Patientenordner - Marien

Werbung
Vorstellung der Klinik
Liebe Patientin, lieber Patient,
wir begrüßen Sie herzlich im Marien-Hospital Euskirchen. Möglicherweise müssen
Sie eine Zeitlang hier bleiben oder Ihnen steht ein Krankenhausaufenthalt bei uns
noch bevor? Sie haben sicherlich Fragen, unter Umständen auch Sorgen, Ängste
und Hoffnungen.
Unser Wunsch ist es, dass Sie auf den folgenden Seiten viel über unser Haus und unsere
medizinischen Möglichkeiten erfahren, damit Sie mit dem Krankenhaus vertraut werden
und sich hier gut zurecht finden.
Ärzte, Pflegepersonal sowie alle übrigen Mitarbeiter unseres Hauses sind für Sie da
und bieten Ihnen ihre Hilfe an. In den Tagen Ihres Aufenthaltes kümmern wir uns um Ihr
Wohlbefinden und bemühen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten um Ihre Wünsche und
besonderen Anliegen. Auch nachts sind ständig Mitarbeiter des Pflegedienstes auf Ihrer
Station anwesend. Wer erkrankt ist, benötigt zunächst die bestmögliche medizinische
Versorgung. Aber auch Zuhören und das persönliche Wort sind für Ihren Genesungsprozess von entscheidender Bedeutung. Oftmals wird zudem auch Trost und Hilfe im
geistlichen und seelsorgerischen Beistand gefunden. Hier im Marien-Hospital sind daher
Menschen, die offen für Ihre persönlichen Fragen und Ängste sind.
1
Vorstellung der Klinik
Bitte informieren Sie uns, wenn Ihnen etwas nicht gefallen hat oder wir etwas hätten
­b esser machen können. Ihre Kritik hilft uns, unserem Anspruch der bestmöglichen
Versorgung unserer Patienten gerecht zu werden.
Wir hoffen, Ihnen beim Lesen dieses Patientenordners einen intensiven Einblick in unsere
Arbeit geben zu können.
Prof. Dr. med. H. M. Loick
Ärztlicher Direktor
U. Haepp
Pflegedirektorin
Dipl.-Volksw. J. Dörr
Geschäftsführung
2
Geschichte des
Marien-Hospital Euskirchen
Am 11. Mai 1860 legte Herr Dechant Vogt den Grundstein für einen Anbau „zum
Zweck eines Hospitals, nämlich zur Aufnahme einer größeren Anzahl von Kranken“.
Im Jahre 1880 liest man im Generalbericht für das öffentliche Gesundheitswesen des
Regierungsbezirks Köln über das Marien-Hospital: „Marien-Hospital Euskirchen:
Stiftung für städtische Kranke aller Confessionen – 100 Betten – ohne dirigierenden
Arzt – Armen- und Fabrikärzte behandeln ihre zugehörigen Kranken; Isolierte Abteilung
für ansteckende Kranke – Krankenpflege durch kath. religiöse Genossenschaft“.
Der Dienst am kranken und alten Menschen bestimmt die Entwicklung der Stiftung. Wenn
auch in den ersten Jahren die Kranken- und Altenpflege nicht immer scharf getrennt
werden konnte, so wurde die Krankenversorgung doch Schwerpunkt der Tätigkeit der
Ordensschwestern und bedurfte ständig mehr Räumlichkeiten, sodass ein neues Gebäude
im Herbst 1890 bezogen wurde; im Jahre 1910 folgte ein großer Anbau mit neuen
OP-Räumen und im Jahre 1914 ein weiterer Anbau.
Die Kriegseinwirkungen zwangen zur Verlegung der Patienten nach Kirspenich und
der Hauptluftangriff am 7. Januar 1945 zerstörte das Hospitalgebäude an der
Klosterstraße. Der mühsame Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1945 bis 1951. Es
wurde jedoch schon bald deutlich, dass das alte Marien-Hospital in der Innenstadt nicht
mehr den erhöhten Anforderungen einer Kreisstadt und einer funktionsfähigen, modernen
medizinischen Versorgung genügte und die baulichen Verbesserungen nach dem Kriege
nur Behelfslösungen darstellten.
3
Geschichte des
Marien-Hospital Euskirchen
Im Jahre 1962 beschloss daher der Verwaltungsrat einen Neubau des Krankenhauses am
Stadtwaid. Mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und
auch der Stadt und des Kreises Euskirchen wurde schließlich in einem ersten Bauabschnitt
in den Jahren 1964 bis 1970 am Stadtwald der Hospitalneubau mit Nebengebäuden
mit einem Investitionsvolumen von über 25 Millionen Euro errichtet. Der Einzug in den
Neubau mit anfangs 365 Planbetten erfolgte am 11. Juli 1970.
Im Jahre 1976 wurde die Psychomedizinische Abteilung – jetzt: Abteilung für klinische
Psychiatrie und Psychotherapie – als zusätzliche Fachabteilung eröffnet.
Seit 1977 ist das Marien-Hospital Euskirchen Akademisches Lehrkrankenhaus der
Universität Bonn.
Seit 1999 ist am Marien-Hospital Euskirchen eine Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie
die Psychotherapie der Rheinischen Kliniken Bonn als Tagesklinik angegliedert.
Im Rahmen der landesweiten Krankenhausplanung wurde im Jahre 2005 für das MarienHospital Euskirchen der Bedarf für eine Neurologische Abteilung mit 30 Betten und eine
Palliativstation mit 6 Betten anerkannt. Aufgrund der gesunkenen Verweildauer verfügt
das Marien-Hospital nunmehr über 431 Planbetten.
4
Marien-hospital heute
Seit dem Einzug in den Neubau des Marien-Hospitals am Standort Gottfried-Disse-Str. 40
haben sich die strukturellen und baulichen Gegebenheiten stetig weiterentwickelt. Ganz
im Sinne des christlichen und stifterischen Auftrages, die Gesundheit der Menschen zu
erhalten und krankheitsbedingten Leiden der Menschen zu lindern, wird eine moderne
patientenorientierte Versorgung sichergestellt und kontinuierlich weiterentwickelt, um den
rasanten Entwicklungen der Medizin Rechnung zu tragen.
Dem Qualitätsgedanken verpflichtet, sind für uns „Behandlung der kurzen Wege“ sowie
die „ganzheitliche Behandlung“ unserer Patienten wichtige Ziele unserer Bemühungen.
Gemäß dieser Ziele entwickeln wir Maßnahmen und Konzepte, um diese Ziele umzusetzen und stetig weiterzuentwickeln.
•
Durch Kooperationen mit anderen Leistungserbringern wurden und werden Versorgungskonzepte zum Wohle des Patienten entwickelt sowie realisiert. So erfolgt
über die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten, Belegärzten, der kassenärztlichen Notfallpraxis und die Anbindung der Praxen des Ärztehauses am
Marien-Hospital eine nahtlose Überleitung der Patienten vom ambulanten in den
stationären Versorgungsbereich.
