Mikrobiom - Bayerischer Rundfunk

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Gesundheitsgespräch
Lebendige Verdauung - Der Mikrokosmos im Darm
Sendedatum: 18.03.2017
Experte:
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. André Gessner, Direktor des Instituts für
Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Regensburg
Autor: Moritz Pompl
In unserem Verdauungstrakt leben Milliarden kleinster Mikroorganismen, ohne
die wir Menschen nicht lebensfähig wären – das sogenannte Mikrobiom. Es hilft
uns nicht nur beim Verdauen, sondern bildet auch eine Vielzahl wichtiger
Botenstoffe. Die entscheiden darüber mit, ob wir zu dick werden oder Diabetes
bekommen, wie viel wir von einem Medikament brauchen, oder sogar, wie viele
Botenstoffe unser Gehirn abbekommt. Kurzum: Das Mikrobiom ist maßgeblich
für unsere Gesundheit verantwortlich. Gerät es aus den Fugen, können wir
leicht krank werden.
Der Text beruht auf einem Interview mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. André
Gessner, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene in
Regensburg.
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Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
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Lebendige Verdauung - Was ist das Mikrobiom?
Wenn jemand an die Organe des Menschen denkt, dann kommen ihm
vermutlich recht schnell die Nieren, das Herz, oder die Leber in den Sinn. Aber
das Mikrobiom? Ein Organ? In der Tat, manche Wissenschaftler bezeichnen es
sogar als "Super-Organ" oder "Super-Organismus", also als eine Art
übergeordneten, festen und überaus wichtigen Bestandteil menschlichen
Lebens.
Es besteht aus allen Mikroorganismen, die in unserem Darm leben (das, was
landläufig auch Darmflora genannt wird), aber auch auf der Haut und den
Schleimhäuten, etwa in Mund, Rachen, Nase und Genitalien.
Nur eine von zehn Zellen in uns ist 'menschlich'
Die Zahlen des Mikrobioms sind beeindruckend: Rund 90 Prozent aller Zellen
im menschlichen Körper sind Bakterien! Mikroskopisch betrachtet sind wir
Menschen also eher eine Ansammlung an kleinsten Organismen als ein Haufen
menschlicher Zellen.
"Wenn uns ein außerirdisches Wesen beurteilen würde, würde es sagen: Da
sind einige Zellen, die sehen alle sehr ähnlich aus – aber eigentlich viel viel
mehr andere, ganz verschiedene Lebensformen, die zahlenmäßig deutlich
überwiegen. Das ist ein merkwürdiges Gebilde." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Warum wir – zumindest für terrestrische Wesen – trotzdem wie ein Mensch
aussehen? Ganz einfach: Weil unsere körpereigenen Zellen viel größer sind als
ein Bakterium. Das Darm-Mikrobiom bringt aber immerhin rund 1,5 Kilo auf die
Waage – pro Mensch. In einem Milliliter Darminhalt befinden sich rund
1.000.000.000.000 Bakterien, also eine Billion!
"Zusätzlich gibt es noch die vielen Viren, die ganz normal in uns leben – die
gehen zahlenmäßig noch weit darüber hinaus. Und dann gibt es noch Pilze,
Würmer und die sogenannten Archäen, die den Bakterien ähneln, aber eine
eigene Gruppe darstellen." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Viele der Mikroorganismen sind noch nicht identifiziert, Forscher gehen aber
davon aus, dass es weit mehr als 1.000 verschiedene sind, die auf und in uns
leben. Und: dass sie sich in ihrer Zusammensetzung in jedem von uns
unterscheiden. Jeder Mensch hat sozusagen seinen eigenen DarmfloraFingerabdruck – auch wenn es natürlich Mikroorganismen gibt, die in jedem
von uns vorhanden sind – E.coli-Bakterien zum Beispiel.
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Das Mikrobiom ist nicht überall gleich dicht
Besonders viele Mikroorganismen leben im unteren Dünn- und im Dickdarm –
das zeigt sich auch beim Stuhlgang, der zu rund einem Drittel aus Bakterien
besteht. Weit weniger Kleinstlebewesen sind es im Magen und im oberen
Dünndarm, weil hier die Magensäure so gut wie alle Keime abtötet, die mit der
Nahrung in den Körper gelangen, und die Gallensäuren zusätzlich gegen die
Bakterien wirken. Nur der berühmt-berüchtigte Helicobacter pylori hat sich an
das saure Magenmilieu angepasst und lebt allein auf weiter Flur in den Zotten
der Magenschleimhaut.
