Broschüre-Spielzeit 2013

Werbung
Spielzeit 2013 / 14
Musiktheater
Schauspiel
Tanztheater
Junges theater
Stand: 16. Februar 2013 – Änderungen vorbehalten!
Sperrvermerk: Wir bitten die Presse, den vorliegenden
Spielplan 2013/14 nicht vor Genehmigung des Spielplans
durch den Kulturausschuss am 26. Februar 2013 zu
veröffentlichen.
Spielplanübersicht
Musiktheater
Der Troubadour Oper von Giuseppe Verdi
Premiere: 5. Oktober 2013 im Großen Haus
Die Zauberflöte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Premiere: 30. November 2013 im Großen Haus
Benvenuto Cellini Oper von Hector Berlioz
Premiere: 15. Februar 2014 im Großen Haus
The Black Rider Musiktheater von Tom Waits,
William S. Burroughs und Robert Wilson
Premiere: 1. März 2014 im Großen Haus
Die Piraten von Penzance Operette von Gilbert & Sullivan
Premiere: 29. März 2014 im Großen Haus
The Rake's Progress Oper von Igor Strawinsky
Premiere: 10. Mai 2014 im Großen Haus
Schauspiel
Liebe und Information Schauspiel von Caryl Churchhill
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere: 20. September 2013 im Kleinen Haus
Hamlet Tragödie von William Shakespeare
Premiere: 21. September 2013 im Großen Haus
Ein Mann, zwei Chefs Komödie mit Live-Musik von Richard Bean
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere: 2. November im Großen Haus
Miss Sara Sampson Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing
Premiere: 15. November 2013 im Kleinen Haus
Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen
Premiere: 20. Dezember 2013 im Kleinen Haus
Die bitteren Tränen der Petra von Kant Schauspiel von Rainer Werner Fassbinder
Premiere: 10. Januar 2014 im Kleinen Haus
Bürgerwehr Schauspiel von Alan Ayckbourn
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere: 28. Februar 2014 im Kleinen Haus
Fräulein Hallo und der Bauernkaiser. Chinas Gesellschaft von unten von Liao Yiwu
Uraufführung
Premiere: 11. April 2014 im Kleinen Haus
2
Spielplanübersicht
Das Goldene Vlies Trilogie von Franz Grillparzer
Premiere: 12. April 2014 im Großen Haus
Heile Welt Münster Schauspiel an ungewöhnlichen Orten
Uraufführungen
Premiere: 28. Mai 2014
Neue Spielstätte U2
Ich habe verstanden von Lukas Hammerstein
Auftragswerk für das Theater Münster, Uraufführung
Premiere: Wahlsonntag, 22. September 2013
Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm von Theresia Walser
Premiere: Dezember 2013
Trans* Eine Identitätserweiterung Rechercheprojekt von Carola von Seckendorff
Uraufführung
Premiere: Mai 2014
Niederdeutsche Bühne
Geld in'n Büdel – miteens Getüdel (CASH ON DELIVERY) Farce von Michael Cooney
Premiere: 29. November 2013 im Kleinen Haus
Tanztheater
Der schwarze Garten Tanzabend von Hans Henning Paar
Uraufführung
Premiere: 25. Oktober 2013 im Kleinen Haus
Das Schloss Tanztheater von Hans Henning Paar frei nach Franz Kafkas Roman
Premiere: 18. Januar 2014 im Großen Haus
Alles Tanz! Ein getanztes Kaleidoskop durch die Tanzgeschichte für Kinder von 6–12 Jahren
Premiere: Februar 2014 im Ballettsaal
Tanzabend von Felix Landerer
Uraufführung
Premiere: 23. Mai 2014 im Kleinen Haus
2. Benefiz-Tanzgala zu Gunsten der Aidshilfe Münster e. V.
14. Juni 2014 im Großen Haus
iDance Tanzstück für Jugendliche von 12–18,
Choreografien von Mitgliedern des TanzTheaterMünster
Uraufführung
Premiere: 29. Juni 2014 im Kleinen Haus
3
Spielplanübersicht
Junges Theater
Peter und der Wolf von Markus Reyhani/Thomas Hollaender
nach dem musikalischen Märchen von Sergej Prokofjew
Auftragskomposition für das Theater Münster, das Theater Freiburg
und das Nationaltheater Mannheim
Ab 5 Jahren
Premiere: 6. Oktober 2013 im Kleinen Haus
Alice von Katja Hensel nach Lewis Carrolls Alice im Wunderland
Familienstück ab 6 Jahren / ab 1. Klasse
Premiere: 10. November 2013 im Großen Haus
MA AISA, BRASA MI Mutter Erde, umarme mich Ein karibisches Märchen von Theo Fransz
Deutschsprachige Erstaufführung
Ab 9 Jahren / ab 4. Klasse
Premiere: 24. November 2013 im U2
Alles geregelt? Wir spielen wirklich (Arbeitstitel)
Ein performatives Forschungsprojekt des Instituts für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung
Uraufführung
Ab 10 Jahren / ab 5. Klasse
Premiere: 16. Februar 2014 im Kleinen Haus
THEATER JUGEND ORCHESTER GOES MUSICAL Projekt des TheaterJugendOrchester (TJO)
Ab 12 Jahren / ab 7. Klasse
Premiere: 26. April 2014 im Kleinen Haus
DIE JUDENBUCHE von Kristo Šagor
nach der Novelle von Annette von Droste-Hülshoff
Uraufführung
Ab 14 Jahren / ab 8. Klasse
Premiere: 9. Mai 2014 im Kleinen Haus
LASSO Eine Geschichte über Freundschaft und Verrat von Sophie Kassies
Deutschsprachige Erstaufführung
Ab 7 Jahren / ab 2. Klasse
Premiere: 22. März 2014 im U2
oOPiCAsSOo Theater für die Allerkleinsten, Mobiles Kunstwerk für Kleinkinder ab 2 Jahren
Uraufführung
Premiere: 15. Juni 2014 im U2
Wiederaufnahmen
Im Kleinen Haus
AN DER ARCHE UM ACHT (Ende Februar 2014 – ab 6 Jahren)
NICHTS (Oktober 2013 – ab 14 Jahren)
Im U2
Julie und der Riese Junior (ab 4 Jahren)
Die Wanze (ab 8 Jahren)
mobil
Kleine Schritte, weite Welt (ab 3 Jahren)
SCHNEESCHUHHASEN IM GLAS (ab 15 Jahren)
4
5
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
DER TROUBADOUR
Oper von Giuseppe Verdi
Libretto von Salvatore Cammarano, mit Ergänzungen von Leone Emmanuele Bardare,
nach Antonio Garcia y Gutiérrez’ Drama EL TROVAdOR
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere
5. Oktober 2013 im Großen Haus
Musikalische Leitung Fabrizio Ventura
Inszenierung Georg Rootering
Bühne Bernd Franke
Kostüme Götz Lanzelot Fischer
Choreinstudierung Inna Batyuk
Dramaturgie Margrit Poremba
Leben heißt, dunkler Gewalten Spuk bekämpfen in sich � Die von Schwarzer Romantik,
menschlicher Irrationalität und Wahnsinn durchtränkte, dem mittelalterlichen Schauerdrama des Spaniers Gutiérrez entlehnte Handlung des TROUBADOUR basiert auf folgender
Vorgeschichte: Der alte Graf Luna hatte zwei Söhne. Eines Tages wurde an der Wiege des
jüngeren eine Zigeunerin entdeckt. Als das Kind daraufhin erkrankte, wurde die Frau als
Hexe zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Aus Rache raubte Azucena, die Tochter
der Zigeunerin, den jüngeren Sohn Lunas, um ihn an der gleichen Stelle zu verbrennen, an
der ihre Mutter hingerichtete worden war. Sie verwechselte jedoch das geraubte Kind mit
ihrem eigenen und warf dieses in die Flammen. Den geraubten Sohn zog sie dann an Kindes
Statt auf und gab ihm den Namen Manrico. Inzwischen sind in Spanien heftige Kämpfe um
die Krone von Aragonien entbrannt. Der junge Graf Luna und Manrico – ein nichts von sich
wissendes Bruderpaar – stehen sich als Feinde gegenüber: Luna kämpft für die Königspartei, Manrico steht auf Seiten der Rebellen. Zudem sind beide in die Hofdame der Fürstin
von Aragonien, in Leonora, verliebt, deren Zuneigung aber ausschließlich ihrem Troubadour
Manrico gehört. Was folgt ist ein von den Grundaffekten Liebe, Eifersucht, Hass und Rache
beherrschter, bizarrer Handlungsverlauf, der schlussendlich in Tod und seelische Zerrüttung
mündet. Aufeinanderprallende Emotionen in einer von Krieg, Elend und Verfolgung geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Im TROUBADOUR ist »… der Widerspruch zwischen den sozialen und psychischen Zwängen, der schuldhaften Verstrickung der Figuren auf der Handlungsebene und ihrem durch die
Musik realisierten Anspruch auf die freie Entfaltung ihrer Gefühle und Bedürfnisse (…) auf
die Spitze getrieben: als unauflöslicher Gegensatz zwischen der düsteren Handlung, also der
unheilvollen Verquickung von Ressentiment, Aberglaube, Unrecht und Zufall, und dem ungeheuren Willen jedes einzelnen, auch der ›negativen‹ Figuren Azucena und Luna, aus der von
anderen verschuldeten Zwangslage herauszukommen, dem Schicksal zu entrinnen und sich zu
befreien.« (Attila Csampai)
Giuseppe Verdis (1813–1901) TROUBADOUR wurde am 19. Januar 1853 im Teatro Apollo
in Rom uraufgeführt und zählt bis heute zu den meistgespielten Opern des Repertoires.
Trotz des immer wieder – u. a. der Verworrenheit angeklagten – heftig kritisierten Librettos, hat Verdi an dieses Sujet eine derartige Fülle eindringlichster musikalischer Gedanken
verschwendet, ein derartiges Höchstmaß an leidenschaftlichen Gefühlsentladungen kompositorisch geschaffen, dass wir dieses Werk zum 200. Geburtstag des großen italienischen
Meisters in den Spielplan genommen haben. Im TROUBADOUR hat Verdi reine Musikgestalten geschaffen, die den menschlichen Ausdruck bis in extreme Bereiche entfalten, aber – so
wie es dem Komponisten entsprach – immer innerhalb der »Grenzen schöner Sanglichkeit«
(W. Zentner).
6
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
DIE ZAUBERFLÖTE
Große Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Emanuel Schikaneder
Premiere 30. November 2013 im Großen Haus
Musikalische Leitung N. N.
