Flüssiges bricht das Fasten nicht

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„Mariä Himmelfahrt“ oder „Großer Frauentag“
Am 15. August begeht die Kirche mit Mariä Himmelfahrt das Fest der "Aufnahme Mariens in
den Himmel", wie dieser Festtag noch genannt wird. Kirchengeschichtlich lässt sich dieses bis
heute lebendige Brauchtum bis ins 5. Jahrhundert zurück verfolgen. Das Brauchtum verknüpft
diesen Tag mit dem Fest der Kräuterweihe, die insbesondere in ländlichen Regionen einen
fixen Termin im Jahreskreis bildet.
Wie die Kräuter zu Mariä Himmelfahrt kamen erzählt eine Legende aus dem 13. Jahrhundert,
der zu Folge die Jünger Jesu das Grab Mariens öffneten, darin jedoch nicht mehr den
Leichnam, sondern nur mehr Blüten und Kräuter vorfanden.
Mehr noch dürfte aber für den Zusammenhang des Brauches mit dem Marienfest beigetragen
haben, dass man Maria schon früh als „Schützerin der Feldfrüchte“ bezeichnete. Spätere
Bilder und Figuren der „Madonna im Ährenkleid“ geben davon Zeugnis, wobei für die
Deutung auch andere Motive verwendet wurden (z.B. Maria als Feld, auf dem das Korn des
Heiles wächst).
Zum Kräuterbuschen gehörten damals unbedingt Ähren von Korn, Weizen, Gerste und Hafer,
Hopfen, Fenchel und Baldrian, Schwarzwurz, Johanniskraut, Salbei, Lavendel, Petersilie und
Kamille. Als Mittelstück wählte man meist die Königskerze, die auch Muttergotteskerze oder
Himmelbrandblüh hieß. Je nach Region kamen noch andere Kräuter dazu und ein paar schöne
Blumen aus dem Hausgarten; auf gar keinen Fall jedoch eine Pflanze mit Dornen!
Gern nahm man auch einen Haselbuschen zum Feststrauß dazu, weil Maria nach einer
anderen Legende auf der Flucht mit dem Christuskind unter einer Haselstaude gerastet hat
und der Blitz deshalb dort angeblich nicht einschlägt.
In früheren Jahren waren die Kräuterbuschen nicht nur Zierde, sondern auch Heil- und
Hilfsmittel..
Die gesegneten Sträuße werden dann auf dem Dachboden oder im so genannten
"Herrgottswinkel" aufgehängt, wo sie gegen Krankheiten, Gewitter, Blitzschlag und Unheil
helfen sollen. So wurden in der Landwirtschaft beim Tränken eines Muttertieres einige
Kräuter aus dem Strauß untergemischt, und zerriebene Blätter unter das Futter für die kranken
Tiere gemischt. Auch den Verstorbenen legte man Kräuter mit in den Sarg. Die alten
geweihten Reste des Vorjahres müssen dem Brauch folgend im Ofen verbrannt werden.
15. August - 15. September
Nicht nur der Tag „Mariä Himmelfahrt“ selber, sondern auch die Zeit danach hat im
Volksglauben eine große Bedeutung. Die 30 Tage vom „Großen Frauentag“ (15. August) bis
zum „Kleinen Frauentag“ (Mariä Geburt am 8. September), einschließlich der alten Oktav
dieses Festes (15. September, Mariä sieben Schmerzen) werden „Frauendreißiger“ genannt.
Der Volksmund sagt - und die Naturwissenschaft bestätigt es, dass in diesen Dreißigertagen
die Kräuter am schönsten blühen, den intensivsten Duft und die stärkste Heilkraft haben.
Daher sollten die Kräuter und Pflanzen, die man den Winter über braucht, in diesen Tagen
gepflückt werden, vor allem die Kräuter, die man zur Erhaltung und Wiederherstellung der
Gesundheit nutzen will.
Ingrid Stigler, Gaubrauchtumswartin
© Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V.
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