LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 Zusammenfassung: Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern und in Magnetfeldern Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern JJG Ein Teilchen der Ladung q, der Masse m und der Anfangsgeschwindigkeit v0 bewege sich im JG Vakuum in einem elektrischen Feld der Feldstärke E . 1. Erzeugung eines Elektronenstrahls mit einer Braunschen Röhre (Kathodenstrahlröhre) Die Heizspannung U H bringt die Kathode K zum Glühen; dabei treten Elektronen aus der W Kathode aus (glühelektrischer Effekt). Die Anodenspannung U A (z. B. U A = 20 kV ) UH K beschleunigt diese Elektronen zur Anode A hin. A Der gegenüber der Kathode negative Wehneltzylinder W fokussiert den Elektronenstrahl. Die Elektronen fliegen durch ein Loch in der Mitte UA der Anode zum Leuchtschirm L. L 2. Energieänderungen Bewegt sich das Teilchen von einem Punkt A zu einem Punkt B, dann gilt für die Spannung U = U AB zwischen diesen Punkten nach Definition ∆W U= . q Also ändert sich die Energie des Teilchens um ∆W = qU . Diese Gleichung ist richtig, wenn man alle Größen mit Vorzeichen rechnet. Für unsere Zwecke ist es aber einfacher, alle Größen positiv zu rechnen. Aus dem Zusammenhang ist immer klar, ob die Energie des Teilchens zu- oder abnimmt. Die Energie eines Teilchens ist immer kinetische Energie 1 Wkin = mv 2 . 2 Betrachte ein Teilchen, das als Ladung eine Elementarladung trägt, also ein Elektron oder ein Proton oder ein einfach ionisiertes Atom. Durchläuft ein solches Teilchen die Spannung U = 1 V , dann ändert sich seine Energie um ∆W = 1 e ⋅ 1 V = 1, 60 ⋅ 10−19 C ⋅ 1 V = 1, 6 ⋅ 10−19 J . Definition: Die Energie 1 eV = 1 e ⋅ 1 V = 1, 6 ⋅ 10−19 J heißt ein Elektronvolt. 3. Relativistische Massenzunahme Ein Körper mit der Ruhemasse m0 hat bei der Geschwindigkeit v die Masse m= m0 1− 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern1/6 v2 c2 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 mit der (Vakuum-)Lichtgeschwindigkeit c = 3, 00 ⋅ 108 m km = 300 000 . s s m Bei zunehmender Geschwindigkeit des Teilchens wird die Masse des Teilchens größer. Bei kleinen Geschwindigkeiten ist die Massenzunahme vernachlässigbar; nähert sich die Geschwindigkeit aber der Lichtgeschwindigkeit, dann wächst die Masse über alle Grenzen. m0 c v 4. Bewegungen mit v0 = 0 Ist das Teilchen anfangs in Ruhe, dann wird es beschleunigt. Durchläuft das Teilchen die Spannung U, dann berechnet man die Energie W, die es erhält, bzw. die Geschwindigkeit v, auf die es beschleunigt wird, mit 1 2 Wkin = qU bzw. mv = qU . 2 Ist das Feld homogen, dann erfährt das Teilchen eine konstante Kraft und wird gleichmäßig beschleunigt, und es gelten die Beziehungen F • E = , also F = qE ; q F • F = ma , also a = ; m v2 1 2 • v = at und s = at und s = . 2a 2 JJG JG 5. Bewegungen mit v0 & E Bewegt sich das Teilchen in Richtung der Feldlinien bzw. entgegengesetzt, dann wird das Teilchen beschleunigt oder abgebremst. Durchläuft das Teilchen die Spannung U, dann berechnet man die Energieänderung ∆W , die es erfährt, und die Geschwindigkeit v, auf die es beschleunigt wird, mit ∆Wkin = qU 1 2 1 2 mv − mv0 = qU . 2 2 1 2 Achtung: Dies ist nicht das Gleiche wie m ( v − v0 ) ! 