•
Neben der Etablierung des Brustzentrums und der Niederlassung eines internistischen Onkologen am Krankenhaus hat sich in den letzten Jahren ein onkologischer
Behandlungsschwerpunkt entwickelt, der eine strahlentherapeutische Behandlung
am Standort Marien-Hospital Euskirchen ermöglicht.
5
Marien-hospital heute
•
Durch den Bau von zwei Ärztehäusern konnten neben den stationären Versorgungsangeboten weitere medizinische Angebote und Praxen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krankenhaus angebunden werden. Die räumliche Nähe und enge
Kooperation führt zu einer optimalen Vernetzung zwischen den Praxen in den
Ärztehäusern, den Krankenhausärzten und den niedergelassenen Ärzten. Sie stellt
sicher, dass jeder Patient ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept erhält.
Aber auch die kurzen Wege zwischen den verschiedenen Behandlungsstationen
wirken sich positiv auf den Behandlungsverlauf von Patienten aus. Mit den beiden
Ärztehäusern sind nunmehr am Marien-Hospital die Fachrichtungen:
•
Strahlentherapie
•
Gynäkologie und Geburtshilfe
•
Innere Medizin
•
Onkologie
•
Orthopädie
•
Nephrologie
•
Urologie
•
Kinder- und Jugendmedizin
•
Allgemeinmedizin
vertreten.
Gemäß unseres Leitbildes setzen wir stets den kranken, alten, pflege- und hilfsbedürftigen
Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns, an dieser Wertvorstellung werden wir
auch unser zukünftiges Handeln ausrichten.
6
Lageplan
Fachrichtungen Sonstige Bereiche
F/GGastroenterologieEG
A Information, PatientenaufnahmeEG
Anästhesie 1.0G
Chirurgie 1.0G
Aufzüge BettenhausStationen A, B
1.0G
D
Krankenhaushilfe
BInnere Medizin EG
I
Kapelle, SeelsorgeEG
C
JSozialdienst psychiatrisch
Gynäkologie, Geburtshilfe Kardiologie UG
Kasse EG
5.0G
2.0G
Augenheilkunde Belegabteilung 3.0G
Cafeteria
4.0G
4.0G
Aufzüge Psychiatrie
2.0G
HNO Belegabteilung FRadiologie EG
JNeurologie EG
KSozialdienst psychiatrisch
LSozialdienst somatisch Klinische Psychiatrie und PsychotherapieEG
P-Stationen
2.OG/3.OG
1.UG
Parterre
Medizinische Anlaufstellen
F/GEndoskopieEG
L Diabetesschulung A Häusliche Pflege/Caritas EG
F
MRT-MHE EG
B Notfallambulanz EG
MRT EG
Intensivstation 1 C Röntgendiagnostik EG
1.0G
CA-Stationen, Station E EG,1.-5.0G
Kreißsaal OP 1.0G
1.0G
1.0G
Bäderabteilung 1.UG
Linksherzkathetermessplatz 1.UG
M Notdienstpraxis niedergelassene Ärzte EG
4.0G
OTagesklinik EG
Palliativstation, Station 4C D Ambulantes Zentrum 1.0G
E B-Stationen 1.-5.0G
Kinder- und Jugendpsychiatrie P
Krankenpflegeschule Neugeborenenzimmer 1.0G
R Ärztehaus 1
Privatstation SB 5.0G
S
G
Herzschrittmacherkontrolle EG
7
Ärztehaus 2
2.0G
Lageplan und Anfahrt
Anfahrt zum Marien-Hospital Euskirchen
Mit dem Auto
Das Marien-Hospital Euskirchen ist im innerstädtischen Schilder-Leitsystem ausgeschildert.
(Piktogramm: Rotes Kreuz unter Schwarzem Dach)
Anfahrt über die Autobahn A1
•
Abfahrt Wißkirchen
•
Richtung Euskirchen Zentrum (Kommerner Straße)
Kreuzung Kommerner Straße - Ecke Basingstoker Ring rechts
•
Kreuzung Eifelring - Ecke Münstereifeler Straße rechts
•
T-Kreuzung Münstereifeler Straße - Ecke Gottfried-Disse-Straße rechts
Abfahrt Euskirchen aus Richtung Köln
•
Rechts auf die B51/L264 (Frauenberger Straße)
•
Kreuzung Frauenberger Straße - Ecke Kommener Straße rechts
•
Kreuzung Kommener Straße - Ecke Basingstoker Ring rechts
•
Kreuzung Eifelring - Ecke Münstereifeler Straße rechts
•
T-Kreuzung Münstereifeler Straße - Ecke Gottfried-Disse-Straße rechts
Mit Bus und Bahn
Fahren Sie mit der Regionalbahn bis Euskirchen Bahnhof. Von dort fahren Sie mit der
Buslinien 871 und 860 ungefähr 12 Minuten bis zur Station Mitte, Marien-Hospital.
L194/U72/U80 Kölner Str.
merner
2 Kom
51/U8
66/U
56/B2
B
Str.
g
in
zb
t
Pü
gr
er
EUSKIRCHEN
B51
Papp
e
4, B
illig
K2
Kir
sch
ena
llee
er S
tra
ße
lalee
Marien-Hospital
Euskirchen
EUSKIRCHENER HEIDE
L119
L1
78
Am
D
omh
of
L1
L119
8
19
Se
lm
en
str
.
Inhalt
SIE SIND NICHT ALLEIN ...
10
Anatomie des Darms
22
THERAPIEN IM ÜBERBLICK
27
Was erwartet sie in unserer Klinik?
30
Das Krankenhaus von A-Z
37
TNM-Klassifikation
41
STRAHLENTHERAPIE/CHEMOTHERAPIE
44
HIER FINDEN SIE RAT …
58
KLEINES LEXIKON
61
STOMAOPERATION: UNSERE BEGLEITUNG
69
Dienstleistungen und Therapie Stoma-Beratung
72
Verdauung
76
STOMAARTEN
79
PRODUKTE UND VERSORGUNGSWECHSEL
84
LEBENSWEISE
92
Anatomie des Beckenbodens
9
110
SIE SIND NICHT ALLEIN ...
Liebe Patientin, lieber Patient*,
mit diesem Ordner möchten wir Ihnen helfen, Ihre Krankheit zu verstehen und Ihre
­Behandlung übersichtlich zu dokumentieren. Er soll Sie auf dem Weg durch Diagnostik
und die Therapie begleiten und die Nachsorge erleichtern. Dieser Ordner und Ihr
­Behandlungsteam sind stets bei Ihnen und werden Ihnen in jeder Situation helfen.
Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
*Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf die sprachliche Darstellung beider Geschlechter
verzichtet. Gemeint sind aber immer beide: „die Patientin/der Patient“, „die Ärztin/der Arzt“, „die Schwester/der
Pfleger“, „die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter“. Das stellt keine Wertung dar. Wir bitten um Ihr Verständnis.
