renlandschaft im Jahr

Werbung
Geschichte und Geschichtskultur der frühen Kaiserzeit: ein imaginärer Rundgang durch die römische Forenlandschaft im Jahre 14 n. Chr.
Von Andreas Hartmann
I.
Zwischen Republik und Prinzipat
Die caesarisch-augusteische Zeit stellte für Rom eine Epoche
rapiden Wandels dar. Ein Wandel, der nicht nur abstrakt die
politischen und gesellschaftlichen Strukturen betraf, sondern
ganz konkret auch die Stadt selbst1. Bekanntermaßen war Augustus stolz darauf, Rom als eine Stadt aus Ziegeln vorgefunden
und als eine Stadt aus Marmor zurückgelassen zu haben2. Doch
die Bauprojekte dieser Zeit bedeuteten nicht einfach eine Ausschmückung des bereits Vorhandenen, sondern viele der urbanen Grundstrukturen Roms wurden damals überhaupt erst geschaffen: Neue Bautypen wurden in die Stadt eingeführt, eine
neue Bildersprache entwickelt, die ausgehend von den öffentlichen Denkmälern bald alle Lebensbereiche durchdrang. Paul
Zanker hat diesen Prozess in seinem Buch Augustus und die
1
2
Grundlegend für alles folgende sind die neueren Standardwerke
zur Topographie des antiken Rom: Umfassende Informationen
bietet Steinby, E. M. (Hg.): Lexicon topographicum urbis Romae.
[6 Bde.], Rom 1993-2000. Die dortigen Artikel bieten den Forschungsstand und führen zur älteren Literatur, sie werden im Folgenden vorausgesetzt, aber nicht im Einzelnen zitiert. Als Handbuch ersetzt jetzt Richardson jr., New topographical dictionary,
1992 das ältere Werk von Platner u. a., Topographical dictionary,
1929. Letzteres ist zur Erstinformation natürlich immer noch geeignet und kann im Internet im Rahmen des Perseus Project
(http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/) konsultiert und durchsucht
werden. Ein Bildlexikon zum Thema bietet Nash, Pictorial dictionary, 1961-1962. Mit Haselberger u. a., Mapping, 2002 ist jetzt
auch ein exzellente Karten enthaltendes Handbuch speziell zur
augusteischen Zeit verfügbar. Heranzuziehen ist stets auch der
reich illustrierte Katalogband Augustus, 1988.
Suet. Aug. 28,3. Vgl. das Lob der augusteischen Baupolitik bei
Vitr. praef. 1-2 und – aus griechischer Perspektive – Strab. 5,3,8,
sowie den Rechenschaftsbericht RgdA 19-21 mit den Nachträgen.
Macht der Bilder mustergültig dargestellt3. Ich möchte im Folgenden einen kleinen Ausschnitt dieses Prozesses näher beleuchten, der exemplarisch die Beziehung zwischen politischen
und städtebaulichen Entwicklungen erkennen lässt: Es soll um
die Umformung des Forums in der frühen Kaiserzeit gehen,
genauer – die wachsende Präsenz des Kaiserhauses auf dem
alten forum Romanum und die Bedeutung der neuen dynastischen fora des Caesar und des Augustus.
Um die Leistung des Augustus, aber auch die Wirkung seiner Bauten auf die Zeitgenossen richtig verstehen zu können,
muss man sich vor Augen halten, dass die Späte Republik nicht
nur politisch an ihrer Reformunfähigkeit scheiterte, sondern
auch städtebaulich in eine Sackgasse geführt hatte4. Im Gegensatz selbst zu manchen italischen Landstädten war Rom urbanistisch unterentwickelt, und eine den hellenistischen Residenzstädten vergleichbare Repräsentationsarchitektur fehlte gänzlich. All das, was wir gemeinhin besonders mit römischer Zivilisation verbinden, hielt wesentlich erst mit der beginnenden
Kaiserzeit in Rom Einzug5: eine hochentwickelte Infrastruktur6,
Theater7, Bäder8. Davon abgesehen war Rom seit dem 2. Jh. v.
3
4
5
6
7
Zanker, Augustus, 1997. Eine Gesamtschau der Entwicklungen in
Literatur und bildenden Künsten gibt Galinsky, Augustan culture,
1996. Zur Entwicklung des Stadtbildes in augusteischer Zeit ist
jetzt auch heranzuziehen Favro, Urban image, 1998, mit zwei imaginären Rundgängen durch Rom in den Jahren 52 v. Chr. bzw.
14 n. Chr. Vgl. auch den Forschungsbericht Patterson, City of
Rome, 1992, S. 186-215. Die Rezeption derartiger Bildeindrücke
durch die antiken Betrachter beleuchtet Gregory, Powerful
images, 1994, S. 80-99.
Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 28-34.
Zusammenfassend dazu Zanker, Der Kaiser baut, 1997.
Typisch ist das Beispiel der Wasserversorgung: Erst Agrippa
startete zunächst in privater Initiative so etwas wie ein gezieltes
„Infrastrukturprogramm“. Nach seinem Tod erbte Augustus Aufgabe und bereitgestelltes Personal. Jetzt erst wurde das Problem
als staatliche Zuständigkeit (cura aquarum) definiert und institutionalisiert (Frontin. aq. 98). Auch öffentliche Gebäude, Wege
und Kanalisation mussten von Agrippa instandgesetzt werden
(Cass. Dio 49,43,1).
Das erste steinerne Theater Roms errichtete Pompeius, angeblich
nach dem Vorbild Mytilenes, 55 v. Chr. (Plut. Pomp. 40,5 und
42,4). Statilius Taurus folgte 29 v. Chr. mit dem ersten dauerhaf-
Chr. von einer hellenistischen Bildersprache überflutet worden,
die zwar geeignet war, den Einzelnen im Wettstreit der Aristokraten zu verherrlichen, die aber nicht im mindesten dazu angetan war, Aussagen über das Gemeinwesen insgesamt zu machen. Damit aber stand sie in Widerspruch zu der römischen
Fixierung auf die res publica. Die hellenistischen Bildschemata
waren für Monarchen geschaffen worden, die als charismatische
Herrscher den „Staat“ in ihrer Person aufgesogen hatten und
sich als irdische Erscheinungen des Göttlichen verstanden. Dem
hellenistischen Herrscher gehörte der Staat, er war der Staat,
und er konnte den Staat auf privatrechtlichem Wege vererben.
So weit haben es die römischen Kaiser nie gebracht, sie mussten sich bis in die Spätantike ihre Befugnisse formal vom Volk
per Gesetz verleihen lassen9. Auf einen römischen Senator angewandt, ergab sich daher aus den hellenistischen Bildformeln
ein eklatanter Widerspruch zwischen Gesagtem und Gemeintem10. Die Triumviralzeit brachte mit dem Höhepunkt des aris-
8
9
10
ten Amphitheater (Cass. Dio 51,23,1). Bezeichnenderweise gehört
dieser Bau in die Frühphase des augusteischen Prinzipates und
fand erst im flavischen Colosseum einen Nachfolger (dessen Errichtung Vespasian freilich als Ausführung von angeblichen Plänen des Augustus rechtfertigte, Suet. Vesp. 9,1). Da in den von
Augustus deduzierten Kolonien durchaus Amphitheater eingerichtet wurden, ist darin eine bewusste politische Entscheidung zu sehen (Zanker, Augustus, 1997, S. 152-154). Die Ablehnung von
Theaterbauten durch den Senat wird oft als politisch motiviert angesehen: Man habe die aus der Kaiserzeit geläufige Entwicklung
des Theaters zum Ort plebiszitärer Willensäußerung durch das
Volk gefürchtet. Tatsächlich zeigte die Plebs bereits in den Holztheatern der Späten Republik häufig ihre Sympathien bzw. ihren
Ärger an (Abbott, Theatre, 1907, S. 49-56). Dem Apologeten Tertullian zufolge soll Pompeius sein Theater als bloße Substruktion
für ein Tempelchen der Venus Victrix oberhalb des Zuschauerraums legitimiert haben (spect. 10,5; die Existenz mehrerer superiores aedes bestätigt Suet. Claud. 21,1, den Tempel der Venus
Victrix erwähnt Plut. Pomp. 68,2).
Wieder kommt hier Agrippa eine Pionierrolle zu: Plin. nat. hist.
31,41; ebd. 36,121; Frontin. aq. 9 und 116; Cass. Dio 49,43,3.
Dig. 1,4,1 praef.: lex regia.
Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 15-34. Zu Funktion und Rezeption spätrepublikanischer Portraitstatuen vgl. jetzt Tanner, Portraits, 2000, S. 18-50.
tokratischen Konkurrenzkampfes auch einen Höhepunkt dieses
Personenkultes in den Formen der hellenistischen Kunst11. Ein
Beispiel mag das illustrieren: Nach der Schlacht von Mutina
beschloss der Senat im Jahre 43 v. Chr., Octavian mit einer
Reiterstatue auf dem forum Romanum, und zwar auf der Rednerbühne (rostra) zu ehren12. Der noch nicht Zwanzigjährige
wurde damit auf eine Stufe mit Größen wie Sulla, Pompeius
und Caesar gestellt13. Wie die Münzen zeigen, machte man sich
einige Gedanken über die Form des Denkmals14: Zunächst war
an eine Darstellung Octavians in der Toga auf stehendem Pferd
gedacht – entsprechend dem Typus der Statue Sullas. Dann
fügte man den lituus, ein das Recht zur Vogelschau und damit
zur Ausübung der vollen militärischen Befehlsgewalt anzeigendes Kultgerät, hinzu. Letztendlich war der junge Triumvir dann
aber auf einem galoppierenden Pferd in griechischer Kleidung
und mit entblößtem Oberkörper zu sehen15. Kein römischer
Amtsträger mehr, sondern ein neuer Alexander! Dieses Bild
hatte nichts mehr mit dem überkommenen römischen Staatswesen zu tun, es stilisierte lediglich den im Ernstfall stets kränklichen Caesarerben zum charismatischen Kriegshelden, der die
Institutionen der res publica nicht mehr brauchte. Das entsprach
aber nur teilweise der Wirklichkeit, eine konstruktive politische
Vision stellte es im Kontext der tief eingewurzelten politischen
Kultur Roms nicht dar. Nach dem Sieg über seine Konkurrenten
hatte diese Art von Selbstdarstellung ihren Zweck verloren,
viele derartige Standbilder wurden eingesammelt und demonstrativ zu Weihegeschenken für den palatinischen Apollo umgeschmolzen16.
11
12
13
14
15
16
Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 42-90.
Vell. Pat. 2,61,3; App. civ. 3,51. Vgl. Cass. Dio 46,29,2.
Vell. Pat. 2,61,3; Cass. Dio 43,49,1.
Sulla: RRC 381; Octavian: RRC 490/1 und 3, sowie 497/1. Dazu
Mannsperger, Annos undeviginti, 1982, S. 331-337.
RRC 518/2.
RgdA 24; Suet. Aug. 52. Charakteristisch für die neue Bescheidenheit des Princeps ist auch, dass die ursprüngliche geplante
Weihung des Pantheum als Augusteum und die Aufstellung einer
Statue des Augustus im Tempel (vgl. das Verhalten der italischen
Städte nach dem Sieg bei Naulochos, App. civ. 5,132) nicht ausgeführt wurde (Cass. Dio 53,27,2-3). Die Reiterstatue auf den
Bedenkt man, welche Befürchtungen sich einst mit der
Rückkehr der Pompeius aus dem Mithridatesfeldzug verbunden
hatten, kann man sich vorstellen, wie gespannt man nach Actium auf die Rückkehr des Augustus wartete. Doch der Mann,
dem man nach Ausweis seiner bisherigen Taten – etwa des kühlen moriendum est („Es muss gestorben werden.“) von Perusia17
– ein neues Schreckensregiment nach sullanischer Art hätte
zutrauen können, erfand sich neu18. Nicht über Nacht im Januar
27 v. Chr., wie es die literarischen Quellen suggerieren, aber
immerhin innerhalb der drei Jahre von 30 bis 27 v. Chr.19 An
die Stelle halbnackter Statuen im Heroentypus traten nun Togadarstellungen, die den Princeps mit verhülltem Haupt (capite
velato) beim Opfern zeigten20. Die pathetischen Haarwirbel
Octavians wurden durch die klassisch abgezirkelten Haarzangen
des Augustus ersetzt21. Und auch die Reiterbilder der folgenden
17
18
19
20
21
rostra freilich sah noch Velleius Paterculus in tiberischer Zeit
(2,61,3).
Suet. Aug. 15,1.
Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 90-96.
Dies zeigt jetzt deutlich der Neufund eines Aureus aus dem Jahr
28 v. Chr. mit der Reverslegende LEGES ET IVRA P(opulo)
R(omano) RESTITVIT („Gesetze und Rechte hat er dem römischen Volk wiederhergestellt“). Publikation bei Rich u. a., Leges
et Ivra, 1999, S. 169-213.
Zum Motiv der pietas in der Selbstdarstellung des Augustus
Zanker, Augustus, 1997, S. 108-140, zur Togastatue ebd. S. 132134. Die Toga galt als Friedensgewand. Daher legte sie Galba
nach seinem Einzug in Rom erst an, als alle Aufstände niedergeschlagen waren (Suet. Galba 11,1). Der diesbezügliche locus classicus ist Cic. Pis. 72: cedant arma togae. Augustus inszenierte
darüber hinaus das Tragen seiner angeblich von den weiblichen
Mitgliedern der domus Augusta selbst gewebten Toga als politische Aussage, indem er auf extravagante Schnitte und Statusabzeichen verzichtete (Suet. Aug. 73,1). Dem Livius galt der
Princeps als „Begründer oder Wiederhersteller aller Tempel“
(4,20,7). Grundlegend zu dieser religiösen Restaurationspolitik
Gros, Aurea templa, 1976.
Zanker, Augustus, 1997, S. 103-104. Die klassizistische Stilisierung wird deutlich an der berühmten Panzerstatue von Primaporta,
die dem Schema des polykletischen Doryphoros folgt. Diesen beschrieb Quintilian indirekt als vir gravis et sanctus (inst. 5,12,20-
Zeit kehrten zu traditionellen Bildformeln zurück22. In der Baupolitik verzichtete der Princeps weitestgehend auf Selbstdarstellung im engen Sinne des Wortes: Alle Anstrengungen wurden
auf die Sanierung der Tempel und die Schaffung repräsentativer
Platzanlagen gerichtet. Auch das machte natürlich eine politische Aussage, doch an die Stelle des ungezügelten Personenkultes trat nun die Propagierung eines Staatsmythos, in dem Augustus und sein Haus wohl eine zentrale Rolle spielten, aber
auch sich selbst dieser übergeordneten Vision der res publica
restituta unterwarfen. Derartige publica magnificentia war – im
Gegensatz zu privatem Luxus – ein gut republikanischer Wert23.
Wie Paul Zanker ausgehend von den Bildzeugnissen ganz richtig festgestellt hat, ging es Augustus nicht um die „Aufrichtung
einer republikanischen Scheinfassade“24. Jedermann, der damals
offenen Auges durch Rom ging, musste die außerordentliche
Stellung des Princeps klar sein. Was Augustus gelang, und worin seine unbestreitbare politische Größe liegt, ist die Schaffung
einer Staats- und Gesellschaftsvision, die auf den Konsens einer
überwiegenden Mehrheit seiner Zeitgenossen rechnen konnte25.
Modern gesprochen verband er hard power, über die er bereits
absolut verfügte, mit soft power, die notwendig war, um sein
politisches Überleben in Rom mittel- und langfristig zu garantieren. Alternativen gab es nicht, weil eine Ausrottung der Nobilität und eine Ausschaltung des Senates das Reich seiner Eliten beraubt hätte, und die plebs militärisch nicht zu kontrollieren war: Die Bevölkerung Roms übertraf für sich bereits zahlenmäßig die gesamte Armee des Imperiums. Die in augustei-
22
23
24
25
21). Das bezeichnet genau die Konnotationen des Ehrentitels
„Augustus“ (Suet. Aug. 7,2).
Dies zeigt die Darstellung einer im Zusammenhang mit der Straßenbautätigkeit des Kaisers an der via Flaminia errichteten Statue
auf der Münze RIC I2 Aug. 362. Dazu Capodiferro, A., LTUR II
(1995), S. 225 s. v. Equus: Augustus (?).
Der locus classicus ist Cic. Mur. 76: „Es hasst das römische Volk
den privaten Luxus, doch es liebt die Großartigkeit im öffentlichen Raum.“
Zanker, Augustus, 1997, S. 105.
Bezeichnend ist der Erfolg der augusteischen Bilderwelt auch in
der privaten Sphäre, der eine Reichskultur erst eigentlich geschaffen hat (dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 264-327).
scher Zeit zudem noch außerhalb Roms stationierten Prätorianer
halfen bei ernsthaften Unruhen, meist Hungerrevolten, wenig26.
