Final060 - Frequenz- und Spannungsstabilisierung

Werbung
Frequenz- und Spannungsstabilisierung
in lokalen Stromversorgungsnetzen
Inhalt
1
Einführung .....................................................................................................................3
2
Grundsätzliche Voraussetzung für ein stabiles Inselnetz ..........................................3
3
Anforderungen an die Stabilisierungseinrichtungen für Inselnetze .........................6
4
Realisierung...................................................................................................................8
5
Zusammenfassung......................................................................................................11
2
1 Einführung
Der steigende Einsatz alternativer Energiequellen hat zunehmend Auswirkungen auf die
Netzstabilität. Dies kann in großen Verbundnetzen durch die hohe Anzahl herkömmlicher
Energielieferanten zurzeit noch weitgehend kompensiert werden. In kleineren Netzen, deren
Einspeisung vorwiegend aus erneuerbaren Energien bzw. durch Kleinkraftwerke erfolgt, sind
stabilisierende
Maßnahmen
erforderlich,
um
die
gewünschte
Spannungsqualität
kontinuierlich sicher stellen zu können.
Eine Art von Anlagen, die speziell dafür vorgesehen ist, Verbrauchern kontinuierlich eine
hohe
Spannungsqualität
zu
Verfügung
zu
stellen,
sind
Unterbrechungsfreie
Stromversorgungen, sogenannte USV-Anlagen.
Durch ihren integrieren Energiespeicher sind sie auch unabhängig vom Verbundnetz in der
Lage, ein lokales Versorgungsnetz hoher Qualität zu bilden und die daran angeschlossenen
Verbraucher unterbrechungsfrei bei konstanter Spannung mit Energie zu versorgen.
Damit sind USV-Anlagen grundsätzlich auch zur Versorgung und Stabilisierung von Netzen
geeignet, die vorwiegend durch andere Energiequellen versorgt werden. Welche
Bedingungen sie dazu erfüllen müssen und wie ihre Einbindung in ein solches Netz
aussehen kann, soll im Folgenden erläutert werden.
2 Grundsätzliche Voraussetzung für ein stabiles Inselnetz
Bei der Beurteilung der Qualität eines Versorgungsnetzes ist die Einhaltung von
Spannungsamplitude und Frequenz innerhalb vorgegebener Grenzen ein maßgebliches
Kriterium. Beide Parameter hängen von unterschiedlichen Einflussgrößen ab und können
daher weitgehend getrennt voneinander betrachtet werden.
Frequenzstabilität
Das Einhalten einer konstanten Frequenz hängt unmittelbar von der Wirkleistungsbilanz
innerhalb des Netzes ab. Wird mehr Wirkleistung in das Netz eingespeist als von den
Verbrauchern abgenommen wird, muss die überschüssige Wirkleistung zur Einhaltung der
Leistungsbilanz irgendwo hin abfließen.
3
Ohne zusätzliche
stabilisierende
Maßnahmen führt
dieser Wirkleistungsüberschuss
automatisch zu einer Beschleunigung der mit dem Netz verbundenen rotierenden Massen,
wie Generatoren und Motoren, da diese in den meisten Fällen die einzige Möglichkeit
darstellen, die überschüssige Leistung aufzunehmen und in Rotationsenergie umzusetzen.
Wird umgekehrt weniger Leistung eingespeist als abgenommen, wird die fehlende Energie
den rotierenden Massen entnommen und führt damit zu einem Abfallen der Frequenz.
Frequenzschwankungen im Netz sind also unmittelbar auf Schwankungen in der
Wirkleistung, sowohl auf Seiten der Verbraucher als auch auf Seiten der Einspeisung,
zurückzuführen.