10
ZU DIESEM ORDNER
Um Ihnen den richtigen Weg von der Diagnosestellung über die zahlreichen Therapiearten bis hin zu den größtmöglichen Heilungsaussichten weisen zu können, arbeiten alle
Spezialisten und Fachbereiche unseres Krankenhauses sehr eng zusammen. Unser Ziel
ist es, die für Ihre Situation optimale Behandlung zu finden sowie Sie durch die einzelnen
diagnostischen und therapeutischen Schritte hindurch auch psychologisch zu begleiten.
Mit diesem Ordner wollen wir Ihnen helfen, einen Überblick über Therapiemöglichkeiten
zu erhalten und die bei Ihnen geplante Behandlung nachvollziehen zu können. Er soll ein
Begleiter und eine Stütze auf Ihrem Heilungsweg sein.
Für den ersten Schritt auf diesem Weg bitten wir Sie, die folgende Seite auszufüllen.
Ihr Behandlungsteam
Marien-Hospital Euskirchen
11
Meine daten
Name:
Anschrift:
Telefon:
E-Mail:
Behandelnder Hausarzt:
Anschrift:
Telefon: Einweisender Arzt:
Anschrift:
Telefon:
12
Abteilungsübersicht
Krankenhausleitung Geschäftsführung Tel.: 0 22 51 - 90 11 61
Herr Dipl.-Volksw. J. Dörr E-Mail: [email protected]
Pflegedirektorin Tel.: 0 22 51 - 90 14 51
Frau U. Haepp E-Mail: [email protected]
Ärztlicher Direktor Tel.: 0 22 51 - 90 13 46
Herr Prof. Dr. med. H. M. Loick E-Mail: [email protected]
Für Sie zuständige Abteilungen
Anästhesie und operative Intensivmedizin/Palliativmedizin
Chefarzt Tel.: 0 22 51 - 90 13 46
Prof. Dr. med. H. M. Loick E-Mail: [email protected]
Chirurgie
Chefarzt Tel.: 0 22 51 - 90 13 71
Prof. Dr. med. H. Schwering E-Mail: [email protected]
Gastroenterologie
Leitender Abteilungsarzt Tel.: 0 22 51 - 90 13 16
Dr. med. C. Ginsbach E-Mail: johann-christoph.ginsbach
@marien-hospital.com
Radiologie/Nuklearmedizin
Chefarzt Tel.: 0 22 51 - 90 13 01
Priv. Doz. Dr. med. Olaf Rieker E-Mail: [email protected]
13
Kooperationspartner
Stomaversorgung,
Zuverlässigkeit, wenn´s darauf ankommt
Betreuung vor Ort: Als Kooperationspartner der Klinik stehen wir Ihnen im Rahmen Ihrer Entlassung zur
Seite. Bereits im Krankenhaus bereiten wir Sie auf die Entlassung vor und besuchen Sie
im Anschluss regelmäßig in Ihrem häuslichen Umfeld.
Ihr zentraler Ansprechpartner für kostenfreie Hausbesuche im Rahmen
der Stomaversorgung:
Adelheid SchneiderTel.: 01 63 - 5 90 80 08
Filiale Euskirchen:
Sanitätshaus Rahm
Gottfried Disse St. 45
Tel.: 0 22 51 - 65 05 08 -0
Fax: 0 22 51 - 65 05 08 -9
Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Internetseite:
www.rahm.de
14
weitere Kooperationspartner
15
Ihr Behandlungsteam
... im Marien-Hospital Euskirchen
StraßeGottfried-Disse-Str. 40
PLZ, Ort
53879 Euskirchen
Internet
www.marien-hospital.com
E-Mail
[email protected]
Telefon
0 22 51 - 9 00
Zuweiser-Hotline
[email protected]
Ihr Behandlungsteam Endoskopie
Herr Dr. med. Ginsbach
Facharzt für Innere Medizin,
Gastroenterologie
Herr Dr. med. Mönch
Facharzt für Innere Medizin,
Gastroenterologie
Herr Dr. med. Ende
Facharzt für Innere Medizin,
Allergologie, Gastroenterologie
16
Ihr Behandlungsteam
Ihr Behandlungsteam Chirurgie
Herr Prof. Dr. med. Schwering
Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie,
Thoraxchirurgie, Vizceralchirurgie, Phlebologie,
Proktologie, Intensivmedizin, Durchgangsarzt,
Chirurgische Labordiagnostik, Physikalische Therapie
Frau Dr. med. Steffen
Fachärztin für Chirurgie, Visceralchirurgie,
Phlebologie, Proktologie, Intensivmedizin,
Zertifikat „Minimal Invasive Chirurgie der
CAMIC“, Chirurgische Labordiagnostik
Herr Dr. med. Axer
Facharzt für Chirurgie, Visceralchirurgie
Herr Dr. med. Jacobs
Facharzt für Chirurgie, Visceralchirurgie
Proktologie, Chirotherapie,
Wundmanagement und Stomatherapie
Frau Starke
Pflegeexpertin Stoma,
Wunde und Inkontinenz
17
Ihr Behandlungsteam
Ihr Behandlungsteam Radiologie
Herr Dr. med. Rieker
Facharzt für diagnostische Radiologie
Herr Dr. med. Brock
Facharzt für diagnostische Radiologie
... und eine Vielzahl von ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeitern des Krankenhauses
sowie zahlreiche Kooperationspartner.
18
Ihr Behandlungsteam
Spezialsprechstunden
DienstagAllgemeinchirurgische Sprechstunde mit den
12.30 – 13.30 UhrSchwerpunkten Tumorchirurgie/Koloproktologie
Chirurgische Ambulanz
Mittwoch
Proktologiesprechstunde
15.00 – 16.00 UhrChirurgische Ambulanz
DonnerstagAllgemeinchirurgische Sprechstunde mit den
08.30 – 09.30 UhrSchwerpunkten Tumorchirurgie/Koloproktologie
Chirurgische Ambulanz/U1
DonnerstagAnorektale Endosonographie-Sprechstunde
15.00 – 16.00 UhrChirurgische Ambulanz
Montag bis
DonnerstagGastroenterologische Sprechstunde
14.00 – 14.30 UhrSekretariat Innere Medizin
FreitagGastroenterologische Sprechstunde
08.30 – 10.00 UhrSekretariat Innere Medizin
diese seite ist ein
platzhalter
19
Weitere wichtige Ansprechpartner
Sozial-rechtliche Beratung
Die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes bieten den Patienten und deren Angehörigen eine individuelle Beratung an, insbesondere zu Fragen und Hilfen für die Zeit
nach der Entlassung.