II.
Forum Romanum27
Versetzen wir uns nun um knapp zweitausend Jahre zurück
und machen wir im August des Jahres 14 n. Chr. einen imaginären Spaziergang vom forum Romanum über das forum Caesaris
zum forum Augustum. Seit jeher war das forum Romanum mit
der Rednerbühne, den rostra, und dem Versammlungsplatz,
dem comitium, das Herz des republikanischen Rom gewesen.
Was war nach vierzig Jahren Herrschaft des Augustus davon
noch übriggeblieben? Schon Caesar hatte seit den 50er Jahren
ein gigantisches Bauprogramm geplant, das eine wesentliche
Umgestaltung des Forumsbezirkes vorsah28: Angrenzend an das
alte forum Romanum sollte eine völlig neue Platzanlage entstehen, in die der vor der Schlacht von Pharsalos 49 v. Chr. gelobte Tempel der Venus Genetrix integriert werden sollte. Die curia Hostilia/Cornelia, das nach seiner Zerstörung während der
Leichenfeier des Clodius 52 v. Chr. eben erst wiederaufgebaute
Versammlungslokal des Senats, wurde demoliert, um einer
26
27
28
Vgl. nur Suet. Claud. 18,2. Die Zahl von 1 Mio. Einwohnern kann
als grober Richtpunkt für die Größe Roms in augusteischer Zeit
gelten. Für Polizeiaufgaben standen neun cohortes praetorianae
(wohl 4500 Mann) und drei cohortes urbanae (1500 Mann), also
insgesamt ca. 6000 Mann, zur Verfügung. Zum Vergleich: Für die
Sicherheit im Großraum München mit 1,6 Mio. Einwohnern sorgen heute ca. 7000 Beamte. Dass dies trotz besserer technischer
Ausstattung zur Kontrolle einer gewaltbereiten Masse nicht ausreicht, ist bei Großereignissen immer wieder zu erleben.
Zur Umgestaltung des forum Romanum durch Augustus Zanker,
Forum Romanum, 1972 und Coarelli, Foro Romano, 1985, dessen
teilweise eigenwillige Theorien freilich nicht auf durchgängige
Akzeptanz gestoßen sind.
Suet. Iul. 44. Wie viele Pläne der cäsarischen Spätzeit nahmen
auch diese Bauvorhaben immer gigantomanere Züge an: Gedacht
war an eine Umleitung des Tibers und die Errichtung einer regelrechten „Neustadt“ (Cic. Att. 13,33a,1). Das Ungeheuerliche des
Vorschlags wird deutlich, wenn man bedenkt, dass selbst kleinere
Flussregulierungen zum Zwecke des Hochwasserschutzes aus religiösen Gründen abgelehnt wurden (Tac. ann. 1,79).
neuen curia Iulia Platz zu machen29. Solche Namenssymbolik
wurde durchaus stark empfunden: Nach der Ermordung Caligulas beriefen die Konsuln den Senat explizit nicht in die Kurie
am forum Romanum, „weil diese ‚julische’ genannt wurde“30.
Die Rednerbühne ließ Caesar nach Süden vor den Saturntempel
verlegen31. Sie blieb jedoch ein wichtiger Ort der politischen
Kommunikation, auch wenn diese sich nicht mehr vorrangig im
Rahmen von contiones und comitia abspielte32: Die Triumvirn
ließen Kopf und Hände des ermordeten Cicero hier ausstellen33
und Augustus’ Tochter Iulia feierte ausgerechnet hier ihre Orgien, um den Widerspruch gegen die moralische Erneuerungspolitik ihres Vaters zu inszenieren: Eben von den rostra aus
hatte dieser vermittels der tribunicia potestas die lex Iulia de
adulteriis coercendis eingebracht34. Die plebs legte hier nach
der Ermordung Neros Puppen und Prophezeiungen seiner
Rückkehr nieder, um ihre Anhänglichkeit an den gestürzten
Kaiser zu zeigen35. Auch die altehrwürdigen Zwölftafelgesetze
29
30
31
32
33
34
35
Cass. Dio 44,5,1-2: Da die curia immer eine sakralrechtliche
Weihe als templum besitzen musste (Gell. 14,7,7 nach Varro),
konnte der Abriss nur gerechtfertigt werden, indem man an der
Stelle der alten curia Hostilia/Cornelia einen Tempel der Fortuna
errichtete. Noch im Jahre 46 v. Chr. fanden jedoch Senatssitzungen in der alten Kurie statt (Cic. Marc. 10). Wie Cass. Dio 45,17,8
(Beschluss über Wiederaufbau der curia Hostilia) zeigt, war der
Neubau bis Anfang 43 v. Chr. immer noch nicht in Angriff genommen worden.
Suet. Cal. 60.
Cass. Dio 43,49,1; vgl. Asc. ad Mil. 12. Eine Darstellung der
neuen rostra bietet vielleicht die Münze RRC 473/1 und sicher
RIC I2 Aug. 407 (Augustus und Agrippa sitzen als Tribunen auf
dem auf den rostra aufgestellten bisellium).
Vgl. aber Suet. Claud. 12,3 (Volksauflauf vor den rostra infolge
von Gerüchten über eine Ermordung des Claudius).
Die zeitnahen Berichte des Livius, Cremutius Cordus und Bruttedius Niger sind überliefert bei Sen. suas. 17-21. Dasselbe Schicksal war wohl auch dem abgeschlagenen Haupt des Brutus bestimmt (Suet. Aug. 13,1), das jedoch auf dem Weg von Philippi
nach Rom bei schwerer See verloren ging (Cass. Dio 47,49,2).
Sen. ben. 6,32. Die Einbringung aufgrund der tribuncicia potestas
(RgdA 6) bedingt eine Abstimmung durch die auf dem forum
Romanum zusammentretenden comitia tributa.
Suet. Nero 57,1.
konnte man vielleicht nach wie vor an der Rednerbühne bewundern36. Das alte comitium, der ursprüngliche Ort der comitia
tributa, wurde durch die neue Kurie teilweise überbaut37. Dies
war nicht ohne Symbolwert, auch wenn die gesetzgebende
Volksversammlung schon 145 v. Chr. ihren Tagungsort auf die
andere Seite der rostra verlegt hatte, wo die informellen Versammlungen der plebs (contiones) seit jeher stattgefunden hatten38. Während das forum Caesaris zwar von Caesar begonnen,
aber erst von Augustus fertiggestellt wurde, ist die curia Iulia
zur Gänze ein Werk des jungen Caesar39. In jedem Fall verkörperte sie sichtbar den Anspruch des ersten Princeps, das politische Leben Roms auf eine neue, zukunftssichere Grundlage
gestellt zu haben. So war in der curia der Augustus 27 v. Chr.
vom Senat beschlossene goldene clipeus virtutis („Ehrenschild“) zu sehen, auf dem die hervorstechenden Tugenden des
Princeps vermerkt waren: Tapferkeit, Milde, Gerechtigkeit und
Pflichtbewusstsein gegenüber Göttern und Vaterland40. Augustus ging noch einen Schritt weiter, indem er in der Kurie eine
aus Tarent stammende Statue der Victoria aufstellen ließ, die
mit den Symbolen seines Sieges über Ägypten dekoriert wur36
37
38
39
40
Diod. 12,26,1.
Plin. nat. hist. 35,27.
Cic. Lael. 96; Varr. rust. 1,2,9. Dies wurde freilich als revolutionärer Akt verstanden, der das Zerbrechen der Eintracht zwischen
Senat und Volk auch räumlich sichtbar machte. Zuvor hatten das
comitium und die curia eine aufeinander bezogene Einheit gebildet. Das Toponym „comitium” blieb erhalten. Der Ort diente jetzt
allerdings beispielweise der Ausstellung von Kuriositäten, etwa
einer Riesenschlange (Suet. Aug. 43,4; vgl. schon die Schaustellungen Caesars am selben Ort, Suet. Iul. 10,1). Die Bücherverbrennungen der frühen Kaiserzeit fanden in comitio ac foro
statt (Tac. Agr. 2). Auch die ficus Ruminalis, der Baum unter dem
angeblich Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden
waren, wurde hier weiterhin gezeigt (Tac. ann. 13,58).
Entscheidend die Formulierung RgdA 19 im Vergleich mit ebd.
20: Augustus unterscheidet deutlich zwischen eigenen Bauprojekten einerseits (feci) und übernommenen bzw. Renovierungen andererseits (refeci/perfeci). Die Nachträge rechnen die curia Iulia
explizit unter die opera nova. Vgl. Cass. Dio 47,19,1; Cass. Dio
51,22,1.
RgdA 34. Eine Marmorkopie dieses Schildes wurde in Arles gefunden (Zanker, Augustus, 1997, S. 100 Abb. 79).
de41. Sie stand auf der Weltkugel und dokumentierte so den
Anspruch Roms auf Weltherrschaft ebenso wie denjenigen des
Octavian/Augustus, Garant dieser Herrschaft zu sein42. Jede
Senatssitzung in der curia Iulia begann für jeden einzelnen
Senator mit einem Opfer vor dieser Statue43. Das Bild wurde
also durch die Einbindung in das Ritual immer wieder neu vergegenwärtigt und mit Bedeutung aufgeladen. Freilich – gerade
die Kurie liefert auch den besten Beleg, dass es verkehrt wäre,
hinter jedem Bild eine politische Botschaft zu suchen: Augustus
ließ hier zwei Tafelbilder aufhängen, welche die Nymphe Nemea auf einem Löwen sitzend einerseits und den Greis Glaukion mit seinem Sohn Aristonikos andererseits darstellten44. Dabei handelte es sich nach Ausweis des Plinius um ignobilissimi,
d. h. „Personen niedrigsten Standes“. Dass ein derartiges Privatporträt in der Kurie aufgehängt wurde, war einzig der Kunst
des Malers Philochares zu danken und folgte also rein ästhetischen Erwägungen. Die heute auf dem forum Romanum zu sehende Kurie stellt zwar einen weitgehenden Neubau aus diokletianischer Zeit dar, folgt aber dem Bauplan der augusteischen
curia Iulia recht getreu. Den besten Eindruck von ihrem ursprünglichen Aussehen gibt uns vielleicht eine Münze, doch ist
die Identifizierung des dargestellten Gebäudes nicht unumstritten45.
Setzen wir nun unseren Rundgang im Uhrzeigersinn fort, so
gelangen wir zur basilica Paulli, einem Bau aus spätrepublikanischer Zeit, der eng mit der gens Aemilia verknüpft war und
das Andenken an alte Zeiten hätte wach halten können46 – wenn
41
42
43
44
45
46
Cass. Dio 51,22,1-2. Der enorme Symbolgehalt dieser Statue
erhellt daraus, dass nach dem Tod des Augustus einige Senatoren
vorschlugen, sie dem Leichenzug vorantragen zu lassen (Suet.
Aug. 100,2).
Zur Siegestheologie der Kaiserzeit vgl. Hölscher, Victoria Romana, 1967, bes. S. 6-47 und Fears, Theology of victory, 1981,
S. 736-826, bes. S. 806-824.
Suet. Aug. 35,3. Diese Prozedur bestätigt für die Zeit Elagabals
Herod. 5,5,7. Vgl. ebd. 7,11,3.
Plin. nat. hist. 35,27-28.
RIC I2 Aug. 266.
Cic. Att. 4,16,8: Vergabe der Bauarbeiten an einer neuen Basilika
durch L. Aemilius Paullus 54 v. Chr.; Plut. Caes. 29,3 und App.
civ. 2,26: Finanzierung dieser Basilika „an der Stelle der basilica
er nicht durch die neue und prächtige porticus C. et L. Caesarum effektiv vom Forum abgeschirmt worden wäre47. Das neue
Regime schob sich also buchstäblich vor die Relikte der Republik und dies mit einem offensichtlich dynastischen Monument.
Die Porticus trug die Namen der als Nachfolger des Augustus
ausersehenen, aber allzu früh verstorbenen Enkel und Adoptivsöhne des Herrschers. Zudem unternahm Augustus zusammen
mit den Freunden des Paullus auch eine Wiederherstellung der
Basilika selbst, die durch einen Brand 14 v. Chr. zerstört worden war48. Dies geschah zwar formal im Namen der gens Aemilia aber das Bildprogramm feierte die Erfolge der Dynastie im
Osten: Statuen von Ostbarbaren aus buntem Marmor schmückten den Bau, ein eindeutiger Verweis auf den Parthererfolg des
Augustus, von dem noch zu sprechen sein wird49.
47
48
49
Fulvia“ durch Bestechungsgelder Caesars; Cass. Dio 49,42,2: Fertigstellung und Einweihung durch L. Aemilius Lepidus Paullus 34
v. Chr. Plin. nat. hist. 36,102 rechnet den Bau neben forum Augustum und templum Pacis unter die drei hervorragendsten Monumente Roms und des Erdkreises.
Tatsächlich ist die Lokalisierung des nur bei Suet. Aug. 29,4 bezeugten (Cass. Dio 56,27,5 ist als ungesicherte Konjektur nicht relevant, Ackroyd, Porticus Julia, 1992, S. 196-199) Baues nicht
völlig gesichert. Einen Anhaltspunkt geben nur Schol. ad Pers.
4,49, wo von einer porticus Iulia in der Nähe des Fabianum arcum (und damit der basilica Paulli) die Rede ist, und der Fundort
der Inschrift CIL VI,36908, einer Dedikation für C. Caesar.
Grundsätzlich stimmt nachdenklich, dass die porticus C. et L.
Caesarum in den sonst so peniblen RgdA nicht erwähnt wird.
Ackroyd, Porticus Gai et Lucii, 2000, S. 563-571 zieht jetzt die
Existenz des Bauwerks grundsätzlich in Frage. Die bisweilen vorgeschlagene Identifizierung des vorspringenden östlichen Teils
der Porticus mit einem von Cass. Dio 79,24,3 erwähnten Denkmal
(mnêma) für C. und L. Caesar, in dem später Iulia Domna bestattet wurde, ist erst recht problematisch, da dies eine Beisetzung innerhalb des pomerium impliziert, für die eine eigene Privilegierung notwendig war. Iulia Domna aber war unter der Herrschaft
des Macrinus nur eine unbequeme politische Altlast (vgl. dazu
Chausson, Mausolée dynastique, 2001, S. 336-338).
Cass. Dio 54,24,3. Die Aemilier fühlten sich aber weiterhin für
das Bauwerk verantwortlich, und dies wurde auch respektiert
(Tac. ann. 3,72).
Plin. nat. hist. 36,102 mit der von Schneider, Bunte Barbaren,
1986, S. 115-125 vorgeschlagenen Emendation.
An der Ostseite des Forums befand sich als neuer Platzabschluss auf hohem Podium die aedes Divi Iuli, der Tempel des
vergöttlichten Iulius50. In das Podium einbezogen war ein Altar,
der an die Stelle desjenigen getreten war, den einst die aufgepeitschte plebs auf Betreiben des falschen Marius an jener Stätte errichtet hatte, an der Caesar unter tumultuösen Umständen
verbrannt worden war51. Außerdem hatte die plebs hier eine
Säule mit der Inschrift „Dem Vater des Vaterlandes“ aufgerichtet, an der für einige Zeit Opfer dargebracht, Gelübde abgelegt
und Eide geschworen wurden52. Der von den Konsuln Antonius
und Dolabella entfernte53, aber auf Druck der Veteranen wohl
von Octavian wiederrichtete Altar war kein lebloses Denkmal,
sondern ein so beliebter Ort des Asyls, dass Augustus ihn in
späterer Zeit absperren lassen musste54. Damit wurde auch einer
ganz bestimmten, wesentlich von der plebs getragenen Form
des Kaiserkultes eine Absage erteilt, und stattdessen der Senat
zur entscheidenden Instanz für die Divinisierung. Die Abmauerung des Caesar-Altars durch Augustus bedeutete eine sichtbare
Abkoppelung von den popularen Wurzeln seiner Machtstellung
und ein Eingehen auf die Wünsche der Senatsaristokratie. Tiberius hatte das gut verstanden, als er für das Leichenbegängnis
des Augustus Vorkehrungen traf, um ein erneutes Eingreifen
der plebs zu verhindern – der maliziöse Kommentar des Tacitus
darf über diesen ernsten Hintergrund nicht hinwegtäuschen55.
Wie wichtig jedoch gerade in der Frühzeit der Rekurs auf die
50
51
52
53
54
55
Vom Senat 42 v. Chr. beschlossen (Cass. Dio 47,18,4), doch erst
29 v. Chr. dediziert (InscrIt XIII,2 p. 497; Cass. Dio 51,22,2).
Zum Kult des Divus Iulius in Rom Weinstock, Divus Julius, 1971,
S. 364-401.
App. civ. 1,4; ebd. 2,148; ebd. 3,2. Dazu Montagna Pasquinucci,
Altare, 1974, S. 144-155.
