Ephemera danica

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Das Vorkommen von
Ephemera danica
im Alstereinzugsgebiet
Freiwilliges ökologisches Jahr 2010 / 2011
Jakob Brandt
Betreut durch Dr. Beate Baier
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Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung................................................................................................................................. 2
2. Eintagsfliegen (Ephemeroptera)..............................................................................................
2.1 Morphologie.......................................................................................................................
2.1.1 Morphologie der Larve.............................................................................................
2.1.2 Morphologie der Imagines........................................................................................
2.2 Lebensraum......................................................................................................................
2.3 Morpho-ökologische Larventypen.....................................................................................
2.3.1 Fortbewegungstypen................................................................................................
2.3.2 Ernährungstypen......................................................................................................
2.4 Lebenszyklus.....................................................................................................................
3
3
4
5
6
6
6
6
7
3. Ephemera danica..................................................................................................................... 8
3.1 Morphologie....................................................................................................................... 8
3.1.1 Morphologie der Larve............................................................................................. 8
3.1.2 Morphologie der Imagines....................................................................................... 9
3.2 Lebensraum....................................................................................................................... 9
3.3 Lebenszyklus..................................................................................................................... 10
3.4 Ökologische Ansprüche..................................................................................................... 10
4. Methoden................................................................................................................................. 11
4.1 Herkunft der Altdaten......................................................................................................... 11
4.2 Probestellen für Neuerhebungen....................................................................................... 11
4.2.1 Lottbek 1................................................................................................................... 15
4.2.2 Lottbek 2................................................................................................................... 17
4.2.3 Lottbek 5................................................................................................................... 19
4.2.4 Bredenbek 1............................................................................................................. 21
4.2.5 Bredenbek 2............................................................................................................. 23
4.2.6 Bredenbek 3............................................................................................................. 25
4.2.7 Bredenbek 4............................................................................................................. 27
4.2.8 Bredenbek 5............................................................................................................. 29
4.2.9 Alster 5...................................................................................................................... 31
4.3 Probenahmemethode........................................................................................................ 33
4.4 Probenahmezeitpunkt........................................................................................................ 34
5. Ergebnisse............................................................................................................................... 35
5.1 Altdaten.............................................................................................................................. 35
5.1.1 Nachweis im Frühjahr 1993......................................................................................... 35
5.1.2 Nachweis im Frühjahr 2007......................................................................................... 36
5.2 Eigene Erhebungen........................................................................................................... 37
5.2.1 Nachweis im Herbst 2010.......................................................................................... 37
5.2.2 Nachweis im Frühjahr 2011....................................................................................... 38
5.2.3 Nachweis im Sommer 2011....................................................................................... 39
6. Diskussion............................................................................................................................... 40
7. Zusammenfassung.................................................................................................................. 42
8. Danksagung............................................................................................................................. 43
9. Quellen.................................................................................................................................... 44
9.1 Literatur.............................................................................................................................. 44
9.2 Internet............................................................................................................................... 44
9.3 Karten................................................................................................................................ 45
10. Anhang.................................................................................................................................... 46
10.1 Kennblatt zu Fließgewässertyp 14.................................................................................... 46
10.2 Nachweis von E. danica (alle Jahreszeiten)..................................................................... 47
10.3 Nachweis von E. danica (nur Frühjahr)............................................................................ 49
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1. Einleitung
Im Rahmen meines Freiwilligen Ökologischen Jahres am Institut für Hygiene und Umwelt habe ich
mich mit dem Vorkommen der Dänischen Eintagsfliege (Ephemera danica) im Alstereinzugsgebiet
beschäftigt. Diese Art wurde für ein Projekt gewählt, da sie zum einen selbst für fachfremde Laien
relativ leicht zu bestimmen ist und zum anderen bereits beim Projekt „Bachpatenschaft“ in Hamburg
als Zeigerart gewählt wurde. Zu der ansonsten sehr ähnlichen (Schwab, 1995) Ephemera vulgata
besteht nur eine geringe Verwechslungsgefahr, da diese in diesem Gebiet in Fließgewässern
eigentlich nicht vorkommt.
Das Ziel des Projektes war die Darstellung der Verbreitung der Dänischen Eintagsfliege im
Alstereinzugsgebet in der Vergangenheit anhand von Altdaten. Außerdem sollte die heutige
Verbreitung insbesondere in Bredenbek und Lottbek, zwei Zuflüssen der Alster, ermittelt werden. Ein
Vergleich der Altdaten mit den Neuerhebungen sollte schließlich mögliche Populationsentwicklungen
aufzuzeigen.
-2-
2. Eintagsfliegen (Ephemeroptera)
Der Name Eintagsfliege leitet sich von der sehr kurzen Lebensdauer der Imagines der Tiere ab. Die
Lebensdauer der Adulttiere variiert je nach Art zwischen einigen Stunden bis zu wenigen Tagen.
Schon Aristoteles beobachtete das Phänomen der extrem kurzen Lebensspanne. Er schrieb ca. im 3.
Jh. v. Chr.:
„ Nahe dem Fluss Hypanis, der in die Meerenge des Bosphorus mündet, beobachtet man während
der Sommersonnenwende Follikel größer als Weintrauben, die kriechend ein geflügeltes Tier mit vier
Beinen ins Leben rufen. Diese Lebewesen leben und fliegen bis zum Abend, werden schwächer,
wenn sich die Sonne gegen Westen neigt und sterben nach nur einem Tag dauerndem Leben, wenn
die Sonne untergeht. Von da an werden sie Ephemeropteren genannt.“
(Rüdiger Wagner: ftp.gwdg.de)
Das Wort Ephemeropteren setzt sich aus den griechischen Wörtern ephemeros = Dauer eines Tages
und pteron = Flügel, zusammen. Entscheidend hinzuzufügen ist hierbei aber, dass die Larvenstadien
oft Monate bis hin zu Jahren im Wasser verbringen.
Bekannt sind die Eintagsfliegen oder auch
Maifliegen
genannt
vor
allem
bei
Fliegenfischern. Da die Tiere im Sommer
teilweise in Massen vorkommen, sind sie
beliebte Beute bei Fischen, wenn sie tot auf
die Wasseroberfläche fallen. Diese Tatsache
machen sich die Fliegenfischer zu Nutze und
imitieren mit Haaren, Federn u.a. die tote
Eintagsfliege.
Eine besondere Rolle spielen Eintagsfliegen,
wie auch Köcherfliegen und Steinfliegen,
aber auch bei der Besiedelung neuer
Lebensräume. Zum
einen sind die
geflügelten Stadien äußerst mobil, zum
anderen kommen bei der Eiablage und den
Abb. 1: Angelköder in Anlehnung an die Morphologie einer Maifliege
Larventieren Driftphänomene vor, die eine
(Abb: fliegenfischen-fliegen.de)
schnelle Verbreitung möglich machen. Unter anderem dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass
Eintagsfliegen bis auf die Antarktis und der nördliche Arktis auf der ganzen Welt vorkommen.
Insgesamt sind bisher rund 2000 Arten bekannt, von denen sicher 114 in Deutschland vorkommen
(Ephemeroptera.de; Stand: Mai 2011). Daher sind sie auf der ganzen Welt ein wichtiger Teil des
Ökosystems und somit auch der Nahrungskette. Eintagsfliegen sind meistens Primärkonsumenten,
das heißt, sie nehmen pflanzliche Stoffe bzw. Detritus, abgestorbenes organisches Material aktiv auf
oder ernähren sich als Filtrierer. Nur wenige Arten sind Räuber und somit Sekundärkonsumenten. Die
Larven oder adulten Tiere wiederum bilden die Grundlage für viele andere Sekundärkonsumenten wie
Spinnen, Vögel oder Fische. Dank der artspezifischen Anforderungen an ihr Habitat können
Eintagsfliegenlarven als Bioindikatoren von Gewässern herangezogen werden.
2.1 Morphologie
Die Morphologie ist ein Teilbereich der Biologie, welche die Form und Struktur von Organismen
beschreibt. Das Wort leitet sich vom griechischem morphe = Gestalt, Form und logos = Lehre,
Vernunft ab. Die morphologischen Unterscheidungsmerkmale können zur Artbestimmung genutzt
werden.
-3-
2.1.1 Morphologie der Larven
Die Larven der Eintagsfliegenarten variieren stark in Größe und Form. Die Spanne reicht von wenigen
Millimetern bis zu über zwei Zentimeter. Ebenso variabel ist die Körperform, die von rund über oval bis
ins Abgeflachte reicht (Studemann, 1992). Bis auf eine Ausnahme haben alle in Deutschland
vorkommenden Arten drei Caudalfilamente (Schwanzanhänge), Tracheenkiemen ausschließlich auf
dem Hinterleib, je eine Tarsalkralle pro Bein (Füße mit nur einer Kralle) und relativ kurze Fühler. Zur
besseren Übersicht gliedern wir den Larvenkörper in Kopf, Thorax und Abdomen.
Der Kopf:
Die zwei Komplexaugen sind seitlich bzw. auf der Oberseite des
Kopfes gelagert. Die drei sogenannten Ozellen, sind punktförmige
Lichtsinnesorgane, die sich ebenfalls auf der Oberseite des Kopfes
befinden. Die zwei Antennen an der Vorderseite des Kopfes können
von Art zu Art in ihrer Form und Länge sehr unterschiedlich sein.
Besondere Aufmerksamkeit ist den Mundwerkzeugen zu widmen.
Bei den meisten Eintagsfliegen bestehen die Mundwerkzeuge aus
sieben spezialisierten Teilen. Dazu zählen die linke und rechte
Mandibel, Labrum, Hypopharynx, Labium und linke und rechte
Maxillen (Abb. 2). Die Mandibeln sind sowohl zum Greifen von
Nahrung, als auch zum Kauen ausgelegt. Des Weiteren können sie,
wie bei E. danica, nach vorne gerichtete Fortsätze besitzen, die zum
Graben genutzt werden.
Der Thorax:
Abb.2: In der Mitte: Mundwerkzeug,
Der Oberkörper wiederum lässt sich ebenfalls in drei Segmente Teile vergrößert draum angeordnet.
(Abb. in Anlehung aus Studemann, 1992)
unterteilen: Pro-, Meso- und Metathorax. Auf der Bauch- bzw.
Rückenregion liegen je drei Sklerotinplatten die durch Haut
miteinander verbunden sind. Jedes Segment des Oberkörpers trägt
je ein Beinpaar, welches sich aus 5 Teilen zusammensetzt (Coxa,
Trochanter, Femur, Tibia und Tarsus) (Abb. 3). Die Beine, die mit je
einer Kralle besetzt sind, dienen nicht nur der Fortbewegung, sonder
können bei einigen Arten mit Haaren besetzt sein und sind so in der
Lage Nahrungspartikel aus dem Wasser zu filtrieren. Zudem können
sie auf Grund der vergrößerten Oberfläche als Schwimmbeine
genutzt werden. Die Flügel entwickeln sich während der
Larvenstadien in Flügelscheiden. Im Nymphenstadium, dem letzen
Larvenstadium vor dem Schlupf, schimmern die Flügel bereits grauschwarz durch.
Das Abdomen:
Der Hinterleib ist in 10 Segmente unterteilt. Die Sklerotinplatten auf Abb. 3: Schemazeichnung einer
Eintagsfliegenlarve (Epemerella sp.)
dem Rücken werden Tergite genannt, die auf der Bauchseite (Abb. in Anlehung aus Studemann, 1992)
Sternite (Abb. 4). Das zehnte Segment trägt meist zwei
Schwanzfortsätze (Cerci) und dazwischen meist ein drittes, das Paracercus genannt wird. Die
vorderen 5-7 Segmente tragen Tracheen-Kiemenpaare. Diese absorbieren den im Wasser gelösten
Sauerstoff und leiten ihn an die Organe weiter.
-4-
2.1.2 Morphologie der Imagines
Aus den Flügelscheiden der Larve entwickeln sich die fertigen Flügel, die in Ruhestellung vertikal
gehalten werden (S. Abb. 4). Bei den geflügelten Stadien der Eintagsfliege ist zu unterscheiden, ob es
sich um ein Subimago oder ein Imago handelt. Die Tatsache, dass sich der bereits flugfähige
Subimago noch einmal häutet und so zum Imago wird, ist im gesamten Tierreich einzigartig. Der
Subimago lässt sich auf Grund der gelblich-milchigen Flügel leicht von dem fertigen Imago, der
transparente Flügel besitzt, unterscheiden. Des Weiteren sind Augen sowie Geschlechtsapparat der
Männchen erst im Imaginalstadium voll entwickelt. Auch der Körper des Imagos lässt sich wieder in
drei Abschnitte unterteilen. Wieder unterscheidet man zwischen Kopf, Thorax und Abdomen.
