Magnetisch oder optisch – die Alternativen bei Drehgebern

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10 / 2015
Neun Experten zu Trends wie
Integration und Miniaturisierung
in der Antriebstechnik
TRENDS Seite 18
Präzise und dynamische
Antriebssteuerung für den
Europäischen Röntgenlaser
PRAXIS Seite 36
„Wir müssen auf die Stärke der
deutschen Industrie aufsetzen
und Ziele im Verband erreichen.“
Martin Kram,
Vorstandsmitglied, VDMAFachverband
Elektrische
Automation
MEINUNG Seite 8
Identifikation/RFID –
flexibel und prozesssicher
automatisiert montieren
SCHWERPUNKT Seite 70
Magnetisch oder optisch –
die Alternativen bei Drehgebern
TITELSTORY Seite 60
PRAXIS
TITELSTORY
Magnetisch oder optisch – die Alternativen bei Drehgebern
Sinnesorgane des Systems
Sensoren nehmen innerhalb der Automatisierungstechnik eine wichtige Rolle
quasi als Sinnesorgane des Systems ein. Ein besonders wichtiger Sensortyp
im Maschinenbau ist der Drehgeber, der rotierende Bewegungen in Drehgeschwindigkeiten oder Drehwinkel umwandeln kann. Als Funktionsprinzipien sind in den meisten Fällen optische oder magnetische Systeme im
Einsatz. Optische Drehgeber sind genauer, und magnetische Drehgeber sind
robuster – so die landläufige Meinung. Dass magnetische Drehgeber mit der
Auflösung durchaus auch mit optischen Systemen mithalten können,
demonstriert die ifm electronic GmbH mit ihrer neuen Drehgebergeneration.
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elektro AUTOMATION 10/2015
PRAXIS
Bilder: ifm
TITELSTORY
Ein Drehgeber wandelt eine Drehbewegung in ein analoges oder digitales Ausgangssignal um, das anschließend
von einer Steuerung verarbeitet werden kann. In vielen
Produktionsanlagen und Maschinen kommen solche
Drehgeber zum Einsatz, um Positionieraufgaben sicher
und genau zu realisieren. Unterschieden wird zwischen
Inkremental-Drehgebern, die pro fest definiertem Drehwinkel beispielsweise einen Impuls ausgeben, und Absolutdrehgebern, die in Abhängigkeit der Winkellage einen
eindeutigen Positionswert ausgeben.
Wettstreit der Messprinzipien
Die beiden am häufigsten verwendeten Messprinzipien
bei Drehgebern basieren auf optischen oder magnetischen Systemen. In optischen Drehgebern sind Glas- oder
Kunststoffscheiben integriert, die mit einem Strichmuster
versehen sind. Wenn sich die Achse dreht, bewegt sich
vereinfacht gesprochen die Scheibe durch eine Lichtschranke. Das Hell-Dunkel-Muster wird dabei in ein Ausgangssignal umgesetzt. Mit diesem Prinzip lassen sich
ohne Probleme hohe Winkelauflösungen beispielsweise
von 12 Bit realisieren. Bei magnetischen Drehgebern ist
auf der drehenden Welle ein Permanentmagnet befes-
tigt. Das durch die Drehung erzeugte veränderliche Magnetfeld wird dann durch Hall-Sensoren registriert und in
ein Ausgangssignal umgesetzt.
Beide Messprinzipien – optisch und magnetisch – haben
sowohl Vor- als auch Nachteile. Der größte Vorteil optischer Drehgeber ist die relativ einfach zu erreichende
hohe Auflösung. Auf den Scheiben lassen sich sehr feine
Hell-Dunkel-Muster herstellen, die im Durchlichtverfahren abgetastet werden können. Die Glas- oder Kunststoffscheibe stellt aber gleichzeitig auch einen Schwachpunkt solcher Drehgeber dar: Verschmutzungen oder
Alterung bzw. Trübung können schnell zu Fehlern bei der
Messung führen. Auch mechanische Einwirkungen können einen Einfluss auf optische Drehgeber haben. Vibrations- oder Schockbelastung kann zu Bewegungen der
Scheibe führen, die eine Beschädigung oder im schlimmsten Fall eine Zerstörung zur Folge haben. Optische Drehgeber kommen daher bei schwierigen Umgebungsbedingungen häufig an ihre Grenze.
