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bergundsteigen 1/05
Der Mond geht hinter dem Gipfelkreuz vom Nößlachjoch/Tirol auf. Foto vom Autor mit 2800 mm Brennweite und
Canon 300D. Die Belichtungszeit betrug 1/400 sec bei Blende
10 und ISO 800.
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Heuer finden vier Finsternisse statt:
Sonnenfinsternisse
Am 8. April gibt es eine ringförmige totale Finsternis, die allerdings von Europa aus nicht zu beobachten ist. Eine ringförmige
Sonnenfinsternis, die man in ihrer partiellen Phase auch bei uns
sehen kann, ereignet sich am 3. Oktober.
Mondfinsternisse
Eine Halbschattenfinsternis des Mondes findet am 24. April
statt; allerdings ist der Mond bei diesem Ereignis bei uns bereits
untergegangen. In den Mittagsstunden des 17. Oktober gibt es
eine partielle Mondfinsternis, die auch nicht zu sehen ist.
Wandert der Blick ein wenig weiter nördlich, so stoßen wir auf
den kleinen Wagen, der oft mit den Plejaden (Siebengestirn) die nur im Winter sichtbar sind - verwechselt wird. Der "echte"
kleine Wagen ist aber zirkumpolar, und somit das ganze Jahr
über sichtbar. Am Deichselende des kleinen Wagens strahlt der
Polarstern, durch den die gedachte Erdachse stößt. Er ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt am Firmament. Er steht immer an
der gleichen Stelle und eignet sich daher auch gut als Ausgangsstern zum Aufsuchen anderer Sterne oder Sternbilder.
Tief über dem Nordhorizont steht das große "Himmels-W" der
Cassiopeia. Das weniger auffällige Sternbild Cepheus steht etwas
östlich von Cassiopeia. Beide Sternbilder sind zirkumpolar.
Nach der griechischen Sage ist Cassiopeia Königin von Äthopien
und Frau des Königs Cepheus. Sie hält sich für die schönste Frau
aller Völker und zur Strafe wird ihre Tochter Andromeda an einen
Felsen geschmiedet und soll dem Walfisch (das Sternbild Walfisch ist ab Herbst tief im Süden zu sehen) zum Fraß vorgeworfen
werden. Andromeda wird aber von Perseus gerettet!
Norbert Span, 37, studierte Meteorologie, dissertierte über Glaziologie und ist begeisteter (Hobby-)Astronom.
In diesem Jahr hat die Erde auf ihrer elliptischen Bahn den sonnennächsten Punkt bereits am 2. Jänner durchwandert. Die Entfernung betrug dabei 147.099.000 km. Am 5. Juli wird der sonnenfernste Punkt mit 154.102.000 km erreicht werden.
Der astronomische Frühling beginnt 2005 am 20. März um
13:33 Uhr, das ist jener Zeitpunkt, wo unsere Sonne von der
Süd- auf die Nordhalbkugel wechselt und somit den Äquator
überschreitet. Den Höhepunkt ihrer Bahn durcheilt die Sonne
am 21. Juni um 8:46 Uhr Sommerzeit; dann ist Sommerbeginn.
Die Herbst-Tagundnachtgleiche wird am 23. September um 0:23
Uhr eintreten und schließlich steht die Sonne am 21. Dezember
um 19:35 Uhr wieder am tiefsten; der Winter beginnt.
Die Mitteleuropäische Sommerzeit startet am 27. März und gilt
bis 30. Oktober und nach dem gregorianischen Kalender ist das
Jahr 2005 ein Gemeinjahr mit 365 Tagen.
Das Sternbild Perseus ist nur teilweise zirkumpolar und steht tief
im Nordwesten zwischen Stier und Cassiopeia. Andromeda
grenzt direkt an Perseus an, ist aber im Sinken begriffen.
Weiter im Osten steigen die ersten Sommersternbilder Herkules
und Leier über den Horizont. Zur gleichen Zeit verschwinden im
Westen die Wintersternbilder, zu denen die Zwillinge, der Fuhrmann und der Stier gehören.
Der Sternenhimmel im Frühling
Im südlichen Himmelsbereich erstrahlen jetzt die typischen Frühlingssternbilder: Hoch im Süden steht der eindrucksvolle Löwe.