Leistungsschwankungen der Einspeisung können zum Einen durch Ausfälle, zum Beispiel
von Generatoren oder Frequenzumrichtern, verursacht werden, zum Anderen – im Falle
regenerativer Energien – durch Änderung des Lichteinfalls bei Solarkraftwerken oder durch
Änderung der Windgeschwindigkeit oder der Windrichtung bei Windkraftanlagen. In einem
großen Verbundnetz führen diese Einflüsse meist nur zu einer geringfügigen Störung der
Leistungsbilanz, so dass kein schneller Reglereingriff erforderlich ist, um die Frequenz in den
gegebenen Grenzen konstant zu halten. Anders sieht die dies in kleinen, abgeschlossen
Netzen, sogenannten Inselnetzen, aus, die keine Verbindungen zu einem großen und
dämpfenden Verbundnetz haben. Hier haben Schwankungen der Einspeiseleistung einen
deutlich größeren Einfluss auf die Wirkleistungsbilanz des Netzes und führen daher häufig zu
deutlichen Frequenzschwankungen. Die Energiequellen inklusive deren Regeleinrichtungen
sind meistens nicht in der Lage, die abgegebene Leistung innerhalb weniger Sekunden an
die neue Situation anzupassen, so dass schnell reagierende Stabilisierungsanlagen benötigt
werden, um die Leistungsbilanz und damit auch die Frequenz kurzfristig wieder herzustellen.
Die Stabilisierungsanlagen sollten idealer Weise mit einem Energiespeicher ausgestattet
sein, der es, wie in Abb. 1 dargestellt, erlaubt, in gleichem Maße Energie aufzunehmen wie
auch abzugeben, um sowohl auf ein Leistungsdefizit als auch auf einen Leistungsüberschuss reagieren zu können.
4
Abb. 1
Funktionsweise einer Stabilisierungsanlage mit bidirektional wirkendem
Energiespeicher bei Lastschwankungen in einem Inselnetz.
Diese Anforderung macht herkömmliche Batteriesysteme für diese Aufgabe weniger
geeignet, da die Leistungsaufnahme durch die Kombination von hohem Innenwiderstand mit
nach oben begrenzter Zellenspannung eingeschränkt ist. Batterien machen hingegen Sinn,
wenn lediglich das Aufschalten großer Lasten oder ein durch den Ausfall einer Einspeisung
verursachtes Leistungsdefizit kompensiert werden soll. Sollen auch durch Lastabwürfe
verursachte
Leistungsüberschüsse
kompensiert
werden,
kommen
in
erster
Linie
Schwungradspeicher in Frage.
In Verbindung mit bidirektional arbeitenden Frequenzumrichtern sind letztere in der Lage,
sowohl bei einem Leistungsdefizit als auch bei Leistungsüberschuss stabilisierend
einzugreifen. Mit Reaktionszeiten von unter 20 Millisekunden kann somit die Netzfrequenz in
allen Situationen gleichsam konstant gehalten werden.
Spannungsstabilität
Eine ähnliche Abhängigkeit wie zwischen Wirkleistung und Frequenz gibt es zwischen
Blindleistung und Spannung. Steigt im Netz der Bedarf an Blindleistung, führt diese
Mehrleistung zu einer Zunahme der Spannungsabfälle an den Netzimpedanzen und den
Impedanzen der Einspeisungen, und in Folge davon zu einer Spannungsabsenkung für die
Verbraucher. Umgekehrt führt eine Verringerung der Blindleistung zu einem Anstieg der
Versorgungsspannung, da in diesem Fall Spannungsabfälle an den Impedanzen wegfallen.
5
Allgemein ist eine Störung der Blindleistungsbilanz leichter zu beherrschen als eine Störung
der Wirkleistungsbilanz. Dies liegt daran, dass eine Störung der Wirkleistungsbilanz, wenn
keine
Gegenmaßnahmen
getroffen
werden,
zu
einer
kontinuierlich
ansteigenden
Frequenzabweichung führt, wo hingegen sich eine Störung in der Blindleistungsbilanz
lediglich in einer statischen Spannungsabweichung auswirkt.
3 Anforderungen an die Stabilisierungseinrichtungen
für Inselnetze
Die primären Anforderungen an eine Stabilisierungseinrichtung bestehen also darin
… auf Wirkleistungsschwankungen schnell zu reagieren und diese derart auszuregeln, dass
die Frequenz konstant gehalten wird.
… bei Bedarf kurzfristig Blindleistung bereitstellen zu können, und damit die Spannung für
die Verbraucher konstant zu halten.
