Island hat Europas aktivste Vulkane

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22 WISSEN / GESUNDHEIT
D ON N ERS T A G, 4 . S EP T EM BER 2 0 14
Aus dem Vulkan Bárdarbunga schießen Lavafontänen in die Höhe. Zuvor machten sich Dampfwolken bemerkbar (kleines Bild oben). Das Gebiet ist von einem Gletscher bedeckt.
BILDER: SN/AP/DPA
Island hat Europas aktivste Vulkane
Glühende Lava schießt derzeit aus dem Vulkan Bárdarbunga. Hier lässt sich die Erde bei der Arbeit zuschauen.
URSULA KASTLER
WIEN, SALZBURG. Er soll so hässlich
gewesen sein, dass ihn Göttermutter Juno vom Olymp stürzte. Dafür
hat sich Vulcanus später gerächt,
doch vorher entfaltete er all seine
Talente und wurde der Schmied der
Götter. Auf der Insel Vulcano, eine
der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer, befand sich seine
Werkstatt. Die feuerspeienden Berge sind seitdem nach ihm benannt.
Auf Island räumt Vulcanus, der
Gott des Feuers, gerade in seiner
Schmiede ordentlich um. Aus der
Nordflanke des Vulkans Bárdarbunga spritzt seit Sonntag aus einem zwei Kilometer langen Riss
nördlich des Gletschers Vatnajökull
Lava aus einer Felsspalte 150 Meter
in die Höhe. Island ist Teil des Mittelozeanischen Rückens, eines
mehr als 60.000 Kilometer langen
Gebirgszugs, der fast zur Gänze unter Wasser liegt. Nur wenige Gipfel
dieses längsten Gebirges unserer
Erde ragen über den Meeresspiegel.
Island ist die größte dieser Inseln.
Island wurde vor 20 Millionen Jahren geboren und wächst noch.
Hans Egger, Paläontologe und
Vulkanexperte an der Bundesan-
stalt für Geologie in Wien, erklärt
die Details: „Island sitzt geologisch
gesehen an der Grenze zwischen
Europa und Amerika. Diese beiden
Platten driften rund vier Zentimeter pro Jahr auseinander. Der Mittelozeanische Rücken besteht aus Vulkangestein, vor allem aus Basalt,
das an der Grenze dieser auseinanderdriftenden Erdkrustenplatten
aus dem Erdinnern empordringt.“
„Niemand kann genau
vorhersagen, ob und wann
ein Vulkan ausbricht.“
Hans Egger, Geologe
Die auffällige Größe Islands zeigt,
dass die Lavaförderung dort besonders hoch sein muss. Solche Orte,
an denen besonders viel Lava aus
dem Erdinnern emporsteigt, werden von den Geologen Hot Spots genannt. Island ist eines der vulkanisch aktivsten Gebiete der Erde, etwa alle drei Jahre macht sich dort
ein Vulkan mit einer Eruption bemerkbar. 2011 brach die Grimsvötn
aus, die im Gebiet der Bárdarbunga
liegt. Im Jahr davor legte die Eyjafjallajöküll mit ihren Aschewolken
Roboter kann so schnell
laufen wie ein Jogger
den europäischen Flugverkehr
lahm. Im Vergleich zu großen Eruptionen um 934 und 1783 war dieser
Ausbruch im Jahr 2010 winzig.
Doch die Lava floss nicht ruhig aus,
sondern bahnte sich mit Explosionen den Weg.
Das befürchten die Isländer auch
für die Bárdarbunga, den zweithöchsten Berg Island, dessen Kuppel unter meterdickem Gletschereis
verborgen ist. „Explosive Ausbrüche entstehen, wenn die Lava große
Mengen Gas enthält, das bei der
plötzlichen
Druckentlastung
schlagartig entweicht wie beim Öffnen einer Bierflasche, die vorher
geschüttelt wurde. Explosionen
passieren auch, wenn das aufsteigende etwa 1000 Grad heiße Magma, also das geschmolzene Gestein,
mit Wasser in Verbindung kommt,
das sofort verdampft“, stellt Hans
Egger fest. Der explosive Ausbruch
der Eyjafjallajöküll entstand, weil
durch die austretende Lava der über
dem Vulkan liegende Gletscher
schmolz und große Mengen Wasser
in die brandheiße Lava flossen.
Im Gebiet des heutigen Island
kam es vor 54 Millionen Jahren zu
riesigen Ereignissen, deren Aschenlagen sich auch in den Alpen nach-
KURZ GEMELDET
Flugpersonal erkrankt
häufig an Hautkrebs
Piloten und Flugpersonal erkranken mehr als doppelt so häufig an dem schwarzen
Hautkrebs wie der Durchschnitt der
Bevölkerung. Das ergibt sich aus einer Studie mit 266.000 Teilnehmern. Die Strahlenbelastung nimmt
SN, dpa
mit steigender Höhe zu.
weisen lassen. Die bis zu drei Zentimeter dicken Schichten wurden in
Anthering und am Untersberg bei
Salzburg und in Gams in der Steiermark gefunden. Forscher der Geologischen Bundesanstalt untersuchen sie.
