gefoltert – verurteilt - hingerichtet Perels1, Friedrich Justus, geboren

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Ein Vertreter der Bekennenden Kirche
- verhaftet – gefoltert – verurteilt - hingerichtet
Perels1, Friedrich Justus, geboren am 13.11.1910 und hingerichtet am
23.04.1945, war der zweite Sohn des liberalen Universitätsprofessors Ernst
Perels und dessen Ehefrau Antonie, geborene Hermes. Die Eltern lebten in
der Johannesgemeinde in Lichterfelde-West im Weddigenweg 64.2
Friedrich Justus Perels war durch Mitarbeit in Schülerbibelkreisen und durch
eine enge Beziehung zu Martin Niemöller geprägt. Als Jurastudent, unter
anderem bei Gustav Radbruch in Heidelberg, eignete
er sich „ein
differenziertes liberales Rechtsdenken“ an, wie sein Sohn auf dem Kirchentag
2005 in Hannover3 hervorhob. Mit der Machtergreifung 1933 trat Friedrich
Justus Perels „die schrankenlose Struktur der öffentlichen Gewalt ... hautnah
entgegen“. Mehrere Familienmitglieder verloren aus „rassepolitischen“ Gründen ihre
Universitätspositionen.
Am 01. April 1933 wurde er Rechtsreferendar. Er stellte sich dem im Sept. 1933 gegründeten
Pfarrernotbund als juristischer Berater zur Verfügung. Bereits am 11. August 1933 schrieb er
in einem Brief an Martin Niemöller: Da „die Männer der Reichsleitung (der Deutschen
Christen) täglich theologische Ausführungen machen, die für die Kirche Jesu Christi
schlechterdings untragbar sind, ... [haben wir] die Aufgabe, auch formell Distanz zu dieser
Glaubenslehre zu halten und den neutestamentlichen Angriff seinem Wesen gemäß
vorzutragen.“
Nach Abschluss seines Referendariats 1936 wurde Friedrich Justus Perels Rechtsberater
des Bruderrates der Altpreußischen Union. Er trat damit die Nachfolge des
Landesgerichtsdirektors i.R. Friedrich Weissler an, der 1936 in Sachsenhausen inhaftiert und
1937 dort ermordet wurde. Dieser gilt als der Verfasser einer mutigen Denkschrift der
zweiten Vorläufigen Leitung der Bekennenden Kirche, die am 23. Juli 1936 im Ausland
veröffentlicht wurde. Sie wandte sich gegen
die Entchristlichung des Volkes,
die Einrichtung der Gestapo,
die Konzentrationslager,
die Willkür und Rechtsverfälschung und
die Verfolgung der Juden und Andersdenkenden.
Friedrich
Justus
Perels (Foto
s. Fußnote
164)
Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt leitete Friedrich Justus Perels das Büro der
Bekennenden Kirche in der Drakestr. 32 in Lichterfelde (das Haus wurde durch Bomben
zerstört).4 „Perels’ Weg in die zunehmende Ablehnung des Nationalsozialismus [fügt] dem
Bild eines Lebens im Dritten Reich ein eigengeprägtes, für einige protestantische Gruppen
nicht untypisches Mosaiksteinchen [hinzu], das in Darstellungen zum Nationalsozialismus
bisher unberücksichtigt blieb.“5
1940 heiratete Friedrich Justus Perels Helga Kellermann und ließ sich als Rechtsanwalt
nieder. Der einzige Sohn, Joachim, wurde 1942 in Berlin geboren. Die Familie lebte in der
Viktoriastr. 4 a in Lichterfelde.
Friedrich Justus Perels verband eine enge Freundschaft mit Dietrich Bonhoeffer, und er war
beteiligt an der Aktion „U sieben“, durch die 14 Personen die Flucht ins Ausland gelang. Im
1
Frisius, Hildegard: Friedrich Justus Perels. In Gemeindebrief der Ev. Johannes-Kirchengemeinde Berlin-Lichterfelde, Der
Gemeindekirchenrat (Hrsg.), Nr. 7/8, S. 4, Juli/August 2009.
BAdrB 1935-1943.
3
Perels, Joachim: Friedrich Justus Perels (1910-1945). Vortrag am 28.05.2005 auf dem Kirchentag in Hannover.
4
Sandvoß, Hans-Rainer: a.a.O. Widerstand in Steglitz und Zehlendorf, Bd. 2, S. 33 ff.
5
Schreiber, Matthias: Friedrich Justus Perels. Ein Weg vom Rechtskampf der Bekennenden Kirche in den politischen
Widerstand. München 1985, S. 21. Der Autor würdigt in seiner Biographie insbesondere das Wirken der Juristen in ihrer Arbeit
für die Bekennende Kirche. „Warum die evangelische Kirche ihre damaligen Juristen weitgehend vergessen hat, obwohl sie sie
im Dritten Reich täglich und auf Gedeih und Verderben brauchte, ist nicht leicht verständlich zu machen und wohl kaum zu
entschuldigen.“ S. 225.
2
Oktober 1941 wandte er sich gemeinsam mit Dietrich Bonhoeffer mit einer Eingabe an
Offiziere, die zum deutschen Widerstand gehörten, gegen die Deportation von Juden.6
Nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Friedrich Justus Perels
als Mitverschwörer verhaftet, am 02. Februar 1945 vom
Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode
verurteilt und schließlich in der Nacht vom 22. auf 23. April 1945 auf
einem Trümmergrundstück in der Lehrter Straße durch Genickschuss
ermordet.
Wegen der Beteiligung Friedrich Justus Perels’ an der Verschwörung
des 20. Juli 1944 wurde der Vater, Prof. Ernst Perels, im Oktober
1944 in Sippenhaft genommen, zunächst in das KZ Buchenwald und Foto: Archiv
später in das KZ Flossenbürg deportiert, wo er am 10. Mai 1945 starb, Johannesgemeinde
Lichterfelde-West
kurz nach der Befreiung des Lagers.
Am 07. März 2009 wurde für Friedrich Justus Perels vor der letzten
Wohnadresse in der Viktoriastr. 4 a in Lichterfelde ein Stolperstein verlegt. Am 27.09.2009
hielt der Sohn, Joachim Perels, in der Johannesgemeinde im Rahmen
einer Gedenkveranstaltung einen Vortrag mit dem Thema:
„Zeugnis und Versagen der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus“.
Hildegard Frisius
6
Ökumenisches Heiligenlexikon: Friedrich Justus Leopold Perels. Im Internet:
http://heiligenlexikon.de/BiographienF/Friedrich_Justus_Leopold_Perelshtml. 28.05.2009. Aus diesem Beitrag stammt das Foto
von Friedrich Justus Perels.
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