Ein Niesen macht noch keine Grippe

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Sprechstunde
Ein Niesen
macht noch keine Grippe
Herr Dr. Wesner, jeden Herbst das gleiche Bild: Laufende, rote Nasen wohin
man schaut. Gibt es einen Zusammenhang zur kalten Jahreszeit - schließlich heißt es auch „Erkältung“?
Zum kalten Wetter gibt es keinen direkten
Zusammenhang. Kälte alleine kann keine Erkältung auslösen, dafür sind Viren
verantwortlich.
Es gibt Vermutungen, dass das
Immunsystem
durch die Kälte
einer besonderen Belastung ausgesetzt
ist. Dazu kommt ein Mangel an Bewegung
und frischer Luft. Die trockene Heizungsluft reizt die Schleimhäute. All das macht
es den Krankheitserregern leichter.
Mal ist die Rede von Erkältung,
grippalem Infekt oder Grippe.
Was sind die Unterschiede?
Eine Erkältung wird in der Medizin auch
grippaler Infekt genannt. Die Grippe kennt
man auch unter der Bezeichnung Influenza. Gemeinsam haben eine Erkältung und
die Grippe, dass es sich um Virusinfek-
Eine Erkältung ist für das körpereigene
Immunsystem auch ein Lernprozess.
3 Tipps gegen Viren:
Abwehrkräfte
Sie brauchen starke Abwehrkräfte um
sich gegen Viren zu wehren. Sie können
zum Beispiel saunieren oder abwechselnd
warm und kalt duschen. Exzessiver Sport,
Rauchen und Schlafmangel belasten dagegen den Organismus und schwächen
Ihre Abwehrkräfte.
Hygiene
Am besten schützen Sie sich vor einer
Ansteckung durch regelmäßiges Händewaschen mit Seife, Desinfektionsmittel ist
nicht notwendig. Außerdem sollten Sie zu
bereits erkrankten Menschen ein wenig
Abstand halten.
Ernährung
Teure Nahrungsergänzungsmittel brauchen
Sie nicht. Achten Sie lieber auf viel frisches
Obst und Gemüse bei Ihrer Ernährung.
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Salus 3/11
tionen handelt. Die Infektionen werden
jedoch von komplett verschiedenen Virenarten ausgelöst. Deshalb sind es zwei
unterschiedliche Erkrankungen. Bei einer
Erkältung kommen ungefähr 30 verschiedene Erreger in Frage. Dagegen wird eine
Grippe ausschließlich vom Influenza-Virus
verursacht. Eine Grippeinfektion verläuft
wesentlich heftiger als eine Erkältung.
Innerhalb kürzester Zeit kommt es zu Abgeschlagenheit, hohem Fieber und trockenem Husten. Eine echte Grippe kann sehr
gefährlich sein und sollte deshalb immer
ärztlich behandelt werden.
Wenn es sich bei Erkältung und
Grippe um verschiedene Viren
handelt, ist dann auch die
Ansteckungsweise unterschiedlich?
Die Übertragungsart bei Erkältung oder
Grippe ist ähnlich. Meistens stecken Sie
sich durch eine Tröpfcheninfektion an.
Stellen Sie sich die typische Büro- oder
Bahn-Situation vor: Viele gesunde, aber
auch kranke Menschen sitzen zusammen
auf engem Raum. Beim Sprechen, Niesen
und Husten sondern alle kleine Tröpfchen
ab, die auch Viren enthalten können. Die
Tröpfchen schwirren in der Luft herum und
setzen sich auf Gegenständen ab. Oder
eine der infizierten Personen niest in die
Hand und reicht sie einem anderen. Ein
gesunder Mensch steckt sich dann meist
über den klassischen Weg an: Von der
Hand zum Mund.
So unterscheiden sich
Erkältung und Grippe:
Symptome
Erkältung
Grippe
Krankheitsbeginn
Schnupfen
Kopfschmerzen
Abgeschlagenheit
Husten/Halsschmerz
Frösteln
Fieber
Muskelschmerzen
allmählich
fast immer stark
wenig
mild/mäßig
mild/mäßig
wenig
kaum
selten
plötzlich
wenig
stark
stark
stark
stark
hoch
mäßig/stark
Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen,
oft erwischt es uns trotzdem. Welche
Mittel helfen bei einer Erkältung?
Wenn Sie bei einer Erkältung auf ein bestimmtes Hausmittel schwören, kann das
schon helfen. Schon der Glaube an diese
Mittel unterstützt die Heilung. Freiverkäufliche Husten- und Schnupfenmittel haben
praktisch keine Wirkung. Daher rate ich
von solchen Erkältungsmedikamenten
eher ab. Vertrauen Sie lieber auf die Natur und die Heilungskraft Ihres Körpers.