2 Wird das Teilchen abgebremst, dann ist die umgekehrte Differenz zu nehmen. Ist das elektrische Feld homogen, dann wird das Teilchen gleichmäßig beschleunigt oder abgebremst, und es gelten die Beziehungen (rechne alle Größen positiv) F und v = v0 + at bzw. v = v0 − at . F = qE , a = m Wird das Teilchen bis zum Stillstand abgebremst, dann gilt außerdem 2 v 1 s = at 2 und s = 0 . 2a 2 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern2/6 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 Bewegung geladener Teilchen in Magnetfeldern JJG Ein Teilchen der Ladung q, der Masse m und der Anfangsgeschwindigkeit v0 bewege sich im JG Vakuum in einem homogenen Magnetfeld der Flussdichte B . Vorüberlegungen: • Da die Lorenzkraft senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt, verrichtet sie keine Arbeit an dem Teilchen. Also bleibt die Energie des Teilchens und damit der Betrag seiner Geschwindigkeit gleich. • Ist das Teilchen anfangs in Ruhe, dann ist die Lorentzkraft FL = qvs B = 0 . Also bleibt das Teilchen in Ruhe. • Bewegt sich das Teilchen in Richtung der Feldlinien bzw. entgegengesetzt, dann ist seine Geschwindigkeitskomponente senkrecht zu den Feldlinien vs = 0 . Also ist die Lorentzkraft FL = qvs B = 0 . Also bewegt sich das Teilchen geradlinig und gleichförmig. JJG JG 1. Bewegungen mit v0 ⊥ B Der Betrag v der Geschwindigkeit des Teilchens ist konstant. Da die Lorentzkraft senkrecht zu den Feldlinien wirkt, bleibt die Bewegungsrichtung des Teilchens stets senkrecht zu den Feldlinien, d. h. es ist stets vs = v . Also ist der Betrag der Lorentzkraft FL = qvs B konstant. Also ist die Lorentzkraft eine Kraft mit konstantem Betrag, die senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt. Also wirkt die Lorentzkraft als Zentripetalkraft, und das Teilchen führt eine gleichförmige Kreisbewegung aus. Für den Radius r der Kreisbahn gilt FL = FZ 2 mvs r mv r= s . qB Diese Gleichung schreibt man häufig in der Form v r= s , q B m qvs B = um zum Ausdruck zu bringen, dass der Radius von der spezifischen Ladung abhängt. Für die Umlaufdauer T der Kreisbewegung gilt 2π r vs = T 2π ⋅ mvs qB m 2π r . = = 2π vs vs qB Die Umlaufdauer hängt also nicht von der Geschwindigkeit ab. T= 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern3/6 q des Teilchens m LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 Die Kreisbewegung von Elektronen kann man in einem Fadenstrahlrohr zwischen einem Paar von Helmholtzspulen sichtbar machen: • In einem Fadenstrahlrohr befindet sich eine Glühkathode, die Elektronen freisetzt. Daneben ist eine Anode. Die Elektronen werden durch eine Spannung U, die zwischen Anode und Kathode liegt, beschleunigt. Sie treten durch ein Loch in der Anode in einen Raum, der mit einem stark verdünnten Edelgas gefüllt ist. Die Elektronen stoßen gegen die Gasmoleküle und regen diese zum Leuchten an, so dass die Bahn der Elektronen sichtbar wird. • Ein Helmholtz-Spulenpaar besteht aus zwei großen Ringspulen mit gleicher Spulenachse, deren Radius gleich ihrem Abstand ist. Werden die Spulen gleichsinnig von einem Strom gleicher Stärke durchflossen, dann erzeugen sie in ihrem Innenraum ein (näherungsweise) homogenes Magnetfeld. e bestimmen: me • Beschleunige die Elektronen in einem Fadenstrahlrohr mit einer Spannung U (und miss diese mit einem Voltmeter); • erzeuge mit einem Paar von Helmholtzspulen ein homogenes Magnetfeld und miss dessen Flussdichte B mit einem Teslameter; • miss den Radius r der Kreisbahn der Elektronen. me v 2 eBr . , folgt v = Aus FL = FZ , also evB = me