Der Kopf:
Auf dem relativ kleinen, dreieckigen Kopf befinden sich
die verhältnismäßig großen Augen. Bei den Männchen
umfassen diese beinahe den gesamten Kopf. Bei den
Weibchen sind die Augen deutlich kleiner. Anhand der
Augen können Männchen und Weibchen unterschieden
werden. Man spricht hierbei von einem Geschlechtsdimorphismus. Die drei Ozellen die bereits im Larvenstadium vorhanden waren bleiben auf dem Kopfscheitel
vorhanden. Ebenso verhält es sich mit den Antennen, die
an der Vorderseite des Kopfes fixiert sind. Eine weitere
Besonderheit bei den Eintagsfliegen ist, dass ihre
Mundwerkzeuge im Imaginalstadium atrophiert sind. Das
heißt, dass sie auf Grund von Zellveränderungen nicht
mehr funktionell sind und so der Imago keine Nahrung
während seines kurzen Lebens mehr aufnehmen kann.
Abb. 4: Schematische Darstellung eines
Eintagsfliegenimagos (Abb. in Anlehung aus
Studemann, 1992)
Der Thorax:
Der Thorax an sich lässt sich ebenfalls in drei Segmente
unterteilen: Prothorax, Mesothorax und Metathorax. Der
am Kopf ansetzende Prothorax ist eher klein, wo
hingegen der Mesothorax durch die Flugmuskulatur
relativ groß ist. Jedes Thoraxsegment trägt wieder je ein
Beinpaar, die nun zwei Krallen am Fußende haben. Bei
den Männchen sind die Vorderbeine deutlich größer, da
sie mit diesen die Flügel des Weibchens während der
Paarung festhalten. Die großen Vorderflügel setzten am
Mesothorax, die kleinen Hinterflügel setzten am
Metathorax an. Bei einigen Arten sind die Hinterflügel
deutlich verkleinert oder fehlen ganz.
Abb. 5: Die letzten zwei Abdominalsegmente
beim Männchen (Abb. in Anlehung aus
Studemann, 1992)
Das Abdomen:
Das Abdomen besteht, wie bei der Larve aus zehn
Segmenten. Diese sind ebenfalls auf dem Rücken mit
Tergiten und am Bauch von Sterniten bedeckt. Das
zehnte
Tergit
ist
verkleinert
und
trägt
die
Schwanzfortsätze (Cerci). Der hintere Teil des neunten
Sternit wird beim Männchen als Styliger bezeichnet. Beim
Weibchen als Subanalplatte. Der Styliger trägt zwei
Fortsätze, die sogenannten Gonopoden, die bei
Paarungsakt das Weibchen umklammern. Der Penis des
Männchens besteht aus zwei Loben, die in die
Genitalöffnung zwischen dem 7. Und 8. Sternit des
Weibchens eindringen.
Die ersten acht Abdominalsegmente sind mit Atemlöchern ausgestattet.
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Abb. 6: Letzten drei Abdominalsegmente
beim Weibchen (Abb. in Anlehung aus
Studemann, 1992)
2.2 Lebensraum
Die Larven der Eintagsfliege können so gut wie jedes Süßwasserbiotop besiedeln. Hierzu zählen
sowohl Fließgewässer, wie Gebirgsbäche, Flüsse und Ströme, als auch stehende Gewässer, wie
Teiche und Seen. Unter anderem wegen ihrer vielfältigen Habitate zählt die Ordnung der
Eintagsfliegen mit 300 Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte zu den ältesten Insektenordnungen
(spiegel.de). Zudem ist sie, wie oben bereits erwähnt, fast auf der ganzen Welt anzutreffen.
Die Eintagsfliegen zählen zur Benthosgemeinschaft, das heißt, dass sie sich hauptsächlich im
Bodenbereich eines Gewässers aufhalten. Einige Arten der Eintagsfliege hingegen kommen auch im
freien Wasser vor. Außerdem existieren noch verschiedene Substratvorlieben. Einige Arten
bevorzugen Steine, Kies oder Sand als Lebensraum, wo hingegen andere Arten eher Pflanzen oder
organisches Material bevorzugen.
Ein weiterer wichtiger abiotischer Faktor ist die Fließgeschwindigkeit des Gewässers, da bei hoher
Fließgeschwindigkeit meist mehr Sauerstoff im Wasser gelöst ist und dieser von den meisten
Eintagsfliegenarten in größeren Mengen benötigt wird. Die meisten Eintagsfliegen kommen in
Fließgewässern vor. Einige Arten können nur in sehr starker Strömung überleben. Andere hingegen
brauchen das in langsamfließendem Wasser abgelagerte Material als Lebensraum. Arten, die in
stehenden Gewässern leben, sind dann häufig in Bereichen, die durch Wellenbildung beeinflusst sind
zu finden. Dies deutet auf eine nachträgliche Anpassung hin. So können sogar in ein und demselben
Flussabschnitt im Prall- und Gleithangabschnitt völlig verschiedene Bedingungen herrschen.
2.3 Morpho-ökologische Larventypen
2.3.1 Fortbewegungstypen
Die Larven der verschiedenen Eintagsfliegenarten haben sich im Laufe der Zeit an die Bedingungen
ihrer Habitate angepasst. Dies äußert sich sowohl im Verhalten als auch in der Morphologie. Je nach
Lebensraum lassen sich die Larven in fünf verschiedene Fortbewegungstypen einteilen (Schwab,
1995). Diese können jedoch im Laufe der Entwicklung wechseln, da eine Larve in verschiedenen
Stadien ihrer Entwicklung durchaus verschiedene Habitate bevorzugt und sich so die Morphologie bei
jeder Häutung ändern kann. Die fünf Fortbewegungstypentypen sind des Schwimmer-, Klammer-,
Kriech-, Kletter-, und des Grab-Typs.
2.3.2 Ernährungstypen
Des Weiteren kann man außerdem die Ernährungstypen unterscheiden. Es gibt Weidegänger,
Filtrierer, Sedimentfresser, Zerkleinerer und äußerst selten auch Räuber unter den Eintagsfliegen. Die
Weidegänger grasen mit ihren Mundwerkzeugen die Oberfläche von Steinen oder Holz ab und
nehmen so die darauf wachsenden Algen auf. Die Filtrierer sammeln mit Hilfe von behaarten
Mandibeln oder Beinen kleinste Partikel aus dem Wasser und streifen diese an ihren
Mundwerkzeugen ab. Hierbei kann man wiederum zwischen Aktiv- und Passivfiltrierern
unterscheiden. Die Passivfiltrierer lassen die Partikel mit Hilfe der Strömung an sich verbeischwimmen
und nehmen diese so auf. Dem gegenüber stehen die Aktivfiltrierer, die röhrenartige Gänge bauen, in
denen sie mit ihren Kiemen einen Wasserstrom erzeugen, der die Nahrungspartikel
herantransportiert. Die Zerkleinerer nehmen das eher grobe organische Material auf und verwerten
die darauf haftenden Pilze und Bakterien. Hierbei wird das Material so zerkleinert, dass es die
Sedimentfresser bzw. die Filtrierer verwerten können (Hütte, 2000).
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2.4 Lebenszyklus
Die Entwicklung der Eintagsfliege vom Ei bis zum fertigen Imago läuft schrittweise ab. Das heißt, dass
sich die Tiere mehrere Male häuten und so ihre Gestalt immer mehr der des fertigen Imagos anpasst.
Es findet also keine Metamorphose über ein Puppenstadium statt. Der Lebenszyklus der
Eintagsfliegen beginnt mit dem Eistadium, geht weiter über mehrere Larvenstadien bis hin zur
Nymphe, die das letzte Larvenstadium vor dem Schlupf zum Imaginalstadium ist, und endet
schließlich mit Subimago und dem fertigem Imago (Abb. 7). Man unterscheidet des Weiteren
zwischen Arten mit einer Generation pro Jahr (univoltin) und Arten mit mehreren Generationen pro
Jahr (multivoltin). Ein Sonderfall sind partivoltine Arten, bei denen eine Generation ca. zwei Jahre im
Gewässer lebt. Man unterscheidet alle Zyklen noch einmal ob und wenn ja, in welchem Stadium, also
ob als Ei oder als Larve, sie überwintern.
Der Embryo entwickelt sich zunächst je nach Art und Wassertemperatur zwischen 10 bis 20 Tage im
Ei (Bauernfeind & Humpesch, 2001). Das Ei ist meist oval, 200µm x 100µm groß und besitzt
Haftstrukturen, mit denen es am Substrat anhaftet (Abb.7). Nach der Eiablage sinken die Eier nicht
sofort zu Boden, sondern können durch Strömungen verfrachtet werden.
Nach 10 bis 20 Tagen schlüpfen die sogenannten Junglarven aus der Eischale. Diese nur ca. 1mm
großen Tiere verbringen die ersten Larvenstadien in bis zu einem Meter tief im Sediment. Bei der
Häutung handelt es sich nicht nur um einen Wachstumsprozess, sondern es wird auch die verletzte
oder mit Parasiten besetzte Larvenhaut ersetzt. Die abgestreifte Larvenhaut nennt sich Exuvie. Bis
zum Subimago können 15 bis 25 Häutungen ablaufen. Das letzte Larvenstadium, die Nymphe, ist oft
dunkler gefärbt. Die Flügel sind bereits hinter den Flügelscheiden zu erahnen. Die dunkle Färbung
dient wahrscheinlich einer besseren Lichtaufnahme und so einer Körpertemperaturerhöhung. Das
Subimaginalstadium ist wiederum temperatur- und artabhängig und kann zwischen wenigen Minuten
und einigen Tagen andauern. Das Subimaginalstadium, also ein Stadium eines adulten, geflügelten,
noch nicht geschlechtsreifen Tieres, das sich noch einmal häutet, ist wie bereits oben erwähnt
einzigartig in der Insektenwelt. Gründe für diese Einzigartigkeit könnten die extrem langen
Caudalfilamente bzw. die Vorderbeine der Männchen sein, die in dieser Länge nicht in einem
Schlupfvorgang hervorgehen könnten. Außerdem bieten die behaarten Flügel der Subimagos den
Vorteil, dass sie nass werden können und dennoch flugfähig bleiben. Allerdings ist die Flugleistung
vermindert, was eine weitere Häutung nötig macht.
Nach dem Schlupf zum Imago können die
Tiere keine Nahrung mehr aufnehmen. Ihr
Verdauungstrakt ist nur noch mit Luft gefüllt,
was beim Fliegen hilft. Während des
Imaginalstadiums zehren die Tiere von
ihren Energiereserven, was die kurze
Lebensdauer erklärt. Die Imaginalhäutung
kann durch Faktoren wie Wassertemperatur
oder Lichtintensität synchronisiert sein,
wodurch größere Schwärme auftreten.
Hierbei ist es für die einzelnen Individuen
einfacher einen Sexualpartner zu finden.
Die meisten Eintagsfliegenarten vermehren
sich bisexuell. Dabei kommt es zunächst
zum
sogenannten Hochzeitsflug der
Abb. 7: Lebenszyklus der Eintagsfliegen (agk.de)
Männchen, mit dem die Weibchen
angelockt werden. Die Männchen greifen den Unterleib der Weibchen mit ihren Gonopoden (Abb.4)
und die Begattung findet statt. Nach dem Paarungsakt fliegen die Weichen zum Gewässer und legen
bzw. werfen dort ihre Eier ab. Meist direkt danach sterben die adulten Tiere.
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3. Ephemera danica
Ephemera danica ist häufiger unter ihren deutschen Namen, Dänische Eintagsfliege, Große
Eintagsfliege oder Maifliege bekannt. Erstmals wurde sie 1764 von dem dänischen Zoologe Otto
Friedrich Müller beschrieben. Zur besseren Übersicht dient Tabelle 1, welche die systematische
Stellung von E. danica veranschaulicht.
Tabelle 1: Systematik am Beispiel von E. danica:
Domäne
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Eukaryonten
Tier (Animalia)
Gliederfüßer (Artropoda)
Tracheentiere (Tracheata)
Insekten (Insecta)
Unterklasse
Ordnung
Familie
Gattung
Art
Fluginsekten ( Pterygota)
Eintagsfliegen (Ephemeroptera)
Ephemeridae
Ephemera
danica
3.1 Morphologie
3.1.1 Morphologie der Larve
Die gelblich-weiße Larve der Ephemera danica
hat kurze, kräftige Beine, mit denen sie Gänge in
sandiges Substrat gräbt. Man zählt sie daher
zum Grabtyp. Weitere Merkmale sind der runde
Körper, die drei, relativ kurzen, bewimperten
Schwanzanhänge und die seitlich am Kopf
gelegenen
Augen
(Abb.8).
