VORLESUNG „SOZIALSTRUKTURANALYSE“

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VORLESUNG
„SOZIALSTRUKTURANALYSE“
13 Ι SOZIALE SCHLIEßUNG
WS 2016/17
23. Januar 2017
UND
AUSBEUTUNG
Prof. Dr. Stephan Lessenich Ι Institut für Soziologie
Lehrstuhl „Soziale Entwicklungen und Strukturen“
Sozialstrukturanalyse: Das Vorlesungsprogramm
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I – Sozialstrukturanalyse als politische Soziologie sozialer Ungleichheit
1 – Sozialstruktur
2 – Soziale Ungleichheit
3 – Sozial-Politik
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II – Sozialstruktur und Strukturkategorien sozialer Ungleichheit
4 – Demographie & 5 – Strukturkategorie Alter (age)
6 – Haushalte & 7 – Strukturkategorie Geschlecht (gender)
8 – Erwerbstätigkeit & 9 – Strukturkategorie Klasse (class)
10 – Bildung & 11 – Strukturkategorie Ethnizität („Rasse“ – race)
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III – Reproduktion sozialer Ungleichheit: Strukturen und Mechanismen
12 – Struktur und Handeln I: Habitus und (Alltägliche) Lebensführung
13 – Struktur und Handeln II: Soziale Schließung und Ausbeutung
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IV – Sozialstruktur und soziale Ungleichheit jenseits der Nationalgesellschaft
14 – Europäisierung/Transnationalisierung der Sozialstruktur?
15 – Globale soziale Ungleichheiten
Rückblick und Anschluss: Bourdieus Konzept des „Habitus“
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Lebensführung, Alltägliche Lebensführung und Habitus als zentrale soziologische
Konzepte zum Verständnis des praktischen Prozesses der Vermittlung von Struktur
und Handeln sowie der Reproduktion sozialer Ungleichheit
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„Habitus“ nach Bourdieu als für die Soziologie sozialer Ungleichheit besonders
relevantes Konzept
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Unter dem Habitus versteht Bourdieu im Kern ein bestimmtes, relativ kohärentes,
historisch und sozial verankertes System von Denk-, Wahrnehmungs- und
Beurteilungsweisen
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Bedeutung der geschichtlichen bzw. Zeit-Dimension: „Habitus“ meint wörtlich das
„Gehabte“, das in der gesellschaftlichen Praxis als Mittler zwischen der sozialen
Struktur (bzw. der Position des Subjekts in ihr) und dem sozialen Handeln (bzw. den
Positionierungsstrategien des Subjekts in einer gegebenen Struktur) wirkt
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Habitus als Disposition bzw. System von Dispositionen, das zwischen Positionen und
Positionierungen vermittelt („Kurzformel“: Position – Disposition – Positionierung)
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 1
Rückblick und Anschluss: Bourdieus Konzept des „Habitus“
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Wenn Subjekte alltags- und lebenspraktisch „disponieren“, dann suchen sie in
bestimmter Weise über ihre (alltägliche) Lebensführung zu verfügen …
… und das heißt: über ihre Ausstattung mit „Kapital“ bzw. Kapitalien zu verfügen
und diese(s) gesellschaftlich zu verwerten
Kapital ist „akkumulierte Geschichte“ (Bourdieu 1983:183):
„Auf das Kapital ist es zurückzuführen, daß die Wechselspiele des gesellschaftlichen Lebens,
insbesondere des Wirtschaftslebens, nicht wie einfache Glücksspiele verlaufen, in denen jederzeit eine Überraschung möglich ist: Beim Roulette z.B. kann in kürzester Zeit ein ganzes Vermögen gewonnen … werden; im nächsten Augenblick kann dieser Gewinn … bereits wieder aufs
Spiel gesetzt und vernichtet werden. … Aber die Akkumulation von Kapital … braucht Zeit. Dem
Kapital wohnt eine Überlebenstendenz inne …. Das Kapital ist eine der Objektivität der Dinge
innewohnende Kraft, die dafür sorgt, daß nicht alles gleich möglich oder unmöglich ist.“ (Ebd.)