Inszenierung Kobie van Rensburg
Bühne Kobie van Rensburg / Kerstin Bayer
Kostüme Dorothee Schumacher
Choreinstudierung Inna Batyuk
Dramaturgie Margrit Poremba
Die Macht der Liebe – ein Vermittlungszauber zwischen Licht und Schatten � Auf der
Flucht vor einer Riesenschlange läuft Prinz Tamino in die Irre, ruft um Hilfe und fällt erschöpft in Ohnmacht. Drei zauberhafte Frauen retten ihn und töten das Ungeheuer. Der
Vogelfänger Papageno prahlt dem wieder erwachten Tamino gegenüber, er habe das Untier erlegt. Doch die drei Frauen kehren zurück, bestrafen den Prahlhans, und geben sich
als Damen aus dem Reich der sternflammenden Königin der Nacht zu erkennen, in deren
Land es den Prinzen verschlagen hat. Die Königin sei in Not, ihre Tochter Pamina entführt.
Sie schenken dem Prinzen Paminas Bild und er entflammt sofort in Liebe zu ihr. Die nun
erscheinende Königin verspricht dem Prinzen Paminas Hand, wenn er die Geraubte aus
der Macht ihres Widersachers Sarastro befreit, des Oberpriesters einer im Reich der Sonne
lebenden Bruderschaft. Zum Schutz gegen die Gefahren in Sarastros Tempelbezirk erhält
Tamino eine Zauberflöte und Papageno ein silbernes Glockenspiel, beides Instrumente, die
auf Anhieb das Gemüt von Mensch und Tier besänftigen. Außerdem werden ihnen drei wundersame Knaben als Schutzgeister mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auf vielerlei gefahrvollen Prüfungswegen finden Tamino und Pamina schlussendlich zusammen …
Mozarts (1756–1791) 1791 in Wien uraufgeführte ZAUBERFLÖTE steht einerseits ganz in
der Tradition der Wiener Kasperl- und Zauberoper. Grundidee und immer wiederkehrender
Stoff dieser Opern ist der Sieg der Liebe über mächtige Gefahren. Dabei spielt das Eingreifen von Geistern, Zauberern, guten und bösen Mächten in die Geschicke der Menschen eine
große Rolle. Phantastisches und Reales verbinden sich ebenso wie Ernst und Humor. Doch
darüber hinaus ist dieses gleichermaßen beliebte wie rätselhafte Werk auch ein Menschheitsstück, eine abgekürzte Chronik des Daseins überhaupt, ein Spiel, das sich von der maschinenhaften Volksposse und dem Märchen, bis zur Höhe eines Mysteriendramas erhebt.
Und diese außerordentliche Spannweite verdankt die ZAUBERFLÖTE einzig Mozarts Musik.
Sie vermag es, die emotionale Basis der Figuren bis auf den Grund auszuleuchten. Sie verleiht den menschlichen Konflikten – ohne sie zu denunzieren – eine existentielle, universale
Dimension. Sie zeigt auf, dass subjektiv als richtig und echt Empfundenes, objektiv falsch,
krank und schädlich sein kann. Mozarts Musik beschwört die unerschöpfliche Kraft der Liebe, die allein in der Lage ist, das Überleben zu sichern, die in sich die einzige Hoffnung auf
eine bessere Welt ist.
7
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Benvenuto Cellini
Opéra semiseria von Hector Berlioz
Libretto von Léon de Wailly und Auguste Barbier,
nach der Vita des Benvenuto Cellini
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere 15. Februar 2014 im Großen Haus
Musikalische Leitung Fabrizio Ventura
Inszenierung Aron Stiehl
Bühne & Kostüme Simon Holdsworth
Choreinstudierung Inna Batyuk
Dramaturgie Jens Ponath
Ein Spiel mit der Kunst – eine Berührung mit dem Leben � Eingebettet in eine mit Neid,
Eifersucht, tödlich endendem Streit wie auch vielen komödiantischen Turbulenzen angereicherte Liebesgeschichte, stellt der französische Komponist Hector Berlioz (1803–1869) in
Benvenuto Cellini die Frage nach der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Berlioz hat
das Porträt des bedeutenden italienischen Goldschmieds und Bildhauers der Renaissance,
Benvenuto Cellini (1500–1571), einzelnen Episoden aus dessen Autobiographie entnommen.
Reflektiert wird in seiner Oper der Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Freiheit der
künstlerischen Produktion. Deshalb geht Berlioz mit Benvenuto Cellini über seine früheren Gestaltungen romantischer Künstlerfiguren hinaus. Nicht der unverstandene, gesellschaftlich isolierter Künstler und seine esoterische Kunstproduktion stehen im Mittelpunkt,
sondern das seiner Kraft gewisse Genie sowie der bedingungslose Einsatz für die Vollendung seines Werkes, einer Perseus-Statue, die zugleich auch das Ergebnis einer von der Gemeinschaft getragenen Arbeit ist; zur Freude und Bereicherung aller. Die Partitur der 1838
in Paris und – in einer zweiten Fassung – 1852 in Weimar uraufgeführten Oper, zeigt eine
höchst wirkungsvolle musiktheatralische Mixtur, in der sich Weihevolles neben Burleskem,
Dramatisches neben zarten Duetten findet.
8
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
THE BLACK RIDER
The Casting of the Magic Bullets (Der schwarze Reiter. Der Guss der Zauberkugeln)
Von Tom Waits, William S. Burroughs und Robert Wilson
Musik und Gesangstexte von Tom Waits
Buch von William S. Burroughs
Deutsche Bearbeitung von Wolfgang Wiens
Musiktheater in deutscher Sprache mit englischen Songs
Premiere 1. März 2014 im Großen Haus
Inszenierung Frank Behnke
Musikalische Leitung N. N.
Bühne & Kostüme Günter Hellweg
Dramaturgie Margrit Poremba
Gelinkter Deal … gezinktes Spiel oder: Die Liebe in der Hölle gesucht � »Es muss ein Jäger sein, so will’s der Brauch. Vergiss das Herz, denk an den Bauch. Kommt was in den Magen
rein, folgt das Herz von ganz allein …« – In diesen überaus deutlichen Worten des Försters
Bertram, die seiner Tochter Käthchen gelten, spiegelt sich das ganze Problem: Käthchen
möchte den schüchternen, schießunfreudigen Amtsschreiber Wilhelm heiraten, aber der
schießfreudige Papa hat nun mal den treffsicheren Jägerburschen Robert als Schwiegersohn im Visier. Dieser kann stolz von sich behaupten: »Ich treffe noch, wenn nichts zu sehen ist, ich kenn mich aus mit einer Frau. Wer denkt, taugt nicht als Mann …« Das muss
man bei Bertrams auch nicht, denn – so verlangt es die finstere Familientradition – um
die Erbförsterei samt dazu gehörigem Töchterchen zu bekommen, genügt es zu »ziehen,
zielen, schießen, feuern« und mit einem erfolgreichen Probeschuss ist dann das Glück besiegelt. Angespornt von Käthchens verzweifelter Bitte: »O Wilhelm, lerne jagen …« und um
sich gegen den Potenzprotz Robert durchzusetzen, verbündet sich Wilhelm nun mit einem
mysteriösen Stelzfuß. Dieser schenkt ihm kleine silberne Kugeln, die aus jedem fehlbaren
Dilettanten urplötzlich einen unfehlbaren Profi-Schützen machen. Allerdings verbunden mit
den nicht unerheblichen Risiken und Nebenwirkungen, persönliche Freiheit einzutauschen
gegen eine Abhängigkeit von magischen Mächten. Wilhelm, nun erfolgreicher Jäger, benötigt dann auch bald neue Kugeln, da der Probeschuss unmittelbar bevorsteht. Und so lässt
Stelzfuß, der jetzt sein wahres Gesicht offenbart, ihn neue Kugeln gießen, doch nur sechs
davon treffen, die siebte aber gehört dem Teufel …
Der Regisseur Robert Wilson entdeckte in August Apels 1810 erschienenem Gespensterbuch die Volkssage Der Freischütz, auf der auch Carl Maria von Webers berühmte,
gleichnamige Oper aus dem Jahre 1821 beruht. Er beschloss, daraus einen zeitgemäßen
Theaterstoff zu machen. Zusammen mit der Rock-Legende Tom Waits und dem Beat-Generation Autor William S. Burroughs entstand dann aus der schauerromantischen Urgeschichte, die ihrerseits auf einem Prozessbericht des Jahres 1730 beruht, eine raue, finstere,
ironisch gebrochene, moderne schwarze Ballade über den Teufelskreis aus Versagensangst,
Erfolg und der Sucht nach mehr. Burroughs ließ dabei auch ganz Persönliches einfließen: Im
Bann von Drogen und Alkohol hatte er 1951 – bei dem Versuch, den Apfelschuss Wilhelm
Tells nachzustellen – seine Frau am Strand von Mexiko erschossen.
Die spektakuläre Uraufführung dieses nächtlichen Höllenritts fand 1990 am Hamburger
Thalia Theater statt. Seitdem ist THE BLACK RIDER mit großem Erfolg um die ganze Welt
gegangen.
9
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Die Piraten von Penzance
oder Der Sklave der Pflicht
Operette von William Schwenck Gilbert (Libretto) und Arthur Sullivan (Musik)
In neuer deutscher Übersetzung von Inga Greiffenhagen
und Bettina von Leoprechting
In Kooperation mit dem Staatstheater am Gärtnerplatz München
und mit dem Theater Hof
Premiere 29. März 2014 im Großen Haus
Musikalische Leitung N. N.
Inszenierung Holger Seitz
Bühne Herbert Buckmiller
Kostüme Götz Lanzelot Fischer
Choreinstudierung Inna Batyuk
Dramaturgie Jens Ponath
Von der bürgerlichen Moral der Piraten � Ein Verständigungsfehler steht am Beginn dieser
verrückten Geschichte aus dem Viktorianischen England: Nach dem letzten Wunsch seiner
Eltern hätte Frederic »pilot« (zu deutsch: Lotse) werden sollen, doch seine Amme verstand
das Wort »pirate« und gab ihn daher bei den Piraten in die Ausbildung. An seinem 21. Geburtstag endet offiziell Frederics Lehrzeit, doch obwohl er ab jetzt ein vollwertiger Pirat in
der Mannschaft wäre, möchte er sich lieber ins bürgerliche Leben abseilen. Denn Frederic
fühlt sich als »Sklave der Pflicht« und möchte ein ehrbares Leben führen. Aber geht es
in der bürgerlichen Welt überhaupt ehrbarer zu als bei den Piraten? Diese sind zwar eine
verwegene Bande, doch zu ihren eisernen Grundätzen zählt, Waisen unter ihren Opfern zu
verschonen. Da sie in der letzten Zeit nur noch Schiffe mit angeblichen Waisen gekapert
haben, laufen ihre Geschäfte schlecht. Frederic verliebt sich in Mabel, eine Tochter von
General Stanley. Als Mabel und ihre Schwestern trotz Frederics Warnungen in die Hände der
Piraten fallen, appelliert General Stanley an deren Mitgefühl und behauptet, auch er sei ein
Waisenkind. Gerührt von seinem Schicksal, geben die Piraten nach; Stanley und seiner Töchter werden zu Ehrenmitgliedern der Piraten ernannt. Als jedoch die Polizei eingreift, um
Stanley zu befreien, und die Piraten erfahren, dass der General geschwindelt hat, kommt es
zum abenteuerlichen Showdown …
Mit ihrem fünften gemeinsamen Werk hat das englische Erfolgsduo William Schwenck
Gilbert (1836–1911) und Arthur Sullivan (1842–1900) eine hinreißende Satire auf Autoritätshörigkeit und Pflichtgefühl geschaffen. Die loyalen und liebenden Untertanen von Queen
Victoria sind in ihrer bigotten Verlogenheit und egoistischen Rücksichtslosigkeit nichts
anderes als Piraten, und die Piraten nichts anderes als Edelleute, die fehlgegangen sind.