Wichtiges
Unterscheidungsmerkmal zu andreren Arten, wie
etwa der Ephemera vulagata sind die auf den
letzten drei Abdominalsegmenten deutlich zu
erkennenden kommaförmigen Zeichnungen. Ein
weiteres charakteristisches Merkmal sind die
Abb.8: Larve Ephemera danica (biopix.de)
paarig angeordneten Kiemen. Insgesamt sieben
Paar sind auf dem Rücken angeordnet. Beim Graben können diese flach auf den Körper gelegt
werden. Wie auch alle anderen Eintagsfliegenarten wächst die Larve bei jeder Häutung. Ephemera
danica kann bis zu 23mm groß werden.
3.1.2 Morphologie der Imagines
Abb.9: Imago Ephemera danica (biopix.de)
Wie auch bei vielen anderen Eintagsfliegenarten
unterteilt man die geflügelten Stadien auch bei E.
danica in Subimagos und Imagos. Der Subimago
hat noch milchig-weiße Flügel (Abb.10) und
relativ kurze Vorderbeine. Hierdurch lassen sich
die
beiden
Stadien
gut
voneinander
unterscheiden. Nach der Häutung zum fertigen
Imago haben die Tiere transparente Flügel
(Abb.9), die teilweise leichte Fleckzeichnung
aufweisen können. Die Färbung geht vom weißgelblichen bis ins gelbbraun, wobei die
charakteristische Kommazeichnung auf den
Abdominalsegmenten, die bei den Larven zu
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beobachten war, erhalten bleibt. Die Länge
vom Kopf bis zum letzten Abdominalsegment
beträgt zwischen 15-25mm. Bei der reinen
Körperlänge sind die Weibchen meist etwas
größer als die Männchen. Im Gegensatz dazu
verhält es sich mit den Schwanzanhängen.
Diese können beim Männchen 35-40mm
erreichen, wohingegen sie beim Weibchen nur
15-25mm groß werden. Beide Geschlechter
haben eine ungefähre Spannweite von 3545mm. Ein leichter Geschlechtsdimorphismus
Abb.10: Subimago Ephemera danica (biopix.de))
ist nicht nur in der Größe der Tiere, sondern
auch in der Länge der Vorderbeine festzustellen. Diese sind beim Männchen ebenfalls deutlich länger.
3.2 Lebensraum
Bei Eintagsfliegen im Allgemeinen, also auch bei Ephemera danica ist zunächst das Hauptaugenmerk
auf den Lebensraum der Larven zu legen.
Nach Bauernfeind & Humpesch (2001) ist E. danica in ganz Deutschland außer in den Stadtstaaten
Berlin und Bremen nachgewiesen worden. Aus der Schweiz sind Daten bekannt nach denen sie in
Höhen bis zu 1000m vorkommen kann, wobei es in Deutschland Nachweise bis maximal 584m gibt.
Hierbei bevorzugt sie Epi- Meta- und Hyporithral, also Ober- Mittel- und Unterlauf eines Baches (Tab.
2). Trotzdem kommt sie auch in Tieflandbächen und Flüssen (Epipotomal) vor. In Uferbereichen von
Seen ist sie eher selten, da dort zu wenig Strömung herrscht. Die wenigen Fundorte wiesen
wahrscheinlich relativ starke Wellenbildung auf.
.
Tabelle 2: Vorkommen von E. danica (Bauernfeind und Humpesch, 2001):
n (Gesamtzahl
ER
MR
HR
EP
LIT
TLB
der Proben)
(Epirithral)
(Metarithral)
(Hyporithral)
(Epipotomal)
(Litoral)
(Tieflandbach)
120
44
32
11
8
3
22
Die in diesem Bericht betrachteten Fließgewässer in und um Hamburg bezeichnet man als sand- bzw.
kiesgeprägte Tieflandbäche und zählen somit zur letzten Klasse nach Bauerfeind.
3.3 Lebenszyklus
Die Eintagsfliege Ephemera danica ist semivoltin. Das heißt, dass eine Generation ungefähr zwei
Jahre Entwicklungszeit vom Ei bis zum Imago benötigt. Die Flugzeit der Imagos ist hauptsächlich
Ende Mai, doch es werden auch Exemplare zwischen April und November nachgewiesen. Die Abfolge
beginnt also im Jahr 1 bei der Eiablage in Wasser Ende Mai. Die Eier entwickeln sich dann, je nach
Wassertemperatur, innerhalb von 10 bis 20 Tagen. Aus ihnen schlüpfen die Junglarven, die am Ende
von Jahr 1 bereits als etwa 4-6mm große Larven nachweisbar sind. Die Larven entwickeln sich dann
in Jahr 2 weiter, indem sie sich immer wieder häuten und so wachsen können. Währenddessen wird
die Vorjahresgeneration zum Imago. Die Larven, die zu Beginn betrachtet wurden, werden meist im 3.
Jahr zuerst zum Subimago und anschließend zum Imago. Dieses ist wieder abhängig von der
Wassertemperatur. So sind z.B. Fälle aus Südengland bekannt bei denen die Larven nur ca. ein Jahr
zum Imago brauchen (Studemann, 1992). Das letzte Larvenstadium, die Nymphe, häutet sich ein
letztes Mal an der Wasseroberfläche und wird so zum Subimago. Dieses kann bereits fliegen, ist aber
noch nicht geschlechtsreif.
-9-
Die Häutung zum Imago geschieht schließlich geschützt in der Ufervegetation. Die Emergenz
(Entwicklung zum Imago) vollzieht sich nun also zwischen April und Mai im 3. Jahr.
Diesen Ablauf muss man bei der Beprobung von Ephemera danica im Hinterkopf behalten, um seine
Proben richtig bewerten zu können. Bei den Herbst- / Winterbeprobungen sind sowohl Exemplare zu
erwarten, die mehr als ein Jahr alt sind, also auch Exemplare, die erst wenige Monate alt sind. Man
findet also zwei Generationen. Diese wiederum unterscheiden sich auch untereinander stark in ihrer
Entwicklung, da selbst innerhalb eines Jahres der Zeitpunkt der Eiablage und somit der
Entwicklungsstand stark variieren kann. Bei der Frühjahrsbeprobung, die unbedingt vor der Emergenz
der älteren Generation stattfinden muss, sind somit ebenfalls zwei Generationen zu erwarten. Wenn
man z.B. im Sommer beprobt, so ist entweder die neue Generation noch nicht geschlüpft, oder die
Larven sind noch zu klein um sie mit bloßem Auge zu erkennen. Somit findet man im Sommer nur
eine Generation mittelgroßer Tiere, die aber ebenfalls unterschiedlich weit entwickelt sein können.
Da nach Bauernfeind & Humpesch (2001) bei einer Generation zum Teil nur 1% zum Imago werden,
ist es außerdem offensichtlich, dass somit auch die Anzahl der gefundenen Tiere je nach Alter variiert.
Wenn also im Herbst bei einer Beprobung viele Exemplare gefunden wurden, so ist es wahrscheinlich,
dass darunter relativ viele Junglarven zu finden sind. Über den Winter und den Folgemonaten sterben
dann weiter Tiere ab bzw. werden gefressen, wodurch z.B. bei der Frühjahrsbeprobung eine geringere
Anzahl an Individuen zu erwarten ist.
All diese Faktoren sind also zu berücksichtigen, bei dem Vergleich der eigenen Daten verschiedener
Jahreszeiten und den Altdaten anderer Probenehmer.
3.4 Ökologische Ansprüche
Die Larve bevorzugt, wie bereits unter 3.3 erwähnt, sandige bis kiesgeprägte Bäche. Sie kommt
außerdem auch in den Stillwasserzonen von Gebirgsbächen, sowie in den wellenreichen Uferzonen
von größeren Seen vor. In dem sandhaltigen Substrat gräbt sie mit ihren kräftigen Mandibeln und
Vorderbeinen U-Förmige Röhren und frisst dabei den im Sand enthaltenen Detritus (Schmedtje &
Kohmann, 1992). Zudem können sie Nahrung durch aktives Filtrieren aus dem Wasser extrahieren.
Insgesamt bevorzugt E. danica eine Kombination aus feinem mineralischem Substrat und Detritus,
wobei sogar die Biomasse von E. danica mit der Masse an Detritus korreliert. Dies geschieht
allerdings nur bis zu dem Punkt, wo durch Zehrungsprozesse der Sauerstoffgehalt im Substrat zu
stark absinkt (Meyer & Schröder, 1985; Tolkamp, 1982). Unter anderem deshalb zeigt die Art sowohl
eine gute Sauerstoffversorgung, als auch die Ungestörtheit des Baches an. Bei regelmäßiger
Sohlräumung oder Faulschlammbildung verschwindet die Art aus dem Gewässer (Timm, 1993). Und
obwohl die Larve zum klassischen Grabtyp gehört, kann sie, wenn sie aufgescheucht wird, relativ gut
in wellenförmigen Bewegungen schwimmen.
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4. Methoden
4.1 Herkunft der Altdaten
Die Daten aus den Jahren 1992-2003 und 2007 stammen von Makrozoobenthosbeprobungen, die von
Dipl. Biologin Friederike Eggers durchgeführt wurden. Diese hat bei ihren Beprobungen nicht nur
speziell nach E. danica gesucht, sondern das komplette Makrozoobenthos aufgenommen. Hierzu
wurde die Methode des Multi-Habitat-Samplings angewendet. Die Daten aus den Jahren 2006 und
2008 stammen von Dipl. Biologen Wolfram Hammer. Dieser hat für das Projekt „Bachpatenschaft“
gezielt nach E. danica gesucht. Bei den Bachpaten handelt es sich um Laien, die nur nach
bestimmten Arten suchen sollen, die aber relativ leicht zu erkennen und schwer zu verwechseln sind.
Hierfür eignet sich eben genau E. danica besonders gut.
4.2 Probestellen für Neuerhebungen
Der Schwerpunkt der Neuerhebungen 2010/2011 lag auf den beiden Alsterzuflüssen Lottbek und
Bredenbek. So lagen drei Probestellen an der Lottbek, fünf an der Bredenbek und eine an der Alster
(Abb. 11).
Insgesamt ist die Bredenbek ca. 10,5 km und die Lottbek etwa 11,4 km lang, wobei weite Teile davon
auf Schleswig-Holsteiner Gebiet liegen. Das Erhebungsprofil (Abb. 12) zeigt einen Höhenunterschied
von ca. 80m an der höchsten Stelle bis, hinunter auf ca. 12m über NN kurz vor der Mündung in die
Alster. Das Einzugsgebiet der Bredenbek insgesamt beträgt 20,2km², von denen 10,2 km² auf das
Einzugsgebiet der Lottbek entfallen. Da diese in die Bredenbek mündet, zählt das Einzugsgebiet der
Lottbek zum Gesamteinzugsgebiet der Bredenbek dazu.
Abb. 11: Lage der Probestellen für Neuerhebungen
- 11 -
Obwohl die Probestellen noch alle auf Hamburger Stadtgebiet liegen, ist der Anteil der besiedelten
Fläche für städtische Verhältnisse relativ gering (siehe Flächennutzungskarte Abb.13). Im
Einzugsgebiet herrschen also nicht nur versiegelte, sondern auch Wald und landwirtschaftliche
Flächen vor.
Abb. 12: Erhebungsprofil im EZG der Bredenbek
Die Flächennutzung im Einzugsgebiet hat einen großen Einfluss auf die Gewässerqualität So wird z.B.
Regenwasser von versiegelten Flächen in die Kanalisation oder in Regenrückhaltebecken geführt und
ist so erst mal aus dem Wasserkreislauf des Flusses entnommen. Die versiegelten Flächen sind an
der roten bzw. violetten Färbung zu erkennen. Von ansässigen Industriebetrieben können
Industrieabwässer ins Gewässer geleitet werden. Diese können z.B. entweder hohe Schadstoffkonzentrationen oder eine erhöhte Temperatur aufweisen. Auch andere Flächennutzungsformen
können das Gewässer beeinflussen. So spielt die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Flächen
eine große Rolle für den Nährstoffhaushalt des Gewässers, da die Düngung mit Gülle oder
Kunstdünger erhebliche Nährstoffeintrage mit sich bringt. Die Nährstoffe gelangen ins Gewässer und
verursachen dort unter anderem ein erhöhtes Algenwachstum. Außerdem können durch die
Landwirtschaft Pestizide in das Gewässer gelangen, die nicht nur für die an Land lebenden
Schädlinge, sondern auch für Insektenlarven im Wasser schädlich sein können.
