Hydramnion, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Makrosomie der Kinder
(Gewicht > 4500 g, Länge > 55cm) mit Neigung zu Atemnotsyndrom
wichtig ist die optimale BZ-Einstellung mit Insulin, Insulin ist nicht palzentagängig !
Präeklampsie : (früher : EPH-Gestose ? Edema, Proteinurie, Hypertension;
Gestose = Schwangerschaftserkrankung)
Hypertonie + Proteinurie > 300 mg/24h nach der 20. SSW, bei zuvor normotensiven
und nicht-proteinurischen Frauen
prädisponierende Faktoren : Diab.mell., Nierenerkrankung, Lupus erythematodes,
Erstgebährende, Alter der Schwangeren <18 oder >35 Jahre
schwere Präeklampsie :
ZNS : Augenflimmern, Kopfschmerzen, generalisierte Hyperreflexie, Erbrechen bei
Hirnödem
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Niere : Proteinurie, Oligurie = 400 ml/24h, Ödembildung (Lunge, Hände, Gesicht),
dabei Gewichtszunahme von 1 –1,5 kg/Woche
Leber : epigastrische Schmerzen, Kapselruptur
Herz : Linksherzversagen bei Hypertonie
Uterus : vorzeitige Wehentätigkeit oder Plazentaablösung
Therapie : Methyldopa, Betablocker (plus Dihydralzin)
Eklampsie :
eklamptischer Anfall nach schwerer Präeklampsie oder auch „aus heiterem Himmel“
einer der schwersten Notfälle der Geburtshilfe !
Klinik / Komplikationen : tonisch-klonische Krämpfe, Apnoe, Zyanose,
Bewusstlosigkeit; Übergang ins Koma möglich
Therapie : Mg i.v. hochdosiert, Hydralazin, Diazepam, Entbindung
HELLP-Syndrom : (Haemolysis, Elevated Liver function test, Low Platelet counts)
klinisch häufig nur rechtsseitige Oberbauchschmerzen (Leberkapselspannung)
Therapie : Entbindung wenn Koagulopathie schon manifest, sonst Therapieversuch
mit Cortison
Fetomaternale Blutgruppeninkompatibilitäten :
Inkompatibilität im Rhesus-System :
• für die Rhesuseigenschaft ist das Gen D verantwortlich
• Rh-negative Frauen (dd) können durch Einschwemmung fetaler Rh-positver
Erythrozyten sensibilisiert werden und Anti-D-Immunglobuline der Klasse Ig G
(plazentagängig!) produzieren, die in der Folgeschwangerschaft zur einer
Hämolyse fetaler Rh-positiver Erys führt
• Morbus Haemolyticus : je nach Schweregrad der Hämolyse kommt es beim
Feten zu : Anämie mit resultierender Hypoxie,
Leber- und Milzschwellung aufgrund persistierender fetaler Blutbildungsherde
Multiorganversagen
Hydrops fetalis infolge einer Hypoproteinämie
• bei Neugeborenen : Anstieg des indirekten Bilirubins, dass sich in den
Hirnstammganglien anreichern kann
• bei einem mütterlichen Anti-D-Titer von 1:8 muss aufgrund der Gefahr einer
fetalen Hämolyse die Schwangere eng überwacht werden
• ein Anti-D-Titer von 1 : 16 ist eventuell, ein Titer von 1 : 32 sicher positiv
• bei Neuauftreten in der Schwangerschaft ist mit einer Rhesus-Inkompatibilität
(Mutter rh neg., Kind Rh pos.) und Gefährdung des Kindes zu rechnen.
• Hämoglobinabbauprodukte können im Fruchtwasser nachgewiesen werden
und korrelieren in ihrer Höhe mit dem Gefährdungszustand des Feten
• eine baldmöglichst durchgeführte Amniozentese (Punktion der Fruchthöhle ca.
ab 16. SSW) kann Fruchtwasser entnommen (Bilirubingehalt entspricht dem
DE-Wert bei Messung der optischen Dichte durch Spektrophotometrie) und
evtl. die Nabelschnur punktiert werden (ab ca 20. SSW), um direkt das fetale
Hb zu bestimmen
• gegebenenfalls kann eine Transfusion in die Nabelschnur zur Vermeidung
eines Hydrops durch Ausgleich der Anämie angezeigt sein
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Anti-D-Prophylaxe (Injektion von Anti-D-Gammaglobulin), wenn das erste Kind einer
rh-negativen Frau rh-positiv ist à vorzeitiger Abbau der eingeschwemmten kindliche
Erys, bevor die Frau sensibilisiert wird
vorzeitiger Blasensprung :
• Fruchtwasserabgang vor Einsetzen der Wehen
• bei ca. 15% aller Geburten
• Diagnostik : Lackmus-Probe (Fruchtwasser ist alkalisch ? Blaufärbung), Sono
• Komplikation :
Amnion-Infektions-Syndrom (Wehen ?, Tachykardie )
Therapie :
> 37. SSW : Entbindung;
36. – 37. SSW : je nach Klinik
< 36. SSW : Induktion der kindlichen Lungenreifung (Glukokortikoide),
Tokolyse bei vorzeitiger Wehentätigkeit
Infektionen mit möglichen Fetalschäden :
T : Toxolasma gondii (nach 16. SSW)
O : others, VZV, Masern-, Mumps-, Coxsackie-, Parvo-Virus, Trep. pallidum
R : Röteln- Virus
C : Cytomegalie-Virus
H : HSV
Toxoplasmose :
orale Infektion der Mutter : Aufnahme von Oozysten durch Katzenkot (v.a. junge
Katzen), Genuß von rohem Fleisch
diaplazentare Infektion des Feten : erst nach der 16. SSW möglich (je höher das
Gestationsalter, desto größer das Risiko der Infektion, aber desto geringer das
Risiko der Fetopathie !)
Klinik :
Mutter meist asymptomatisch;
Fetopathie : zerebrale Verkalkungen, Hydrozephalus, Chorioretinitis
Diagnostik : PCR, IgM aus Nabelblut
Therapie : Pyrimethamin + Sulfonamid, Senkung des fetalen Infektionsrisikos um
50%
Ringelröteln :
Erreger : Parvo-Virus B19
Klinik :
Mutter : charakteristisches girlandenförmiges Exanthem, Arthralgien;
diplazentare Infektion : Abort, Hydrops fetalis (Anämie !)
