Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie Neuroendokriner

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Zusamenfassung der Beiträge des
„Symposium Aktuelle Diagnose und
Therapie Neuroendokriner Tumore“ am
23. Juni in Bad Berka
Dr. M. Anlauf,
Klassifikation und
Staging von
neuroendokrinen
Tumoren
D. Hörsch, M. Hommann und R.P. Baum
Zentralklinik Bad Berka
Zentrum für Neuroendokrine Tumore
Referenten: M. Anlauf, D. Hörsch, A. Rinke,
H. Dralle, M. El-Sheik, M. Pavel, R. Arnold,
R.P. Baum, C. Fischer, M. Rostock, J.E.
Hensen, J. Lutz und B. Sayer
Im Kultur und Kongreßsaal der Zentralklinik Bad Berka (Abbildung), begrüßte Prof.
Dr. R.P. Baum die Anwesenden, die sich aus
interessierten Ärzten und einer großen
Patientengruppe, vor allem der Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine
Tumoren e.V., zusammensetzte. Herr Prof.
Baum stellte kurz die Entwicklung der
Zentralklinik im Wandel der Zeiten von
einer Tuberkuloseklinik zu einem mit
modernster Infrastruktur ausgestattetem
Krankenhaus der Maximalversorgung dar.
Am Vormittag standen wissenschaftliche
Vorträge über die aktuelle Diagnostik und
Therapie neuroendokriner Tumoren im
Vordergrund. Nachmittag wurden Referate
zum Umgang mit der chronischen
Erkrankung gehalten,
die die Themen
Ernährung,
Schmerz,
Krankheitsbewältigung, alternative Therapieverfahren,
Palliativmedizin und rechtliche Aspekte der
Vorsorge und Verfügungen umfassten.
Der gut besuchte Kultur- und Kongreßsaal der Zentralklinik
Das Anfangsreferat von Dr. M. Anlauf aus
Kiel befasste sich mit den Veränderungen in
der Klassifikation und im Staging der NET
seit 2000. Durch die Einführung der WHO
Klassifikation wurde ein weltweiter Standard
der
pathologischen
Einteilung
des
biologischen Verhaltens (Risikostratifizierung) der neuroendokrinen Tumoren
geschaffen
(Abbildung
1).
Herr
WHO Klassifikation neuroendokriner
Tumore des Magens (exemplarisch)
1.
Hoch differenzierter neuroendokriner Tumor
•
Benignes Verhalten: funktionell inaktiv, beschränkt auf Mukosa-Submukosa, nicht-angioinvasiv,
Größe ≤ 1cm
-ECL-Zell-Tumor des Korpus-Fundus (meist multipel) mit chronischer atrophischer Gastritis (CAG)
oder MEN-1-Syndrom
•
Benignes oder niedrigmalignes Verhalten (fragliche Dignität): funktionell inaktiv, beschränkt auf
Mukosa-Submukosa, ohne oder mit Angioinvasion, Größe >1-2cm
-
ECL-Zell-Tumor mit CAG oder MEN-1-Syndrom oder sporadisch
-
Serotonin-positiver oder (sehr selten) Gastrin-positiver Tumor
2. Hoch differenziertes neuroendokrines Karzinom
•
Niedrigmalignes Verhalten: Invasion der Muskularis propria und darüber hinaus, oder mit Metastasen,
-
funktionell inaktiv: meist sporadisches ECL-Zell-Karzinom
-
funktionell aktiv mit Serotonin-positivem Karzinom oder Gastrin-positivem Karzinom (Gastrinom)
Größe >2cm
3. Niedrig differenziertes neuroendokrines Karzinom
•
Hochmalignes Verhalten
Abbildung 1
Dr. Anlauf stellte an einzelnen Beispielen die
verschiedenen Formen der neuroendokrinen
Tumore vor, die mehr als 40 Entitäten
umfassen. Ausführlich erklärte Herr Dr.
Anlauf die Bedeutung der Funktionalität der
NETs, die nicht durch den Nachweis der
Bildung von Botenstoffen in den NETs
definiert ist, sondern durch ihre ungeregelte
Sekretion und damit zu den typischen
klinischen Bildern wie ein Zollinger-EllisonSyndrom oder einem Hyperinsulinismus
führt. Neue Erkenntnisse weisen auch
darauf hin, dass für die neuroendokrinen
Tumore Vorläuferläsionen sowie eine
Multifokalität (Abbildung 2) existieren (sog.
Mikroadenome), die vor allem bei den
prädisponierenden
Keimbahnmutationen
auftreten (z.B. MEN-1). Zusätzlich zur
pathologischen Einteilung der NETs wurde
der Vorschlag einer verbindlichen Einteilung
der NET mittels eines TNM Systems
erstellt, vorerst für Tumoren des
Duodenale Gastrinome bei MEN1
endoskopische Verfahren, die Endosonographie, nuklearmedizinische Verfahren
wie die Szintigraphie und die PositronenEmissionstomographie
(PET)
sowie
radiologischen Methoden wie CT und MRT.
Endosonographie
Endosonographie
Dist: 6,8 mm
und 5,7 mm!
Bilder Endosono
Anlauf M, Perren A et al. Gastroenterology 2005
Abbildung 2.
Vorderdarms. Damit gelingt es die
Ausbreitung der Tumoren international
verbindlich zu klassifizieren und zu
vergleichen. Dies ist ein wichtiger Schritt
um Studien analog zu bewerten. Zusätzlich
zur TNM Einteilung wurde auch ein
Grading System entwickelt, das eine
biologische Stratifizierung aufgrund des
Wachstumsverhaltens beinhaltet. Abschliessend stellte Herr Dr. Anlauf an einigen
Beispielen die Feinheiten und Besonderheiten von NETs dar, zum Beispiel
anhand eines fulminanten Glukagonomsyndroms oder dem Nachweis der
Entstehung eines NET in einer Langerhans`schen Insel.
PD Dr. D. Hörsch,
Effiziente Diagnose
neuroendokriner
Tumore
Einleitend hob Herr PD Dr. Hörsch aus
Bad
Berka
die
Bedeutung
der
Diagnosestellung bei der Erkrankung an
einem neuroendokrinen Tumor hervor. Da
sich Diagnose von dem griechischen Wort
für Entscheidung herleitet, ist dadurch gleich
eine Richtschnur für die Diagnosestellung
mittels diagnostischer Verfahren gegeben,
die nur erfolgen sollte, wenn sie auch für die
Therapieplanung des Patienten eine
Entscheidung herbeiführt. Diagnostische
Verfahren für NETs stellen der Ultraschall
mit der Weiterentwicklung des Kontrastmittel-verstärkten
Ultraschalls
dar,
Patientmit
mitNET
NETder
derLunge,
Lunge,im
imPET
PETerhöhte
erhöhteSUV
SUVPankreasloge
Pankreasloge
Patient
Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie neuroendokriner Tumore 23. Juni 2007
3
Abbildung 3.
Der Ultraschall als Standardmethode erfährt
durch den Kontrastmittel-verstärkten Ultraschall eine wesentliche Erhöhung der
Sensitivität und Spezifität, wobei Metastasen
von NETs in der Leber, im Gegensatz zu
anderen Tumoren, sich nicht immer typisch
darstellen lassen. Nicht mehr wegzudenken
für die Diagnose von NETs ist die
Endosonographie,
die
im
oberen
Gastrointestinaltrakt und den angrenzenden
Organen die derzeit genaueste Darstellung
auch kleinster Strukturen ermöglicht, zum
Beispiel von multilokulären Tumoren
(Abbildung
3).
Zudem
kann
die
Endosonographie auch zur gezielten
Punktion von verdächtigen Läsionen
eingesetzt oder direkt therapeutisch wirksam
werden, zum Beispiel zur Plexus solarisBlockade. Sinnvollerweise sollte bei der
Diagnose
von
NETs
immer
ein
Übersichtsverfahren mit einer Schnittbilddiagnostik kombiniert werden.