- 12 -
Abb. 13: Flächennutzung im EZG der Bredenbek
Die Entstehung und Entwicklung des Bodens (Geogenese) lässt sich in den nachfolgenden Karten
(Abb. 14) nachvollziehen. Der Großteil des Bodens im Einzugsgebiet der Probestellen hat seinen
Ursprung in der letzten Eiszeit in Form von Ablagerungen der Grundmoräne bzw. in Form von
Schmelzwasserablagerungen.
Abb. 14: Geogenese im EZG der Bredenbek
- 13 -
Ein daraus resultierender Faktor sind die verschiedenen Bodenarten im Einzugsgebiet. Diese sind
besonders interessant, da sich das Bachbett zu einem großen Teil aus diesen zusammensetzt. Im
Einzugsgebiet der Probestellen herrscht vor allem Sand vor. Ein hoher Sandanteil spiegelt sich auch
im Substrat von Bredenbek und Lottbek wieder (Abb. 15) und ist für diese Bäche des Tpys 14
(Sandgeprägter Tieflandbach) charakteristisch.
Im Anhang befindet sich der Steckbriefes zum Fließgewässertyp 14 nach Pottgießer & Sommerhäuser
(2004). In diesem Steckbrief wird der Gewässertyp in seiner naturbelassenen Form beschrieben. Im
vollständigen Steckbrief wird ebenfalls die für den sandgeprägten Tieflandbach typische Makrozoobenthosbesiedlung beschrieben. Hierbei wird E. danica explizit als eine der wenigen echten Besiedler
des sandigen Substrates vorgestellt.
Abb. 15: Bodenarten im EZG der Bredenbek
- 14 -
4.2.1 Lottbek 1
Abb. 16: Probestelle „Lottbek 1“ Sicht bachaufwärts
Abb. 17: Lage der Probestelle „Lottbek 1“
Die Probestelle „Lottbek 1“ liegt etwa 100m östlich von der Straße Rittmeisterkoppel in 22359
Hamburg. Zum Gewässer führt ein Sandweg der zumeist von Reitern genutzt wird. An der Stelle ist
der Bach relativ naturnah. Der Verlauf ist gewunden und wird durch Steine und Totholz (10%) im
Gewässer ständig ein wenig verändert. Holz und Steine führen ebenfalls zu einer ausgeprägten
Strömungsdiversität. Da der Bach an dieser Stelle an einem Waldrand entlangführt, ist das Gewässer
stark beschattet. Zudem kommt eine Färbung durch Huminstoffe aus den Mooren im Einzugsgebiet
(EZG). Das Substrat besteht hauptsachlich aus Sand (80%) und kleineren Kiesbänken (10%). Diese
Stelle entspricht also einem typischen sandgeprägten Tieflandbach Typ 14.
Abb. 18: Flächennutzung im EZG von Lottbek 1
- 15 -
Das 5,2 km² große Einzugsgebiet von
Lottbek 1 ist zum Großteil durch die
Landwirtschaft geprägt (76%). Ein weiteres
Merkmal an diesem Einzugsgebiet ist, dass
der eigentliche Verlauf des Gewässers fast
nie durch besiedeltes Gebiet führt, sondern
Siedlungsflächen höchstens für wenige
hundert Meter auf einer Uferseite liegt.
Außerdem gehen die landwirtschaftlichen
Abb. 19: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
Flächen, die zudem meistens wenig
intensiv genutzt werden, selten direkt bis an das Gewässer, sondern lassen Platz für relativ dichte
Ufervegetation. Diese ist teilweise so dicht und ausgeprägt, dass stellenweise sogar von
waldähnlichen Strukturen gesprochen werden kann. Wie in Abb. 15 zu sehen ist, liegen im
Einzugsgebiet von Lottbek 1 torfhaltige Böden vor, die unter anderem den pH-Wert des Gewässers
beeinflussen können.
- 16 -
4.2.2 Lottbek 2
Abb. 20: Probestelle „Lottbek 2“ Sicht bachaufwärts
Abb. 21: Lage der Probestelle „Lottbek 2“
Die Probestelle „Lottbek 2“ ist über die Straßen „Schäferkamp“ Ecke „Am Wolkenbarg“ in 22949
Ammersbek zu erreichen. Von dort aus führt ein kleiner Weg etwa 50m bergab zum Gewässer. An der
Zugangsstelle zum Bach geht es etwa 2m steil hinunter. Man erkennt deutlich die durch Regenwasser
verursachte Erosion am Hang. Außerdem ist diese Stelle beliebter Zugang für Hunde. All dies führt zu
einem erhöhten Substrateintrag an dieser Stelle bei. Der Verlauf des Gewässers ist relativ gerade und
wird nur durch kleine Ansammlungen von größeren Steinen oder Totholz (10%) beeinflusst.
Folglich gibt es keine Stromschnellen oder große Unterschiede in der Fließgeschwindigkeit. An einem
Ufer wachsten Kastanien und andere Laubbäume, die das Ufer beschatten. Am anderen Ufer grenzt
eine Pferdekoppel. Das Substrat besteht hauptsächlich aus Sand (80%) und sehr kleinen Mengen
Kies (10%).
Abb. 22: Flächennutzung im EZG von Lottbek 2
- 17 -
Das Einzugsgebiet von „Lottbek 2“
vergrößert sich im Vergleich zu „Lottbek 1“
um etwa 2 km² auf 7,14 km². Von den
besagten 2 km² sind aber mehr als 25%
Wald, die nun hinzukommen. Insgesamt
macht nun der Wald einen Anteil von ca.
8% der Gesamtfläche aus. Besonders
interessant ist dies, da der bewaldete
Abschnitt direkt an das Gewässer grenzt
Abb. 22: Flächennutzung im EZG von Lottbek 2
und somit Schatten und Laubeintrag mit sich bringt. Ein positiver Effekt ist, dass der Bachabschnitt im
Wald auf Grund der dichten Vegetation von möglicher Erosion oder Nährstoffeinleitungen der
Landwirtschaft geschützt ist. Die besiedelte Fläche nimmt um etwa 4 Prozentpunkte ab, was aber
lediglich daran liegt, dass keine neuen besiedelten Flächen hinzugekommen sind. Die restliche
Flächenverteilung bleibt nahezu unverändert.
- 18 -
4.2.3 Lottbek 5
Abb. 24: Probestelle „Lottbek 5“ Sicht bachabwärts
Abb. 25: Lage der Probestelle „Lottbek 5“
Die Probestelle „Lottbek 5“ ist zugleich eine der offiziellen Messstellen des Instituts für Hygiene und
Umwelt (Lov 2). Sie liegt direkt am Lottbeker Weg auf der Höhe von Hausnummer 95 in 22397
Hamburg. Flussaufwärts, also noch vor der Straßenquerung ist der Gewässerverlauf relativ gerade.
Unterhalb der Straße ist die Lottbek deutlich geschwungener und mäandriert beinahe. Die
Fließgeschwindigkeit ist trotz der relativ kleinen Wassermenge relativ hoch. Es existieren aber keine
größeren Stromschnellen. Lediglich kleinere Ansammlungen von Totholz (10%) verändern den Verlauf
des Gewässers. Das Substrat besteht, wie auch an den anderen Messstellen an der Lottbek,
hauptsachlich aus Sand (90%).
Der Uferbewuchs ist waldartig und besteht zum größten Teil aus Erlen. Es kommen aber auch Birken
und Eichen vor. Insgesamt ist das Gewässer stark beschattet.
Abb. 26: Flächennutzung im EZG von Lottbek 5
- 19 -
Das Einzugsgebiet der Probestelle „Lottbek
5“ ist mit 10,04 km² etwa 3 km³ größer als
das von „Lottbek 2“. In den zusätzlichen 3
km² kommt vor allem versiegelte Fläche
hinzu. An einigen Stellen ist die Lottbek auf
grabenartige
Verhältnisse
verkleinert.
Teilweise führen sogar Hauseinfahrten über
die Lottbek, die an diesen Stellen dann
sogar durch Rohre fließt. Insgesamt
kommen ca. 1,5 km² städtisch geprägte
Abb. 27: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
Fläche hinzu, was einen Anstieg von ca. 9,1 Prozentpunkten ergibt. Anders ausgedrückt, steigt der
Anteil an besiedelter Fläche im Vergleich zum Einzugsgebiet von „Lottbek 2“ um mehr als 50%. Kurz
vor der Probestelle „Lottbek 5“ hingegen verbessert sich die Struktur und der Bach beginnt sogar, wie
oben erwähnt, zu mäandrieren.
- 20 -
4.2.4 Bredenbek 1
Abb. 28: Probestelle „Bredenbek 1“
Abb. 29: Lage der Probestelle „Bredenbek 1“
Die Probestelle „Bredenbek 1“ liegt 50m von der Straßenecke Brandheide - Auf der Strenge in 22397
Hamburg. Der Zugang zur Probestelle führt über einen Trampelpfad direkt ans Gewässer. Der
Bachverlauf ist hier sehr gerade und eher grabenartig. Dies liegt daran, dass der Gewässerverlauf
verändert wurde. Das ursprüngliche Flussbett verlief mitten durch die Wiese, die auf dem Foto (Abb.
28) zu sehen ist, und wurde dann an den Rand dieser Wiese verlegt. Außerdem wurde das Flussbett
vor einigen Jahren ausgebaggert und Ufervegetation zurückgeschnitten. Daher besteht die
Ufervegetation heute aus den schnell nachachsenden Haselnusssträuchern und einigen Eichen, die
diesen Bachabschnitt nur wenig beschatten.
Trotz des eher kanalartigen Verlaufs ist die Fließgeschwindigkeit eher gering. Durch das Ausbaggern
ist das Bachbettsubstrat bis heute verändert. Es besteht hauptsächlich aus Sand (90%). Unter dem
Sand befindet sich eine Schicht aus leicht faulig riechendem organischen Materials, das an einigen
Stellen an der Oberfläche liegt (10%). Totholz oder Steinansammlungen fehlen auf ganzer Länge
dieses Abschnittes.
Abb. 30: Flächennutzung im EZG von Bredenbek 1
- 21 -
Im etwa 8,5 km² großen Einzugsgebiet von
„Bredenbek 1“ dominieren die landwirtschaftlichen Flächen, die zusammen
einen Anteil von ca. 57% ausmachen. Auch
der Anteil an städtisch geprägter Fläche ist
mit ca. 24% relativ hoch. Zu den Flächennutzungsarten, die von der Lottbek bereits
bekannt sind kommen hier noch die
„Wasserflächen im Landesinnern“ und das
„Grünland“ hinzu. Bei dem Grünland, das
Abb. 31: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
unmittelbar an das Gewässer grenzt, handelt
es sich um zwei Golfplätze. Schädliche Einflüsse auf das Gewässer, etwa durch Rasendünger oder
Pestizide, sind denkbar. Die landwirtschaftlichen Flächen kurz oberhalb der Probestelle gehen nahezu
direkt an das Gewässer und lassen nur sehr wenig Raum für eine natürliche Ufervegetation.
- 22 -
4.2.5 Bredenbek 2
Abb. 32: Probestelle „Bredenbek 2“ Sicht bachaufwärts
Abb. 33: Lage der Probestelle „Bredenbek 2“
Die Probestelle „Bredenbek 2“ liegt parallel zum Bredenbekkamp, auf der gedachten Verlängerung
zum Bredenbekstieg in 22397 Hamburg. Dieser Gewässerabschnitt liegt in einem kleinen Mischwald.
Direkt am Ufer wachsen hauptsächlich Erlen. Insgesamt ist das Gewässer stark beschattet. Der
Verlauf ist stark gewunden bis mäandrierend. An der Probestelle geht es etwa einen 3m tiefen
Abhang hinunter. Es sind deutlich Prall- und Gleithänge zu erkennen. Totholz ist vereinzelt vorhanden,
wird aber, wie auf Abb. 32 zu erkennen, regelmäßig aus dem Gewässer entfernt, um den Aufstau und
so ein über die Ufer treten des Baches zu verhindern.
Das Substrat besteht zu 40% aus Sand und zu 40% aus Kies. Des Weiteren kommen 5% kleine
Steine, 10% Grobkies und 5% organisches Material hinzu. Erlenwurzeln bilden Stillwasserzonen und
kleinere Findlinge bedingen eine deutliche Strömungsdiversität.
