RATZBERGER, Fhr Angst im Bergsport

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RATZBERGER, Fhr
Angst im Bergsport – Angstbewältigungsstrategien im ÖBH
Abstract
Im Laufe dieser Arbeit sollen folgende forschungsleitende Fragen beantwortet werden:
§ Welche Beweggründe gibt es für die Ausübung des Bergsteigens und warum kann
es sein, dass man dabei Angst empfindet?
§ Welche Funktion nimmt die Angst beim Bergsteigen ein und wie wirkt sich diese
aus?
§ Welchen Einfluss hat die Angst auf den Bergsteiger-Soldaten?
§ Welche Angstbewältigungsstrategien wendet das Alpinkader des Österreichischen
Bundesheeres an?
Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass durch einen bewussteren Umgang mit der
Angst
im
Bergsport
eine
hohe
Leistungssteigerung
beim
Alpindienst
des
Österreichischen Bundesheeres erzielt werden kann.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Im ersten, theoretischen Teil
bediente sich der Verfasser bei der Informationserhebung und –gewinnung der
hermeneutischen Methode. Als Basis für die angestellte Analyse diente dabei das
vorhandene Grundwissen zusammen mit dem im Rahmen der Erhebungstechnik – der
Text- und Dokumentenauswahl – gewonnene Material. Die Neubewertung bereits
erhobener Daten durch Sekundäranalyse lieferten dabei jene Erkenntnisse, welche
wiederum die Grundlage für eine neuerliche Erhebung und Analyse von weiterem
Material bildeten. Durch das mehrmalige Durchlaufen der angeführten Schritte
entstand der sogenannte „Hermeneutische Zirkel“.
Im
zweiten,
empirischen
hochqualifizierten
Teil
werden
Alpinausbildungskaders
Interviews
des
mit
Mitgliedern
Österreichischen
eingearbeitet, welche als Beilage im Anhang angeführt werden.
des
Bundesheers
Diese Arbeit verbindet interdisziplinär Themen der Psychologie, der Führungslehre
sowie Führungsverhalten und Bereiche der Ausbildungspädagogik.
Die Arbeit gliedert sich in zwei große Teilbereiche, zum einen der Literaturteil und
zum anderen der praktische Interviewteil.
Die ersten einführenden Seiten definieren bereits im Vorfeld den Begriff Angst, wobei
zwischen Furcht und Angst unterschieden wird. Die Furcht ist eine Reaktion, die in
einem vernünftigen Verhältnis zu der objektiven Gefahr steht. Hingegen stellt die
Angst eine unverhältnismäßig intensive Reaktion dar. Da diese Unterscheidung nicht
jedermann kennt, wird in dieser Arbeit der Überbegriff Angst verwendet, um so
Komplikationen im Interviewteil zu vermeiden. Ebenfalls werden Erscheinungsformen
der Angst, wie z.B. Angstneurosen, Phobien, Stress, Panik usw. definiert.
Theorien, die sich mit der Angstentstehung beschäftigen, werden in Kapitel 3
behandelt, wobei im psychoanalytischen Ansatz die Ängste mit den Augen von
Siegmund Freud und Magret Mahler betrachtet werden. Am Beginn war Angst für
Freud als ein Zustand unterbrochener Trieb- oder Motivbefriedigung konzipiert. Später
unterschied er Primärangst einerseits und Signal- oder Sekundärangst andererseits.
Primärangst entsteht, wenn einfache, elementare und gewohnte Motivbefriedigung
ausbleibt. Die Signalangst ist eine ehemalige Primärangst, welcher aber abgeholfen
werden konnte. Ebenfalls werden die Grundängste bei Freud, sowi e die Angstneurose
dargestellt. Magret Mahler geht den Weg von Siegmund Freud noch weiter und
beschränkt sich auf drei seiner Grundängste, wobei das zentrale Thema ihres
Forschungsinteresses die allmähliche Loslösung des Kleinkindes aus der völligen
Abhängigkeit von der Mutter ist. Für Mahler sind Ängste Trennungsängste.
Beim lerntheoretischen Ansatz unterscheidet die Psychologie zwischen folgenden
Lerntheorien: die klassische Konditionierung nach Pawlow, die instrumentelle
Konditionierung nach Thorndike, die operante Konditionierung nach Skinner und das
soziale Lernen.
Im
Ansatz
von
Hackfort
werden
hauptsächlich
Überlegungen
aus
kognitionspsychologischen Ansätzen aufgegriffen und speziell für den Sport
weiterentwickelt.
Im kognitionspsychologischen Ansatz wird die Angst als ein Gefühl gesehen, welches
seinen Anfang in der Wahrnehmung bzw. Einschätzung einer Bedrohung nimmt.
Angst entsteht dann, wenn eine Person nicht mehr imstande ist, in sinnvoller Weise
auf eine wahrgenommene bzw. eingeschätzte Bedrohung zu reagieren. Die Person
glaubt für diese Situation keine ausreichenden Handlungsmöglichkeiten zu besitzen.