Suet. Iul. 85. Der Konsul Dolabella ließ auch dieses Monument
bald wieder entfernen, was Cicero, der die politische Sprengkraft
des in Entstehung begriffenen Kultes wohl verstanden hatte, begrüßte (Att. 14,15,1; Phil. 1,5).
Cass. Dio 44,51,2.
Cic. fam. 11,2,1-2: Druck der Veteranen; Cass. Dio 47,19,2-3:
Asyl und Absperrung. Die Abmauerung des Altars ist im archäologischen Befund deutlich erkennbar (Gros, P., LTUR III (1996),
S. 118 s. v. Iulius, Divus, Aedes).
Tac. ann. 1,8,6.
Gefühle der plebs war, zeigt eine Münze Octavians von 36 v.
Chr., auf welcher der Altar prominent neben dem geplanten
Tempel und dem Kultbild zu sehen ist56. In der cella der aedes
Divi Iuli stellte Augustus ein Bild des Apelles auf, das die dem
Meer entsteigende Aphrodite/Venus darstellte, und spielte damit auf den göttlichen Ursprung der julischen Familie an57.
Daneben wurden auch hier Beutestücke aus dem ägyptischen
Feldzug gezeigt58. Wichtig ist, dass die römischen Podientempel nicht einfach nur als Haus der Gottheit eine Existenz für
sich führten, sondern als Kulisse zur Inszenierung religiöser
oder politischer Ereignisse dienten. Oft war in die Freitreppe
vor dem Tempel der Altar integriert, an dem die Opfer dargebracht wurden. Im speziellen Falle diente das Tempelpodium
als Rednertribüne und erhielt als solche sogar den Vorrang vor
den alten republikanischen rostra59. Geschmückt war es wie
diese mit Schiffsschnäbeln: Augustus parallelisierte damit den
eigenen Sieg über Antonius mit jenem gegen die Antiaten im
Jahre 338 v. Chr.60! Porticus C. et L. Caesarum und aedes Divi
Iuli waren möglicherweise durch den Partherbogen des Augus-
56
57
58
59
60
RRC 540/1-2.
Ov. trist. 2, 525-528; Strab. 14,2,19; Plin. nat. hist. 35,91.
RgdA 21,2; Cass. Dio 51,22,2-3.
So zu verstehen wohl Frontin. aq. 129,1; Dig. 1,2,2,43: rostra
Augusti. Beim Begräbnis des Augustus hielten Tiberius und sein
Sohn Drusus die Leichenreden – der eine von den rostra Iulia, der
andere von den rostra vetera (Cass. Dio 56,34,4). Da jedoch Sueton die Rede des Tiberius pro aede Divi Iuli lokalisiert (Aug.
100,3), und Cassius Dio einerseits von der Anbringung der in der
Schlacht von Actium erbeuteten Schiffsschnäbel am Podium der
aedes Divi Iuli berichtet (51,19,2) und andererseits Augustus die
Leichenrede für Octavia auch von dort halten lässt (54,35,4-5:
auch bei dieser Gelegenheit hielt Drusus eine zweite laudatio von
den rostra vetera!), ist mit den rostra Iulia wohl das Tempelpodium gemeint. Zum römischen templum rostratum ausführlich
Ulrich, Sacred stage, 1994, bes. S. 157-202 für die Bauten des
Augustus.
Darstellungen der aedes Divi Iuli mit den rostra geben die Münzen RIC II Hadr. 639-641 und 695, sowie die Anaglypha Traiani.
Auch mehrere zu Ehren Octavians errichtete columnae rostratae,
mit Schiffsschnäbeln verzierte Säulen, nahmen ein altes republikanisches Denkmal, die Säule des Duilius, auf.
tus verbunden61, falls dieser nicht an die Stelle des Triumphbogens für den Sieg von Actium auf der Südseite des Tempels
trat62. Auf der Innenseite des Partherbogens wurden die neu
redigierten Konsular- und Triumphalfasten angebracht63, und
durch den Bogendurchgang gelangte nun der Triumphzug auf
das forum Romanum64: Augustus präsentierte – wie auch im
Bildprogramm seines eigenen Forums – die römische Geschichte als teleologisch-heilsgeschichtlich von Romulus auf ihn
selbst hingeordneten Prozess der Erringung einer gottgewollten
Weltherrschaft65. Der Parthererfolg des Jahres 20 v. Chr., der
auch in der Münzprägung ausgiebig gefeiert wurde, stellte den
Höhepunkt dieser Entwicklung dar, denn die einzig ernsthaft
mit Rom konkurrierende Großmacht war gedemütigt worden66.
In welchen weltgeschichtlichen Zusammenhängen Augustus
61
62
63
64
65
66
Cass. Dio 54,8,3. Abbildungen auf den Münzen RIC I2 Aug. 131137, vielleicht auch 359.
Cass. Dio 51,19,1: Actiumbogen „auf dem forum Romanum“;
Schol. Veron. ad Aen. 7,606: Partherbogen „neben dem Tempel
des vergöttlichten Iulius“. Eine Darstellung des Actiumbogens
oder – weniger wahrscheinlich – eines weiteren Triumphbogens
aus Anlass des Sieges über Sextus Pompeius 36 v. Chr. (Cass. Dio
49,15,1) zeigt der Denar RIC I2 Aug. 267. Zum Grabungsbefund
und zum Stand der Forschung Nedergaard, E., LTUR I (1993),
S. 80-85 s. v. Arcus Augusti (a. 29 a.C.)/(a. 19 a.C.). Skeptisch
hinsichtlich der Existenz eines Actiumbogens Gurval, Actium,
1995, S. 36-47. Allgemein zur augusteischen Bildpropaganda
nach Actium Hölscher, Actium, 1985, S. 81-102.
So Nedergaard, Fasti Capitolini, 1994-1995, S. 33-70 nach ausführlicher Besprechung des gesamten Quellenmaterials. Anders
freilich Simpson, Fasti Capitolini, 1993, S. 61-81, der auch
grundsätzlich die Existenz eines Partherbogens in Frage stellt
(Simpson, Parthian arch, 1992, S. 835-842). Eine Umarbeitung
des bereits existierenden Actiumbogens zu einem Partherbogen
vertritt jetzt wieder Rich, Parthian honours, 1998, S. 97-115.
Scott, Triple arch, 2000, S. 183-191.
Dies entspricht völlig der Ideologie der vergilischen Heldenschau
(Aen. 6,756-886).
RgdA 29. Zu den archäologischen Aspekten der augusteischen
Partherpropaganda Zanker, Augustus, 1997, S. 188-196 und umfassend Schäfer, Spolia et signa, 1998, sowie Rich, Parthian honours, 1998, S. 71-128. Die Verarbeitung bei den augusteischen
Dichtern untersucht Wissemann, Parther, 1982.
seinen Erfolg verstanden wissen wollte, zeigen die Spiele, die er
anlässlich der Einweihung des Tempels des Mars Ultor im Jahre
2 v. Chr. ausrichtete, in dem die 20 v. Chr. wiedergewonnenen
Legionsadler aufbewahrt wurden: In einem riesigen, eigens für
den Anlass ausgehobenen Becken jenseits des Tiber stellte man
die Seeschlacht von Salamis nach67. Wie einst die Griechen, so
hatte nun Augustus „Europa“ bzw. „den Westen“ vor orientalischem Despotismus und Dekadenz bewahrt68. Der Partherbogen
und seine Darstellungen auf den Münzen, Panzerstatuen nach
dem Typus des Augustus von Primaporta69, das auf diesen Monumenten und den Münzen immer wiederkehrende Motiv des
die Feldzeichen darreichenden Ostbarbaren – all dies hämmerte
die gewollte Botschaft dem Betrachter ein: Aus dem historischen Ereignis „wird ein exemplarisches Geschehen der neuen
Heilsgeschichte, in dem Götter bzw. die Gestirne den Ablauf
garantieren, ohne noch eingreifen zu müssen“70. Doch zurück
zu unserem Rundgang.
Auf der Südseite des Forums gelangen wir zunächst zur aedes Castorum. Dieses den Dioskuren geweihte Heiligtum gehörte zum ältesten Baubestand des forum Romanum71. Augustus
überließ die Neugestaltung dem Tiberius, der sie in seinem und
seines verstorbenen Bruders Drusus Namen durchführte, – die
kaiserlichen Prinzen konnten sich somit als neue Dioskuren
profilieren72. Mancher mochte sich auch noch daran erinnern,
67
68
69
70
71
72
RgdA 23 (Beteiligung von ca. 3000 Kämpfern + Ruderern!); Vell.
Pat. 2,100,2; Cass. Dio 55,10,6-8. Nach Suet. Aug. 43,1 wirkten
diese Spiele so sehr als „Straßenfeger“, dass Augustus zusätzliche
Wachen in der Stadt postieren musste, um Plünderungen vorzubeugen. Allgemein zu derartigen Spektakeln vgl. Coleman, Launching into history, 1993, S. 48-74.
Zu dieser Kontinuität und ihrer Bedeutung für das moderne Europa-Konzept Hartmann, Im Osten nichts Neues, 2003, S. 31-77.
Zur Deutung des Panzerreliefs vgl. Zanker, Augustus, 1997,
S. 192-196 mit Hinweisen auf die ältere Literatur im Anhang.
Zanker, Augustus, 1997, S. 195.
Gelobt nach der Schlachtenhilfe der Dioskuren im Kampf gegen
die Latiner 499 oder 496 v. Chr. (Liv. 2,20,12 und 2,42,5; Dion.
Hal. 6,13).
Ov. fast. 1,705-708: Weihung des Tempels für die „göttlichen
Brüder“ durch „Brüder aus dem Geschlecht von Göttern“. Vgl.
Suet. Tib. 20; Cass. Dio 55,27,4.
dass der junge Octavian hier seine politische Karriere eigentlich
begonnen hatte, als er sich offen gegen Antonius stellte und zu
einer Caesarstatue auf den rostra gewandt schwor, die Ehrenstellungen seines Vaters erreichen zu wollen – zum Entsetzen
Ciceros73. Weiter westlich erhob sich die von Caesar an Stelle
der alten basilica Sempronia errichtete basilica Iulia, von Augustus als basilica C. et L. Caesarum neu erbaut und gegen
Ende seines Lebens dediziert, doch setzte sich dieser Name
nicht durch74. Dass der Princeps noch so spät ein dynastisches
Denkmal für die verstorbenen Prinzen schuf, musste für die
Zeitgenossen ein merkwürdiges Licht auf seinen neuen Adoptivsohn und Nachfolger Tiberius werfen, der nicht in den Genuss solcher Ehrungen kam75. Dieses Verhalten passt aber gut
zu einer anderen politischen Taktlosigkeit der Spätzeit des Augustus, nämlich der Eingangsformulierung seines Testamentes:
Dort hieß es, Tiberius sei als Erbe eingesetzt, „weil ein grausa73
74
75
Cic. Att. 16,5,3; App. civ. 3,41. Caesar war auf den rostra zweifach, als Retter der Bürger mit der corona civica aus Eichenlaub
und als Befreier der Stadt von einer Belagerung mit der corona
obsidionalis aus Gras, dargestellt (Cass. Dio 44,4,5). Zu diesen
Ehrungen Weinstock, Divus Julius, 1971, S. 148-152 und 163167.
RgdA 20,3; Suet. Aug. 29,4. Die allgemein übliche Datierung in
das Jahr 12 n. Chr. beruht einzig auf Cass. Dio 56,27,5. Diese
Stelle ist jedoch als bloße Konjektur (siehe Anm. 47) nicht beweiskräftig. Die den Erben gemachte Auflage, den Bau zu vollenden (RgdA 20,3), macht aber nur Sinn, wenn C. und L. Caesar
bereits tot waren, und Tiberius daran gehindert werden sollte, das
Andenken der ungeliebten Stiefsöhne nach dem Ableben des Augustus zu mindern. Das von Tiberius verfasste Gedicht Klage über den Tod des L. Caesar (Suet. Tib. 70,2) ist sicherlich in die
Zeit zwischen 2 und 4 n. Chr. zu setzen, als er sich um das Wohlwollen des C. Caesar zu bemühen hatte (ebd. 13,2). Wie die Bezeichnung der basilica C. et L. Caesarum als basilica Iulia in den
Nachträgen der RgdA zeigt, trat trotz aller Vorsorge genau der
von Augustus befürchtete Fall ein: Nach dem Vorbild der offiziellen Sprachregelung kam der von Augustus gewünschte Name außer Gebrauch.
Zu überlegen ist freilich, ob der Neubau nicht mit dem Feuer von
9 v. Chr. in Zusammenhang steht. C. und L. Caesar hätten dann
zur Zeit des Baubeginns noch gelebt, wären vielleicht sogar formal als Bauherren aufgetreten.
mes Schicksal mir meine Söhne Gaius und Lucius entriss“76.
Augustus hatte Tiberius zwar zum Nachfolger aufgebaut, ließ
aber jedermann sehen und hören, dass es sich hier aus seiner
Sicht nur um eine „Notlösung“ handelte77. Mittelfristig galten
seine Hoffnungen wohl Germanicus, den zu adoptieren Tiberius
gezwungen wurde. Dass dieser das hohe Alter von 78 Jahren
erreichen und Germanicus überleben würde, war wohl nicht
abzusehen. Die bei Sueton und Tacitus berichtete Unterstellung,
Augustus habe Tiberius nur deshalb zu seinem Nachfolger gemacht, um im direkten Vergleich umso positiver abzustechen78,
konnte einem Forumsbesucher im Jahre 14 n. Chr. nicht ganz so
abstrus erscheinen wie den meisten modernen Historikern. Die
basilica Iulia diente als Schauplatz kaiserlicher Freigiebigkeit79,
als Sitz des vor allem für Erbangelegenheiten zuständigen Centumviralgerichtes80 und als Büro der Bankiers81.
Danach folgte der von L. Munatius Plancus erneuerte Saturntempel und schließlich die aedes Concordiae. Die Eintracht
musste nach der Erfahrung der Bürgerkriege ein zentrales politisches Schlagwort sein. Der Tempel der Concordia war ursprünglich im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen
zwischen Patriziern und Plebejern um die Durchsetzung der
leges Liciniae Sextiae gelobt worden82. Ein Neubau des Tempels wurde durch L. Opimius 121 v. Chr. nach der Unterdrü76
77
78
79
80
81
82
Suet. Tib. 23.
Die bei Suet. Tib. 21,3-6 zitierten positiven Äußerungen des Augustus über Tiberius waren nur die eine Seite: Livia konnte später
auch Briefe ihres Mannes mit gegenteiligen Wertungen vorlegen
(ebd. 51,1). Augustus hat seinem Stiefsohn den als Pflichtverletzung empfundenen Weggang nach Rhodos 6 v. Chr. wohl nie
ganz verziehen (vgl. die von bitterem Sarkasmus geprägte Bemerkung ebd. 11,5). Tiberius hatte seine Rolle in den Augen des Augustus im entscheidenden Augenblick eben nicht gut gespielt (vgl.
Suet. Aug. 99,1).
Suet. Tib. 21,2; Tac. ann. 1,10,7.
Suet. Cal. 37,1: Werfen von Münzen aus dem Obergeschoss des
Gebäudes.
Plin. ep. 6,33,3-4; Quint. inst. 12,5,6 (die vier in dem Gebäude
aufgestellten Tribunale entsprechen den vier Kammern des Centumviralgerichtes).
CIL VI,9709 und 9711: nummularii de basilica Iulia.
Ov. fast. 1,641-644; Plut. Cam. 42,4-6.
ckung der Gracchen aufgeführt83. Er symbolisierte also seit
jeher die – wenn auch bisweilen gewaltsam herbeigeführte –
Überwindung von Spaltungen innerhalb der Bürgerschaft. Faktisch bildete genau eine solche Integrationsleistung, die Wiederherstellung eines consensus universorum in und nach den
Bürgerkriegen, die wichtigste Legitimationsgrundlage des von
Augustus neugeschaffenen politischen Systems. Aktuell wurde
das wiederum im Vierkaiserjahr und nicht zufällig wählte daher
Vitellius die aedes Concordiae als Schauplatz für seinen missglückten Versuch einer Abdankung aus84. Auch dieser Tempel
erfuhr in augusteischer Zeit eine bauliche Erneuerung, wieder
durch Tiberius, der die Dedikation wiederum auch im Namen
seines verstorbenen Bruders Drusus vornahm85. Dass der
Princeps sich nun als Garant der allgemeinen Eintracht
verstand, wurde dadurch augenfällig gemacht, dass die Dedikation des Tempelneubaus auf exakt jenen Tag gelegt wurde, an
dem Octavian einst zum Augustus geworden war: den 16. Januar86. Einen Anziehungspunkt stellte der Tempel schon wegen
der reichen hier ausgestellten Kunstschätze dar87. Daneben stif83
84
85
86
87
Varr. l. l. 5,156; Plut. Gracch. 38,8-9; App. civ. 1,26; Aug. civ.