Von einer Erkältung erholen Sie sich meist
von selbst, da Ihr Körper während der Erkältung Antikörper entwickelt. Eine Erkältungsinfektion dauert zwischen 7 bis 21
Tagen. Der Volksmund sagt auch: „Sieben
Tage kommt eine Erkältung, sieben Tage
bleibt sie und sieben Tage geht sie.“ Gönnen Sie sich einfach etwas Ruhe. Die Erkältung vergeht von alleine und stärkt dazu
noch Ihre Abwehr.
• SPRECHSTUNDE
FOTOS: DRUBIG-PHOTO/FOTOLIA.COM, ARCHIV
Pünktlich zur kalten Jahreszeit leiden wir wieder unter
laufender Nase, Husten und drückenden Kopfschmerzen.
Aber ist wirklich das schlechte Wetter schuld daran, dass
wir bergeweise Taschentücher verbrauchen? Und was
ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Erkältung
und einer Grippe? Diese und weitere Fragen beantwortet
unser Beratungsarzt Dr. Martin H. Wesner im Interview.
Also ist es gar nicht schlimm, wenn
ich mich erkälte?
Ganz im Gegenteil. Ein grippaler Infekt ist
nichts Schlimmes, deshalb können Sie
gelassen bleiben. Wer sich häufig eine Erkältung einfängt und auskuriert, entwickelt
viele Antikörper. Eine Erkältung ist somit
für das körpereigene Immunsystem auch
ein Lernprozess.
Fast immer bekommt man bei einer
Erkältung auch Antibiotikum verschrieben. Das hilft aber nicht bei
Viren, sondern bekämpft nur Bakterien.
Warum soll man auch bei Erkältungen
oder Grippe Antibiotika einnehmen?
Zum menschlichen Körper gehören auch
Bakterien. Sie leben in und auf unserem
Körper. Aber in einer Form, die nicht krank
macht. Wenn der Körper geschwächt ist,
können sich diese Bakterien oft ungehindert vermehren. Das gesunde Gleichgewicht zwischen Bakterien und der körpereigenen Abwehr kippt und die Bakterien
nehmen überhand. Es kommt zu einer sogenannten bakteriellen Sekundarinfektion
oder auch Superinfektion. Das kann bedeuten: Ein gewöhnlicher Schnupfen wird
zur Nasennebenhöhlenvereiterung, ein
normaler Husten zur Bronchitis oder ein
geröteter Hals zur Angina. Um die Superinfektion zu verhindern oder einzudämmen
ist ein Antibiotikum sehr hilfreich.
Vor allem die Grippeschutzimpfung
wird als vorbeugende Maßnahme
gegen Grippeinfektionen genannt.
Was halten Sie davon und gibt es
Nebenwirkungen?
Die Grippeschutzimpfung halte ich für eine
sehr wirksame Vorbeugungsmaßnahme.
Am besten ist, wenn Sie sich so früh wie
möglich impfen lassen, also lange bevor
eine Grippewelle auftritt. Die Nebenwirkungen der Grippeschutzimpfung sind begrenzt. Bei manchen kommt es zur Rötung
oder Schwellung der Einstichstelle. Andere leiden kurzzeitig an Fieber, Mattigkeit
und Gliederschmerzen, weil sie noch keine
Antikörper gegen das Grippevirus gebildet
haben. Diese Beschwerden klingen jedoch
bereits nach wenigen Stunden wieder ab.
Die Salus BKK übernimmt auch die Kosten
für Grippeschutzimpfungen. Und für die
reine Impfleistung müssen Sie keine Praxisgebühr zahlen.
So überstehen Sie schnell
die nächste Erkältung:
Zu Hause bleiben
Lassen Sie sich krankschreiben und
bleiben Sie zu Hause. Wenn Sie trotz einer
Erkältung zur Arbeit gehen, riskieren Sie,
dass Kollegen angesteckt werden.
Sie brauchen Ruhe
Schonen Sie sich körperlich und
psychisch. Am besten ist, wenn Sie
sich ausruhen.
Entgiften
Sorgen Sie für eine reichliche Entgiftung
des Körpers. Das geht in der Regel durch
Flüssigkeit. Trinken Sie viel, so können
Krankheitserreger ausgeschwemmt
werden.
Dr. med. Martin H. Wesner
Der Mediziner und Gesundheitsökonom Dr. med. Martin H. Wesner
ist seit 2005 Beratungsarzt der Salus BKK.
In Frankfurt am Main führt Dr. Wesner eine freie allgemeinmedizinische Praxis. Von der Ärztekammer Frankfurt am Main wurde er
als Prüfungsarzt für medizinische Fachangestellte berufen.
Zudem arbeitet er als Sachverständiger für ärztliches Qualitätsmanagement für namhafte Institute.
Die Gutfühlversicherung
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