Therapie : sonografische Kontrollen, bei Hinweis auf Hydrops ggf. intrauterine
Transfusion
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Lues :
Erreger : Treponema pallidum
diaplazentare Infektion erst ab 16. SSW möglich
Klinik :
Tot-, Frühgeburt;
Lues connata : Koryza, Pemphigoid, Osteochondritis, -myelitis, Anämie;
Lues connata tarda : Symptome erst Monate bis Jahre nach der Geburt
Therapie : hochdosiertes Penicillin
Röteln :
Tröpfcheninfektion und transpalzentare Übertragung
in Deutschland haben 90% der Erwachsenen Antikörper gegen das Rötelnvirus
Inkubationszeit ca. 16 d
Krankheitszeichen : Fieber, Lymphknotenschwellung (v.a. retroaurikulär und nuchal),
dann kleinfleckiges und flüchtiges Exanthem; bei Frauen Arthralgien und leichte
Gelenkbeschwerden
Risiko für das Kind : je früher die Infektion während der Schwangerschaft auftritt,
desto häufiger sind die Schäden beim Fetus (nach der 17. SSW keine Schäden mehr
zu erwarten)
Rötelnembryopathie (Gregg-Syndrom) : Katarakt, Innenohrschaden, Herzfehler
wichtig ist die Abklärung der Immunitätslage bei jungen Frauen vor der
Schwangerschaft (HAH(Hämagglutinationstest)-Titer)
HAH-Titer = 1:32 sichere Immunität
HAH-Titer < 1:32 und > 1:8 fragliche Immunität
HAH-Titer < 1:8 kein Schutz
besteht bei einer Schwangeren keine Immunität und liegt der Kontakt mit dem
Erreger weniger als 7 d zurück, sollte Rötelnimmunglobulin verabreicht werden (i.m.)
Diagnostik : direkter Virusnachweis aus Plazentazotten ab der 11. SSW; IgM im
Nabelschnurblut ab 22. SSW
bei gesicherter Rötelninfektion der Mutter in den ersten 17 SSW ist die Indikation zur
Abruptio grosszügig zu stellen
CMV-Infektion :
häufigste pränatale Infektion; ca. 1:1.000 Neugeborene
Reinfektion und Reaktivierung möglich
Klinik :
mütterliche Erkrankung meist asymptomatisch;
Embryopathie (bei ca. 10% der infizierten Feten) : Mikrozephalie, Verkalkungen,
Hydrozephalus, Chorioretinitis
keine Prophylaxe und Therapie möglich !
HSV-Infektion :
peripartale Infektion im Geburtskanal bei aktivem Herpes genitalis der Mutter
Klinik :
Sepsis, ZNS-Beteiligung mit hoher Letalität
Prophylaxe : bei aktivem Herpes genitalis Sectio caesarea
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Antibiotika in graviditate :
unbedenklich :
Penicilline, Cephalosporine, Makrolide;
bedenklich :
Tetrazykline (Wachstumshemmung, Zahnverfärbungen),
Aminoglykoside (oto- und nephrotoxisch)
Sulfonamide (Hyperbilirubinämie bei perinataler Gabe),
Chloramphenicol (Grey-Syndrom mit Zyanose und Schock)
Regelwidrigkeiten der Plazenta
Reifungsstörungen
im Laufe der Plazentaentwicklung verändert sich der Aufbau der Zotten : der
Zottentrophoblast verschwindet, die Zottengefäße werden dünnwandiger und rücken
an die Zottenoberfläche; eine vorzeitige Reifung des Trophoblasten (Maturitas
praecox) findet man gehäuft bei Frühgeburten, eine verzögerte Reifung (M.
retardata) bei Schwangerschaftshypertonie, Diabetes mellitus und Erythroblastose
Plazentainfarkte
in diskreter Form als stippchenförmige Kalkablagerungen, die im Laufe der
Spätschwangerschaft normal sind; da die Reservekapazität der Plazenta sehr groß
ist, führen nur ausgedehnte Infarkte zur Plazentainsuffizienz
Formanomalien
Einteilung nach Ansatz der Nabelschnur :
Insertio centralis / lateralis / marginalis / velamentosa (Ansatz an den Eihäuten)
der Form :
Plazenta bipartia / succenturiata (Nebenplazenta) / membranacea oder mit
aberrierenden Gefäßen) und nach der
Invasionstiefe der Zotten (Placenta accreta / increta/ percreta);
die meisten Formvarianten sind bedeutungslos, Komplikationen können eintreten
bei der Placenta membranacea (Blutungen / Entwicklungsstörungen des Kindes), der
Insertio velamentosa (schwere Blutungen bei Blasensprung) und bei aberrierenden
Gefäßen (v.a. iatrogen durch Gefässverletzungen, Verbluten des Kindes), bei der
Placenta membranacea / accreta / increta/ percreta (Lösungsstörungen in der
Nachgeburtsperiode)
Plazentainsuffizienz
Beinträchtigung des Stoffaustausches zwischen Mutter und Kind;
• akute Plazentainsuffizienz : läuft in Minuten bis Stunden ab, führt zur
intrauterinen Asphyxie und zum Tod des Kindes; Auslösung unter der Geburt
durch Wehensturm, Nabelschnurkomplikationen, Blutung der Mutter bei Plazenta
praevia oder durch vorzeitige Lösung der Plazenta
• chronische Plazentainsuffizienz : lässt sich weder morphologisch noch klinisch
eindeutig festlegen und führt zur intrauterinen Wachstumsrethardierung (IUGR)
oder zur Asphyxie und Tod des Kindes
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vorzeitige Lösung der normal sitzenden Plazenta (Ablatio/Abruptio placentae)
meist nach der 29. SSW, bei bis zu 2,5% aller Geburten, macht ca. 20 – 25% der
vaginalen Blutungen im letzten Trimenon aus
Ätiologie : Plazentainfarkte im Rahmen einer EPH-Gestose, intrauterine
Volumenminderung, starke mechanische Einwirkung auf das Abdomen (Autounfall
etc.);
Klinik : es kommt zur Ausbildung eines retroplazentaren und randständigen
Hämatoms, in 80% der Fälle kommt es auch zu vaginalen Blutungen (Abgang
zwischen Chorion und Dezidua nach aussen); bei Ablösung von mehr als 30% der
plazentaren Haftfläche kommt es zur akuten Plazentainsuffizienz, weiter Symptome :
schmerzhafte Dauerkontraktion des brettharten (eingebluteten) Uterus
eventuell Schocksymptomatik
Gefahr der Verbrauchskoagulopathie der Mutter
sofortige Sectio !