Von Vibrationen, Schocks oder schmutzigen Umgebungsbedingungen lassen sich magnetische Drehgeber
kaum stören. Daher werden Drehgeber, die nach diesem
Prinzip arbeiten, bei rauen Umgebungsbedingungen be-
Durch Zweifarbigkeit
erkennt der Anwender
sofort, ob sich die
Maschine im GutBereich befindet oder
ob Grenzwerte
überschritten sind
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PRAXIS
TITELSTORY
Rechts: Ein Drehgeber
überwacht die Spindel
an einer Werkzeugmaschine
Unten: BasicLine – die
Basis-Variante für Anwender, die das Gerät
als Drehgeber nutzen
und auf Tasten und
Display verzichten wollen. Die Geräte sind
ebenfalls durchgängig
per IO-Link einstellbar
IO-LINK-SENSOREN
vorzugt eingesetzt. Auswirkungen auf die Funktion können unter Umständen externe elektromagnetische Felder
haben. Bei magnetischen Drehgebern war es allerdings
deutlich aufwändiger, eine so hohe Auflösung zu erreichen, wie sie bei optischen Drehgebern möglich ist.
Magnetische Drehgeber mit hoher Auflösung
Dr. Jörg Lantzsch,
Freier Fachautor,
Wiesbaden
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Die ifm electronic GmbH hat jetzt eine neue Generation
magnetischer Drehgeber vorgestellt, die in der Leistungsfähigkeit durchaus mit üblichen optischen Drehgebern
mithalten können. Bei der Entwicklung hat man neben
der Leistungsfähigkeit gleichzeitig Wert auf eine hohe
Robustheit gelegt. Um Störungen der Signale durch elektromagnetische Felder zu vermeiden, kommt ein starker
Permanentmagnet mit einer Flussdichte von 20 mT zum
Einsatz. Mehrere 3D-Hallsensoren messen das resultierende Magnetfeld in allen drei Raumrichtungen. Die Hallsensoren sind zusammen mit einem leistungsfähigen
Mikroprozessor auf einer Platine im Innern des Drehgebers untergebracht. Der 32-Bit-Mikroprozessor verarbeitet die analogen Rohsignale des 3D-Hallsensors
direkt auf der Leiterplatte. Dadurch sind die Leitungslängen zwischen Sensor und Prozessor sehr kurz, Störungen der analogen Signale sind dadurch auf ein Minimum
reduziert. Der Prozessor verarbeitet die Signale des Hall-
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Eine durchgängige Kommunikation zwischen den verschiedenen
Komponenten und Systemen
innerhalb eines Produktionsbetriebs ist eine wichtige Grundvoraussetzung für Industrie 4.0.
Dass die Kommunikation über alle Ebenen hinweg in Zukunft
standardisiert und vereinheitlicht
wird, scheint im Moment unwahrscheinlich. Hier bietet ifm
erstmalig Drehgeber mit IO-LinkSchnittstelle, da sie sehr einfach
Messwerte und Statusmeldungen
weitergeben können, ohne dass
die übergeordnete Steuerung
zusätzlich belastet wird. Dadurch
lassen sich etwa Systeme zur
zustandsorientierten Wartung
leicht realisieren. Das Essener
Unternehmen hat sich auf Grund
dieser Vorteile dazu entschlossen,
alle neuen Sensoren grundsätzlich mit einer IO-Link-Schnittstelle
auszustatten.
PRAXIS
TITELSTORY
sensors, der das Magnetfeld in allen drei Raumrichtungen
erfasst. Dadurch können intern bereits Plausibilitätsprüfungen des Positionswertes vorgenommen werden.