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In den alltags- und lebenspraktischen Dispositionen der Subjekte sind immer die
„erlebten“ (eigenen wie anderen) sozialen Positionen und Positionierungen abgespeichert und werden von ihnen (zugleich unbewusst und strategisch) „ausgelebt“
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Kapital als „akkumulierte Arbeit“ (Bourdieu 1983:183): Arbeit am (sozialen) Leben …
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… womit Bourdieu in gewisser Weise die Marx‘sche Dichotomie von „Kapital“ und
„Arbeit“ durchkreuzt
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 2
Webers Konzept der „sozialen Schließung“
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Webers Konzept „sozialer Schließung“ als Konzept zur Analyse der Reproduktion
sozialer Ungleichheit …
… das - in der Ausdeutung und Erweiterung durch Parkin (1983) – gleichfalls eine
dualistische Klassenanalyse in Frage stellt
Ausgangspunkt bei Weber ist die Unterscheidung „offener“ und „geschlossener“
sozialer Beziehungen:
„Eine soziale Beziehung (gleichviel ob Vergemeinschaftung oder Vergesellschaftung) soll nach
außen ‚offen‘ heißen, wenn und insoweit die Teilnahme an dem an ihrem Sinngehalt orientierten gegenseitigen sozialen Handeln, welches sie konstituiert, nach ihren geltenden Ordnungen
niemand verwehrt wird, der dazu tatsächlich in der Lage und geneigt ist. Dagegen nach außen
‚geschlossen‘ dann, insoweit und in dem Grade, als ihr Sinngehalt oder ihre geltenden
Ordnungen die Teilnahme ausschließen oder beschränken oder an Bedingungen knüpfen.“
(Weber 1922:23)
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Bei der Frage des „Öffnens“ oder „Schließens“ eines sozialen Zusammenhangs geht
es ihrem rationalen Kern nach stets um die Aneignung von Lebenschancen:
„Wenn die Beteiligten von ihrer Propagierung eine Verbesserung ihrer eigenen Chancen nach
Maß, Art, Sicherung oder Wert erwarten, so sind sie an Offenheit, wenn umgekehrt von deren
Monopolisierung, so sind sie an Schließung nach außen interessiert.“ (Weber 1922:23)
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 3
Webers Konzept der „sozialen Schließung“
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„Öffnen“ und „Schließen“ als entgegengesetzte Prinzipien sozialen Handelns …
… und sozial schließendes Handeln als ein ungleichheitsrelevanter, „typisch sich
wiederholender Vorgang“ (Weber 1922:201):
„… stets ist dabei als treibende Kraft die Tendenz zum Monopolisieren bestimmter, und zwar
der Regel nach ökonomischer Chancen beteiligt. Eine Tendenz, die sich gegen andere Mitbewerber, welche durch ein gemeinsames positives oder negatives Merkmal gekennzeichnet
sind, richtet. Und das Ziel ist: in irgendeinem Umfang stets Schließung der betreffenden
(sozialen und ökonomischen) Chancen gegen Außenstehende.“ (Weber 1922:202)
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Die Monopolisierung von Chancen (z.B. auf die Zuteilung bzw. den Erwerb von Gütern
und Positionen) für die eigene Gruppe – und der Ausschluss von Fremdgruppen von
eben diesen Chancen - kann an praktisch jedes denkbare sozial definierte Gruppenmerkmal (Alter, Geschlecht, Ethnizität, soziale Herkunft, Sprache usw.) anschließen
Parkin adaptiert Webers Konzept sozialer Schließung für die Klassenanalyse:
„Ein erster Schritt in diese Richtung geht dahin, den Begriff der Schließung so auszudehnen,
daß er auch andere Formen sozialen Konkurrenzhandelns einbezieht, bei denen es um die
Maximierung von kollektiven Ansprüchen auf Vorteile und Erfolgschancen geht. In diesem Sinne
handelt es sich also nicht nur dann um eine Strategie zur Beanspruchung begehrter Ressourcen,
wenn soziale Ausschließung praktiziert wird, sondern auch dann, wenn die Ausgeschlossenen
selbst in direkter Reaktion auf ihren Außenseiterstatus bestimmte Maßnahmen ergreifen.“
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 4
(Parkin 1983:124)
Zwei Strategien sozialer Schließung: „Ausschließung“ und „Solidarismus“
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Mit der Erweiterung des Weber‘schen Schließungskonzepts zielt Parkin auf eine
Differenzierung des Marx‘schen Klassenmodells, das er aus dem „Prokrustesbett des
Dualismus“ (Parkin 1983:122) zwischen einer sozial ausschließenden Kapitalistenund einer sozial ausgeschlossenen Arbeiterklasse befreien will
Ausgangspunkt bei Parkin ist die „These, daß soziale Schließung zwei unterschiedliche reziproke Handlungstypen impliziert“ (Parkin 1983:124):
„Es handelt sich um zwei unterschiedliche Formen allgemeiner Handlungsstrategien zur
Inanspruchnahme von Ressourcen: zum einen jene, die auf der Macht der Ausschließung, zum
anderen jene, die auf der Macht des Solidarismus basieren.“ (Ebd.)