Placenta praevia
Inserierung die Plazenta ganz oder teilweise im unteren Uterinsegment oder sogar in
der Zervix;
macht ca. 10 – 15 % der vaginalen Blutungen im letzten Trimenon aus
Ätiologie : meist die Folge einer Endometriumschädigung (vorausgegangene
Kürettage etc.), primäre Placenta praevia : Nidation primär nahe des inneren
Muttermundes, sekundäre Placenta praevia : primäre Nidation an normaler Stelle,
aber Entwicklung nach kaudal;
Symptomatik : Leitsymptom ist die schmerzlose Blutung (die oft schon im 5. SSMonat beginnt) bei weichem Uterus im 3. Trimenon
bei der Placenta praevia blutet in erster Linie die Mutter
Therapie : stationäre Aufnahme, Bettruhe, Lungenreifung, Tokolyse und später
Schnittentbindung
GEBURTSKOMPLIKATIONEN
Wehenschwächen
• hypotone, normotone Wehenschwäche :
primär : mangelhafte Wehentätigkeit von Geburtbeginn an;
sekundär : im Geburtverlauf durch volle Harnblase, Ermüdung, Missverhältnis etc.
Diagnostik : Palpation des Uterus, Beobachtung der Wehen, CTG;
Komplikationen : protrahierte Geburt mit Gefährdung des Kindes;
Therapie : Einlauf, Blasenentleerung, Analgesie, Oxytocin i.v., Sectio
• hypertone Wehenschwäche :
Koordinationsstörung der verschiedenen Myometriumbereiche ? kein
geburtsmechanischer Effekt !;
Diagnostik : CTG, Uteruspalpation (auch in Wehenpause hoher Tonus),
intrauterine Druckmessung mit Katheter;
Therapie : Basistokolyse mit Fenoterol, Spasmolytika, Analgetika, PDA
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andere Wehenstörungen
• uterine Hyperaktivität („Wehensturm“) :
Wehenintervall < 0,5 – 1min., bei Missverhältnis und Widerständen;
Komplikationen : Uterusruptur (plötzliche extreme abdominelle Schmerzen),
intrauterine Asphyxie
Diagnostik : CTG, Sono;
Therapie : Tokolyse mit Fenoterol, Sectio
• diskoordinierte Wehenstörung :
verzögerte MM-Eröffnung ? verlängerte Tonus-Phase ? Asphyxie
Lageanomalien
Schema : normale Geburt
(normal : vordere Hinterhauptslage)
• Lage = Position des Kindes (Längsachse) in utero (Längslage, Querlage,
Schräglage)
• Stellung = Lage des kindlichen Rückens (1. Stellung : links ...), vgl. LeopoldHandgriffe
• Einstellung = Anpassung des Kopfes an den Geburtskanal
• Haltung : Beziehung der einzelnen Kindsteile zueinander
Diagnostik : Palpation, Sono, MRT
Komplikationen : Uterusruptur, Geburtstraumata, Asphyxie
Hinterhauptslage : Schädellage, bei der das Hinterhaupt »führt«. Meist als vordere
(= dorsoanteriore = regelrechte HHL; der Rücken ist nach vorn gerichtet, der
Kopfaustritt erfolgt als reine Streckbewegung, die kleine Fontanelle ist
Führungspunkt, die Nackenhaargrenze ist Drehpunkt, u. das Planum
suboccipitobregmaticum ist der größte Durchtrittsumfang; selten als hintere
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(= dorsoposteriore HHL; mit kleiner Fontanelle bis Scheitelgegend als
Führungspunkt; geburtsprognostisch ungünstig).
hintere Hinterhauptslage
(hHHL)
Vorderhauptslage
Stirnlage
Gesichtslage
dorsoanteriore Gesichtslage
dorsoposteriore Gesichtslage
hoher Geradstand
tiefer Querstand
Beckenendlage (BEL)
Querlage
verschleppte Querlage
3-4 %, Gesicht zeigt nach oben, maximale Beugung,
Austreibung verlängert
Gesicht zeigt nach 4 oder 8 Uhr, Durchschnittsplanum vergrößert,
Geburtsstillstand möglich
starke Deflexion, Durchschnittsplanum stark vergrößert, Sectio
ratsam
Gesicht zeigt zum Beckenausgang, stärkste Deflexion, Sectio
Kopf maximal gestreckt, mit dem Kinn Richtung Kreuzbein à
geburtsunmöglich
Kopf maximal gestreckt, mit dem Kinn Richtung Symphyse
Einstellungsanomalie : Kopf steht senkrecht im querovalen
Beckeneingang
Einstellungsanomalie : Gesicht nach 3 oder 9 Uhr, fehlende
Rotation im Beckenausgang
3-4 %, als Steißlage, Steiß-Fuß-Lage, Fußlage ? geringe
Dehnung des Geburtskanals durch vorangehenden Kindsteil,
Kompression der Nabelschnur durch den Kopf; äußere Wendung
unter Sectiobereitschaft (Manualhilfe nach Bracht)
0,5-1 %, häufiger bei Multiparae; äußere Wendung kann versucht
werden, ansonsten Sectio da geburtsunmöglich !
vorgefallener Kindsteil nach Blasensprung bei Querlage à Kind
ist im Becken eingekeilt : Sectio !
Frühgeburt
Geburt nach Abschluß der 24. SSW und vor Abschluß der 37. SSW
Ursachen : Infektionen, Mehrlings-SS, Gestose, Zervixinsuffizienz
Vorgehen : Risikogeburt vor Entbindung in Perinatalzentrum verlegen; bei
Schädellage : Tokolyse und bei raschem Geburtsfortschritt Geburt; bei
Lageanomalie : Sectio
Komplikationen : IRDS, Blutungen, Retinopathie, nekrotisierende Enterokolitis,
Sepsis
Dammschutz, Dammriß und Episiotomie
Dammschutz : soll plötzliche Dammüberdehnung und Dammriß verhindern (Gefahr
auch für das Kind, da, es durch die plötzliche Druckentlastung zur SAB kommen
kann !)