3,24-26.
Tac. hist. 3,68; Suet. Vit. 15,2-4: Vitellius wollte die insignia
imperii im Tempel deponieren. Da Augustus den Prinzipat eben
nicht als blanke Militärdiktatur, sondern als verrechtlichte Herrschaftsform errichtet hatte, war eine Abdankung prinzipiell möglich – im Nachlass Neros fand sich eine entsprechende Rede
(Suet. Nero 47,2), Claudius erwog angeblich ebenfalls einen solchen Schritt (Suet. Claud. 35,2-36) und Tiberius hielt sich die
Möglichkeit eines Rückzugs im Alter offen (Suet. Tib. 24,2). Dass
diese Möglichkeit mit der Ausnahme Diokletians faktisch nie erfolgreich durchgespielt wurde zeigt, dass der Prinzipat mit rechtlichen Kategorien allein nicht zu fassen ist.
Ov. fast. 1,637-650; Suet. Tib. 20; Cass. Dio 55,8,1-2; ebd.
56,25,1. Eine Darstellung des Tempels findet sich auf den Münzen RIC I2 Aug. 55, 61 und 67.
InscrIt 13,2 pp. 115 (fasti Praenestini) und 161 (fasti Verulani).
Die enge Verbindung mit dem Kaiserhaus wird auch aus dem
häufigen Zusammentreten der Arvalbrüder im Tempel deutlich
(vgl. den topographischen Index der maßgeblichen Ausgabe der
Arvalakten von Scheid, Commentarii, 1998).
Plin. nat. hist. 35,66: Gefesselter Marsyas des Zeuxis; ebd.
35,131: Liber Pater des Nikias; ebd. 35,144: Kassandra des Theo-
tete Augustus hier – explizit pro miraculo, also „als Wunder
(zum Schauen)“ – vier Elefanten aus Obsidian88, und Livia dedizierte – si credimus, wie Plinius sagt – den Schmuckstein vom
Ring des Polykrates89. Der Elefant war in Rom das herrscherliche Tier par excellence: Seit dem Alexanderzug und der daran
anschließenden Ausbildung des Mythos vom Triumph des Dionysos mit Vorstellungen von Sieghaftigkeit und Apotheose
verbunden, war Pompeius der erste, der versuchte, mit einer
Elefantenquadriga zu triumphieren90. Seit Augustus gehört der
Elefant dann fest zur Triumphalikonographie91. Jagd und Besitz
waren dem Kaiser vorbehalten92, und Elefanten zogen bei den
Prozessionen zu Beginn der Zirkusspiele Wagen mit den Statuen vergöttlichter Angehöriger des Kaiserhauses93.
88
89
90
91
92
93
ros; ebd. 34,73: Statuengruppe mit Apollo und Hera (Baton); ebd.
34,77: Statuengruppe der ihre Kinder Apollo und Artemis haltenden Leto (Euphranor); ebd. 34,80: Statuengruppe mit Asklepios
und Hygieia (Nikeratos); ebd. 34,89: Statuengruppe mit Ares und
Hermes (Piston); ebd. 34,90: Statuengruppe mit Demeter, Hera
und Athena (Sthennis); Cass. Dio 55,9,6: Statue der Hestia/Vesta
aus Paros. Dazu Becatti, Opere d'arte, 1973-1974, S. 30-43. Ein
zugrundeliegendes Bildprogramm sucht Kellum, City adorned,
1990, S. 276-307 zu ermitteln, wobei der von Plinius genannte (s.
Anm. 88) Aspekt des Staunens vielleicht doch ernster zu nehmen
ist.
Plin. nat. hist. 36,196.
Plin. nat. hist. 37,3-4. Der Tyrann scheint eine gewisse Faszination auf die Mitglieder der Dynastie ausgeübt zu haben: Caligula
plante den Wiederaufbau seines Palastes auf Samos (Suet. Cal.
21), und Nero spielte nach dem Verlust einiger Pretiosen in einem
Schiffbruch auf den Ring des Polykrates an (Suet. Nero 40,3).
Gran. Licin. 36,3-4; Plut. Pomp. 14,4. Das Vorhaben scheiterte
daran, dass die porta triumphalis für das Gespann schlicht zu
schmal war. Bereits am Ende des 2. Jh. v. Chr. war freilich Cn.
Domitius Ahenobarbus auf einem Elefanten quasi inter sollemnia
triumphi durch das unterworfene Südgallien gezogen (Suet. Nero.
2,1).
Plin. nat. hist. 34,19; bestätigt durch die Münzserie RIC I2 Aug.
280-284.
Ail. nat. 10,1 (Jagd erfordert Erlaubnis des Kaisers); HA Aurel.
5,6 (Besitz).
Suet. Claud. 11,2. Abbildungen derartiger Prozessionsgefährte
bieten etwa die Münzen RIC I2 Tib. 56, 62, 68 (Divus Augustus),
RIC I2 Nero 6-7 (Divi Augustus und Claudius), RIC II Tit. 143-
Welchen Eindruck musste man von diesem Architekturensemble mitnehmen? Ganz sicher wurde hier nicht der Anschein
einer Rückkehr zu alten Zeiten erweckt, dafür hatte sich die
bauliche Konfiguration zu stark gewandelt: Das neue forum
Romanum war fast vollständig umgeben von Bauten, die in
irgendeiner Form mit der julischen Dynastie verbunden waren.
Mindestens ebenso wichtig wie der Blick auf die Veränderungen der Bausubstanz ist freilich die Frage nach dem Wandel der
Funktionen, denn die Bedeutung des republikanischen Forums
hatte nicht in seiner städtebaulichen Grandeur gelegen, sondern
darin, dass es den Brennpunkt des politischen Lebens der Stadt
darstellte. Hier ergibt sich ein ambivalentes Bild. Einerseits war
der Bedeutungsverlust nicht zu übersehen94: Die Gerichtshöfe
und mit ihnen der Praetor zogen von den gradus Aurelii (die
dem Tempel des Divus Iulius weichen mussten) auf das Augustusforum95. Der Senat tagte oft genug nicht mehr in der curia
Iulia am forum Romanum, sondern etwa im Tempel des Apollo
auf dem Palatin96. Die Spiele wurden zunehmend im neuen
Amphitheater des Statilius Taurus, den Saepta und später natürlich im Colosseum abgehalten97. Auf dem forum Romanum
etablierten sich nach und nach Archive und Schreibstuben für
die kaiserliche Verwaltung98. Andererseits aber behielt das Forum wichtige Funktionen: Nach wie vor traten hier die comitia
94
95
96
97
98
144 (Divus Vespasianus), RIC II Dom. 219-220 (Diva Iulia Augusta), RIC III Anton. Pius 1112-1113, 1140 (Diva Faustina).
Hervorragender Überblick über die Funktionen des forum Romanum in republikanischer Zeit bei Purcell, N., LTUR II (1995),
S. 325-336 s. v. Forum Romanum (the republican period).
Noch 23 v. Chr. profilierte sich Marcellus durch die Anbringung
von Sonnensegeln über dem Forum, um die Strapazen der dort
Prozessierenden zu mildern (Plin. nat. hist. 19,24).
Belege bei Thompson, Meetings, 1981, S. 335-339, Talbert, Senate, 1984, S. 113-120 und Palombi, D., LTUR I (1993), S. 334 s. v.
Curia in Palatio.
Suet. Cal. 18,1; Suet. Nero 12,4. Noch Strab. 6,2,6 berichtet jedoch als Augenzeuge von der auf dem Forum im Rahmen von
Gladiatorenspielen inszenierten Hinrichtung des Räubers Selouros. Nach Cass. Dio 55,8,5 wurden die Leichenspiele für Agrippa
7 v. Chr. nur deshalb in den Saepta abgehalten, weil im Forumsbezirk ein Feuer schwere Schäden angerichtet hatte.
Überblick und Quellen bei Purcell, N., LTUR II (1995), S. 340 s.
v. Forum Romanum (the imperial period).
tributa zusammen, um Gesetze zu verabschieden99. Die Kaiser
vollzogen hier Adoptionen „um des Staates willen“, regelten
also bei Fehlen leiblicher Nachkommen ihre Nachfolge100. Und
hier spielte sich auch traditionsgemäß der letzte Akt eines erfolgreichen Herrscherlebens ab – die feierliche Leichenrede des
Nachfolgers101. Verträge mit auswärtigen Königen konnten
nach wie vor nach archaischem Fetialrecht auf dem Forum ratifiziert werden102. Und Nero krönte hier in einer feierlicher Zeremonie den Arsakiden Tiridates zum König von Armenien103.
Alljährlich paradierten hier auch die sechs Turmen der römischen Ritter glanzvoll vor dem Kaiser.104 Das forum Romanum
ließ sich also nicht einfach ersetzen oder auch nur marginalisieren. Augustus respektierte das und bewältigte einen Balanceakt
zwischen Erneuerung bzw. behutsamer Umformung des Alten
einerseits und Schaffung von Neuem andererseits. Gleichwohl:
Der Princeps versteckte sich nicht, er monopolisierte Baupolitik
und Gestaltung des öffentlichen Raumes geradezu. Aber abgesehen von den Denkmälern aus der Triumviralzeit, von denen
oft unklar ist, ob sie die Purgierung vor 27 v. Chr. überdauerten,
gab es kaum direkte Ehrungen des Princeps. Vor allem gab es
keine Selbstverherrlichung, sondern nur Ehrungen durch gesellschaftliche Gruppen105. Der Princeps propagierte sich selbst
nicht als Alternative zur staatlichen Ordnung, sondern als Exekutivorgan und Garanten dieser Ordnung. Dabei war die res
publica restituta nicht einfach eine Wiederherstellung, sondern
99
100
101
102
103
104
105
Sen. ben. 6,32; Frontin. aq. 129,1.
Suet. Aug. 65,1: Adoption des Tiberius durch Augustus. Bezeichnend für die weitere Entwicklung ist aber, dass die Adoption des
Calpurnius Piso durch Galba zuerst in den Prätorianerkasernen
verkündet wird (Tac. hist. 1,17; Suet. Galba 17).
Cass. Dio 54,35,4-5: Begräbnis der Octavia; Suet. Aug. 100,3 und
Cass. Dio 56,34,4: Begräbnis des Augustus; Suet. Cal. 10,2: Begräbnis der Livia; Tac. ann. 16,6,2: Begräbnis der Poppaea; HA
Aur. 7,11: Begräbnis des Marcus Aurelius; Cass. Dio 75,4-5: Begräbnis des Pertinax.
Suet. Claud. 25,5 (wohl ein Reflex der antiquarischen Interessen
des Claudius).
Suet. Nero 13 und Cass. Dio 63,1-5.
Dion. Hal. 6,13,4.
Diese Abstinenz ist typisch für die politische Kultur des augusteischen Prinzipats (Zanker, Augustus, 1997, S. 98).
eine konstruktive Fortentwicklung, die das Goldene Zeitalter
einleitete, wie man es offiziell bei den Säkularspielen des Jahres
16 v. Chr. verkündete. Noch nie hatte das forum Romanum, von
Augustus durch den Goldenen Meilenstein als Zentrum des
Reiches ausgezeichnet106, ein so prächtiges Gesicht gehabt.
Noch nie konnte man sich in Rom so sehr als Herr der Welt
fühlen wie jetzt. Für die plebs bedeutete das Teilhabe an den
Früchten des Imperiums, für die Senatsaristokratie verbildlichte
das neue Forum eine neue Zeit, in der Volksunruhen und Bedrohung ihres Status zunächst der Vergangenheit angehörten107.
Der Senat zog in Rechtsprechung und Gesetzgebung, sowie bei
Wahlen Kompetenzen an sich, die er in republikanischer Zeit
nie gehabt hatte. Der Kaiser agierte mit seiner tribunicia potestas formal so, wie es die politisch korrekten Tribunen in den
Hochzeiten der Republik getan hatten, als Ausführungsorgan
des Senates: „Was der Senat damals durch mich ins Werk setzen wollte, habe ich vermittels der tribunizischen Gewalt
durchgeführt“, so formulierte es Augustus später selbst in seinem Rechenschaftsbericht108. Der Ritterstand schließlich gewann gerade durch die Ehrenbeschlüsse für den Kaiser erstmals
so etwas wie eine institutionelle Identität, und in Armee und
Verwaltung begannen sich ganz neue Chancen zu eröffnen. Das
neue Forum war die ideale Bühne für diese allseitige Zufriedenheit109.
106
107
108
109
Cass. Dio 54,8,4. Streng genommen stellte dieser Meilenstein
nicht den Referenzpunkt für die Meilenzählung des italischen
Straßennetzes dar (Dig. 50,16,154). Dass dies explizit klargestellt
werden musste, zeigt aber, dass der Irrtum bereits in der Antike
umlief (z. B. Plut. Galba 24,4). Plin. nat. hist. 3,66-67 gibt die
Größe der Stadt Rom als Radius ausgehend vom milliarium aureum.
Zum demokratischen Charakter der Republik North, Democratic
politics, 1990, S. 3-21 und Millar, Crowd, 1998.
RgdA 6. Auch Tiberius verkündete später, „ein guter und heilbringender Princeps habe dem Senat zu dienen (senatui servire)“
(Suet. Tib. 29). Dass dieses ganz auf Augustus zugeschnittene
System schon unter dessen Nachfolger nicht mehr funktionierte,
steht auf einem anderen Blatt.
Zu den Mechanismen dieses Konsenses vgl. jetzt Rowe, Political
cultures, 2002.
III.
Forum Caesaris110
Verlassen wir nun das forum Romanum und gehen weiter
zum forum Caesaris. Wie bereits erwähnt, hatte Caesar schon in
den 50er Jahren den Bau eines solchen Komplexes geplant und
seine Geschäftsträger in Rom angewiesen, für Unsummen die
nötigen Grundstücke aufzukaufen111. Vor der Schlacht von
Pharsalos gelobte er dann der Venus den Bau eines Tempels112.
Bei der Einweihung im Jahre 46 v. Chr. war das Forum noch
unvollendet, und erst Augustus sollte die Arbeiten zu Ende führen113. Das neue Forum bot einen äußerst glanzvollen Rahmen
für die Abhaltung von Prozessen114. Ganz offensichtlich stahl es
dem alten republikanischen Zentrum die Schau, das ja niemals
eine planmäßig gestaltete Platzanlage gewesen war115. Daran
änderte auch die pietätvolle Titulierung des forum Romanum als
forum magnum („Großes Forum“) durch Caesar nichts116. In der
Mitte des neuen Platzes erhob sich eine Reiterstatue Caesars.
Wie uns der Dichter Statius überliefert, handelte es sich dabei
eigentlich um eine Alexanderstatue des Lysipp, der man ein
Porträt Caesars aufgesetzt hatte117. Ob es sich bei einem von
Sueton erwähnten Denkmal für das zehenhufige Pferd Caesars
um dasselbe oder ein anderes Bildwerk handelte, muss dahinge110
111
112
113
114
115
116
117
Grundlegend zur Baugeschichte jetzt Amici, Foro di Cesare, 1991
und Ulrich, Forum Iulium, 1993, S. 49-80. Das Bildprogramm analysiert Westall, Forum Iulium, 1996, S. 83-118. Allgemein zu
den Kaiserforen Anderson, Imperial fora, 1984.
Cic. Att. 4,17,7: 60 Mio. Sesterzen; Plin. nat. hist. 36,103 und
Suet. Iul. 26,2: 100 Mio. Sesterzen. Zum Vergleich: Das
Mindestvermögen eines Senators betrug seit augusteischer Zeit 1
Mio. Sesterzen. Aus diesen Relationen wird auch die Bemerkung
des Pompeius, Caesar habe den Bürgerkrieg gebraucht, um seine
durch derartige Bauprojekte ruinierten Finanzen zu sanieren,
verständlich (Suet. Iul. 30,2).
App. civ. 2,68 und 102.
Plin. nat. hist. 35,156: Aufstellung des noch unfertigen Kultbildes;
RgdA 20,3; Cass. Dio 45,6,4.
App. civ. 2,102 wird bestätigt durch Ov. ars 1,87-88. Ov. ars 1,81:
goldene Bauornamentik.
Plin. nat. hist. 36,103 vergleicht das forum Caesaris immerhin
vorteilhaft mit den ägyptischen Pyramiden.
Cass. Dio 43,22,2.