Sein hellster Stern Regulus (= kleiner König, Prinz) steht genau
auf der Linie der scheinbaren Sonnenbahn, der Ekliptik. Daher
wird dieser Stern immer wieder von Planeten oder dem Mond
bedeckt.
Wenn wir die Krümmung der Wagendeichsel in einem Schwung
nach Südosten verlängern, trifft man auf den hellsten Stern im
Bärenhüter. Sein Name lautet Arktur (= Wächter des Bären) und
er ist 36 Lichtjahre entfernt. Die hellsten Sterne des Bärenhüters
formen eine Figur, die an einen Winddrachen erinnert. Darunter
funkelt die kleine Krone mit dem Hauptstern Gemma (= Edelstein). Die weitere Verlängerung des Bogens vom Wagen über
Arktur hinaus führt zur Spica, dem hellsten Stern in der Jungfrau. Arktur und Spica zeigen einen auffallenden Farbunterschied.
Arktur strahlt ein gelb-rötliches Licht aus, während Spica rein
weiß ist. Die Ursache liegt in den unterschiedlichen Temperatu-
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Auf der beiliegenden Sternkarte (Seite 48) erkennt man den
typischen Frühlingshimmel, wie er sich abends in den Monaten
April bis Juni bietet. Die Begrenzung der Karte stellt den Horizont ohne Überhöhung von Bergen dar. Um sich besser orientieren zu können, hält man am besten die Himmelrichtung, in die
man blickt, auf der Karte nach unten. Blickt man zum Beispiel
nach Süden, sollte "Süden" auf der Sternkarte nach unten
gedreht und leicht über Kopf gehalten werden.
Das bekannteste Sternbild des nördlichen Himmels, der Große
Wagen, steht jetzt senkrecht über uns am Himmel. Der mittlere
Deichselstern trägt den Namen Mizar und ist ein berühmter
Doppelstern (2 Sonnen kreisen um einen gemeinsamen Schwerpunkt). Den Begleiter nennt man Alkor oder im Volksmund das
"Reiterlein"; für eine Umrundung braucht Alkor ca. 800.000 Jahre. Von Naturvölkern wird er als Augenprüfer benutzt, denn nur
scharfe Augen erkennen den kleinen Begleitstern. Probieren Sie
es selbst aus!
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Kugelsternhaufen M13. Digitized Sky Survey
Der offene Sternhaufen M44. Digitized Sky Survey
ren dieser beiden Sterne oder Sonnen. Blickt man langsam von
Osten nach Westen erkennt man jene Sternbilder, die von der
Ekliptik durchschnitten werden - auch genannt Tierkreiszeichen.
Es sind dies: Waage, Jungfrau, Löwe, Krebs, Zwillinge und
Stier. Das Band der Milchstraße zieht sich vom aufgehenden
Sternbild Schwan über Cassiopeia zum Fuhrmann, den Zwillingen bis zum untergehenden Großen Hund.
Fernglas können aber die vier größten Jupitermonde leicht
beobachtet werden.
Die Planeten 2005
Merkur erreicht am Himmel seinen größten scheinbaren
Abstand zur Sonne. Etwa vom 1. bis zum 18. 3. lässt er sich am
frühen Abendhimmel tief im Südwesten beobachten; allerdings
nur nach Sonnenuntergang und bei guten Sichtbedingungen.
Venus bleibt bis Mitte Mai verborgen und erscheint dann
langsam wieder als Abendstern.
Mars. Die Sichtbarkeit beschränkt sich am Jahresanfang auf
die zweite Nachthälfte. Ab Mitte Juli kann der Planet dann wieder in den Abendstunden beobachtet werden.
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Jupiter. Wie Mars und Venus beginnt auch Jupiter das Jahr
am Morgenhimmel. Bis zur Oppositionsstellung (Sonne-ErdeJupiter stehen in einer Linie) am 3. April verlängert sich seine
Sichtbarkeit auf die gesamte Nacht und er steht dann im Sternbild Jungfrau. In den nächsten Wochen und Monaten zieht sich
Jupiter erst vom Morgenhimmel (Anfang Juli), dann vom gesamten Nachthimmel zurück.
