Medikamentöses Gesamtkonzept der Parkinson-Behandlung

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MORBUS PARKINSON
Fortbildung
Medikamentöses Gesamtkonzept
der Parkinson-Behandlung
Stand der Therapieoptionen
OA DR. VOLKER TOMANTSCHGER
GAILTAL-KLINIK, HERMAGOR
OA Dr. Volker Tomantschger
Seit der Erstbeschreibung der Erkrankung durch James Parkinson Anfang des
19. Jahrhunderts wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Symptome zu verringern.
Anticholinergika
1867 wurden Parkinsonpatienten von
Ordensstein zur Verringerung des Speichelflusses mit einer Tinktur aus Atropia
belladonna behandelt. Gleichzeitig wurde
eine Verbesserung des Tremors beobachtet. 1914 zeigte Dale die cholinerge Wirksamkeit von Nikotin und Muscarin.
Wegen der peripheren, aber auch zentralnervösen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Harnsperre, Herzrhythmusstörungen, Obstipation, Verschwommensehen, Gedächtniseinbußen, delirante
Zustandsbilder etc., verloren Anticholinergika mit zunehmenden neuen Innovationen gegen Ende des vorigen Jahrtausends an Wertigkeit .
Tabelle 1
Medikamentöse Therapieoptionen
• Anticholinergika
• NMDA-Antagonisten/Antiglutamatergika
• Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-BHemmer)
• L-Dopa und Dopa-Decarboxylasehemmer
• Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer
(COMT-Hemmer)
• Dopaminagonisten
Bei strenger Indikationsstellung (junger Patient, Tremordominanz und überwiegend vegetative Störungen wie z.B.
Hyperhidrosis, Hypersalivation), obliegt
es dem Facharzt, in ausgewählten Fällen
zu diesen Substanzen zu greifen.
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Antiglutamatergika
MAO-B-Hemmer
Eine Patientin wurde während einer
Grippeepidemie im Jahre 1968 mit Amantadin Hydrochlorid behandelt. Die Besserung der Parkinsonsymptomatik war
eine Zufallsbeobachtung, die Amantadinsalze wurden damals etabliert und haben bis heute einen Stellenwert in der
Parkinsontherapie.
Selegilin (Jumex®, Selegilin®) ist ein irreversibler relativ selektiver Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B).Als Folge
der Hemmung wird der Dopaminabbau
unterdrückt und die striatale Dopaminkonzentration in den zentralen dopaminergen Rezeptoren erhöht. Bei mäßiger
Ausprägung der Parkinson-Symptomatik ist zunächst eine Monotherapie mit
Selegilin möglich. In Kombination mit
einem Dopaminagonisten und/oder LDopa verstärkt Selegilin den therapeutischen Effekt und ermöglicht eine Einsparung der L-Dopa-Dosis bis zu 30%.
Konventionelles Selegilin unterliegt einem ausgeprägten First-Pass-Effekt. Es
ist daher möglich, dass bei Patienten, die
Selegilin schnell abbauen, keine ausreichende Wirkung erzielt werden kann.
Der Wirkmechanismus dürfte auf der
antiglutamatergen Wirkung am NMDARezeptor beruhen. Weiters gibt es Hinweise auf eine Hemmung der Wiederaufnahme und damit auf ein erhöhtes
Angebot von L-Dopa im Synapsenspalt.
Der Einsatz ist besonders bei akinetisch
rigider Symptomatik und bei Auftreten
von L-Dopa-induzierten motorischen
Fluktuationen sowie bei akinetischen
Krisen in parenteraler Form gerechtfertigt.
Zuversichtlich wurde die Einführung
des polyvalent wirksamen Parkinson-Medikamentes Budipin (Parkinsan®) erwartet. Budipin hat nachweisbar anticholinerge Eigenschaften, zusätzlich indirekte
dopaminerge Glutamat- und Muskarinrezeptorenblockierende sowie GABAfreisetzungshemmende Eigenschaften.
Da nach der Einführung des Medikamentes EKG-Veränderungen (QT-ZeitVerlängerung) beobachtet wurden, wird
die Substanz sehr zurückhaltend verordnet. In Österreich muss sie über die internationale Apotheke bezogen werden.
