Probiotische Milchprodukte

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DAS ERNÄHRUNGSMAGAZIN DER NESTLÉ SCHWEIZ
NR. 52 2 / 05
Probiotische Milchprodukte:
Nicht nur Liebe geht
durch den Magen
INHALT
EDITORIAL
THEMA
3
Probiotische Milchprodukte:
Nicht nur Liebe geht durch den Magen
BLICKPUNKT
8
Probiotika – Gesundheit durch
Milchprodukte
NESTLÉ WISSENSCHAFT UND
FORSCHUNG
Good Food – Good Life
12
– Macht Werbung dick?
– Fruktosekonsum, Insulinresistenz und
metabolische Dyslipidämie
– Interview mit Prof. Dr. Andrea Pfeifer,
der «(Er)Finderin» des probiotischen
Bakteriums im LC1
INFOTHEK
Liebe Leserin, lieber Leser
14
– Wie ernährt sich Europa?
– «Ich bin Diabetiker» –
Diabetesernährung im Alltag
– Ausbildung für diplomierte ErnährungsberaterInnen
– Besondere Zutat: Ginseng
NESTLÉ SCHWEIZ
Probiotische Milchprodukte:
Nicht nur Liebe geht durch den Magen
16
– Für alle, die mehr von einer
Suppe wollen: Rich Soup
– Gesundheit und Wohlbefinden:
Thomynaise und THOMY French Dressing
ohne Cholesterin
– Fruchtig in den Winter: LC1 Vital
Impressum
Nutritio – Das Ernährungsmagazin der Nestlé Schweiz
Zeitschrift für Fachpersonen im Gesundheitswesen
Herausgeber Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.,
CH-1800 Vevey, Tel. 021/924 53 63, Fax 021/924 51 13
Internet www.nestle.ch
E-Mail service.nutrition @ ch.nestle.com
Chef-Redaktion Dr. Bianca-Maria Exl-Preysch,
ernährungsmedizinische Fachberatung
Redaktion Corinna Roick, Ernährungswissenschaftlerin
Wieder einmal haben wir uns bemüht, ein aktuelles Thema aufzugreifen: Probiotika, die kleinen Helfer in unserem Darm. Es ist nicht das
erste Mal, dass wir darüber berichten. Bereits 1997 haben wir eine
Ausgabe diesem Thema gewidmet; doch in den letzten Jahren ist ein
wahrer Probiotika-Boom ausgebrochen, und die Forschung ist auch in
diesem Bereich fortgeschritten.
Seit Jahrtausenden leben wir in Symbiose mit unserer Darmflora und
haben eigentlich erst in den letzten Jahren erkannt, wie wichtig diese
für das Funktionieren unseres Immunsystems ist. Schlimm ist, dass
sich die Zusammensetzung der Darmflora in den letzten 20 Jahren
geändert hat. Dies ist die Folge veränderter Ernährungs- und Lebensweisen was wiederum Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat.
Wir möchten Ihnen einen kleinen Einblick in dieses umfassende, interessante Thema geben.
Am Ende noch eine Information in eigener Sache: Ich, Bianca-Maria
Exl-Preysch, werde am Ende dieses Jahr die Nestlé Schweiz verlassen und
eine neue Herausforderung annehmen: Aufbau des Nestlé Nutrition
Instituts in Südostasien mit dem Schwerpunkt Allergieprävention. Ich
hoffe sehr, dass ich mit dieser Aktivität einen Beitrag zur Kindergesundheit in dieser Region leisten kann, da gerade diese Länder im Übergang
zu Industrienationen einen grossen Anstieg an Allergien zu verzeichnen
haben und auch ansonsten von Probiotika als Prophylaxe und Therapie gegen die vielen Durchfallerkrankungen profitieren können.
Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, die mich in den letzten
zehn Jahren in der Schweiz begleitet haben, alles Gute und lege die Verantwortung gerne in die Hände meiner jungen und sehr kompetenten
Kollegin Corinna Roick als Redakteurin.
Herzlichste Grüsse von bald «Down Under»
Ihr Service Nutrition, Nestlé Suisse S.A.
Text Dr. Margit Bölts, Bonn / Wolfram Trautmann, Hösbach
Gestaltung heusser.biz, Zürich
Druck Birkhäuser + GBC AG, Reinach
Auflage 75000 Exemplare, deutsch und
französisch, Nutritio erscheint zweimal jährlich
Übernahme einzelner Textteile, des ganzen
Textes oder von Abbildungen nur nach vorheriger
Absprache mit Nestlé Schweiz und nur mit
folgender Quellenangabe:
«Nutritio – Das Ernährungsmagazin
der Nestlé Schweiz»
2
52 – 2/05
Dr. Bianca-Maria Exl-Preysch
Chef-Redakteurin Nutritio
Corinna Roick
Redakteurin Nutritio
Liebe Bianca, wir vom Service Nutrition und alle Beteiligten am
Nutritio-Magazin möchten dir für dein Engagement und deine
Inputs zu diesem Magazin danken und wünschen dir viel Gesundheit, Glück und Erfolg «Down Under».
THEMA
Probiotische Milchprodukte:
Nicht nur Liebe geht durch den Magen
Seit der Antike ist die gesundheitsfördernde Wirkung
von fermentierten, also mit Hilfe von Milchsäurebakterien erzeugten Lebensmitteln bekannt. 1908 erhielt
Elias Metschnikoff den Nobelpreis in Medizin für seine
Erkenntnis, dass sich solche Milchprodukte positiv auf
die Darmflora auswirken und vor Infektionen schützen
können. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zu
bewiesenen und möglichen gesundheitlichen Effekten
von so genannten Probiotika. Eines haben aber alle
fermentierten Milchprodukte gemeinsam: Sie sind eine
gute Ergänzung zu einer vollwertigen und ausgewogenen
Ernährung.
Probiotika: natürlich, sicher, gut
Die Methode der Fermentation, also des Einsatzes von Milchsäurebakterien zur Haltbarmachung
und Geschmacksverbesserung zahlreicher Lebensmittel, ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Aber erst
gezielte Forschungen in den letzten 15 Jahren haben es erlaubt, diese Methode systematisch einzusetzen.
Traditionelle Technik für bessere Produkte
Der Begriff Probiotika stammt vom griechischen «pro bios» und bedeutet «für das
Leben». Genauso alt wie das Wort ist das Konservierungsverfahren, das sich dahinter verbirgt: die Milchsäuregärung bzw. Fermentation. Bei der Fermentation von Milch spalten
Milchsäurebakterien die in der Milch befindliche Laktose (Milchzucker) auf und wandeln
diese in Säuren um. Dadurch sinkt der pHWert im Darm und schafft ein optimales Milieu für die Darmflora. Ausserdem verbessert
dies die Eiweissverdauung und die Mineralstoffaufnahme. Die Lebensmittel erhalten
dadurch eine längere Haltbarkeit und es entstehen die verschiedensten Aromastoffe. War
das so entstandene Produkt in früheren Zeiten
noch weitgehend vom Zufall abhängig, setzt
man heute gezielt Milchsäurebakterien ein,
um im Endprodukt die gewünschten Eigenschaften wie Haltbarkeit, Geschmack, Konsistenz oder gesundheitsfördernde Effekte zu
erreichen. Neben der Herstellung von Milchprodukten setzt man dieses Verfahren z.B.
auch bei der Produktion von Sauerkraut, Sauerteigbroten und Wurst ein.
Im menschlichen Magen-Darm-Trakt finden
sich ebenfalls verschiedene Milchsäurebakterienstämme (ca. 400–500 Arten). Einen Teil
dieser Stämme verwendet man als Kulturen in
probiotischen Produkten. Die eingesetzten
Milchsäurebakterien, die Probiotika, sind
In probiotischen Produkten eingesetzte
Milchsäurebakterien
Lactobacillus acidophilus
L. crispatus
L. delbrueckii subsp. bulgaris*
L. delbrueckii subsp. lactis*
L. helveticus*
L. johnsonii
L. paracasei*
L. reuteri*
L. rhamnosus*
L. salivarius
Streptococcus thermophilus*
Bifidobacterium adolescentis
B. animalis
B. bifidum
B. breve
B. infantis
B. longum
Enterococcus faecium*
* Spezies, die auch in traditionell fermentierten Lebensmitteln vorkommen
Quelle: Nestlé Suisse S.A. (Hrsg.), Probiotika – eine Darstellung
wissenschaftlicher Zusammenhänge, 2002
definierte lebende Mikroorganismen, die in
ausreichender Menge in aktiver Form in den
Darm gelangen und dadurch positive gesundheitliche Wirkungen erzielen. Die Auswahl
der Probiotika unterliegt strengen Kriterien.
Anforderungen an Probiotika
Als probiotische Milchsäurebakterien verwendet man ausschliesslich Bakterienstämme, deren völlige gesundheitliche Unbedenklichkeit
nachgewiesen ist. Im Darm können sie dann
die gewünschten Effekte erzielen, wenn sie die
Magen-Darm-Passage in grosser Anzahl und
lebend überstehen. Sie müssen daher eine
hohe Resistenz gegenüber Magen- und Gallensäuren aufweisen. Durch ihre Fähigkeit zur
Anhaftung (Adhärenz) an der Darmschleimhautoberfläche können sie ferner antimikrobielle Substanzen bilden sowie die Darmflora
stabilisieren und so ihre gesundheitlichen
Vorteile entfalten.