Die Kombination von präzisen Hallsensoren und leistungsfähigem Prozessor zur digitalen Signalverarbeitung
führt dazu, dass der Drehgeber eine Auflösung von 12 Bit
entsprechend 0,08° erreicht.
IO-Link-Schnittstelle integriert
Da der Prozessor eine hohe Rechenleistung bietet, kann
mit ihm auch direkt eine IO-Link-Schnittstelle (siehe Kasten) zur Verfügung gestellt werden. Hierüber lassen sich
einerseits die Mess- und Diagnosewerte ausgeben und
zum anderen eine umfangreiche Parametrierung des
Drehgebers vornehmen. Beispielsweise können unterschiedliche Betriebsmodi des Drehgebers eingestellt werden. Dieser kann etwa als Inkrementalgeber mit üblichen
Schnittstellen in TTL- oder HTL-Logik verwendet werden,
wobei sich die Auflösung zwischen 2 und 10 000 Impulsen pro Umdrehung frei einstellen lässt. Der Drehgeber
kann auch als Zähler arbeiten, wobei die Zählrichtung
und Schaltpunkte definiert werden können. Die dritte Betriebsart ist die Drehzahlüberwachung. Hierbei kann ein
Drehzahlbereich eingestellt werden; wird dieser überoder unterschritten, schaltet der entsprechende Ausgang. Der Mikroprozessor übernimmt alle Betriebsmodi
und Funktionalitäten direkt im Drehgeber. Eine Programmierung dieser Funktionen in einer übergeordneten
Steuerung kann dadurch entfallen. Ein weiterer Vorteil
ne ggf. Grenzwerte über- oder unterschritten sind. Werden Display und Tasten nicht benötigt, weil die Parametrierung ausschließlich über IO-Link erfolgen soll, steht
mit der Basic-Variante ein Modell ohne Display und Einstelltasten zur Verfügung.
Für raue Umgebungsbedingungen
Die neuen Drehgeber sind in fünf Varianten für verschiedene Flansch- bzw. Wellenanschlüsse erhältlich. Auf der
Gehäuseseite erfüllen die Drehgeber die hohe Schutzart
IP67 – optional sind auch höhere Schutzarten möglich.
Mit ihrem robusten Aufbau eignen sich die Geräte für
alle Anwendungen, bei denen Drehbewegungen auch
unter rauen Umgebungsbedingungen überwacht werden müssen.
Drehgeber mit oder ohne
Display: Die Strichzahl ist
zwischen 2 und 10 000
frei einstellbar
liegt darin, dass der Anwender die verschiedenen Betriebsmodi mit nur einem Gerät realisieren kann. Wenn er
also in verschiedenen Anwendungen Inkrementalgeber,
Zähler oder Drehzahlwächter benötigt, kann er jeweils
auf ein und dasselbe Gerät zurückgreifen. Service und
Lagerhaltung werden dadurch deutlich vereinfacht.
Multifunktional:
Integrierte Signalauswertung für Drehzahl-/Drehrichtungsüberwachung
sowie Zählerfunktion
INFO & KONTAKT
ifm electronic GmbH
Essen
Tel.: +49 201 2422-1411
[email protected]
www.ifm.com
Bedienung auch direkt am Gerät
Zusätzlich zur IO-Link-Schnittstelle haben die neuen
Drehgeber ein LED-Display, Status-LEDs und drei Tasten.
Darüber lassen sich sämtliche Funktionen auch direkt am
Gerät einstellen. Das Display zeigt in Abhängigkeit der
Betriebsart die aktuellen Impuls-, Zähl- oder Drehzahlwerte an. An der zweifarbigen Anzeige (rot/grün) erkennt
der Maschinenbediener vor Ort sofort, ob an der Maschi-
Mehr über inkrementale Drehgeber
und absolute Winkelcodierer
http://t1p.de/ru7g
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