Entscheidend sind Geburt und Lebensstil
Übrigens entwickelt sich unser Mikrobiom bereits in den ersten Lebenstagen.
Entscheidend dabei ist der Geburtsvorgang, bei dem das Neugeborene mit der
Vaginalschleimhaut der Mutter in Kontakt kommt und die ersten Bakterien
aufnimmt. Später sind es dann verschiedene andere Quellen aus der Umwelt,
in denen die Mikroorganismen für unsere Darmflora stecken – in erster Linie die
Nahrung. Unser Lebensstil ist also entscheidend dafür, wie sich das Mikrobiom
im Laufe des Lebens verändert. So kann das eines Mexikaners, der sich scharf
und Mais-lastig ernährt, völlig anders aussehen als das eines
Nordseebewohners, der sich vielleicht hauptsächlich von Fisch ernährt.
"Bei manchen Stämmen in Afrika, die ausschließlich als Jäger und Sammler
leben, setzt sich das Mikrobiom wieder ganz anders zusammen als bei einem
Mitteleuropäer. Es hängt also sehr davon ab, wie die Menschen leben und wie
sie sich ernähren, ob sie jemals Antibiotika genommen haben. Und letztlich
auch davon, wie die Gene des Menschen sind." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Außerdem verändert sich das Mikrobiom, wenn jemand beispielsweise aus
Deutschland nach Asien zieht. Das wissen Forscher übrigens deshalb, weil sie
seit einigen Jahren in vielen Studien das Mikrobiom im Menschen genau
untersuchen. Sie analysieren dabei die Gene der Mikroorganismen, die sie aus
verschiedenen Abstrichen ihrer Probanden gewinnen – letztlich mit dem Ziel,
genau herauszufinden, welche Mikroorganismen möglicherweise mit welchen
Erkrankungen zusammenhängen.
Aufgaben des Mikrobioms – Asthma ohne Bakterien?
Stellen Sie sich vor, Sie haben Zwillinge. Eines der Kinder stecken sie zum
Spielen auf den nächsten Bauernhof, wo es im Heu liegen und Katzen
streicheln oder Kühe füttern darf. Das zweite Kind spielt immer zuhause in der
Großstadt-Wohnung. Jahre später stellen Sie fest, dass das "Großstadt-Kind"
an Asthma leidet, eine Neurodermitis bekommt oder vielleicht sogar eine
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Blutzucker-Krankheit entwickelt, während das "Bauernhof-Kind" kerngesund ist.
Zufall?
Nicht, wenn es nach zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen geht, die die
sogenannte Hygiene-Hypothese untermauern. Sie besagt: Je besser sich unser
Immunsystem mit "Schmutz" oder "Keimen" auseinandersetzen darf, desto
besser reift es. Im Klartext: Das "Bauernhof-Kind“ hat tatsächlich ein geringeres
Risiko für allergische Erkrankungen oder Autoimmunleiden als eines, das "zu"
sauber lebt. Und selbst für Krankheiten, für die ganz verschiedene Ursachen
diskutiert werden - etwa Typ I Diabetes – erhärtet sich der Verdacht, dass ein
Zusammenhang mit übertriebener Hygiene besteht.
Nicht jede Wurmerkrankung ist ungesund
All das wiederum hängt unmittelbar mit dem Mikrobiom zusammen. Denn die
Keime vom Bauernhof gelangen auch in den Darm und stimulieren dort die
Lymphknoten in der Schleimhaut. Erst so kann sich die körpereigene Abwehr
richtig entwickeln. Übrigens gilt das nicht nur für Bakterien, sondern
insbesondere auch für Würmer: Die können über bestimmte Botenstoffe das
Immunsystem „umdirigieren“ und so etwa eine Asthma-Erkrankung abmildern.
Das heißt nicht, dass jede Wurmbesiedelung automatisch gesund ist, aber
manche sind eben auch nicht von vornherein zu verteufeln.
"Früher haben ja unsere Omas immer gesagt, man soll ruhig mal Dreck essen.