Abbildung 4. Rezeptor-PET CT mit Ga-68 DOTANOC:
Nachweis eines Primärtumors im Pankreas mit multiplen
Lebermetastasen.
eine Kombination von dem allgemeinen
Tumormarker Chromogranin A und
spezifischen Tumormarkern wie Gastrin,
Insulin
oder
Glukagon
bei
den
entsprechenden klinischen Syndromen
sinnvoll. Besonders führte Frau Dr. Rinke
die
Notwendigkeit
der
kardialen
Überwachung von Patienten mit
PET Indikationen
Indikationen
PET
Erstdiagnose
Unbekannter Primärtumor
Nach Resektion (Rezidiv)
Kleine Metastasen
Vor Radioligandentherapie
Standards
Standards in
in der
der Nachbehandlung
Nachbehandlung
Zusammenfassung
Zusammenfassung (Teil1)
(Teil1)
Bei Verdacht auf Zweittumor (mit Onko-PET)
Funktionalität des Tumors (Rezeptoren)
Symposium Aktuelle Diagnose und Therapie neuroendokriner Tumore 23. Juni 2007
5
Abbildung 5.
Während die Somatostatinrezeptorszintigraphie das Standardverfahren darstellt,
kann in der PET bei der Verwendung von
Gallium-68
konjugierter
Somatostatinanaloga eine verbesserte Darstellbarkeit
erreicht werden (Abbildung 4), die durch
eine
Kombination
mit
einer
CT
Untersuchung noch weiter optimiert
werden kann. Indikationen für eine PETUntersuchung sind in Abbildung 5
zusammengefasst.
Dr. A. Rinke,
Standards in der
Nachbehandlung
••Verlaufskontrollen
Verlaufskontrollenmüssen
müssendem
demTumortyp
Tumortyp(benigne,
(benigne,borderline,
borderline,niedrig-maligne,
niedrig-maligne,
hochmaligne),
hochmaligne),der
derPrimärtumorlokalisation,
Primärtumorlokalisation,dem
demStadium
Stadium(Z.n.
(Z.n.R0-Resektion,
R0-Resektion,
metastasiert)
metastasiert)und
undder
derfunktionellen
funktionellenAktivität
Aktivitätangepasst
angepasstwerden.
werden.
••InInbestimmten
bestimmtenFällen
Fällenmit
mituneingeschränkter
uneingeschränkterPrognose
Prognosesind
sindaufwendige
aufwendige
Staginguntersuchungen
Staginguntersuchungenoder
oderNachsorgeuntersuchungen
Nachsorgeuntersuchungennach
nachkurativer
kurativerResektion
Resektion
nicht
nichtgerechtfertigt.
gerechtfertigt.
••I.d.R
I.d.Rumfassen
umfassendie
dieVerlaufskontrollen
Verlaufskontrollenfolgende
folgendeUntersuchungen:
Untersuchungen:
•Anamnese
•Anamneseund
undkörperlicher
körperlicherStatus
Status
•Routinelaborparameter
•Routinelaborparameter
•Chromogranin
•ChromograninAAfalls
fallsinitial
initialerhöht
erhöht
•Ggf.
•Ggf.Markerhormon
Markerhormon
•Bildgebung
•Bildgebungi.d.R.
i.d.R.MRT
MRToder
oderCT
CT(Methodenwechsel
(Methodenwechselmeiden)
meiden)
Abbildungen 6 und 7.
Standards
Standards in
in der
der Nachbehandlung
Nachbehandlung
Zusammenfassung
Zusammenfassung (Teil2)
(Teil2)
••Die
DieSomatostatinrezeptorszintigraphie
Somatostatinrezeptorszintigraphiehat
hatininder
derInitialdiagnostik
Initialdiagnostik
(„Ganzkörperstaging“,
(„Ganzkörperstaging“,Primärtumorlokalisation)
Primärtumorlokalisation)sowie
sowieiningrößeren
größerenIntervallen
Intervallen
als
alsVerlaufsuntersuchung
Verlaufsuntersuchungeinen
einenbesonderen
besonderenStellenwert,
Stellenwert,insbesondere
insbesonderezur
zur
Planung
weiterer
Therapieoptionen
bei
Feststellung
eines
Tumorprogresses.
Planung weiterer Therapieoptionen bei Feststellung eines Tumorprogresses.
••Bei
BeiPatienten
Patientenmit
mitKarzinoid-Syndrom
Karzinoid-Syndromsollte
sollteininjährlichen
jährlichenAbständen
Abständenein
ein
Herzultraschall
Herzultraschallzur
zurErfassung
Erfassungder
derprognostisch
prognostischrelevanten
relevantenKarzinoidKarzinoidHerzerkrankung
durchgeführt
werden.
Herzerkrankung durchgeführt werden.
••Bei
Beierhöhtem
erhöhtemZweitmalignomrisiko
Zweitmalignomrisikosind
sindjährliche
jährliche
Krebsfrüherkennungsuntersuchungen
Krebsfrüherkennungsuntersuchungeneinschließlich
einschließlichKoloskopien
Koloskopienim
imJahr
Jahr
der
derDiagnosestellung,
Diagnosestellung,nach
nach33Jahren
Jahrenund
unddann
dannalle
alle55Jahre
Jahresinnvoll.
sinnvoll.
Welche Standards sollten in der Nachbehandlung der NETs eingeführt werden?
Basierend auf den Leitlinien der European
Neuroendocrine Tumor Society (ENETS)
referierte Frau Dr. Rinke aus Marburg über
Sinn und Unsinn der Nachsorge am Beispiel
der verschiedenen NETs des Magens und
der Insulinome. Am besten charakterisiert
sind die Appendix-NETs hinsichtlich der
Heilungserfolge; diese können damit genau
anhand der Empfehlung nachgesorgt
werden, was bedeutet, dass für Tumoren mit
sehr niedrigem Potential für eine
Fernmetastierung auf weitere Nachsorgeuntersuchungen verzichtet werden
kann. Bei den verschiedenen Entitäten der
NETs müssen die biochemischen und
morphologischen Parameter nach Tumortyp, biologischem Verhalten und Ausbreitung ausgewählt werden. Oft ist auch
Karzinoiden
aus,
da
bei
diesem
Krankheitsbild oft der Verlauf durch die
Rechtsherzbelastung determiniert wird und
eine frühzeitige Intervention zum Beispiel
durch einen Klappenersatz nicht versäumt
werden sollte. Standards in der Nachbehandlung sollten auch ein regelmäßiges
Screening für nicht endokrine Zweittumoren
umfassen, zum Beispiel für kolorektale
Karzinome oder Mammakarzinome, da
deren Auftreten bei Patienten mit NETs
erhöht ist. Bei der abschließenden Diskussion wurde von Frau Dr. Rinke noch
einmal die Bedeutung einer individuellen
Anpassung der existierenden Standards für
die individuellen Patienten betont. Die von
Frau Rinke empfohlenen Standards der
Nachbehandlung sind in den Abbildungen 6
und 7 zusammengefasst.
Prof. Dr. H. Dralle,
Chirurgische
Therapie: Kuration
durch Resektion
und Debulking
Prof. Dr. H. Dralle aus Halle hatte den
Auftrag, über die chirurgische Therapie
zwischen der Kuration durch eine Resektion
gegenüber der Wertigkeit der chirurgischen
Tumormassenreduktion darzustellen. Einführend stellte Herr Prof. Dralle die Rolle
der Chirurgie im Spannungsfeld zwischen
Heilung und Linderung anhand der organund funktionserhaltende Resektion und der
radikalen Resektion bei lokal invasiven NET
dar. Am Beispiel der NETs des Magens
wurde eräutert, welche Typen der MagenNETs endoskopisch entfernt, operiert oder
nachbeobachtet werden sollten. Demgegenüber sollte zur Vermeidung von Komplikationen im Verlauf der Erkrankung, zum
genauen Staging und zum Nachweis einer
Multifokalität die Indikation zur Resektion
des Primärtumors großzügig gestellt werden.
Bei den NETs der Appendix stellte Herr
Prof. Dralle anhand neuester Daten dar, dass
die Indikation zur Nachresektion auch bei
kleinen Tumoren individuell gestellt werden
sollte, da auch bei Tumoren mit weniger als
20 mm Durchmesser bereits Lymphknotenmetastasen in Einzelfällen nachgewiesen
werden können. Auch bei den NETs des
Rektums muss das operative Vorgehen
aufgrund des Tumorstadiums bestimmt
werden (Abbildung 8).
Operatives Konzept bei Rektumkarzinoiden
kurative Intention
< 1 cm, submukös
keine Metastasen
(ca. 80 %)
Endoskopische Abtragung
1 – 2 cm,
keine Metastasen
(ca. 10 %)
wide excision
= 2 cm, muscularis
mucosaeInfiltration, LKM
Radikale Resektion
(LAR, APR)
M odlin IM et al, 2004, E ndocrine S urgery
Abbildung 8.