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Dammriß :
1.° Haut und Subkutangewebe eingerissen
2.° Dammuskulatur eingerissen, M. sphinkter ani intakt, keine Inkontinenzgefahr
3.° Dammuskulatur und M. sphinkter ani eingerissen, Gefahr der bleibenden
Inkontinenz
Episiotomie :
a : mediane E., kann leicht
weiter reißen
b : laterale E.
c : medio-laterale E.
(Durchtrennung der Mm.
bulbospongiosus und
transversus perinei
superficialis)
d : Schuchardt-Schnitt (nur
bei operativer vaginaler
Entbindung)
Cardiotokografie (CTG)
simultane Ableitung kindlicher Herztöne und mütterlicher Uteruskontraktionen
physiologisch sind :
Herzfrequenz 110 –150/min dabei
Fluktuation von 10 –20/min
undulatorischer Oszillationstyp : während sich das Kind bewegt, tritt eine leichte
Frequenzsteigerung ein
frühe Dezeleration : Frequenzminderung während der Wehe (nach Abklingen der
Wehe sofortige Erholung)
potentiell bedrohlich / pathologisch sind :
anhaltende Bradykardien < 110/min
anhaltende Tachykardien
eventuell mit verminderte Fluktuation (silent) à Hinweis auf verminderte
Kreislaufregulationsfähigkeit
starre Undulation : Hinweis auf Palzentainsuffizienz
späte Dezeleration : Bradykardie, wenn die Wehe schon schwächer wird à Hinweis
auf intrauterine Asphyxie (Nabelschnurkompression etc.)
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AMENORRHOE
Menstruationsbeschwerden allgemein :
Dysmenorrhoe : schmerzhafte Blutung
primär durch Uterusfehlbildung oder –Lage
sekundär durch Endometriose, Myome etc.
Amenorrhoe allgemein
• ausbleiben der Periodenblutung für mehr als 3 Monate
• physiologisch : Präpubertät, Gravidität, Laktationsperiode, Postmenopause
• primäre Amenorrhoe : Ausbleiben der Menses trotz Erreichen des normalen
Menarchenalters (11 –13 J)
• sekundäre Amenorrhoe : Ausbleiben der zunächst vorhandenen Menses im
geschlechtsreifen Alter
• Diagnostik :
• Gestagen-Test : Gestagene für 7 d, danach sollte es zur Abbruchblutung
kommen : liegt dies vor, ist Endometrium vorhanden, das vorher durch
Östrogene aufgebaut wurde à Ausschluß von Ovarialhypoplasie, Atresien
• Östrogen-Gestagen-Test : ist der Gestagen-Test negativ wird der Frau für
einen Zyklus ein Phasenpräparat aus Östrogen und Gestagen gegeben;
kommt es dabei nicht zu einem normalen Zyklus, liegt das Problem auf
uteriner Ebene, kommt es zu einem nomalen Zyklus, ist nicht genügend
Östrogen vorhanden
Uterine Amenorrhoe und Fehlbildungsamenorrhoe
• Asherman-Syndrom : nach forcierter Kürettage (Basalis zerstört)
• Mayer-von-Rokitansky-Syndrom (Uterus-/Vaginalaplasie)
• Z.n. schwerer Entzündung, Hymenalatresie
• Klinik :
Ausbleiben der Blutung trotz intakter Hormonstimulation; bei gestörter
Abflussmöglichkeit Ansammlung im Uterus (Hämatometra) oder Vagina
(Hämatokolpos)
• Diagnostik : Ultraschall, Hysteroskopie, Laparaskopie, Gestagen-Test und
Östrogen-Gestagen-Test negativ
• Therapie : evtl. OP
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Ovarielle Amenorrhoe
• durch partielle/komplette Ovarialinsuffizienz ausgelöst
• Gonadenagenesie, -dysgenesie, -hypoplasie (Turner-Syndrom)
• Ovarial-Tumoren, polyzystische Ovarien (PCO = Stein-Leventhal-Syndrom)
• Gonadotropin insensitive Ovarien
• Klinik :
Amenorrhoe und Sterilität; evtl. hypoplastische Ovarien;
Stein-Leventhal-Syndrom : plus Hirsutismus, Hyperinsulinämie mit peripherer
Insulinresistenz
• Diagnostik : Labor, Chromosomenanalyse
• Therapie : ggf. Tumorentfernung, Hormonsubstitution
Hypothalamisch-hypophysäre Amenorrhoe
• Synonym : zentrale Amenorrhoe
• Hypothalamus-Insuffizienz (häufig) : psychogen, Streß, Anorexia, medikamentös
• Hypophysen-Vorderlappen-Insuffizienz (=Hypopituitarismus, sehr selten)
• Sheehan-Syndrom (=postpartale ischämische Nekrose der Hypophyse durch
starke Blutverluste sub partu)
• Tumor (Adenome, Kraniopharyngeom)
• Trauma, Radiatio, Sarkoidose, Meningoencephalitis, chron. Hydrocephalus,
Autoimmunhypophysitis etc.
• Klinik :
Libido ?, Sekundärbehaarung ?, ggf. Klinik von Hypothyreose, Hpokortisolismus
• Diagnostik : Labor (LH, FSH, Östrogene etc.), CT/MRT
• Therapie : der Grunderkrankung nach, Substitution der peripheren Hormone
Amenorrhoe-Galaktorrhoe-Syndrom
• Hyperprolaktinämie
• Prolaktin ? ? LH-RH ? ? LH, FSH ?
• Prolaktinom = Adenom des HVL
• PIF-Mangel (=Prolaktin-inhibierender-Faktor des Hypothalamus = Dopamin)
• medikamentös : Dopamin-Rezeptor-Antagonisten (Metoclopramid), Dopaminverarmende Medikamente (Reserpin, Östrogene)
• schwere Hypothyreose : TRH ? ? Prolaktin ?