Bei der Entstehung eines Vulkans
sind unbändige Kräfte aktiv: Die
Erdkruste schwimmt auf dem Erd-
mantel. Die Kruste ist in die Kontinentalplatten zerbrochen, die sich
gegeneinander verschieben. Das
löst zum einen Erdbeben aus. Zum
anderen kann sich dort, wo die Erdkruste aufbricht, glühendes geschmolzenes Gestein (Magma) aus
dem Erdinnern einen Weg an die
Oberfläche bahnen. Damit ist ein
Vulkan entstanden. Magma, das an
die Erdoberfläche gelangt, nennen
die Geologen Lava.
Warum manche Gebiete Vulkane
haben und andere nicht, war lange
Zeit unbekannt. Das Rätsel löste
1912 der deutsche Geowissenschafter Alfred Wegener. Er hat herausgefunden, dass die Kontinente
nicht fest verankert auf der Erdkruste liegen, sondern sich bewegen. Mehr als 90 Prozent aller Vulkane liegen an den Plattengrenzen,
wo Magma aufsteigen kann.
Vulkane sind unberechenbar. Einen Ausbruch zuverlässig vorherzusagen gelingt den Wissenschaftern trotz moderner Methoden bis
heute nicht. Deshalb können die Isländer derzeit auch nichts anderes
tun, als die Schwere der Erdbeben,
die das Aufsteigen des Magma begleiten, zu messen und rechtzeitig
auf dieses „Rumoren“ zu horchen.
Forscher machten aus
Fettzellen „Schlankmacher“
SAN FRANCISCO.
Japanische Forscher entwickelten einen zweibeinigen Roboter, der so schnell wie ein Mensch
laufen kann. Die Beinchen von
„Achires“ sind nur 14 Zentimeter
lang, er läuft damit aber 4,2 Kilometer in der Stunde, was dem Traben
eines durchschnittlichen Joggers
entspricht. Er kann sogar einen Salto vorwärts machen.
Herkömmliche zweibeinige Roboter wie „Asimo“ der Firma Honda
können nur gehen. Bei „Achires“
dagegen sorgt eine Technologie dafür, dass sich der Roboter genau wie
ein Mensch bewegt und dabei nicht
umfällt. Es ist ein superschnelles
Bildverarbeitungssystem. Sobald
der Roboter beim Fortbewegen die
Hüfte vorschiebt und so aus der BaTOKIO.
lance gerät, schnellt im richtigen
Moment das andere Bein nach
vorn. Während der Roboter läuft,
filmt eine eingebaute Kamera
seine Bewegungen mit 600 Bildern pro Sekunde und sendet
Signale an die Antriebmechanismen der zahlreichen Gelenke.
Diese schalten sich immer im
richtigen Moment an und aus.
Der Nutzen solcher Roboter:
In Fabriken mussten beispielsweise Dinge wie Dosen, die ungeordnet auf Fließbänder fallen,
bisher von Menschen geordnet
werden. Dies könnte mit der neuen Robotertechnologie vermieden und auf diese Weise die Effizienz bei Produktionsprozessen
gesteigert werden.
SN, dpa
Neue Drogen sollen
erforscht werden
WIEN. Neben klassischen Suchtmitteln drängen immer mehr neue psychoaktive Substanzen auf den
Markt. Ihre Wirkungen sind meistens unerforscht. Um Suchterkrankungen besser untersuchen zu können, hat die MedUni Wien jetzt ein
neues Suchtforschungszentrum geschaffen.
SN, APA
Forscher der TU Graz haben humane Fettzellen mit MikroRNAs „umgepolt“ und sie dazu gebracht, Energie zu verbrennen statt zu speichern. MikroRNAs sind winzige Moleküle in
den Zellen, eine spezielle Klasse
von Genen. Durch die gezielte
Zugabe von solchen MikroRNAs
wurden die weißen energiespeichernden Fettzellen angeregt,
sich in energieverbrennende
braune Fettzellen zu verwandeln. Dieses braune „Schlankmacherfett“ verbrennt Energie
durch Wärmeabgabe.
Damit ist ein bahnbrechender
Schritt für neue Strategien zur
Eindämmung von Fettleibigkeit
und Typ-2-Diabetes getan.
GRAZ.
Je mehr braune Fettzellen ein
Mensch hat, desto besser kann er einer Gewichtszunahme und damit
Übergewicht und Fettleibigkeit widerstehen. Denn im Gegensatz zu
weißen Fettzellen sind in braunen
Fettzellen mehr Mitochondrien
vorhanden. Diese kleinen Zellkraftwerke können zu massiver Energieverbrennung durch Wärmeabgabe
angeregt werden.
Die kleinen RNA-Schnipsel, die
dafür zuständig sind, genetische
Befehle in Proteine umzusetzen,
wurden bisher als „genetischer
Schrott“ bezeichnet. Nun erkennen
die Forscher nach und nach, welche
tragende Rolle sie bei der Vermehrung und Gesunderhaltung einer
Zelle spielen.
bm
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