NET des Pankreas sollten aufgrund von
Funktionalität, genetischem Hintergrund
und Ausbreitung entweder nachbeobachtet,
lokal exzidiert oder im Rahmen einer
Pankreasresektion
entfernt
werden.
Operationen am Pankreas können auch
zunehmend endoskopisch (laparoskopisch)
durchgeführt werden. Gastrinome sind vor
allem Tumoren des Duodenums und
müssen dementsprechend operativ angegangen werden, intraoperativ sollte eine
Illumination des Duodenums durch eine
Endoskopie erfolgen um alle intraluminale,
zum Teil sehr kleine Tumoren zu erkennen
(Abbildung 9). Die Rolle der Chirurgie muss
auch bei den nicht-funktionellen NETs im
Rahmen der zunehmenden Sensitivität der
Bildgebung zum Beispiel durch die PET,
zukünftig neu definiert werden. Hierbei ist
vor allem die Organerhaltung vordringlich.
Duodenale MEN 11-Mikrogastrinome,
Transillumination,
Transillumination, Duodenotomie
P K 060448, O P 300804
Abbildung 9.
Die Möglichkeiten der Tumormassenreduktion können durch die vermehrte
Radikalität der operativen Verfahren bei
vertretbaren Risiko deutlich erweitert
werden. Abschließend stellte Herr Prof.
Dralle dar, dass sich nicht nur die Diagnostik
der NETs verbessert hat sondern auch die
chirurgischen therapeutischen Möglichkeiten
und dadurch eine wesentliche Aufgabe der
mit NET Patienten befassten Ärzte darin
besteht, den Patienten die Angst vor den
resektiven Verfahren zu nehmen.
Prof. Dr. R. Arnold,
Antisekretorische
und Antiproliferative Wirkungen
der Biotherapie
Herr Prof. Dr. Arnold aus München,
ehemals
Marburg,
ging
auf
die
antisekretorische
und
antiproliferative
Wirkungen der Biotherapie ein. Der
Stellenwert der Biotherapie liegt in der
effektiven Kontrolle der funktionellen
Symptome, zum Beispiel des Karzinoidsyndroms, der NET. Darüber hinaus gibt es
Hinweise dafür, dass eine Biotherapie auch
das Wachstum der NET günstig
beeinflussen kann. Zum Einsatz kommen
verschiedene Somatostatin-Analoga (SSA)
sowie Interferon-alpha Präparate. Weitere
Medikamente die beim funktionellen
Insulinom zur Verminderung der Hypoglykämie zum Einsatz kommen, sind
Diazoxid sowie Protonenpumpenhemmer
beim funktionellen Gastrinom, dem
Zollinger-Ellison Syndrom (Abbildung 10).
Management Neuroendokriner Tumore
Medikamentöse Kontrolle der HormonHormonbedingten Symptome
Insulinom
Insulinom
Diazoxid/Octreotid
Diazoxid/Octreotid
Gastrinom
Gastrinom
PPI
PPI
Karzinoid
KarzinoidSyndrom
Syndrom
Octreotid/ /Lanreotid
Lanreotid
Octreotid
Glukagonom
Glukagonom
Octreotid/ /Lanreotid
Lanreotid
Octreotid
VIPom
VIPom
Octreotid/ /Lanreotid
Lanreotid
Octreotid
Andere
Andere
Octreotid/ /Lanreotid
Lanreotid
Octreotid
Abbildung 10.
Durch diese medikamentöse Therapie
können sich diese funktionelle Aktivitäten
der NETs oft gut beherrschen lassen. Die
antiproliferative Wirkung der Biotherapie ist
weniger gut belegt und muss im Kontext des
unterschiedlichen Wachstumsverhaltens der
NETs betrachtet werden, da einzelne NETs
auch Spontanremissionen oder eine
dauerhaften stabilen Verlauf aufweisen.
Nach gegenwärtigem Kenntnisstand kommt
die Biotherapie mit Somatostatinanaloga
oder Interferon nur bei einem langsamen
Tumorwachstum in Frage während die
stabile Erkrankung nicht behandelt werden
muss und demgegenüber der schnellwachsende Tumor einer Chemotherapie
bedarf. Für die Therapie mit Somatostatinanaloga macht man sich die Expression
der Somatostatinrezeptoren (SSTR) bei den
NET zunutze, vor allem der Rezeptorsubtyp
SSTR2 ist hier erwähnenswert. Zwei vergleichende Studien, die die Kombination
von Somatostatinanaloga mit Interferon
verglichen, konnten insgesamt keinen
Vorteil für die Kombination aufweisen.
Nach Herrn Prof. Arnold profitiert von
einer
Biotherapie
hinsichtlich
der
Wachstumshemmung nach gegenwärtigem
Kenntnisstand vor allem eine Subgruppe
von Patienten mit einem langsamen
Tumorwachstum vor Therapieeinleitung.
Letztlich steht aber der Beweis der
antiproliferativen Wirksamkeit der Therapie
mit SSA noch aus, da eine randomisierte,
Plazebo-kontrollierte vergleichende Studie
mit einer Depotform von Octrotid noch
nicht abgeschlossen ist und die Ergebnisse
erst im nächsten Jahr erwartet werden.
Abschließend empfahl Herr Prof. Arnold
den Einsatz der Biotherapie im Rahmen
eines in Abbildung 11 vorgestellten
Therapiealgorithmus.
Therapeutic Options for Neuroendocrine Tumours
Surgical Procedures (Debulking, Resection of the Primary)
No tumour growth
Slow tumour growth
o
Octreotide r
Symptomatic
Treatment
α -Interferon
Progress
Additional
α -Interferon
Rapid tumor growth
Etoposide plus
Cisplatin
Additional
Octreotide
Progress
Chemotherapy
Radioligandtherapy
Embolisation
Other ablative measures
Progress
Livermetastases
Pancreas Tumour
Livertransplantation
Streptozotocin
plus Doxorubicin
or Dacarbacin
No Pancreas Tumour
No Chemotherapy
Abbildung 11.
PD Dr. M.Pavel,
Chemotherapie und
neue
Therapieansätze
Frau PD Dr. Pavel aus Berlin referierte über
Chemotherapie und neue Therapieansätze
bei NETs. Die systemische Chemotherapie
bei den pankreatischen NETs ist gut belegt,
zum Einsatz kommen Kombinationen aus
Streptozotocin, 5-FU und Doxorubicin mit
einem Ansprechen zwischen 40 und 60%.
Nach Frau PD Dr. Pavel kann eine
Dreifachkombination dieser Substanzen zur
Zeit nicht empfohlen werden, da die
Ergebnisse in einer retrospektiven Studie
nicht besser sind als die der Zweifachkombinationen. Die Kombination eines
Platinanalogs (Cisplatin oder Carboplatin)
mit Etoposid sollte bei den schnell
wachsenden
Tumoren
zum
Einsatz
kommen. Ein neues vielversprechendes
Therapieschema ist die niedrig dosierte
Langzeitgabe von 5-FU (metronomische
Chemotherapie) in Kombination mit dem
Somatostatinanalogon Octreotid (Abbildung
12).
Neue Chemotherapiestudien
5-FU metronomisch (200 mg/m²/d) + Octreotid
Phase 2; n=29 Patienten; lokal fortgeschrittene /
metastasierte WD NET
Ergebnisse:
• PR: 7 / 29 (24.1%)
• SD: 20 / 29 (69.0%)
• PD:
2 / 29 (6.9%)
•
•
•
•
Biochemisches Ansprechen (CGA?):
11 / 25 (44.0%)
Symptombesserung:
9 / 15 (60%)
Sekundäre Resektion:
3 / 29 (1 x R0)
Zeit bis zur Tumorprogression:
25 mo (2 mo - 69 mo)
Rezeptors für den Wachstumsfaktor EGF
durch Gefitinib in einer Studie mit
Patienten, die eine progrediente Erkrankung
Symptome des Karzinoid-Syndroms
unter Pasireotid bei Respondern
12/44 Patienten: symptomatische Besserung
BM = Bowel movements
Kvols L et al., ASCO-GI 2006
Abbildung 13.
aufwiesen, war bei bis zu einem Drittel der
Patienten effektiv. Eine Substanz, die
mehrere intrazelluläre Wachstumskinasen
hemmt und bereits in anderen Tumorarten
wirksam ist (Sunitinib, Sutent), zeigte
Wirksamkeit insbesondere bei endokrinen
Pankreastumoren und wird nun in einer
großen
kontrollierte
Studie
getestet
(Abbildung 14).