Etwa 50m flussabwärts ist die offizielle Messstelle Brj3, die direkt an der Brücke vom Lottbeker Weg
liegt.
Abb. 34: Flächennutzung im EZG von Bredenbek 2
- 23 -
Das Einzugsgebiet der Probestelle ist
insgesamt 9,31 km² und liegt, wie auch
das Einzugsgebiet von „Bredenbek 1“,
zum großen Teil auf Schleswig-Holsteiner
Seite. Die prozentuale Verteilung der
Flächennutzung ist im Vergleich mit
„Bredenbek 1“ nahezu unverändert.
Allerdings ist der Uferstreifen an der
Probestelle „Bredenbek 2“ relativ breit und
Abb. 35: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
bietet so relativ gute Uferstrukturen,
obwohl Wohngebiete im direkten Umfeld liegen. Daher ist der Einfluss der bebauten Fläche in diesem
Bereich nicht so groß, wie man beim ersten Blick auf die Abb. 35 vermuten könnte. Dennoch bleibt
auch hier das Problem, dass das Gewässer im Oberlauf durch landwirtschaftlich genutzte Flächen
fließt und so negativ beeinflusst werden könnte.
- 24 -
4.2.6 Bredenbek 3
Abb. 36: Probestelle „Bredenbek 3“ Sicht bachabwärts
Abb. 37: Lage der Probestelle „Bredenbek 3“
Die Probestelle „Bredenbek 3“ liegt 50m flussabwärts hinter der Brücke „Wohldorfer Damm“ in 22395
Hamburg. Kurz vor der Stelle liegt das Rückhaltebecken Hörndiek in dem Bredenbek und Lottbek
zusammenfließen. Der Abhang zum Gewässer ist relativ steil und man erkennt deutlich, wie sich das
Bachbett in die Landschaft eingegraben hat. Der Verlauf ist deutlich gewunden und es befinden sich
teilweise kleinere Totholzansammlungen im Gewässer. Durch Nadelbäume am Ufer ist dieser
Bachabschnitt relativ stark beschattet. Das Substrat besteht hauptsächlich aus Sand (80%) und
vereinzelten Ablagerungen von organischem Material (20%). Die Gewässerqualität ist möglicherweise
durch das flussaufwärts gelegene Rückhaltebecken „Hörndiek“ und durch Sieleinleitungen von der
Straße beeinflusst.
Abb. 38: Flächennutzung im EZG von Bredenbek 3
- 25 -
Da die Probestelle „Bredenbek 3“ hinter
dem Zusammenfluss von Bredenbek und
Lottbek
liegt,
vergrößert
sich
das
Einzugsgebiet
der
Probestelle
auf
insgesamt 19,97 km². Hierbei dominiert nun
die städtisch geprägte
Fläche auf
Hamburger Seite direkt vor der Probestelle.
Flussaufwärts sind natürlich weiterhin
landwirtschaftliche
Flächen
häufiger.
Obwohl das Einzugsgebiet der Lottbek
Abb. 39: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
hinzugekommen ist, ist der prozentuale
Anteil der städtisch geprägten Fläche noch einmal um zwei Prozentpunkte gestiegen. Ebenfalls im
prozentualen Vergleich mit dem Einzugsgebiet der Lottbek verlieren die bewaldeten Flächen an
Bedeutung. Auf das gesamte Einzugsgebiet gerechnet, sinkt der Anteil um ca. 30%.
- 26 -
4.2.7 Bredenbek 4
Abb. 40: Probestelle „Bredenbek 4“ Sicht bachauwärts
Abb. 41: Lage der Probestelle „Bredenbek 4“
Die Probestelle „Bredenbek 4“ liegt etwa 50m westlich des Krampstieges in 22395 Hamburg. Der
kleine Sandweg führt direkt zu einer kleinen Holzbrücke, die unmittelbar an der Probestelle liegt.
Einige Meter flussabwärts beginnt das Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental. An der Stelle selbst
wurde vor wenigen Jahren eine Kiesschüttung vorgenommen, um so eine Furt für Pferde zu schaffen.
Insgesamt ist der gewundene Bachabschnitt relativ stark beschattet. Am Ufer wachsen Erlen, die mit
ihren Wurzeln bis ins Gewässer ragen. Daran schließt ein Buchenmischwald an. Das Substrat besteht
hauptsächlich aus Sand (70%) und 20% Kies. Hinzu kommen noch lehmige Bestandteile (5%) und
organisches Material (5%). Vereinzelt kommen kleinere Totholzansammlungen vor. Die
Strömungsgeschwindigkeit ist mäßig bis eher langsam.
Abb. 42: Flächennutzung im EZG von „Bredenbek 4“
- 27 -
Die Probestelle „Bredenbek 4“ mit ihrem
20,18 km² großen Einzugsgebiet, liegt
bereits, wie oben erwähnt, im Wald an der
Grenze zum Rodenbeker Quellental. Daher
nimmt der der Waldanteil im gesamten
Einzugsgebiet ebenfalls zu. Die meisten
anderen Flächenanteile sinken nur leicht
oder bleiben nahezu unverändert.
Abb. 43: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
- 28 -
4.2.8 Bredenbek 5
Abb. 44: Probestelle „Bredenbek 5“ Sicht bachabwärts
Abb. 45: Lage der Probestelle „Bredenbek 5“
Die Probestelle „Bredenbek 5“ liegt im Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental. Diese Stelle durfte
nur ein mal mit einer Außnahmegenehmigung beprobt werden. Zu erreichen ist die Stelle ähnlich, wie
„Bredenbek 4“, da diese nur wenige Meter flussaufwärts liegt. Insgesamt ist der Bachabschnitt hier
besonders naturnah. Er besitzt eine mäandrierende Struktur mit diversen Stein- und
Totholzansammlungen (jeweils 20% Anteil). Das Substrat besteht des Weiteren aus 30% Sand und
30% Kies. Die 20% der Steinansammlungen teilen sich auf in 5% Megalithal, 5% Makrolithal und 10%
Mesolithal (siehe Subtratarten unter 4.2). Diese bilden Stillwasserzonen und Stromschnellen. In der
Mitte des Bachbettes hat sich bereits eine kleine Insel mit Vegetation gebildet. Deutlich zu erkennen
sind auch die Prall- und Gleithänge am Gewässer.
Abb. 46: Flächennutzung im EZG von „Bredenbek 5“
- 29 -
Da die Probestelle „Bredenbek 5“ mit dem
Einzugsgebiet von 20,2 km² Größe nur
wenige Meter flussabwärts von der
Probestelle „Bredenbek 4“ liegt, ändert sich
nur wenig an der Flächennutzungsverteilung. Lediglich der Anteil an
bewaldeter Fläche nimmt noch einmal um
0,15 Prozentpunkte zu. Alles in allem ist
das Einzugsgebiet der Bredenbek zu einem
Abb. 47: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
Großteil von landwirtschaftlichen Flächen
dominiert. Dazu kommen noch zu einem Drittel die städtisch geprägten Flächen, die allerdings
meistens aus Siedlungen von freistehenden Einfamilienhäusern bestehen und somit nicht als gänzlich
versiegelte Flächen anzusehen sind.
- 30 -
4.2.9 Alster 5
Abb. 48: Probestelle „Alster 5“ Sicht flussaufwärts
Abb. 49: Lage der Probestelle „Alster 5“
Die Probestelle „Alster 5“ liegt an einem kleinen Sandweg, etwa 100m südlich der Brücke Trillup in
22397 Hamburg. An dieser Stelle führt die Alster bereits relativ viel Wasser und wird im Sommer von
Kanupaddlern befahren. Je nach Wassermenge ist die Fließgeschwindigkeit im Vergleich zu den
anderen Probestellen deutlich erhöht. An der Stelle selbst ragt eine Erle über das Wasser. Von der
Gegenseiten aus wachsen ebenfalls Laubbäume über das Gewässer und beschatten dieses relativ
stark. Weiter flussaufwärts, wie auch in Abb. 48 zu erkennen, beschatten Trauerweiden das
Gewässer. Ansonsten ist das Ufer relativ baumarm und bietet deshalb wenig Beschattung. Der
Flussverlauf ist hier relativ gerade, es existieren keine Stromschnellen oder Totholzansammlungen.
Desweiteren liegt die Probestelle unterhalb der Einmündungen von Ammersbek, Bredenbek und
unmittelbar unterhalb des Rodenbeker Teiches. Vor einigen Jahren wurde hier als
Renaturierungsmaßnahme eine Kiesschüttung eingebracht. Deshalb setzt sich das Substrat an dieser
Stelle aus 70% Kies und 30% Sand zusammen.
Abb. 50: Flächennutzung im EZG von „Alster 5“
- 31 -
Das ca. 290 km² große Einzugsgebiet der
Probestelle ist klar von landwirtschaftlicher
Nutzung geprägt. So ist der Anteil von
Ackerfläche, Grünland und heterogenen
landwirtschaftlichen Flächen zusammengerechnet mit 73% sehr hoch. Obwohl die
Probestelle auf Hamburger Stadtgebiet
Abb. 51: Prozentuale Verteilung der Flächennutzung
liegt, ist der Großteil des Einzugsgebiets auf
Schleswig-Holsteiner Seite (Abb. 50), das relativ dünn besiedelt ist. Daher sind mögliche Belastungen
auf Grund von versiegelten Flächen bzw. Industrie eher geringer. Ein weitaus größerer Faktor
hingegen ist die Belastung durch die Landwirtschaft, bei der durch Dünger oder Pestizide, Nähr- bzw.
Schadstoffe in das Gewässer gelangen können.
- 32 -
4.3 Probenahmemethode
Zunächst muss, wie auch im Fall dieser Untersuchung geschehen, die Probestelle festgelegt werden.
Sie sollte repräsentativ für einen größeren Flussabschnitt sein. Bei einem Einzugsgebiet unter 100km²
reicht eine Strecke von ca. 20 - 50m die beprobt wird. Bei Einzugsgebieten über 100km² sollten 50 100m beprobt werden. Insgesamt werden 20 Teilproben pro Abschnitt genommen (Haase, 2004).
Beim Multi-Habitat-Sampling werden die Substrate entsprechend ihrem prozentualen Anteil im
Gewässer beprobt. Zunächst müssen also die Substratanteile an einer Probestelle abgeschätzt
werden. Hierbei wird in 5% Schritten grob das Substrat im Flussbett eingeteilt. Wenn 5% der
Substratart vorkommen, muss eine Probe hier genommen werden. Wenn 90% des Substrates z.B.
Sand sind und 10% Kies, dann müssen 18 Proben im Sand und zwei im Kies genommen werden.
Die Beprobung an sich geschieht immer flussaufwärts gerichtet. Somit wird verhindert, dass
Individuen aufgewirbelt werden, verdriften und so die Ergebnisse verfälscht werden. Bei der einzelnen
Probe wird der Kescher auf den Grund gesetzt und man tritt dann mit dem Fuß etwa die oberen 3 5cm frei und lässt sie mit der Strömung in den Kescher strömen (Kick-Sampling). So wird etwa ein
Abschnitt von 25x25cm Größe beprobt. Die nächste Einzelprobe ist dann einen Meter weiter
flussaufwärts. So verfährt man weiter bis alle 20 Einzelproben genommen wurden. Nach jeder
Probenahme mit dem Kescher, ist darauf zu achten, dass wirklich alle Tiere aus dem Netz entfernt
werden. Bei einer Beprobung des gesamten Makrozoobenthos wird der gesamte Inhalt in eine 2l
Plastikflasche mit 99%igen Alkohol gegeben und konserviert. Diese werden dann im Labor
ausgewertet. Hierbei werden die Proben zur Verringerung des Zeitaufwandes in Unterproben unterteilt
und die Individuenanzahl später proportional hochgerechnet. Bei meiner Beprobung wurde der Inhalt
des Netzes in eine weiße Fotoschale gegeben und systematisch nach E. danica durchsucht. Dies ist
nur möglich, da die Tiere relativ groß sind und so mit bloßem Auge relativ leicht zu erkennen sind.
Außerdem besteht nahezu keine Verwechslungsgefahr mit ähnlichen Arten (Ephemera vulgata), da
diese im Alstereinzugsgebiet extrem selten sind (MZB Eggers 1992- 2005)
Die gefundenen Exemplare werden dann ausgezählt und in Generationen unterschieden. Jeweils ein
Belegexemplar wird unter Angabe von Datum und Probestelle in 80%igen Alkohol konserviert. Die
restlichen Exemplare werden wieder in den Fluss zurückgegeben.