• Klinik :
Libido ?, Galaktorrhoe, evtl. Chiasma-Syndrom
• Diagnostik : basales Prolaktin, CT/MRT, Perimetrie
• Therapie : Bromocriptin, Lisurid, O
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DESCENSUS, PROLAPS UND HARNINKONTINENZ
Descensus
• Schwäche der Haltestrukturen : Bänder, M. leyator ani, Diaphragma urogenitale
• begünstigend : Adipositas, viele Geburten, BG-Schwäche
• typisches Hauptsymptom : Steßinkontinez
• Formen : D. vaginae, D. uteri, D. uteri et vaginae
• Therapie : Beckenbodengymnastik, Pessar, OP
• OP : vaginale Uterusextirpation mit vorderer und hinterer Plastik (bei Zysto- und
Rektozele), Raffung von Blasenboden und Schließmuskulatur (MarshallMarchetti-OP)
Inkontinenz
Streßinkontinenz (urethral)
Pathogenese häufig erst in Menopause
Urgeinkontinenz (vesikal)
unabhängig vom Alter
Insuffizienz des
bszessbildung hlussdruckes
ungehemmte
Detrusorkontraktion mit
imperativem Harndrang
defekte pelvine Haltestrukturen mit
Descensus : steigt der intrabdominale
Druck, drückt die Vagina auf die Blase
und es kommt zur Abflachung des
Blasenboden-Urethra-Winkels und zum
Urinabgang
pelvine Haltestrukturen
intakt
negative Infektanamnese
häufig chron. Infekte
Diagnostik
Urodynamik
1° : bei Husten und Pressen
2° : bei leichter Tätigkeit
3° : auch im Liegen, absolute
Inkontinenz
Anamnese
Urethra-Blasen-Druckgradient negativ
Therapie
Gewichtsreduktion, OP bei Descensus
zwanghafte Entleerung
kleiner Urinmengen bei
erhöhtem
Blaseninnendruck, Nykturie
Anamnese, Infektdiagnostik
niedriges Blasenvolumen,
ungehemmte
Detrusorkontraktin,
Restharn
Antibiose,
Parasympatholytika,
Blasentraining
Klinik
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ENTZÜNDUNGEN
Mamma
Mastitis puerperalis
• Brustentzündung der stillenden Mutter durch Keime v.a. aus dem Mund-RachenRaum des Säuglings (95% S. aureus)
• in 80 % einseitig, meist zwischen 8. und 12. d post partum
• Klinik :
initial Schmerzen, hohes Fieber, Rötung, Schwellung
• Therapie : beginnende Mastitis : Milch abpumpen, an gesunder Brust
weiterstillen, Antipyretika; fortgechrittene Mastitis : Abstillen, bei bszessbildung
Inzision, Lascheneinlage
• Prophylaxe : während der ersten 3 Stilltage nicht länger als 5 min. pro Brust
Mastitis non-puerperalis
• selten, dann aber häufig rezidivierend und i.d.R. einseitig
• außerhalb der Stillzeit
• 2 Altersgipfel : 1. < 30. LJ; 2. 50. – 60. LJ
• Ätiologie : Infektion (meist grampositive Erreger, Staphs & Streps) und/oder
Hyperprolaktinämie (hormonell, medikamentös, stressbedingt) à Stauung !
• Klinik :
Schmerz, Sekretstau, Galaktorrhoe, Fieber; Abszeß- und Fistelbildung
• Diagnostik : Klinik, Labor
• Differentialdiagnose : inflammatorisches Mamma-Ca (Klärung nur durch
Probeexzision), M. Paget
• Therapie : Hochbinden, Kühlen, Dopaminagonisten (Bromocriptin), Antibiotika,
Inzision und Drainage
Genitale
Sonderfall Chlamydien (IMPP) :
• intrazellulärer Erreger
• verursacht in 80% d.F. eine Zervizitis und in 20% d.F. zusätzlich eine akute
Salpingitis
• Chlamydiensalpingitis als häufigste Ursache für tubare Sterilität
• Therapie : Tetrazykline, Erythromycin
Vulvitis
• Ätiologie : Infektion aus darüber liegenden Abschnitten, bakterielle Vulvitis durch
Haarbalginfektion mit Staphylokokken (Furunkel, Karbunkel)
• Prädisposition : Diabetes mellitus, Östrogenmangel (weniger Vaginaepithel à
weniger Milchsäureproduktion durch Döderlein-Bakterien à pH steigt)
• Klinik : Jucken, Brennen, Schmerzen bei GV und Wasserlassen
• merke : Vulvitis ohne Vaginabeteiligung nicht durch Chlamydien !
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Kolpitis (Scheidenentzündung)
• zur Infektion kommt es, wenn die physiologischen Abwehrmechanismen
durchbrochen werden, besonders bei Stress, Menstruation, Östrogenmangel
(Klimakterium)
• Kolpitis senilis : erhöhte Vulnerabilität des Scheidenepithels durch
Östrogenmangel, meist kommt es zur Keimaszension aus der Dammregion
Therapie : östrogen- und antibiotikahaltige Salben
• Erreger, Klinik und Therapie:
Erreger
Fluor
Klinik
Gardnerella
vaginalis
farblos und wässerig,
Fischgeruch
Amintest :
Verstärkung des
Geruchs durch 10%ige Kalilauge
farblos, wässerig
Haupterreger der Aminkolpitis,
clue cells (Epithelzellen, die
rasenförmig mit Bakterien
besetzt sind)
häufiger bakterieller Erreger
Tetrazykline
salbenartig, weißlichbröckelig
Pruritus;
Nystatin, Clotrimazol
häufigste virale Form,
vesikulöse Entzündung,
Pruritus
Pruritus
Acyclovir oral
Haemophilus
influenzae
Candida
albicans
HSV
Trichomonas
vaginalis
übelriechend,
schaumig
Therapie plus
anschließender
Wiederaufbau der
Flora
Metronidazol
Metronidazol
Bartholinitis :
• Erreger : Anaerobier, Kolibakterien, Gonokokken, Staphylokokken (nicht
Chlamydien !)
• Auftreten v.a. im 20. – 40. LJ
• sekundäre Infektion einer Bartholinischen Zyste oder primäre Infektion des
Ausführungsgangs; es kommt zur Empyembildung
• Klinik :
meist einseitige äußerst schmerzhafte Rötung und Schwellung im dorsalen
Bereich der großen Labien, Gehen und Sitzen beinahe unmöglich !