Zudem müssen die verwendeten Bakterienstämme ihre probiotischen Eigenschaften
auch nach der technologischen Verarbeitung
und Lagerung behalten. Der Geschmack dieser Produkte spielt selbstverständlich ebenfalls
eine grosse Rolle.
Durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten ist sichergestellt, dass die
in Lebensmitteln verwendeten Probiotika, vor
allem Milchsäurebakterien der Gattungen
Lactobacillus und Bifidobacterium, all diese
Anforderungen erfüllen. Deshalb haben diese
auch den so genannten GRAS-Status (generally recognised as safe) erhalten.
Milchsäurebakterien des menschlichen
Gastrointestinaltraktes
Lactobacillus acidophilus
L. animalis
L. brevis
L. buchneri
L. casei
L. crispatus
L. delbrueckii
L. fermentum
L. gasseri
L. johnsonii
L. paracasei
L. plantarum
L. reuteri
L. ruminis
L. salivarius
Bifidobacterium adolescentis
B. angulatum
B. bifidum
B. breve
B. catenulatum
B. infantis
B. longum
B. pseudoocatenulatum
B. dentiuma
Enterococcus faecalis
E. faecium
Diese Spezies wurden in unterschiedlichen Keimzahlverhältnissen isoliert.
a: werden als pathogen angesehen
Quelle: Nestlé Suisse S.A. (Hrsg.), Probiotika – eine Darstellung
wissenschaftlicher Zusammenhänge, 2002
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3
THEMA
Der Darm: Versorgungs- und Schutzsystem des Körpers
Der Darm versorgt nicht nur den Körper, indem er die aufgenommene Nahrung verwertet und Nährstoffe absorbiert, er schützt ihn auch vor Fremdstoffen. Dafür verfügt er über eine mechanische Barriere
und über das grösste Immunorgan des Organismus.
Der Darm – mehr als ein durchlaufender
Schlauch
Der Darm – als Teil des Gastrointestinaltraktes – gliedert sich in zwei Abschnitte: den
Dünndarm mit den Bereichen Duodenum,
Jejunum und Ileum sowie den Dickdarm (Colon). Im Dünndarm wird die aufgenommene
Nahrung verdaut, d.h. durch verschiedene
Enzyme in ihre Grundbausteine zerlegt, und
absorbiert, d.h. in das Körperinnere eingeschleust. Der Colon hat dagegen neben einer
Reservoirfunktion die Aufgabe, bis dahin
nicht verdaute Substanzen abzubauen (zu
fermentieren) und die Wasser- und Mineralstoffrückresorption sowie die Ausscheidung zu
regulieren.
Um seine Aufgaben erfüllen zu können, verfügt der Dünndarm bzw. die Dünndarmschleimhaut über einen ganz charakteristischen Aufbau. Neben einer stark ausgeprägten
Ring- und Längsmuskulatur ist sie durch
verschiedene Strukturen bis zu einem Faktor
von 600 vergrössert. Dies entspricht z.B. der
Grösse eines Fussballfeldes. Die Vergrösserung
erfolgt in mehreren Stufen:
1. Die Schleimhaut legt sich in Kerckring’sche Falten.
2. Auf diesen Falten befinden sich fingerförmige Aus- und Einstülpungen, die so
genannten Zotten bzw. Krypten, in deren
Innerem sich Lymphgefässe befinden.
Die Zottenspitzen sind der Hauptort für
die Aufnahme der Nährstoffe, die über
verschiedene Transportmechanismen und
aufgrund der guten Durchlässigkeit (Permeabilität) der Dünndarmschleimhaut
in das Körperinnere gelangen.
3. Die Zotten besitzen auf der Seite zum
Darminneren dicht beieinander stehende Fortsätze (Mikrovilli), dem so genannten Bürstensaum.
Ferner enthält die Schleimhaut membranöse
Zellen (microfold cells, M-Zellen), die für die
Immunfunktion des Darms unerlässlich sind.
Diese Grundstruktur verändert sich hin zum
4
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Colon: Im Ileum sinkt die Zahl der Schleimhautfalten und die Zotten sind gedrungener.
Der Colon ist sogar ganz falten- und
zottenfrei, besitzt aber tiefe Einsenkungen
(Krypten), die von schleimbildenden Zellen
ausgekleidet sind. Seine Permeabilität für
Nahrungsbestandteile ist gering.
Die einzelnen Darmabschnitte unterscheiden
sich aber nicht nur in ihrer Struktur und
Funktion, sondern auch in ihrer mikrobiellen
Besiedelung (Darmflora).
Darmflora – Helfer mit vielen Seiten
Die Darmflora in den einzelnen Darmabschnitten unterscheidet sich signifikant in
Zahl, Zusammensetzung und Stoffwechselaktivität der einzelnen Bakterien (siehe Grafik). Während das Duodenum nur über eine
sehr geringe Anzahl von Bakterien verfügt
(103–104 Mikroorganismen pro Gramm Darminhalt), steigt diese im Ileum auf rund 108 /g
und im Colon auf 1012 –1014/g an. Auch wenn
es eine typische Darmflora beim Erwachsenen
nicht gibt, dominieren doch im Dünndarm
die Lactobazillen, Streptokokken und Hefen
Struktur der Dünndarmmukosa
4 cm
Darm als Zylinder
280 cm
Kerckring-Falten
Zotten (Villi)
Mikrovilli
Quelle: Thews G. et al. Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 1999, S. 357
bzw. die Enterobakterien. Dagegen ist der
Colon normalerweise von mindestens 40 verschiedenen Spezies besiedelt, wobei die streng
anaeroben (benötigen keinen Sauerstoff ) wie
z.B. Bifidobakterium, Eubakterium und Bacteroides und die sauerstofftoleranten Arten
überwiegen. Gegenwärtig geht man davon
aus, dass die gesamte Darmflora aus 400–500
Arten besteht. Die Besiedelung der einzelnen
Bereiche ist abhängig von endogenen Faktoren, wie z.B. dem pH-Wert und der Darmbewegung (Peristaltik), sowie von exogenen
Faktoren, wie der Art und Menge der aufgenommenen Nahrung.
Die primären Aufgaben der Darmflora lassen
sich in metabolische und immunologische
Funktionen gliedern. Zu den metabolischen
Funktionen zählt die Synthese von Vitamin K
und fast aller B-Vitamine. Diese Vitamine –
mit Ausnahme von Vitamin K – kann der
Organismus allerdings wegen der unzureichenden Absorptionsfähigkeit der Colonschleimhaut und ihrer Fixierung in den Bakterien nur in sehr geringem Umfang nutzen.
Eine weitere Funktion ist die Fermentation
unverdaulicher Nahrungsbestandteile. Im Colon angesiedelte Bakterien bauen nicht verdaute Kohlenhydrate (auch als colonic food
bezeichnet) und Proteine u.a. zu den kurzkettigen Fettsäuren (short chain fatty acids;
SCFA) Acetat, Butyrat und Propionat ab. Dabei gilt:
– Je wasserlöslicher die Nahrungsfasern sind,
desto schneller und vollständiger erfolgt die
Fermentation.
– Das Verhältnis der einzelnen Fettsäuren ist
abhängig von der Zusammensetzung der
Nahrung: So steigert z.B. resistente Stärke
die Bildung von Butyrat, Pektin die Bildung
von Acetat.
– Stickstoffhaltige Aminosäuren werden zu
verzweigten Fettsäureketten umgewandelt.
Die SCFA dienen den Zellen der Darmwand
zur Energiegewinnung und fördern ihr
Wachstum (Zellproliferation). Weitere, vor
allem protektive Wirkungen der SCFA ergeben
sich durch die Absenkung des pH-Wertes im
Darmlumen. Dies begünstigt u.a. das Wachstum positiv wirkender Bakterien (z.B. Bifidobakterien, Lactobazillen) und vermindert jenes von pathogenen, wie z.B. Clostridien.
Bifidobakterien und Lactobazillen weisen zudem im Vergleich zu den pathogenen Bakterien eine deutlich geringere Aktivität jener
Einteilung der Darmflora nach ihrer gesundheitlichen Bedeutung
Hemmung des Wachstums
exogener und/oder
schädigender Bakterien
Stimulation der Immunfunktionen
Unterstützung der Verdauung
und/oder Resorption von
Nährstoffen
Synthese von Vitaminen
PS-Aeruginosa
Proteus
Staphylococci
Clostridia
Veillonellae
Enterococca
E. coli
Lactobacilli
Streptococca
Bildung von Karzinogenen
Eubacteria
Diarrhö/Obstipation, Infektionen,
Leberschäden, maligne Tumore,
Encephalopathie
Fäulnis
Bifidobacteria
Bacteroides
Quelle: modifiziert nach Ernährungsumschau 43 (1996), Heft 2
Enzyme auf, denen eine Beziehung zur Krebsentstehung im Colon zugeschrieben wird.
Ausserdem hemmt ein niedriger pH-Wert die
Umwandlung von Gallensäuren in so genannte sekundäre Gallensäuren, die im Verdacht
stehen, Krebs zu erzeugen.
Die Darmflora erfüllt auch direkte immunologische Funktionen. So bildet sie eine natürliche bzw. mechanische Barriere gegen pathogene Fremdorganismen und ist unerlässlich
für die Stimulierung des darmassoziierten
Immunsystems (gut associated lymphoid
tissue; GALT).