Stat. silv. 1,1,84-87.
stellt bleiben118. Doch die solchermaßen gezeigte Verehrung des
eigenen Leibrosses erinnerte in jedem Fall deutlich an Alexander und seinen Bukephalos119. Die anekdotische Überlieferung
über die Alexanderverehrung Caesars findet hier einen wenn
nicht von Caesar selbst geplanten, dann doch von ihm sicherlich
gebilligten bildlichen Beleg. Zudem befand sich auf dem Forum
eine Panzerstatue Caesars120, an der späterhin offizielle Dokumente zur Kenntnisnahme angeschlagen wurden. In der kaiserlichen Verwaltung gab es dafür eigene Amtsträger, die liberti
procuratores a Loricata121. Im Inneren der Tempelcella ließ
Caesar zwei Bilder des Malers Timomachos von Byzanz aufstellen, auf denen Medea und Ajax zu sehen waren122. Beide
dienten vielleicht als negative Folie, von der sich Caesars Verhalten positiv abheben sollte: Alle drei hatten nämlich eine
Kränkung erfahren, doch während Medea ihre Kinder ermordete und Ajax sich selbst tötete, rächte Caesar mit Hilfe seiner
göttlichen Ahnin das ihm zugefügte Unrecht123. Doch schon
allein die öffentliche Aufstellung derartiger Kunstwerke war ein
Politikum: Agrippa betrieb später explizit eine derartige Politik124, und in tiberischer Zeit führte die Verbringung des von
Agrippa vor seinen Thermen aufgestellten Schabers des Lysipp
in den Kaiserpalast zu Unruhen unter der plebs125. Seinen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung prestigeträchtigsten
118
119
120
121
122
123
124
125
Plin. nat. hist. 8,155; Suet. Iul. 61.
Die Details bei Plin. nat. hist. 8,154.
Plin. nat. hist. 34,18.
CIL VI,8688-8692; IK 13,736; IK 16,2061; IK 17,1,3046. Dazu
Corbier, Statue de César, 1997, S. 11-40.
Ov. trist. 2,525-528; Plin. nat. hist. 7,126 berichtet auch den enormen Kaufpreis von 80 Talenten (~ 1.920.000 Sesterzen); ebd.
35,26, 136 und 145; Philostr. Apoll. 2,22. Die antike Rezeption
dieser Bilder ist in den ekphrastischen Gedichten Anth. Plan. 83
und 135-136 sowie 138-139 greifbar.
So gedeutet von Sauron, Vénus entre deux fous, 2001, S. 187-199.
Plin. nat. hist. 35,26 mit Zitat aus einer Rede des Agrippa, der
dazu aufforderte, Gemälde und Statuen aus ihrem „Exil in den
Villen“ herauszuholen.
Plin. nat. hist. 34,62. Freilich führte die schiere Masse der aufgestellten Kunstwerke auch zu einer gewissen Gedankenlosigkeit
der Rezeption (ebd. 36,27).
Erfolg, die Erschließung des alter orbis Britannien für Rom126,
machte Caesar durch Weihung eines Brustpanzers gegenwärtig,
der aus dort gesammelten Perlen gefertigt war127. Auch die
Konkurrenz mit Pompeius, der bei seinem dritten Triumph eine
Büste aus Perlen gezeigt hatte128, wird eine Rolle gespielt haben. Schließlich übertrumpfte der Diktator seinen alten Gegner,
der auf dem Kapitol das Ringkästchen des Mithridates dediziert
hatte, auch durch die Stiftung von insgesamt sechs derartigen
Daktylotheken129.
Zunächst dachte Caesar bei der Versprechung des Tempelbaus wohl an die kriegerische Venus Victrix130, die schon Sulla
und Pompeius beigestanden hatte, und von diesen entsprechend
mit Weihungen bedacht worden war131. Nach dem Sieg im Bür126
127
128
129
130
131
Als Reaktion auf die Nachrichten von der ersten Britannienexpedition beschloss der Senat ein zwanzigtägiges Dankesfest (Caes.
Gall. 4,38).
Plin. nat. hist. 9,116. Mancher behauptete gar, die Britannienexpedition sei überhaupt nur der Gier nach Perlen wegen unternommen worden (Suet. Iul. 47).
Plin. nat. hist. 37,14-16. Plinius kritisiert dies zwar als weibischen
Luxus, gerade seine Erregung macht aber den Eindruck deutlich,
den derartige Schaustücke auf die Öffentlichkeit machten. Pompeius wollte mit den Perlen wohl Assoziationen an den Persischen
Golf, Indien und damit Alexander den Großen wecken, denn aus
den genannten Gebieten wurden die besten Perlen importiert (ebd.
9,106). Dazu Westall, Forum Iulium, 1996, S. 90-91.
Plin. nat. hist. 37,11. Die Leidenschaft, mit der Caesar solche und
andere Pretiosen sammelte, war notorisch (Suet. Iul. 47).
App. civ. 2,102. Caesar gab in Pharsalos „Venus Victrix“ als
Losungswort aus, während Pompeius auf „Hercules Invictus“
setzte (App. civ. 2,76). Auch im Krieg gegen die Pompeiussöhne
in Spanien diente „Venus“ als Parole der Caesarianer (ebd.
2,104). Gegen diese Tradition argumentiert jetzt freilich Westall,
Forum Iulium, 1996, S. 99-109 auf der Grundlage der widersprüchlichen Aussagen bei Servius (ad Aen. 1,720 und 7,637).
Sulla führte seinen Sieg im Bürgerkrieg auf die durch Orakel und
Traum verheißene Unterstützung durch Venus zurück und ließ
sich auch in offiziellen Kontexten Epaphrodîtos, Schützling der
Venus, nennen (Plut. Sull. 34,2; App. civ. 1,97; vgl. Plut. Sull.
19,5). Auch auf seinen Münzen erschien Venus Victrix (RRC
359/1-2). Eine 44 v. Chr. geprägte Münze des wohl mit Sulla
verwandten L. Aemilius Buca zeigt auf dem Revers den Traum
gerkrieg mussten aber konstruktivere Lösungen gefunden werden, die dem Diktator und seiner gens einen bleibenden Platz
im Gefüge des Staates sicherten. Aus Venus Victrix wurde Venus Genetrix, die Stammmutter des julischen Geschlechtes132:
Mit dem Bild der gewappneten Stammmutter siegelte der Diktator133, und anlässlich seines Triumphes präsentierte er sich im
Jahre 46 v. Chr. mit Sandalen und Blumenkränzen – wohl Anspielungen auf häufige Attribute der Venus – auf dem neuen
Forum als Sohn der Göttin134. Diese Abstammungssage war von
Caesar nicht erfunden worden, sie wurde schon lange von den
Juliern vertreten und war verglichen mit anderen aristokratischen Genealogien der Zeit auch nichts besonderes. Caesar
huldigte aber nicht einfach nur, wie Sulla oder Pompeius das
getan hatten, einer privaten Schutzgottheit, sondern er übergab
den Kult einem neu eingerichteten quasi-priesterlichen Kollegium und richtete bei der Einweihung des noch unfertigen Baukomplexes jährliche Spiele ein, die ludi Veneris Genetricis, die
später als ludi Victoriae Caesaris weitergeführt wurden135:
132
133
134
135
des Sulla von 88 v. Chr., auf dem Obvers die Büste der Venus
(RRC 480/1). Noch im Jahr der Ermordung Caesars gab es also
eine Konkurrenz um die politische Instrumentalisierung der Göttin. Für den von Pompeius in Verbindung mit seinem Theaterneubau gestifteten Tempel der Venus Victrix siehe Anm. 7. Die Venusdarstellung auf einer Münze des Faustus Sulla von 56 v. Chr.
(RRC 426/3) ist angesichts der drei Tropaia auf dem Revers – mit
diesem Motiv siegelte Pompeius – wohl auf diesen zu beziehen.
Allgemein zum Venuskult der großen Feldherren der späten Republik Schilling, Vénus, 1982, S. 272-346, zur caesarischen Venus Genetrix Weinstock, Divus Julius, 1971, S. 80-91.
Cass. Dio 43,22,2.
Cass. Dio 43,43,3.
Cass. Dio 43,22,1. Nach Plut. Marc. 22,2 entspricht die Aufmachung Caesars in etwa derjenigen eines die ovatio feiernden Generals (Sandalen und Myrtenkranz), keinesfalls aber dem Triumphalgewand. Caesar muss also für die Zeremonie auf dem neuen Forum ein eigenes Gewand angelegt haben. Plutarch empfindet
diese Tracht als „unkriegerisch und freundlich“.
Obseq. 68; Plin. nat. hist. 2,93; Suet. Aug. 10,1; App. civ. 3,28;
ausführliche Beschreibungen der Spiele bei Suet. Iul. 39 und
Cass. Dio 43,22,2-24,4; ebd. 45,6,4. Caesar knüpfte damit an Sulla an, der erstmals einen persönlichen Erfolg, nämlich den Sieg
über die Samniten an der porta Collina 82 v. Chr., durch Einrich-
Durch Spiele und Kollegium wurde Venus Genetrix gleichermaßen zur Stammmutter der Julier wie aller Römer. Nach den
Iden des März wurde der Leichnam des ermordeten Diktators in
einem dem Tempel der Venus Genetrix nachgebildeten Schrein
auf den rostra aufgebahrt136, und bald fand ein Bronzestandbild
des Divus Iulius im Tempel der göttlichen Ahnin Aufstellung137. Im Jahre 29 v. Chr. kam dann merkwürdigerweise auch
noch eine goldene Statue der Kleopatra hinzu138. Zudem gelobte
Caesar auch den Bau eines Tempels für Mars, der als Vater von
Romulus und Remus der Stammvater des Römergeschlechtes
war139. Mars und Venus aber gehörten in der Mythologie –
wenn auch in ehebrecherischer Weise – zusammen140. Caesar
verquickte auf diese Weise privaten und nationalen Abstammungsmythos zu einem neuen Staatsmythos, in dem sein Haus
die zentrale Rolle spielte. Augustus nahm diesen Ansatz auf
und spann ihn fort. Das forum Augustum ist in jeder Hinsicht
eine logische Fortsetzung des forum Caesaris.
IV.
Forum Augustum141
Beenden wir also unseren imaginären Streifzug durch die römische Forenlandschaft des Jahres 14 n. Chr., der sich übrigens
fast zur Gänze in den Ausgrabungsarealen des heutigen Rom
nachvollziehen lässt, mit einem Überblick über das Augustusforum. Schon der Grundriss vermittelt eine wichtige Botschaft: Er
spiegelt nämlich in seiner Unregelmäßigkeit dem Bericht Suetons zufolge die angebliche Zurückhaltung des Augustus bei der
136
137
138
139
140
141
tung jährlicher Spiele (ludi Sullanae Victoriae) im Festkalender
der Stadt zu verewigen suchte (Vell. Pat. 2,27,6).
Suet. Iul. 84,1. Der Schrein ist möglicherweise als Anspielung auf
den ebenfalls einem Tempel nachgebildeten Leichenwagen Alexanders d. Gr. zu verstehen (Beschreibung bei Diod. 18,26-28).
Plin. nat. hist. 2,93-94; Cass. Dio 45,7,1.
App. civ. 2,102; Cass. Dio 51,22,3, der den Widerspruch zwischen den Niederlage der Königin und dieser Statuendedikation
deutlich empfindet.
Suet. Iul. 44,1.
So schon im Gesang des Demodokos bei Hom. Od. 8,266-366 mit
dem sprichwörtlichen „homerischen Gelächter“.
Dazu grundlegend Zanker, Forum Augustum, 1968 und jetzt erschöpfend Spannagel, Exemplaria principis, 1999.
Akquirierung der für den Bau erforderlichen Grundstücke142.
Ob das der wirkliche Grund für die bauliche Eigenheit war, ist
von der Forschung bezweifelt worden – doch dies ist im Rahmen unserer Fragestellung unerheblich. Entscheidend ist die
antike Deutung des Befundes, und die gibt eben Sueton: Da
einige Eigentümer nicht verkaufen wollten, sei das Forum eben
kleiner gebaut worden. Eine bessere Illustration für Leutseligkeit und Gesetzestreue des Princeps hätte man kaum (er-)finden
können. Nach Norden, zu den Armenquartieren der Subura hin,
wurde das Forum durch eine monumentale Brandmauer abgeschlossen. Neben den praktischen Erfordernissen hatte diese
Mauer auch eine wichtige symbolische Funktion, denn sie
trennte zwei Welten: Weder mussten die Forumsbesucher auf
die schmutzigen und verrufenen Slums der plebs blicken, noch
konnte diese umgekehrt das Allerheiligste des neuen Regimes
überhaupt einsehen143. Das forum Augustum wie überhaupt die
neu gestalteten oder erbauten Foren und Theater waren nicht für
jeden da! Augustus legte fest, dass nur mit der Toga der Zugang
gestattet sei. Man stelle sich vor, im Berliner Regierungsviertel
herrschte plötzlich für alle Besucher Krawattenzwang! Die Toga war ein unbequemes Kleidungsstück und die bequemere
griechische Mode schon lange im Vormarsch begriffen144. Zahlreiche Angehörige der plebs waren ohnehin Freigelassene aus
aller Herren Länder, vor allem aus dem Osten. Folglich musste
schon unter Augustus das Tragen der Toga als „Dienstkleidung“ des römischen Bürgers auf den Foren und im Theater
zwangsverordnet werden145. Gerade weil die Toga aber so un142
143
144
145
Suet. Aug. 56,2.
Zanker, Stadtbilder, 1987, S. 483-486.
Symptomatisch ist die Qualifizierung der Toga als necessitas
(„Notwendigkeit“), die einem während des Aufenthaltes auf dem
eigenen Landgut erspart bleibe (Plin. ep. 5,6,45). Die toga feriata
gilt dem Plinius geradezu als Gegenbild zu den Beschwernissen
des Senatorendaseins (ebd. 7,3,3).
Suet. Aug. 40,5: Der Formulierung positis lacernis nach zu urteilen, durften nicht einmal bei schlechtem Wetter Mäntel getragen
werden. Schon Caesar hatte bei Gastmählern auf Status- und
Kleiderordnung geachtet (Suet. Iul. 48,1). Das Anlegen des griechischen Pallium konnte vor Gericht sogar als „unrömisches“
Verhalten argumentativ instrumentalisiert werden (Cic. Rab. Post.
25-27). Für Verg. Aen. 1,282 sind die Römer die gens togata
bequem war, brachte sie einen bestimmtes Auftreten mit sich146:
Laufen war unmöglich, man musste gemessen schreiten. Heftiges Gestikulieren mit dem Arm rächte sich schnell durch Herabgleiten der Toga. Auf den Boden konnte man sich mit der
Toga auch nicht setzen, da sie nicht nur schmutzig geworden
wäre, sondern auch das Aufstehen ein sehr unziemliches Erscheinungsbild geboten hätte. Das Kleidungsstück erzwang also
– wie heute ein guter Geschäftsanzug – einen gewissen Habitus,
der wiederum Platzbild und Wahrnehmung beeinflusste147. Augustus inszenierte seine Vision von einem erneuerten Römertum als moralisch wiederhergestellter gens togata nach Vätersitte, und das forum Augustum lieferte die passende Kulisse
dazu148.
146
147
148
schlechthin (vgl. auch Hor. carm. 3,5,10-11). Noch für Cassius
Dio gehörten Toga und Forum zusammen (9,39,7). Umgekehrt
war dem Verbannten der Gebrauch der Toga explizit untersagt
(Plin. ep. 4,11,3). Der Grammatiker Nonius schließlich definiert
die Toga geradezu als „das Kleidungsstück, das wir für das Forum
anlegen“ (p. 406). Umso witziger war es dann, wenn im privaten
Kreis verkehrte Welt gespielt wurde, und die Römer sich griechischer Kleidung und Sprache, die Griechen römischer Kleidung
und Sprache bedienten (Suet. Aug. 98,3). Instruktiv auch ein
Streit in claudischer Zeit, ob bei Prozessen um den Bürgerstatus
die Toga oder das Pallium zu tragen sei (Suet. Claud. 15,2). Vgl.
dazu Stone, Toga, 1994, S. 13-45.
Erörterungen finden sich vor allem im Kontext der Rhetorik: Cic.
Cael. 11; Sen. contr. 5,6. Das richtige Tragen der Toga erläutert
ausführlich Quint. inst. 11,3,137-149.
Vgl. Zanker, Augustus, 1997, S. 167-169 und Fredrick, Mapping
penetrability, 2002, S. 250-252.
Das Anlegen der pulla vestis, der grauen Alltagskleidung der
einfachen Leute, war seit Augustus auch im Theater nur noch den
Besuchern auf den schlechtesten Plätzen in summa cavea gestattet
(Suet. Aug. 44,2). Für die Zeit des Plinius ist das Tragen der Toga
durch die Zuhörer bei Prozessen vor dem Centumviralgericht
konkret belegt (ep. 4,16,2). Hadrian schrieb für Ritter und Senatoren fast ständigen Gebrauch der Toga in der Öffentlichkeit vor
(HA Hadr. 22,2). Noch Commodus musste vom Anlegen der Toga bei Gladiatorenspielen dispensieren (HA Comm. 16,6). Bei
kaiserlichen Staatsbanketten scheint das Tragen der Toga ebenfalls lange Pflicht geblieben zu sein, das zeigt die Anekdote HA
Sept. Sever. 1,7.