Tumoransprechen auf
Sunitinib
No. (%)
nach RECIST-Kriterien
Carcinoid
(N=41)
Islet cell
(N=61)
All patients
(N= 102)
Partial response*
(95% CI)
1 (2)
(0.1–12.9)
9 (15)
(7.0–26.2)
10 (10)
(4.8–17.3)
38 (93)
45 (74)
83 (81)
0
4 (7)
4 (4)
2 (5)
3 (5)
5 (5)
Dogliotti et al. ASCO 2007
Fazit:12.
Abbildung
• Metronomische
Chemotherapie
ist ein Substanzen
Vor
der Darstellung
der neuen
vielversprechendes Konzept, Weiterentwicklung in
die zur
Zeit getestet
referierte Frau
Kombinationen
mit SSAwerden,
plus molekularPavel
über Wachstumsfaktoren
für NETs
zielgerichteten
Substanzen
zum Beispiel den vascular endothelial growth
factor (VEGF) oder den epidermal grwoth factor
(EGF) und ihre Andockstellen an tumorund Gefäßzellen, die durch die neuen
Substanzen gezielt inhibiert werden sollen.
Ein neues Somatostatinanalogon (SOM230;
Pasireotid), das 4 von 5 SSTR inhibiert,
wurde bei Patienten mit Karzinoidsyndrom
getestet, die auf Octreotid nicht mehr
hinreichend ansprachen, und zeigte hier eine
Wirkung in einem ¼ der Fälle (Abbildung
13). Die antiproliferative Funktion von
Pasireotide
ist
noch
unklar.
Die
Angiogeneseinhibitoren (Bevacizumab oder
PTK/ZK), die die Neubildung von
Blutgefäßen durch den Tumor unterbinden
sollen, zeigten in kleineren Studien eine
begrenzte Wirksamkeit. Die Inhibierung des
Stable disease
Progressive disease
Not evaluable
Mediane Zeit bis zur Tumorprogression: 10 Mon.
NW CTC Grad 3/ 4: Müdigkeit 25%, Hypertonie 8%, Emesis 8%, Diarrhoe 5%
Abbildung 14.
Eine Studie mit Sorafenib, das auch mehrere
Wachstumskinasen inhibiert, zeigte keine
vergleichbare Wirkung, führte jedoch auch
zu vielen Nebenwirkungen.
Zusammenfassung
• Die systemische Chemotherapie hat einen Stellenwert bei progredienten
NEC des Pankreas und schlecht differenzierten NEC
• Pasireotid ist wirksam bei ~25% der Patienten mit therapierefraktärem
Carcinoid-Syndrom
• Verschiedene molekular-zielgerichtete Therapien haben eine 0–27%ige
Remissionsrate: endokrine Pankreastumore > Mitteldarmtumore
• Remissionsraten besser bei Kombinationstherapie mit SSA oder
Chemotherapie
• Begrenzter Stellenwert neuer Verfahren (kleine Fallzahlen, kurze
Therapiezeiten, meist fehlende Beurteilung des Tumorverlaufs vor
Therapiebeginn)
Abbildung 15.
Das bei chronischer myeloider Leukämie
und
gastrointestinalen
Stromatumoren
eingesetzte Imatinib kann in Einzelfällen
ebenfalls eine Wirkung zeigen. Weitere
Studien werden zur Zeit auch mit dem
Wachstumsfaktorinhibitor RAD001 durchgeführt, da ein wachstumshemmender
Effekt bei NETs gezeigt werden konnte.
Der
Stellenwert
der
besprochenen
Substanzen ist zur Zeit noch unklar. Es
bedarf weitere Studien (Abbildung 15).
Dr. M. El-Sheik,
Lokale ablative
Therapie
Herr Dr. El-Sheik aus Berlin stellte die
verschiedenen Modalitäten der lokalen
ablativen Therapie dar. Die Indikation für
eine lokale Therapie ergibt sich aus
retrospektiven Untersuchungen, die ein
besseren Überleben (Überlebenszeit und
Lebensqualität) durch eine Reduktion der
Tumorlast zeigen. Durch eine lokale ablative
Therapie kann oft eine Tumorkontrolle
(Wachstumsstop über Monate bis Jahre) und
in vielen Fällen eine Tumorverkleinerung
erreicht werden, eine Heilung ist jedoch die
Ausnahme. Zum Einsatz an der Leber
kommen einerseits perkutane Verfahren, bei
denen durch Einbringen einer Sonde durch
die Haut in die Lebermetastasen (unter
Kontrolle durch Ultraschall oder CT) die
Tumorzerstörung durch Erhitzen (z.B. RFA
oder LITT), Erfrieren (Kryotherapie) oder
Einspritzen von chemischen Substanzen wie
Alkohol erfolgt (Abbildung 16).
Lokale
Therapiemöglichkeiten ?
Perkutane Verfahren
Transarterielle Verfahren
Tumorzerstörung durch:
• Erhitzen (Koagulation) Laser, Radiofrequenz, Mikrowelle, Ultraschall
• Erfrieren (Kryotherapie) perkutane Kryotherapie
• Durchblutung stoppen (Dearterialisierung) Embolisation
• Zellschädigung
? Direktes Einspritzen v. Alkohol (PEI)
? Infusion von Zellgiften (Chemotherapie)
? Bestrahlung (Radiatio)
(Radiatio)-- extern / intern (Yttrium(Yttrium-90) / systemisch
Abbildung 16.
Die Radiofrequenzablation (RFA) als
thermisches Verfahren durch Erhitzung
wird am häufigsten angewandt (Abbildung
17). Damit lässt sich lokal eine gute
Remission und Symptomkontrolle erreichen,
allerdings ist die Rezidivraterate hoch. Die
Indikation zur RFA sind wenige Metastasen,
sie kann auch komplementär zur
Leberresektion eingesetzt werden um die
nicht resezierbaren Tumormassen zu
entfernen.
Die andere Gruppe der lokalen Therapie
bilden die transarteriellen Verfahren, bei
denen Substanzen mittels Katheter direkt in
die Leberarterie eingebracht werden.
Aufgrund der besseren Durchblutung im
Vergleich zur gesunden Leber reichern sich
die Substanzen in den Metastasen an. Je
nach applizierter Substanz kommt es zu
einer Reduktion der Tumordurchblutung
(Embolisation) meistens in Verbindung mit
einer lokalen Chemotherapie (transarterielle
Chemoembolisation, TACE) oder zu einer
hochdosierten lokalen Strahlentherapie
(selektive transarterielle Strahlentherapie,
SIRT) durch die Applikation kleiner mittels
Yttrium-90 (ß-Strahler) beladener Partikel.
RadiofrequenzablationTechnik / Ergebnisse
bisher limitierte Aussagekraft
-
methodenbedingt intial hohe komplette Re mission,
aber hohe Rate an Rezidiven (lokal, neue Filiae)
- Symptomreduktion bis 100%
Abbildung 17.
Durch die Chemoembolisation kann bei
vielen Patienten mit hepatischen Metastasen
eine Symptom- und Tumorkontrolle erreicht
werden, vor allem bei funktionellen
Syndromen wie bei Insulinom oder VIPom.
Ob die Kombination einer lokalen Chemotherapie mit einer Embolisation für alle
Tumorarten effektiver ist, konnte bisher
noch nicht abschließend geklärt werden.
Durch die SIRT (Abbildung 18) kann eine
hohe lokale Strahlendosis in den
Lebermetastasen erreicht werden.
S
I
R
T
elektive
ntraarterielle
adio
herapie
Transarterielle Applikation von Mikrosspheren
(Resin) mit Yttrium 90 (ß-Strahler)
Gewebsdosis
Tumordosis
1 : 15-20
Partikelgröße = 20-40 micron
-> Kapillarebene
Abbildung 18.
Diese Therapie konnte bei NET Patienten in
einer
kleineren
Studie
eine
gute
Tumorkontrolle
und
Remissionsrate
bewirken. Allerdings können bei dieser
Therapie zum
Teil schwerwiegende
Komplikationen
auftreten
und
eine
Wiederholung
der
Therapie
kann
erforderlich sein, weswegen die Behandlung
nur in spezialisierten Zentren erfolgen sollte.