Besiedelung des Darms
12
Log Anzahl pro Bakterien/g faeces
Bacteroides, Eubacterium, Peptococcaccae
10
Bifidobacterium
8
Escherichia coli, Streptococcus
6
Lactobacillus
4
Clostridium perfringens
2
Babys
Weanlings
Kinder
Die Besiedelung des Darms beginnt unmittelbar
mit der Geburt. Die Zusammensetzung der
Darmflora ist abhängig von einer Reihe von Faktoren, wie z.B. der Art des Geburtsvorganges
(bei vaginal geborenen Kindern entspricht die
Flora in den ersten Tagen jener der Mutter) und
der Ernährung nach der Geburt. So dominieren
bei gestillten Säuglingen die Bifidobakterien,
während bei Formula-ernährten Säuglingen bereits sehr schnell eine komplexe Darmflora aus
Bifidobakterien, Bacteroides, Enterobakterien
und Streptokokken vorhanden ist. Mit der Umstellung der Nahrung auf Beikost gleicht sich die
Erwachsene
Alte
Darmflora auch bei gestillten Säuglingen zunehmend der eines Erwachsenen an. Verschiedene
Untersuchungen konnten belegen, dass die Art
der Darmflora beim Säugling eine entscheidende Bedeutung bei der Entwicklung des intestinalen Immunsystems und der Entwicklung von
Allergien hat (siehe Seite 11). Im Alter sinkt der
Gehalt an Bifidobakterien in der Darmflora wieder, so dass auch der Schutz u.a. durch die
Produktion der SCFA vermindert ist. Kompensiert werden kann dies durch den Einsatz von
probiotischen Milchprodukten, die die Vermehrung von Bifidobakterien fördern.
Quelle: Ref. Mitsuoka et al, 1985; Weanlings = mit Beikost beginnen (Beikostalter)
Der Darm als Virenfänger – das darmassoziierte Immunsystem
Über die Nahrung ist der Organismus permanent einer Vielzahl von körperfremden Substanzen ausgesetzt. Die Aufgabe des GALT –
des grössten Immunorgans des Körpers – ist
es, den Organismus durch die Aktivierung
von Immunzellen (zelluläre Immunantwort)
und die Bildung von Antikörpern sowie
Abwehrstoffen (humorale Immunantwort) zu
schützen (siehe Box Immunsystem). Dafür
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5
Aufbau Darmwand humorale und zelluläre Immunantwort
GALT – darmassoziertes Immunsystem
Lymphknoten des Darms
1. Spezielle Zellen der Darmschleimhaut, die M-Zellen,
nehmen die pathogene Substanz (Antigen, AG) auf
und geben sie an die Makrophagen weiter.
Darmlumen
2. Die Makrophagen umschliessen (phagozytieren) das
AG und verändern (modifizieren) es durch einen enzymatischen Abbau.
Darmzotte mit Epithel-Zellen
Darmschleimhautbindegewebe
(Lamina propria) mit Peyer-Plaques
3. Dieses modifizierte AG präsentiert die Makrophagen
den T-Lymphozyten. T-Lymphozyten besitzen Oberflächenmoleküle (Rezeptoren), mit deren Hilfe sie das
AG erkennen können.
Muskelschicht der Lamina propria
4. Die T-Lymphozyten binden das präsentierte AG und
leiten die zelluläre Immunabwehr ein.
6
5. Die T-Lymphozyten produzieren einen löslichen Faktor
(Lymphokine), der die B-Lymphozyten zur Bildung
spezifischer Antikörper (IgA) anregt. Diese werden in das
Darminnere abgegeben. Der Vorteil von IgA gegenüber
anderen Antikörpern besteht vor allem darin, dass es
keine entzündliche Immunantwort verursacht und damit
trotz seiner Abwehrfunktion einen Schutzmechanismus
für die Darmschleimhaut darstellt.
Antigen
1
Bürstensaum (Mikrovilli)
Epithel-Zelle
M-Zelle
2
Makrophage
3
Immunglobulin A (lgA)
4
6. Das IgA bindet das AG und verhindert dessen Anhaftung
(Adhäsion) an der Oberfläche der Darmschleimhaut
(humorale Immunabwehr).
5
B-Lymphozyt
Quelle: Modifiziert nach: Bode C. Die Darmflora und das intestinale Immunsystem.
In: Nestlé (Hrsg.) Probiotika. Aktuelle Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung,
Frankfurt, 2003: 8
T-Lymphozyt
verfügt es über eine grosse Anzahl von Immunzellen, die in organisierten Strukturen,
wie z.B. den Lymphfollikeln und den PeyerPlaques, und vereinzelt zwischen den Zellen
der Darmzellwand liegen. Ferner ist das
GALT für die orale immunologische Toleranz
verantwortlich, das heisst, es verhindert eine
Überreaktion des Immunsystems durch harm-
lose körperfremde Stoffe, die aus der Nahrung
kommen. Um diese Funktion wahrnehmen
zu können, hat es die Fähigkeit, zwischen
pathogenen und nicht pathogenen Substanzen zu unterscheiden.
Eine Aktivierung dieses Systems erfolgt immer
dann, wenn pathogene Bakterien, Viren u.Ä.
in die Darmwand gelangen, weil die Keimzahl
der für die Abwehr relevanten Bakteriengattungen der Darmflora entweder vermindert ist oder sogar fehlt (siehe Abbildung).
Ursachen dafür können beispielsweise Antibiotika, eine einseitige und unausgewogene
Ernährung, Stress oder eine Nahrungsumstellung aufgrund von Fernreisen sein.
Immunsystem
Mit dem Immunsystem steht dem Organismus ein unspezifisches (angeborenes) und ein spezifisches (erworbenes/adaptiertes) Abwehrsystem
mit zellulären und humoralen Faktoren zur Verfügung. Von einigen Ausnahmen abgesehen, arbeiten diese Systeme in Form einer «arbeitsteiligen
Kooperation» miteinander.
Unspezifisches System: Es ist in der Frühphase einer Infektion aktiv und
richtet sich unspezifisch gegen alle Antigene (AG). Im Mittelpunkt stehen
die Phagozyten (Monozyten/Makrophagen, neutrophile Granulozyten)
und das Komplementsystem. Die Phagozyten umschliessen die AG und
lösen sie mit Hilfe verschiedener Enzyme (lysosomale Enzyme) auf. Zudem produzieren sie zahlreiche Mediatoren der Immunregulation (humorale Faktoren) wie z.B. Interleukine, die wiederum auf andere Zellen des
Immunsystems – auch des spezifischen – aktivierend oder hemmend wirken. Ein weiterer humoraler Faktor ist das Komplementsystem, das aus
rund 20 Plasmaproteinen, die kaskadenartig zusammenwirken, besteht.
Seine Aufgabe ist die Steuerung einer Entzündung. Es stellt auch eine
Verbindung zwischen der unspezifischen und der spezifischen Immunantwort dar.
Spezifisches System: Dieses System bildet spezifische, gegen ein AG
gerichtete Abwehrmechanismen und kann sich Erreger «merken», das
6
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heisst, es entwickelt ein immunologisches Gedächtnis (erworbene Immunität). Grundlage des Systems ist die Aktivierung der T- bzw. B-Lymphozyten. Beide Zellarten entstammen den lymphatischen Stammzellen, die
im Knochenmark (B-Lymphozyten) oder im Thymus (T-Lymphozyten) ihre
Prägung erhalten. Die T-Lymphozyten sind für die zelluläre Immunantwort
verantwortlich. Nach ihrer Stimulierung durch ein AG differenzieren sie
sich in die verschiedenen T-Effektorzellen (z.B. zytotoxische T-Zellen, TH1,
TH2) und die T-Gedächtniszellen.
Die Gedächtniszellen speichern die durch den AG-Kontakt erworbene
Information, so dass die Abwehrreaktion bei einem erneuten Kontakt
schneller und effektiver erfolgt bzw. es nicht zu einem Krankheitsausbruch
kommt. Die Effektorzellen dienen der direkten Abtötung der AG-tragenden
Zellen oder vermitteln diese.
Die B-Lymphozyten sind Bestandteil der humoralen Immunantwort. Sie
differenzieren sich nach dem Kontakt mit einer AG-tragenden Zelle in die
Plasmazellen, die spezifische Plasmaproteine (Antikörper bzw. Immunglobuline) produzieren und an das Blut abgeben. Diese Immunglobuline (Ig)
treten jeweils mit einem AG-Typ in Kontakt, binden ihn und geben dadurch das Signal zu seiner Abtötung. Neben den Plasmazellen entstehen
bei dem AG-Kontakt auch B-Gedächtniszellen (siehe oben).
THEMA
Probiotika – Gesundheit durch Milchprodukte
Die Wirkungen probiotischer Milchprodukte auf den menschlichen Organismus sind vielfältig. Einige
dieser Funktionen sind bereits wissenschaftlich gesichert, andere bedürfen noch des endgültigen Nachweises
oder werden zurzeit kontrovers diskutiert.
Gesundheitsfördernde Wirkungen
von Probiotika
Seit Jahren beschäftigen sich viele wissenschaftliche Studien mit den gesundheitlichen
Vorteilen probiotischer Milchprodukte. Einige Wirkungen werden noch diskutiert und
müssen durch weitere Forschungsarbeiten
untermauert werden, bei anderen sind die
positiven gesundheitlichen Effekte erwiesen.