Am Kopf des Forums befand sich der Tempel des Mars Ultor149. Octavian hatte ihn vor der Schlacht von Philippi gelobt,
der Bau begann aber erst nach dem Parthererfolg von 20 v.
Chr.150. Die Arbeiten sollten sich bis zum Jahr 2 v. Chr. hinziehen151. Der Princeps nahm damit die caesarischen Pläne für
einen Marstempel auf und folgte der Tradition der Tempelweihung nach votum. Im Inneren befand sich als bildlicher Ausdruck des neuen Staatsmythos eine Kultbildgruppe aus Venus,
Mars und Divus Iulius152. Außerdem wurden im Tempel die 20
v. Chr. wiedergewonnenen Feldzeichen aufbewahrt153, und Augustus legte fest, dass künftig alle wiedergewonnenen Standarten im Tempel des Mars Ultor deponiert werden sollten154. Hier
weihte Caligula als Trophäe eigener Art die Schwerter seiner
getöteten Feinde, zusammen mit einem Elogium155. Hier sollte
künftig der Senat über Krieg und Frieden, sowie die Gewährung
von Triumphen entscheiden, von hier die Statthalter in die Provinzen aufbrechen156. Hier wurden die Siegesmeldungen der
Grenzheere verlesen157. Hier dedizierte der Triumphator von
149
150
151
152
153
154
155
156
157
Die ausführlichste antike Beschreibung des Forums gibt Ov. fast.
5,545-598. Grundlegend jetzt Ganzert, Mars-Ultor-Tempel, 1996
und Ganzert, Allerheiligstes, 2000.
Suet. Aug. 29,2; Ov. fast. 5,569-578. Allgemein zum Kult des
Mars Ultor und seiner Vorgeschichte vgl. Croon, Ideologie des
Marskultes, 1981, S. 246-275.
Ov. fast. 5,544-598; CIL I2 pp. 229 und 318 (beide 12. Mai); Vell.
Pat. 2,100,2; Cass. Dio 55,10,1-8; ebd. 60,5,3 (1. August). Das
Forum war bereits zu einem früheren Zeitpunkt in Benutzung genommen worden (Suet. Aug. 29,1). Dass Augustus mit dem langsamen Baufortschritt unzufrieden war, geht aus einer Anekdote
bei Macrob. sat. 2,4,9 hervor.
Dazu jetzt ausführlich Fishwick, Iconography, 2003, S. 63-94.
Vgl. Anm. 66.
Cass. Dio 55,10,4. Dazu und zum Folgenden Bonnefond, Transferts de fonctions, 1987, S. 251-278 und der Beitrag von P. Herz
in Ganzert, Mars-Ultor-Tempel, 1996, S. 266-293.
Suet. Cal. 24,3; Cass. Dio 59,22,7.
Suet. Aug. 29,2; Cass. Dio 55,10,2-3. Wie freilich Plin. pan. 5,2-3
zeigt, wurden die traditionellen vota der Imperiumsträger auf dem
Kapitol beibehalten.
Suet. Cal. 44,2.
nun an Krone und Szepter dem Mars Ultor158. Barbarenfürsten
leisteten hier ihre Treueeide159. Hier tagten die wichtigeren Gerichtshöfe und hier wurden die Richter ausgelost160. Sowohl die
Arvalbrüder als auch die Salier, zwei archaische, von Augustus
wiederbelebte Priesterschaften, vollzogen ihre Riten teilweise in
dem neuen Heiligtum161. Im Tempel des Mars Ultor schlugen
von nun an die für den Zensus verantwortlichen Magistrate zum
Abschluss des lustrum einen Nagel ein162. Augustus transferierte damit wichtige politisch-religiöse Rituale auf das neue Forum. Erst so konnte das Bild mit Leben gefüllt werden. Wie die
Tempelfassade als großartige Kulisse zur Inszenierung des
Staatskultes und seiner Träger diente, spiegelt sich in einem
Relief der claudischen ara pietatis Augustae163, sowie in einem
der Silberbecher von Boscoreale. Vor dem Tempel des Mars
Ultor legten aber nun auch die Knaben ihre Amulette und die
toga paetexta ab und wurden so in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen164. Jeder männliche Römer erlebte
158
159
160
161
162
163
164
Suet. Aug. 29,2; Cass. Dio 55,10,3. Der den Triumph abschließende Gang auf das Kapitol blieb davon unberührt (Suet. Tib.
20,1; Cass. Dio 60,23,1; Ios. bell. 7,123-157; vgl. auch Suet.
Claud. 24,3).
Suet. Aug. 21,2.
Suet. Aug. 29,1.
Arvalbrüder: vgl. den topographischen Index der maßgeblichen
Ausgabe der Arvalakten von Scheid, Commentarii, 1998; Salier:
Suet. Claud. 33,1; CIL VI,2158 (mansiones der Salii Palatini).
Cass. Dio 55,10,4. Dieser Ritus erinnerte an den auf dem Kapitol
seit archaischer Zeit eingeschlagenen Jahresnagel (Liv. 7,3,5-8;
dazu Eisenhut, W., KlP 1 (1975), Sp. 1220-1221 s. v. Clavus (1)).
Eine Opfertätigkeit des Kaisers selbst bezeugt Suet. Claud. 13,1
für eine aedes Martis, womit wohl der Tempel des Mars Ultor
gemeint sein dürfte.
Cass. Dio 55,10,2. Wiederum trat die Zeremonie auf dem Augustusforum nicht an die Stelle der rituellen Handlungen auf dem
Kapitol, sondern neben diese (abzuleiten aus Suet. Claud. 2,2). Ob
sich aus dieser Funktion des neuen Forums mit Kellum, Phallus as
signifier, 1996, S. 170-183 auf eine bewusste phallische Anlage
des Grundrisses schließen lässt, ist fraglich. Wie Kellum immerhin selbst feststellt, ist der Abschluss des Forums gegenüber dem
Tempel des Mars Ultor nicht ergraben – die vorhandenen Pläne
spiegeln also eine tatsächlich nicht vorhandene Sicherheit über
den Gesamtplan der Anlage wieder.
also einen wichtigen Schritt seiner Sozialisierung auf dem forum Augustum165. Dazu passte, dass als einzige direkte Referenz
auf den Herrscher wohl in der Mitte des Platzes eine monumentale Quadriga Aufstellung fand, deren Dedikationsinschrift Augustus als pater patriae, als „Vater des Vaterlandes“, feierte166.
Schließlich knüpfte Augustus an das Vorbild Caesars an und
verknüpfte die Einweihung des Forums mit großartigen Spielen
– von der Seeschlacht war bereits die Rede167. Auch diese Spiele sollten zukünftig als staatliche ludi regelmäßig wiederholt
werden und so die Erinnerung wach halten168. Schließlich war
das Forum explizit gebaut worden, um Räumlichkeiten für die
immer weiter anwachsende Flut von Prozessen zu schaffen.
Aufgrund einer von Sueton berichteten Anekdote wissen wir,
dass der Kaiser Claudius selbst auf dem forum Augustum zu
Gericht saß169, und inschriftliche Zeugnisse bestätigen eine
Verlagerung auch der praetorischen Jurisdiktion in den neuen
Baukomplex170.
Schließlich die beiden Porticus, die das Forum umschlossen: Zwei Exedren enthielten Statuen des aus Troja fliehenden
Aeneas bzw. des die spolia opima tragenden Romulus171. Dieses Bildprogramm wurde offenbar als so befriedigend empfunden, dass man es später am Tempel des Divus Augustus wie165
166
167
168
169
170
171
Die freilich in anderem Zusammenhang in einem Traumgesicht
geäußerte Klage des Jupiter Capitolinus, Augustus entziehe ihm
durch seine Tempelneubauten Verehrer (Suet. Aug. 91,2), entbehrt nicht des Realitätsgehaltes. Vgl. dazu Fears, Cult of Jupiter,
1981, S. 56-66.
RgdA 35. Die Verleihung des Titels ausführlich mit den Worten
des Valerius Messala und des Augustus bei Suet. Aug. 58.
Vgl. Anm. 67.
Ov. fast. 5,597; CIL I2 p. 229 und 318; Cass. Dio 55,10,4-5;
Durchführung für die claudische Zeit belegt durch ebd. 60,5,3. Zu
unterscheiden sind die circensischen Spiele und die durch die seviri equitum, die Kommandanten der sechs Turmen der römischen
Ritter, ausgerichteten Reiterspiele auf dem Forum selbst.
Suet. Claud. 33,1; Gerichtstätigkeit des Kaisers Trajan auf dem
Augustusforum berichtet Cass. Dio 68,10,2.
AE 1969, 96-97: Der Prozessort wurde durch Nennung bestimmter Statuen bezeichnet; abgeschlossene Räumlichkeiten gab es
nicht.
Ov. fast. 5,563-566. Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 204-213.
derholte: Statuen des Aeneas und des Romulus dienten als Seitenakrotere, während die Triumphalquadriga des Augustus den
Giebel bekrönte172. Auf dem Augustusforum war Aeneas – erkennbar an der Tracht – bezeichnenderweise als römischer Patrizier dargestellt. Mit dem Vater Anchises auf dem Rücken und
den Penaten im Arm verkörperte er die Grundtugend der pietas,
auf die Augustus so stolz war173. In diesem Schlagwort bündelte
sich immer wieder die Herrschaftslegitimation des Octavian/Augustus: Rache für den Adoptivvater und Vertretung der
caesarischen Partei, Nahverhältnis zu den Göttern, Wiederherstellung der alten Kulte, Tempel und Sitten. Gleichzeitig wurde
Aeneas auch durch die Verbindung mit seinem Sohn Ascanius/Ilus als Stammvater des julischen Geschlechtes vorgeführt,
denn in den Nischen der westlichen Porticus waren Statuen der
bedeutenden Mitglieder der gens Iulia zu sehen. Angesichts des
geringen politischen Erfolges der Familie vor Caesar war es
gewiss nicht einfach, würdige Vertreter zu finden. Das Forum
konstituierte also ein neues, aufpoliertes Geschichtsbild, in dem
die gens Iulia immer schon eine wichtige Rolle im Staat gespielt hatte. Romulus mit den spolia opima stand für die Römertugend der virtus ein174. Als Stammvater der Römer führte er
die Reihe der summi viri, der bedeutenden Männer, in der östlichen Porticus an175. Auch hier manifestierte sich ein geglättetes
Geschichtsbild, denn erbitterte Gegner von einst standen nun
172
173
174
175
Zu ersehen aus den Münzen RIC I2 Cal. 51 und besonders deutlich BMCRE IV Anton. Pius 2065. Dazu Hill, Monuments, 1989,
S. 20-21.
In Vergils Aeneis ist der Held regelmäßig als pius qualifiziert
(z. B. 1,220).
Prop. 4,10,17: Romulus als urbis virtutisque parens. Wenn ein
Feldherr den gegnerischen Anführer im Zweikampf erschlug,
durfte er dessen Waffen als spolia opima im Tempel des Jupiter
Feretrius auf dem Kapitol weihen. Dies gelang nach Romulus nur
A. Cornelius Cossus und M. Claudius Marcellus (Lammert, F.,
RE III A,2 (1929), Sp. 1845-1846 s. v. Spolia opima). Durch das
Ansinnen des M. Licinius Crassus, wiederum die spolia opima zu
dedizieren und damit Augustus zu übertrumpfen, gewannen die
spolia opima in augusteischer Zeit noch einmal politische Bedeutung.
Ov. fast. 5,563-566; Suet. Aug. 31,5; Gell. 9,11,10; HA Sever.
Alex. 28,6. Zu den Statuen auf dem Augustusforum Lahusen, Ehrenstatue, 1983, S. 23-26.
einträchtig als Wegmarken der Entwicklung hin zum Goldenen
Zeitalter des Augustus nebeneinander176. Auf diese Weise vereinnahmte der Princeps gewissermaßen die gesamte römische
Geschichte. Er soll sogar selbst die Elogien zu den einzelnen
Statuen verfasst haben177. Die Statuen müssen von außerordentlichem Detailreichtum gewesen sein178. Ihre Abfolge ähnelte
der Prozession der verdienten Vorfahren im Rahmen des aristokratischen Leichenbegängnisses, der pompa funebris, und erfüllte auch funktional ein ähnliches legitimatorisches Ziel. In
seinem eigenen Leichenzug ließ Augustus dann tatsächlich eine
riesige Galerie römischer summi viri aufmarschieren179: Es
muss den Anschein gehabt haben, als seien die Statuengalerien
seines Forums lebendig geworden. Als eine Art historia pauperum wird das Augustusforum das Geschichtsbild der weniger
gebildeten oder informierten Menschen erheblich beeinflusst
haben – ähnlich wie heute Historienfilme, Ausstellungen oder
Museen. Wie sich so etwas politisch auszahlte, ist für uns in
einem konkreten Fall aus republikanischer Zeit greifbar180: Ein
L. Hostilius Mancinus ließ auf dem forum Romanum ein Bild
aufstellen, das seine Rolle bei der Eroberung von Karthago
zeigte. Den Passanten stand er selbst stets bereitwillig für Erklärungen zur Verfügung. Diese „Kampagne“ brachte ihm sogleich
den Konsulat für das folgende Jahr 145 v. Chr. ein. Das Bildprogramm des Augustusforums steht als Versuch einer bildlichen Kanonisierung der römischen Geschichte neben den vergleichbaren Versuchen des Vergil und des Livius im literarischen Bereich181. Aber auch die Zukunft nahm Augustus in
176
177
178
179
180
181
Vgl. Zanker, Augustus, 1997, S. 213-217.
Plin. nat. hist. 22,13. Die erhaltenen Fragmente gibt InscrIt
XIII,3,1-59.
Gell. 9,11,10: Statue des Valerius Corvinus mit Darstellung des
Raben, mit dessen Hilfe der Römer im Zweikampf gegen einen
riesenhaften Gallier gesiegt hatte.
Cass. Dio 56,34,2: Die Folge der summi viri begann hier ebenfalls
mit Romulus. Dazu Rowell, Funeral imagines, 1940, S. 131-143.
Plin. nat. hist. 35,23.
Dass die elogia des Augustusforum nachweislich in vielen Punkten von der Darstellung des Livius abweichen (dazu Luce, Livy,
1990, S. 123-138), ändert nichts an der strukturellen Parallele. Zu
den Parallelen zwischen Vergils Aeneis und dem Bildprogramm
des forum Augustum vgl. Rowell, Vergil, 1941, S. 261-276.
Beschlag: Da alle Feldherren nun unter den Auspizien des Kaisers kämpften, konnten sie keine Triumphe mehr feiern. Agrippa hatte – obwohl durchaus mit selbständigem Imperium ausgestattet – den Präzedenzfall gesetzt. An die Stelle des Triumphes trat die Verleihung der ornamenta triumphalia und die
Aufstellung einer Ehrenstatue auf dem Augustusforum182. Da
freilich alle Nischen schon gefüllt waren, konnten diese Statuen
nur noch an weniger prominenten Stellen aufgestellt werden.
Die Botschaft war klar: Mit Augustus war eigentlich alles erreicht, die Geschichte hatte gewissermaßen ihr Ende erreicht183.
Das ist aber nur die eine Seite: Indem Augustus sich solchermaßen aus der Geschichte legitimierte, erkannte er diese
auch als Maßstab für sein Verhalten an. Ähnlich wie auf konstitutioneller Ebene der Staatsakt von 27 v. Chr. eine Rückbindung an das Recht darstellte, so unterwarf sich Augustus mit
dem Bildprogramm seines Forums einer ganz bestimmten Prinzipatsideologie. Dieses Ideal konnten die senatorischen Eliten
in der Zukunft den Nachfolgern des Augustus immer wieder
vorhalten, an diesem Prüfstein wurde gemessen, ob ein Kaiser
„gut“ oder „schlecht“ war. Und dies war auch keine unerwünschte Nebenwirkung, sondern wurde von Augustus ganz
offen ausgesprochen184: Die Roman Revolution des Augustus,
tat alles, um nicht als solche aufzufallen. Schon bald zeigte sich,
dass nicht viele Herrscher in der Lage oder auch nur willens
182
183
184
Tac. ann. 15,72,1; Cass. Dio 55,10,3. Der inschriftlich dokumentierte Fall des L. Volusius Saturninus zeigt eine deutliche Rangordnung zwischen den Aufstellungsorten für Ehrenstatuen an:
Triumphalstatuen wurden ausschließlich auf dem forum Augustum
und in der neuen aedes Divi Augusti aufgestellt, im Tempel des
Divus Iulius aber nur eine Konsularstatue, vor der Regia eine Augurstatue und vor den rostra eine Reiterstatue (AE 1972,174=AE
1982,268). Dazu Eck, Volusii Saturnini, 1972, S. 469-473. Für die
auch in der Kaiserzeit weiterhin mögliche Aufstellung einer Ehrenstatue auf dem forum Romanum vgl. etwa Suet. Vit. 3,1.