Tel.: 0 22 51 - 90 14 55
Tel.: 0 22 51 - 90 16 41
Seelsorgerische Begleitung
Auch das Gespräch mit den Angehörigen der Erkrankten sehen die Seelsorger als
ihre Aufgabe an.
Kath.: Pfarrer Nolten Tel.: 0 22 51 - 90 14 00
Frau Grimm
Tel.: 0 22 51 - 90 14 01
Ev.:
(DI, MI, FR)
Pfarrer Waske
Tel.: 0 22 51 - 90 16 65
Psychoonkologische Betreuung
Den Tumorpatienten wird zudem eine psychoonkologische Betreuung angeboten –
­frühzeitig und langfristig.
Terminvergabe über
Frau Held (Sekretariat):
20
Tel.: 0 22 51 - 90 11 02
Weitere wichtige Ansprechpartner
Physiotherapie
Ein Team von erfahrenen Therapeuten hat sich auf die Behandlung nach Darmoperation
spezialisiert und verfügt über ein großes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten zur
Beseitigung Ihrer Beschwerden.
Anmeldung/Kontakt: Tel.: 0 22 51 - 90 12 35
Stomatherapie
Ihr Stomatherapeut begleitet Sie während Ihres stationären Aufenthaltes, aber auch
in der Zeit danach, bei Ihnen zu Hause.
Frau Starke
Tel.: 0 22 51 - 90 14 14
GELBE dame
Die Gelben Damen leisten ehrenamtliche ergänzende Hilfe, z. B. bei notwendigen
Besorgungen und dem Erledigen von Korrespondenz, oder hören einfach einmal zu.
Die Gelben Damen stehen Ihnen unentgeltlich zur Verfügung:
21
Tel.: 0 22 51 - 90 12 66
Anatomie des Darms
Die Verdauung
Die Verdauung von Speisen setzt bereits im Mund ein. Hier wird die aufgenommene
Nahrung durch Kauen zerkleinert und durch Zugabe von Speichel für das Schlucken
geschmeidig gemacht. Eine Teilaufspaltung bestimmter Nahrungsbestandteile beginnt
ebenfalls in diesem Abschnitt. Über die Speiseröhre gelangt der Speisebrei in den
Magen, wo Magensäure und Verdauungssäfte (Enzyme) aus der Magenschleimhaut
beigemischt werden. Sie bewirken eine Aufspaltung der Nahrung in ihre Bestandteile
wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett und bereiten den Speisebrei zur weiteren Darmpassage (Verdauung) vor.
In bestimmten zeitlichen Abständen wird der Speisebrei aus dem Magen über den Zwölffingerdarm langsam und portionsweise in den Dünndarm abgegeben. Im Zwölffingerdarm werden Gallensäfte und die Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse eingeleitet.
Diese Beimischung ermöglicht es, die im Speisebrei enthaltenen Nährstoffe so aufzuschließen, dass sie von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und dem Organismus
zur ­Verfügung gestellt werden können.
Der Dünndarm ist beim Menschen durchschnittlich zwischen sechs bis neun Meter lang.
Dünndarmzotten (Dünndarmausstülpungen) und Falten, die den Darm innen auskleiden,
tragen dazu bei, eine Oberflächenvergrößerung der Dünndarmschleimhaut zu erreichen. Dadurch kann die Aufnahme lebensnotwendiger Nahrungsbestandteile zusätzlich
­gesteigert werden.
Die Nährstoffe werden durch die Darmzotten aufgenommen und über die Blutbahn
und das Lymphsystem an den Körper weitergegeben. Die Aufnahme der verwertbaren
Inhaltsstoffe der Nahrung sowie von Vitaminen und Körpersalzen (Elektrolyten) erfolgt
dabei fast ausschließlich auf dem ersten Meter des Dünndarms. Dieser Umstand erklärt,
dass auch bei einer operativen Verkürzung des Dünndarms dessen Leistungsfähigkeit
weitgehend erhalten bleibt.
22
Anatomie des Darms
Im rechten Unterbauch geht der Dünndarm getrennt von einer sogenannten Ileocoekalklappe in den Dickdarm (Colon) über. Der Beginn des Dickdarms wird Coecum
(Blinddarm) genannt, von dem auch der Wurmfortsatz (Appendix) abgeht. Anschließend
unterteilt man den ca. 1,5 Meter langen Dickdarm in den aufsteigenden Anteil (Colon
ascendens), einen quer verlaufenden Abschnitt, der vom rechten Oberbauch in den
linken Oberbauch zieht (Colon transversum), und einen absteigenden Anteil, der vom
linken Oberbauch in den linken Unterbauch zieht (Colon descendens). Der letzte geschwungene Teil des Dickdarms heißt Sigma. Danach beginnt der End- oder Mastdarm
(Rektum). Am Ende des Rektums schließt sich der After mit dem Schließmuskel an, der
unkontrollierten Stuhlabgang verhindert.
Im Dickdarm wird den unverdaulichen Nahrungsbestandteilen (Ballaststoffen) Flüssigkeit entzogen. Dadurch wird der Stuhl eingedickt. Der Weitertransport der Nahrung in Dünn- und Dickdarm geschieht durch aufeinander abgestimmte Darmbewegungen (Darmperistaltik). Diese Darmbewegung ist willkürlich nicht steuerbar.
Die Darmentleerung wird angeregt, wenn der Druck durch die Mengen des Stuhls im
Enddarm zu groß wird.
1
2
3
9
10
4
8
6
5
11
7
12
13
1Speiseröhre
2
Magen
3
Zwölffingerdarm
4Dünndarm
5Endteil des Dünndarms
6Blinddarm
7
Wurmfortsatz des Blinddarms
8-11Dickdarm
8
aufsteigender Teil des Dickdarms
9
quer verlaufender Teil des Dickdarms
oder Querdarm bzw. Quercolon
10 absteigender Teil des Dickdarms
11S-förmiger Teil des Dickdarms oder
Sigmaschlinge
12 Mastdarm
13After mit Schließmuskel
Schematische Darstellung zum Aufbau des Verdauungstraktes
23
Darmkrebs, was ist das?
Entstehung des Darmkrebses
Darmkrebs ist eine bösartige Gewebewucherung, die in den meisten Fällen im Bereich
des Dickdarms (Kolonkarzinom) oder im Enddarm (Rektumkarzinom) auftritt. Bösartige
Wucherungen im Dünndarm kommen sehr selten vor, sodass im Folgenden mit „Darmkrebs“ immer ein Krebs des Dickdarms oder des Enddarms gemeint ist. Der Innenraum
des Darms ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Sehr häufig entwickelt sich aus dieser
Schleimhaut zunächst eine gutartige Schleimhautwucherung – ein Darmpolyp (Adenom).
Aus diesen Zellen des Darmpolypen können im weiteren Verlauf bösartige Tumorzellen
entstehen (Adenom-Karzinom-Sequenz). In seltenen Fällen ist Darmkrebs auch vererbbar.