Die Wirkung von Probiotika auf den Menschen ist sehr stark von der individuellen Konstitution und den Ernährungsgewohnheiten
abhängig. Ausserdem unterscheiden sich die
gesundheitlichen Eigenschaften eines probiotischen Bakterienstammes von Stamm zu
Stamm und kein Bakterienstamm vereint alle
probiotischen Wirkungen in sich. Ein regelmässiger, das heisst täglicher Verzehr dieser
Produkte ist zudem aufgrund der kurzen Lebenszeit dieser Bakterien im Darm (hoher
Turnover) notwendig.
Wirkungen auf die Darmflora
Die Darmflora kann durch lebende probiotische Mikroorganismen positiv beeinflusst
werden. Beispielsweise verändert sich die
Stuhlflora, die Konzentrationen und die Aktivität mikrobieller Zwischenprodukte und
Enzyme im Darm steigen an. Durch die Besiedelung der Darmwand mit probiotischen
Mikroorganismen erhöht sich deren Barriere-
wirkung gegenüber pathogenen Keimen, indem die probiotischen Mikroorganismen mit
den pathogenen Keimen um Bindungsstellen
an der Darmwand und um Nährstoffe konkurrieren. Auf diese Weise können sich pathogene Keime nicht so leicht im Darm festsetzen
und vermehren sich wegen des geringeren
Nährstoffangebots auch weniger stark.
Laktoseintoleranz
Menschen mit einer Laktoseintoleranz können die in Milch und Milchprodukten vorkommende Laktose nicht oder nicht vollständig abbauen. Der Grund ist, dass ihnen das
Enzym Laktase fehlt, es in zu geringer Menge
vorhanden oder nicht aktiv genug ist. Die Folgen sind Blähungen, Durchfall und Unterleibsschmerzen, so dass die Betroffenen auf
die wichtigen Calciumquellen wie z.B. Milch
und Milchprodukte verzichten. Fermentierte
Milchprodukte werden bei Laktoseintoleranz
hingegen häufig gut vertragen, da die Milchsäurebakterien selbst Laktase enthalten und so
wie das fehlende Enzym wirken. Zudem wird
bei der Verarbeitung der Milch, wie z.B. durch
Ansäuerung, die Laktose zum Teil bereits abgebaut. Die Ansäuerung der Milch bewirkt
ferner eine Senkung des pH-Wertes und damit auch eine verbesserte Calciumaufnahme.
Damit leisten probiotische Milchprodukte
einen guten Beitrag zur Vorbeugung eines
Calciummangels.
Diarrhö
Eine Diarrhö kann besonders bei Kleinkindern und älteren Menschen zu Dehydratation
(Austrocknung), Verlust von Elektrolyten,
Veränderungen der Darmschleimhaut sowie
der Darmflora und sogar zu Mangelernährung
führen. Schon seit Jahrhunderten setzt man
zur Bekämpfung von Durchfallerkrankungen
fermentierte Milchprodukte wie z.B. Joghurt
ein. Diesen positiven Effekt verstärken probiotische Milchprodukte. Eine kontrollierte
Doppelblindstudie (Saavedra et al. 1994)
zeigte, dass die Dauer Rotavirus-induzierter
Durchfälle bei Kleinkindern im Alter von 5
bis 24 Monaten durch die regelmässige Gabe
von Milchprodukten mit zugesetzten Milchsäurebakterien (Bifidobakterium bifidus und
streptococcus thermophilus) sinkt.
Eine Antibiotikatherapie kann die Darmflora
negativ beeinflussen und zu Durchfällen führen. Die Anzahl solcher Antibiotika-bedingter
Durchfälle verringert sich, wenn die Patienten
probiotische Milchprodukte konsumieren.
Untersuchungen bei Leukämiepatienten ergaben, dass Durchfälle und der Befall mit
Pilzen im Gastrointestinaltrakt während einer
Chemotherapie bei der Verabreichung von
probiotischer Bifidusmilch seltener auftreten
(Tomoda et al. 1988, Delia et al. 2002).
Fortsetzung auf Seite 10
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7
BLICKPUNKT
Probiotika – Gesundheit durch
Milchprodukte
Probiotische Milchprodukte können – täglich in ausreichender
Menge verzehrt – zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen
auf unseren Organismus entfalten. Doch: Wo setzen sie an?
Welche Wirkungen sind bewiesen und welche noch in der Diskussion?
Probiotika
Bestimmte (definierte) lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und
dort gesundheitsfördernde Wirkungen erzielen.
Anforderungen an Probiotika sind:
– Sicherheit: Die verwendeten Bakterien, die auch natürlicherweise im Darm des Menschen vorkommen, müssen unbedenklich in Lebensmitteln und klinischer Anwendung sein.
Die probiotischen Laktobazillen und Bifidusbakterien besitzen den so genannten GRAS-Status (generally recognised as
safe).
– Wirkung: Die Bakterien müssen resistent gegen die Magenund Gallensäuren sein, um in ausreichenden Mengen die
Magen-Darm-Passage zu überstehen, sich gegen konkurrierende Krankheitserreger behaupten, an der Darmschleimhaut anhaften und dort gesundheitliche Vorteile entwickeln
können.
– Technologie: Die probiotischen Eigenschaften müssen
auch nach der Verarbeitung und Lagerung noch
erhalten sein.
Dickdarm (Colon)
Funktion
– Fermentation von unverdauten Nahrungsbestandteilen
u.a. zu kurzkettigen Fettsäuren
– Regulation der Wasser- und Mineralstoffausscheidung
– Reservoirfunktion
Dünndarm
Aufbau
– Gliedert sich in Duodenum, Jejunum und Ileum
– Durch die Kerckring-Falten, die Zotten bzw. Krypten
und die Mikrovilli vergrössert sich seine Oberfläche
um den Faktor 600
Funktion
– Abbau der Nahrung in ihre Grundbausteine (Einfachzucker/Monosaccharide, Aminosäuren, Fettsäuren,
Glycerin) durch entsprechende Enzyme
– Absorption dieser Grundbausteine durch verschiedene
Transportmechanismen und die Permeabilität der
Darmwand
8
52 – 2/05
Lymphsystem
Das Lymphsystem ist ein wichtiges Abwehr- und
Filtersystem gegen Fremdkörper und Krankheitserreger. Die Lymphflüssigkeit fliesst nur zum Teil in
den speziellen Lymphgefässen, zum anderen Teil
in Gewebespalten und wird durch die Lymphgefässe
über die regionären Lymphknoten wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Bei Infektionen schwellen die
Lymphknoten an. Ursache ist der hohe Bedarf an
Lymphzellen (Killerzellen), die zur Bekämpfung
der Eindringlinge in den Lymphknoten bereitgestellt
werden.
Grobschema der Phagozytose:
Aufnahme eines Fremdkörpers
(hier ein Bakterium), welcher
anschliessend im Innern der Killerzelle aufgelöst und neutralisiert
wird.
Immunsystem
Aufbau
– Gliedert sich in die unspezifische (angeborene) und
die spezifische (erworbene/adaptierte) Immunantwort
mit jeweils zellulären und humoralen Faktoren
Funktion
– Schutz des Körpers vor pathogenen Substanzen
– Unterscheidet zwischen pathogenen und nicht pathogenen Stoffen, um Krankheitserreger gezielt abwehren
zu können
Wirkung der Probiotika
– Darmflora: Erhöhung der Barrierewirkung
der Darmwand gegenüber pathogenen
Keimen
– Laktoseintoleranz: Verhinderung von Blähungen, Durchfall und Unterleibsschmerzen; Vorbeugung vor Calciummangel
– Diarrhö: Dauer und Häufigkeit werden
reduziert
– Obstipation: Verbesserungen des Schweregrades, der Häufigkeit des Stuhlganges
und der Stuhlkonsistenz; Steigerung des
Wohlbefindens
– Magen-Darm-Beschwerden: Linderung
durch Anregung der Darmmotilität;
Reduzierung von Magen-Darm-Infekten
und Helicobacter pylori-Infektionen
– Atemwegsinfektionen: Reduzierung
der Häufigkeit
– Immunsystem: Steigerung der Abwehrkräfte
– Atopisches Ekzem: Senkung des Risikos
bei Kleinkindern; Linderung allergischer
Symptome
– Verbesserung der Calciumabsorption
Diskutierte Wirkungen
– Reduktion krebsfördernder Enzyme und anderer
unerwünschter Stoffwechselprodukte im Darm
– Verlangsamung der Wucherung von Tumorzellen
– Hemmung von Colonkarzinomen
– Positiver Einfluss bei entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Diverticulitis)
oder chronischer Reizung des Darms (Colon irritable)
– Förderliche Einwirkungen auf den Cholesterolspiegel und die Behandlung koronarer
Herzkrankheiten
Glossar
– Antigen: körperfremde Stoffe
– Antikörper: nur gegen einen speziellen Fremdstoff gebildeter
Abwehrstoff
– Colonic food: ein Substrat für eine breite Palette von Mikroorganismen, wodurch deren Wachstum und / oder Aktivität im
Kolon gefördert werden sollen. Darunter fallen Abbauprodukte
von löslichen Nahrungsfasern (Pektine) und resistenter Stärke
zu kurzkettigen Fettsäuren
– Darmassoziiertes Immunsystem – gut associated lymphoid
tissue (GALT): grösstes Immunorgan der Körpers. Sorgt im
Darm für die Abwehr von pathogenen Fremdkörpern, durch die
Aktivierung von Immunzellen und die Bildung von Antikörpern.