Zu den sich wandelnden Bedingungen senatorischer Selbstdarstellung grundlegend Eck, Senatorial self-representation, 1984,
S. 129-167.
RgdA 8,5: Wiederbelebung alter exempla und Setzung neuer
durch Augustus; Zitat aus einer Rede des Augustus bei Suet. Aug.
31,5: summi viri des Augustusforums als Maßstab für Augustus
selbst und zukünftige Principes.
waren, diese Rolle auszufüllen. Bis auf Domitian bezahlten aber
alle, die an dieser Aufgabe scheiterten, mit dem Leben.
Die militärischen Leistungen des Augustus wurden auch ins
rechte Licht gesetzt, allerdings in sehr zurückhaltender und
geradezu verschlüsselter Weise: Das Attikageschoss der Porticus wurde von Karyatiden, genauen Kopien der berühmten
Figuren vom Erechtheion in Athen, getragen. Zwischen den
Statuen waren abwechselnd Reliefschilde mit einer Büste des
Zeus Ammon bzw. eines Nordbarbaren angebracht. Diese imagines clipeatae verwiesen auf die militärischen Erfolge des
Augustus in Ost (Ägypten, Parther) und West (Illyrien, Pannonien, Spanien, Gallien, Germanien). Hinsichtlich der Karyatidenfiguren erläutert uns der Architekturtheoretiker Vitruv anhand einer eher entlegenen Ursprungsgeschichte, dass diese
stets für Knechtschaft standen – aber nicht eine unbegründete,
sondern eine durch moralisches Fehlverhalten selbst verschuldete Knechtschaft185: Die Bewohner des griechischen Karyai
hatten nämlich einst mit den Persern paktiert, weshalb von den
anderen Griechen die Männer getötet und die Frauen versklavt
wurden. Dabei mussten sie jedoch ihre bürgerliche Kleidung
weiterhin tragen, um die Schande ihrer Heimatstadt dauerhaft
augenfällig zu machen. Die Figuren auf dem Augustusforum
wiesen also mutatis mutandis auf die moralisch-politische Berufung Roms zur Weltherrschaft und ihre Erfüllung durch Augustus, das Zitieren der Figuren vom Erechtheion stellte außerdem
eine Verbindung mit den Perserkriegen her186. Verständlich war
dies allerdings nur den Gebildeten, die über genaue Kenntnisse
der griechischen Geschichte und Kunst verfügten. Wie Tonio
Hölscher dargelegt hat, ist dies ein wichtiger Hinweis auf die
vorrangige Zielgruppe der Bilder des forum Augustum: die senatorischen Eliten, denen gegenüber das neue Regime am meisten Legitimationsbedarf hatte187. Für die plebs wirkten Thermen- und Theaterbauten, die Sicherung von Getreide- und Wasserversorgung sicher attraktiver. Dies alles sind vergleichsweise
zurückhaltende Bildchiffren, das wird besonders deutlich, wenn
man berücksichtigt, was auf dem forum Augustum nicht zu sehen ist: Augustus spielte zwar auf seine militärischen Erfolge
185
186
187
Vitr. 1,1,5.
Vgl. Anm. 67.
Hölscher, Staatsdenkmal, 1984.
an, doch nirgends wird die Armee, die Augustus doch seine
Machtstellung erst verschafft hatte, sichtbar188. Hundert Jahre
später sollte das auf dem Trajansforum schon ganz anders aussehen. Anders noch das forum Augustum: Keine Kampfszene
stört das Bild der pax Augusta. Stattdessen eine klassizistische
Monumentalität und Zeichen, die in steter Wiederholung auf
Sieghaftigkeit und Heilsfunktion des Herrschers verweisen189.
Der Rückgriff auf eine Mischung archaischer und frühklassischer Stilformen symbolisiert dabei die Rückkehr zum mos
maiorum, also das moralische Erneuerungsprogramm des Augustus190.
Freilich darf man diesen eine nach innen gerichtete pax Augusta beschwörenden Bildern nicht völlig erliegen: Dass ausgerechnet der Tempel des Mars das Zentrum des neuen Forums
bildete, dass hier die Zeremonien der Außenpolitik – und das
hieß eben meistens Kriegspolitik – konzentriert wurden, dass
vorrangig militärischer Ruhm für eine Würdigung als summus
vir qualifizierte, all dies macht die Militarisierung auch der
römischen Zivilgesellschaft innerhalb der traditionell befriedeten Stadtgrenze des pomerium deutlich191. Der Princeps selbst
war als Triumphator auf einer Quadriga dargestellt192. Schon die
beim Bau des Forums verwendeten kostbaren Steinsorten aus
Numidien, Phrygien und Ägypten führten die neue finanzielle
Potenz und die ausgedehnte territoriale Erstreckung des Imperiums sinnlich vor Augen. Plinius rechnete das Augustusforum
unter die drei beeindruckendsten Baudenkmäler Roms und des
Erdkreises193. Die an sich zurückhaltende Bildchiffre der imagines clipeatae gemahnte den Kenner an die von Alexander nach
der Schlacht am Granikos vorgenommene Dedikation goldener
Schilde am Parthenon in Athen194. Dass Zeus Ammon und Alexander ohnehin eng zusammengehörten, war bekannt: Seit dem
188
189
190
191
192
193
194
Vgl. Zanker, Augustus, 1997, S. 192.
Zanker, Augustus, 1997, S. 117-119.
Dazu Zanker, Augustus, 1997, S. 240-265.
Vgl. dazu Barchiesi, Martial arts, 2002, S. 1-22, bes. S. 19.
Zu dieser Quadriga jetzt Rich, Parthian honours, 1998, S. 115-125
mit der These, es habe sich um einen bereits 19 v. Chr. beschlossenen Triumphalwagen ohne Statue gehandelt.
Plin. nat. hist. 36,102.
Marco Simón, Iconografía, 1990, S. 152-158.
Orakelspruch von Siwas betrachtete der Makedone sich als
Sohn der Gottheit. Im übrigen wusste jedermann – es war in der
Dedikationsinschrift des Mars-Ultor-Tempels zu lesen und Augustus verkündete es stolz in seinem Tatenbericht –, dass der
Baukomplex ex manibiis, d. h. aus Beutegeldern, finanziert
worden war195. Vor allem die Eroberung Ägyptens und die Sicherung der Kontrolle über die spanischen Bergwerke hatten
Unsummen in die Kassen des Princeps gespült. Krieg und Friede waren im römischen Verständnis eben kein Gegensatz, sondern das eine setzte das andere voraus. Die bella iusta Roms
zähmten den furor impius, den „frevelhaften Wahnsinn“, seiner
Gegner, brachten „Friede“. Die von Beutegeldern kündende
Bauinschrift des Mars-Ultor-Tempels evozierte daher durch ihre
vergoldeten Bronzelettern gleichzeitig die Wiederkehr des Goldenen Zeitalters, der aurea aetas196. Der gefesselte furor mit
seiner blutstarrenden Fratze wurde nicht nur von Vergil in der
Aeneis als Personifikation bemüht197, sondern war in bildlicher
Form auch auf dem Augustusforum präsent198. Wie Pompeius in
dem von ihm errichteten Theater oder den angrenzenden Bauten199, ließ Augustus auf seinem neuen Forum ebenso wie in der
porticus ad nationes Personifikationen aller (unterworfenen)
Völker aufstellen200. Auch der von Pompeius und Caesar her
bekannten Alexandernachahmung versagte sich Augustus nicht:
Er konnte sich schon deshalb als neuer Alexander fühlen, weil
195
196
197
198
199
200
RgdA 21,1. Diese Art der Finanzierung hatte schon Caesar den
Bau seines Forums ermöglicht (Suet. Iul. 26,2), und auch die Renovierung der aedes Castoris und der aedes Concordiae durch
Tiberius erfolgte de manubiis (Suet. Tib. 20).
Dazu Alföldy, Inschriften, 1991, S. 294-299 mit Rekonstruktion
der Inschrift.
Verg. Aen. 1,294-296.
Serv. ad. Aen. 1,294.
Plin. nat. hist. 36,41; Suet. Nero 46,1. Zum Bildprogramm der
Bauten des Pompeius auf dem Marsfeld Sauron, Complexe pompéien, 1987, S. 457-473.
Forum Augustum: Vell. Pat. 2,39,2; CIL VI,31267 (Dedikationsinschrift einer goldenen Statue der Provinz Baetica, dazu Alföldy,
Inschriften, 1991, S. 309-310); porticus ad nationes: Serv. ad.
Aen. 7,821. Ein derartiger Figurenzyklus ist uns im Sebasteion
von Aphrodisias erhalten (Smith, Simulacra gentium, 1988, S. 5077 mit einer Diskussion des Genres).
seine Größe durch ein Vorzeichen bestimmt war, das auch der
Makedonenkönig erhalten hatte. Während des Opfers in einem
thrakischen Heiligtum des Dionysos entzündete sich bei der
Trankspende der Wein, und die Flammen schossen über das
Tempeldach hinaus in den Himmel201. In Alexandria zog es
Augustus zum Grab des großen Makedonen, dessen einbalsamierte Leiche er kultisch verehrte und offenbar auch unbedingt
berühren musste – dabei brach die Nase ab202. In der Folgezeit
siegelte er mit dem Bild Alexanders203, und auf dem Augustusforum ließ er zwei Tafelbilder mit Darstellungen Alexanders
aufstellen204. Der so nur angedeutete Konnex AlexanderAugustus war Claudius später nicht mehr explizit genug und er
ließ das Gesicht Alexanders aus den Bildern herausschneiden
und durch Porträts des Augustus ersetzen205. Direkt vor dem
Mars-Ultor-Tempel schließlich fanden zwei Statuen Aufstellung, von denen man sich erzählte, sie hätten einst als Pfosten
das Zelt Alexanders gestützt206.
Der Rechenschaftsbericht des Augustus schließlich eröffnete in den offiziellen Kopien mit der Überschrift: „Bericht über
die Taten des vergöttlichten Augustus, mit denen er den Erdkreis der Herrschaft des römischen Volkes unterwarf“207. Das
erinnert stark an die von Pompeius in seinem Theater angebrachte Triumphalinschrift, in der er für sich reklamierte, die
Grenzen des römischen Reiches mit denen des Erdkreises in
Übereinstimmung gebracht zu haben208. Augustus konnte und
wollte also auch die Tradition der republikanischen Kriegsherren nicht verleugnen, denn hier lag der Ursprung seiner Machtstellung. Hier wie dort diente die Idee der Weltherrschaft dem
Ziel der innenpolitischen Legitimation: Dabei ist die Sieghaftigkeit des Herrschers als Folge seiner pietas transzendiert. Die
Weltherrschaft ist Voraussetzung und Ausdruck des wiederge201
202
203
204
205
206
207
208
Suet. Aug. 94,5.
Suet. Aug. 18,1: kultische Verehrung; Cass. Dio 51,16,5: Abbrechen der Nase.
Plin. nat. hist. 37,10.
Plin. nat. hist. 35,27 und 93.
Plin. nat. hist. 35,94.
Plin. nat. hist. 34,48.
RgdA praef.
Diod. 40,4.
wonnenen Einklangs mit den Göttern. Der Sieg ist daher auch
nicht mehr eine Sache der Leistung im Einzelfall, sondern wird
prästabiliertes, dauerhaftes Attribut des Princeps209.
V.
Fazit: Bilder als althistorische Quellen
Was lässt sich aus dem hier vorgeführten Fallbeispiel allgemein
für die Verwertung von Bildquellen in der Alten Geschichte
gewinnen? Welche spezifischen Probleme sind zu erwarten?
Zwei Aspekte fallen besonders ins Auge:
Unsichtbare Quellen! – Anders als der Historiker neuerer Epochen hat der Althistoriker sehr häufig mit unvollständig überlieferten und daher rekonstruktionsbedürftigen Bildern zu tun. Der
eben versuchte imaginäre Rundgang durch die römische Forenlandschaft des Jahres 14 n. Chr. sollte die Aussagekraft der
ursprünglich vorhandenen und auf den antiken Betrachter wirkenden Bilder verdeutlicht haben. Wer selbst schon als ratloser
Tourist inmitten der Trümmer des forum Romanum gestanden
hat, weiß um die Schwierigkeit, diese Wirkung anhand der heute noch sichtbaren Überreste nachzuvollziehen. Diese sprechen
nur zum Fachmann, d. h. hier zum Archäologen, und schon der
Althistoriker ist in der Regel auf dessen Interpretationen und
Rekonstruktionen angewiesen. Dabei ist zu berücksichtigen,
dass schon die Identifikation vieler Baustrukturen nur über die
genaue Lektüre der literarischen Quellen und die Beschäftigung
mit dem inschriftlichen Fundmaterial zu bewerkstelligen ist.
Dies gilt noch mehr für die vielen Bestandteile des ursprünglichen Bildeindruckes, von denen uns überhaupt keine Fragmente
mehr erhalten sind. All die Statuen und Bilder, die doch wesentlich die Aussage der frühkaiserzeitlichen Foren bestimmten,
von ihnen wissen wir nur durch Notizen der antiken Historiker
und Fachschriftsteller. Der Althistoriker kann daher keinesfalls
Bild- und Textquellen gegeneinander ausspielen, denn viele
Bildquellen sind gewissermaßen in Textquellen „versteckt“.
Kontexte machen Bilder – Die Aussage eines Bildes wird in
mehrfacher Hinsicht durch den Kontext bestimmt, in dem es
betrachtet wird:
209
Zanker, Augustus, 1997, S. 189 und 195-196.
(1) Ein Bild existiert nicht für sich, sondern steht mit seiner
Umgebung in einem Beziehungsgeflecht. Es ist daher in
seiner Aussage entscheidend mitbestimmt durch diese Umgebung und kann nicht isoliert betrachtet werden.
(2) Ein Bild braucht Betrachter und kann für unterschiedliche
Betrachtergruppen jeweils verschiedene Bedeutungen annehmen. Rituale und Zeremonien sind in besonderer Weise
geeignet, Bildern Betrachter zuzuführen, sowie die Auswahl der Betrachter und die Betrachtungshaltung zu steuern. Das „Gesamtkunstwerk“ Augustusforum kann in seiner
Aussagekraft für die Prinzipatsideologie nur in Zusammenschau mit den dort gefeierten religiös-politischen Riten und
dem von den Besuchern geforderten Habitus richtig verstanden werden. Diese Aspekte können aber in den Ausgrabungsarealen nicht mehr unmittelbar erlebt werden, sondern
müssen wiederum über Textquellen erschlossen werden.
(3) Entscheidend für die Interpretation eines Bildeindruckes
durch den Betrachter ist nicht nur – und nicht einmal vorrangig – das, was objektiv mit den Sinnen wahrgenommen
wird, sondern mindestens ebenso der Verstehenshorizont,
vor dem sich die Deutung des Wahrgenommenen vollzieht.
Die Wirkung der Neubauten auf dem forum Romanum auf
die Zeitgenossen des Augustus kann nur abschätzen, wer
nach den mit den einzelnen Bauwerken verbundenen Assoziationen fragt. Diese wiederum speisen sich jeweils aus der
Geschichte und den jeweiligen Funktionen der Örtlichkeiten. Ebenso verlangt das Verständnis des komplexen Bildprogramms des Augustusforums gute Kenntnisse insbesondere der römischen Frühgeschichte. Auch hier gilt, dass ein
solcher Verstehenshorizont nur aus einer möglichst breiten
Kenntnis anderer Quellen zu ermitteln ist. Bilder stellen
niemals ein unproblematisches „Fenster in die Antike“ dar,
weil wir als moderne Betrachter einen völlig veränderten
Verstehenshorizont an sie herantragen und so leicht anachronistischen Deutungen erliegen. Aus diesem Grund sind
Bilder – es kann nicht deutlich genug gesagt werden – auch
nicht geeignet, die notorischen „stummen Gruppen“ der
Geschichte zum Sprechen zu bringen.
So bleibt festzuhalten, dass Bildquellen gerade in der an Primärquellen armen Alten Geschichte zwar eine wichtige Berei-
cherung darstellen, aber auch besondere Anforderungen an den
Historiker stellen. Ihre Interpretation erfordert oft eine eingehende Beschäftigung mit der archäologischen Spezialforschung,
um die Zuverlässigkeit vorgeschlagener Rekonstruktionen abschätzen zu können. Gleichzeitig stellen Bilder keinen Ersatz
für schriftliche Quellen dar, sondern ihre sachgerechte Deutung
setzt vielmehr deren Existenz und Kenntnis voraus. Nimmt man
die skizzierten Mühen allerdings auf sich, winken erhebliche
Erkenntnisgewinne: In einer hermeneutischen Spirale vermögen
sich Bild- und Textquellen wechselseitig zu erhellen. Zudem
fügen sich Bildeindrücke, die als Chiffre komplexe Sachverhalte in sich aufnehmen können. Man kann den augusteischen
Prinzipat nicht allein aufgrund der römischen Forenlandschaft
des Jahres 14 n. Chr. verstehen, aber die dort zu gewinnenden
Bildeindrücke vermögen einen aus vielfältigen Quellen gewonnenen Gesamteindruck zu bündeln und zu versinnlichen.