Diese Therapie wird zur Zeit aufgrund der
nicht einheitlich gehandhabten Kostenübernahme
durch
die
gesetzlichen
Krankenkassen nur in wenigen Kliniken
angeboten. Zusammenfassend stellte Herr
Dr. El-Sheik dar, dass einzelne oder wenige
Metastasen,
die
nicht
chirurgisch
behandelbar sind, durch lokale perkutane
Verfahren behandelt werden sollten und die
disseminierte Erkrankung durch eine
Chemoembolisation oder SIRT.
Prof. Dr. R.P. Baum,
Peptidrezeptorvermittelte Radioligandentherapie
neuroendokriner
Tumore
Herr Prof. Dr. Baum aus Bad Berka
berichtetet über die neuesten Ergebnisse der
peptidrezeptorvermittelten Radiorezeptortherapie (PRRT). Ausgehend von der Seitenkettentheorie von Paul Ehrlich (1899)
wurden die Prinzipien der rezeptorvermittelten Radiotherapie erklärt (SchlüsselSchloß-Prinzip). Für die Diagnostik neuroendokriner Tumoren mittels PET-CT wird
in Bad Berka DOTANOC, ein OctreotideAnalog eingesetzt, das ein Pan-SomatostatinAnalogon - ähnlich dem Pasireotide - darstellt. Der Vorteil von DOTANOC ist die
höherer Bindung (Affinität) an SMS-
Subrezeptortypen und damit ein besseres
Signal-zu-Hintergrundverhältnis (= Nachweis kleinerer Tumorherde) sowie die
schnellere Untersuchungszeit (was vor allem
für die Patienten eine Erleichterung darstellt:
ca. 20 Minuten Aufnahmedauer im
PET/CT-Gerät im Vergleich zu mehreren
Tagen Untersuchungsdauer bei Einsatz der
Szintigraphie). Für die Therapie wird in Bad
Berka DOTATATE eingesetzt, das an
Lutetium-177 oder Yttrium-90 gekoppelt
wird (Abbildung 19).
RADIOPEPTIDE THERAPY (ZKL BAD BERKA)
Total number of patients treated
Total number of treatment sessions
(as of May 15, 2007)
Yttrium-90
Lutetium-177
Age:
n = 686
n = 447
n = 394
n = 1133
4 – 81
years
mean 59 years
Abbildung 19.
Lutetium-177 wird bei kleineren Tumoren
und Yttrium-90 bei größeren Metastasen
eingesetzt. Lutetium-177 DOTATATE
weist ein günstigeres Nebenwirkungsprofil
im Vergleich zu Yttrium-90 DOTA-TOC
auf, aber beide Therapie-Arme sind weniger
belastend als eine systemische Chemotherapie. Ergebnisse der PRRT: bei
Vorliegen einer progressiven Erkrankung
wird eine Tumorkontrolle (komplette
Remission, partielle Remission und stabile
Erkrankung) bei 88 % der Patienten nach 3
Therapiezyklen erreicht. In Bad Berka
wurden bisher am häufigsten pankreatische
NETs behandelt (Abbildung 20).
TUMOR TYPES TREATED WITH PRRT
107
46
2
6
7
8
9
10
23
15 17
25 27
30
Ae
sth
es
io
Ce .
cu
m
M
St isc
o
M ma
en
ing ch
iom
Pa Re
Th a
c
y
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ga tum roid
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li
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Br om lon
on a /
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M
ult us / eo
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e p lung
Du
rim s
od
ar
en
ies
um
,je
CU
ju
P
nu
m
(S
I)
Il
Pa eum
nc
re
as
SIRT
Abbildung 20.
Ausführlich wurden die Vorteile einer
genauen
Verlaufsbeobachtung
mittels
PET/CT und (metabolisches bzw. molekulares Ansprechens) im Vergleich zu den
RECIST-Kriterien (morphologisches Ansprechen im CT oder MRT) dargestellt.
Äußerst wichtig ist die genaue Nachbeobachtung nach PRRT und die Messung
der Nierenfunktion sowie der hämatologischen Parameter (Blutbild). Interessanterweise zeigte sich (bisher) kein Unterschied im Ansprechen von Tumoren mit
hohem oder niedrigem Proliferationsindex
sofern
eine
hoher
SomatostatinRezeptorbesatz nachweisbar ist (was eine
Grundvoraussetzung für die PRRT darstellt).
Die
standardisierte
Evaluation
der
Therapieergebnisse der PRRT einzelner
Zentren wird zur Zeit in einer Datenbank
gesammelt. Zusammenfassend stellte Prof.
Dr. Baum das Bad Berkaer Konzept einer
PRRT dar (Abbildung 21).
C. Fischer,
Spezielle Anforderungen an die Ernährungstherapie
Frau C. Fischer aus Eisenach gab eine
Übersicht über die Möglichkeit der
Ernährungstherapie bei NETs. Einer
initialen Darstellung der Symptome Flush
und Diarrhoe folgte eine Auflistung der
Gründe
für
Gewichtsverlust
bei
Tumorerkrankungen durch veränderten
Stoffwechsel und verminderte Energiezufuhr (Abbildung 22). Grundzüge der
Ernährungstherapie bei Magenresektion,
Kurzdarmsyndrom,
Pankreasinsuffizienz
Zottenatrophie und damit verbundenen
Malassimilationsstörungen wurden dargestellt.
Ursachen (sekundär)
(primär)
Pankreasinsuffizienz
Diarrhoe
.
Enzymsubstitution
Kachexie
Zottenatrophie
Diarrhoe
Ernährungstherapie
MCT Fette
Kurzdarmsyndrom
Intoleranzen
Medikamente
Ernährungsformen
Abbildung 21.
Abbildung 22.
Am Ende des wissenschaftlichen Teils hob
Herr PD Dr. Hörsch die Bedeutung der
interdisziplinären Zusammenarbeit bei der
umfassenden Betreuung von Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren hervor und
betonte
die
Notwendigkeit
der
Durchführung kontrollierter Studien, um die
Qualität der Behandlung zu verbessern. Er
schlug vor, die Anzahl und Qualität von
prospektiven Studien zukünftig als ein leicht
nachprüfbares (auch für die Patienten über
entsprechende
Internetseiten
wie
http://clinicaltrials.gov/ct/search?term=neu
roendocrine+tumors) Qualitätskriterium für
NET-Zentren zu definieren. Im Anschluss
wurde
die
Veranstaltung
als
ein
Informationsnachmittag für Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren fortgeführt.
Wichtig für eine frühzeitige Therapie ist die
Messung von Größe und Gewicht zur
Bestimmung des Body-Mass-Index, Gewichtsveränderungen, verminderter Nahrungszufuhr und bestimmter Laborwerte.
Essentiell ist es frühzeitig an eine Ernährungstherapie zu denken. Bei drohender
Mangelernährung sollte der oralen Ernährung
durch
Anreicherung
mit
verschiedenen Supplimenten sowie dem
Einsatz von Trinknahrung den Vorzug
gegeben werden. Durch eine gezielte Ernährungsberatung kann eine Verbesserung
der Akzeptanz der notwendigen Zusatzernährung erreicht werden. Bei nicht
ausreichender oraler Nahrungsaufnahme
kann eine bilanzierte enterale Ernährung,
wenn möglich über eine Ernährungssonde
gegeben werden. Bei Kontraindikationen für
eine enterale Ernährung sollte eine
parenterale Ernährung peripher
zentralvenös angestrebt werden.
oder
Kurzdarmsyndrom
• je nach Darmlänge
– Anwendung v. Ernährungsformen
– 30-50cm Restdarm orale Nahrung kaum möglich
– Ab 80 cm leicht verdauliche Kost
Durchfall
– Karotten(lang gekocht), ger. Apfel, Cola und Salzstangen,
Gesalzene Brühe, kaliumreiche Säfte, schwarzer Tee mit
Traubenzucker
– MCT- Fett (einschleichend)
– meiden lactosehaltiger Lebensmittel*
– hohe Kalziumzufuhr
– Medikamente
beitragen (Abbildung 25). Grundlage der
Ernährungstherapie sollte jedoch immer eine
individuelle
Ernährungsberatung
sein
schloss Frau Fischer ihren Überblick über
die Ernährungstherapie bei Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren.
Dr. M. Rostock,
Alternative Methoden als Unterstützung der Therapie
Abbildung 23.
Zur Verhinderung einer drohenden
Mangelernährung sollten bei Kurzdarmsyndrom, während der oft langen Adaptionsphase, verschiedene Ernährungsformen
Anwendung finden, um ein festgelegtes
kalorisches Ziel zu erreichen (Abbildung 23).