Die moderne Mikrobiom-Forschung würde da noch hinzufügen: Es muss aber
der richtige sein." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Ohne funktionierendes Mikrobiom drohen Nahrungsmittelallergien
Bei allergischen Kindern übrigens finden die Forscher häufig eine veränderte
Darmflora, die das Immunsystem vermutlich nur unzureichend anspornt. Und
bei Mäusen konnten Wissenschaftler Nahrungsmittelallergien auslösen, wenn
sie ihnen nach der Geburt Antibiotika gaben und damit die natürliche bakterielle
Besiedlung des Darmes verhinderten.
Für den gesamten Stoffwechsel entscheidend
Das Mikrobiom hängt aber nicht nur mit Allergien oder Autoimmunerkrankungen
zusammen, sondern es bestimmt auch über eine ausreichende VitaminVersorgung des Körpers. Bestimmte Darmbakterien nämlich produzieren
Vitamin K, und das ist unter anderem lebenswichtig für eine gesunde
Blutgerinnung. Außerdem produziert das Mikrobiom eine ganze Reihe an
Enzymen, die in unterschiedlichster Weise auf den Körper wirken. Manche
davon sind zum Beispiel an der Verdauung beteiligt und sorgen dafür, dass der
Nahrung besonders viel Energie entlockt werden kann. Eigentlich ideal,
allerdings kann das zu einer massiven Gewichtszunahme führen, weil der
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Betroffene nicht zwangsweise weniger isst – obwohl das völlig ausreichend
wäre.
"Man wird nicht nur dick, weil man die falschen Bakterien hat, sondern man
muss schon auch zu viel essen." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Hier gibt es übrigens Parallelen zur Tiermast: Manchmal bekommen Schweine
Antibiotika, damit sie schneller an Gewicht zulegen. Das funktioniert, indem die
Antibiotika bestimmte Bakterien abtöten und so Platz schaffen für genau die
Bakterien, die bei der verstärkten Verdauung und besserer
Nahrungsverwertung helfen.
"Das sehen wir Mediziner natürlich gar nicht gern, weil dadurch resistente
Bakterien entstehen. Für die Medizin hat das riesige Konsequenzen – weil uns
dann im Zweifel die Antibiotika ausgehen." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Beeinflusst das Mikrobiom eine Depression?
Andere Bakterien-Enzyme aktivieren bestimmte Medikamente, die sonst
unwirksam wären – etwa Östrogene oder bestimmte Herzmedikamente wie
Digitalis. Allerdings gibt es auch den gegenteiligen Fall, also dass Bakterien
Arzneimittel deaktivieren. Wieder andere Enzyme des Mikrobioms sind an der
Produktion von Botenstoffen für das Nervensystem beteiligt, beeinflussen also
direkt unser Gehirn. Deshalb forschen Mediziner inzwischen daran, ob das
Mikrobiom nicht mit Erkrankungen wie Depression oder Autismus
zusammenhängen könnte – auch wenn hier noch vieles unklar ist.
Probleme mit dem Mikrobiom - Tödlicher Durchfall
So gut wie jede Antibiotika-Therapie verändert auch unser Mikrobiom. Meistens
sind es harmlose Verschiebungen in der Zusammensetzung, die aber im
Extremfall sogar tödlich sein können. Der Grund: Vor allem BreitspektrumAntibiotika wie Ampicillin oder Cephalosporine töten eine ganze Reihe an
Bakterien im Darm ab. Keime, gegen die sie nicht wirken, bekommen dann auf
einmal die Gelegenheit, sich großflächig auszubreiten und eine Menge Unheil
anzurichten.
Ein solcher Keim ist das Bakterium Clostridium difficile, das bei rund fünf
Prozent aller Menschen als normaler Keim im Darm vorkommt und in geringer
Anzahl unschädlich ist. Nimmt es bei einer längeren Antibiotika-Therapie
überhand, dann kann es im großen Stil Giftstoffe aussondern und zu einer
heftigen Darmentzündung führen, der sogenannten pseudomembranösen
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Kolitis. Dabei kommt es zu Fieber, starken Bauchschmerzen und schwerem
Durchfall.