Ausserdem ist es für die orale Toleranz notwendig
– Darmflora: natürliche Bakterienbesiedelung des Darms. Sie
schützt den Darm vor Fremdstoffen, baut unverdaute Nahrungsbestandteile ab und fördert durch ihre Produkte die Entwicklung
der Darmwandzellen
– Diarrhö: Durchfallerkrankung
– Enzyme: Biokatalysator; hier: Stoff, der bestimmte Vorgänge
erst ermöglicht und / oder beschleunigt, z.B. durch Spaltung
von Molekülen die Verdauung von Laktose (Milchzucker)
– Fermentation: Prozesse, die durch im Lebensmittel bereits
vorhandene Enzyme ablaufen, ohne dass Fremdenzyme oder
Mikroorganismen eingesetzt werden oder durch Zugabe von
industriell verfügbaren Enzymen. Traditionelle Form der Haltbarmachung und geschmacklichen Verbesserung von Lebensmitteln
– Immunglobuline: Bezeichnung für alle Proteine, die Antikörpereigenschaften aufweisen
– Immunsystem:
– Unspezifisches (angeborenes) Immunsystem
ist in der Frühphase einer Infektion aktiv; richtet sich gegen
alle potentiell pathogenen Keime. Es zerstört die Fremdkörper
primär durch Phagozytose (Auffressen)
– Spezifisches (adaptiertes) Immunsystem
Grundelemente sind die T- und B-Lymphozyten. Sie bilden
spezifische Zellen (z.B. T-Effektorzellen) oder Antikörper, um
ganz gezielt gegen einzelne Antigene vorgehen zu können.
Mit Hilfe der Gedächtniszellen kann es sich die Information
der AG-Infektion merken
– Zelluläre Immunantwort
beruht auf der Bildung bzw. Wirkung spezieller Zellen, z.B. bei
der unspezifischen Immunantwort unter anderem auf Makrophagen, bei der spezifischen unter anderem auf T-Lymphozyten
– Humorale Immunantwort
an ihr sind verschiedene Systeme beteiligt, wie z.B. Glykoproteine (Komplementsystem) und Enzyme (Lysozym) als Teil
der unspezifischen Abwehr und Immunglobuline (Antikörper)
als Bestandteil der spezifischen Abwehr
– Kurzkettige Fettsäuren: Produkte der Fermentation im Colon.
Dienen den Darmwandzellen als Energiequellen, bewirken
u.a. die Herabsetzung des pH-Wertes (fördert positiv wirkende
Bakterien) und hemmt die Entstehung krebserzeugender
(sekundärer) Gallensäuren
– Laktoseintoleranz: Milchzuckerunverträglichkeit; Milchzucker
kann vom Körper nicht abgebaut werden, da das Enzym Laktase
fehlt
– Lymphozyten: weisse Blutkörperchen, die im Knochenmark
gebildet werden. Weitere Differenzierung erfolgt im Thymus
(T-Lymphozyten) oder in anderen Teilen des Knochenmarks
(B-Lymphozyten). Verantwortlich zusammen mit anderen Zellen
für die Immunantwort
– Metabolismus: Stoffwechsel, Metabolite sind Stoffwechselprodukte
– Obstipation: Verstopfung
– Phagozytose: Aufnahme von Fremdkörpern (z.B. Krankheitserregern) in das Zellinnere von Abwehrzellen
– Präbiotika oder Prebiotika: unverdauliche Kohlenhydrate
(Oligosaccharide, z.B. Inulin und Oligofruktose), dienen den
Probiotika als Nahrung und fördern die Ansiedlung von probiotischen Mikroorganismen im Darm
– Probiotika: definierte lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und
dadurch gesundheitliche Wirkungen erzielen
– Supplementierung: Ergänzung
– Symbiotika: Produkte, die sowohl prä- als auch probiotische
Stoffe enthalten und deren Vorteile in sich vereinigen
52 – 2/05
9
THEMA
Was sind Präbiotika und wie wirken sie?
Präbiotika sind unverdauliche Kohlenhydrate wie Fruktose- oder
Laktoseoligosaccharide. Sie dienen den Probiotika als Nahrung
und fördern die Ansiedlung von probiotischen Mikroorganismen
im Darm. Die Bakterien des Dickdarms bauen die Präbiotika ab.
Insbesondere die körpereigenen Stämme von Bifidusbakterien
profitieren von diesem Vorgang.
Beim Abbau der Präbiotika entstehen auch Essig-, Propionund Buttersäure, die den Dickdarm und den Stoffwechsel der
Dickdarmmukosa ebenfalls positiv beeinflussen. Technologisch
setzt man Präbiotika wie zum Beispiel Inulin oder Oligofruktose
ein, um ein fettartiges Mundgefühl in fettreduzierten Nahrungsmitteln zu erzeugen, oder sie dienen als Verdickungsmittel, da
sie Wasser sehr gut binden. Durch ihren süsslichen Geschmack
helfen sie auch, den Zuckergehalt von Nahrungsmitteln zu
reduzieren.
Obstipation
Magen-Darm-Erkrankungen
Etwa 20 bis 30 % der Bevölkerung in den Industrieländern leiden an Verstopfung – Frauen
häufiger als Männer. Viele Studien, darunter
auch doppelblinde, placebokontrollierte und
randomisierte, zeigten deutliche Verbesserungen des Schweregrades von Verstopfungen,
der Häufigkeit des Stuhlgangs und der Stuhlkonsistenz bei Menschen mit chronischer Obstipation, wenn sie vier Wochen lang täglich
ein probiotisches Getränk mit Lactobacillus
casei zu sich nahmen. Zudem verbesserte sich
das allgemeine Befinden der Teilnehmer/innen gegenüber der Placebo-Gruppe deutlich.
Der Verzehr von Probiotika begünstigt ebenfalls die Symptomatik von unregelmässigen
und unspezifischen Magen-Darm-Beschwerden, in dem die Probiotika die Darmmotilität
anregen (Koebnick et al. 2001).
Ihren Einsatz finden Probiotika auch bei
entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus
Crohn, Collitis ulcerosa, Diverticulitis) oder
chronischer Reizung des Darms (Colon irritable). Derzeit sind die Forschungsergebnisse
aber noch widersprüchlich. Die betroffenen
Patienten reagieren in der Regel positiv auf die
Gabe von Probiotika und berichten von einer
höheren Lebensqualität.
Bei Infektionen des Magen-Darm-Trakts durch
das säureresistente Magenbakterium Helicobacter pylori gibt es Hinweise, dass die Gabe
des probiotischen Lactobacillus johnsonii die
Infektion positiv beeinflusst. Lactobacillus
johnsonii vermindert den Schweregrad einer
Gastritis, und man geht davon aus, dass weiteren Helicobacter-pylori-assoziierten Erkrankungen, z.B. Magenkarzinomen und Ulcera,
vorgebeugt werden kann. Eine Bestätigung
durch klinische Langzeitstudien muss aber
noch erfolgen (Blum 2000, Corthésy-Theulaz
2001, Schrezenmeier et al. 2004).
Atemwegsinfektionen
Probiotika stärken das Immunsystem, indem
sie die Phagozytose steigern, natürliche Killerzellen stimulieren und die Konzentration von
Antikörpern erhöhen. Zudem beeinflussen sie
die Bildung von T-Helferzellen (TH), insbesondere von TH1 und TH2, die eine bedeutsame Rolle in der zellulären Immunantwort
spielen. Studien mit Kinderhortkindern belegten, dass Magen-Darm- sowie Atemwegsinfekte seltener auftraten, wenn die Kinder regelmässig probiotische Produkte assen (Hatakka
et al. 2001). Bei normal- und mangelernährten
Kleinkindern sank die Anzahl verschiedener
Atemwegserkrankungen (Rio et al. 2002).
10
52 – 2/05
Prä- und Probiotika in Säuglingsnahrung
Setzt man Säuglingsnahrung Probiotika zu,
wird der Aufbau einer Bifidobakterien-betonten Darmflora gefördert und das Risiko der
Entstehung von atopischen Ekzemen bei
Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko gesenkt (s. Box).
Besonders für nicht gestillte Kinder ergeben
sich Vorteile durch prä- oder probiotisch ergänzte Säuglingsnahrung. Die Dominanz von
Bifidusbakterien in der Darmflora gestillter
Säuglinge gilt als wesentliche Ursache für die
Schutzwirkung des Stillens vor Durchfällen.
Studienergebnisse belegen, dass die Anreicherung von Säuglings- und Kindernahrung mit
Pro- oder Symbiotika nicht nur zu Verbesserungen bei Diarrhöen führt, sondern auch das
Wachstum mangelernährter Kinder fördert,
der Immunstimulation dient, atopische und
allergische Symptome lindert und die Calciumabsorption verbessert (Langhendries 1995,
Schrezenmeier 2004).
Neben diesen erwiesenen gesundheitlichen
Vorteilen verspricht man sich aber noch weitere positive Effekte durch den Genuss von
probiotischen Milchprodukten.