Bei meinen eigenen Beprobungen, bei denen nur nach E. danica gesucht wurde, wurde nicht das
volle Spektrum des Substrates abgesucht, sondern ein Fokus auf die für E. danica relevanten
Substrate gelegt. Dies ist besonders zu beachten, wenn die Daten z.B. mit älteren MZB-Beprobungen
verglichen werden, da hier das Multi-Habitat-Sampling angewendet wurde.
Substratarten (fließgewässerbewertung.de):
Megalithal
Steinblöcke (> 40cm)
Makrolithal
Mesolithal
große Steine (20 - 40cm) kleine Steine (6 - 20cm)
Mikrolithal
Grobkies (2 - 6cm)
Akal
Feinkies (0,2 - 2cm)
Psammal
Argyllal
Lehm (< 6μm)
Technolithal 2
geschlossener Verbau
Algen
Sand (2μm - 2mm)
Technolithal 1
Steinschüttung
- 33 -
Submerse Makrophyten
Unterwasserpflanzen
Emerse Makrophyten
Überwasserpflanzen
Ufervegetation
CPOM
grobes org. Material
(coarse particulate
organic matter)
FPOM
Debris
feines org. Material (fine „Abfall“ z.B. hier
particulate organic matter) Muschelschalen
Feinwurzeln
Xylal
Totholz
4.4 Probenahmezeitpunkt
Die in Zusammenarbeit mit Dipl.-Biologe Wolfram Hammer und Dr. Beate Baier festgelegten
Probestellen wurden von mir im Herbst/ Winter, Frühling und Sommer beprobt. Der Schwerpunkt der
Beprobungen lag, wie bei Makrozoobenthosaufnahmen üblich, auf dem Frühjahr. Hierbei wurde Wert
darauf gelegt zumindest im Frühjahr alle Probestellen zu beproben, was auf Grund von
Wasserständen in anderen Jahreszeiten nicht immer möglich war.
Die Herbst- Winterbeprobung wurde am 8. und 16. November 2010 an den Probestellen „Lottbek 1“,
„Lottbek 2“, „Bredenbek 2“, „Bredenbek 3“ und „Bredenbek 4“ durchgeführt. Die Beprobung an der
Probestelle „Bredenbek 1“ und „Alster 5“ musste ausfallen, da nach Starkregenereignissen in den
Tagen zuvor, das grabenartige Gewässer extrem angestiegen war. Die Entscheidung die Probestelle
„Lottbek 5“ zu beproben, fiel erst Anfang 2011 und wurde deshalb erst am 19.1.2011 beprobt. Die
Probestelle „Bredenbek 5“ im Naturschutzgebiet konnte nur einmalig im Frühjahr 2011 mit einer
Ausnahmegenehmigung beprobt werden.
Die Frühjahrsbeprobung begann am 22.3.2011 mit den Probestellen „Alster 1“, „Lottbek 1“, „Lottbek
5“, „Bredenbek 2“ und „Bredenbek 5“, die in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Beate Baier aus dem
Institut für Hygiene und Umwelt beprobt wurden. An diesen Probestellen wurde eine komplette
Makrozoobenthosaufnahme durchgeführt. Vor der Probenkonservierung wurde der Kescherinhalt in
eine Fotoschale gegeben und E. danica ausgezählt.
Am 25.3.2011, also drei Tage nach der ersten Beprobung, habe ich die restlichen vier Probestellen
(„Bredenbek 1“, „Bredenbek 3“, „Bredenbek 4“ und „Lottbek 2“) beprobt. Hierbei ist zu beachten, dass
ich nicht das Multi-Habitat-Sampling angewendet habe, sondern, wie auch im Herbst zuvor, gezielt
nach E. danica gesucht habe. Hierbei habe ich ausschließlich die für diese Art infrage kommenden
Substrate beprobt.
Die Sommerbeprobung wurde am 14. bzw. 15.06.11 durchgeführt. Durch das relativ trockene Frühjahr
waren die Wasserstände an den Oberläufen von Bredenbek und Lottbek teilweise niedrig. Trotzdem
war der Wasserstand an der Probestelle „Alster 5“ zu hoch, um diese Stelle alleine zu beproben. Auch
„Bredenbek 5“ wurde nicht noch einmal beprobt.
- 34 -
5. Ergebnisse
5.1 Altdaten
Die vergleichende Auswertung der Jahre 1993 und 2007 wurden exemplarisch für einen Zeitraum von
1992 bis 2008, also 17 Jahren, gewählt, weil in beiden Jahren relativ viele Probestellen beprobt
wurden. Betrachtet werden jeweils die Daten der Frühjahrsbeprobung (März bis Mai). Alle anderen
Daten sind in Tabelle 12 und 13 im Anhang aufgeführt.
5.1.1 Frühjahr 1993
Abb. 52: Nachweise von E. danica im Frühjahr 1993
Im Jahr 1993 wurde an 14 Stellen im Alstereinzugsgebiet beprobt. Hierbei wurde an sieben
Probestellen kein Nachweis von E. danica erbracht. An zwei Probestellen an der Alster („Alster 3“ und
„Alster 6“) und an einer Stelle an der Bredenbek (Bredenbek 2) wurden lediglich einzelne Exemplare
gefunden. Des Weiteren wurden an den Probestellen „Alster 4“, „Drosselbek 5“, „Lottbek 3“ und
„Saselbek 4“ je zwei Exemplare nachgewiesen. An der Probestelle „Mellingbek 11“ wurden sogar drei
Exemplare gefunden.
- 35 -
5.1.2 Frühjahr 2007
Abb. 53: Nachweise von E. danica im Frühjahr 2007
Im Frühjahr des Jahres 2007 wurden ebenfalls 14 Probestellen im Alstereinzugsgebiet beprobt. An
zehn Probestellen konnte keine E danica nachgewiesen werden. An der Probestelle „Alster 9“ wurde
ein Exemplar nachgewiesen. An der Probestelle „Lottbek 4“ wurden zwei Tiere gefunden und an der
Probestelle „Mellingbek 10“ sogar drei. Mit sieben Individuen wurden an der Probestelle „Alster 2“
relativ viele Exemplare gefunden. Am meisten wurden jedoch an der Probestelle „Alster 4“ gefunden.
Hier konnten bei nur einer Beprobung 21 Exemplare nachgewiesen werden. Vergleicht man die
Ergebnisse der Jahre 1993 und 2007 an den Stellen, die in beiden Jahren untersucht wurden, so
erkennt man, dass sich keine wesentlichen Veränderungen ergeben haben. Lediglich an der
Probestelle „Alster 4“ wurden 2007 deutlich mehr Exemplare als 1993 gefunden.
- 36 -
5.2 Eigene Erhebungen
5.2.1 Herbst 2010 / Winter 2011
Abb. 54: Nachweis von E. danica im Herbst 2010 und Winter 2011
Bereits im Spätherbst 2010 bin ich selbst an die ausgewählten Stellen gefahren um diese das erste
Mal zu beproben. Hierbei konnte ich erste Erfahrungen im Umgang mit Kescher und ähnlichem
sammeln. Die Herbst- bzw. Winterbeprobungen sind nach den Richtlinien einer offiziellen
Makrozoobenthosaufnahme nicht verwertbar, da hierfür an kleineren Fließgewässern mit einem
Einzugsgebiet von unter 100 km² der Zeitpunkt der Beprobung im Frühjahr liegen muss. Dennoch
können die Ergebnisse einen ersten Eindruck der Gewässer vermitteln, der sich, wie sich bei den
Frühjahrsproben herausstellte, als relativ zutreffend erwies. Insgesamt zeigen aber bereits die Herbstund Winterdaten, dass Ephemera danica in der Bredenbek und Lottbek relativ häufig vorkommt. So
wurden an der Probestelle „Lottbek 1“ bei nur einer Beprobung bereits im Herbst 50 Exemplare
nachgewiesen. Des Weiteren gab es sehr hohe Individuenzahlen an den Probestellen „Bredenbek 2“
und „Bredenbek 4“ mit jeweils knapp 30 Exemplaren. Auch an den Probestellen „Lottbek 2“ und
„Bredenbek 3“ war E. danica mit je acht bzw. drei Tieren vorhanden. Nur an der Probestelle „Lottbek
5“ konnten keine Exemplare von E. danica nachgewiesen werden.
- 37 -
5.2.2 Frühjahr 2011
Abb. 55: Nachweis von E. danica im Frühjahr 2011
Wie sich schon bei den Herbst-/ Winterbeprobungen zeigte, ist E.danica in Bredenbek und Lottbek
häufig vertreten. An einigen Probestellen kommt sie sogar massenhaft vor. So konnten an den
Probestellen „Lottbek 1“ und „Bredenbek 2“ 51 bzw. 65 Exemplare nachgewiesen werden. Geringere
Individuenzahlen wurden an Probestellen wie „Bredenbek 5“ (2 Individuen) und „Alster 5“ (1
Individuum) vorgefunden. Die Probestelle „Lottbek 5“ wurde ebenfalls mittels Multi-Habitat-Sampling
beprobt und hier wurde, wie auch im Januar 2011, kein Exemplar von E. danica nachgewiesen.
An der Probestelle „Bredenbek 1“ war nur ein Einzelfund von E. danica zu verzeichnen. An der
Probestelle „Bredenbek 3“ und „Bredenbek 4“ konnten neun bzw. acht Exemplare nachgewiesen
werden. Etwas weniger Exemplare (6 Individuen) wurden an der Probestelle „Lottbek 2“ gezählt.
- 38 -
5.2.3 Sommer 2011
Abb. 56: Nachweis von E. danica im Sommer 2011
Auch im Sommer 2011 könnten die Ergebnisse der vorhergegangenen Beprobungen zum großen Teil
bestätigt werden. So wurden an der Probestelle „Lottbek 1“ 128 Exemplare nachgewiesen. Eine hohe
Anzahl war bei dieser Probestelle zu erwarten, aber mit über 120 Tieren sind das fast doppelt Tiere so
viele wie bei den Beprobungen zuvor nachgewiesen wurden. An der Probestelle „Lottbek 2“ wurden
dieses Mal nur 3 Exemplare gefunden. Dennoch ist dies noch im zu erwartenden Bereich. Wie auch
bei den Beprobungen zuvor konnte an der Probestelle „Lottbek 5“ kein Exemplar nachgewiesen
werden.
Ebenfalls kein Nachweis konnte dieses Mal an der Probestelle „Bredenbek 1“ erbracht werden. An der
Probestelle „Bredenbek 2“ hingegen wurden 64 Exemplare gefunden, was fast exakt dem Wert aus
dem Frühjahr 2011 entspricht. An der Stelle „Bredenbek 3“ konnte dieses Mal nur ein Exemplar
gefunden werden. Mit 21 Exemplaren wurden an der Probestelle „Bredenbek 4“ wieder
verhältnismäßig viele Tiere gefunden, was mit den Ergebnissen aus dem Herbst- Winterbeprobungen
2010/ 11 übereinstimmt.
- 39 -
6. Diskussion
Alle Daten, sowohl aus früheren Jahren als auch aus aktuellen Erhebungen, zeigen, dass Ephemera
danica im Alstereinzugsgebiet weit verbreitet ist und seit 1992 ununterbrochen nachgewiesen wurde.
Allerdings ist sie nicht überall gleich häufig vertreten, sondern kommt vor allem im Oberlauf der Alster
und den meisten Alsterzuflüssen vor.
So wurde sie auch im Alsteroberlauf auf Schleswig-Holsteiner Gebiet nachgewiesen (Speth et al.,
2006). Auf Hamburger Stadtgebiet reicht die Verbreitung dann bis zur Probestelle „Alster 10“ (Höhe
Fuhlsbüttler Schleuse) Unterhalb der Probestelle „Alster 10“ konnte E. danica dagegen noch nie
nachgewiesen werden. An den Alsterzuflüssen, Ammersbek, Bredenbek, Diekbek, Drosselbek,
Lohbek, Lottbek, Mellingbek und Saselbek wurde seit 1993 im Frühjahr jeweils mindestens einmal ein
Nachweis für E. danica erbracht. Dabei schwankten die Nachweise zwischen Einzelexemplaren bis
hin zu 21 gefundenen Individuen.