"Im schlimmsten Fall kann die Entzündung die Darmwand angreifen und sogar
durchbrechen, sodass sich das Bauchfell entzündet und es zu einer Sepsis,
also einer 'Blutvergiftung' kommt." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Was gegen die pseudomembranöse Kolitis helfen kann, sind wiederum
spezielle Antibiotika gegen Clostridium difficile.
Auch das Mikrobiom selbst kann gefährlich werden
Abgesehen von der pseudomembranösen Kolitis kann das Mikrobiom auch bei
anderen Erkrankungen zur Gefahr werden. Bei einer Leberzirrhose etwa, die im
Rahmen einer Alkoholsucht entstehen kann, ist die Leber nicht mehr in der
Lage, ausreichend Ammoniak abzubauen. Genau das aber wird durch
bestimmte Bakterien in der Darmflora produziert. Kommt die Leber nicht mehr
hinterher, dann häuft sich das Ammoniak im Blut an und gelangt unter anderem
auch ins Gehirn. Dort kann es dazu führen, dass der Betroffene schläfrig oder
sogar bewusstlos wird. Die Ärzte tendieren dann - abgesehen von der
Notfallbehandlung - dazu, die Ammoniak-bildenden Bakterien im Mikrobiom
zurückzudrängen – durch gezielte Antibiotika und einen speziellen Zucker, der
andere Bakterien-Arten schneller wachsen lässt.
Bei AIDS werden harmlose Keime schädlich
Auch bei einer Immunschwäche, etwa im Rahmen einer Chemotherapie oder
einer AIDS-Erkrankung, kann das Mikrobiom zur Gefahr werden. Plötzlich
werden Keime schadhaft, die vorher keine Bedrohung waren. So können sich
beispielsweise Pilze im Genitalbereich oder auch im Mund ausbreiten und
schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Zur Behandlung stehen dann AntiPilz-Mittel zur Verfügung.
Prävention und Therapie - Wie das Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht
kommt
Ist das Mikrobiom im Darm etwa durch eine Antibiotika-Therapie
durcheinandergeraten, dann baut es sich in der Regel von alleine wieder auf –
allein durch eine gesunde Ernährung. Zusätzlich können aber sogenannte
Probiotika sinnvoll sein. Das sind Kapseln mit Bakterien, die sich dann im Darm
ansiedeln können.
Die Kapseln sind widerstandsfähig gegen den Magensaft und lösen sich erst im
Darm auf, wo ihnen die Säure nichts mehr anhaben kann. Fraglich hingegen
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sind etwa probiotische Joghurts. Die nämlich bieten den Bakterien, die darin
schwimmen, keinen Schutz – und vermutlich werden die allermeisten von ihnen
durch die Magensäure abgetötet, bevor sie überhaupt im Darm ankommen.
Im Zweifel eine "Stuhltransplantation"
Lässt sich eine pseudomembranöse Kolitis, also eine Durchfallerkrankung nach
Antibiotika-Therapie, nicht in den Griff bekommen, dann kann im Zweifel eine
sogenannte "Stuhltransplantation" helfen – oder, schöner ausgedrückt, eine
"Mikrobiota-Transplantation". Sie hat zum Ziel, wieder eine normale Darmflora
aufzubauen.
"Der Erfolg dieser Therapie liegt bei 95 Prozent." Prof. Dr. Dr. André Gessner
Dabei wird von einem Spender, der wie ein Blutspender auf verschiedene
Erkrankungen hin untersucht wird, eine Kotprobe genommen und in eine
Zentrifuge gesteckt. So werden die Bakterien von den restlichen Bestandteilen
getrennt und dem Patienten anschließend in einer Kochsalzlösung über eine
Nasensonde oder ein Darmrohr in den Darm „transplantiert“ werden. Was
etwas eklig klingt, kann Leben retten – weil im Zweifel nur so wieder ein
funktionstüchtiges Mikrobiom entstehen kann. Und das ist nun mal für jeden
von uns von essentieller Bedeutung.
Die zukünftige Forschung verspricht übrigens spannend zu bleiben. Denn die
allermeisten Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom und unserer
Gesundheit sind noch völlig ungeklärt.
"Es ist wirklich ein explodierendes Forschungsfeld, das mittlerweile alle
Bereiche der Medizin betrifft." Prof. Dr. Dr. André Gessner
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