Bei Patienten mit einem ausgeprägten
Tremor, die unzureichend oder mit zu
starken Nebenwirkungen auf andere
Substanzen ansprechen, kann nach wie
vor der Einsatz von Budipin in Betracht
gezogen werden.
Durch die spezielle Darreichungsform
von Xilopar® in Form einer löslichen Tablette ist eine erhebliche Dosiseinsparung
(ca.1/8) möglich.
2005 wurde in Österreich die Zulassung für die initiale Monotherapie bei
frühem Parkinson sowie die Kombinationstherapie bei Patienten mit L-DopaWirkungsfluktuationen für den neuen
MAO-B-Hemmer Rasagilin ausgesprochen. Der Einsatz als Monotherapie zur
Reduktion der motorischen Parkinsonsymptome kann empfohlen werden. Ob
Rasagilin eine neuroprotektive Wirkung
besitzt, muss erst belegt werden.
L-Dopa
L-Dopa ist nach wie vor der Goldstandard. Unabhängig voneinander wurde in Österreich und in Kanada erstmaseite 29
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Wearing-off-Typ. Die wesentlichen Prädiktoren für
die Entwicklung motorischer Komplikationen,
insbesonders bei L-Dopa
induzierten Dyskinesien,
sind Krankheitsdauer und
Schweregrad der Krankheit sowie die L-DopaDosis. Es wurden deshalb
sehr früh Bestrebungen
eingeleitet, die L-DopaDosis einzusparen, einerseits durch den Zusatz von
MAO-B-Hemmern in der
Frühphase, andererseits
durch die Entwicklung
von COMT-Hemmern.
Enzymhemmer verzögern
die Wirkung von MAO-B
und COMT und sorgen so
dafür, dass Dopamin nicht
so schnell abgebaut werden kann und somit dem
Nervensystem länger zur
Verfügung steht.
Tabelle 2
Klinische Klassifikation der Parkinsonsyndrome (PS)
modifiziert nach W. Poewe (1996)
A. Neurodegenerative PS
1. Idiopathisches PS (M. Parkinson)
2. Atypische PS
a. Multisystematrophien (MSA)
b. Progressive supranukleäre Blicklähmung (PSP)
c. Kortikobasale Degeneration (CBD)
B. Symptomatische PS
1. Medikamentös induzierte striatonigrale Dysfunktionen
a. Neuroleptika
b. Metoclopramid
c. Kalziumantagonisten
d. Reserpin
2. Strukturelle Basalganglienläsionen
a. Intoxikationen (CO, Mn, Pb)
b. Entzündungen oder Infektionen
c. Schlaganfälle
d. Tumore
C. Pseudo-PS
1. Normaldruck-Hydrozephalus
2. Arteriosklerotische Enzephalopathie
3. AIDS-Enzephalopathie
Als weitere Innovation bei fortgeschrittenen, auf L-Dopa ansprechenden Parkinsonpatienten, etabliert sich zunehmend
die kontinuierliche, gleichmäßige Dopaminsubstitution direkt in den Dünndarm. Duodopa Gel® gelangt mit Hilfe
einer kleinen extrakorporalen Pumpe
über eine Sonde (durch ein kleines Stoma) direkt in den Zwölffingerdarm. Studien bestätigen einen Gewinn der OnPhasen.
Duodopa® besteht aus den zwei altbekannten Bestandteilen L-Dopa und Carbidopa. Mittels einer Pumpe kann die
Dosis individuell angepasst werden.
Diese Behandlungsoption steht Patienten mit schweren motorischen Fluktuationen und Schluckbeeinträchtigungen
zur Verfügung. Vorab muss ein Test über
eine Nasoduodenalsonde erfolgreich abgelaufen sein. Ich hatte selbst die Möglichkeit, als einer der ersten in Österreich
dieses Therapieverfahren zu erproben.
Der merkliche Gewinn an Lebensqualität war beeindruckend.
Tabelle 3
lig im Jahre 1961 L-Dopa mit Erfolg bei
Parkinsonpatienten verabreicht.