Bei der Familiären adenomatösen Polyposis (FAP) kommt es durch Veränderungen des
Erbgutes zur Ausbildung von vielen hundert Polypen im Dickdarm, die unbehandelt
entarten und zu Darmkrebs führen. Eine weitere Form vererbbarer Darmtumoren stellt
das Hereditäre nonpolypöse Kolonkarzinom (HNPCC) oder Lynch-Syndrom dar. Es ist
eine erbliche Darmkrebsform ohne Polyposis, d. h. ohne Auftreten von vielen Polypen
im Darm. Dickdarmtumoren entstehen jedoch nur zu etwa 1 % bei der FAP, etwa 10 %
aller Fälle des Darmkrebses sind als HNPCC anzusehen. Den mit 8 9 % weitaus größten
Anteil der Dick- und Mastdarmtumoren stellen jedoch die sporadischen, also spontan
auftretenden Tumoren dar.
Bei Krebs entziehen sich Zellen des betroffenen Organs der normalen Wachstumskontrolle des Organismus und vermehren sich als Tumorzellen unkontrolliert. Über das
Lymphsystem oder die Blutbahn können sich die Krebszellen im Körper verteilen und
so Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Am Ort der Metastase entsteht ein erneutes
unkontrolliertes Wachstum der Krebszellen.
24
Darmkrebs, was ist das?
Häufigkeit des Darmkrebses
Der Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumor-Erkrankungen. Nach Schätzungen erkranken pro Jahr in Deutschland 57.000 Menschen an Darmkrebs. Das Risiko,
Darmkrebs zu erleiden, steigt nach dem 40. Lebensjahr deutlich an. Bei Männern liegt
das mittlere Erkrankungsalter bei 67 Jahren, Frauen sind im Mittel zum Diagnosezeitpunkt 72 Jahre alt. Etwa zwei Drittel der kolorektalen Tumoren sind im Sigma- und
Mastdarm lokalisiert.
Symptome
Sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren des Dickdarms wachsen sehr ­langsam.
Entsprechend bemerken die Betroffenen lange Zeit nichts von dem Wachstum.
Ein erstes Warnzeichen können neu aufgetretene Blutungen in oder auf dem Stuhl sein.
Jedoch können solche Blutungen auch bei gutartigen Polypen oder bei Hämorrhoiden
auftreten, sodass eine genaue Untersuchung bei solcher Symptomatik sehr wichtig ist.
Auch Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, wie z. B. häufiger Stuhlgang bei sonst
eher Neigung zur Verstopfung oder auch Durchfälle im Wechsel mit Verstopfung können
­Hinweise auf ein Tumorwachstum des Dickdarms sein. Schmerzen bemerken die Betroffenen häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium.
25
Darmkrebs, was ist das?
Untersuchungen
Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden, um sowohl Darmpolypen als auch
Darmkrebs möglichst früh zu erkennen. Die wichtigsten Untersuchungsmethoden zum
­Nachweis eines Tumors sind:
•
rektaldigitale Untersuchung (Tastuntersuchung)
•
Hämocculttest (Test auf Blut im Stuhl)
•
Biomarker (MZPK)
•
komplette flexible Darmspiegelung (Koloskopie) mit Probeentnahme (Biopsie)
•
Kolon-Kontrasteinlauf (Röntgenuntersuchung)
Kommt es bei einer solchen Untersuchung zur Entdeckung eines Tumors, sind weitere
­Untersuchungen nötig, um die Ausbreitung auf benachbartes Gewebe und andere
­Organe zu bestimmen.
•
Sonografie/Endosonografie (Ultraschalluntersuchung)
•
Computertomografie (CT)
•
Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie)
•
Laboruntersuchungen
•
Klysmahalteversuch
•
Röntgenuntersuchung der Lunge
Allerdings sind nicht unbedingt alle Untersuchungen bei jedem Patienten notwendig;
welche durchgeführt werden müssen, hängt immer vom Ausgangsbefund ab und wird
von Ihrem Arzt festgelegt.
26
THERAPIEN IM ÜBERBLICK
Besonders wichtig für Ihre erfolgreiche Genesung ist eine genaue und auf Ihre individuelle Situation abgestimmte Planung der Therapie. Hierzu berät sich Ihr Behandlungsteam
in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, um die bestmögliche Behandlungsstrategie
für Sie zu finden. Ausschlaggebend ist dabei die Risikoeinschätzung, die auf den Ergebnissen aller genannten Untersuchungen aufbaut. Natürlich müssen Ihr Alter und Ihr
Gesundheitszustand bei allen Planungen mit berücksichtigt werden. Die Ergebnisse
dieser Besprechung, d. h. unsere Therapieempfehlung, werden anschließend eingehend
mit Ihnen besprochen.
Operation
Die wichtigste Behandlungsmethode bei Darmkrebs ist die operative Entfernung des Tumors. Sie ist umso erfolgreicher, je früher der Tumor erkannt wird. Bei sehr früh erkannten
Fällen reicht zumeist eine operative Versorgung ohne weiterführende Therapien aus.
Bei der Operation wird der Tumor mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand zum
umgebenden gesunden Gewebe mit den zugehörigen Lymphknoten entfernt. Die verbliebenen Darmenden werden wieder zusammengenäht. Der Verlust eines Darmanteils ist in
der Regel kein Problem, da der verbliebene Rest die Funktion mit übernehmen kann. In
den meisten Fällen kann der After erhalten bleiben.
Ein besonderes Operationsverfahren stellt die TEM (transanale endoskopische Mikrochirurgie) für Frühstadium des Rektumkarzinoms dar. Bei dieser Operationsmethode bleibt
Ihnen ein Bauchschnitt erspart. Die Entfernung des in frühem Stadium diagnostizierten
Enddarmtumors erfolgt durch den After.
Während der Operation werden der Tumor und das umliegende Gewebe zur feingeweblichen Untersuchung zum Pathologen geschickt. Hier werden die Größe des Tumors,
die Anzahl der vorhandenen und davon betroffenen Lymphknoten und die Radikalität
der Operation (siehe TNM-Klassifikation) bestimmt. Diese Ergebnisse besprechen wir in
unserer Tumorkonferenz.
27
THERAPIEN IM ÜBERBLICK
Was ist ein Stoma?
Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Stoma“ bezeichnet operativ geschaffene
Körperöffnungen. Ein Stoma wird vielfach auch „Anus praeter“ oder „künstlicher Darmausgang“ genannt. Um den Ausgang für die künstliche Körperöffnung zu schaffen, wird
ein gesunder Abschnitt des Darms an einer vorher zu bestimmenden Stelle durch die
Bauchdecke nach außen geleitet und dort mit der Bauchhaut vernäht. Das Stoma enthält
weder schmerzempfindliche Nerven noch willkürlich steuerbare Muskeln.
Wann ist ein Stoma nötig?