• Therapie : Inzision, bei reifem Abszeß Marsupialisation (Vernähung des
inzidierten Zystenbalgs mit der äußeren Haut, sonst hohe Rezidivrate);
Antibiotika, falls Go-positiv
Endometritis puerperalis :
• Infektion der Plazentahaftstelle mit eventuellem Übergreifen der Infektion auf
Myometrium, Tuben und Ovar nach einer Schwangerschaft
• Klinik :
verzögerte Uterusrückbildung, Uterus schmerzhaft, subfebrile Temperatur
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•
Komplikationen :
Endomyometritis
Salpingitis, Adnexitis : im Extremfall Peitonitis
Puerperalsepsis
• Therapie : Oxytocin-Infusion, Antibiotika i.v. (Ampicillin), Antipyretika
• Prophylaxe : viel Bewegung, Wochenbettgymnastik, Stuhl- und Harnregulierung
Salpingitis :
• v.a. jüngere Frauen betroffen
• Manifestation meist als Adnexitis = Übergriff der Entzündung auf
Ovarialoberfläche und Peritoneum
• Ätiologie :
90% durch Keimaszension aus Vagina
Erreger : Anaerobier, Kolibakterien, Streps, Staphs, Gonokokken, Chlamydien
• akute Salpingitis :
Tube makroskopisch verdickt und gerötet
Klinik : hohes Fieber, starke Unterleibsschmerzen, eitriger Ausfluß
Portioschiebeschmerz
Gefahr der Peritonitis ! (Douglas-Schmerz)
Komplikationen : Tuboovarialabszeß, Tubarsterilität, erhöhte Gefahr für EUG
• chronische Salpingitis :
Entwicklung aus akuter Salpingitis oder ohne vorangehende Symptomatik
• granulomatöse Salpingitis : wichtigste Form der Genital-Tuberkulose
• Therapie : Bettruhe, Eisblase, Metronidazol, Tetrazykline (um Chlamydien zu
erwischen)
spezifische Infektionen
Gonorrhoe
• gramnegative Diplokokken
• Klinik : bei Männern eitriger Ausfluß, bei Frauen zu Beginn oft asymptomatisch
• untere Gonorrhoe : Befall von Harnröhre, Bartholini-Drüsen, Portio und
Rectumschleimhaut möglich;
Kolpitis eher bei Kindern oder älteren Frauen (Schutzmechanismus der Scheide
durch Östrogeneim geschlechtsreifen Alter)
• obere Gonorrhoe : Aufsteigen der Gonorrhoe mit Endometritis, Salpingitis und
Peritonitis mit Fieber, kann zur tubaren Sterilität führen
• Therapie : bei unterer G. einmalige Injektion von 4 Mill. I.E. Penicillin, bei oberer
G. höher dosieren und Bettruhe, Partner mitbehandeln
Lues
• Erreger : Treponema pallidum, Übertragung durch Sex und Schmierinfektion
• Stadien :
Stadium I : Primäraffekt mit schmerzlosem Ulcus durum (pfenniggroß,
schmerzlos), Lk-Schwellung Rückbildung nach 4 bis 6 Wochen
Stadium II : nach ca. 9 Wochen Generalisation durch hämatogene Aussaat mit
makulopapulösem Exanthem, Angina, Condylomata lata, Haarausfall
Stadium III : mit einer Latenzzeit bis zu 20 J irreversible Organschäden und
Neurolues
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•
•
Serologie :
erstmals 6 – 8 Wochen nach Erstinfektion positiv :
TPHA-Test oder FTA-Abs-Test
Therapie : Penicillin
Genitaltuberkulose
• entsteht durch hämatogene Streuung von Primärkomplex oder Organtuberkulose
• Befall von : Tuben, Endometrium, Ovarien
• häufig symptomarmer Verlauf
Ulcus molle
• Erreger : Hämophilus ducreyi, Übertragung via GV
• Inkubationszeit 1 – 3 d
• zumeist mehrere weiche, schmerzhafte, bis markstückgroße Geschwüre
• Lymphknoten in der Leiste können aufbrechen (Bubonen)
• Therapie : Tetrazykline für 2 – 3 Wochen
Condylomata accuminata
• Erreger v.a. HPV 6 und 11, Übertragung via GV
• hahnenkammartige, fibroepiheliale papilläre Gewebewucherungen
• Lokalisation : perianal und im Introitusbereich der Vagina
• Therapie : Laser, Kryotherapie; hohe Rezidivrate
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TUMOREN
VORSORGE
• für alle Frauen ab dem 20. LJ :
Anamnese, Inspektion, bimanuelle Untersuchung, Spekulumuntersuchung,
Zytologie von Portio und Cervix, Urinuntersuchung
• für alle Frauen ab dem 30. LJ :
zusätzliche Palpation der Mammae und der regionären LK
• für alle Frauen ab dem 45. LJ :
zusätzliche rektale Untersuchung, Test auf Blut im Stuhl
ENDOMETRIOSE
• Vorkommen von endometriumähnlichem Gewebe außerhalb des Cavum uteri
• die Endometriuminseln verhalten sich wie normales Endometrium (zyklische
Veränderungen)
• Einteilung nach Lokalisation :
Endometriosis genitalis interna : Myometrium (Adenomyosis uteri interna), Tuben;
Endometriosis genitalis externa : Ovar, Douglas-Raum, Ligg. sacrouterina;
Endometriosis extragenitalis : an jeder anderen Körperstelle
•
Leitsymptom : sekundäre Dysmenorrhoe (Schmerzen, die der Menstruation 1 –
3 d vorausgehen und mit ihrem Höhepunkt abklingen, verursacht durch
Prostaglandinsynthese im Endometrium)
•
Symptome je nach Lokalisation :
•
•
•
•
•
Uterus : Adenomyosis uteri interna : Dysmenorrhoe, Menorrhagien (stärkere
und längere Blutungen), diffuse Vergrößerung
Tube : Hämatosalpinx, häufigste Ursache für Sterilität !, Disposition zur
Tubargravidität
Ovar : Teer- oder Schokoladen-Zysten (Blut !, bis zu 10 cm groß),
Verwachsungen
Douglas-Raum : Kreuzschmerzen, Schmerzen beim GV (Dyspareunie)
Darm : zyklische Darmblutungen
•
Labor : BSG ? bei normalen Leukos, CA-125 ?
•
Therapie : OP (laparoskopisch), Laser, medikamentös (Gestagene, GnRHAnaloga (à erzeugen Funktionsruhe des Ovars, dauerhafte down-regulation des
ovariellen Regelkreises, NW :klimakterische Beschwerden) etc.)
