Bach im Frack, Bruckner im Öl - Wiener Musikverein

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Bach im Frack, Bruckner im Öl - Wiener Musikverein - derStandard.at › Kultur
21.10.14 15:07
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Bach im Frack, Bruckner im Öl
DANIEL ENDER
20. Oktober 2014, 17:37
Riccardo Chailly mit dem Gewandhausorchester in Wien
Wien - Eigentlich ergab die ungewohnte Programmkonstellation
schon einigen Sinn. Die Kombination von Bach und Bruckner zu
Beginn der dreitägigen Residenz des Gewandhausorchesters
im Musikverein machte es nämlich offenkundig, dass sich nicht
nur beide Komponisten auch in ihren weltlichen Werken um eine
Repräsentation des Überweltlichen bemühten. Auch anderweitig
hört man Bruckner unmittelbar nach Bach anders - in Hinblick
auf die Proportionen und vor allem auf die Polyfonie, zumal
wenn die Interpreten solchen Verbindungen besonderes
Augenmerk schenken.
Allerdings hat es schon auch eine gewisse Folgerichtigkeit, dass
es völlig aus der Mode geraten ist, Barockmusik mit großen
Symphonieorchestern aufzuführen. Die Leizpiger könnten ins
Treffen führen, dass die Wurzeln ihres Klangkörpers noch auf
Bachs Lebzeiten zurückgehen.
Und bei der Ouvertüre [Suite] Nr. 4 in D-Dur wurde schon auch
deutlich, dass die historisch informierte Aufführungspraxis nicht
ganz spurlos am Orchester und seinem Chefdirigenten
vorbeigegangen ist: Das Bemühen um schlanke Artikulation und
klare Phrasierung war offenkundig. Freilich wirkte nicht nur
Riccardo Chaillys Ansatz, viele musikalische Gesten geradezu
psychologisierend ausdeuten zu wollen, einigermaßen
anachronistisch.
Insgesamt blieb der Orchesterklang zu dick und behäbig, zu
wenig flexibel, er erinnerte somit ein wenig an eine gut geölte
Nähmaschine. So richtig in Fluss kam das Werkl dann aber erst
bei Bruckners 7. Symphonie, bei der Tempi, Tongebung und
Phrasenbildung zu einem gemeinsamen Nenner fanden.
Geballte Klangmassen
Es mag sein, dass man Bruckner schon grenzwertiger und
explosiver gehört hat, doch blieben die heiklen formalen
Dimensionen ebenso in Balance wie die geballten
Klangmassen, die nobel und kultiviert im Zaum gehal- ten
wurden. Kein derber Holzschnitt also, sondern eher ein
opulentes Ölgemälde. Donnernder Applaus. (Daniel Ender, DER
STANDARD, 21.10.2014)
3. Abend: 21. 10., 19.30 (Werke Mendelssohn-Bartholdys, Solist: Nikolaj
Znaider)
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