Bei längeren Einnahmen kann sich ein
L-Dopa-Langzeit-Syndrom mit Schwankungen im Wirkungsbereich ergeben –
späterer Wirkungseintritt (Delayed on),
verkürzte Wirkdauer und rascher Wirkungsabfall (Wearing off) sowie unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien,
Dystonien). Mit Einführung der schnell
wirksamen löslichen L-Dopa-Gabe erweiterten sich die möglichen Darreichungsformen, bes. bei Patienten mit Schluckbeeinträchtigungen, frühmorgendlichen
Akinesien und erforderlichem raschen
Wirkungseintritt bei Off-Perioden.
Durch den Einsatz von L-Dopa retard
kann der Wirkspiegel bis zu sechs Stunden bei insgesamt gleichmäßigerem Plasmaspiegel aufrecht erhalten werden. Im
Vergleich zu Standardpräparaten ist die
Bioverfügbarkeit um ca. 30% reduziert.
Madopar CR® und Sinemet retard® stehen dem Arzt in dieser Form zur Verfügung.
Bis zu 30% der Parkinsonpatienten entwickeln nach zweijähriger Therapiedauer medikamentös induzierte Unruhebewegungen, bis zu 50% entwickeln Wirkungsfluktuationen
vom
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Meist genannte Nebenwirkungen von Parkinsonmedikamenten
Substanz
Anticholinergika
Gastrointestinaltrakt
Übelkeit,
Erbrechen,
Obstipation
Amantadin
Übelkeit
Budipin
Übelkeit,
Erbrechen
Selegilin
Übelkeit,
Erbrechen
L-Dopa
Übelkeit,
Erbrechen
COMT-Hemmer
Übelkeit,
Erbrechen
Dopaminagonisten Übelkeit,
non-ergoliner Typ Erbrechen
Dopaminagonisten Übelkeit,
ergoliner Typ
Erbrechen
autonomes
Nervensystem
Mundtrockenheit,
Tachykardie,
Harnverhalten,
Erhöhung des
Augeninnendruckes
Mundtrockenheit,
Schwindel,
Schlafstörungen
Mundtrockenheit
Schlafstörungen,
Schwindel,
Mundtrockenheit
Orthostatische
Hypotonie,
vermehrtes Schwitzen,
Schlafstörungen
Durchfälle
Orthostatische
Hypotonie,
Schwindel
Orthostatische
Hypotonie, Schwindel
psychische
Situation
Unruhe,
amnestisch
kognitive
Störung,
Verwirrtheit
Verwirrtheit,
Unruhe, Angst,
Psychosen
Psychosen,
Unruhe,
Verwirrtheit,
Tagesmüdigkeit
Unruhe,
Erregung,
Psychosen
Psychosen,
Unruhe,
Verwirrtheit,
Tagesmüdigkeit
Psychosen,
Unruhe,
Verwirrtheit,
Tagesmüdigkeit,
Hypersexualität
Psychosen,
Unruhe,
Verwirrtheit,
Tagesmüdigkeit,
Hypersexualität
weitere
Livido reticularis,
Knöchelödeme,
Harnverhalten
Kardiotoxizität,
Sehstörungen
Dyskinesie
Dyskinesie,
Harnverfärbung
Ödeme
pleuropulmonale
Fibrose,
Magenblutungen,
Raynaud, Ödeme,
Diplopie,
Erythromelalgie
D E R M E D I Z I N E R 7-8/2006
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Fortbildung
Tabelle 4
Arzneistoff
Anticholinergika
NMDA Antagonisten
MAO-B-Hemmer
L-Dopa/Dopaminagonisten
COMT-Hemmer
Anwendungsbeschränkungen/Kontraindikationen
Mechanische Stenose Magen-Darm Trakt,
Blasenentleerungsstörung,unbehandeltes Engwinkelglaukom
Prostatahypertrophie, Bradykardie,
Delir, Verwirrtheit, Psychose, Engwinkelglaukom
Kombination mit MAO I, SSRI, mit Opioiden, Serotonin-Antagonisten
(Triptane), Ulkus
Bekanntes Melanom, Phäochromozytom,
Delir, Verwirrtheit, Psychose, Engwinkelglaukom,
Ulkus, epileptische Anfälle
Phäochromozytom,
Malignes Neuroleptikasyndrom, Kombination mit MAO I
COMT-Hemmer
Dopaminagonisten
Die Catechol-O-Methyl-Transferase
ist das stärkste Enzym für den L-DopaAbbau. COMT ist im Magen, in der
Leber, in den Nieren und im Gehirn
nachweisbar und zirkuliert auch im
Blut. Die COMT-Hemmung verlängert
die Wirkung von L-Dopa, die L-DopaFreisetzung im Gehirn wird kontinuierlicher. In einer Reihe doppelblinder, Placebo kontrollierter Studien konnte gezeigt werden, dass die COMT-Inhibitation
zu einer klinisch bedeutsamen Verminderung der Fluktuationen und zu einer
Verlängerung der oben angeführten OnZeit von ein bis zwei Stunden pro Tag
führt.