USV-Anlagen sind aufgrund ihrer Funktionsweise grundsätzlich in der Lage, diese
Anforderungen zu erfüllen, da sie, spätestens während eines Netzausfalls, die Verbraucher
über ein von ihnen selbst gebildetes Inselnetz hoher Qualität mit Energie versorgen.
USV
USV-Netz
Verbundnetz
Verbraucher
Standby Diesel-Aggregat
Abb. 2
Normale
USV-Anwendung,
hier
mit
externem
Netzersatz zur Überbrückung langer Netzausfälle
6
Diesel-Aggregat
als
Damit eine USV-Anlage als Stabilisierungseinrichtung geeignet ist, sollte sie zusätzlich zum
Standard
Funktionsumfang
einer
USV
folgende
Eigenschaften
besitzen:
Sie sollte von ihrer Lastseite her gestartet werden können, da eine für USV-Anlagen
übliche Netzeinspeisung in einem Inselnetz in der Regel nicht zur Verfügung steht.
Die Eingangsschaltkreise der USV können in diesem Fall eingespart werden.
Sie sollte für bidirektionalen Leistungsfluss geeignet sein, um sowohl bei einem
Leistungsdefizit als auch bei einem Leistungsüberschuss stabilisierend eingreifen zu
können.
Der Energiespeicher sollte auf einem definierten mittleren Ladezustand gehalten
werden können, um jederzeit sowohl Energie aufnehmen als auch abgeben zu
können. Dies bedingt eine aktive Ladezustandsregelung.
Der Energiespeicher muss so bemessen sein, dass genügend Energie zur Verfügung
steht, die Zeit zu überrücken, die die primären Energieerzeuger benötigen, um nach
einer Störung die Leistungsbilanz des Netzes wieder herzustellen und einen stabilen
Betriebszustand zu erreichen.
Sie muss parallel zu anderen Energiequellen betrieben werden können. Dazu zählen
zum
Beispiel
Windkraftanlagen,
Solarkraftwerke,
Wasserkleinkraftwerke,
Gasturbinen, Diesel-Generatoren usw.
Sie muss von ihrer Nennleistung her geeignet sein, die zu erwartenden
Leistungsdefizite und Leistungsüberschüsse zu kompensieren.
Sie sollte robust genug sein, kurzzeitige Überlasten unbeschadet zu überstehen und
währenddessen weiterhin, wenn auch unter Inkaufnahme von Spannungs- und/oder
Frequenzabweichungen, zum Ausgleich der Leistungsbilanz beizutragen.
7
4 Realisierung
Ein Rotierende USV-Anlagen vom Typ Piller UNIBLOCK UBT und UBTD sind mit ihrer durch
einen Synchrongenerator erzeugten Ausgangsspannung in der Lage, alle oben aufgelisteten
Anforderungen zu erfüllen.
Als Energiespeicher können sowohl Batterien als auch der bidirektional arbeitende
Schwungradenergiespeicher POWERBRIDGE eingesetzt werden. Der Vergleich von Abb. 3
und Abb. 4 zeigt beispielhaft den Einfluss einer bidirektional wirkenden Frequenzstabilisierung auf ein Netz, das von einem Diesel-Aggregat versorgt wird.
Abb. 3
Frequenzverhalten eines Dieselaggregates bei Abwurf und Aufschaltung
von 50% Last, hier ohne zusätzliche Frequenzstabilisierung
Abb. 4
Frequenzverhalten eines Dieselaggregates bei Abwurf und Aufschaltung
von 50% Last, mit bidirektionaler Frequenzstabilisierung durch einen Piller
UNIBLOCK UBT mit POWERBRIDGE Schwungradenergiespeicher
8
Um längere Ausfälle von primären Energielieferanten auszugleichen, können die Anlagen
auch als Diesel-Anlage ausgeführt werden (siehe Beispiel in Abb. 5). Damit ist es auch
möglich, bei Bedarf längere Lastspitzen im Netz abzudecken, falls die Einspeiseleistung der
primären Energieerzeuger dafür nicht ausreichen sollte. Der Diesel würde immer dann
automatisch gestartet werden, wenn sich ein vollständiges Entladen des dynamischen
Energiespeichers ankündigt, so dass das Netz unterbrechungsfrei von der Stützung durch
die Stabilisierungsanlage profitieren kann. Bei Bedarf ist ein manuelles Starten des Diesels
jederzeit möglich. Die Synchrongeneratoren der Piller Anlagen können jederzeit ausreichend
Blindstrom zur Spannungsstützung bereitstellen und stellen dem Netz zusätzliche
Kurzschlussleistung zur Verfügung.