Bei exokriner Pankreasinsuffizienz ist eine
spezielle Diät nicht erforderlich, außer bei
gleichzeitigem Diabetes mellitus, da die
Pankreasenzyme zur Nahrungsaufspaltung
leicht ergänzt werden können. Wichtig ist
hier eine ausreichende Gabe von Enzymen
entsprechend
der
aufgenommenen
Fettmenge, die während der Nahrungsaufnahme eingenommen werden sollen.
Whipple-Operation
• zu schnelle Entleerung der
aufgenommenen Nahrung
• häufig kleine Mahlzeiten
• Gabe von Pankreasenzymen
• Pektinkost
• Trinkempfehlung
Abbildung 24.
Nach einer Whipple-Operation sollte die
Kost wegen der veränderten Nahrungspassage angepasst werden (Abbildung 24).
Mangelernährung und Diarrhoe
• Einsatz von:
– Lactobaccillen
– Glutamingaben
– Präbiotika
– Omega-3- Fettsäuren
– Vitamin E
Abbildung 25.
Bei Mangelernährung und Diarrhoe können
Probiotika und Nahrungsergänzungsstoffe
die intestinale Flora positiv beeinflußen und
zur Verbesserung
der Symptomatik
Herr Dr. Rostock aus Freiburg führte
einleitend
an,
dass
21-58%
der
Tumorpatienten alternative oder besser
komplementärmedizinische
Therapieverfahren in Anspruch nehmen (Abbildung 26).
Immerhin erwarten bis zu 30% der
Patienten eine Heilung durch die
komplementäre Medizin. Die meistgewählteste Komplementärmedizin ist die
Applikation von Mistelpräparate, die
statistisch die am meisten verordneten
Medikamente in der ambulanten Onkologie
sind. Mistelpräparate werden in der
Phytotherapie auf ihren Hauptinhaltsstof,
das Mistellektin normiert und in konstanter
Dosierung eingesetzt. Hierfür werden
Welche komplementären Therapieverfahren
werden gewählt?
Mehrfachnennungen möglich [Weis et al., 1998]
Mistelextrakte
62%
Vitamine
45%
Spurenelemente
40%
andere Immunstimulantien
28%
Enzympräparate
22%
Tees
22%
Diätformen
16%
Homöopathie
© M. Rostock 06/2007
14%
Abbildung 26.
Misteln verwendet, die auf Pappeln wachsen.
In der anthroposophischen Medizin werden
Extrakte von Misteln der verschiedensten
Wirtsbäume (Tanne, Eiche, Apfelbaum,
Esche, usw.) in sehr unterschiedlichen, meist
langsam ansteigenden Dosierungen verwandt, wobei z.T. wesentlich höhere
Konzentrationen des Mistellektins verabreicht werden. Einzelne Studien zur Misteltherapie weisen auf ein verlängertes Über-
leben von onkologischen Patienten durch
die Misteltherapie hin, die Studien sind jedoch methodisch oft mangelhaft. Im Gegensatz dazu ist die Verbesserung der
Lebensqualität durch die Misteltherapie
besser belegt. Da die wissenschaftliche
Datenlage eher schwach ist, folgt die
Indikation zur Verordnung einer Misteltherapie keinem festgelegten Standard und
sollte bei Bedarf gemeinsam zwischen behandelndem Arzt und dem aufgeklärten
Patienten gestellt werden (Abbildung 27).
Stellenwert der Misteltherapie - Fazit
• Mistelpräparate sind die meist verordneten und am intensivsten
erforschten Medikamente in der komplementären Krebstherapie.
• Viele positive klinische Erfahrungsberichte, aber wenige harte Daten zu
Rezidivverhütung und Beeinflussung der Überlebenszeit.
• Bessere Datenlage zur Bewertung der Lebensqualität.
• Methodische Qualität der meisten klinischen Studien mangelhaft.
• Die Indikation für eine Behandlung mit der Mistel folgt keinem Standard;
sie sollte vom behandelnden Therapeuten mit dem gut informierten
Patienten gemeinsam gestellt werden.
© M. Rostock 06/2007
Abbildung 27.
Sind Multivitaminpräparate und Spurenelemente hilfreich in der Tumortherapie
oder Prävention? Auch hier ist erstaunlicherweise die Datenlage schlecht. Theoretisch wird die Gabe von Vitaminen und
Spurenelementen durch die antioxidativen
Effekte dieser Präparate begründet. Zudem
weisen epidemiologische Studien auf einen
protektiven Effekt der Antioxidantien bei
der Tumorprävention hin, sofern diese
durch die Nahrung aufgenommen wurden.
Allerdings waren Interventionsstudien mit
Vitaminpräparaten hierzu meist negativ oder
in Einzelfällen sogar begünstigend für eine
Tumorentstehung (kein β-Karotin für
Raucher!). Bei Mangelzuständen – und diese
sind nicht selten im Verlauf einer Tumorerkrankung – kann jedoch die Zufuhr von
Vitaminen und Spurenelementen sehr
sinnvoll sein. Naturheilverfahren wie Hydrotherapie, Ordnungstherapie oder Ernährungstherapie sind wichtige komplementäre
Methoden in der Medizin, so konnte z.B.
eine positive Wirkung der Bewegungstherapie bei vielen Tumorerkrankungen
gezeigt werden.
Naturheilverfahren
• dazu zählen im engeren Sinne:
•
•
•
•
Hydrotherapie (Kneipp)
Bewegungstherapie
Ernährungstherapie
Entspannungsverfahren
• Ordnungstherapie
• Pflanzenheilkunde
• dazu zählen im erweiterten Sinne:
Homöopathie – Akupunktur/TCM – anthropos. Medizin
© M. Rostock 06/2007
Abbildung 28.
Die naturheilkundliche Begleitbehandlung
(Abbildung 28) kann während der
onkologischen Behandlung eine wichtige Ergänzung sein, zum Beispiel kann Übelkeit
und Erbrechen phytotherapeutisch durch
die Ingwerwurzel, homöopathisch durch
Nux vomica und auch mittels Akupunktur
behandelt werden. Zusammenfassend stellte
Herr Dr. Rostock dar, dass dieser Bereich
der Medizin leider noch viel zu wenig
wissenschaftlich erforscht ist und dass es zu
erwiesenermaßen wirksamen Standardtherapien - wenn sie indiziert sind – keine Alternative aus der Naturheilkunde gibt. Zur
komplementären, d.h. ergänzenden Behandlung gebe es aber durchaus viel versprechende Optionen, wobei eine Abstimmung mit dem onkologisch behandelnden
Arzt erfolgen sollte (Abbildung 29).
Alternative Methoden bei Krebs
- Fazit • dieser Bereich der Medizin ist leider noch viel zu
wenig wissenschaftlich erforscht.
• zu erwiesenermaßen wirksamen Standardtherapien
- wenn sie indiziert sind - gibt es keine Alternative aus
der Naturheilkunde.
• zur komplementären, d.h. ergänzenden Behandlung
gibt es durchaus viel versprechende Optionen.
• eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist
wichtig.
Abbildung 29.
© M. Rostock 06/2007
Dr. J.E. Hensen,
Krankheitsbewältigung
Frau Dr. Hensen aus Hannover stellte
Strategien zur Krankheitsbewältigung dar.
Der Krankheitsfall stellt für jeden eine
Krisensituation dar, der ihn mit zahlreichen
Unwägbarkeiten
konfrontiert.
Die
psychischen Folgen sind Ängste vor der
Zukunft,
Wut,
Ärger,
Traurigkeit,
Depression und Unsicherheit. Ausgehend
von dieser existentiellen Unsicherheit darf
man sich Gesundheit und Krankheit als eine
Waage vorstellen, mal gibt es bessere, mal
schlechtere Tage. Sie stellte Strategien vor,
das Gesundheitskonto wieder aufzufüllen
(Abbildung 30).
Wie können Sie Ihr Gesundheitskonto wieder auffüllen?
1. Körperliche Aktivität, gute Ernährung,
gesunder Schlaf
2. Entspannungsübungen
3. Beschäftigungen mit Dingen, die Freude
machen
4. Arbeit an Einstellungen und Lebenszielen
Abbildung 30.
