Mistel (Viscum)

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Mistel (Viscum)
Substanz und Vorkommen
Die Mistel ist in ganz Europa, Asien und Nordafrika verbreitet. Sie ist ein kleiner, kugeliger Strauch, der als
Halbschmarotzer besonders häufig auf Apfelbäumen, Tannen und Kiefern, seltener auf Eichen wächst. Die
Wurzeln sind zu Saugorganen umgebildet, die Wasser und Nährstoffe aus der Wirtspflanze entnehmen. Die
Mistel enthält Enzyme, die das Eindringen der Wurzeln in das Gefäßsystem des Wirtsbaumes ermöglichen.
Diese Enzyme sind möglicherweise wirtsbaumspezifisch.
Zu den Inhaltsstoffen der Mistel zählen Viscotoxine, Lektine (Glycoproteine), Polysaccharide, Flavonoide,
Triterpene und Polypeptide.
Wie wirkt die Substanz?
Die Misteltherapie ist in Deutschland eine der am häufigsten angewandten naturheilkundlichen Therapien bei
Krebserkrankungen. Es liegen zahlreiche Untersuchungen innerhalb von Labor- und Tierexperimenten sowie
einige Untersuchungen bei erkrankten Patienten vor. Trotzdem ist die Misteltherapie weiterhin umstritten.
In Deutschland werden von verschiedenen Herstellern unterschiedlich gewonnene Mistelextrakte angeboten,
wobei zwischen standardisierten, auf einen bestimmten Lektingehalt eingestellten Präparaten und
anthroposophischen bzw. homöopathischen Präparaten zu unterscheiden ist. Direkte Vergleiche der Präparate
liegen nicht vor.
Kritikpunkte für viele der bisher vorliegenden Studien an Tumorpatienten sind geringe Patientenzahlen und die
Durchführung der Studien, die wissenschaftlichen Kriterien nicht genügen.
Drei verschiedene Wirkungen werden für die Misteltherapie diskutiert:
• Aktivierung des Immunsystems,
• direkte Wirkung gegen den Tumor,
• Ausschüttung von Endorphinen (körpereigene Eiweißstoffe, die schmerzstillend wirken; auch als sog.
„Wohlfühl-Hormone" bezeichnet).
Unklar ist, ob eine Beeinflussung des Tumorwachstums stattfindet. Mistelextrakt kann das Absterben von
Tumorzellen im Reagenzglas fördern. In Tierexperimenten konnte durch eine Gabe von Mistel die Ausbreitung
von Tumoren vermindert werden.
Es liegen aber auch Untersuchungen vor, die für einige Tumorarten im Laborexperiment eine
wachstumsfördernde Wirkung zeigten.
Positive Ergebnisse der Misteltherapie beim Menschen liegen für bösartige Hirntumoren vor. Gleiches gilt für
eine Gabe nach Lungen- und Brustkrebsoperation. Letztere ist jedoch nicht unumstritten, da eine andere
Untersuchung bei Brustkrebspatientinnen wiederum einen ungünstigen Verlauf bei einer Misteltherapie ergab.
Neben dem unmittelbaren Einfluss auf die Tumorerkrankung wurden unter Misteltherapie positive
Veränderungen der Lebensqualität beschrieben. Es wird vermutet, dass dies mit einem Anstieg des
Endorphinspiegels zusammenhängt.
Als Nebenwirkungen einer Misteltherapie wurden beschrieben: langsamer Herzschlag, Flüssigkeitsverluste,
Delir, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Halluzinationen, Leberentzündung, hoher oder niedriger Blutdruck, Fieber
und Krampfanfälle. Insgesamt scheinen diese Nebenwirkungen aber sehr, sehr selten zu sein.
Was empfiehlt Ihr Arzt?
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Zusammenfassend stellt die Misteltherapie eine der häufigsten, aber am schwierigsten zu bewertenden
komplementären Therapien dar. Bei bestimmten Tumoren wie Melanom, Nierenkarzinom, Lymphom und
Leukämien sollte die Mistel auf keinen Fall eingesetzt werden.
Zur Verbesserung des Lebensqualität kann Patienten nach Abschluss der primären Therapie (also der Operation,
Chemo- und/oder Strahlentherapie) eine Misteltherapie für die Zeit der Erholung angeboten wurden. Während
einer Chemo- oder Strahlentherapie sollte die Misteltherapie nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt
durchgeführt werden. Für die hochdosierte Mistel als Infusionstherapie gibt es keine Begründung.
Ob die insbesondere in der anthroposophischen Medizin empfohlene langjährige Therapie sinnvoll ist, wurde
durch wissenschaftliche Studien bislang nicht untersucht.
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