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Ausschließungsstrategien sind Parkin zufolge die dominante soziale Schließungsform:
„Das gemeinsame Merkmal dieser Strategien besteht darin, daß eine soziale Gruppe den
Versuch unternimmt, ihre Privilegien durch Unterordnung einer anderen Gruppe zu erhalten
oder zu vermehren, d.h. eine andere Gruppe … als unter der eigenen stehend auszugrenzen.
Gelingt es den Ausgegrenzten ihrerseits auch, den Zugang zu den verbleibenden Möglichkeiten
und Ressourcen zu beschränken und wird damit die Anzahl der Subgruppen erhöht, so erreicht
die Schichtungsordnung einen Zustand der Entschärfung, der den … Gegenpol zum
marxistischen Modell der Klassenpolarisation markiert.“ (Parkin 1983:124)
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 5
Zwei Strategien sozialer Schließung: „Ausschließung“ und „Solidarismus“
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Die Ungleichheitsstruktur moderner kapitalistischer Gesellschaften ist in diesem
Sinne als ein (in beständigem Wandel befindliches) Ergebnis multipler, „kaskadenförmig“ aneinander anschließender Ausschließungsprozesse zu verstehen: Auf jeder
„Stufe“ der Sozialstruktur suchen Gruppen die jeweils verbleibenden Lebenschancen
zu monopolisieren und sich nach „unten“ zu schließen
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Solidaristische Strategien richten sich hingegen in der Struktur ungleicher Lebenschancen nach „oben“ – als „Schließungsversuche ausgeschlossener Gruppen“ (Parkin
1983:129), denen eigenes Ausschließungshandeln verschlossen ist:
„Schließungsstrategien, die hier als solidaristisch bezeichnet werden, können als kollektive
Antwort ausgegrenzter Gruppen verstanden werden, die ihrerseits nicht dazu in der Lage sind,
durch Ausschließungstechniken Ressourcen für sich in Anspruch zu nehmen. … Strategien des
Solidarismus … richten politischen Druck nach oben; denn mit ihren Ansprüchen bedrohen sie
den Ressourcenanteil der privilegierten Schichten. Während Ausschließung also eine
Schließungsform darstellt, die die Schichtungsordnung [durch ‚Unterschichtung‘, S.L.]
stabilisiert, beinhalten solidaristische Strategien eine potentielle Herausforderung an das
gegebene Verteilungssystem, indem sie mit Usurpation drohen.“ (Parkin 1983:125)
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Klassische (historische) Beispiele: „Solidaristischer“ Kampf zunächst des Bürgertums
gegen die Privilegien des Adels, sodann der Arbeiterbewegung gegen die RessourcenLessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 6
monopole des Bürgertums
Zwei Strategien sozialer Schließung: „Ausschließung“ und „Solidarismus“
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Zwei Vorteile des Schließungsmodells gegenüber dem Marx‘schen Klassenmodell
Das Modell sozialer Schließung fasst erstens Klasse als Prozesskategorie …:
„Diese Überlegung könnte z.B. dazu dienen, den Unterschied zwischen Bourgeoisie und
Proletariat nicht an den formalen Merkmalen von Kollektiven, sondern an unterschiedlichen
Prinzipien sozialen Handelns festzumachen. Das Konzept der Schließung bezieht sich auf die
prozessualen Kennzeichen von Klasse und betont damit die Prinzipien, die der Klassenbildung
zugrunde liegen. Diese Betonung des Prozessualen trägt der Tatsache Rechnung, daß die
Anordnung von Klassen grundsätzlich fließend ist, was die üblichen dichotomen Konzepte nicht
ohne weiteres in den Griff bekommen.“ (Parkin 1983:125)
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… und es erfasst zweitens die Zweideutigkeit von Klassenstrategien:
„Es muß betont werden, daß soziale Gruppen gleichzeitig zwei Strategien sozialer Schließung
verfolgen können und oft auch verfolgen, wenn es ihnen darum geht, möglichst viele Ressourcen für sich zu beanspruchen. Obwohl der Klassencharakter jeder Gruppe durch ihre primäre
Schließungsstrategie bestimmt ist, schließt das keineswegs die Möglichkeit aus, daß sie auch
Strategien des gegensätzlichen Typs benützt. … Der Rückgriff auf zwei Schließungsstrategien ist
… charakteristisch für Gruppen, die auf der mittleren Ebene im Schichtungsgefüge angesiedelt
sind.“ (Parkin 1983:132)
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Das Schließungshandeln von „Mittelschichten“ oder von „integrierten“ ethnischen
Gruppen sind Beispiele für die Kombination solidaristischer und ausschließender
Praktiken
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 7
„Ausbeutung“ als Strukturmechanismus sozialer Ungleichheitsproduktion
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Anders als Parkin suggeriert, ist Ausschließung konzeptionell nicht mit „Ausbeutung“
als „den Ausschließungspraktiken inhärentes Merkmal“ (Parkin 1983:129) in eins zu
setzen:
„Ob sich das Ausschließungskriterium auf Eigentumsrecht, Ausbildungszertifikate, Hautfarbe
oder Glaubenszugehörigkeit bezieht – die ablaufenden Prozesse weisen alle das herausragende
Merkmal der Ausbeutung auf, nämlich: die Ausübung von Macht nach ‚unten‘ mit dem Ziel,
eine andere Gruppe unterzuordnen.“ (Ebd.)