Die Verlobung der Generalstochter mit dem edelsten der Piraten besiegelt am Schluss des
Stückes die Allianz von Piraten- und Bürgertum. In der englischsprachigen Welt zählt The
Pirates zu den erfolgreichsten Stücken des unterhaltsamen Musiktheaters.
10
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
THE RAKE’S PROGRESS
Die Laufbahn eines Wüstlings
Oper von Igor Strawinsky
Libretto von Wystan Hugh Auden und Chester Kallman,
nach der gleichnamigen Bilderfolge von William Hogarth
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere 10. Mai 2014 im Großen Haus
Musikalische Leitung Fabrizio Ventura
Inszenierung Ulrich Peters
Bühne & Kostüme N. N.
Choreinstudierung Inna Batyuk
Dramaturgie Margrit Poremba
Ich wünschte, ich hätte Geld; ich wäre froh; es wäre wahr … � Das Mädchen Anne und der
Jüngling Tom sind – wie einst Adam und Eva im Paradies – in unschuldiger Liebe verbunden. Doch Annes Vater drängt Tom zu einem soliden Broterwerb. Er aber sehnt sich nach
allem anderen, nur nicht nach einer bürgerlichen Existenz. Tom will sich ganz dem Glück
und seinen augenblicklichen Launen überlassen. Zuerst einmal wünscht er sich Geld. Da erscheint auch schon ein Fremder, der sich als Diener seines (angeblich) soeben verstorbenen
(reichen) Onkels ausgibt und behauptet, Tom sei nun der Erbe und die Angelegenheiten
müssten unverzüglich in London abgewickelt werden. Tom ahnt nicht, dass es der Teufel
ist, der sich ihm da als Nick (= englische Bezeichnung für den Teufel) Shadow (= Schatten,
also Toms zweites Ich) vorstellt. Das weitere Schicksal Tom Rakewells – auch hier ist der
Name Programm, denn »Rake« bedeutet im übertragenen Sinn soviel wie Lebemann oder
Wüstling – führt ihn über das Freudenhaus der Mutter Goose ins Irrenhaus von Bedlam.
Strawinskys Tom Rakewell sucht einen Weg außerhalb der von den Vätern vorgeprägten
Werte. Ein Wüstling ist er im Sinne der bürgerlichen Wohlanständigkeit. Von seiner Liebsten, Anne, wird er nie moralisch beurteilt. Doch er verfehlt sein Lebensziel. Er ist nicht in der
Lage, ein sinnvolles, humanes Lebenszentrum zu finden, da er unfähig ist, den gegenwärtigen Augenblick als wertvoll zu erkennen; er wünscht sich stets aus ihm fort. »Er ist glücklich,
wenn er sich die Möglichkeit einer Zukunft vorstellt, zu der kein Weg hinführt. Er ist traurig,
wenn er schuldbewusst über seine Vergangenheit nachsinnt …« (W. Auden)
Die Handlung wird von den drei Wünschen Toms in Bewegung gehalten: dem Wunsch
nach Vergnügen, dem Wunsch nach absoluter individueller Freiheit und dem Wunsch nach
einer menschheitsbeglückenden Tat. Doch all diese Wünsche verkehren sich in ihr Gegenteil. Schlussendlich bekennt er: »Ich wünsche nichts mehr« – und damit einhergehend blitzt
noch einmal die Erkenntnis auf: »Die Liebe ist Anfang und Ende«. Doch die ist ihm abhanden gekommen, als er sich den teuflischen Einflüsterungen hingegeben hat, die in ihm nur
schäbig-alltägliche Illusionen genährt haben.
Igor Strawinskys (1882–1971) 1951 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführtes Werk
bewahrt zwar den eigentümlichen Moritaten-Charakter der um 1733 entstandenen Hogarthschen Bildserie, vermischt ihn jedoch mit Märchenzügen und deutlichen mystischen Erlösungsideen. Seine Musik arbeitet mit einer Fülle historischer Anspielungen von Monteverdi
bis Verdi. Dabei bildet der Opera-buffa-Typus fokussiert auf Mozarts Da Ponte-Opern, ein
wesentliches Modell. »Wie bei Mozart stellt sich der männliche Protagonist in Charaktermasken dar, während die Frau Anne als Ganzheit reagiert.« (Sigrid Neef)
11
HEILE WELT
12
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
LIEBE UND INFORMATION
Schauspiel von Caryl Churchill
Deutsch von Hannes Becker
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere 20. September 2013 im Kleinen Haus
Inszenierung Caro Thum
Bühne & Kostüme Wolf Gutjahr
Dramaturgie Friederike Engel
Ich will nicht, dass du mich liebst, ich weiß nicht wer du bist. � Ein Geheimnis, das eine
Beziehung zerbricht. Ein Mensch, der die Stimme Gottes hört und ein anderer, der ihm
nicht glaubt. Zwei Forscher, die Tiergehirne manipulieren, auf der Spur von Gedächtnis. Ein
Kranker, der sich fragt, wie viel Zeit noch bleibt. Ein Mensch, der sich virtuell verliebt. Ein
anderer, der nicht mehr schlafen kann. Sieben Teile und 49 Szenen bilden das Stück – aber
kein Ganzes. LIEBE UND INFORMATION ist ein dunkel leuchtender, sich ständig wandelnder
Szenencluster – der furchtlose Versuch unserer digitalisierten Welt eine Form zu geben. Die
Figuren des Stückes wollen alles wissen, fragen, googeln, twittern und kommunizieren bis
zur Selbstauflösung. Wo die allumfassende, geforderte Transparenz wächst, wächst aber
auch das Unübersichtliche, die Schwierigkeit zu glauben, und vor allem der Zweifel an der
Wahrhaftigkeit von Gefühlen. Ist Liebe auch nur Information? Oder weist sie doch darüber
hinaus? Was wissen wir? Und was macht das mit uns?
Mit großer Leichtigkeit und oft auch viel Witz taucht Caryl Churchill in ihrer virtuosen
Bestandsaufnahme in Schicksale ein: alltägliche, politische und ganz und gar unglaubliche.
Alle Figuren sind manisch Getriebene, geworfen in eine unbezwingbare Informationsflut,
die Wissen und Macht verteilt, ausschließt, überfordert und in letzter Konsequenz den Menschen in seelischer Verwüstung zurücklässt. Ein multiperspektivischer tragisch-komischer
Blick auf eine unübersichtlich durchsichtige Welt und die Menschen, die versuchen sie zu
bewohnen.
13
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
HAMLET
Tragödie von William Shakespeare
Deutsch von Roland Schimmelpfennig
Premiere 21. September 2013 im Großen Haus
Inszenierung Frank Behnke
Bühne & Kostüme Günter Hellweg
Dramaturgie Kathrin Mädler
Die Zeit ist aus den Fugen. � Machtwechsel in Dänemark: Der König ist unter merkwürdigen
Umständen zu Tode gekommen, die Königin schon wieder verheiratet – mit dem Schwager
Claudius, dem neuen, äußerst diplomatischen Herrscher. Prinz Hamlet, Sohn des Verstorbenen, vom Studium heimgekehrt zur Trauerfeier des Vaters, nun zum Claqueur des neuen
Machthabers bestimmt, gerät in den Strudel des politischen Umbruchs und in einen tiefen
persönlichen Konflikt: Welten und Systeme, Gestern und Morgen, Altes und Neues lassen
sich nicht in Einklang bringen. Der Geist von Hamlets Vater spricht von Mord und fordert
Rache. Hamlet, überfordert und verzweifelt, stellt sich wahnsinnig … Überall scheint Gefahr
und Intrige zu lauern, im Hofstaat, bei seinen Freunden, sogar bei seiner geliebten Ophelia. Oder leidet Hamlet selbst unter Paranoia und unter dem Druck erwachsen zu werden,
handeln zu müssen, obwohl er nicht weiß, wie? Was ist wahr und was ist Täuschung, welche
Weltsicht ist die richtige? Hamlet tut lange gar nichts – und dann reißt er die ganze Welt
mit in den Abgrund. Shakespeares berühmtester Protagonist (1602) ist eine höchst moderne Figur, die an der Realität zu zerbrechen droht. Ein zu sensibler junger Mensch, der sich
fragt, ob Identität nur durch das eigene Handeln zu erlangen sei: Macht erst die (politische)
Tat uns mündig? Macht jede Tat uns schuldig?
14
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
EIN MANN, ZWEI CHEFS
Komödie mit Live-Musik von Richard Bean
Deutsch von Peter und John von Düffel
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere 2. November 2013 im Großen Haus
Inszenierung Christian Brey
Bühne & Kostüme Anette Hachmann
Dramaturgie Friederike Engel
Das ist der schönste Satz in englischer Sprache: Über einem Pub mit warmer Küche
leuchtet ein Stern am Himmel. � Charly Clench will endlich das große Geld machen. Deshalb soll seine Tochter den reichen Ganoven Roscoe Crabbe heiraten. Als dieser erschossen
aufgefunden wird, muss Clench kurzfristig umdisponieren und den Möchtegernschauspieler
Alan als Schwiegersohn akzeptieren. Als auf der Verlobungsparty dann plötzlich der tot
geglaubte Roscoe auftaucht, wittert Clench seine Chance, doch noch an das Geld zu kommen. Was er nicht weiß: Roscoe ist eigentlich Rachel, die verkleidete Zwillingsschwester
des Toten, die auf der Suche nach Stanley, ihrem Lover ist. Dieser wird verdächtigt, Roscoe
getötet zu haben und befindet sich deshalb auf der Flucht – inkognito versteht sich. Eine
verzwickte Situation. Gut, dass es Francis, Rachels verfressenen Leibwächter, gibt. Er lässt
sich aus lauter Gier von einem zweiten Chef engagieren, der zufällig der verkappte Stanley
ist. Durch seine zwei Engagements, die für immer wildere Organisationsorgien und somit
viel Komik sorgen, finden Rachel und Stanley am Ende wieder zueinander. Wie erholsam zu
sehen, dass es in diesem Plot die kleinen menschlichen Schwächen sind, die die Welt wieder
ins rechte Lot bringen!