Eine Stomaanlage ist erforderlich, wenn der Darm erkrankt ist und teilweise oder dauerhaft stillgelegt bzw. entfernt werden muss.
Die Notwendigkeit einer Stomaanlage wird Ihr Arzt Ihnen ausführlich erklären. In einigen
besonderen Situationen kann es notwendig sein, vorübergehend ein Stoma anzulegen,
welches dann ca. sechs bis acht Wochen nach Abheilung der Wunden durch einen
weiteren Eingriff wieder zurückverlagert wird. In nur wenigen Fällen macht es die vorliegende Erkrankung notwendig, ein endgültiges Stoma anzulegen.
Zwar ist die Anlage eines Stomas – sei es vorübergehend oder auf Dauer – mit gewissen Abstrichen gegenüber der gewohnten Lebensweise verbunden, aber, wie schon
eingangs erwähnt: Eine Stomaanlage wird wesentlich dazu beitragen, Ursachen und
Folgen Ihrer Erkrankung zu beseitigen. Zugleich bieten die heutigen modernen Versorgungssysteme die Möglichkeit einer zuverlässigen, individuellen Versorgung. Falls es für
Sie erforderlich werden sollte, werden Sie bereits vor der Operation von einem unserer
Stomatherapeuten besucht.
28
THERAPIEN IM ÜBERBLICK
Bestrahlung
Eine Bestrahlung wird nur beim Enddarmkrebs angewendet. Sie wird mit einer Chemotherapie kombiniert. Eine Behandlung vor der Operation (neoadjuvante Therapie) hat
den Sinn, den Tumor zu verkleinern und das Risiko des Auftretens eines Lokalrezidivs,
d. h. das Wiederauftreten des Tumors an seiner ursprünglichen Lage, zu verringern. Eine
Bestrahlung nach der Operation soll ebenfalls das Risiko der Lokalrezidivbildung verringern. Dabei wird bei der Bestrahlung streng darauf geachtet, dass die ­umgebenden Organe möglichst wenig mit Strahlen belastet werden, um Strahlenschäden zu vermeiden.
Chemotherapie
Bei fortgeschrittenen Stadien des Dickdarmkrebses besteht die Gefahr, dass sich bereits
einzelne Krebszellen im Körper verteilt haben. Aus diesen Mikrometastasen können
sich später Tochtergeschwülste entwickeln. Um dies zu verhindern, ist es häufig sinnvoll,
eine Chemotherapie nach einer Operation (adjuvante Therapie) anzuschließen, um
langfristig die Heilungschancen zu verbessern. Bei einer Chemotherapie erhält der
Patient Medikamente (Zytostatika), die als Infusion oder in Tablettenform in den Körper
eingebracht werden. Diese greifen die Krebszellen in bestimmten Phasen der Zellteilung
an und zerstören sie. Das genaue Nebenwirkungsprofil dieser Medikamente und
spezielle Verhaltensmaßnahmen während der Chemotherapie werden Ihnen in einem
ausführlichen Gespräch erläutert. Die Dauer der Therapie beträgt ca. sechs Monate.
Nachsorgeuntersuchung
In Ihrem eigenen Interesse und für Ihre eigene Sicherheit sollten Sie in den nächsten
Jahren gewissenhaft und kontinuierlich die Nachsorgeuntersuchungen durchführen.
Je eher ein Wiederaufflackern der Erkrankung erkannt wird, umso besser sind die
Heilungschancen. Die Nachsorgeuntersuchungen erfolgen nach einem durch die
medizinischen Fachgesellschaften festgelegten Schema. Die je nach Art und Stadium
des Tumors notwendigen Nachsorgeschemata werden im Nachsorgekapitel dieses
Begleitordners erklärt.
29
Was erwartet sie in unserer Klinik?
Bis zur Diagnose Darmkrebs sind bei Ihnen bereits eine Vielzahl von ambulanten Untersuchungen durchgeführt worden. Sobald der Verdacht auf Darmkrebs besteht oder
die Diagnose gestellt wurde, wird ihr untersuchender Arzt sich mit dem chirurgischen
Sekretariat in Verbindung setzen. Hier wird zeitnah ein Termin in unserer Sprechstunde
festgesetzt. In der Sprechstunde werden ausführlich die Verdachtsdiagnose, Differenzialdiagnose, notwendige Untersuchungen und die Therapiemöglichkeiten besprochen.
Aufnahme
Zu dem vereinbarten Termin zwischen 09.00 und 12.00 Uhr findet die administrative
Aufnahme statt.
•
Bitte Einweisungsschein, Versichertenkarte sowie Ausweis mitbringen!
An diesem Tag erfolgen:
•
ärztliche Aufnahme
•
pflegerische Aufnahme
•
eventuell Röntgenuntersuchung/EKG
•
Blutentnahme
•
Operationsaufklärung
•
Narkoseaufklärung
Wenn alle Befunde vorliegen, werden Sie von einem Chirurgen über den geplanten
Eingriff genau aufgeklärt. In diesem Gespräch können Ihre Fragen beantwortet werden.
Erfahrungsgemäß fallen Ihnen später noch weitere Fragen ein oder Sie möchten bestimmte Dinge etwas ausführlicher erklärt bekommen. Bitte schreiben Sie sich Ihre Fragen auf
(siehe Kapitel: Fragen an den Arzt), damit Sie keine vergessen.
30
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Bitte bringen Sie Folgendes unbedingt bei Ihrem Klinikaufenthalt mit:
Papiere und medizinische Befunde
•
Einweisungsschein des behandelnden Arztes
•
Untersuchungsbefunde
•
frühere Krankenhausberichte
•
Allergiepass
•
Diabetikerausweis
•
Röntgenpass
•
Blutgruppenausweis
•
Krankenkassenkarte
•
Anschrift sowie Telefonnummer Ihrer Krankenkasse
•
•
•
•
Medikamente
Bringen Sie bitte eine Auflistung (ggf. die Originalpackungen) der von Ihnen regelmäßig
eingenommenen Medikamente mit.
Hilfsmittel
Auch Brille, Kontaktlinsen, Zahnersatz und anderes, was Sie eventuell während Ihres
Klinikaufenthalts benötigen, bringen Sie bitte mit.
31
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Nüchtern ins Krankenhaus kommen?
Für manche Untersuchungen oder auch Behandlungen dürfen Sie längere Zeit nichts
gegessen oder auch getrunken haben. Fragen Sie deshalb unbedingt Ihren Arzt
oder direkt im Krankenhaus nach, bis zu welchem Zeitpunkt Sie noch Nahrung zu
sich nehmen dürfen.