Diskutierte Wirkungen: Krebs
Der Verzehr von Probiotika kann die Menge
krebsfördernder Enzyme und anderer unerwünschter Stoffwechselprodukte im Darm reduzieren. Die Effekte beruhen auf Absorption,
der Verstoffwechselung und der Beeinflussung
der Darmflora seitens der Milchsäurebakterien. Zellwandbestandteile und Stoffwechselprodukte von Lactobazillen können zudem
die Wucherung von Tumorzellen verlangsamen (Rechkemmer et al. 2000). Die immunstimulierende Wirkung von Probiotika könnte
ebenfalls die Entstehung von Darmkarzinomen hemmen. Inwieweit sich durch den
regelmässigen Verzehr von probiotischen
Milchprodukten die Häufigkeit von Colonkarzinomen und anderer Krebsarten tatsächlich verringert, müssen aber noch weitere
Forschungsarbeiten belegen.
Literatur
Was sind Symbiotika?
Symbiotika sind Produkte, die sowohl präals auch probiotische Stoffe enthalten und
deren Vorteile in sich vereinigen. Durch die
Kombination von Prä- und Probiotika wird
das Wachstum der probiotischen Mikroorganismen angeregt, den Mikroorganismen
wird ihr Futter quasi mitgeliefert.
Fettstoffwechsel, Cholesterol und koronare
Herzerkrankungen
Ein förderlicher Einfluss von Prä- und Probiotika auf den Cholesterolspiegel und die
Behandlung koronarer Herzkrankheiten ist
wahrscheinlich, muss aber ebenfalls noch verifiziert werden.
Allergien bei Säuglingen und Kleinkindern
Kinder mit Allergien oder atopischem Ekzem
haben weniger Beschwerden, wenn sie hypoallergene Säuglingsnahrung mit zugesetzten
Probiotika bekommen. Erhielten Frauen mit
einem erblich erhöhten Risiko für atopische
Erkrankungen während der Schwangerschaft
und dann auch ihre Säuglinge den probiotischen Mikroorganismus L. rhamnosus GG,
traten bei den Kindern nach zwei Jahren deutlich weniger Fälle mit atopischen Ekzemen
auf als in der Placebogruppe (Kalliomäki 2001,
Rautava 2002).
Als Ursache wird u.a. das Verhältnis zwischen
den verschiedenen T-Helferzellen, speziell den
TH1- und TH2-Zellen, diskutiert. Fördert man
die Entwicklung der TH1-Zellen, z.B. durch
eine probiotische Nahrung mit Lactobazillen
und Bifidobakterien, so sinkt das Risiko,
Allergien bzw. eine atopische Dermatitis zu
entwickeln.
– Bergonzelli G E et al. Probiotics as a Treatment Strategy for Gastrointestinal
Diseases? Digestion 2005; 72: 57–68
– BGGV (Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, heute Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR). Abschlussbericht der
Arbeitsgruppe «Probiotische Mikroorganismenkulturen in Lebensmitteln» am
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In: DGE (Hrsg.). Ernährungsbericht 2004, Bonn, 2004: 287–323
– Silbernagel S & Despopoulos A. Taschenatlas der Physiologie.
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– Zink R & Pfeifer A. Health Value Added Foods. Ullmann’s Encyclopedia
of Industrial Chemistry, Lausanne 2001
52 – 2/05
11
NESTLÉ WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Macht Werbung dick?
Die Fälle von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nehmen seit
Jahren kontinuierlich zu. Als ein Faktor gilt die gestiegene Food-Werbung. In einer
Analyse der vorliegenden empirischen Evidenz und durch eigene Erhebungen versuchte
Prof. J. M. Diehl einen möglichen Zusammenhang zwischen der Werbung für
spezielle Lebensmittel und der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nachzuweisen.
vom Längen-Sollgewicht gemessen. Dies setzte Diehl in Bezug zur Dauer des TV-Konsums. Das Ergebnis zeigt, dass Jugendliche,
die mehr fernsehen, zwar häufiger die beworbenen Produkte konsumieren, aber nicht
schwerer sind als diejenigen, die weniger fernsehen, und dass Jugendliche mit Übergewicht
nicht mehr Süssigkeiten, Snacks etc. konsumieren als solche mit Normal- oder Untergewicht.
Die Verantwortung für das Zuviel an Nahrungsaufnahme und der hohen Prävalenz von
Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
sieht Diehl bei drei Gruppen: zum einen bei
den Kindern und Jugendlichen selbst, zum
anderen aber auch bei den Eltern und dem sozialen Umfeld der Betroffenen. Eine besondere Rolle scheint dabei das Fernsehen, speziell
die Food-Werbespots, zu spielen.
Werbung für Nahrungsmittel
Kinder kennen Food-Werbung fast auschliesslich aus dem Fernsehen. Der Anteil an Printund anderen Medien ist verschwindend
gering. 2002 flossen 91% des Bruttowerbeaufwands der Schokolade- und Süsswarenhersteller in die TV-Werbung. Damit ist die
Fernsehwerbung mit Abstand der grösste
Werbeträger.
Bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt sind die privaten Fernsehsender. Durch
dieses Konsumverhalten sind sie aber einem
höheren Werbedruck ausgesetzt, da die Beschränkungen bezüglich der täglichen Werbedauer bei den Privatsendern deutlich geringer
sind als bei den öffentlich-rechtlichen Sendern.
Beworben werden überwiegend Snacks mit
hohem Energie- und/oder Fettgehalt, gefolgt
von Werbung für Cerealien, Süssigkeiten,
Fast-Food-Produkte und salzige Snacks.
Wirkung von Food-Werbung
Bemerkenswert ist, dass die Zeit, die Kinder
und Jugendliche vor dem Fernsehapparat verbringen, seit 1992 relativ konstant geblieben
ist. Dennoch kann Fernsehwerbung Kinder
und Jugendliche in ihrem Konsum von Nahrungs- und v.a. von Genussmitteln stark beeinflussen. Ungeklärt ist allerdings, ob die
Werbung den Gesamtkonsum der Produkte
erhöht oder ob sie die Marktanteile der beworbenen Artikel innerhalb des Marktseg-
ments verschiebt. Diehl weist aber nach, dass
Jugendliche, die mehr fernsehen, die beworbenen Produkte auch häufiger konsumieren.
Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu
den Ergebnissen des Ernährungsberichtes
2000, die keinen Zusammenhang zwischen
der Zeit, die Kinder und Jugendliche vor dem
Fernsehgerät verbringen, und dem Konsum
der dort beworbenen Genussmittel sehen.
Studien, die sich mit der Frage des Zusammenhangs von Fernsehkonsum und Übergewicht befassen, kommen zu widersprüchlichen Resultaten: Einige Untersuchungen
wiesen eine Zunahme des Gewichts (meist ermittelt über den Body-Mass-Index, BMI) bei
steigendem Fernsehkonsum nach, während
andere keinen signifikanten Zusammenhang
feststellen konnten. Diehl wählte in seinen
Studien einen anderen Untersuchungsansatz.
Der Gewichtsstatus der Jugendlichen wurde
über die jeweilige prozentuale Abweichung
Fazit
Fernsehwerbung für Food-Produkte führt in der
Regel bei Kindern und Jugendlichen zu einem
stärkeren Verzehr der beworbenen Artikel. Dies
muss allerdings in keinem direkten Zusammenhang zur Entstehung von Übergewicht und
Adipositas stehen, denn obwohl im letzten Jahrzehnt das Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen stetig angestiegen ist, ist die Dauer
des Fernsehkonsums relativ gleich geblieben. Es
gibt keine gesicherten Belege dafür, dass Fernsehwerbung den Gesamtverzehr von Süsswaren
und anderen Snacks erhöht. Zudem können
zahlreiche Studien keinen signifikanten Zusammenhang von Fernsehnutzung und Körpergewicht feststellen. Erfahrungen aus Kanada
und Schweden zeigen ausserdem, dass ein Verbot von Fernsehwerbung für solche Produkte
zur Prävention von Übergewicht und Adipositas keinen Erfolg brachte.
Quelle
Diehl J. M. Macht Werbung dick? Ernährungs-Umschau.
Vol. 52 (2); 2005: 40 – 46
12
52 – 2/05
Interview mit Prof. Dr. Andrea Pfeifer,
der «(Er)Finderin» des probiotischen
Bakteriums im LC1
Nutritio: Sehr geehrte Frau Prof. Pfeifer,
wie sind Sie als Pharmakologin, die sich ja
primär mit Krebsforschung in den USA
auseinander gesetzt
hat, überhaupt auf
dieses Forschungsgebiet der Probiotika in einem Lebensmittelkonzern gekommen?
Prof. Dr. Andrea Pfeifer: Treibende Kraft
meiner Forschungsarbeiten war und ist, zur
Gesundheit von Menschen beizutragen. Während meiner Tätigkeit bei Nestlé stand die
Gesunderhaltung und Vorbeugung von
Krankheiten im Vordergrund meines Interesses. Lebensmittel sind ideale Medien, zu einer
besseren Gesundheit beizutragen und längerfristig Krankheiten zu verhindern. Nicht nur
Probiotika, sondern auch ungesättigte Fettsäuren, Antioxidantien und langsam verdauliche Kohlenhydrate sind wichtige Träger einer
guten und gesunden Ernährung.
Was war Ihr Ansatz hinsichtlich der notwendigen Voraussetzungen für eine solche Forschung?