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Ausbeutungsbeziehungen erschöpfen sich jedoch nicht in dem Merkmal der sozialen
Über- bzw. Unterordnung und des Ausschlusses der untergeordneten Gruppe von den
der übergeordneten Gruppe vorbehaltenen Lebenschancen, sondern sind wesentlich
durch das Moment der Aneignung von Ressourcen der untergeordneten durch die
übergeordnete Gruppe gekennzeichnet
Soziologische Wiederbelebung und „gegenwartsanalytische Reaktualisierung“ der
Ausbeutungskategorie bei Haubner (2016:148) durch deren Lösung aus dem engen
arbeitswerttheoretischen Deutungszusammenhang bei Marx
„Ausbeutung“ als einseitige Vorteilsbeschaffung im Sinne der systematischen Ausnutzung sozial verwundbarer Gruppen („Kurzformel“: Ausschluss – Ausnutzung –
Aneignung)
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 8
„Ausbeutung“ als Strukturmechanismus sozialer Ungleichheitsproduktion
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Marx‘ klassischer Ausbeutungs-Begriff bezieht sich auf den ungleichen Tausch
zwischen Kapital und Arbeit: Lohnarbeitende schöpfen über die Entlohnung ihrer
Arbeitskraft hinaus einen Mehrwert, der von Kapitalbesitzenden angeeignet wird …
… ein Tausch, dessen strukturelle Asymmetrie durch die Form des freien Arbeitsvertrags verschleiert wird (im Gegensatz zur gewaltförmigen Ausbeutung persönlicher Abhängigkeitsbeziehungen im Rahmen vormoderner und moderner Sklaverei)
In allgemeinster Weise kann „Ausbeutung“ als eine soziale Beziehung der einseitigen
Vorteilsnahme verstanden werden:
„At the most general level, A exploits B when A takes unfair advantage of B.“ (Wertheimer
1996:10)
„… daß ich mir dadurch nütze, daß ich einem Andern Abbruch tue …“ (Marx 1844/45:394)
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Haubner (2016) schließt mit ihrer Ausbeutungs-Konzeption an Prozesse sozialer
Ausschließung an, in deren Folge Gruppen in sozial verwundbaren Positionen (i.S.
von Eigentums- und Machtlosigkeit) entstehen, deren Verwundbarkeit von anderen
(machtvolleren) Positionen aus ausgenutzt werden kann:
„Es ist nämlich keinesfalls notwendig, Ausbeutung primär für die Erklärung von Profitgenerierung und allein für ‚mehrwertschöpfende‘ Lohnarbeit zu reservieren.“ (Haubner
2016:148)
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 9
„Ausbeutung“ als Strukturmechanismus sozialer Ungleichheitsproduktion
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Haubner bezieht Ausbeutung gleichwohl – wenn auch im weiteren Sinne – auf
Strukturen und Prozesse der Aneignung fremden Arbeitsvermögens …
„Ausbeutung bezeichnet demnach eine soziale Beziehung, bei der bestimmte soziale Akteure
unter bestimmten Bedingungen in der Lage sind, das Arbeitsvermögen anderer Akteure zum
eigenen Vorteil (aus) zu nutzen.“ (Haubner 2016:149)
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… im Rahmen von nicht-professioneller und unentlohnter (oder kostengünstig
genutzter) Pflegearbeit der gesellschaftlichen „Care-Reserve“ (Angehörige,
Ehrenamtliche, Erwerbslose, Migrant/innen)
Ein so verstandenes Ausbeutungs-Konzept lässt sich aber durchaus auch auf soziale
Beziehungen jenseits der Arbeit übertragen: Von Ausbeutung ließe sich demnach
immer dann sprechen, wenn der Ausschluss einer Gruppe vom Zugang zu bestimmten
Gütern und Positionen mit der einseitigen Aneignung von Ressourcen dieser Gruppe
durch die ausschließende Gruppe einhergeht
Entsprechende Ausbeutungsbeziehungen bedürfen immer gesellschaftlicher