Abbildungen
Geeignetes Bildmaterial zu den obigen Ausführungen findet
sich in den folgenden gedruckten und elektronischen Publikationen:
(1) Zanker, P.: Augustus und die Macht der Bilder, München
1997 (3. Aufl.). [Reich illustrierte Referenzdarstellung der
augusteischen Bilderwelt, erhältlich als preisgünstige Sonderausgabe]
(2) Hill, P. V.: The monuments of ancient Rome as coin types,
London 1989.
(3) Numismatische
Bilddatenbank
Eichstätt
(NBE):
http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/nbe/nbe.html.
[Frei zugängliche Bilddatenbank zur antiken Numismatik;
durch Kooperation mit einigen wichtigen Auktionshäusern
kann eine breite Auswahl selbst wertvollster Stücke in
hochauflösenden Digitalphotographien präsentiert werden]
(4) Münzsammlung des Seminars für Alte Geschichte an der
Universität
Freiburg:
http://freimore.ruf.unifreiburg.de/muenzen/index.html. [Frei zugänglicher Bildkatalog]
(5) VILLE - Architecture, Urbanisme et Image Virtuelle:
http://www.unicaen.fr/rome/. [Projekt zur Erfassung des in
Caen befindlichen Holzmodells der Stadt Rom von Paul
Bigot, sowie zur Entwicklung einer dreidimensionalen Rekonstruktion der Stadt im Computer]
(6) Fototeca Nazionale: http://fototeca.iccd.beniculturali.it/.
[Fotoarchiv des italienischen Kultusministeriums]
(7) Roma Antiqua – Der virtuelle Rundgang zu den antiken
Stätten
Roms:
http://www.romaantiqua.de/index_intern.html. [Bietet Erläuterungen, Fotos
und Pläne zu den einzelnen Monumenten]
(8) Ancient
Rome
–
Images
and
Pictures:
http://bellarmine.lmu.edu/~fjust/Rome.htm.
(9) VRoma – A virtual community for teaching and learning
classics:
http://www.vroma.org/,
besonders
auch
http://www.vroma.org/~forum/forum.html. [Ermöglicht einen virtuellen Rundgang durch das antike Rom, erschlossen
über eine Fülle von Materialien]
(10)
Capitolium.org:
http://www.capitolium.org/eng/virtuale/virtuale.htm. [Offizielle Hompage der römischen Kaiserforen mit virtuellen
Rekonstruktionen]
(11)
Rome
Reborn:
http://www.cvrlab.org/projects/real_time/realtime_projects.
html. [Projekt zur Erstellung von dreidimensionalen Computerrekonstruktionen bedeutender Baudenkmäler in Rom;
das virtuelle forum Romanum soll bis 2005 im Rahmen des
Perseus Project (http://www.perseus.tufts.edu) zugänglich
gemacht werden]
(12)
Das Alte Rom. Virtuelle Tour durch die berühmtesten
Bauwerke – im Originalmodell von damals bis heute, München (United Media Soft) 2001. [DVD mit reichem Bildmaterial (Detailaufnahmen des von Italo Ghismondi angefertigten Modells des kaiserzeitlichen Rom im Museo della civiltà romana!) und begehbaren 3D-Rekonstruktionen, u. a.
des Augustusforums und der basilica Paulli, erhältlich im
Buchhandel und über die Wissenschaftliche Buchgesellschaft]
Literaturliste
Kaiser Augustus und die verlorene Republik. Eine Ausstellung im
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 7. Juni-14. August 1988: Mainz
1988.
Abbott, F. F.: The theatre as a factor in Roman politics under the republic, in: TAPhA 38 (1907), S. 49-56.
Ackroyd, B. G.: Porticus Julia or Porticus Liviae? The reading of Dio
56.27.5, in: Athenaeum N. S. 80 (1992), S. 196-199.
Dies.: The porticus Gai et Lucii. The porticus Phiippi. The porticus
Liviae, in: Athenaeum N. S. 88 (2000), S. 563-580.
Alföldy, G.: Augustus und die Inschriften: Tradition und Innovation.
Die Geburt der imperialen Epigraphik, in: Gymnasium 98 (1991),
S. 289-324.
Amici, C. M.: Il foro di Cesare. [2 Bde.], Florenz 1991, (= Il linguaggio dell'architettura romana. 2).
Anderson, J. C.: The historical topography of the imperial fora, Brüssel 1984, (= Collection Latomus. 182).
Barchiesi, A.: Martial arts. Mars Ultor in the Forum Augustum: a
verbal monument with a vengeance, in: Herbert-Brown, G. (Hg.):
Ovid's Fasti. Historical readings at its bimillennium, Oxford 2002,
S. 1-22.
Becatti, G.: Opere d'arte greca nella Roma di Tiberio, in: ArchCl 2526 (1973-1974), S. 18-53.
Bonnefond, M.: Transferts de fonctions et mutation idéologique : le
capitole et le forum d'Auguste, in: L'urbs. Espace urbain et histoire
(Ier siècle av. J.-C.-IIIe siècle ap. J.-C.). Actes du colloque international organisé par le Centre national de la recherche scientifique
et l'École française de Rome, Rom 1987, (= Collection de l'École
française de Rome. 98), S. 251-278.
Chausson, F.: Deuil dynastique et topographie urbaine dans la Rome
antonine. I. Un mausolée dynastique, in: Belayche, N. (Hg.):
Rome, les Césars et la ville aux premiers siècles de notre ère, Rennes 2001, S. 293-342.
Coarelli, F.: Foro Romano. Periodo repubblicano e augusteo, Rom
1985, (= Lectiones Planetariae).
Coleman, K. M.: Launching into history: aquatic displays in the early
empire, in: JRS 83 (1993), S. 48-74.
Corbier, M.: Pallas et la statue de César : affichage et espace public à
Rome, in: RN 152 (1997), S. 11-40.
Croon, J. H.: Die Ideologie des Marskultes unter dem Principat und
ihre Vorgeschichte, in: ANRW II.17.1, Berlin/New York 1981, S.
246-275.
Eck, W.: Die Familie der Volusii Saturnini in neuen Inschriften aus
Lucus Feroniae, in: Hermes 100 (1972), S. 461-484.
Ders.: Senatorial self-representation: developments in the Augustan
period, in: Millar, F. G. B./Segal, E. (Hgg.): Caesar Augustus.
Seven aspects, Oxford 1984, S. 129-167.
Favro, D. G.: The urban image of Augustan Rome, Cambridge 1998.
Fears, J. R.: The cult of Jupiter and Roman imperial ideology, in:
ANRW II.17.1, Berlin/New York 1981, S. 3-141.
Ders.: The theology of victory at Rome: approaches and problems, in:
ANRW II.17.2, Berlin/New York 1981, S. 736-826.
Fishwick, D.: Iconography and ideology. The statue group in the temple of Mars Ultor, in: AJAH N. S. 2 (2003), S. 63-94.
Fredrick, D.: Mapping penetrability in late republican and early imperial Rome, in: Fredrick, D. (Hg.): The Roman gaze. Vision,
power, and the body, Baltimore/London 2002, (= Arethusa
Books), S. 236-264.
Galinsky, K.: Augustan culture. An interpretive introduction, Princeton 1996.
Ganzert, J.: Der Mars-Ultor-Tempel auf dem Augustusforum in Rom,
Mainz 1996, (= MDAI (R) Sonderschriften. 11).
Ders.: Im Allerheiligsten des Augustusforums. Fokus "Oikoumenischer Akkulturation", Mainz 2000, (= AW Sonderbände).
Gregory, A.: "Powerful images": responses to portraits and the political use of images in Rome, in: JRA 7 (1994), S. 80-99.
Gros, P.: Aurea Templa. Recherches sur l'architecture religieuse de
Rome à l'époque d'Auguste, Rom 1976, (= Bibliothèque des Écoles françaises d'Athènes et de Rome. 231).
Gurval, R. A.: Actium and Augustus. The politics and emotions of
civil war, Ann Arbor (Mich.) 1995.
Hartmann, A.: Im Osten nichts Neues: Europa und seine Barbaren seit
dem 5. Jahrhundert v. Chr., in: Schreiber, W. (Hg.): Europa - für
jede Epoche und jede Region anders, Neuried 2003, (= Eichstätter
Kontaktstudium zum Geschichtsunterricht. 3), S. 31-77.
Haselberger, L./Romano, D. G./Dumser, E. A.: Mapping Augustan
Rome, Portsmouth 2002, (= JRA Supplement. 50).
Hill, P. V.: The monuments of ancient Rome as coin types, London
1989.
Hölscher, T.: Victoria Romana. Archäologische Untersuchungen zur
Geschichte und Wesensart der römischen Siegesgöttin von den
Anfängen bis zum Ende des 3. Jh. n. Chr., Mainz 1967.
Ders.: Staatsdenkmal und Publikum. Vom Untergang der Republik bis
zur Festigung des Kaisertums in Rom, Konstanz 1984, (= Xenia.
9).
Ders.: Denkmäler der Schlacht von Actium. Propaganda und Resonanz, in: Klio 67 (1985), S. 81-102.
Kellum, B.: The city adorned: programmatic display at the Aedes
Concordiae Augustae, in: Raaflaub, K. A./Toher, M. (Hgg.): Between republic and empire. Interpretations of Augustus and his
principate, Berkeley/Los Angeles/Oxford 1990, S. 276-307.
Dies.: The phallus as signifier: the forum of Augustus and rituals of
masculinity, in: Kampen, N. B. (Hg.): Sexuality in ancient art.
Near East, Egypt, Greece, and Italy, Cambridge 1996, (= Cambridge studies in new art history and criticism), S. 170-183.
Lahusen, G.: Untersuchungen zur Ehrenstatue in Rom. Literarische
und epigraphische Zeugnisse, Rom 1983, (= Archaeologia. 35).
Luce, T. J.: Livy, Augustus, and the Forum Augustum, in: Raaflaub,
K. A./Toher, M. (Hgg.): Between republic and empire. Interpretations of Augustus and his principate, Berkeley/Los Angeles/Oxford 1990, S. 123-138.
Mannsperger, D.: Annos undeviginti natus. Das Münzsymbol für Octavians Eintritt in die Politik, in: Freytag gen. Loeringhoff, B.
v./Mannsperger, D./Prayon, F. (Hgg.): Praestant interna. Festschrift für Ulrich Hausmann zum 65. Geburtstag am 13. August
1982, Tübingen 1982, S. 331-337.
Marco Simón, F.: Iconografía y propaganda ideológica. Júpiter Amón
y Medusa en los foros imperiales, in: Croisille, J.-M. (Hg.):
Neronia IV. Alejandro Magno, modelo de los imperadores
romanos , Brüssel 1990, (= Collection Latomus. 209), S. 143-162.
Millar, F. G. B.: The crowd in Rome in the late republic, Ann Arbor
(Mich.) 1998, (= Jerome lectures. 22).
Montagna Pasquinucci, M.: L'«altare» del tempio del Divo Giulio, in:
Athenaeum N. S. 52 (1974), S. 144-155.
Nash, E.: A pictorial dictionary of ancient Rome. [2 Bde.], London
1961-1962.
Nedergaard, E.: La collocazione originaria dei Fasti Capitolini e gli
archi di Augusto nel Foro Romano, in: BCom 96 (1994-1995), S.
33-70.
North, J. A.: Democratic politics in republican Rome, in: P&P 126
(1990), S. 3-21.
Patterson, J. R.: The city of Rome: from republic to empire, in: JRS 82
(1992), S. 186-215 .
Platner, S. B./Ashby, T.: A topographical dictionary of ancient Rome,
Oxford 1929.
Rich, J. W.: Augustus' Parthian honours, the temple of Mars Ultor and
the arch in the Forum Romanum, in: PBSR 66 (1998), S. 71-128.
Rich, J. W./Williams, J. H. C.: Leges et Ivra P. R. restituit: a new
aureus of Octavian and the settlement of 28-27 BC, in: NC 159
(1999), S. 169-213.
Richardson jr., L.: A new topographical dictionary of ancient Rome,
Baltimore/London 1992.
Rowe, G.: Princes and political cultures. The new Tiberian senatorial
decrees, Ann Arbor (Mich.) 2002.
Rowell, H. T.: The Forum and funeral imagines of Augustus, in:
MAAR 17 ( 1940), S. 131-143.
Ders.: Vergil and the Forum of Augustus, in: AJPh 62 (1941), S. 261276.
Sauron, G.: Le complexe pompéien du Champ de Mars : nouveauté
urbanistique à finalité idéologique, in: L'urbs. Espace urbain et histoire (Ier siècle av. J.-C.-IIIe siècle ap. J.-C.). Actes du colloque international organisé par le Centre national de la recherche scientifique et l'École française de Rome, Rom 1987, (= Collection de
l'École française de Rome. 98), S. 457-473.
Ders.: Vénus entre deux fous au forum de César, in: Evers,
C./Tsingarida, A. (Hgg.): Rome et ses provinces. Genèse & diffusion d'une image du pouvoir. Hommage à Jean-Charles Balty,
Brüssel 2001, (= Lucernae Novantiquae), S. 187-199.
Schäfer, T.: Spolia et signa: Baupolitik und Reichskultur nach dem
Parthererfolg des Augustus, Göttingen 1998, (= Nachrichten der
Akademie der Wissenschaften in Göttingen: I, PhilologischHistorische Klasse. 1998,2).
Scheid, J.: Commentarii fratrvm arvalivm qvi svpersvnt. Les copies
épigraphiques des protocoles annuels de la confrérie arvale (21
av.-304 ap. J.-C.), Rom 1998, (= Roma antica. 4).
Schilling, R.: La religion romaine de Vénus depuis les origines jusqu'au temps d'Auguste, Paris 1982 (2. Aufl.).
Schneider, R. M.: Bunte Barbaren. Orientalenstatuen aus farbigem
Marmor in der römischen Repräsentationskunst, Worms 1986.
Scott, R. T.: The triple arch of Augustus and the Roman triumph, in:
JRA 13 (2000), S. 193-191.
Simpson, C. J.: On the unreality of the Parthian arch, in: Latomus 51
(1992), S. 835-842.
Ders.: The original site of the Fasti Capitolini, in: Historia 42 (1993),
S. 61-81.
Smith, R. R. R.: Simulacra gentium: the ethne from the Sebasteion at
Aphrodisias, in: JRS 78 ( 1988), S. 50-77.
Spannagel, M.: Exemplaria principis. Untersuchungen zu Entstehung
und Ausstattung des Augustusforums, Heidelberg 1999, (= Archäologie und Geschichte. 9).
Stone, S.: The toga: from national to ceremonial costume, in: Sebesta,
J. L./Bonfante, L. (Hgg.): The world of Roman costume, Madison
1994, (= Wisconsin studies in classics), S. 13-45.
Talbert, R. J. A.: The senate of imperial Rome, Princeton 1984.
Tanner, J.: Portraits, power, and patronage in the late Roman republic,
in: JRS 90 (2000), S. 18-50.
Thompson, D. L.: The meetings of the Roman senate on the Palatine,
in: AJA 85 (1981), S. 335-339.
Ulrich, R. B.: Julius Caesar and the creation of the Forum Iulium, in:
AJA 97 (1993), S. 49-80.
Ders.: The Roman orator and the sacred stage: the Roman templum
rostratum, Brüssel 1994, (= Collection Latomus. 222).
Weinstock, S.: Divus Julius, Oxford 1971.
Westall, R.: The Forum Iulium as representation of Imperator Caesar,
in: MDAI(R) 103 (1996), S. 83-118.
Wissemann, M.: Die Parther in der augusteischen Dichtung, Frankfurt
a. M. u. a. 1982, (= Europäische Hochschulschriften: Reihe XV,
Klassische Sprachen und Literaturen. 24).
Zanker, P.: Forum Augustum. Das Bildprogramm, Tübingen 1968, (=
Monumenta artis antiquae. 2).
Ders.: Forum Romanum. Die Neugestaltung durch Augustus, Tübingen 1972, (= Monumenta artis antiquae. 5).
Ders.: Drei Stadtbilder aus dem augusteischen Rom, in: L'urbs. Espace
urbain et histoire (Ier siècle av. J.-C.-IIIe siècle ap. J.-C.). Actes du
colloque international organisé par le Centre national de la recherche scientifique et l'École française de Rome, Rom 1987, (= Collection de l'École française de Rome. 98), S. 475-489.
Ders.: Augustus und die Macht der Bilder, München 1997 (3. Aufl.).
Ders.: Der Kaiser baut fürs Volk, Opladen 1997, (= Gerda Henkel
Vorlesung).
Herunterladen