Richard Bean verlagert in seiner Bearbeitung von Goldonis DIENER ZWEIER HERREN
das Geschehen ins windige Ganovenmilieu von Brighton in den sechziger Jahren. Mit viel
Charme, schnoddrigem Vorstadt-Slang und bitterbösem britischen Humor schafft er eine
großartige Neubearbeitung des Komödienklassikers, von der man sicher sagen kann: Schräger als das Original! Die live gespielte von Folk, Country, Blues und Jazz beeinflusste und für
das Stück eigens komponierte Skiffle-Musik wird den passenden musikalischen Hintergrund
liefern.
15
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
MISS SARA SAMPSON
Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing
Premiere 15. November 2013 im Kleinen Haus
Inszenierung Kathrin Mädler
Bühne & Kostüme Mareike Porschka
Dramaturgie Wolfgang Türk
Was für Bilder, was für schreckliche Bilder schwärmten um mich herum! Ich wollte sie
gern für Träume halten � Vier Menschen in einem Hotel am Ende der Welt – alle auf der
Suche nach dem Glück, an das sie schon gar nicht mehr glauben können. Die junge Sara,
Tochter aus gutem bürgerlichen Haus, ist verliebt in den älteren Mellefont, einen unkonventionellen Lebemann und Freigeist. Oder will sie nur vor dem überfürsorglichen Vater fliehen
und benutzt die Liebe als Weg in eine unbestimmte Freiheit? Seit neun Wochen sitzt sie
nun in ihrem Hotelzimmer und träumt zunehmend verzagt von Heirat und Flucht, während
Mellefont damit beschäftigt ist, Geld für die gemeinsame Zukunft zu beschaffen. Da holt
ihn seine Vergangenheit ein: Marwood, Mellefonts ehemalige Geliebte und alleinerziehende
Mutter des gemeinsamen Kindes, ist ebenfalls im Ort abgestiegen. Sie fordert den Mann
zurück, appelliert an sein Verantwortungsgefühl und beschwört gemeinsame Erinnerungen.
In größter Verzweiflung und mit aller Härte will sich die Betrogene gegen die jüngere Frau
durchsetzen und verursacht eine Tragödie. Saras Vater hält am Ende zwei Tote im Arm,
die Amokläuferin ist auf der Flucht, und ein Kind bleibt allein gelassen zurück. Das erste
bürgerliche Trauerspiel, vom 26-jährigen Lessing 1755 verfasst, brachte das Publikum der
Uraufführung zum Weinen. Es ist ein Melodrama über die Sehnsucht nach großem Gefühl
und Veränderung, eine hoch dramatische Geschichte über Einsamkeit und die Fähigkeit zur
Liebe.
16
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
EIN VOLKSFEIND
Schauspiel von Henrik Ibsen
Premiere 20. Dezember 2013 im Kleinen Haus
Inszenierung Frank Behnke
Bühne & Kostüme N. N.
Dramaturgie Friederike Engel
Ich liebe meine Vaterstadt so sehr, dass ich sie lieber ruiniere, als zuzusehen, wie sie
dank einer Lüge aufblüht. � Dr. Tomas Stockmann ist mit seiner jungen Familie voller
Elan in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Sie soll saniert und zum umsatzkräftigen Erholungszentrum werden. Doch mitten in der schönsten Aufbruchstimmung deckt Stockmann
einen Umweltskandal auf: Die Heilquellen sind durch die Industrie verseucht, das Wasser
schädlich für die Badegäste. Stockmann glaubt, zum gefeierten Retter der Stadt zu werden.
Als sich herausstellt, dass die Schließung des Bades Imageverluste und Haushaltseinbußen
in astronomischer Höhe nach sich ziehen würde, hat er aber nicht nur seinen Bruder, den
Bürgermeister, sondern auch den gesamten Stadtrat und die vormals so revolutionär gestimmte Journaille gegen sich. Je mehr Widerstand in der öffentlichen Meinung Stockmann
spürt, desto härter wird sein Kampf für seine Wahrheit. In einer aufgepeitschten Bürgerversammlung hält er eine Brandrede, in der er sich in krude Theorien zur Dummheit der Masse
versteigt und sich endgültig als Fanatiker isoliert. Henrik Ibsens Politsatire (1883) lässt sich
mühelos in eine gegenwärtige Auseinandersetzung über die Tragfähigkeit demokratischer
Strukturen übertragen. Welche Wahrheit dient dem persönlichen und wirtschaftlichen Vorteil und welche dem Wohl der Allgemeinheit? Und wann wird Widerstand zur rücksichtslosen Selbstverwirklichung?
17
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
DIE BITTEREN TRÄNEN
DER PETRA VON KANT
Schauspiel von Rainer Werner Fassbinder
Premiere 10. Januar 2014 im Kleinen Haus
Inszenierung Bernadette Sonnenbichler
Bühne & Kostüme N. N.
Dramaturgie Kathrin Mädler
Was gibt’s denn zu heulen für euch? Was denn? Ihr seid doch glücklich alle, alle glücklich.
Die Modeschöpferin Petra von Kant scheint alles zu haben, wofür es sich zu leben lohnt:
einen außergewöhnlich kreativen Beruf, Erfolg und Geld. Doch so golden ihr Leben nach
Außen auch glänzen mag, so dunkel, einsam und hart ist sein Kern. Petra ist geschieden
und hat sich in Arbeit und strikte Selbstdisziplin zurückgezogen. Einzig Marlene, ihre stumme Bedienstete teilt ihr Leben. Doch Petra bringt ihr nichts als Demütigungen entgegen.
Als Petra das junge Model Karin Thimm kennenlernt, verändert sich alles. Karin fasziniert
die unabhängige Frau und nach und nach entwickelt sie regelrecht obsessive Gefühle für
sie. Mit Luxus und der Aussicht auf beruflichen Erfolg versucht sie Karin zu halten, der die
Beziehung schnell zu eng wird. Nach der Trennung flüchtet sich Petra in Alkohol und vereinsamt zunehmend. Angeekelt muss sie erkennen, dass ihr glamouröses Leben nichts als ein
kalter Kosmos von Abhängigkeiten ist und sie Täterin und Opfer zugleich. Auf eindringliche
Weise beleuchtet Rainer Werner Fassbinder in diesem 1972 entstandenen klaustrophobischen Kammerspiel die schmerzhafte Aporie von Liebe und Geld. In Plüsch und Wohlstand
des Wirtschaftswunders gebettet, zeigt er eine monströse, kalte Figur vor den Trümmern
ihrer gesellschaftlich tadellosen Existenz. Besonders in der radikalen Beziehung zu ihrer
stummen Bediensteten Marlene versinnbildlicht Fassbinder die unmenschliche Form von
Ausbeutung, zu der man in einer gefühllos kapitalistischen Gesellschaft wieder zurückgekehrt zu sein scheint. Petra erkennt zum Schluss und denkt um. Das Ende des Stückes – Der
Weg in eine bessere Welt?
18
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
BÜRGERWEHR
Schauspiel von Alan Ayckbourn
Deutsch von Inge Greiffenhagen
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere 28. Februar 2014 im Kleinen Haus
Inszenierung Petra Luisa Meyer
Bühne & Kostüme N. N.
Dramaturgie Kathrin Mädler
Was treibst du da? Geh da sofort runter! Das ist Privateigentum! � Das christlich-humanistisch bewegte Geschwisterpaar Martin und Hilda hat sich einen Traum erfüllt. Sie sind
mitsamt ihrem Gartenzwerg Monty in die hübsche Bluebell-Hill Wohnsiedlung gezogen.
Wenn nicht der Schandfleck Sozialbausiedlung gegenüber wäre, könnte man meinen, man
sei auf dem Land … Bei Tee und liebevoll zubereiteten Schnittchen lernen die Geschwister
ihre neuen Nachbarn kennen – eine charmante Truppe mit klitzekleinen Schönheitsfehlern.
Die heimelige Atmosphäre wird gestört, als einer der gemeingefährlichen Rabauken mit einem gewehrartigen Gegenstand in den Garten eindringt. Handlungsbedarf! Martin gründet
zum Schutz der Siedlung eine Bürgerwehr, die schnell ein wenig außer Kontrolle gerät. Bald
herrscht so etwas wie… man kann es nur Krieg nennen!
Sir Alan Ayckbourn, »Großbritanniens populärster Gegenwartsdramatiker«, hat mit BÜRGERWEHR wieder eine brillante bitterböse Komödie geschrieben. Amoklaufende Gutmenschen und Moralapostel wollen mit ihrem Tugendterror jeden Genuss und am liebsten das
Leben überhaupt verbieten. BÜRGERWEHR ist ein scharfsinniger Kommentar zu einer Mittelschicht in Krisenzeiten, die sich in Hysterie und Paranoia vor dem eigenen drohenden
Absturz immer fanatischer abzugrenzen sucht gegen das Elend an den Rändern unserer
behüteten bürgerlichen Welt.
19
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
FRÄULEIN HALLO UND
DER BAUERNKAISER
Chinas Gesellschaft von unten
von Liao Yiwu
Uraufführung
Premiere 11. April 2014 im Kleinen Haus
Inszenierung Max Claessen
Bühne & Kostüme N. N.
Dramaturgie Kathrin Mädler
Die Wagenspuren können allerdings so tief sein, wie sie wollen, eines Tages werden sie
unter dem Staub der Zeit verschwinden. � China – ein Land, das rasend schnelle Veränderungen im Aufstieg zur globalisierten Weltmacht durchmacht. China – ein Land, das in
Tradition und Mythos verhaftet ist und in einer schuldhaften politischen Kultur der Unterdrückung. Der chinesische Exil- Autor Liao Yiwu entwirft über ebenso einfühlsame, wie absurde Gespräche ein aufregendes und berührendes Gesellschaftspanorama seiner Heimat:
Der alternde Manager einer öffentlichen Toilette, ein gewissenhafter Leichenbestatter, das
hippe Girlie, das an den neuen Menschen glaubt, ein inhaftierter Konterrevolutionär, ein
Falun-Gong-Anhänger und ein Fräulein mit Dreifachservice … Das sind nur einige der zutiefst verwirrten und verlorenen Gestalten, die im Strudel von Aufbruch und Wandel mit
Phantasie, Witz und Kampfgeist versuchen, ihr Leben neu zu organisieren.