Dopaminagonisten stellen neben LDopa den zweiten Eckpfeiler einer wirksamen Parkinsontherapie dar. Chemisch
lassen sich die Dopaminagonisten in Ergotderivate (Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin, Pergolid) und Non-Ergotderivate (Pramipexol, Ropinirol) unterteilen (Tabelle 5).
Derzeit stehen als COMT-Hemmer
Entacapone (Comtan®) und unter strengen Laborkontrollen (Leberwerte) auch
Tolcapone (Tasmar®) als Add-on-Therapie zur Verfügung. Der klinische Antiparkinsoneffekt dürfte von Tolcapone
stärker sein, für Entacapone spricht die
bessere Medikamentensicherheit. Es lag
nahe, L-Dopa und COMT-Hemmer in einem Medikament (Stalevo®) zur Steigerung der Compliance des Patienten anzubieten.
Dopaminagonisten wirken direkt auf
postsynaptische Dopaminrezeptoren.
Sie unterscheiden sich vor allem durch
ihre Wirkung auf die unterschiedlichen
Dopamin-Rezeptoren (D1 und D2), sowie ihre Wirkdauer und Nebenwirkungen
(Tabelle 3). Non-Ergot-Derivate erzeugen
weniger Übelkeit, orthostatische Hypotonie und Pleurafibrosen. Sie können zur
Mono- wie auch Kombinationstherapie
herangezogen werden. Der Einsatz von
L-Dopa kann um Monate bis Jahre hinausgezogen werden.
Neben den oralen Dopaminagonisten
wie Cabaseril®, Requip® und Sifrol® bietet sich Apo-go® (Apomorphin) als subkutane Verabreichungsform an. Es ist bis
heute der einzige Dopaminagonist, dessen Wirkstärke der von L-Dopa entspricht. Durch den Einsatz von Domperidon ab 1979 wurde der Schrecken von
extremen gastrointestinalen Nebenwirkungen genommen. Besonders bei komplexem Fluktuationsmuster und ausgeprägten Off-Zeiten konnte durch die
Marktzulassung von gebrauchsfreundlichen PEN-Injektionen und Infusionspumpensystemen eine Therapiebereicherung erzielt werden. Durch den Einsatz
können die Off-Phasen innerhalb von 10–
20 Minuten beendet werden. Der Nachteil liegt in der maximal 90 Minuten anhaltenden Wirksamkeit.
Als neue Therapieoption wurde Rotigotin Neupro® in Deutschland und Großbritannien als transdermal applizierbarer
non-ergoliner Dopaminagonist eingesetzt.
Seit 1. Mai 2006 ist es auch in Österreich
erhältlich. Es erfolgt durch die kontinuierliche Wirkstofffreisetzung während 24
Stunden eine dauerhafte Stimulation der
Dopaminrezeptoren. Rotigotin, das selektiv die D1- und D2-Rezeptoren stimuliert, wird renal ausgeschieden. Der
First-Pass-Effekt in der Leber wird umgangen und es kommt zu weniger Interaktionen mit anderen Medikamenten.
Das Pflaster wird in vier Wirkstärken (2,
4, 6 und 8 mg) angeboten. Inwieweit die
lokalen Hautreaktionen den Einsatz limitieren, ist derzeit noch nicht abschätzbar.