Unser Forschungsansatz war es, Inhaltsstoffe,
die natürlich in Lebensmitteln oder Rohmate-
rialien von Lebensmitteln vorkommen, auf
positive Wirkungen mit Labormethoden wie
zum Beispiel Zellsystemen zu selektieren. Positive Kandidaten wurden dann in aufwendigen klinischen Tests auf ihren Beitrag zur
Gesundheit des Menschen getestet.
Wie war der Beginn und wie lange hat es
gedauert, bis Sie und Ihr Team den richtigen
Stamm gefunden hatten?
Die Nestlé Forschung hatte bereits viele Jahre
auf Joghurtkulturen gearbeitet und eine beachtliche Sammlung von Stämmen etabliert.
Da Joghurt dafür bekannt war, das Immunsystem des Menschen positiv zu beeinflussen
und Krankheitserreger abzuwehren, hatten
wir uns zum Ziel gesetzt, spezielle Kulturen
auszuwählen, die im Besonderen diese Effekte verbessern können. Die Auswahl und Charakterisierung jenes besonderen Stammes unter
vielen hundert Stämmen war mit mehrjähriger intensiver Forschungsarbeit verbunden.
Was sind überhaupt die wichtigsten Kriterien, um einen probiotischen Keim zu finden, der uns sicher nur Gutes und nichts
Schlechtes tut?
Ein probiotischer Stamm, der, wie der Name
schon sagt, gut für das Leben und die Gesundheit des Menschen ist, muss u.a. eine
gute Überlebensrate im Magen-Darm-Trakt
haben, eine gute Bindung an die Oberfläche
von Darmzellen aufweisen, um andere negative Bakterien zu verdrängen, und das Immunsystem aktivieren können.
Was würden Sie als die grössten Probleme
ansehen, mit welcher die Lebensmittelindustrie konfrontiert ist, wenn sie so genannte
«Functional Foods» attraktiver gestalten
möchte?
Food muss gut schmecken. Die Herausforderung der Lebensmittelindustrie ist es, wohlschmeckende Lebensmittel mit optimaler Zusammensetzung für die Gesundheitserhaltung
und Verbesserung zu entwickeln.
Was wären in Ihren Augen die neuen Potential-Felder für den Einsatz von Probiotika
oder auch anderen «Functional Foods»?
Wichtige Felder, in denen Lebensmittel einen
bedeutungsvollen Beitrag zur Gesundheit leisten können, sind Allergiebekämpfung, Entzündungen, Diabetes, Fettsucht und «Aging»Prozesse.
Frau Pfeifer, vielen Dank für dieses Interview.
Fruktosekonsum, Insulinresistenz und metabolische Dyslipidämie
Der in den letzten Jahren deutlich gestiegene
Fruktosekonsum stellt laut Basciano et al.
einen bedeutenden und bisher nur unzureichend gewürdigten Faktor für die Entstehung
von Übergewicht und Diabetes Typ II dar. Ein
Ausgangspunkt der in dem vorliegenden
Übersichtsartikel dargestellten bisherigen wissenschaftlichen Studien ist der vermutete Zusammenhang zwischen dem steigenden Fruktosekonsum und der steigenden Prävalenz von
Übergewicht bzw. Adipositas. Trotz der Fokussierung der Wissenschaft auf eine fettarme
Ernährung und der praktischen Umsetzung
konnte dem Problem von Übergewicht bzw.
Adipositas in den letzten Jahren nicht signifikant entgegengewirkt werden bzw. ist die Anzahl übergewichtiger bzw. adipöser Personen
drastisch gestiegen. Vermutet wird daher ein
Zusammenhang mit dem gestiegenen Konsum von Kohlenhydraten, speziell jenem von
Fruktose. So erhöhte sich der Verzehr von
fruktosehaltigem Maissirup, der in den USA
zum Süssen von Erfrischungsgetränken, Frühstückscerealien und Backwaren verwendet
wird, in den USA in den letzten 20 – 30 Jahren um gut 1000%. Man geht davon aus, dass
die hohe Aufnahme von Fruktose auf die Leber, das Hauptorgan für die Verstoffwechselung dieses Monosaccharids, zwei Auswirkungen hat. Zum einen kommt es zu einer
Störung des Glucosestoffwechsels, zum anderen führt dies zu einem Anstieg der Lipogenese
(Fettaufbau) und damit zu einer steigenden
Produktion von Triglyceriden. Diese Mecha-
nismen führen nun aber auch zu einer Insulinresistenz der Leber und zu einer erhöhten
Produktion und Abgabe der Leber von Lipoproteinen, speziell von VLDL. Zahlreiche
epidemiologische und biochemische Studien
lassen daher darauf schliessen, dass der hohe
Konsum von Fruktose nicht nur eine Insulinresistenz induziert, sondern auch eine metabolische Dyslipidämie. Damit stünde der steigende Verzehr von Fruktose in einem engen
kausalen Zusammenhang zur Entstehung des
metabolischen Syndroms.
Quelle
Basciano, Heather et al. Fructose, insulin resistance,
and metabolic dyslipidemia. Nutrition & Metabolism. 2005;
http://www.nutritionandmetabolism.com/content/2/1/5
52 – 2/05
13
INFOTHEK
Wie ernährt sich Europa?
European Nutrition and Health Report
Im Auftrage der Europäischen Union (EU)
trug das Institut für Ernährungswissenschaften der Universität in Wien unter Leitung von
Herrn Prof. Ibrahim Elmadfa das erste Mal
Daten über den Ernährungs- und Gesundheitszustand in der EU zusammen. Insgesamt
14 europäische Länder, u.a. Belgien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Schweden
und Grossbritannien, beteiligten sich an dieser Erhebung. Der Bericht umfasst vier
Kapitel:
a: Trends im Lebensmittelangebot. Die Basis
bilden Agrarstatistiken der FAO der Jahre
1961–2001. Sie spiegeln die durchschnittliche Angebotsmenge pro Kopf wieder, die
oftmals höher liegt als die tatsächliche Verzehrsmenge.
b: Lebensmittelverfügbarkeit der Haushalte
in der EU auf der Grundlage von Haushalts-Budget-Erhebungen der einzelnen
Länder. Sie liefern detaillierte Aussagen
über den tatsächlichen Konsum einzelner
Bevölkerungsgruppen bzw. Haushalte und
ermöglichen einen Vergleich zwischen den
Ländern.
c: Energie- und Nährstoffaufnahme in der
EU. Die Datenerhebung erfolgte länderspezifisch, so dass ein direkter Vergleich der
Ergebnisse nur eingeschränkt möglich ist.
d: Gesundheitsstatus in der EU.
Einige Ergebnisse des Reports:
– Generell ist der Verbrauch von Obst und
Gemüse in der EU gestiegen. Bezogen auf
den Bildungsstand des Haushaltsvorstandes gilt: Je höher der Bildungsstand, desto
mehr Obst ist verfügbar.
– Steigender Anteil von Fett bei der Gesamtenergieaufnahme zulasten des Kohlenhydratanteiles, dessen Anteil im Durchschnitt auf rund 42 % gesunken ist
(Empfehlung 50–60 %). Besonders die
durchschnittliche Aufnahme von Nahrungsfasern liegt in allen Altersgruppen in der
EU unterhalb der Empfehlungen von 30 g.
– Bei den Mikronährstoffen ist europaweit
die Zufuhr an Vitamin D und Folsäure
in fast allen Bevölkerungsgruppen sowie
Eisen bei den gebärfähigen Frauen zu
gering. Weitere kritische Nährstoffe sind
Kalium, Calcium und Jod.
– Es besteht eine hohe Prävalenz an Über-
gewicht und Adipositas. Den höchsten
Anteil sowohl bei den Frauen als auch bei
den Männern weist Griechenland auf.
Im Anhang geben «national reports» weitere
Informationen zur nationalen Situation im
Ernährungs- und Gesundheitsbereich der
einzelnen Staaten.
Insgesamt bietet der erste europäische Ernährungs- und Gesundheitsbericht einen guten
Überblick über die Entwicklung und den derzeitigen Status in der EU. Er kann und sollte
als Grundlage für weitere europaweite Studien
dienen.
Quelle
I. Elmadfa & E. Weichselbaum (Editors). European Nutrition and
Health Report 2004, Forum of Nutrition, Vol. 58, Wien 2005
Ausbildung für diplomierte ErnährungsberaterInnen
ab Herbst 2007 an der Berner Fachhochschule
Am 19. Mai 2005 hat
die Konferenz der
schweizerischen Gesundheitsdirektoren entschieden, die künftige Ausbildung der diplomierten
ErnährungsberaterInnen
einheitlich auf der Stufe der Fachhochschule
FH (Bachelor) zu positionieren. Die Bildungsdirektoren des Kantons Zürich und die
Erziehungsdirektoren der Kantone Bern und
St. Gallen haben sich darauf geeinigt, dass die
14
52 – 2/05
Ausbildung in Zukunft in der Deutschschweiz
an der Berner Fachhochschule angeboten
wird. Der Entschluss zu einer einheitlichen
akademischen Ausbildung ermöglicht einen
besseren Anschluss ans europäische Ausland, welches Ernährungsfachpersonen fast
ausschliesslich auf akademischer Ebene
ausbildet. Dieser Schritt ermöglicht den
ErnährungsberaterInnen und der Ernährungsforschung, ein breiteres und vertieftes
Ernährungsfachwissen aus dem europäischen
Ausland in die Schweiz zu bringen.