Die Gewinnung von Lebenskraft im
Krankheitsfall kann nach Frau Dr. Hensen
aus verschiedenen Bereichen des Lebens
kommen,
zum
Beispiel
aus
dem
künstlerischen
Bereich
oder
aus
(neubewerteten)
Beziehungen.
Die
Neuorientierung der Lebensplanung kann
auch eine Chance sein für eine bewusstere
Lebensführung (Abbildung 31).
Lebensplanung
• Das Leben ist nicht
mehr so, wie vor der
Krankheit !
• Chance für
bewusstere
Lebensgestaltung !
Abbildung 31.
Welche Auswirkungen hat die Erkrankung
auf die Partnerschaft? Nicht jede
Partnerschaft wird durch die Krisensituation
gestärkt. Frau Dr. Hensen empfahl hier bei
Überforderung
und
Belastung
auf
professionelle Hilfe zurückzugreifen. In dem
zweiten Teil ihres Vortrags ging Frau Dr.
Hensen auf die Charakteristika einer
widerstandsfähigen Persönlichkeit ein, die
vor
allem
durch
ein
positives
Selbstwertgefühl und die Fähigkeit selbst
gesteckte Ziele zu erreichen gekennzeichnet
ist
und
stellte
dann
positive
Bewältigungsstrategien im Krankheitsfall vor
(Abbildung 32). In diesem Zusammenhang
betonte Frau Dr. Hensen die Bedeutung von
Selbsthilfegruppen bei der Krankheitsbewältigung. Frau Dr. Hensen schloß ihren
mutmachenden Vortrag mit dem positivem
Ausblick, im Krankheitsfall das Leben
umzudeuten und anders in die Hand zu
nehmen.
Günstige Bewältigungsstrategien
1.
2.
3.
4.
5.
Informationssuche
Logische Analyse
Aggressionen äußern
Emotionale Entlastung und Humor
Orientierung an ideellen Werten und
Normen/Religiosität
6. Suche nach Erfolg auf anderen Gebieten
(Hobby, Sport, soziales Engagement)
Abbildung 32.
B. Sayer,
Palliativmedizinische Möglichkeiten
Frau B. Sayer aus Bad Berka stellte die
Versorgungsmöglichkeiten
in
der
Palliativmedizin bei der Behandlung
chronischer Erkrankungen vor. Palliativmedizin definiert sich als die Behandlung
von Patienten mit einer nicht heilbaren progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung,
für die das Hauptziel die Verbesserung und
Erhaltung der Lebensqualität ist. In diesem
Konzept soll der Betroffene aber auch seine
Angehörige mit all ihren Bedürfnissen
wahrgenommen werden (Abbildung 33). Für
die
Umsetzung
palliativmedizinischer
Versorgung bedarf es gewisser Rahmenbedingungen. So sollten Palliativstationen
abgeschlossene Einheiten mit mindestens 5
und höchstens 15 Betten sein. Diese Stationen sollten Ein- und Zweibettzimmer mit
Übernachtungsmöglichkeiten für Ange-
hörige sowie ein Wohnzimmer, eine Küche
zur Zubereitung individueller Speisen und
Palliative Versorgung
körperliche
Beschwerden
psychische
Bedürfnisse
Patient
und
Angehörige
soziale
Bedürfnisse
Aufnahmekriterien für Palliativstationen
Der Patient leidet
• an einer unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung mit
absehbarer und eingeschränkter Lebenserwartung
• an Krankheitssymptomen, die zuhause oder in einer
Pflegeeinrichtung nicht beherrschbar sind
• unter erheblichen psychosozialen Problemen.
• Es besteht eine realistische Chance auf Besserung der
Symptomatik und Steigerung der Lebensqualität durch
palliativmedizinische Maßnahmen.
spirituelle
Bedürfnisse
Abbildung 35.
Wahrnehmung des Menschen mit all seinen Bedürfnissen
Abbildung 33.
einen Zugang zur freien Natur in Form einer
Terrasse oder Garten aufweisen. Frau Sayer
betonte, dass sowohl die Betroffenen als
auch die Angehörigen häufig den Wunsch
nach Nähe äußern. Durch Übernachtungsmöglichkeiten in den Zimmern (Schlafsofa)
kann diesem Bedürfnis entsprochen werden.
Personalstruktur Klinik für
Palliativmedizin ZKBB
• Ärzte:
3: 2 Fachärzte
(Innere
Medizin/Pneumologie/Palliativmedizin)
1 Weiterbildungsassistent(in)
• Pflege: 13, davon 1/3 mit Ausbildung in PalliativeCare
• Psychosoziale Berufsgruppen:
Psychologin mit Ausbildung in Musiktherapie
Seelsorger, Sozialarbeiterin,
Physiotherapeutin, Ergotherapeutin
• Kooperation mit der Hospizgruppe der Johanniter
Abbildung 34.
Außerdem soll durch Veranstaltungen wie
Kaffeetrinken und Bastelangebote seitens
des behandelnden Teams mit den
Betroffenen und deren Angehörigen die
psychische Situation und das Allgemeinbefinden positiv beeinflusst werden. Der
Aufbau eines Vertrauensverhältnis ist für die
Begleitung von großer Bedeutung. Weiterhin
stellte Frau Sayer die Personalstruktur einer
Palliativstation am Beispiel der Zentralklinik
Bad Berka dar (Abbildung 34). Frau Sayer
bemerkte, dass die Kooperation mit einem
ambulanten Hospizdienst eine sinnvolle
Ergänzung darstellt. Anschließend erläuterte
sie die Aufnahmekriterien auf einer
Palliativstation dar (Abbildung 35).
Eine Entlassung von der Palliativstation
kann nach Stabilisation des Patienten in den
häuslichen Bereich oder eine geeignete
stationäre Einrichtung,
z.B. Hospiz
erfolgen. Hospize stellen eine weitere Versorgungsmöglichkeit dar, insbesondere wenn
eine Entlassung nach Hause nicht mehr
möglich ist. Hierdurch unterscheiden sich
Palliativstationen von Hospizen. Auf einer
Palliativstation werden Patienten zur
Stabilisierung mit dem Ziel der Entlassung
aufgenommen bei einer 24-stündigen
ärztlichen Erreichbarkeit. Im Hospiz werden
nur stabilisierte Patienten, die keine ständige
ärztliche Betreuung benötigen, zur palliativpflegerischen Versorgung bis zum Tod
aufgenommen. Am Ende ihres Vortrages
stellte Frau Sayer noch die ambulanten
Begleitungsangebote vor und gab einen
Überblick über die zurzeit bestehenden
stationären wie ambulanten Einrichtungen.
Als Schlusswort wählte sie ein Zitat von C.
Saunders, welches das Ziel der palliativmedizinischen
Versorgung
wiedergibt:
„Nicht dem Leben mehr Tage hinzufügen,
sondern den Tagen mehr Leben geben.“
Dr. J. Lutz,
Moderne Schmerztherapie
Herr Dr. Lutz aus Bad Berka berichtete über
moderne Schmerztherapie. Zuerst wurde
über die Auffassungen von Schmerz, der
Patientenhaltung und Gedanken zum
Schmerz vorgetragen. Die Ziele einer
Schmerztherapie fasste Herr Dr. Lutz in
Abbildung 36 zusammen. Schmerzen kön-
nen nicht objektiv gemessen werden,
sondern müssen anhand des subjektiven
Erlebens erfasst werden. Die Erfassung von
Ziele einer Schmerztherapie
Nebenwirkungen ist, beispielsweise von
Übelkeit oder der Obstipation. Durch
spezielle Nervenblockaden, zum Beispiel am
Rückenmark oder am Sonnengeflecht,
Medikamente
• Schmerzreduktion
– Um wie viel?
• Erhalt der Tätigkeiten des täglichen Leben
• Erhalt der Mobilität
• Wiedererlangen eines guten Schlafes
• Teilnahme am sozialen Leben
• Erhalt der Unabhängigkeit von physischer Hilfe
 Erhalt oder Wiedererlangen einer möglichst
guten
Lebensqualitä
Lebensqualität
• Schmerzmedikamente
– WHO-Schema
• 3-Stufentherapie
• Leitlinie aber kein Muß
– Spezielle Therapie bei
entsprechenden SchmerzArten (z.B. Nervenschmerz)
• Begleittherapie!
–
–
–
–
Übelkeit
Verstopfung
Schlafstörungen
...
Abbildung 36.