Piller UNIBLOCK UBT und UBTD sind für alle üblichen Netzspannungen und –Frequenzen
geeignet. Sie decken den gesamten Niederspannungsbereich von 380 V bis 600 V ab, und
sind in den großen Leistungsklassen bis 3000kVA auch in Mittelspannung verfügbar.
Verbraucher
UNIBLOCK UBTD
Gasmotoren
Abb. 5
Stabilisierung und Unterstützung eines mit Gasmotoren versorgten
Inselnetzes durch Piller UNIBLOCK UBTD
Soll ein Netz mit autarker Energieversorgung zusätzlich eine Anbindung an das Verbundnetz
bekommen, können die rotierenden Piller USV-Anlagen, wie in Abb. 6 dargestellt, als
Netzkupplung
eingesetzt
werden.
Zusätzlich
zu
dem
Schutz
vor
Ausfällen
des
Verbundnetzes erlaubt es die Anlage dem Verbrauchernetz, sowohl Energie aus dem Netz
zu beziehen als auch überschüssige Energie in das Verbundnetz zu exportieren. Bei einem
Netzausfall trennt die Stabilisierungsanlage das Verbrauchernetz vom Verbundnetz und
kann dann, je nachdem, ob zuvor Leistung exportiert oder importiert wurde, Wirkleistung
9
aufnehmen oder abgeben, bis die übrigen Energieerzeuger in dem nun entstandenen
Inselnetz ihre Leistung entsprechend angepasst haben.
Verbundnetz
Windkraftanlagen
Verbraucher
UNIBLOCK UBT
Abb. 6
Gas-/Dieselmotor(en), Turbine(n), etc.
Einsatz der USV-Anlage als stabilisierende Netzkupplung für Verbraucher
mit eigener Stromerzeugung
Es gibt zwei grundsätzliche Arten, rotierende Piller Stabilisierungsanlagen in ein Inselnetz zu
integrieren:
1. Als einfache Energiequelle, die nur bei Über- oder Unterschreiten von Grenzwerten
Energie aufnimmt oder abgibt.
2. Als bestimmendes Element der Frequenz- und Spannungsregelung, das im
Zusammenspiel mit den anderen Energieerzeugern ein Netz mit USV-Qualität bereit
stellt.
Welche der beiden Arten, oder eine Kombination aus beiden, die optimale Lösung für die
Netzstabilisierung darstellt, wird letztlich durch die Anforderungen an die Netzqualität und die
Komplexität des Netzes bestimmt.
10
5 Zusammenfassung
Die Stabilität von elektrischen Energieversorgungsnetzen wird zunehmend durch den
vermehrten Einsatz alternativer Energiequellen beeinflusst. Zur Stabilisierung von, vor allem
lokal begrenzten, Versorgungsnetzen können Technologien und Verfahren verwendet
werden, die auch in USV-Anlagen zum Einsatz kommen. Dabei sind rotierende USV
aufgrund ihrer Robustheit, ihres breiten Anwendungsspektrums und ihrer hohen
Ausgangsleistung den statischen Systemen überlegen. In Verbindung mit bidirektional
arbeitenden Energiespeichern, wie zum Beispiel elektrisch gekoppelten Schwungrädern,
sind sie in der Lage, bei jeder Art von Last- oder Einspeiseschwankungen stabilisierend
einzugreifen und damit eine konstante Netzfrequenz sicher zu stellen. Die elektrischen
Maschinen rotierender USV-Anlagen vereinfachen den Parallelbetrieb mit alternativen
Energiequellen und stellen dabei gleichzeitig Blindleistung zur Spannungsstabilisierung und
zusätzliche Kurzschlussleistung zur Verfügung.
Frank Herbener, Piller Group GmbH,
[email protected], Germany
Discussion Document
No. DD0060-0 / Aug. 2011
11
Herunterladen