Gehirn

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Gehirn
Funktionsweise und Krankheiten des Gehirns
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
24.10.2005Während Sie diesen Text hier lesen, arbeitet Ihr Gehirn bereits auf
Hochtouren. Die Netzhaut des Auges wandelt alles, was wir sehen, in elektrische
Signale um. Diese werden dann über mehrere Zwischenstationen bis zur Großhirnrinde
geschickt. Erst dort werden uns die nebeneinander gereihten Buchstaben als Worte
bewusst - und wir bringen sie aufgrund unseres gespeicherten Wissens und unserer
Erfahrung in einen sinnvollen Zusammenhang. Natürlich nur, sofern der Text gut
verständlich geschrieben ist. Doch das ist noch längst nicht alles, was beim Lesen
passiert. Während unser Gehirn mit der Signalverarbeitung aus der Außenwelt
beschäftigt ist, schickt es gleichzeitig auch ständig Impulse zu den Augenmuskeln,
damit diese sich in die gewünschte Richtung bewegen. Nur so können wir den Text
weiterlesen. Handelt es sich um einen sehr spannenden Text, so kann man schon
einmal die Welt um sich herum vergessen, nicht wahr? Auch das ist eine Leistung des
Gehirns - es unterdrückt störende Sinneseindrücke, wie zum Beispiel laute
Sitznachbarn im Zug oder Autolärm und lässt nur die gewünschten Informationen durch
den "Filter". So können wir uns voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren.Das
Gehirn ist schon ein faszinierendes Organ. Und obwohl wir inzwischen enorm viel
darüber wissen, so bleibt es uns weiterhin ein rätselhaftes Objekt, von dem wir
eigentlich nur in Ansätzen verstehen, wie es funktioniert. Viele seiner Geheimnisse
schlummern noch tief im Verborgenen und warten darauf, entdeckt zu werden.Als
komplexestes Organ des menschlichen Körpers reguliert das Gehirn den Großteil der
Körperfunktionen und ist somit gewissermaßen der "Chef" unseres Organismus. Genau
wie ein Chef sein Büro auf der obersten Etage hat, so hat auch das Gehirn
entsprechend seiner wichtigen und ehrenvollen Aufgabe einen besonderen Sitz im
Körper. Umgeben von schützendem Knochen und zusätzlich eingebettet in eine
dämpfende Flüssigkeitsschicht, das so genannte Nervenwasser, ist es im Schädel vor
gefährlichen äußeren Einwirkungen geschützt. Für seine vielfältigen Aufgaben muss es
natürlich ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden: rund ein Fünftel des im Körper
zirkulierenden Blutes wandert ins Gehirn. Jeder Teil des Gehirns übernimmt spezifische
Aufgaben. Grundsätzlich teilt man ein in Großhirn, Zwischenhirn, Mittelhirn, Brücke,
Kleinhirn und verlängertes Mark. Das Großhirn macht mit etwa 80 % den Hauptanteil
aus. Es besteht aus zwei stark gefurchten Hälften (Hemisphären), die sich über die
übrigen Hirnanteile wölben. Die Verbindung der zwei Hemisphären ist durch einen
Nervenstrang, den Balken, gewährleistet. Von außen ist die etwa 3 mm dicke Hirnrinde
sichtbar, die aus den berühmten "grauen Zellen" besteht. Sie ist der
entwicklungsgeschichtlich jüngste Teil unseres Gehirns, Sitz des Bewusstseins und
befähigt uns zu allen höheren psychischen Funktionen wie Denken, Lernen,
Gedächtnis und Sprache. Entsprechend unterschiedlicher Aufgaben unterteilt man die
Hirnrinde in vier Lappen: Stirn-, Scheitel-, Schläfen- und Hinterhauptslappen. Vom
hinteren Teil des Stirnlappens beispielsweise gehen unsere Bewegungsimpulse aus, im
vorderen Teil ist die Persönlichkeitsstruktur verankert. Im Scheitellappen werden uns
Tast- und Berührungsempfindungen bewusst, der Schläfenlappen ist für das bewusste
Hören verantwortlich, und im Hinterhauptslappen endet die Sehbahn. Unter der
Hirnrinde schließt sich das so genannte weiße Mark an, das aus Nervenzellfortsätzen
besteht. Aufgabe dieser Fortsätze ist es, zu anderen Nervenzellen zu ziehen, um
Informationen weiterzugeben oder zu empfangen. Vereinfacht gesagt, steuert unsere