Schmerzen kann über standardisierte
Fragebögen erfolgen und sollte ein erster
Schritt in der Behandlung von Schmerzen
sein. Eine numerische Skala von 0-10 wird
zur Erfassung der Schmerzstärke verwendet
und kann zur Protokollierung des
Theapierfolges benutzt werden. Die Werte
können in ein Schmerztagebuch eingetragen
werden und sind ein wichtiges Hilfsmittel
für die Überprüfung des Therapieerfolges.
Welche Therapiemöglichkeiten existieren für
die Schmerztherapie? fragte Herr Dr. Lutz
(Abbildung 37).
Viele Möglichkeiten
• ursächliche Therapiemaßnahmen
– Strahlentherapie
– Spez. Methoden der Gastroenterologie
– Operationen
ell
dividu
n
i
t
s
höch
arzt!
Physiotherapie
on ist inem Fach
i
t
a
n
i
– Bewegungstherapie
on e
Komb(Eistherapie)
– ie
Kryotherapie
D
hlen,v
ä
– Transkutane
Nervenstimulation
w
u
z
– Atemtherapie
aus
Abbildung 38.
können auch schwer zu therapierende
Schmerzen gut und minimal invasiv
behandelt werden. Ein wichtiger Punkt in
der Schmerztherapie ist die seelsorgerische
Begleitung. Abschließend stellte Herr Dr.
Lutz, dass schwer zu beeinflussende
Schmerzen können anhand eines kurzen
stationären Schmerzassessments abgeklärt
werden können.
B. Sayer,
Patientenverfügung
und Vorsorgevollmachten
• Medikamentöse Therapie
– Tabletten, Pflaster, Salben, Tropfen….
– Eingreifende Schmerztherapie
(Spritzen, Katheter, Pumpen)
•
• Verhaltenstherapie
– Strategien zum Umgang mit der Erkrankung
– Schmerzbewältigung und Krankheitsbewältigung
• Seelsorge
– Ansprechen von Ängsten und Sorgen
Abbildung 37.
Wenn möglich sollte eine ursächliche
Therapie durchgeführt werden, z.B. durch
die Implantation eines Stents in den
Gallengang oder das Duodenum bzw.
strahlentherapeutisch (Beispiel Samarium
Therapie). Kurz referierte Herr Dr. Lutz
über die medikamentöse Therapie, anhand
des WHO Schemas, das als Leitlinie befolgt
werden sollte, aber nicht als ein starres
Schema (Abbildung 38). Herr Dr. Lutz
betonte, dass genau so wichtig wie die
Schmerzbehandlung die Therapie der
In einem zweiten Vortrag legte Frau B. Sayer
die rechtlichen Aspekte von Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten dar.
Sie betonte, dass diese Verfügungen dazu
dienen, in Situationen, in denen man nicht
mehr in der Lage ist, eigene Entscheidungen
zu treffen oder zu äußern, das Selbstbestimmungsrecht aufrechtzuerhalten. Die
Konsequenzen des Selbstbestimmungsrechtes stellte sie in einer Abbildung dar
(Abbildung 39). Weiter zählte sie folgende
Verfügungsmöglichkeiten auf: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
(Abbildung 40). Frau Sayer
betonte, dass keine dieser Verfügungen eine
Entmündigung bewirkt oder eine Geschäftsunfähigkeit voraussetzt. Voraussetzungen
für eine Vertretung sind die Geschäftsfähigkeit des Bevollmächtigenden und des
Bevollmächtigten sowie die Abwesenheit
eines Abhängigkeitsverhältnisses beider
Führsorgepflicht, sodass der mutmaßliche
Wille immer neu überprüft werden muss.
Konsequenzen des
Selbstbestimmungsrechts
Was sollte beim Verfassen einer
Patientenverfügung beachtet werden
(I)
• Wenn ein Mensch sich nicht äußern kann, muss
ein Stellvertreter in seinem Sinne entscheiden
• keine Formvorschrift, schriftlich und mündlich
möglich
• Dieser muss klar und nachweislich beauftragt
sein.
• persönliche Daten, Unterschrift und Datum
erforderlich
• „Automatische Stellvertretung“ durch
Angehörige, Arzt, Pflegende o.a. ist nicht
rechtens!
• notarielle Beurkundung oder Zeugen nicht
erforderlich aber empfohlen
• vorgefertigte Formulare durch persönliche
Angaben ergänzen
Abbildung 39.
Parteien. Durch diese Verfügungen können
verschiedene Belange geregelt werden. Eine
Patientenverfügung sollte die Situation für
die sie gelten soll, Einleitung, Umfang und
Beendigung ärztlicher Maßnahmen sowie
ergänzende persönliche Angaben wie
Lebenseinstellung und religiöse Überzeugungen enthalten.
Verfügungssmöglichkeiten
Abbildungen 41 und 42.
Was sollte beim Verfassen einer
Patientenverfügung beachtet werden
(II)
• ärztliche Beratung empfohlen
• Entbindung von der Schweigepflicht
• jährlich aktualisieren, ggf. persönlicher Situation
anpassen
• Verfügung zugänglich machen
Vorsorgevollmacht
Betreuungsverfügung
Patientenverfügung
• Widerruf jederzeit möglich
Vormundschaftsgericht
Bevollmächtigter
Vertretung gegenüber
gegenüber
Dritten
Betreuer
evtl. Bevollmächtigter
Vertretung
Arzt
Abbildung 40.
Frau Sayer führte weiter aus, dass eine
Patientenverfügung
Anweisungen
hinsichtlich ärztlicher Maßnahmen wie
Wiederbelebung,
Beatmung,
Dialyse,
künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, Verabreichung von Medikamenten
sowie Hinzuziehung eines oder mehrere
Ärzte und Schmerzbehandlung und
Symptomkontrolle enthalten kann. Beim
Verfassen einer Patientenverfügung sollten
die in den Abbildungen 41 und 42
dargelegten Punkte beachtet werden.
Außerdem betonte Frau Sayer, dass Patientenverfügungen für den Arzt verbindlich
sind, sofern keine konkreten Anhaltspunkte
für eine Willensänderung vorliegen. Das
Vorliegen
einer
Patientenverfügung
entbindet ihn aber nicht von seiner
Seitens der Person die eine Patientenverfügung verfasst, sollte bedacht werden,
dass hier Entscheidungen für Situationen
getroffen werden, in denen er noch nie war
und die dann ggf. auch umgesetzt werden.
Eine Vorsorgevollmacht sollte folgende
Punkte
enthalten:
Personalien
des
Vollmachtgebers und des Bevollmächtigten,
eine Wirksamkeitsklausel, ggf. Geltungsdauer sowie eine genaue Bezeichnung der
Aufgabenbereiche wie zum Beispiel
Gesundheitssorge/Pflegebedürftigkeit, Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten, Behördenvertretung, Vermögenssorge, Vertretung vor Gericht und das Erteilen von
Untervollmachten. Eine Vorsorgevollmacht
kann auch über den Tod hinaus gültig sein,
wenn es entsprechend vermerkt wurde. Eine
Betreuungsverfügung ist dann notwendig,
wenn keine Person des Vertrauens für eine
Vorsorgevollmacht da ist, oder niemand eine
Bevollmächtigung übernehmen will, oder
eine gerichtliche Kontrolle erwünscht wird.
Dabei sollte einer Vorsorgevollmacht der
Vorzug vor einer Betreuungsverfügung
gegeben werden, da eine Vorsorgevollmacht
schnell, flexibel, unbürokratisch und
individuell ist und die Privatsphäre geschützt
bleibt, beendete Frau Sayer ihren Vortrag, an
den sich eine rege Diskussion anschloss.
H. Auer,
Zusammenfassung
Am Ende der Vorträge wurde angeregt diskutiert.
Am Ende eines langen Tages fasste Herr H.
Auer von der Bundesorganisation Selbsthilfe
NeuroEndokrine Tumore e.V. die Vorträge
noch einmal unter dem Eindruck eigener
Erfahrungen zusammen und betonte, dass in
der Betreuung der Patienten mit neuroendokrinen Tumore die Kommunikation
zwischen Patient und Arzt die wichtigste
Rolle einnimmt.
K & K Pause (Kaffee und Klo).
Immer ein wichtiger Punkt, die Überspielung der Vorträge.
Der neu gewählte Vorstand der
Bundesorganisation
Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumore e.V.
Manchmal wurde herzlich gelacht.
Trotz des langen Tages immer noch aufmerksame Mienen,
NET-Patienten besitzen eine gute Kondition!
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