•
Prognose : gut, außerdem kommt es zu einer spontanen Rückbildung in der
Menopause
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UTERUSMYOME
• häufigste gutartige Geschwulst der weiblichen Genitale, bei Frauen über 35
Jahren Prävalenz > 20%
• Wachstum hormonabhängig (Östrogene), daher kein Auftreten vor der Pubertät
und kein weiteres Wachstum nach der Menopause, aber Größenzunahme in SS
• meist mehrere Tumorknoten, multiples Auftreten = Uterus myomatosus
•
Lokalisation :
submukös (zwischen Endometrium und Myometrium): 2,5%; ganz typisch sind
Zwischenblutungen durch mechanische Läsion des Schleimhautüberzugs
intramural (in Gebärmutterwand) : 55%; Behinderung der normalen
Kontraktionsfähigkeit, daher verstärkte und verlängerte Regelblutungen
subserös (Vorwölbung an der Außenseite des Uterus von Peritoneum
überzogen) : 40%
intraligamentär : Wachstum zwischen die Blätter des Ligamentum latum
•
Klinik :
Metrorrhagien, Hypermenorrhoe, Anämie, Dysmenorrhoe, Miktions- und
Defäkationsbeschwerden, Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen bei großen
subserösen Myomen), Sterilität bei Lage im Tubenwinkel
•
Diagnostik : Untersuchung, Sono, Hysteroskopie, Laparaskopie, Hb häufig
erniedrigt
• Therapie : keine, wenn keine Symptome, medikamentös bei leichten Blutungen
(Gestagene, GnRH-Analoga), Myomenukleation (bei Kinderwunsch),
Hysterektomie
• cave : Entartung möglich in 0,2 – 0,5% (Leiomyosarkom), in Gravidität
komplizierend (Lageanomalien, Geburtshindernis etc.)
GUTARTIGE TUMOREN DES OVARS
• große Tumorvielfalt
• fast alle können maligne entarten, Komplikationen durch Stieldrehung
• Therapie : grundsätzlich operativ, bei echten gutartigen Geschwülsten einseitige
Ovarektomie; bei histologischem Anhalt für Malignität : beidseitige Ovarektomie
plus Hysterektomie !
•
•
•
•
•
•
Retentionszysten
epitheliale Tumoren : seröse Kystome, muzinöse Kystome
Tumoren des sexuell differenzierten Epithels : Granulosa-, Thekazelltumoren,
Androblastome
Keimzelltumoren : Dermoide (gutartig)
kongenitale Resttumoren : Brenner-Tumor
BG-Tumoren : Fibrom
RETENTIONSZYSTEN DES OVARS
• entstehen durch Zurückhaltung und Vermehrung von Flüssigkeit in Follikeln, die
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•
sich nicht öffnen (Ausbleiben der Ovulation)
Formen :
Follikelzyste : erreicht etwa Hühnereigröße in einem Graf-Follikel, der nicht zum
platzen kommt; klarer, dünnflüssiger Inhalt, produziert gelegentlich Östrogen
Corpus-luteum-Zysten : im Gelbkörperhohlraum sammelt sich Flüssigkeit
(gehäuft während SS, ansonsten selten), dicke Wand, Hühnereigröße
gehäuft bei Blasenmole und Chorionkarzinom, produziert Progesteron
Teer- und Schokoladenzysten : meist durch Endometrioseherde, enthalten
eingedicktes Blut
oft doppelseitig, meistens etwa faustgroß
Polyzystische Ovarien : Stein-Leventhal- Syndrom
OVARIALKYSTOME
• häufigste benigne Ovarial-Tumoren (epithelial); alle Altersgruppen sind
betroffen
• seröse und (pseudo-) muzinöse Zystadenome, die sehr groß werden können
• seröse Kystome : in 40% doppelseitig, Tumoren gefüllt mit gelblich-klarer
Flüssigkeit, Übergang in seröses Zystadenokarzinom in 20 – 25% d.F.
• muzinöse Kystome : häufigster Ovarialtumor, meist einseitig, gekammerte
Tumoren gefüllt mit geleeartiger Flüssigkeit, können extreme Größe erreichen
• hohes Entartungsrisiko ohne Therapie, deshalb : OP
• bei Ruptur des muzinösen Kystoms kann es zum Gallertbauch kommen
(Pseudomyxoma peritonei = Implantationsmetastasen, letal)
TERATOME
• ca. 15 % aller Ovarial-Tumoren, häufigster Ovarialtumor bei jungen Frauen; in ca.
3 % Entartung
• in 10% beidseits
• enstehen bei der Einstülpung von fetalem Ektoderm oder aller drei Keimblätter
• meist zystische Geschwülste, die Haare, Zähne, Knochen etc. enthalten können
• man unterscheidet reife (=gutartige) von unreifen (=bösartigen, da
undifferenzierten) Teratomen
BRENNER-TUMOR
• 1% aller Ovarialtumoren, meist bei älteren Frauen
• kongenitaler Resttumor : solide, derbe Geschwülste, etwa faustgroß
• makroskopisch nicht vom Fibrom unterscheidbar, hat aber bindegewebige und
epitheliale Komponente
• histologisch finden sich solide Zellnester und Zysten
• immer gutartig, Entartung extrem selten
OVARIALFIBROM
• 5% aller Ovarialtumoren, alle Altersstufen, einseitig
• derbe, solide Tumoren mit häufiger Verkalkung
• gutartig, sehr selten maligne Entartung
• Meigs-Syndrom : ätiolog. unklare Kombination aus Ovarialfibrom, Hydrothorax
und Aszites, Therapie durch Ovarektomie
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POLYZYSTISCHE OVARIEN (PCO) :
• Synonym : Stein-Leventhal-Syndrom
• Altersgipfel vom 15. – 30. LJ
• Entgleisung der Steroidsynthese mit vermehrter Androgensynthese
• große Ovarien mit einem Kranz zystischer Follikel
• Klinik :
Amenorrhoe, Sterilität, Hirsutismus, Akne, Adipositas, Insulinresistenz
• Diagnostik : Sono, Labor (Androgene + Prolaktin ?)