Diese Hochstufung der Ausbildung hat laut
dem Schweizerischen Verband für ErnährungsberaterInnen SVDE ASDD auch einen
höheren Stellenwert bei Ärzten, Patienten und
Behörden, was die fachliche Kompetenz in
den Bereichen Prävention stärkt. Dies ist ein
erster Schritt, um die zunehmende Epidemie
des Übergewichts und das im Spital vermehrt
auftretende Problem der Mangelernährung
effektiv und effizient zu behandeln.
Weitere Auskünfte gibt es beim SVDE ASDD,
www.svde.ch und www.asdd.ch.
Wenns ums GESETZ geht …
«Ich bin Diabetiker» –
Diabetesernährung im Alltag
Sie haben ein Kind mit Diabetes Typ I oder unterrichten Kinder mit Diabetes und ihre Eltern? Mit dieser
Lernhilfe für Kinder und dem dazugehörigen Begleitheft für Eltern wollen wir Ihnen helfen, den Alltag
besser bewältigen zu können bzw. den Kindern und
Eltern dieses Thema näher zu bringen.
Die Diagnose Diabetes löst bei Kindern und Erwachsenen oftmals
Ängste aus. Genau hier setzt das vorliegende Buch an, denn die von
vielen gefürchtete «Diabetes-Diät» ist aus heutiger Sicht nicht mehr
nötig. Ein Kind mit Diabetes sollte sich genauso vollwertig und
ausgewogenen ernähren wie jedes andere Kind. Es muss aber genau
verstehen, wie sein Körper auf die verschiedenen Nahrungsmittel
reagiert. Auf spielerische, leicht verständliche und eingängige Weise
veranschaulicht das Buch, was beispielsweise beim Kohlenhydratstoffwechsel bei einem Diabetiker anders ist, warum man Insulin
spritzen muss oder in welchen Lebensmitteln Kohlenhydrate enthalten sind. Neben den anschaulichen Illustrationen verfügt es über
zahlreiche spielerische und abwechslungsreiche Lernkontrollen. Im
beigefügten Begleitheft erhalten Eltern vertiefende Informationen
rund um das Thema «Diabetes im Alltag». Es bietet aber auch realitätsnahe Hilfestellungen, z.B. für den Umgang in der Schule, bei
Feiertagen und Geburtstagen. Ein kleines Diabetes-Glossar rundet
das Heft ab.
Insgesamt bietet die Lernhilfe Kindern und Jugendlichen eine gute
Hilfe, spielerisch die wichtigsten Elemente einer Ernährungstherapie bei Diabetes Typ I kennen zu lernen. Sie kann für CHF 25.–
bestellt werden unter:
Nestlé Suisse S.A., Service Nutrition, Postfach 352, 1800 Vevey oder
auf der Internetseite www.nestle-nutrition.ch.
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Fabienne Witassek
Besondere Zutat:
Ginseng
Der Ginseng ist eine mehrjährige Pflanze aus
Asien. Seine Wurzeln werden in den asiatischen
Ländern traditionell als Tonikum eingesetzt, um
den Organismus anzuregen und zu stärken.
Ginseng hat zwei grundlegende Eigenschaften,
die seine Verwendung interessant machen:
– seine therapeutischen Einsatzmöglichkeiten,
– seine geschmacksgebende Wirkung.
In der Schweiz ist die Gesetzgebung sehr strikt bezüglich des
Einsatzes von Ginseng (im September 2003 hat das BAG
speziell dafür eine Mitteilung publiziert). Ausschlaggebend für
die Art der Anpreisungen und Aussagen im Zusammenhang
mit Ginseng ist die im Produkt enthaltene Menge der Ginsenoide (aktive Substanz des Ginsengs).
Therapeutische Aussagen: «Anregende Wirkung», «Trank
für Langlebigkeit», «Erfrischende und stärkende Eigenschaft» ...
Der Gebrauch dieser Anpreisungen erfordert eine ausreichende Menge an Ginsenoiden, um die angekündigte Wirkung auf
den Organismus zu garantieren. In diesem Fall gilt die Pflanze jedoch nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Medikament (Artikel 2, Abs. 4, des Lebensmittelgesetzes LMG) und
unterliegt damit dem Heilmittelgesetz.
Geschmackliche Aussagen: «Mit Ginsengextrakt», «Mit Ginseng», «Ginsengaroma»
Ginseng ist auch eine aromatische Pflanze, die auf Grund ihres spezifischen Geschmackes in Lebensmitteln eingesetzt
wird. Dabei kommt das Lebensmittelgesetz zur Anwendung
(Anhang 6, Ziff. 24, der Zusatzstoffverordnung ZuV). Der
Gehalt an Ginsenoiden muss dafür allerdings unterhalb der
Dosis liegen, die eine pharmakologische Wirkung hat. Für die
Einhaltung dieser Limite muss der Vertreiber des Produktes
garantieren. Ausserdem muss die Etikette des Produktes klar
angeben, dass Ginseng nur als Aroma verwendet wurde.
Man kann also daraus schliessen, dass alle Behauptungen über
einen Effekt von Ginseng, der als Aroma in einem Lebensmittel eingesetzt wird, ungerechtfertigt sind und deshalb als
Täuschung zu betrachten sind, welche gemäss Artikel 19 der
Lebensmittelverordnung LMV verboten ist.
Diabetes-Ernährung im Alltag
Für Kinder und Jugendliche
Mit Elternbegleitheft zur Lernhilfe
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NESTLÉ SCHWEIZ
Für alle, die mehr von
einer Suppe wollen
Die reichhaltigen und leckeren neuen Rich
Soup von MAGGI stillen Ihren kleinen Hunger zwischendurch auf gesunde Weise. Ob im
Büro oder zu Hause, als Snack oder leichte
Mahlzeit – in ein paar Minuten sind diese Instantsuppen zubereitet.
Bevorzugen Sie Gemüse, sind Ratatouille oder
Tomate für Sie genau richtig, da sie nahrhafte
Suppen mit allen Vorzügen einer vollwertigen
Gemüseportion sind. Sollten Sie Lust auf eine
reichhaltigere Mahlzeit haben, dann entschei-
Fruchtig in
den Winter
Der Winter ist da! Und mit ihm folgen
Kälte, triefende Nasen und Schnupfen.
Daher empfehlen wir: Stärken Sie Ihre Abwehrkräfte mit Nestlé LC1 Vital. Mit der
probiotischen Wirkung von LC1 Vital regulieren Sie sanft Ihre Verdauung und fördern aktiv Ihre natürlichen Abwehrkräfte.
Gesundes kann auch genussvoll sein:
Versuchen Sie daher die neuen LC1 Vital
Wintersaison-Spezialitäten Granatapfel und
Passionsfrucht oder den neuen LC1 Vital
Drink Orange-Karotte-Honig. Diese beinhalten nebst unseren bewährten Lactobacillen auch ein fruchtig-frisches Geschmackserlebnis.
Gesund geniessen … mit LC1 Vital.
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den Sie sich für die leckeren Sorten Minestrone oder Thai. Diese sind reich an Teigwaren
und sehr schmackhaft.
Essen Sie mehr Gemüse!
dar. Sie sind eine natürliche Quelle an Vitamin C und Nahrungsfasern und enthalten
weder Konservierungsstoffe noch Geschmacksverstärker. Diese Produkte werden durch die
Kampagne «5 am Tag»* empfohlen.
Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört,
dass man fünfmal am Tag Obst und Gemüse
isst. Die beiden Gemüsesorten Ratatouille
und Tomate der Linie Rich Soup von MAGGI
stellen eine solche vollwertige Gemüseportion
* «5 am Tag» ist eine Kampagne zur Förderung des Gemüse- und Früchtekonsums der
Krebsliga Schweiz, der Gesundheitsförderung Schweiz und des Bundesamtes für Gesundheit in Zusammenarbeit mit MAGGI.
Gesundheit und Wohlbefinden: Thomynaise ohne Cholesterin und THOMY French
Dressing ohne Cholesterin tragen
zu einer ausgewogenen Ernährung bei
THOMY überrascht immer wieder mit Innovationen, die hohe Anforderungen an die
Entwicklung stellen, sowohl aus ernährungswissenschaftlicher als auch aus geschmacklicher Sicht. Den Konsumentinnen und
Konsumenten stehen somit schmackhafte
und ernährungsphysiologisch hochwertige
Produkte zur Verfügung, denen zahlreiche
Arbeiten unseres Forschungs- und Entwicklungszentrums (Nestlé Research Center)
vorausgegangen sind. So auch die THOMY
Produkte ohne Cholesterin, die auf einzigartige Weise Geschmack und Genuss mit
fettarmer und cholesterinbewusster Ernährung verbinden.
Für die Hälfte der Schweizerinnen und
Schweizer**, die auf ihren Cholesterinspiegel achten, ist der regelmässige Konsum von
Gemüse und Salaten für ihre Gesundheit
nicht genügend. Sie legen auch auf andere
Bestandteile ihrer Ernährung, unter anderem die Saucen, grossen Wert.
Aufgrund dieser Tatsache hat THOMY eine
Thomynaise entwickelt, die nur 13 % Fett
und kein Cholesterin (<5 mg/100 g) enthält,
sowie ein French Dressing mit nur 6,5 %
Fett und nur 0,7 g gesättigten Fettsäuren.
** Link, Studie 2000
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