Kleidung
•
Unterwäsche
•
Socken
•
legere Kleidung
•
Schlafanzug oder Nachthemd
•
Trainingsanzug
•
Bademantel
•
Hausschuhe und feste Schuhe
•
Taschentücher, Waschlappen, Handtücher
•
Kamm, Bürste
•
Zahnbürste und Zahncreme
•
Seife, Shampoo, Deo
•
Damenhygieneartikel
Körperpflege
Was Sie nicht mitbringen sollten
Es gibt einige Dinge, die Sie besser nicht mit ins Krankenhaus bringen sollten, wie
zum Beispiel: wertvollen Schmuck, Bargeld in höheren Summen oder Kreditkarten.
Bei Verlust haftet das Krankenhaus nicht.
32
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Falls Sie eine längere Zeit bleiben
Denken Sie daran, Verwandte und Familie über Ihren Krankenhausaufenthalt zu informieren. Eventuell ist es nötig, jemandem für Verwaltungs- oder Bankangelegenheiten eine
Vollmacht zu übertragen. Denken Sie daran, jemanden zu bitten, sich um Ihre Wohnung
zu kümmern (Post, Pflanzen, Tiere).
Stationärer Ablauf
Vor der Operation werden Sie stationär in unser Krankenhaus aufgenommen. Besonders
wichtig für den Erfolg der Operation ist die individuell angepasste OP-Planung. Hierbei
kann es notwendig sein, weitere Untersuchungen durchzuführen, die durch den Hausarzt
nicht erfolgen konnten.
Bis zum Operationstermin werden wir mit Ihnen diesen Weg zusammen beschreiten und
mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen Ihre Fragen beantworten und für Sie da sein.
Falls erforderlich, stellen wir für Sie den ersten Kontakt zu unserem Stomatherapeuten her.
Am Vorabend Ihrer Operation werden Sie mithilfe des Pflegepersonals alle Vorkehrungen
für den Operationstag treffen.
Am Tag der Operation findet um 08.15 Uhr die Visite statt, wo noch einmal die Möglichkeit besteht, Fragen zu stellen.
33
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Im Operationssaal
Unsere Mitarbeiter bringen Sie in den Operationssaal, sobald Sie abgerufen wurden.
Anschließend werden sie auf dem OP-Tisch gelagert und und in den Einleitungsraum
gefahren. Eine Anästhesieschwester und ein Narkosearzt begrüßen Sie und leiten die
Narkose ein.
Meistens erfolgt die Operation in Allgemeinanästhesie („Vollnarkose“). Während der
gesamten Anästhesiedauer werden Sie von einem Arzt für Anästhesie versorgt, der
die Anästhesietiefe steuert und die wichtigen Körperfunktionen überwacht und stabil
hält. Bei Operationen, bei denen mit stärkeren Schmerzen nach dem Eingriff gerechnet
werden muss, wird zusätzlich zur Narkose ein rückenmarksnaher Katheter (Periduralkatheter, PDA) eingebracht, über den gezielt für das Operationsgebiet eine Schmerzbehandlung in den ersten Tagen möglich ist. Hierüber wird Sie Ihr Anästhesist vor der
Operation informieren.
In der Regel dauert die Operation zwei Stunden. Gegebenenfalls werden wir Sie zunächst 1-3 Tage auf der Intensivstation überwachen, bevor Sie auf die allgemeine Station
zurückverlegt werden.
34
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Allgemeiner Tagesablauf nach der OP
Im Folgenden wollen wir Ihnen den normalen Ablauf auf unseren Stationen beschreiben,
damit Sie über den festen Tagesablauf besser informiert sind.
Vormittag:
•
Ab 07.00 Uhr findet die Körperpflege statt. Ihre Vitalzeichen (Körpertemperatur,
Blutdruck, Pulsfrequenz) und Ihr Befinden werden überprüft und dokumentiert.
•
Von 08.15 bis 09.00 Uhr findet die Visite statt.
•
Ab 08.00 Uhr wird die Blutentnahme durchgeführt und das Frühstück für Sie im
Patientenzimmer serviert (postoperativer Kostaufbau).
•
Nach Bedarf gibt es für Sie eine physiotherapeutische Einzel oder
Gruppenbehandlung.
•
Ab 10:00 Uhr erfolgt der Verbandswechsel
Mittag und Nachmittag:
•
Ab 11.30 Uhr wird das Mittagessen für Sie im Patientenzimmer serviert
(postoperativer Kostaufbau).
•
Um 13.00 Uhr findet eine Übergabe des Pflegepersonals statt.
•
Um 17.30 Uhr wird das Abendessen für Sie im Patientenzimmer serviert
(postoperativer Kostaufbau).
•
Ab 19.00 Uhr findet der Stationsrundgang des Pflegepersonals statt.
Ihre Vitalzeichen werden kontrolliert, Nachtmedikamente werden Ihnen von der
Nachtschwester zugeteilt und Sie bekommen die Thromboseprophylaxe in Form
einer Spritze.
35
Vorbereitung Klinikaufenthalt
Die folgenden Tage gleichen dem Vortag
mit nur einigen Ausnahmen
•
Am ersten, dritten, fünften und siebten Tag nach der Operation werden
routinemäßig Ihre Blutwerte kontrolliert.
•
Nach ärztlicher Anordnung werden notwendige Kontrolluntersuchungen
angemeldet.
•
Nach Befund wird mit Ihnen gemeinsam eine Anschlussheilbehandlung für Ihr
Krankheitsbild ausgesucht und mit Zustimmung Ihrer Krankenkasse angemeldet.
•
Die venösen Zugänge werden spätestens am siebten postoperativen Tag
entfernt, somit endet auch die Infusionsgabe.
•
Montags, mittwochs und freitags besucht Sie nach Vereinbarung und nach Bedarf
unser Stomatherapeut.
Entlassung
Die stationäre Behandlung nach einer Operation des Dickdarms beträgt durchschnittlich zehn Tage. Erst nachdem die Wunden gut verheilt sind und Ihr individuelles Therapieschema feststeht, werden Sie in die Obhut der weiterbehandelnden Ärzte entlassen.
Ihre Entlassung findet zwischen 10.00 und 12.00 Uhr statt. Nach einem ausführlichen
ärztlichen Abschlussgespräch erhalten Sie von uns den Entlassungsbrief wie auch die
von Ihnen mitgebrachten Röntgenbilder.
Wir helfen Ihnen am Entlassungstag gerne dabei, den Heimweg zu organisieren.
36
Das Krankenhaus von A-Z
Alkohol
Der Genuss von Alkohol ist im Marien-Hospital generell untersagt. Wir möchten Sie
daher bitten, während Ihres Krankenhausaufenthaltes auf den Genuss von Alkohol zu
verzichten. Bedenken Sie bitte auch, dass Alkohol in Verbindung mit vielen Medikamenten zu Wechselwirkungen führt, die Ihre Gesundheit gefährden können.