Im nächsten Kapitel wird verdeutlicht, dass Ängste mehr als unliebsame Emotionen
sind. Einerseits weisen anthropologische Gesichtspunkte auf die Bedeutung der Angst
hin und andererseits öffnet die philosophische Betrachtung der Angst den Blickwinkel
des Lesers. Weiters wird der Bezug von der Angst zum Bergsport hergestellt.
Im folgenden Kapitel werden die Auswirkungen und körperinternen Vorgänge für die
äußeren Anzeichen der Angst behandelt, wobei sich die äußeren Anzeichen der Angst
in physiologischen, kognitiven und motorischen Kennzeichen einteilen lassen.
Die Funktion der Angst wird im nächsten Kapitel vorgestellt. Es stellte sich heraus,
dass die Angst eine schützende Funktion hat und sie für eine physische und psychische
Mobilisation eine unabdingbare Vorraussetzung ist. In weiterer Folge werden
Verfahren bzw. Techniken zur Angstmessung vorgestellt.
Die Angst im Bergsport wird in Kapitel 7 behandelt. Zu Beginn wird der Stellenwert
der
Angst
im
Bergsport
erörtert,
wobei
beeinflussende
Faktoren
für
die
Leistungsfähigkeit dargelegt werden. Welcher von diesen Faktoren am wichtigsten ist,
kann nicht beurteilt werden, da jeder Bergsportler unterschiedliche Stärken und
Schwächen hat. Sicher ist jedoch, dass jener Teil der Psyche, der in diesem Punkt als
Angst behandelt wird, jeden Bergsteiger irgendwann limitiert.
Als logische Konsequenz wird im nächsten Punkt die Frage nach der Art der Ängste
behandelt. Es wird zwischen subjektiver und objektiver Angst unterschieden. Ebenso
werden einige Hypothesen aufgestellt, warum man sich beim Bergsteigen freiwillig in
Angstsituationen begibt. Welchen Einfluss die Angst auf den Bergsteiger nimmt und
welche geistigen und seelischen Anforderungen das Bergsteigen an die Akteure stellt,
wird fundiert und ausgiebig behandelt. In weiterer Folge ist es notwendig, sich mit
Möglichkeiten
der
Angstbewältigung
im
Bergsport,
sprich
den
Angstbewältigungsstrategien zu beschäftigen. Hierbei wird in zwei grobe Strategien
unterschieden. Einerseits wird das Aufwärmen und die geistige Vorbereitung,
andererseits
werden
psychoregulative
Verfahren
vorgestellt.
Als
Psychoregulationstraining bezeichnet Sonnschein den Versuch, optimale psychovegetative
Bedingungen
für
bestimmte
Handlungen
herzustellen
und
aufrechtzuerhalten. Neben den bekannten Formen wie autogenes Training oder
Muskelrelaxation über alternative Regulationstechniken wie Meditation, Träumen oder
inneres Sehen bis zu Biofeedback sind viele Techniken möglich. Mentales Training,
Entspannung,
Beruhigungsatmung,
Selbstinstruktionstraining,
Situationstraining,
Schocktherapie, sowie das Lernen am Modell sind für den Bergsport brauchbar und
werden vorgestellt. Mit den Angstbewältigungs- und Verarbeitungstheorien schließt
der Theorieteil dieser Arbeit.
Der zweite Teil der Arbeit ist eine empirische Analyse der Angst und deren
Bewältigung. Vorerst werden einige methodische Hinweise zu den Interviews, sowie
eine Übersicht der Konzeption, aber auch Problembereiche dargelegt. Der grobe
Aufbau der Interviews wird in eine Einstiegsphase unterteilt, in der die Probanden eine
kurze Zusammenfassung über die wichtigsten Themenbereiche erhalten, sowie Ziel
und Zweck des Interviews und die Funktion der Tonbandaufnahme erklärt bekommen.
In der zweiten Phase waren ursprünglich Aufwärmfragen geplant, wie sie in den
meisten klar strukturierten Interviews üblich sind. Hier zeigte sich jedoch, dass eine
kurze Darlegung der Erfahrungen des Verfassers, seiner Gründe für diese Arbeit und
die Formulierung seiner Hypothese am besten das Gespräch in Gang brachte. In der
dritten Phase kam es zu den eigentlichen Fragestellungen, bei welchen versucht wurde,
nach dem sogenannten Trichterverfahren – vom Allgemeinen ins Spezielle –
vorzugehen.
Die letzte Phase und gleichzeitig der Ausstieg war einerseits eine Abschlussfrage und
andererseits eine kurze Beschreibung der Person.
Obwohl vor und während des Interviews oft großes Fingerspitzengefühl notwendig
war, wurde hier durch dementsprechendes Feedback nicht nur die Themenwahl,
sondern auch die Art und Weise der Abhandlung des empirischen Teils der Arbeit als
positiv und sinnvoll bewertet.
Im letzten Kapitel werden wichtige Inhalte und Aussagen aus den Interviews
zusammengefasst. Im Resümee wird die Hypothese, dass durch einen bewussteren
Umgang mit der Angst im Bergsport beim Alpindienst des Österreichischen
Bundesheeres eine hohe Leistungssteigerung erzielt werden kann, bestätigt, wodurch
eine konsequentere Auftragserfüllung gewährleistet werden kann.
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