Auswahl der Arzneimittel
Jede dopaminerge Substanz hat ihren
Stellenwert in der Parkinsontherapie, die
eine durch die einfache Dosierung, die
andere z.B. als Therapieoption bei vordergründigem Tremor. Die Empfehlungen der 80er-Jahre, einen frühen Einsatz
der Dopaminagonisten zu wählen, um die
Spätkomplikationen zu verzögern, setzen
sich mehr und mehr durch.
Die Wahl des geeigneten Medikamentes richtet sich nach
• dem Alter bei Erkrankungsbeginn,
• der nosologischen Zuordnung der
Erkrankung (Tabelle 2),
• dem Erkrankungsstadium,
• den Begleiterkrankungen,
• der Verträglichkeit (Tabelle 4).
Tabelle 5
Dopaminagonisten
Maximale Tagesdosis (Empfehlung)
Bromocriptin
TD 30–50 mg
Pergolid (Permax )
TD 5 mg
Cabergolin (Cabaseril®)
TD 6 mg
Ropinerol (Requip®)
TD 24 mg
Pramipexol (Sifrol®)
TD 3,3 mg (Base)
Rotigotin (Neupro )
TD 8 mg
®
®
Apomorphin als Pen/Pumpe individuell
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Das Nebenwirkungsprofil ist größer als
das von L-Dopa, wobei mit einer langsamen Aufdosierung und sorgfältigen Auswahl der Medikamente die Verträglichkeit verbessert werden kann. Die häufigsten Nebenwirkungen können der Tabelle
3 entnommen werden. Sehr hilfreich für
die Vermeidung peripherer Nebenwirkungen ist der Einsatz des peripher
wirksamen Dopaminantagonisten Domperidon Motilium®.
Derzeit herrscht weitgehende Übereinstimmung, erst mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen, sobald eine
funktionelle Behinderung auftritt, d.h.
dass die Patienten in den Aktivitäten des
täglichen Lebens, am Arbeitsplatz, bei der
Berufsausübung oder in der Freizeit Einschränkungen bemerken.
Zusammenfassend sollte als initiale
Therapie bei Patienten unter 70 Jahren
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ohne wesentliche Co-Morbidität eine Monotherapie mit Dopaminagonisten gewählt werden.Als Unterstützung können
MAO-B-Hemmer oder Amantadin gewählt werden. Bei unzureichendem Therapieeffekt und einer ausreichend hohen Aufdosierung der vorher genannten
Medikamente steht eine Kombinationstherapie mit L-Dopa als nächste Option
offen.
Für Patienten über dem 70. Lebensjahr bzw. bei Multimorbidität empfiehlt sich initial L-Dopa. Diese Grenzen sollten fließend und dem individuellen Fall entsprechend gesetzt werden.
Die Dosis sollte so niedrig wie möglich
und so hoch wie notwendig gewählt werden. Die Verabreichung von anticholinergen Substanzen steht für ausgewählte
seite 32
Fälle zur Verfügung. Dabei sollte aber auf
eine Kombination mit Amantadin (PK
Merz® und Hofcomant®) wegen der verstärkten anticholinergen Wirkung verzichtet werden.
Wo Medikamente an Grenzen stoßen,
werden stereotaktische Operationsmethoden zunehmend zu Erfolg versprechenden Alternativen. Grundsätzlich
sollte die Möglichkeit einer operativen
Intervention erst dann diskutiert werden,
wenn alle medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und der Patient
positiv auf L-Dopa anspricht. Der Einsatz von Spheraminen (putaminal implantierten dopaminergen Retinazellen)
klingt viel versprechend. Die operative
Behandlung der Parkinson-Krankheit
setzt auf jeden Fall eine intensive Zu-
sammenarbeit von spezialisierten Neurochirurgen und Neurologen voraus.
Therapieoptionen, derzeit in den Entwicklungsphasen II und III, lassen uns und
die Betroffenen optimistisch in die Zukunft blicken, wobei wir weiterhin auf einen ursächlichen Therapieansatz warten.
Literatur beim Verfasser
OA Dr. Volker Tomantschger
Gailtal-Klinik, Hermagor
Radniger Straße 12, A-9620 Hermagor
Tel.: 04282/22 20-0, Fax-DW: -320
[email protected]
D E R M E D I Z I N E R 7-8/2006
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