Chemie 2 LB Kapitel 9

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8_5257_Kap9_291_418.fm Seite 392 Montag, 13. Dezember 2004 2:57 14
Strukturen und Reaktionen organischer Verbindungen
1
Enzymaktivität
Die Aktivität eines Enzyms, d. h. die Wirksamkeit als Katalysator,
wird durch die konkreten Bedingungen der biochemischen Reaktion (Temperatur, pH-Wert und Konzentrationen der Reaktanten)
entscheidend beeinflusst.
Einfluss der Temperatur
Einer der wichtigsten Faktoren ist die Temperatur. Steigende Temperaturen beeinflussen die Reaktionsgeschwindigkeit positiv, weil sich die
Enzym- und Substratmoleküle schneller bewegen. Bei zu hoher Temperatur denaturieren die Enzyme jedoch wie alle Proteine (zS. 386), sodass jedes Enzym ein Temperaturoptimum besitzt.
Reaktionsgeschwindigkeit
Temperaturoptimum von Enzymen
Temperaturoptimum
für ein Enzym
des Menschen
0
20
40
pH-Wert-Optimum von Pepsin und Trypsin
Temperaturoptimum
für ein thermophiles
Bakterienenzym
60
80
Reaktionsgeschwindigkeit
Enzyme dürfen nicht
ständig aktiv sein,
sondern nur wenn
ihre Wirkung gebraucht wird. Hemmung und Steigerung
der Enzymaktivität
stellen einen wichtigen Kontrollmechanismus der Enzymregulation dar.
optimaler pH-Wert
für Trypsin
optimaler pH-Wert
für Pepsin
0
1
Temperatur [°C]
2
3
4
5
6
7
8
9
10
pH
Einfluss des pH-Wertes
Jedes Enzym ist bei einem bestimmten pH-Wert am aktivsten. Bei den
meisten Enzymen liegt der Optimalwert zwischen 6 und 8 (neutrales Milieu). Pepsin, das Eiweiß verdauende Enzym des Magens, benötigt ein
saures Milieu. Es reagiert bereits bei einem pH-Wert von 2. Das Trypsin
dagegen, das im Dünndarm wirkt, benötigt ein alkalisches Milieu.
Konzentration des Substrats
Reaktionsgeschwindigkeit
Die Kinetik enzymkatalysierter Reaktionen kann durch die
MICHAELIS-MENTENGleichung quantitativ
beschrieben werden.
0
0,1 0,2 0,3
Konzentration (mol/ l)
Enzymaktivität
Enzym
Substrat
niedrige
hoche
Substratkonzentration
Jede Enzymreaktion kann durch
Erhöhung der Konzentration des
Substrates beschleunigt werden.
Wenn mehr Moleküle des Substrates zur Verfügung stehen, stoßen
sie auch öfter mit aktiven Zentren
zusammen und reagieren. Bei
gleichbleibender Menge des Enzyms erhöht sich die Reaktionsgeschwindigkeit aber nicht beliebig.
Sobald alle Enzymmoleküle besetzt sind, steigt die Reaktionsgeschwindigkeit nicht weiter an.
8_5257_Kap9_291_418.fm Seite 393 Freitag, 14. Januar 2005 4:32 16
Chemie in Biosystemen
2
Enzymregulation
Die Regulation der Lebensprozesse im Organismus erfolgt in vielen
Fällen durch die Aktivierung bzw. Hemmung der katalytischen Wirkung von Enzymen.
Existiert beispielweise in der Zelle ein ATP-Überschuss, wird die Funktion
des Glucose abbauenden Enzyms Phosphofructokinase gehemmt, indem
ATP und Enzym eine Bindung eingehen. Tritt ATP-Mangel auf, wird die
Bindung zwischen ATP und Enzym gelöst und der Biokatalysator für den
Glucoseabbau kann wieder voll wirksam werden. In diesem Fall ist die
Hemmung des Enzyms reversibel und reguliert die ATP-Konzentration.
Man unterscheidet kompetitive, nicht kompetitive und allosterische
Hemmungen von Enzymfunktionen.
Bei der kompetitiven Hemmung konkurriert ein Molekül oder Ion (Inhibitor) mit dem Substrat um die Bindungsstelle im Enzymmolekül. Das
kann zur Einschränkung der Enzymaktivität führen. Die kompetitive
Hemmung ist reversibel und abhängig von den Konzentrationsverhältnissen der Stoffe in den Zellen.
Nicht kompetitive Hemmung liegt vor, wenn der Inhibitor nicht mit
dem Substrat um eine Bindung am aktiven Zentrum des Enzyms konkurriert. Der Inhibitor dockt an einer anderen Stelle des Enzyms an und
verursacht dabei eine Veränderung des aktiven Zentrums im Enzymmolekül, sodass die Enzymaktivität vermindert oder gar verloren geht. Die
ursprünglich vom Enzym katalysierten Stoffumwandlungen sind nicht
mehr möglich. Nicht kompetitive Hemmung ist meist irreversibel.
Kompetitive und nichtkompetitive Enzymhemmung
a)
b)
c)
Substrat
kompetitiver
Hemmer (Inhibitor)
Enzym
aktives
Zentrum
nichtkompetitiver
Hemmer
(Inhibitor)
Einige Enzyme besitzen neben dem aktiven noch ein so genanntes allosterisches Zentrum. Während das Substrat immer an das aktive Zentrum
bindet, besetzen andere Moleküle das allosterische Zentrum und bewirken eine Änderung der Quartärstruktur des Enzymproteins. Das kann
für die Enzymaktivität positive und negative Auswirkungen haben. Inhibitoren verändern das Enzymmolekül so, dass das Substrat nicht mehr
gebunden wird. Aktivatoren beeinflussen die Enzymstruktur dagegen
so, dass das Substrat besser gebunden werden kann.
Inhibitoren sind
Stoffe, die die Enzymaktivität hemmen. So
inhibiert z. B. DDT
(zS. 337) ein wichtiges Enzym im Nervensystem. Viele Medikamente wie Aspirin®
sind Inhibitoren für
lebenswichtige Enzyme in Bakterien.
Eine nicht kompetitive Hemmung kann
beispielsweise durch
Schwermetall-Ionen
wie Pb2+ und Hg+ verursacht werden.
Diese Hemmung ist irreversibel und führt
letztlich zur Denaturierung von Eiweißen
(zS. 337).
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