Um am Jupiter Einzelheiten beobachten zu können, benötigt
man ein Teleskop mit Vergrößerungen ab ca. 100fach; mit dem
Saturn beginnt das Jahr 2005 mit einer guten Beobachtungsmöglichkeit über die ganze Nacht im Sternbild Zwillinge.
Bis Ende Mai zieht sich Saturn erst vom Morgenhimmel, bis
Mitte Juni dann auch vom Abendhimmel zurück.
Auch bei Saturn reicht ein Fernglas nicht aus, um die Ringe
beobachten zu können. Dazu braucht es ein Teleskop mit einer
ca. 100fachen Vergrößerung. Dieses Schauspiel der Ringe ist
sicher eines der beeindruckendsten Erlebnisse beim Beobachten
des Nachthimmels.
Besondere Objekte für das Fernglas
Haben Sie schon einmal versucht, mit einem Fernglas ("Gugger")
ein besonderes Objekt am Firmament zu entdecken? Es ist
erstaunlich, was man mit einem 8x30 oder 7x42 Fernglas alles
beobachten kann. Im folgenden eine kleine Auswahl an lohnenden Objekten, die Sie am Frühlingshimmel betrachten können:
Der Mond
Das auffälligste und zugleich stimmungsvollste Objekt am
Nachthimmel ist zweifellos der Mond. Ausgerüstet mit einem
Fernglas und einer ruhigen Hand (oder einem Stativ) kann man
schon sehr viele Einzelheiten, wie Krater oder Mare (Meere) und
auch Gebirge am Mond erkennen. Unser Trabant ist am interessantesten um die Halbmondphase. Während dieser Zeit fällt das
Licht schräg auf die Mondoberfläche und taucht dadurch die
Landschaft in ein sehr plastisches Licht - genauso wie auch
Bergfotografen das Morgen- und Abendlicht zu schätzen wis-
1
Sternkarte mit dem Kugelsternhaufen M13 im Sternbild
Herkules. Kreise mit einem Kreuz symbolisieren einen Kugelsternhaufen. Karte produziert mit Guide8.
2
Sternkarte mit dem offenen Sternhaufen M44 im Sternbild Krebs. Zusätzlich sind noch weitere offene Sternhaufen
eingezeichnet (punktierte Kreise), die aber nicht mit dem
freien Auge sichtbar sind. Karte produziert mit Guide8.
3
Sternenkarte mit dem Galaxienpaar M81-M82 im Sternbild Großer Bär. Der Große Wagen ist nur ein Teil des Großen Bären. Wer M81-M82 gefunden hat, kann sich auch an
M51 und M101 versuchen. Beides sind große Galaxien, die
wir direkt in der Draufsicht erblicken.
Das Galaxienpaar M81 - M82. Digitized Sky Survey
Die Galaxie M51 im Sternbild Großer Wagen. Foto Autor
sen. Um die Mittagszeit werden die Schatten kürzer und
dadurch verliert der Kontrast seine Wirkung. Genauso verhält es
sich am Mond: bei Vollmond fällt das Licht der Sonne senkrecht
auf die Mondoberfläche und die Schatten verschwinden (genaugenommen gilt das nur für einen schmalen Streifen entlang des
Meridians in der Mitte des Mondes). Vergleichen Sie den Anblick
bei Halbmond am Terminator (Grenze zwischen Tag und Nacht)
und bei Vollmond, wo eigentlich nur Unterschiede bei der Oberflächenhelligkeit auszumachen sind.
M44
Im Gegensatz zu M13 handelt es sich bei M44 um einen
berühmten offenen Sternhaufen, der sich innerhalb unserer
Galaxie befindet. Dieser Haufen enthält ca. 300 Sonnen, die vor
400 Millionen Jahren aus einem gemeinsamen Urnebel entstanden sind. M44 ist 500 bis 600 Lichtjahre entfernt und doch
schon mit freiem Auge zu beobachten, weshalb er auch seit der
Antike bekannt ist. Galileo hat als erster dieses "nebelartige"
Objekt aufgelöst und berichtete: "Der Nebel, Praesaepe (lat.: die
Krippe) genannt, der nicht nur ein Stern ist, sondern eine Menge
von mehr als 40 kleinen Sternen."