Ermöglichungsbedingungen …
… wobei eine politische Soziologie sozialer Ungleichheit die Rolle des Staates als
Ermöglichungsagentur (und ggf. als Profiteur) von sozialen Ausbeutungsbeziehungen
Lessenich I VL Sozialstrukturanalyse I 13 Soziale Schließung und Ausbeutung I Folie 10
berücksichtigen muss
Sozialstrukturanalyse: Das Begleitprogramm
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Audio- und Videoaufzeichnung (durch LMU UnterrichtsMitschau,
videoonline.edu.lmu.de)
Übung zur Vorlesung durch Dr. Thomas Barth: Dienstag 16-18 Uhr, M 118 –
Musterfragen an [email protected]
Tutorien zur Vorlesung:
Christian Köning & Marc Ortmann – Mittwoch 12-14, Konradstr. 6, SR 208
Sebastian Felsner & Anton Schmidt – Donnerstag 12-14, Konradstr. 6, SR 208
David Arndt & Manuel Schechtl – Freitag 10-12, Konradstr. 6, SR 108
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Vorlesungsprogramm, Literatur zu Vorlesung/Übung und Tutorien sowie
Folien zur Vorlesung auf der Homepage des IfS: www.soziologie.unimuenchen.de (Lehrbereiche > Lessenich > Studium und Lehre > Vorlesung
Sozialstrukturanalyse) – PASSWORD: sozstruk1617
Reader zu Vorlesung und Tutorien: Kopiervorlagen im „Digitalzentrum“,
Barer Str. 71 (je 16,50 €)
Klausur: Donnerstag, 2.3.2017, 10-12
Wiederholungstermin: Freitag, 28.4.2017, 16-18
Einladung zum Forschungskolloquium
Prof. Dr. Stephan Lessenich
Vorlesung „Sozialstrukturanalyse“
Das war‘s!
Vielen Dank.
Literatur
Bourdieu, Pierre (1983): „Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital“, in: Reinhard Kreckel (Hg.), Soziale
Ungleichheiten. Soziale Welt – Sonderband 2. Göttingen: Schwartz, S. 183-198.
Bourdieu, Pierre (1985): „Sozialer Raum und ‚Klassen‘“, in: Ders., Sozialer Raum und „Klassen“. Leçon sur la leçon. Zwei
Vorlesungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 7-46.
Castel, Robert (2000, frz. 1995): Die Metamorphosen der sozialen Frage. Eine Chronik der Lohnarbeit. Konstanz: UVK.
Haubner, Tine (2016): „Exklusion und Exploitation – die Ausbeutungsdynamik von Aneignung durch Ausschluss“, Kapitel 5 in dies.,
Die Ausbeutung der sorgenden Gemeinschaft. Eine Untersuchung zum Einsatz von Laienpflege im Kontext der deutschen
Altenpflegekrise. Unveröffentlichte Dissertationsschrift. Jena: Friedrich-Schiller-Universität, S. 147-170.
Kronauer, Martin (2010): Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus. 2., aktualisierte und
erweiterte Auflage. Frankfurt/New York: Campus.
Marx, Karl (1969 [orig. 1844/45]): „Deutsche Ideologie“, in: Karl Marx & Friedrich Engels, Werke. Band 3. Berlin (DDR): Dietz, S.
5-530.
Parkin, Frank (1983): „Strategien sozialer Schließung und Klassenbildung“, in: Reinhard Kreckel (Hg.), Soziale Ungleichheiten.
Soziale Welt – Sonderband 2. Göttingen: Schwartz, S. 121-135.
Tilly, Charles (1998): Durable Inequality. Berkeley: University of California Press.
Wallerstein, Immanuel (2003): „Citizens All? Citizens Some! The Making of the Citizen“, in: Comparative Studies in Society and
History 45 (4), S. 650-679.
Weber, Max (1980 [orig. 1922]): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. 5., revidierte Auflage
(Studienausgabe). Tübingen: J.C.B. Mohr.
Wertheimer, Alan (1996): Exploitation. Princeton: Princeton University Press.
Wright, Erik Olin (2002): „The Shadow of Exploitation in Weber‘s Class Analysis“, in: American Sociological Review 67 (6), S.
832-853.
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