Liao Yiwu setzt sich in all seinen Schriften höchst kritisch mit dem Unrechtsregime in
China auseinander – wie auch mit dem Westen, der durch Investitionen und Beschwichtigung gemeinsame Sache mit den Henkern macht. Er wurde in seiner Heimat verfolgt, inhaftiert und misshandelt, FRÄULEIN HALLO UND DER BAUERNKAISER wurde in China verboten.
2011 gelang dem Autor die Ausreise nach Deutschland, er lebt in Berlin, 2012 wurde ihm
der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Uraufführung am Schauspiel
Münster, ebenso theatral wie politisch, setzt sich auch mit unseren Vorstellungen und Bildern vom Riesen China auseinander.
20
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
DAS GOLDENE VLIES
DER GASTFREUND - DIE ARGONAUTEN - MEDEA
Trilogie von Franz Grillparzer
Premiere 12. April 2014 im Großen Haus
Inszenierung Martin Schulze
Bühne & Kostüme Ulrich Leitner
Dramaturgie Friederike Engel
Was ist der Erde Glück? – Ein Schatten! Was ist der Erde Ruhm? – Ein Traum!
Du Armer! der von Schatten du geträumt! Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.
Mit den Worten »Nimm Sieg und Rache hin« erhält der griechische Herrschersohn Phryxus auf seiner Flucht das goldene Vlies von den Göttern. Diese verhängnisvolle Losung
buchstabiert Franz Grillparzer in seiner Trilogie aus dem Jahre 1819 bis zum bitteren Ende
durch. Phryxus findet Zuflucht in Kolchis. Wähnt sich in Sicherheit. Doch Aietes, König des
Landes und Medeas Vater, von der Aussicht auf Reichtum verblendet, tötet den Gast. Die
friedlichen Zeiten in Kolchis sind dahin. Der junge Grieche Jason kommt, das goldene Vlies
zurück zu holen. Hierfür braucht er Medea. Die beiden verlieben sich und Familienbanden
zum Trotz verhilft Medea Jason zum Vlies und geht mit ihm in die Ferne. Ihr Leben in der
Fremde, das Scheitern der Liebe und ihre schicksalhafte Tat sind vor allem aus dem von
Euripides bearbeiteten Medea-Mythos bekannt. Grillparzer schuf mit DAS GOLDENE VLIES
ein Weltepos, das weit über das private Schicksal von Jason und Medea hinaus weist, denn
es geht um nichts Geringeres als um die Begegnung zweier Kulturen, zweier verschiedener
Wertesysteme und der Menschen, die sie leben. Im Zentrum steht mit dem goldenen Vlies
die Verheißung von Reichtum und Ehre und ihre Kehrseite, die große Gier, die immer wieder
unmenschliche Rücksichtslosigkeit gebiert. Die beiden Individuen, die sich hier als Vertreter
ihrer Systeme begegnen, verfehlen sich auf tragische Weise und werfen die große Frage
nach einem friedlichen Zusammenleben der Kulturen auf, die in unserer globalisierten Welt
virulenter zu sein scheint als je zuvor.
21
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
EXTERN
HEILE WELT MÜNSTER
Schauspiel an ungewöhnlichen Orten
Uraufführungen
Premiere 28. Mai 2014
Nachdem Münster – Stadt der Sehenden die Münsteraner im Theater über ihr Politikverständnis befragte, zieht das Theater jetzt selbst in die Stadt. Das Schauspiel Münster
beauftragt Gegenwartsdramatiker sich die lebenswerteste Stadt Deutschlands anzuschauen
und darüber zu schreiben. Texte, Monologe und Szenen für das Schauspielensemble sollen entstehen, die an ungewöhnlichen Orten in Münster aufgeführt werden. Das Publikum
reist – wie könnte es anders sein – per Fahrrad mit. Wie heil ist die Heile Welt in Münster?
Leben wir hier in einer Wohlstandsblase? Oder verbirgt sich hinter den Fassaden von Prinzipalmarkt, Dom und Schloss ein ganz anderes Münster? Gibt es überhaupt noch so etwas wie
das Bürgertum? Kann man das Wasser aus dem Aasee trinken? Kämpfen Studenten heute
für eine bessere Welt? Wer kommt in die öffentliche Suppenküche? Wann ist gemütlich
gefährlich? Und von welcher Welt kann man in Münster noch träumen? Wir sind gespannt,
welche Geheimnisse und Abgründe unsere Autoren in Münster entdecken …
22
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
NEUE SPIELSTÄTTE U2
ICH HABE VERSTANDEN von Lukas Hammerstein
Auftragswerk für das Theater Münster, Uraufführung
Premiere am Wahlsonntag, 22. September 2013
Der Münchner Autor Lukas Hammerstein hat für das Schauspiel Münster, rechtzeitig zur
Bundestagswahl, den Monolog eines nicht ganz ehrenhaft scheidenden Politikers geschrieben. Eine Wortkaskade – oder ist das schon die Rücktrittsrede? – hochkomisch, zynisch,
sprachakrobatisch, entlarvend und von erschreckend großem Wiedererkennungswert! Wessen Kopf rollt wohl als nächstes?
EIN BISSCHEN RUHE VOR DEM STURM von Theresia Walser
Premiere im Dezember 2013
Deutschland – Talkshowland. Drei eitle Schauspieler bereiten sich auf ihren Auftritt in einer Fernsehrunde vor. Und worum sollte es gehen, wenn nicht um Selbstbespiegelung?
Zwei der Mimen haben bereits den Hitler gegeben, bei dem jungen Kollegen hat es bisher
nur zum Goebbels gereicht. Während man sich gegenseitig herunterputzt, sich Gemeinheiten und das unterschiedliche Theaterverständnis um die Ohren haut, dringt man langsam
schon zur Frage der Talkrunde vor: Wer hat den besten Nazi gespielt? Der der mit jedem
Bissen die Vernichtung mitspielte, oder der, der ein KZ-Opfer verkörperte, um sich von seinem Hitler«reinzuwaschen? Theresia Walsers abgründig Satyrspiel handelt vom deutschen
Perfektionismus bei der Vergangenheitsbewältigung, von Selbsthass und Selbstliebe des
Theaters und von unserer obszönen Dampfplauderkultur.
TRANS* EINE IDENTITÄTSERWEITERUNG Rechercheprojekt von Carola von Seckendorff
Uraufführung
Premiere im Mai 2014
Inszenierung Carola von Seckendorff
Beim Besuch von öffentlichen Toiletten, beim Ausfüllen von Formularen, in Umkleidekabinen und beim Flirt muss ich mich definitiv entscheiden: Bin ich ein Mann oder eine Frau?
Oder, nein: Das haben andere bereits bei meiner Geburt bestimmt, denn das Kind muss ja
einen Namen haben. Was aber, wenn sich jemand nicht entscheiden will? Was, wenn er sich
seinem biologischen Körper nicht zugehörig fühlt? Sprengt das unsere gesellschaftlichen
Strukturen oder befreit es uns alle von einengenden Geschlechternormen? Und was ist
denn überhaupt Identität, was ist Geschlecht, was ist biologisch, was sozial? Carola von
Seckendorff, Schauspielerin und Regisseurin entwickelt mit Schauspielern und mit echten
Menschen, die ihre persönliche TRANS-Geschichten beisteuern, einen Theaterabend über
die Grenzen von Geschlecht – und deren Erweiterung und Überschreitung.
WEITERE PROJEKTE IM U2 IN PLANUNG
23
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
NIEDERDEUTSCHE BÜHNE
Geld in'n Büdel –
miteens Getüdel
CASH ON DELIVERY
Farce von Michael Cooney
Premiere 29. November 2013 im Kleinen Haus
Inszenierung Hermann Fischer
Bühne Kerstin Bayer
Kostüme Helgard Classen-Seifert
Erich Schwarz bringt es einfach nicht übers Herz, seiner Frau Linda zu sagen, dass er seit
zwei Jahren arbeitslos ist. Er kompensiert seine finanziellen Einbußen durch erheblichen
Einfallsreichtum, um an die Segnungen staatlicher Hilfsbereitschaft zu gelangen. Er bezieht
Alters- und Invalidenrente, Schlechtwetter-, Kranken-, Wohn- und Kindergeld, ohne irgendwelche Ansprüche zu haben. Dieses Moos frie Huus ergibt stolze 50.000 € im Jahr.
Als dann eines Tages Herr Janssen, Außenprüfer des Sozialamtes, vorbeischaut, »… Wi
häbt dat graute Glück, in en Land to liäwen, wao et ene Verwaltung för alle sozialen Fraogen
giff«, beginnt eine aberwitzige Verwechslungskomödie, in deren Verlauf Erich mit immer
neuen Ausreden und Erfindungen versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, seine
Ehefrau »…Ick häff ruutfunnen, dat du en Transvestiten büs!« nicht zu verlieren und Onkel
Georg vor dem Beerdigungsunternehmer zu retten, »…Ick dach, wann wi dat söws maakt,
spaart wi de Kosten för dat Begriäft.«
Die turbulente und temporeiche Farce von Michael Cooney nimmt immer neue und
immer verrücktere Wendungen. Am Ende greift Frau Kuhlmann ein, die resolute Leiterin
des Sozialamtes. Und mit der nun folgenden Entwicklung des Geschehens ist selbst Erich
überfordert …
24
25
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Der schwarze Garten
Tanzabend von Hans Henning Paar
Musik von Lubos Fišer, Sergej Rachmaninow
Uraufführung
Premiere 25. Oktober 2013 im Kleinen Haus
Choreografie Hans Henning Paar
Bühne & Kostüme Isabel Kork
Dramaturgie Esther von der Fuhr
Sie werden sich hineinträumen können in die dunkle Welt der Schatten (Arnold Böcklin)
In der Nacht erwacht eine eigene Welt. Es ist die Zeit der Träume, der Erscheinungen und
der Verwandlungen. Das Unbewusste, Wünsche und Ängste erschaffen phantastische Ausgeburten, die sich der Logik des Tages entziehen.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts breitete sich eine romantische Geisteshaltung in
ganz Europa aus: Künstler und Literaten waren fasziniert von der Auseinandersetzung mit
dem Unbewussten und der Beschäftigung mit dem Unheimlichen, Mysterium und Traum.
Eine verstörende Ästhetik des Grauens spiegelte sich u. a. in Werken von Francisco de Goya,
Alfred Kubin, Johann Heinrich Füssli und William Blake wider, und setzte sich in Strömungen
wie dem Symbolismus und dem Surrealismus fort. Selbst die Wissenschaftler der damaligen
Zeit waren der Überzeugung, dass das Reich des Unsichtbaren mit dem der wahrnehmbaren
Wirklichkeit untrennbar verbunden war.