• Therapie : bei Kinderwunsch : Ovulationsauslöser; ohne Kinderwunsch :
Östrogene und Gestagene
VULVAKARZINOM
• ca. 5 % aller Genital-Ca´s
• Altersgipfel im 65. LJ
• Lichen sclerosus et atrophicus :
keine Präkanzerose aber eine assozierte Hyperplasie-Atypie, die für ein VulvaCa prädisponiert (in 15 – 20% d.F.)
typisch bei der postmenopausalen Frau mit Hyperkeratosen
•
4 Präkanzerosen :
Leukoplakie : Pigmentanomalie des Epithels
M. Bowen : flache pigmentierte Papeln mit Dys- und Hyperkeratosen, die
seborrhoischen Warzen ähneln
Erythroplasie Queyrat : scharfbegrenzte, rundliche rote und samtige Herde
M. Paget : weißliche ekzemartige, juckende Plaques, Sonderform der VIN,
entspricht VIN III (Carcinoma in situ)
•
Ätiologie :
bei >80% Nachweis von HPV und HSV
prädisponierend : Rauchen, Adipositas, Promiskuität, Hypertonie
• Histologie : 95% Plattenepithel-Ca, bevorzugt sind große Labien und hintere
Kommisur
• Metastasierung : früh lymphogen (inguinal/femoral/iliakal), per continuitatem,
selten und spät hämatogen (Lunge, Knochen, Leber)
•
Klinik :
Trias 3P : Papulomakulöse, z.T. nässende Hautveränderungen,
Pigmentanomalien, Parakeratose (Verhornungsstörung);
Ulcera, Hautverdickungen, Pruritus, Schmerzen und Blutungen
•
•
Therapie : radikale Vulvektomie plus LK plus Fettgewebe; evtl. Radiatio
Prognose : durchschnittliche 5-JÜR : 45%
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•
Stadien :
0
I
II
III
IV
Carcinoma in situ, M. Paget
Primärtumor < 2 cm, keine Metastasen
Primärtumor > 2 cm, keine Metastasen
Übergfriff auf Urethra, Perineum, Vagina, Anus und/oder reg. Lk-befall
Infiltration von Schleimhaut der Harnblase, des Rektums oder der
Urethra, Fernmetastasen
ZERVIXKARZINOM
Vorbemerkungen :
• Portio = Plattenepithel, Zervix = Zylinderepithel
•
Ovula Nabothi : Retentionszysten von Schleimhautdrüsen an der Portio
•
Ektopie : (physiologisch)schleimbildendes Epithel schiebt sich über den äußeren
Muttermund auf die Extozervix, makroskopisch als zirkulärer roter Fleck zu sehen
•
Zytologie nach Papanicolaou :
Gruppe
PAP I
PAP II
PAP III D
PAP III
PAP Iva
PAP Ivb
PAP V
Histologie
negativ = normales Zellbild
negativ; entzündliche de-/regenerative und
metaplastische Veränderungen
leichte bis mäßige Dysplasien, die sich noch
selbst zurückbilden können
= CIN I – II
unklar, Maligität möglich
positiv = Hinweis auf schwere Dysplasie bzw.
Cis
= CIN III
positiv, evtl. schon invasive Vorgänge
positiv, Hinweis auf Malignom
Vorgehen bzw. Therapie
jährliche Kontrolle
Kontrolle nach 3 – 6 Monaten
kolposkopische Kontrolle nach 3
Monaten
histologische Abklärung
Konisation (auch zur histo. Kontrolle)
und Abrasio
histologische Abklärung
histologische Abklärung
•
•
•
zweithäufigstes Genital-Ca, Tendenz abnehmend (Vorsorge!)
typischer Auftritt bei der geschlechtsreifen Frau (Durchschnittsalter 52 J.)
86 % der Fälle Plattenepithelkarzinome (Tu-Marker : SCC),
14 % der Fälle Adenokarzinome (Tu-Marker : CA125) mit schlechterer Prognose
oder Mischformen
• Ausgangspunkt des Karzinoms ist die Grenzzone zwischen dem zylinderförmigen
Drüsenepithel der Endozervix und dem Plattenepithel der Ektozervix; diese
Grenzzone verschiebt sich alters- und hormonabhängig !
Ätiologie :
Infekte (Papillomavirus 16/18, HSV 2, Gonokokken);
früher GV, Promiskuität, Multipara;
mangelnde Hygiene;
Rauchen (wichtiger Co-Faktor)
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Zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) :
Dysplasie als erste Stufe bei der Entstehung des Zervixkarzinoms;
Schweregrade werden aufgrund von zytomorphologischen und histologischen
Atypiezeichen unterschieden : Pap I – V und CIN I – III
? keine Metastasen, durch Exzision heilbar
mikroinvasives oder präklinisches Karzinom :
Durchbrechen der Basalmembran bis zu einer Invasionstiefe von 3-5 mm
? das Mikrokarzinom kann schon zu Lymphknotenmetastasen führen
die CIN und das mikroinvasive Karzinom machen keine Symptome und sind bei der
Inspektion der Portio vaginalis mit dem bloßen Auge nicht identifizierbar !
ist der Prozeß endozervikal (Klimakterium !) gelegen, so kann die Ektozervix
vollkommen unverändert aussehen
Therapie der CIN : Entfernung im Gesunden ab CIN II
Invasives Zervixkarzinom :
• Inzidenz : 17/100.000 Frauen/Jahr mit einem erstem Altersgipfel zwischen 35
und 45 Jahren und einem zweiten Altersgipfel zwischen 65 und 75 Jahren
• Wachstumsformen :
exophytisch-blumenkohlartig
endophytisch-tonnenförmig
• Metastasierung : vorwiegend lymphogen (iliakal), per continuitatem (Vagina),
selten und spät hämatogen
• Symptomatik :
Fluor, zyklusunabhängige Blutungen (Metrorrhagien), Kontaktblutungen beim GV;
später Stenosen der Ureteren als Folge der Infiltration des Parametriums oder
Kompression durch LK-Metastasen, Kompression der Beckengefässe u.a.,
Fistelbildung (Blase, Darm)
• Therapie :
OP nach Wertheim-Meigs (Entfernung von : Uterus, Parametrien, oberem
Scheidendrittel, paravaginalem Bg, pelvinen LK; Ovarien können belassen
werden, da dort typischerweise keine Metastasen sitzen) und Strahlentherapie
(lokale Kontakttherapie im Afterloading-Verfahren und perkutane Bestrahlung)
• Prognose : abhängig vom Stadium, im Mittel 61 %, Rezidive im kleinen Becken
und in den LK
• Übersicht :
Stadium
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