Energiekonzept

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Materialien zu „Natur und Technik“ - Das Energiekonzept
01.09.2004
Das Energiekonzept im Fach Natur und Technik
Energie ist ein Begriff aus den Naturwissenschaften, den alle Menschen sehr selbstverständlich im täglichen Leben verwenden. Deshalb ist es erstaunlich, dass eine griffige und einfache
Definition von Energie grundsätzlich nicht möglich ist. Der amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman drückt das so aus: „Es ist wichtig, einzusehen, dass wir in der heutigen
Physik nicht wissen, was Energie ist.“1 Die bisher im Unterricht übliche Definition als „gespeicherte
Arbeit“ ist weder fachlich noch didaktisch zu empfehlen.
Erst im Unterricht der Jgst. 8 wird die Energie als eine Größe festgelegt, für die das Erhaltungsprinzip gilt. In diesem Zusammenhang wird auch die innere Energie als Gesamtenergie
aller Teilchen eines Körpers eingeführt, die sich aus Bewegungsenergien, potenziellen Energien
und Bindungsenergien zusammensetzt. Die Schüler lernen im Physikunterricht der Jgst. 8, dass
durch Arbeit oder Wärme die Energie eines „Systems“ erhöht bzw. erniedrigt wird. Der zentrale
Ansatz ist, dass in einem abgeschlossenen System die Gesamtenergie erhalten bleibt, sie sich
jedoch von einer Energieform zur anderen wandeln kann. Im Chemieunterricht der Jgst. 8 im
NTG bzw. Jgst. 9 der anderen Gymnasien wird die Reaktionsenergie als Energieumsatz bei
chemischen Reaktionen eingeführt. Den Begriff „exotherm“ verwendet man dort zur Beschreibung
von Reaktionen, bei denen chemische Energie in eine andere Energieart (im engeren Wortsinne in
thermische Energie) überführt wird. Die umgekehrte Richtung des Energiewandels trägt die Bezeichnung „endotherm“.
Für die Unterstufe soll eine deutlich elementarisierte Verwendung des Energiebegriffs genügen.
Dazu kann man beispielsweise (ohne das zu thematisieren) das System immer ausreichend
groß wählen, so dass stets nur Energiewandlungen betrachtet werden müssen. Die Kinder sollen eine stoffähnliche Vorstellung von Energie bekommen, die sich in unterschiedliche Formen
umwandeln und an unterschiedliche Träger gebunden sein kann. Beispielsweise wird die Sonnenenergie auf der Erde u. a. in chemische Energie (Pflanzenwachstum, Wasserstoffgewinnung), in
elektrische Energie (Solarzelle, Wasserkraftwerk), in Lageenergie (Wasserkraft) und in Bewegungsenergie (Windkraft) oder thermische Energie (Erwärmung des Wassers ...) umgewandelt.
Wenn man zumindest indirekt den Systemcharakter andeuten möchte, kann man mit einfachen
Grafiken (Energieflussdiagramme) die Energie- und oft auch Stoffströme visualisieren (siehe
Abb. 1 bis Abb. 3)
Ein wesentlicher Aspekt dafür, dass die Idee „Energie“ so erfolgreich ist, liegt darin, dass sie alle
Bereiche der Naturwissenschaften und der Technik miteinander verbindet. Das erkennen die
Schüler an vielen Beispielen und nutzen es sehr selbstverständlich und pragmatisch.
Verwendet man den Begriff Energie in den unteren Klassen selbstverständlich und pragmatisch
in unterschiedlichsten Situationen, wird er den Schülern mehr und mehr vertraut, und allmählich
wandelt sich bei vorsichtiger Unterstützung durch die Lehrenden die Sprechweise von der undifferenzierten Alltagssprache zur hilfreichen Fachsprache. In der Mittelstufe wird ein fundierter Umgang mit dem Energiebegriff in allen naturwissenschaftlichen Fächern unerlässlich (siehe Abb. 4
und 5).
Wichtig ist es, dass die Lehrkraft darauf achtet, dass zumindest beim eigenen Sprachgebrauch
immer vom Energiewandel die Rede ist, dass also keine Energie „erzeugt“ oder „vernichtet“
wird. Natürlich lässt sich die Qualität der Energieform für den Nutzer ansprechen und es lassen
sich damit auch z. B. „Wärmeverluste“ bei Maschinen klären. In der Unterstufe ist es in diesem
Zusammenhang nicht nötig, den Begriff Wirkungsgrad einzuführen. Wegen der großen Verwechslungsgefahr sollte auch der Begriff „Wärme“ vermieden werden, da er innerhalb der Physik als
Prozessgröße für den Energieübergang beim thermischen Kontakt fest definiert ist, umgangssprachlich aber sowohl für Temperatur als auch für thermische Energie oder auch für Temperaturempfindung verwendet wird.
1
R. P. Feynman et al: „Feynman Vorlesungen für Physik, Bd. 1“, München, Oldenbourg 1991
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01.09.2004
„Energie“ im Lehrplan Natur und Technik
Beispiel
Lehrplanbezug
Bemerkung
Der Begriff „Lichtenergie“ ist
akzeptabel, statt „Wärmeenergie“ soll von „thermischer
Energie“ gesprochen werden.
Lageenergie, Bewegungsenergie, elektrische Energie
Lichtwirkung, Sonnenkollektor,
Solarzelle, Sonnenbrand, Bleichen
NT 5.1.2 Licht
Wasserkraftwerk
NT 5.1.2 Wasser
Stoffumwandlung, Verbrennung
NT 5.1.2 Stoffe und Materialien
Energie wird zugeführt oder
frei.
Atmung, Nährstoffe
NT 5.1.2 Umwelt und Leben
Die Nährstoffe enthalten chemische Energie.
Stoffaufnahme für Wachstum
und Energieversorgung des
Körpers
NT 5.2.2 Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung
Die Nährstoffe enthalten chemische Energie.
Wachstum und Energiebindung
NT 6.1.2 Bau und Lebenserscheinungen der Blütenpflanzen
Bei der Photosynthese wird
Sonnenenergie in chemische
Energie umgewandelt und somit gebunden.
Beispiele für die Darstellung von Energieumwandlungen mit Flussdiagrammen
Abb. 1: Energie- und Stoffströme bei einem Eichhörnchen (Biologie der Unterstufe)
Nuss,
Sauerstoff, ...
chemische
Energie
Kohlenstoffdioxid,
Wasser…
mechanische und
thermische Energie
(Klettern, „Heizen“
des Körpers ...)
Abb. 2: Elektrizitätsgewinnung in einem Wasserkraftwerk (Physik der Unterstufe)
Lageenergie
des Wassers
elektrische
Energie
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Abb. 3: Verbrennung (Chemie der Unterstufe)
Wachs,
Sauerstoff
chemische
Energie
Kohlenstoffdioxid, Wasser, …
Licht, thermische
Energie
Abb. 4: Änderung des Aggregatzustandes: (Physik der Mittelstufe)
(fester) Schnee
(flüssiges) Wasser
Sonnenenergie
(Licht und Wärmestrahlung)
Bewegungsenergie
der Wasserteilchen
Abb. 5: Energieumwandlung bei einer exothermen Reaktion (Chemie der Mittelstufe)
Zündenergie,
Innere Energie (Ei)
Reaktionsenergie
(∆Ei):
thermische Energie,
Licht . . .
:
Kaliumchlorat,
Gummibärchen
Kohlenstoffdioxid,
Wasser,
Kaliumchlorid, . . . .
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