rechte Gehirnhälfte die linke Körperhälfte und umgekehrt. Das heißt zum Beispiel,
wenn wir den linken Arm bewegen, arbeitet unsere rechte Gehirnhälfte. Jeder Mensch
hat eine dominante Hemisphäre, meist ist dies die linke Hirnhälfte. In dieser
Hemisphäre befindet sich dann auch unser Sprachzentrum. Am Übergang vom
Großhirn zum Zwischenhirn liegt das "limbische System" - eine Reihe von Strukturen,
in denen der Sitz unserer Gefühle vermutet wird. Das darunter liegende Zwischenhirn
hat vor allem zwei Funktionen. Einerseits dient es als Filterstation für sensible Reize nur die wichtigsten Informationen werden zum Großhirn durchgelassen, damit es nicht
zu einer Reizüberflutung kommt. Andererseits werden von hier aus alle inneren Organe
gesteuert sowie wichtige Hormone des Körpers reguliert. Das Mittelhirn ist eine sehr
kleine Struktur, in der sich u.a. das Wach-Schlaf-Zentrum sowie wichtige Schaltstellen
für die Seh- und Hörbahn befinden. Außerdem ist hier die "Substantia nigra" ("schwarze
Substanz") lokalisiert, eine Ansammlung von Zellen, die wichtig für den
Bewegungsantrieb sind. Ein Ausfall der Substantia nigra ist die Ursache des Morbus
Parkinson. An das Mittelhirn schließt sich die Brücke (Pons) an - über sie besteht eine
Verbindung zwischen Groß- und Kleinhirn. Die Hauptaufgabe des Kleinhirns besteht in
der Feinabstimmung unserer Bewegungen. Unterhalb der Brücke befindet sich das
verlängerte Mark, das den Übergang vom Gehirn zum Rückenmark bildet.Die Kapazität
unseres Gehirns ist enorm - seine insgesamt mehreren Milliarden Zellen bilden ein
großartiges Netz untereinander und können dadurch unvorstellbar viel Wissen
abspeichern. Und dies nicht nur in jungen Jahren - neuere Forschungsergebnisse
haben gezeigt, dass die Lernfähigkeit im Alter längst nicht so stark abnimmt wie lange
Zeit vermutet. So konnte nachgewiesen werden, dass durch ausreichendes Training
auch noch in hohem Alter neue Nervenverbindungen entstehen und somit
beeindruckende Gedächtnisleistungen erbracht werden können, wie z.B. das Erlernen
einer neuen Sprache. Wie immer gilt: Übung macht den Meister!KrankheitenAlzheimer:
Gedächtnis- und Orientierungsstörung durch Zellverlust der GroßhirnrindeSchlaganfall:
Durchblutungsstörung eines Gehirnareals, mögliche Beschwerden: Lähmungen,
Taubheitsgefühl, Sprach-, SehstörungenDepression: starke Traurigkeit, Schuldgefühle,
"innere Leere", unbehandelt besteht SelbstmordgefahrParkinson: allgemeine
Bewegungsverlangsamung, Ruhezittern, Angehörigen fällt häufig "mimische Starre"
aufMultiple Sklerose: chronisch-entzündliche Erkrankung des "weißen Marks" mit
unterschiedlichsten Beschwerden, Alter bei Beginn meist 20-40 J.Schizophrenie:
Denkstörungen, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Ursache
unbekanntMigräneMigräne ist eine Volkskrankheit - ca.10% der Bevölkerung leiden
darunter. Die typischen Beschwerden: einseitige, pulsierende Kopfschmerzen, die mit
Übelkeit oder Erbrechen einhergehen. Licht- und Geräuschempfindlichkeit können
hinzukommen. Bei jedem 10. kommt es vor der Kopfschmerzphase zur so genannten
Aura: meist sind dies vorübergehende Sehstörungen wie Flimmern oder
Verschwommensehen. Am liebsten ziehen sich Migräniker in einen dunklen Raum
zurück und hoffen auf das baldige Ende der Attacke, die unbehandelt zwischen 4 und
72 Stunden andauert. In leichten Fällen kann mit ASS, Paracetamol oder Ibuprofen
behandelt werden, ca. 15 min vorher sollte ein Mittel gegen die Übelkeit eingenommen
werden (z.B. Metoclopramid). Für schwere Attacken stehen die gut wirksamen, aber
teuren Triptane zur Verfügung. Häufen sich die Attacken, ist eine vorbeugende
Behandlung in Erwägung zu ziehen, z.B. mit Beta-Blockern oder Flunarizin.
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