Inspiriert von Manuel Machados Gedicht Der schwarze Garten inszeniert Hans Henning Paar ein Spiel mit den Nachtseiten der menschlichen Psyche: Er kreiert eine Welt
zwischen Träumen und Wachen, die ihren eigenen rätselhaften Gesetzen zu folgen scheint.
Zur Klaviermusik Sergej Rachmaninows (1873–1943) entstehen gleichsam poetischirreale, wie alptraumhaft-groteske Bilder, die dem Zuschauer ein Eintauchen in die eigene
Phantasiewelt ermöglichen.
26
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Das Schloss
Tanztheater von Hans Henning Paar frei nach Franz Kafkas Roman
Musik von Dimitri Schostakowitsch, Henryk Górecki, Alfred Schnittke,
Krzysztof Penderecki
Premiere 18. Januar 2014 im Großen Haus
Inszenierung & Choreografie Hans Henning Paar
Musikalische Leitung Thorsten Schmid-Kapfenburg
Bühne & Kostüme Christl Wein
Dramaturgie Esther von der Fuhr
Sie sind nicht aus dem Dorf, Sie sind nicht aus dem Schloss, Sie sind nichts. Leider sind
Sie ein Fremder … – einer, dessen Absichten unbekannt sind.
In einer Winternacht gelangt der Landvermesser K. in ein Dorf, das von einem mysteriösen Schloss und dessen Beamten beherrscht wird. Erfolglos versucht K. während der
kommenden sieben Tage ins Schloss vorzudringen um dort eine Legitimation seiner beruflichen und privaten Existenz zu erhalten. Die Dorfbewohner, von denen er sich Hilfe erhofft, bringen den Beamten eine unerklärliche Ehrfurcht entgegen und bleiben, ebenso wie
die Regeln, die in diesem Dorf gelten, rätselhaft. Gerade die Unerreichbarkeit scheint das
Schloss und seine Vertreter zum Objekt des Verlangens zu machen. Anfänglich voll Ehrgeiz
und Zuversicht fühlt sich K. zunehmend ohnmächtig gegenüber der Undurchschaubarkeit
des Systems. Er konzentriert seine eigennützigen, irrationalen Anstrengungen alsbald auf
den Schlossbeamten Klamm, verführt dessen Geliebte und scheitert auch auf dem Weg
einer Provokation der autoritären Instanz.
In surrealen Bildern zeigt Hans Henning Paars Choreografie die Aussichtslosigkeit von
K.s Handeln, seine vergeblichen Versuche, sich dem Schloss und der anhängenden Bürokratie zu nähern: K.s unbegreifliche Beharrlichkeit führt ihn stets kreisförmig an den Ausgangspunkt zurück. Seine Beziehungen zu den seltsamen Dorfbewohnern bieten neben beklemmenden auch skurrile Szenen. Wie in einem Alptraum bewegen sich die Protagonisten
durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse, in dem selbst materielle Objekte sich
eigenartig zu verselbstständigen scheinen.
Franz Kafkas Romanfragment Das Schloss entstand 1922 und wurde 1926 posthum
von Max Brod veröffentlicht. Wie alle Romane Kafkas erlaubt auch Das Schloss vielfältige
Interpretationsmöglichkeiten und zählt zu den faszinierendsten Werken der Weltliteratur.
Mit dem Sinfonieorchester Münster
27
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Tanzabend
von Felix Landerer
Uraufführung
Premiere 23. Mai 2014 im Kleinen Haus
Choreografie Felix Landerer
Bühne Till Kuhnert
In jeder Spielzeit präsentiert das TanzTheaterMünster ausgesuchte Arbeiten international
renommierter und vielfach ausgezeichneter Choreografen, um einen Einblick in die Entwicklung und Vielfalt des zeitgenössischen Tanzes zu bieten. In dieser Spielzeit wird Felix Landerer, Choreograf aus Hannover, gemeinsam mit dem Ensemble des TanzTheaterMünster eine
neue Kreation erarbeiten. Für die Tänzer eine wunderbare Gelegenheit, sich eine weitere
Bewegungssprache anzueignen und einen anderen choreografischen Stil kennen zu lernen.
In den letzten Jahren war Felix Landerer als Gastchoreograf für das Luzerner Theater, für
Norrdans Schweden sowie für das Scapino Ballett Rotterdam tätig. Im April 2010 gewann
er den 1. Preis des Internationalen Wettbewerbs für Choreografen in Hannover sowie den
Produktionspreis von Ed Wubbe für das Scapino Ballett Rotterdam.
Im Zentrum seiner Kreationen steht die Auseinandersetzung mit der Fragilität unserer Gesellschaft. Das Erforschen des Spannungsfeldes zwischen Individuum und Gruppe ist
kennzeichnend für Landerers choreografischen Stil.
Die Presse schreibt: »Er gibt den Betrachtern Raum für sehr unterschiedliche Sichtweisen,
ohne je beliebig zu werden. … Landerer präsentiert sich inmitten der Tanztheaterbewegung als
eine besondere Begabung.« Ulrich Völker, Tanznetz.de
Felix Landerer, erhielt seine Ausbildung am Gymnasium Essen-Werden und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Engagements führten ihn an Theater
in Bielefeld, Nordhausen, Kiel und Hannover. Bereits während seiner Laufbahn als Tänzer
begann er eigene Choreografien zu entwickeln, u. a. für das Ensemble der Staatsoper Hannover und das Balé Teatro Guaira in Curitiba/Brasilien. Seit 2006 arbeitet er selbstständig
als Choreograf.
28
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
2. Benefiz Tanzgala
zu Gunsten der Aidshilfe Münster e.V.
14. Juni 2014 im Großen Haus
Nach dem großen Erfolg der Benefiz-Tanzgala in der vergangenen Spielzeit, lädt Hans Henning Paar, der künstlerische Leiter des TanzTheaterMünster, auch in diesem Jahr wieder zu
einem Tanzfest mit internationalen Gästen ein. Die Gala findet diesmal nicht zeitnah zum
Welt Aidstag am 1. Dezember statt, sondern erstmalig im Juni und wird somit zu einem
Sommerfest des Tanzes, bei dem wiederum Tanzstars aus dem In- und Ausland dem Publikum einen unvergesslichen Abend bereiten werden. Die Einnahmen und Spenden kommt
der unverzichtbaren Arbeit der Aidshilfe Münster e.V. zugute.
29
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Alles Tanz!
Ein getanztes Kaleidoskop durch die Tanzgeschichte für Kinder von 6–12 Jahren
Premiere Februar 2014 im Ballettsaal
Auf unterhaltsame und gleichzeitig informative Weise zeigt das TanzTheaterMünster einen
Überblick über die Geschichte des Tanzes.
Getanzt wird, seitdem es Menschen gibt. Wie alle Kunstformen durchläuft und spiegelt
der Tanz die Phasen gesellschaftlicher Entwicklungen wider. In einem Kaleidoskop quer
durch die Tanzgeschichte, vom Tanz der Urmenschen über Volks- und Barocktanz, dem
Klassischen Tanz, Modern Dance und Showtanz, bis hin zum Tanztheater und Hip Hop, lernen die jungen Zuschauer die Vielfalt und Faszination des Tanzes in den verschiedensten
Formen und Stilen kennen. Anhand kurzer Tanzsequenzen wird die Entwicklung des Tanzes
anschaulich erklärt und auf die Besonderheiten des jeweiligen Stils hingewiesen.
iDance
Tanzstück für Jugendliche von 12–18
Choreografien von Mitgliedern des TanzTheaterMünster
Uraufführung
Premiere 29. Juni 2014 im Kleinen Haus
In dieser Spielzeit haben die Ensemblemitglieder des TanzTheaterMünster die Gelegenheit
eigene Choreografien für Jugendliche im Alter von 12–18 Jahren zu entwickeln.
Die neuen Technologien spielen in unserem Alltag eine immer wichtigere Rolle: Laptops, iPhones, iPods sind heutzutage feste Bestandteile unserer Existenz und die Grenzen
zwischen Wirklichkeit und virtueller Realität verschwinden immer mehr, dank der Möglichkeiten, die diese Geräte bieten. Nicht nur die Realität verändert sich unglaublich schnell,
sondern auch unsere Beziehung zur Welt und unseren Mitmenschen, ebenso die Art, wie wir
miteinander kommunizieren. Vor allem die neuen Generationen werden durch diese Revolution eine neue Art der Existenz erfahren. Tanz als Kunst und Kommunikationsmittel kann von dieser Situation profitieren: welche
Beziehung können wir zwischen der Materialität des Körpers und der Virtualität des Netzes
herstellen? Wie kann der Tanz die neuen Medien nutzen und welche Rolle kann Kunst in
dieser neuen Welt spielen?
30
31
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
PETER UND DER WOLF
von Markus Reyhani / Thomas Hollaender (Text)
Auftragskomposition für das Theater Münster, das Theater Freiburg
und die Junge Oper Mannheim
Koproduktion des Jungen Theaters und des Musiktheaters Münster
Ab 5 Jahren
Premiere 6. Oktober 2013 im Kleinen Haus
Regie & Musikalische Leitung Anselm Dalferth
Peter hat keine Lust mehr auf seine bekannte Umgebung und auch Ente findet, dass
alles langweilig ist zuhause. Also öffnet Peter eines morgens trotz der Warnung seines Großvaters die Gartentür und geht in die Welt hinaus: Er spielt am See mit Ente
und spricht mit seinem Freund, dem Vogel, während der Kater herumschleicht und
schnurrt. Doch plötzlich hört er einen geheimnisvollen Klang aus dem Wald und da
kommt er: grau und hungrig. Dann folgt lautes Getöse, eine musikalische Jagd – und
er, der Wolf, hat Ente verschlungen! Aber Vorsicht Peter, der Wolf ist noch nicht satt …
Gefährlich geht es zu in Peter und der Wolf, aber auch lustig. Denn Peter und seine
Freunde necken und zanken sich, sind unerschrocken, frech und halten zusammen, wenn es
darauf ankommt. Das musikalische Spiel um Angst und Abenteuer wurde von Komponist
Markus Reyhani neu vertont und gemeinsam mit Thomas Hollaender in eine szenische
Version verwandelt. Dabei entstand ein Musiktheater für zwei Schauspieler, eine Sängerin
und fünf Instrumente (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn), die auch in dem sinfonischen Märchen von Sergei Prokofjew eine wichtige Rolle spielen. Die bekannten Melodien
aus Peter und der Wolf werden aufgegriffen, fantasievoll verwandelt und mit neuen
Klängen verbunden. Seit seinem Musikstudium in Köln hat Reyhani für über einhundert
Bühnenwerke die Musik komponiert und Liedtexte geschrieben. Darunter waren Projekte
für Schauspiel und Tanztheater so wie für die junge Oper. Er arbeitete u. a. für das Staatstheater Stuttgart, das Schauspiel Frankfurt und das Nationaltheater Mannheim.