M81
M81 bildet mit M82 eines der schönsten Galaxienpaare des
Nordhimmels. Beide Galaxien trafen vor nicht allzu langer Zeit
(astronomisch gesehen) zusammen, wobei sich M82 in dramatischer Weise deformiert hat. Das Galaxienpaar ist 11 Millionen
Lichtjahre entfernt. Könnte man unsere Galaxie, die Milchstraße
von "außen" betrachten, so wäre der Anblick ähnlich dem Foto
von M81. Mit einem Feldstecher können beide Galaxien im gleichen Gesichtsfeld beobachtet werden. Das Aufsuchen erfordert
allerdings etwas Geduld, da man am Anfang das Objekt oft
leicht übersieht.
Soweit zum Sternenhimmel im Frühling. In der nächsten Ausgabe von bergundsteigen darf ich Ihnen den Sommerhimmel und
dessen Schmuckstücke am Firmament näher bringen.
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Der Kugelsternhaufen M13
Im Sternbild Herkules befindet sich eines der faszinierendsten
Objekte am Himmel. Es handelt sich um einen berühmten
Kugelsternhaufen mit der Bezeichnung M13 nach dem französischen Entdecker Messier, der einen berühmten Katalog mit 110
zum Teil selbst entdeckten Objekten zusammenstellte. Dieser
Haufen besteht aus mehreren 100.000 Sonnen und ist 25.000
Lichtjahre entfernt. Die Kugelsternhaufen (es gibt Tausende von
ihnen) kreisen auf einsamen Bahnen um unsere Galaxie, die
Milchstraße. Am 16. November 1974 wurde vom großen Radioteleskop in Arecibo (Puerto Rico) mit einem Durchmesser von
305 Meter eine Botschaft von uns Menschen zum fernen Kugelsternhaufen M13 abgesetzt. Falls uns jemand eine Antwort
schicken sollte, so wird dies aber doch noch eine Weile dauern
... Zum Aufsuchen von M13 soll die Detailsternkarte (Seite 48)
dienen. Wer dieses Objekt mit dem Feldstecher gefunden hat,
kann versuchen den Kugelsternhaufen mit freiem Auge zu beobachten: Unter einem klaren Alpenhimmel ohne Lichtverschmutzung ist M13 als Objekt der 5. Größe zu erkennen.
Wer einen weiteren Kugelsternhaufen beobachten will, kann
versuchen das Objekt M92 zu finden.
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Die drehbare Sternkarte zeigt je nach Jahres- und Uhrzeit den jeweiligen Himmelsausschnitt an. Dazu braucht
man nur die gewünschte Beobachtungszeit und das Datum auf der Karte zur Deckung bringen, und erhält damit den
aktuellen sichtbaren Himmel. So kann man sich zuerst mit den Sternbildern vertraut machen. Die Uhrzeit in den
schwarzen Dreiecken steht für die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die Zahlen darunter für die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ = MEZ + 1 Stunde).
http.//nio.astronomy.cz/om/
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Man benötigt eine Schere, etwas Klebstoff und eine Stecknadel/Reißzwecke. Alle Teile mit der Schere ausschneiden. Wenn man eine widerstandsfähigere Karte benötigt, klebt man die Sternkarte auf ein Stück dikkeren Karton. Im Bild sind einige Teile zum besseren Verständnis durchsichtig dargestellt. Man faltet das Oberteil (blau) an der strichlierten Linie
und klebt das Mittelstück (rot) dazwischen. Auch auf die zweite Seite
des Mittelstücks Klebstoff geben und mit dem Oberteil zusammenkleben. Dann verbindet man die Teile (blau und gelb) mit einer Stekknadel/Reißzwecke durch die Mitte (durch ein Kreuz markiert),
so, dass sich die Scheibe frei drehen lässt. Der obere Teil
der Karte bleibt lose. Man kann ihn mit oben
erwähnter Methode (Karton) versteifen.
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Bauanleitung für die Sternkarte
Drehbare Sternenkarte zum Ausschneiden und Zusammenbauen.
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