Ergänzungen zu Physik II Spezifische Wärmen beliebiger Systeme Spezifische Wärmen beliebiger Systeme Wie auch im Halliday1 erklärt wird, muss bei der molaren spezifischen Wärme C jeweils angegeben werden, unter welchen Bedingungen die Wärme zugeführt wird. So bedeutet für Gase CV die spezifische Wärme bei konstantem Volumen, Cp die spezifische Wärme bei konstantem Druck. 6T=1o Q V=konst. . CV = δQ dT . Cp = , V δQ dT . p Nach dem 1. Hauptsatz, δQ = dU + p dV , ist für dV = 0 δQ = dU , ∂U . und somit CV = (1) ∂T V 6V 6T=1o p Es gilt als Definition Für Cp erhalten wir wegen p = konst: Q Cp = p=konst. dU + pdV dT = p ∂U ∂T +p p ∂V ∂T . (2) p [Durch die unteren Indizes wird angedeutet, welche Variable beim Differenzieren konstant zu halten ist.] Für die weiteren Rechnungen brauchen wir die thermische Zustandsgleichung, welche die Zustandsvariablen p, V und T miteinander verknüpft (z.B. pV = RT für ein Mol eines idealen Gases), sowie die kalorische Zustandsgleichung U = U (T, V ), also die Abhängigkeit der inneren Energie von den Zustandsvariablen. Verbinden wir beide Gleichungen, so ergibt sich eine Beziehung U = U (T, V (p, T )) , also ist ∂U ∂T ∂U ∂U ∂V + = . ∂T p ∂T V ∂T p ∂V T ∂T p | {z } | {z } =CV =1 ∂U ∂V Cp = CV + p + . ∂V T ∂T p ∂U Ein ideales Gas ist nicht vorausgesetzt. Gewöhnlich ist > 0. ∂V T Einsetzen in Gleichung (2) macht hieraus Ist dann der Ausdehnungskoeffizient (∂V /∂T ) > 0 (was einer normalen Wärmeausdehnung entspricht), so gilt Cp > CV . Dies folgt nebenher direkt aus der Überlegung, dass bei Zufuhr von Wärme bei konstantem Volumen keine Arbeit vom System geleistet wird und somit die Wärme restlos in die Temperaturerhöhung eingeht. Findet der Prozess hingegen bei konstantem Druck statt, so wird ein Teil der Wärme für die Arbeitsleistung benötigt – für dieselbe Erhöhung der Temperatur ist also eine grössere Wärmezufuhr erforderlich. Wir diskutieren als Erstes den Fall idealer Gase und im Anschluss daran jener fester Körper. 1. Ideale Gase Die innere Energie U ist die Summe der kinetischen Energien der (n · NA ) Einzelmoleküle:2 f f ∂U dU f ∂U U = (nNA )Kgem = (nNA ) kT = RT. Damit ergibt sich: CV = = = R, =0 2 2 ∂T V dT 2 ∂V T 1 Kap. 2 Vgl. 19-7 ( Die Wärmeaufnahme bei Festkörpern und Flüssigkeiten“), unter Ein wichtiger Punkt“. ” ” E “ im Halliday, Kap.20-8 ( Die innere Energie“), wobei die Anzahl Freiheitsgrade f = 3 ist. ” int ” 1 Ergänzungen zu Physik II Spezifische Wärmen beliebiger Systeme und zudem mit Hilfe von pV = RT für ein ideales Gas: Es folgen die spezifischen f CV = R, Wärmen 2 Cp = CV + R ∂V ∂T = p sowie R . p die innere Energie U = CV T . (3) Aus dieser Beziehung leitete R. Mayer eine Methode zur Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalents ab: Es werden Q und Q0 bestimmt und die Masse m wird so eingestellt, dass p =konst. ist; ∆V und p werden mechanisch gemessen: Q0 − Q ∆W p ∆V V =konst. p =konst. = Cp − CV = R [cal/Mol K] = = . ∆T ∆T j ∆T j m Q0 Q ∆T =10 ∆T =10 ∆V Für ∆T = +1◦ wurde Cp − CV = 1.9872 cal/Mol K und p ∆V = R∆T = 8.3143 J/Mol gemessen. Damit ist der ist R ≈ 2 cal/Mol K = 8.3 J/Mol K und der Proportionaltätsfaktor zwischen (in cal gemessener) Wärmeenergie und (in Joule gemessener) mechanischer Energie ergibt sich zu j = 4.1840 J/cal. Für ideale Gase sind CV und Cp durch die Zahl der Freiheitsgrade3 f bestimmt. Für einatomige Gase ist f = 3 und damit CV = 3 J cal R = 12.47 '3 2 mol K mol K und Cp = 5 J cal R = 20.79 '5 . 2 mol K mol K Das Verhältnis der beiden spezifischen Wärmen ist κ = Cp /CV = f = 5 und somit CV = 5 J cal R = 20.79 '5 2 mol K mol K und Cp = 5 3 = 1.667. Für zweiatomige Gase ist 7 J cal R = 29.10 '7 . 2 mol K mol K Hier ist also κ = Cp /CV = 7/5 = 1.40. Diese Werte werden durch das Experiment bestätigt, wie die folgende Tabelle für Werte bei 298 K zeigt: Spezifische Wärmen Cp und der Verhältniswert κ einiger Gase Stoff Cp Joule κ Stoff mol K Theorie He Ne Ar Kr Xe 3 Siehe 20.9 20.8 20.8 20.7 20.7 20.8 Cp Joule κ mol K 5/3 1.660 1.640 1.668 1.680 1.660 Theorie H2 N2 O2 Cl2 Br2 29.2 28.90 29.20 29.30 33.85 37.78 7/5 1.410 1.404 1.401 1.355 1.320 Die zu hohen Werte von Cp für Cl2 und Br2 deuten darauf hin, dass auch interne Schwingungen angeregt sind und die Moleküle somit nicht als starr angesehen werden können. Bemerkenswert ist ferner, dass bei allen zweiatomigen Gasen Cp von 29 J/mol K bei hohen Temperaturen auf 21 J/mol K bei tiefen Temperaturen absinkt. Verantwortlich hierfür ist ein quantenmechanischen Effekt (Einfrieren der Rotationsfreiheitsgrade). auch Halliday, Kap.20-9 ( Thermodynamische Freiheitsgrade und molare spezifische Wärmen“). ” 2 Ergänzungen zu Physik II Spezifische Wärmen beliebiger Systeme 2. Feste Körper In festen Körpern sind die Atome oder Ionen an Ruhelagen gebunden, um die sie Schwingungen ausführen können. Sie verhalten sich näherungsweise wie dreidimensionale Oszillatoren mit Federkonstante k und der Energie p2x + p2y + p2z k ε= + (x2 + y 2 + z 2 ) = εkin + εpot . 2m 2 Also ist f = 6 (die Anzahl Freiheitsgrade ist gleich der Anzahl der Orts- und Impulskoordinaten, die im Ausdruck für die Energie des Teilchens quadratisch auftreten) und folglich CV = 3R. Wegen der kleinen Kompressibilität der festen Körper gilt Cp ' CV und somit Cp ' CV = 3R = 24, 94 C p [J/ K mol] Material Pb 20 Al 10 0 J ' 6 cal , mol K mol K Diamant T [K] ~ T3 0 200 400 Diamant Al Cu Ag Pb Pt Cp 298 K J mol K 6.1 24.4 24.5 25.5 26.8 25.9 die Regel von Dulong-Petit. Das Experiment zeigt, dass der DulongPetitsche Wert nur bei genügend hohen Temperaturen erreicht wird. Mit fallender Temperatur sinkt Cp , und zwar umso früher, je härter das Material ist. Diese Effekte wurden von Einstein aufgrund quantenmechanischer Überlegungen erklärt. 600 3