Anselm Dalferth studierte Violine, Germanistik und Schulmusik in Dresden, Freiburg
und Paris und absolvierte ein Aufbaustudium in Komposition/Théâtre musical bei Georges
Aperghis an der Hochschule der Künste Bern. Bereits während und nach seinen Studien arbeitete er als Instrumentaldarsteller und musikalischer Leiter u. a. für das Stadttheater Freiburg, für das Ensemble Modern Frankfurt, die Internationale Ensemble Modern Akademie
und die Educationabteilung der Berliner Philharmoniker. An der Opéra national de Paris war
er in der Spielzeit 2005/06 als Volontär für Regie beschäftigt. Seit 2009 ist er Dramaturg
für Musiktheater, Junge Oper und Familienkonzerte am Nationaltheater Mannheim, wo er in
2013 Mauricio Kagels Werk Der mündliche Verrat für Jugendliche inszenierte.
32
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Alice
von Katja Hensel
nach Lewis Carrolls Alice im Wunderland
Familienstück ab 6 Jahren / ab 1. Klasse
Premiere 10. November 2013 im Großen Haus
Regie Theo Fransz
Wenn sie das geahnt hätte, wäre sie dem Pfotenbanduhr tragenden Kaninchen sicher nicht
so einfach nachgelaufen! Doch ehe Alice es sich versieht, hat sie keinen Boden mehr unter
den Füßen, fällt und landet plötzlich in einem fabelhaften und verrückten Wunderland. Dort
begegnet sie unvorstellbaren Dingen und Wesen wie einer sprechenden Wimper, einem
verschrobenen Hutmacher und einer stets lachenden und reimenden Katze. Sie ist Gast bei
einer außergewöhnlichen Teeparty und am Ende wird sie sogar von der Herzkönigin zum
Spiel herausgefordert. Alles, was Alice je über die Welt und ihre Ordnung gelernt hatte und
worauf sie sich bisher verlassen konnte, wird bei dieser Reise auf den Kopf gestellt. Sprache
wird umgedeutet, Regeln gebrochen, Logik, Ordnung und Identität geraten durcheinander.
Zwischen Menschen und Tieren, Dingen und Verhältnissen, zeitlichen und räumlichen Dimensionen kommt es zu absurden, unglaublich komischen Begegnungen.
Die kluge und originelle Fassung von Katja Hensel richtet sich nicht nur an Kinder, sondern lädt auch Erwachsene dazu ein, ihre allzu bekannte Welt ins Wanken zu bringen. Ganz
im Sinn von Lewis Carroll selbst: Ich habe Grund zu der Annahme, dass ALICE IM WUNDERLAND
von einigen Hundert englischen Kindern im Alter zwischen fünf und fünfzehn Jahren gelesen
worden ist; aber auch von Kindern zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig; auch noch von Kindern zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig; und sogar von Kindern – und solche gibt´s!
– bei denen weder schwindende Kraft und Gesundheit, noch das Müde-Werden am ernsthaften
Unernst, am allzu prächtigen Glanz und am hoffnungslosen Elend des Lebens die reine Quelle
der Freude austrocknen konnten, die in allen kindlichen Herzen sprudelt.
Theo Fransz wurde 1958 in Vleuten de Meern in den Niederlanden geboren. Er studierte Schauspiel an der Theaterschule in Amsterdam und war anschließend als Theater- und
Filmschauspieler tätig. Gemeinsam mit Jan-Willem van Kruyssen gründete er 1984 das MUZtheater, ein Theater für Kinder und Jugendliche, für das er als Schauspieler, Regisseur und
Autor arbeitete. 2001 verließ Theo Fransz das MUZtheater. Seitdem arbeitet er als freier
Regisseur und inszeniert u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am moks in Bremen,
am Schnawwl in Mannheim, am theater junge generation in Dresden und am Dschungel in
Wien.
33
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
MA AISA, BRASA MI
Mutter Erde, umarme mich
Ein karibisches Märchen von Theo Fransz
Deutschsprachige Erstaufführung
Ab 9 Jahren / ab 4. Klasse
Premiere 24. November 2013 im U2
Regie Jule Kracht
Frau Belleflore versteht die Welt nicht mehr: Immer öfter findet sie sich an Orten wieder,
ohne zu wissen, wie sie an diese gekommen ist. Klar, sie ist nicht mehr die Jüngste, aber
muss deswegen ihr Hirn plötzlich lauter Löcher bekommen? Zum Glück hat sie noch ihre
Erinnerungen von früher, die Geschichten aus der Karibik, die ihre Mutter ihr immer erzählt
hat. Vom Jungen Rutu und von Ma Aisa, der Göttin der Erde und des Lebens. Rutu ist der
einzige Mensch, der Ma Aisa je in ihrer wahren Gestalt gesehen hat – kein Wunder, dass
er sich sofort in die schöne Göttin verliebte. Doch weil sie unsterblich ist, verlieren sich
die beiden bei Rutus Tod. Jedes Mal findet er in einer anderen Gestalt einen Weg zurück
zu seiner Liebsten und jedes Mal bricht ihr Herz bei seinem Tod. Das kann nicht so weiter
gehen! Mutter der Erde fasst einen Entschluss: Sie macht sich auf die Suche nach einem
sterblichen Wesen, einem Menschen, mit dem sie ihr Dasein tauschen kann. Ihre Wahl fällt
auf die obdachlose Frau Belleflore … ob die sich auf den Deal einlassen wird?
Das bemerkenswerte Erzähl- und Spielsolo für eine Puppenspielerin reiht mit großer
Fantasie und Einfühlsamkeit verschiedene karibische Charaktere aneinander – groteske,
extrovertierte und liebenswerte Figuren.
Ma Aisa, brasa mi handelt von kostbaren Erinnerungen, Träumen und von der Begegnung der Mutter allen Lebens mit der Sterblichkeit. Wie bei seinem erfolgreichen Stück
Schwestern, gelingt es Autor Theo Fransz, die Grenze zwischen Leben und Tod auf eine
liebevolle und intelligente Weise zu streifen und für Kinder anschaulich und leicht nachzuzeichnen.
Jule Kracht wurde 1977 in Hamburg geboren und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Bis 2013 war sie festes Mitglied im Ensemble des
Schnawwl, Kinder- und Jugendtheater am Nationaltheater Mannheim. Dort war sie jedoch
nicht nur auf der Bühne zu sehen, sondern debütierte 2006 als Regisseurin und inszenierte
seitdem sowohl am Schnawwl als auch in der Jungen Oper. In der Spielzeit 2013/14 ist sie
außerdem als Regisseurin in Dresden und Bruchsal tätig. In der letzten Spielzeit inszenierte
Jule Kracht in Münster das Kleinkinderstück Julie und der Riese Junior.
34
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
ALLES GEREGELT?
WIR SPIELEN WIRKLICH!
(Arbeitstitel)
Ein performatives Forschungsprojekt des Instituts für
Angewandte Wirklichkeitsverwechslung
Uraufführung
Ab 10 Jahren / ab 5. Klasse
Koproduktion des Jungen Theaters und des Theaters Fetter Fisch
Premiere 16. Februar 2014 im Kleinen Haus
Regie Silvia Andringa
»Das Spiel ist die höchste Form der Forschung.« Albert Einstein
Eine Spielzeit lang waren die Mitglieder des Jungen Theaters und des Theaters Fetter
Fisch auf Forschungsreise durch ganz Münster und Umgebung: Sie spielten mit Familien
an deren Küchentisch, diskutierten und experimentierten mit Schülerinnen und Schülern
im Unterricht, sammelten Spuren der Wirklichkeit in Workshops, veranstalteten den ersten internationalen Kongress für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung. Sie trafen eine
Spiele-Erfinderin, interviewten einen Jugendrichter, einen Spielsuchtberater und Entwicklungspsychologen – kurz, sie arbeiteten mit sämtlichen Experten in Sachen Spiel und Wirklichkeit. Am Ende der ersten Spielzeit waren erste Ergebnisse dieser Begegnungen in einem
Spiel-Kunst-Erlebnis an verschiedenen Stationen in Münster zu sehen.
Die Forscher im Institut für Angewandte Wirklichkeitsverwechslung wollen herausfinden, was das Spiel eigentlich von der Wirklichkeit unterscheidet, wann etwas nur gespielt
ist und wann aus Spiel plötzlich bitterer Ernst wird. Welche Regeln lernen Menschen in welchem Alter und wozu sind diese Regeln wichtig? Gibt es Regeln, die zu jeder Zeit an jedem
Ort galten und gelten, oder macht sich jede Gruppe von Menschen ihre eigenen Regeln
– von der Familie bis hin zum Staat? Diesen Fragen versuchen die Forscher mit Sprache, Bewegung, Klängen und Geräuschen auf die Spur zu kommen – wie spricht man beim Lügen,
wie fühlt sich ein Verlierer, wie klingt Arbeit und welche Töne hat das Spiel?
Zusammen mit den Ideen des bildenden Künstler Ruppe Kosellek verarbeiten die Forscher unter der Regie von Silvia Andringa ihre Recherchen und Dokumente zu einem performativen Stück, von dem zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststeht, ob es Spiel oder
Wirklichkeit sein wird, welche Rolle die forschenden Künstler darin haben und welche Rolle
die Zuschauer spielen werden.
Nach umfangreichen Studien, steht für das Institut für Angewandete Wirklichkeitsverwechslung jedoch bereits fest: Je besser man die Spielregeln kennt, umso mehr Spaß macht
es, sie zu umgehen.
Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes.
Der Fonds Doppelpass unterstützt gezielt die Kooperation von freien Gruppen und festen Tanz- und Theaterhäusern. Die Kulturstiftung des Bundes möchte die freien Szenen und
Theaterinstitutionen in Deutschland zum Erproben neuer Formen der Zusammenarbeit und
künstlerischen Produktion anregen. Insgesamt erhalten 17 Projekte aus neun Bundesländern Fördergelder in einer Gesamthöhe von 2,5 Millionen Euro.
35
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
TJOgM
TheaterJugendOrchester goes Musical
Kooperation des Jungen Theaters Münster mit der Westfälischen Schule für Musik
und dem Sinfonieorchester Münster
Projekt des TheaterJugendOrchester (TJO)
Ab 12 Jahren / ab 7. Klasse
Premiere 26. April 2014 im Kleinen Haus
Regie N. N.