Eine Veränderung in der Populationsdichte von E. danica in den einzelnen Gewässerabschnitten lässt
sich anhand der vorliegenden Daten nicht eindeutig erkennen. Der Vergleich der Frühjahrsdaten aus
den Jahren 1993 und 2007 an den in beiden Jahren untersuchten Probestellen „Alster 4“, „Alster 6“,
„Alster 7“, „Alster 10“, „Bredenbek 3“, „Mellingbek 10/11“ (dicht beieinander und vergleichbar), und
„Lottbek 3/4" (dicht beieinander und vergleichbar), hat gezeigt,, dass hier über die Jahre ähnliche
Individuenanzahlen – in der Regel nur wenige Exemplare – nachgewiesen wurden. Lediglich an der
Alster im Bereich der Messstation Haselknick („Alster 4“) gibt es einen Hinweis auf eine positive
Populationsentwicklung mit 21 Exemplaren im Jahr 2007.
Die Daten der Neuerhebungen 2010/2011 lassen auf den ersten Blick eine positive
Populationsentwicklung an Bredenbek und Lottbek vermuten, da bei den aktuellen Beprobungen
deutliche höhere Besiedlungsdichten – z.T. über 100 Exemplare – erfasst wurden. Eine nähere
Betrachtung der Probestellen, die auch in früheren Jahren schon beprobt wurden (Bredenbek 3“,
Lottbek 5“), deutet aber nicht eindeutig auf eine Veränderung in der Populationsdichte hin. In früheren
Jahren konnten an beiden Probestellen immer wieder wenige Exemplare nachgewiesen werden. Bei
den Neuerhebungen wurden an „Bredenbek 3“ ebenfalls einige Exemplare gefunden, ein Nachweis
am Unterlauf der Lottbek („Lottbek 5“) konnte hier aber nicht erbracht werden.
Die Interpretation der Daten und eine Aussage zur Populationsentwicklung von E. danica wird
allerdings dadurch erschwert, dass die Daten hinsichtlich Probenahmemethode und
Probenahmezeitpunkt nicht vergleichbar sind. So wurde in den einzelnen Jahren zu verschieden
Jahreszeiten beprobt. Auch wenn E. danica einen semivoltinen Lebenszyklus (2-jährig) hat –
theoretisch also immer Larven im Gewässer vorhanden sind – unterscheiden sich die
Entwicklungsstadien der Eintagsfliegen stark. Beispielsweise ist bei einer Sommerbeprobung die neue
Generation noch nicht geschlüpft oder die Larven sind noch zu klein, um sie mit bloßem Auge zu
erkennen. Die Besiedlungsdichte im Sommer ist daher mit der im Frühjahr nicht direkt vergleichbar.
Die Daten aus den Jahren 1992-2005 sowie aus 2007 stammen außerdem aus den Makrozoobenthos-Monitoring-Projekten dieser Jahre, während bei dem Projekt Bachpatenschaft (2006 und
2008) sowie bei der vorliegenden Untersuchung gezielt nur nach dem Zeigeindividuum E. danica
gesucht wurde und so in diesen Jahren eventuell deutlich mehr Tiere gefunden wurden. Auch hat sich
die Probenahmemethode für eine komplette Makrozoobenthosaufnahme seit 1992 weiterentwickelt,
so dass sich heute mittels Mulit-Habitat-Sampling erhobene Daten nicht direkt mit früheren Daten
vergleichen lassen.
Eine weitere Streuung der Daten wird durch unterschiedliche Probenehmer verursacht, die
unterschiedlich viel Erfahrung mitbringen und immer auch leicht unterschiedliche Techniken
anwenden. So stammen die Altdaten von Dipl. Biologin Frederike Eggers (1992-2005 und 2007) sowie
von Dipl. Biologe Wolfram Hammer (2006 und 2008), während die vorliegende Studie von mir, also
einem noch unerfahrenen Probenehmer, wenn auch mit Unterstützung von einer ausgebildeten
Biologin, durchgeführt wurde.
- 40 -
Generell ist zu sagen, dass auch unterschiedliche Witterungsbedingungen in den einzelnen Jahren
einen großen Einfluss auf die Ergebnisse haben können. Ein sehr spätes Frühjahr mit niedrigen
Wassertemperaturen führt beispielsweise zu einem späteren Schlupf und zu einer natürlichen
Verschiebung in der Benthosfauna. Auch Starkregenereignisse, durch die das Substrat verfrachtet
wird, haben eine Abdrift vieler Organismen und damit eine geringere Besiedlungsdichte für einen
begrenzten Zeitraum zur Folge.
Dagegen schwankten die Individuenzahlen zwischen den drei im Rahmen dieses Projektes
durchgeführten Beprobungen im Herbst/Winter 2010/11, Frühjahr 2011 und Sommer 2011 an den
einzelnen Probestellen kaum, so dass aufgrund dieser Daten Aussagen zur aktuellen EphemeraPopulation insbesondere in Bredenbek und Lottbek gemacht werden können.
Im Verlauf der Lottbek nahm die Besiedlungsdichte bei allen drei Beprobungen ab. Während an der
Probestelle „Lottbek 1“ 50 - 128 Exemplare nachgewiesen wurden, konnte an der bachabwärts
gelegenen Probestelle „Lottbek 2“ nur noch 3 - 8 Exemplare gefunden werden. An der letzten
Probestelle an der Lottbek („Lottbek 5“) konnte zu keinem Zeitpunkt Ephemera danica nachgewiesen
werden. Ursache für diese unterschiedliche Besiedlung sind wahrscheinlich Unterschiede im Habitat
hinsichtlich Sohlsubstrat, Uferstruktur und Flächennutzung im Einzugsgebiet. Während sich die
Probestelle „Lottbek 1“durch von E. danica bevorzugtes lockeres, kiesig-sandiges Substrat und eine
intakte Uferstruktur mit Erlenbewuchs auszeichnet, verändert sich die Uferstruktur an der wenige
hundert Meter bachabwärts gelegenen Probestelle „Lottbek 2“ von einer Waldrandstruktur hin zu
Wegesrandbegrünung. Bäume, wie Erlen, die ihre Wurzeln ins Wasser strecken und dort als Habitat
dienen, fehlen nun vollständig. Des Weiteren sind an dieser Probestelle deutliche Spuren von Erosion
am Weg erkennbar, wodurch immer wieder Feinsediment in das Gewässer eintragen wird.
Probestelle „Lottbek 5“ weist eine vergleichsweise intakte Sohl- und Uferstruktur auf, allerdings fehlt
dem sandigen Substrat hier der kiesige Anteil. Außerdem nimmt der Anteil der versiegelten Fläche im
Einzugsgebiet im Verlauf der Lottbek zu und in dem Bachabschnitt zwischen Probestelle „Lottbek 2“
und „Lottbek 5 fließt das Gewässer sehr dicht an bebautem Gebiet. Der Verlauf wurde hier teilweise
grabenartig eingeengt, damit Zufahrten zu Grundstücken leichter zu erreichen sind. Teilweise gehen
die Hauseinfahrten über ein Rohr, durch das die Lottbek in diesem Bereich fließt. Diese Einengung
des Gewässers führt bei Regenereignissen regelmäßig zu erhöhter Fließgeschwindigkeit und somit zu
häufiger Umlagerung des sandigen Substrates und einer Störung des Lebensraumes von E. danica.
Eine Wiederbesiedlung über Eiablage oder eingewanderte Tiere an „Lottbek 5“ ist daher zwar
möglich, aber wahrscheinlich kann sich bei diesen Bedingungen keine stabile Population etablieren.
Auch an der Bredenbek haben Uferstruktur und Sohlsubstrat der einzelnen Bachabschnitte eine
direkte Einwirkung auf die Individuendichte von E. danica.
Die geringe Populationsdichte an der Probestelle „Bredenbek 1“ hat wahrscheinlich mehrere
Ursachen. Zum einen wurde der Gewässerverlauf hier an den Rand der benachbarten Wiese gelegt
und dort in eine Art Graben zwischen Wiese und Feld umgewandelt. Des Weiteren wurde das
Gewässer ausgebaggert und der Uferbewuchs stark zurückgeschnitten, was weniger Beschattung für
das Gewässer bedeutet und somit erhöhte Wassertemperaturen und letztlich niedrigere
Sauerstoffwerte im Sommer zur Folge hat. Ein weiteres Defizit des Gewässers zeigt sich unterhalb
der ersten 2-3 cm des sandigen Substrates. Hierunter liegt eine faulige Schicht aus abgestorbenem
Pflanzenmaterial, welches für Sauerstoffzehrungsprozesse verantwortlich sein wird. Die oben
genannten Faktoren Sohlräumung und Faulschlamm sind nach Timm (1993) hauptverantwortlich
dafür, das E. danica nicht mehr zahlreich oder überhaupt nicht mehr vorkommt.
Probestelle „Bredenbek 2“, die nur wenige hundert Meter unterhalb der Probestelle „Bredenbek 1“
liegt und eine hohe Besiedlungsdichte an E.danica aufweist, ist strukturell in einem vergleichsweise
guten Zustand. Dieser Gewässerabschnitt hat einen derartig großen Ufersaum, dass dieser bereits als
waldartig bezeichnet werden kann. Daher ist das Gewässer gerade im Sommer sehr gut beschattet,
was sich wieder positiv auf Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt auswirkt. Ebenfalls positiv ist die
Substratzusammensetzung aus Kies und Sand.
- 41 -
Außerdem reichen zahlreichen Erlenwurzeln in das Gewässer. Dies erhöht die Strömungsdiversität
und auch den Sauerstoffeintrag in das Gewässer, was nach Tolkamp (1982) ein wichtiger Faktor für
das Vorkommen von E. danica ist.
An Probestelle „Bredenbek 3“ (hinter dem Rückhaltebecken Hörndiek, dort wo die Lottbek in die
Bredenbek mündet) und Probestelle „Bredenbek 4“ wurden jeweils nur einige Exemplare
nachgewiesen. Das Gewässer ist hier gewunden und besitzt eine gewisse Strömungsdiversität, auch
ist das Gewässer an beiden Stellen stark beschattet. Während an „Bredenbek 4“ allerdings die für
intakte Uferstruktur typischen Erlen vorhanden sind, fehlen diese an „Bredenbek 3“ vollständig und
sind durch Nadelbäume und große Rhododendronbüsche direkt am Gewässer ersetzt. Auch das
Sohlsubstrat mit Sand, etwas Kies und Totholzansammlungen bietet einen Lebensraum für E. danica.
Eine eindeutige Ursache für die vergleichsweise geringe Besiedlungsdichte lässt sich hier nicht
ableiten. Eventuell hat das in diesem Bachabschnitt schon stark städtisch geprägte Einzugsgebiet
einen Einfluss auf die Besiedlungsdichte.
Kurz hinter der Probestelle „Bredenbek 4“ liegt die Probestelle „Bredenbek 5“, welche sich bereits im
Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental befindet. Hier wurden lediglich zwei Exemplare von
E. danica nachgewiesen. Durch Renaturierungsmaßnahmen, bei der Kies und Steine in das
Gewässer eingebracht wurden, ist das für E. danica typische sandige Substrat hier deutlich weniger
vertreten, als an anderen Stellen. Eine geringere Besiedlungsdichte war hier folglich zu erwarten.
Wie aus den Altdaten also bereits hervorgeht, ist die Population von E. danica an Lottbek und
Bredenbek nicht gefährdet. Allerdings ist die Populationsdichte stark abhängig von kleinräumigen
Habitatbedingungen. Eine hohe Besiedlungsdichte dieser für sandgeprägte Tieflandbäche typischen
Art findet sich insbesondere in Gewässerabschnitten mit intakter Sohl- und Uferstruktur, vorhandener
Strömungsdiversität und ausreichender Sauerstoffversorgung. Bevorzugtes Habitat von E. danica ist
ein stabiles kiesig-sandiges Substrat, was bei zukünftigen Maßnahmen berücksichtigt werden könnte.
Überraschend war allerdings, dass anscheinend der Uferbewuchs mit Bäumen wie Erlen, die mit ihren
Wurzeln bis in das Gewässer reichen, ebenfalls einen positiven Effekt auf die Größe der E. danica
Population ausübt. Eine Neuerhebung an den anderen Alsterzuflüssen und somit der Vergleich mit
den Altdaten wäre ebenfalls sehr interessant, steht aber noch aus.
7. Zusammenfassung
Aufgabe des Projektes im Rahmen meines Freiwilligen Ökologischen Jahres war die Ermittlung der
Verbreitung der Dänischen Eintagsfliege Ephemera danica im Alstereinzugsgebet in der
Vergangenheit und heute. Dazu wurden zum einen Altdaten aus verschieden Untersuchungen von
1992 bis 2007 ausgewertet und zum anderen eine Neuerhebung an zwei Zuflüssen der Alster Bredenbek und Lottbek - durchgeführt. Ein Vergleich der Altdaten mit den Neuerhebungen sollte
schließlich mögliche Populationsentwicklungen aufzuzeigen.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Ephemera danica vor allem im Oberlauf der Alster und den
meisten Alsterzuflüssen weit verbreitet ist. Eine Veränderung der Populationsdichte in den letzten 18
Jahren ließ sich nicht eindeutig erkennen, was u.a. in der schwierigen Vergleichbarkeit der
vorliegenden Daten hinsichtlich Probenahmemethode und Probenahmezeitpunkt begründet ist.