r 1 Einsetzen in me v 2 = eU ergibt 2 1 e2 B 2 r 2 = eU me ⋅ 2 2 me Mit einer solchen Anordnung kann man die spezifische Elektronenladung eB 2 r 2 =U 2me e 2U = 2 2 . me B r Man erhält e C = 1, 76 ⋅ 1011 . me kg Da die Elementarladung e aus dem Millikan-Versuch bekannt ist, kann man mit diesem Ergebnis die Elektronenmasse me berechnen. JG JJG 2. Bewegungen mit v0 schräg zu B JJG JG Zerlege die Geschwindigkeit v0 in eine Komponente vs senkrecht zu den Feldlinien und in eine JJG Komponente vp parallel zu den Feldlinien. Schließt die anfängliche Bewegungsrichtung des Teilchens mit den Feldlinien den Winkel α ein, dann gilt: JJG v0 JG vs α JJG vp v0 JG B α vp 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern4/6 vs vs , also vs = v0 ⋅ sin α v0 vp cos α = , also vp = v0 ⋅ cos α v0 sin α = LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 JG JJG Die Komponente vs bewirkt, dass das Teilchen eine Kreisbahn beschreibt; die Komponente vp bewirkt, dass sich das Teilchen geradlinig gleichförmig bewegt. Die Überlagerung beider Bewegungen ergibt eine Schraubenbahn. Der Schraubenradius ist (vgl. 1.) r= mvs mv0 ⋅ sin α = , qB qB und die Umlaufdauer ist (vgl. 1.) T = 2π m . qB Während der Dauer eines Umlaufs bewegt sich das Teilchen parallel zu den Feldlinien um die Ganghöhe H weiter, für die gilt: H vp = T mvp mv0 ⋅ cos α m H = vpT = vp ⋅ 2π = 2π = 2π . qB qB qB JG JG 3. Bewegungen in gekreuzten E - und B - Feldern JG Dem Magnetfeld wird ein homogenes elektrisches Feld der Feldstärke E überlagert, dessen Feldlinien senkrecht zu den Feldlinien des Magnetfelds verlaufen. Das Teilchen bewege sich anfangs senkrecht zu den elektrischen und senkrecht zu den magnetischen Feldlinien. In der gezeichneten Anordnung erfährt ein • negativ geladenes Teilchen eine Lorentzkraft nach unten und eine elektrische Kraft nach oben; • positiv geladenes Teilchen eine Lorentzkraft nach oben und eine elektrische Kraft nach unten. JJG v0 JG E JG B Ein Teilchen durchfliegt die Anordnung genau dann waagrecht, wenn die Lorentzkraft und die elektrische Kraft im Gleichgewicht sind: FL = Fel qv0 B = qE E B Ein Teilchen durchfliegt die Anordnung also genau dann waagrecht, wenn es die Geschwindigkeit E v0 = hat. Diese Geschwindigkeit ist unabhängig B • vom Betrag der Ladung des Teilchens; • vom Vorzeichen der Ladung des Teilchens; • von der Masse des Teilchens. v0 = Da die Lorentzkraft proportional zur Geschwindigkeit ist, aber die elektrische Kraft nicht von der Geschwindigkeit abhängt, folgt: Bei jeder anderen Geschwindigkeit wird ein Teilchen nach oben oder nach unten abgelenkt. Die Anordnung wirkt also als Geschwindigkeitsfilter (sog. Wien’sches Filter). 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern5/6 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 02.02.2011 4. Anwendungen • Ablenkung von Elektronenstrahlen durch Ablenkmagnete in Braunschen Röhren (Röhrenfernseher, Röhrenmonitor, Oszilloskop). • Massenspektrometer: Atome bzw. Moleküle werden ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. Nach Durchlaufen eines Geschwindigkeitsfilters werden sie in einem Magnetfeld abgelenkt. Aus dem Auftreffpunkt auf einer Fotoplatte kann man ihre spezifische Ladung berechnen und damit verschiedene Stoffe oder Isotope bestimmen. • Teilchenbeschleuniger mit Speicherring: siehe GFS „Beschleuniger“ 09e_zus_bewegunggelteilcheninelfeldernundinmagfeldern6/6