Auch 2013/14 bietet das TheaterJugendOrchester (TJO) jungen MusikerInnen wie bisher
wieder die Chance, unter professionellen Bedingungen an der Erarbeitung einer Musiktheaterproduktion teilzunehmen und so Einblick in den Alltag eines Profimusikers zu gewinnen.
Aber nicht nur das: Im Frühjahr 2014 wird das TJO erstmalig ein Musical mit Laien
auf die Bühne bringen! In einem kraftvollen Gesamtkunstwerk werden junge TänzerInnen,
MusikerInnen und SchauspielerInnen gemeinsam von Liebe, Erwachsenwerden, Rebellion, Schmerz, Freundschaft und der Liebe zur Musik erzählen. Junge Münsteranerinnen
und Münsteraner werden ein dreiviertel Jahr proben und durch ihre eigenen Stärken und
Schwerpunkte ein weltbekanntes Musical auf Münsters Bühne bringen.
Das Junge Theater, das Sinfonieorchester und das Musiktheater Münster freuen sich auf
die gemeinsame Arbeit mit der kreativen Jugend dieser Stadt!
Du bist zwischen 14 und 24 Jahre alt? Du spielst ein Instrument, singst gerne, tanzt
gerne oder spielst gerne Theater? Du bist bereit, dich auf ein musikalisches Abenteuer einzulassen? Du bist bereit, Zeit zu investieren? Im September 2013 geht die Arbeit los. Melde
dich rechtzeitig bei uns an – denn ohne dich geht es nicht!
� [email protected]
36
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
Die Judenbuche
von Kristo Šagor
nach der Novelle von Anette von Droste-Hülshoff
Uraufführung
Ab 15 Jahren / ab 8. Klasse
Premiere 9. Mai 2014 im Kleinen Haus
Regie Kristo Šagor
Die Judenbuche gehört zu den meist gelesenen Novellen der deutschen Literatur. Die 1842
veröffentlichte Novelle trägt den Untertitel Ein Sittengemälde aus dem gebirgigen Westfalen
und erzählt die Lebensgeschichte des Friedrich Mergel, der sich trotz der Bemühungen seiner Mutter dem Unrecht und der Unmoral der dörflichen Welt, in die er hineingeboren wird,
verschreibt, und schließlich einen Mord begeht. Zwar kann er sich der Strafverfolgung durch
Flucht entziehen, doch seiner Schuld entkommt er nicht. Jahrzehnte später kehrt er an den
Ort des Verbrechens zurück und begeht Selbstmord.
Der Stoff geht zurück auf eine wahre Begebenheit, die sich etwa fünfzig Jahre vor der
Niederschrift in Westfalen zutrug. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff entwirft das
Bild einer Gesellschaft, die Recht nicht von Unrecht unterscheidet, was zum äußersten Verbrechen, nämlich zu Mord führt. Vor diesem Hintergrund schildert sie die Entwicklung eines
jungen Menschen, für die sie seinen Charakter als ebenso maßgebend zeichnet wie seine
Erziehung durch sein Umfeld. Die spannende, zum Teil fragmentarisch wirkende Handlung,
eine knappe und raue Sprache sowie atmosphärisch dichte Naturbeschreibungen machen
Die Jugendbuche auch heute noch zu einem starken und außergewöhnlichen Text.
Annette von Droste-Hülshoff entstammt einem alten westfälischen Adelsgeschlecht
und wurde 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster geboren. Das Junge Theater und das Schauspiel Münster widmen sich in der zweiten Spielzeit dem Werk der weit über die Region hinaus bedeutenden Schriftstellerin und holen die mystische Kriminalgeschichte um Friedrich
Mergel auf die Bühne des Kleinen Hauses.
Kristo Šagor hat sich im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters bereits mit vielen
bekannten und preisgekrönten Theaterstücken einen Namen gemacht. Seine Stücke wie
Trüffelschweine, Fremdeln oder FSK16 haben sein zielsicheres Gespür für Themen und
den für ein junges Publikum reizvollen sprachlichen Zugriff auf diese bewiesen. Nach einer
Bearbeitung von Goethes Werther bietet die Novelle von Droste-Hülshoff für den Autor
eine neue Herausforderung, den Kriminalfall aus dem 19. Jahrhundert als eine Mischung
aus wahrer Begebenheit dokumentarisch aufzuschlüsseln und zugleich in seiner archaischbrutalen Magie in der Schwebe eines fantastischen Gruselmärchens oder einer Gothic Novel
zu halten.
Kristo Šagor inszenierte u. a. am Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Bochum,
am Staatstheater Stuttgart und am Staatstheater Hannover. In der letzten Spielzeit inszenierte er VERSCHWUNDEN für das Junge Theater Münster.
37
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
LASSO
Eine Geschichte über Freundschaft und Verrat von Sophie Kassies
Deutschsprachige Erstaufführung
Ab 7 Jahren/ab 2. Klasse
Premiere 22. März 2014 im U2
Regie Angelika Schlaghecken
Die beiden Freunde Buck und Pillow sind Cowboys im Wilden Westen. Sie kennen sich schon
seit sie denken können und sind absolut unzertrennlich. Doch leider passiert in der Wüste
sehr wenig und eines Tages hat Pillow die Nase voll – er will endlich in der Stadt leben, unter Menschen. Buck schlägt vor, einen Postdienst zu gründen und Sendungen der Menschen
in der Stadt zu transportieren. Begeistert stimmt Pillow zu und die beiden machen sich auf
den Weg in die nächste Stadt.
Dort ist Rose Sängerin in einem Saloon und ihre Freundin Lilly begleitet sie auf dem
Klavier. Alle Männer schwärmen von Rose, doch sie träumt davon, die Stadt zu verlassen
und in der weiten Welt Karriere zu machen. Als Pillow sie singen hört, verliebt er sich in sie
und schlägt ihr vor, mit ihr auf Reisen zu gehen und ihren Traum wahr werden zu lassen.
Rose ist begeistert … doch sie hat Lilly vergessen. Deren Klavier ist zu groß für ein Pferd
und ohne Klavier ist Lilly aufgeschmissen. Werden Pillow und Rose ihre Freunde verlassen,
um ohne sie ein neues Leben zu beginnen?
LASSO erzählt eine Geschichte über beste Freunde, erstes zartes Verliebtsein und die
Angst, den wichtigsten Menschen im Leben an andere zu verlieren.
Autorin Sophie Kassies, 1958 in Amsterdam geboren, studierte Regie an der Theaterschool in Amsterdam. Seitdem arbeitet sie als Dramaturgin und Regisseurin, in den letzten
Jahren jedoch hauptsächlich als Schriftstellerin. Sie schreibt für Erwachsene und Kinder
Angelika Schlaghecken studierte Theaterwissenschaft, Pädagogik und Soziologie in
Bayreuth und arbeitete danach als Produktions- und Regieassistentin bei freien Produktionen in Berlin und Köln sowie bei den Burgfestspielen Bad Vilbel. Von 2009–2012 war sie
Regieassistentin am Schnawwl und in der Jungen Oper Mannheim. In der letzten Spielzeit
inszenierte sie in Münster die Uraufführung von SCHNEESCHUHHASEN IM GLAS als mobile
Produktion und den Insektenkrimi DIE WANZE im U2.
38
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
oOPiCAsSOo
Theater für die Allerkleinsten
Mobiles Kunstwerk für Kleinkinder ab 2 Jahren
Uraufführung
Premiere 15. Juni 2014 im U2
Regie Julia Dina Heße
Zwei Maler bei der Arbeit. Sie tauchen ihren Pinsel in die Farbe, eine leuchtende Linie zieht
sich über das Blatt. Dazu kommen ein Kreis und zwei Kleckse. Ist das ein Gesicht? Oder eine
Schlange beim Ballspiel? Ist das Bild am Rand des Blattes zu Ende oder geht es auf dem
Boden weiter? Auf einmal sind die beiden nicht mehr in einem Atelier, sondern in einem
Meer aus Farben und Formen, in denen ihnen Musiker, Tänzer und Gaukler, aber auch Tiere
und fantastische Dinge begegnen.
Mit uneingeschränkter Phantasie und Experimentierlust begeben sich zwei Spieler in
das Reich von Blau bis Rosa, entdecken Papier, Holz, Blech und Sand und sehen sich selbst
und die Welt plötzlich mit ganz anderen Augen.
Nach dem Vorbild und inspiriert von Pablo Picasso, der seine Kunst immer wieder neu
erfand und sich dabei von keinen Regeln einschränken ließ, erforscht das Junge Theater die
sinnliche Seite des Malens und lässt vor den Augen der kleinen Zuschauer herrliche Bilder
und lustige kleine Geschichten über das Material tanzen.
Nach dem Erfolg des Kleinkinderstücks KLEINE SCHRITTE, WEITE WELT in der vergangenen Spielzeit widmet sich das Junge Theater in diese Spielzeit dem Theater für die Allerkleinsten, das es erst seit einigen Jahren auch in Deutschland gibt. In Italien, Frankreich,
Belgien, Finnland und Schweden ist das Kleinstkindertheater längst eine feste Größe der
Kulturszene. Vision und Ziel des Theaters von Anfang an ist, das Theater als einen Ort der
Gemeinschaft und der Begegnung zu etablieren. Hier treffen sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen als Akteure auf der Bühne oder als Zuschauer im Publikumsraum. Theater wird so zu einem Raum, in dem spielerisch und ganz natürlich kulturelle
Lernprozesse stattfinden. Je früher durch diese Lernprozesse begonnen wird, Menschen
unterschiedlicher Herkunft im Raum ‚Theater’ zusammenzubringen, desto eher werden Vorurteile abgebaut bzw. können diese erst gar nicht entstehen.
Julia Dina Heße ist Leiterin des Jungen Theaters Münster. Gemeinsam mit Marcela Herrera entwickelte sie in der letzten Spielzeit das Kleinkinderstück KLEINE SCHRITTE, WEITE WELT in Münster, sowie KUGELBUNT für Kinder ab einem Jahr für das Nationaltheater
Mannheim im November 2010.
39
Musiktheater � Schauspiel � Tanztheater � Junges Theater
WIEDERAUFNAHMEN
Im Kleinen Haus
AN DER ARCHE UM ACHT
(Ende Februar 2013 – ab 6 Jahren)
NICHTS
(November 2013 – ab 14 Jahren)
Im U2
Julie und der Riese Junior
(ab 4 Jahren)
Die Wanze
(ab 8 Jahren)
mobil
Kleine Schritte, weite Welt
(ab 3 Jahren)
SCHNEESCHUHHASEN IM GLAS
(ab 15 jahren)
40
Herunterladen