In Bredenbek und Lottbek konnte E. danica 2010/2011 häufig nachgewiesen werden. Allerdings ist die
Populationsdichte hier stark abhängig von Sohlsubstrat, Uferstruktur und Flächennutzung im
Einzugsgebiet. Eine hohe Besiedlungsdichte findet sich insbesondere in Gewässerabschnitten mit
kiesig-sandigem Substrat, intakter Uferstruktur, vorhandener Strömungsdiversität und ausreichender
Sauerstoffversorgung.
- 42 -
8. Danksagung
Zuerst möchte ich natürlich Beate Baier für das tolle, spannende und lehrreiche Jahr danken, dass ich
am Institut für Hygiene und Umwelt verbringen durfte. Ebenfalls ein großes Dankeschön geht an Herrn
Wolfram Hammer, der zusammen mit Frau Baier das Projekt „Ephemera danica“ erst ins Rollen
gebracht hat. Bei der Erstellung der Karten, mit dem nicht ganz einfachen Programm „ArcGis“, hat mir
Klaus Baumgardt aus dem HU sehr geholfen.
Ein Highlight in diesem Projekt war die Beprobung im Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental.
Daher möchte ich Angelika Gerlach vom Bezirksamt Wandsbek für die Ausnahmegenehmigung und
die tolle Zusammenarbeit danken.
Des Weiteren danke ich den Kollegen aus dem Wassergütemessnetz, die mich nicht besser in ihrer
Runde hätten aufnehmen können. Dabei ist namentlich Petra Möller zu erwähnen, die mich in der
ersten Hälfte meines Freiwilligen Ökologischen Jahres in die Tiefen des Biologischen Frühwarnsystems eingeführt hat.
Vielen Dank!
- 43 -
9. Quellen
9.1 Literatur
Bauernfeind, E. & Humpesch, U. (2001) Die Eintagsfliegen Zentraleuropas (Insecta: Ephemeroptera):
Bestimmung und Ökologie; Verlag des Naturhistorischen Museums Wien
Meyer, E. & Schröder, P. (1985): Die Eintagsfliegen (Ephemeroptera) in den Fließgewässern; AG
Limnologie u. Gewässerschutz e.V. & Bund f. Umwelt und Naturschutz; 156 S.; Hannover
Pottgiesser, T. & Sommerhäuser M. (2004) Vorläufige Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen;
Typ 14
Schmedtje, U. & Kohmann, F. (1992) Bestimmungsschlüssel für die Saprobier-DIN-Arten
(Makroorganismen). -- Informationsbericht des Bayer. Landesamtes für Wasserwirtschaft 2/88: 1-274.
2. überarb. Auflage, München
Studemann, Denise (1992) Insecta Helvetica, 9 Ephemeroptera, Herausgegeben von der
Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft, Redaktor: Prof. Dr. W. Sauter
Schwab, Helmut (1995)
Schulbuchverlag, Stuttgart
Süßwassertiere,
Ein
ökologisches
Bestimmungsbuch,
Ernst
Klett
Timm, T. (1993a): Einzigartige Biozönose - Erhalt des gering belasteten Wienbaches Herausforderung für den Naturschutz. -- LÖLF-Mitt. 4/93: 19-23. Recklinghausen
Hütte, M. (2000) Ökologie und Wasserbau - Ökologische Grundlagen von Gewässerverbauung und
Wasserkraftnutzung; Parey-Buchverlag im Blackwell Wissenschafts-Verlag
S. Speth, R. Brinkmann, C.-J. Otto und J. Lietz (2006) Atlas der Eintags-, Stein- und Köcherfliegen
Schleswig-Holsteins; Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein
9.2 Internet
http://www.biopix.dk/photo.asp?language=de&photoid=49676&photo=ephemera-danica
http://www.fliessgewaesserbewertung.de/gewaesserbewertung/ablauf/
http://www.fliessgewaesserbewertung.de/downloads/ber_anh_X_dec_2004.pdf
http://www.akg.softpoint.de/projekte/comenius/zonen/Ecosystem/Frankonian_locals/stream/eintagsflie
gen.htm
ftp://ftp.gwdg.de/pub/mpil-schlitz/Wagner/organismen/Ephemeroptera.pdf
http://www.ephemeroptera.de/Eph_deu/faunistik_d/faunistik_d.html
http://www.angelblogger.de/wp-content/uploads/2008/08/trockenfliege.jpg
http://www.fliegenfischen-fliegen.de/maifliege_14_gross.JPG
ftp://ftp.gwdg.de/pub/mpil-schlitz/Wagner/organismen/Ephemeroptera.pdf
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,754980,00.html
- 44 -
9.3 Karten
Allgemeine Topografische Karten Hamburg: Standarddatenpaket Landesamt Geoinformation und
Vermessung Hamburg Geodatenpool Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg
CORINE (Co-ordination of Information on the Environment), Landnutzungskartierung nach
einheitlichen Kriterien der Länder der Europäischen Union; bisher vorliegend 1990 und 2000; Ausgabe
Deutschland 2004 von Umweltbundesamt, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR),
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (DFD)
Satellitenbild Thermalstrahlung:
SPACECRAFT_ID = "Landsat7", SENSOR_ID = "ETM+" ACQUISITION_DATE = 2001-05-11,
SUN_AZIMUTH = 151.9852511 BAND62_FILE_NAME = "p195r023_7k20010511_z32_nn62.tif"
LMAX_BAND62 = 12.650, LMIN_BAND62 = 3.200 NASA Landsat Program, U.S. Geological Survey
Source: Global Land Cover Facility, http://www.landcover.org
- 45 -
10. Anhang
10.1 Kennblatt zu Fließgewässertyp
T. POTTGIESSER & M. SOMMERHÄUSER (Stand: Februar 2004): Vorläufige Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen
Typ 14
Sandgeprägter Tieflandbach
Verbreitung in
Gewässerlandschaften
und Regionen nach
Briem (2003):
Übersichtsfoto:
Sander, Sandbedeckung, Grundmoräne; auch in sandigen Bereichen
von Flussterrassen, Ältere Terrassen
Abb.30: Rotbach (NW).
Foto: M. Sommerhäuser
Kurzbeschreibung:
Stark mäandrierendes (bei Grundwasserprägung mehr gestrecktes) FG in
einem flachen Mulden- oder breiten Sohlental. Neben der stets
dominierenden Sandfraktion stellen Kiese kleinräumig nennenswerte und
gut sichtbare Anteile (Ausbildung von Kiesbänken), lokal finden sich auch
Tone und Mergel. Wichtige sekundäre Habitatstrukturen stellen Totholz,
Erlenwurzeln, Wasserpflanzen und Falllaub dar. Diese organischen
Substrate stellen jedoch keine dominierenden Anteile. Das Profil ist flach,
jedoch können Tiefenrinnen und hinter Totholzbarrieren auch Kolke
vorkommen. Prall- und Gleithänge sind deutlich ausgebildet, Uferabbrüche
kommen
vor,
Uferunterspülungen
sind
wenig
ausgeprägt.
Niedermoorbildungen können im Gewässerumfeld vorhanden sein.
Steckbrief:
Längszonale
Einordnung:
Talbodengefälle
:
Strömungsbild:
Charakterisierung
der MakrozoobenthosBesiedlung:
10 - 100 km² EZG
2-7‰
Wechsel ausgedehnter ruhig fließender mit kurzen
turbulenten Abschnitten an Totholz- und Wurzelbarrieren, Kehrstrom an Kolken
dominierend
Sande
verschiedener
Korngrößen,
Sohlsubstrate:
zusätzlich oft Kies (Fein- und Grobkies), teils Tone und
Mergel; im Jungglazial häufig ausgewaschene
Findlinge; organische Substrate; bei Niedermoorbildung im Umfeld auch Torfbänke u. ä. im Sohl- und
Uferbereich
Funktionale Gruppen: In einem naturnahen Sandbach mit Kiesbänken
und höheren Totholzanteilen finden sich neben den (wenigen!) Besiedlern
der
Feinsedimente
Hartsubstratbewohner
und
Besiedler
von
Sekundärsubstraten wie Totholz und Wasserpflanzen. Auf Grund des
Totholz- und Falllaubaufkommens in naturnahen Referenzgewässern stellen
zerkleinernde Arten nennenswerte Anteile an den Ernährungstypen, hinzu
kommen v. a. Weidegänger, die sich vorwiegend an Steinen und Kiesen
finden. Im Sandlückensystem leben Detritus- und Sedimentfresser von
feinster organischer Materie (u.a. E. danica). Neben Arten schneller und
langsam fließender Gewässer finden sich zu einem geringen Anteil Arten
der Stillwasserzonen. In grundwassergeprägten Varianten kommt ein
erhöhter Anteil an Krenalarten und kaltstenothermen Arten vor.
- 46 -
10.2 Tabelle 12: Nachweise von E. danica im gesamten Jahr (alle vier Jahreszeiten summiert)
Probestelle
Alster 1
Alster 2
Alster 3
Alster 4
Alster 5
Alster 6
Alster 7
Alster 8
Alster 9
Alster 10
Alster 11
Ammersbek 8
Ammersbek 9
Ammersbek 10
Bredenbek 1
Bredenbek 2 (alt)
Bredenbek 2 (neu)
Bredenbek 3
Bredenbek 4
Bredenbek 5
Diekbek 4
Diekbek 5
Drosselbek 5
1992
1993
1995
0
1996
0
1997
1998
0
1999
2000
2001
0
0
0
0
0
0
0
1
2005
2006
2007
2008
2010
2011
3
7
0
0
1
2
2
4
0
0
21
1
2
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
2
0
2
0
1
1
1
5
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
1
0
2
3
0
0
0
1
0
0
0
3
15
0
2
0
- 47 -
2
0
9
1
3
5
1
29
3
3
30
129
10
29
2
Probestelle
Lohbek 2
Lottbek 3
Lottbek 1
Lottbek 2
Lottbek 4
Lottbek 5
Mellingbek 10
Mellingbek 11
Mellingbek 6
Mellingbek 7
Mellingbek 8
Saselbek 4
Saselbek 5
1992
1993
0
2
2
1995
1996
1997
1998
1999
1
2
2001
2005
0
0
2006
2007
2008
2010
2011
1
50
8
179
9
2
2
1
1
0
1
0
3
4
3
4
2
2
3
0
3
1
Legende:
0
≥1
2000
keine Beprobung
Beprobung ohne Nachweis von E. danica
Anzahl der gefundenen Individuen
Beprobung: Frederike Eggers
Beprobung: Wolfram Hammer
Eigene Beprobung
- 48 -
1
2
10.3 Tabelle 13: Nachweise von E. danica nur im Frühjahr (März - Mai)
Probestelle
Alster 1
Alster 2
Alster 3
Alster 4
Alster 5
Alster 6
Alster 7
Alster 8
Alster 9
Alster 10
Alster 11
Ammersbek 8
Ammersbek 9
Ammersbek 10
Bredenbek 1
Bredenbek 2 (alt)
Bredenbek 2 (neu)
Bredenbek 3
Bredenbek 4
Bredenbek 5
Diekbek 4
Diekbek 5
Drosselbek 5
Lohbek 2
Lottbek 3
Lottbek 1
1993
1995
1996
0
1997
0
1998
0
1999
2000
0
0
0
0
0
2001
0
2005
2006
2007
2008
2011
3
7
1
2
1
2
0
0
1
21
1
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
2
0
0
0
0
1
0
0
0
1
0
2
3
0
0
0
1
0
0
1
2
0
3
0
3
65
9
8
2
1
2
0
2
2
0
0
0
0
1
51
- 49 -
Probestelle
Lottbek 2
Lottbek 4
Lottbek 5
Mellingbek 10
Mellingbek 11
Mellingbek 6
Mellingbek 7
Mellingbek 8
Saselbek 4
Saselbek 5
1993
1995
1996
1997
1998
1999
2001
2005
2006
2007
2008
2011
6
0
3
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2
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2
Legende:
0
≥1
2000
keine Beprobung
Beprobung ohne Nachweis von E. danica
Anzahl der gefundenen Individuen
Beprobung: Frederike Eggers
Beprobung: Wolfram Hammer
Eigene Beprobung
- 50 -
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