Aufenthalt auSSerhalb des Krankenzimmers
Wir freuen uns, wenn Ihre Genesung so weit fortgeschritten ist, dass Sie nicht mehr an
das Bett gebunden sind. Denken Sie aber bitte im Interesse Ihrer weiteren Genesung
daran, dass alleine der Arzt den Zeitpunkt bestimmt, wann Sie das Bett verlassen dürfen. Wenn Sie aufstehen dürfen, freuen Sie sich bestimmt über etwas Abwechslung bei
einem kleinen Spaziergang oder einem Besuch in unserer Cafeteria. Bitte melden Sie sich
immer beim Pflegepersonal ab, da das Pflegepersonal den Überblick über Ihre persönlichen Untersuchungs- und Behandlungstermine hat. Sonst kann es passieren, dass Sie für
wichtige Termine nicht erreichbar sind.
Ihr Tagesablauf im Marien-Hospital wird bestimmt von ärztlichen Visiten, der Blutentnahme, den Behandlungszeiten und den Mahlzeiten. Seien Sie bitte zu diesen Terminen in
Ihrem Zimmer anwesend. Sie erleichtern so die Arbeit unserer Ärzte und Schwestern sehr.
Die festen Termine im Stationsablauf erfahren Sie vom Pflegepersonal.
Und noch eine weitere Bitte: Ziehen Sie einen Morgen- oder Bademantel über, wenn Sie
Ihr Zimmer verlassen und Sie noch keine Straßenkleidung tragen können. Schlafanzüge
und Nachthemden sind praktisch, aber im öffentlichen Raum fühlen Sie sich bestimmt in
angemessener Kleidung wohler.
37
Das Krankenhaus von A-Z
Begleitperson
In Ausnahmefällen ist die Mitaufnahme einer Begleitperson möglich. Die Unterbringung
eines Elternteils ist bei Kindern unter drei Jahren sowie bei Vorliegen einer medizinischen
Begründung des einweisenden oder aufnehmenden Arztes im Pflegesatz enthalten. Ansonsten können Begleitpersonen auch auf eigene Rechnung mit aufgenommen werden.
Den Preis erfragen Sie bitte in der Patientenaufnahme.
Beurlaubung
Eine Beurlaubung während der stationären Behandlung ist in der Regel nicht vorgesehen.
Sollte in einem dringenden Fall trotzdem eine Beurlaubung erforderlich sein, bitten wir
Sie, die Genehmigung des zuständigen Arztes einzuholen.
Besuchsregelung
Wir freuen uns mit Ihnen, wenn Sie Besuch bekommen. In unserem Haus gibt es keine
festen Besuchszeiten. Wir bitten Sie jedoch, Ihren Besuch darauf hinzuweisen, dass Sie
und Ihre Mitpatienten angemessene Ruhezeiten benötigen. In Ihrem Interesse bitten wir
darum, nach 20.00 Uhr keinen Besuch mehr zu empfangen.
Briefkasten und Briefmarken
Ihre Postanschrift im Haus ist:
Marien-Hospital Euskirchen
Name, Station, Zimmernummer
Gottfried-Disse-Str. 40,
53879 Euskirchen
Briefmarken erhalten Sie an der Pforte. Dort können Sie auch Ihre Briefe abgeben. Darüber hinaus befindet sich im Zufahrtsbereich zum Krankenhaus ein Briefkasten.
38
Das Krankenhaus von A-Z
Bücherei
In unserer Patientenbücherei finden Sie eine vielfältige Auswahl an Büchern. Krimis,
Romane oder Biographien können Ihnen helfen, Ihren Krankenhausaufenthalt kurzweiliger zu gestalten. Montag und Mittwoch von 09.30 bis 11.30 Uhr geöffnet. Damit
die Bücher noch möglichst vielen Patienten erhalten bleiben, bitten wir Sie, mit ihnen
sorgsam umzugehen.
Cafeteria
Die Cafeteria für Besucher, Patienten und Mitarbeiter befindet sich in der 4. Etage des
Krankenhauses. Nutzen Sie die Gelegenheit für einen „Tapetenwechsel“ sofern Sie Ihr
Krankenbett verlassen können. In unserer Cafeteria können Sie sich mit Ihrem Besuch
in gemütlicher Atmosphäre treffen und plaudern, ohne den Zimmernachbarn zu stören.
Ihnen und Ihren Angehörigen steht ein umfangreiches Angebot zur Auswahl:
Marien-Hospital: Essensausgabe
•
Frühstück und warmes Mittagessen mit Salatbuffet
•
reichhaltiges Kuchenangebot aus eigener Herstellung
•
Kaffeespezialitäten wie Cappucino, Milchkaffee,
Latte Macchiato, heiße Schokolade
•
verschiedene Eisbecher
•
Gekühlte Getränke und diverse Säfte
•
Angebote für den kleinen Hunger
Öffnungszeiten:
Werktags von 07.30 - 09.30 Uhr und 14.30 - 17.00 Uhr
Sa. von 07.30 - 09.30 Uhr und 14.00 - 17.30 Uhr
So. und feiertags von 14.00 - 17.30 Uhr
39
STATIONÄRE BERICHTE
Ihre Ablage für histologische Befunde,
Entlassungsbrief und ambulante Befunde
40
TNM-Klassifikation
Zur besseren Vergleichbarkeit und Beschreibung des Tumors werden alle Darmkrebserkrankungen in das TNM-System der UICC (Union International Contre le Cancre)
eingestuft. Dabei beschreibt T die Tumorgröße, N (Nodulus) das Vorhandensein
und die Anzahl von Lymphknotenmetastasen und M (Metastase) das Vorliegen von
Tochtergeschwülsten in entfernten Organen, z. B. der Leber und der Lunge. Um die
Ausdehnung der Erkrankung zu beschreiben, sind die TNM-Kriterien zu folgenden
UICC-Stadien zusammengefasst:
•
Stadium 0Tumorzellen sind nur in der oberen Darmschleimhaut
zu finden (T = „is“ für „in situ“ = begrenzt).
Lymphknoten sind nicht befallen (N = 0), Metastasen
•
sind nicht feststellbar (M = 0).
Stadium I
Kleiner Tumor, der sich lediglich auf seinen
Entstehungsort begrenzt. Befall der
Darmschleimhaut (T = 1) oder auch der
darüberliegenden Muskelschicht (T = 2).
Lymphknoten sind nicht befallen (N = 0), Metastasen
•
sind nicht feststellbar (M = 0).
Stadium IIGrößerer Tumor, der in alle Schichten der Darmwand
vorgedrungen ist und die äußere Schicht der
Darmwand bereits durchbrochen haben kann
•
(T = 3 und 4). Lymphknoten sind nicht befallen
(N = 0), Metastasen sind nicht feststellbar (M = 0).
Stadium IIIUnabhängig vom gefundenen Tumor liegen befallene
Lymphknoten vor (N = 1-2), Organmetastasen sind
•
nicht feststellbar (M = 0).
Stadium IVUnabhängig von dem zugrundeliegenden Tumor und
dem Lymphknotenbefall finden sich bereits
Metastasen in anderen Organen wie zum Beispiel
Lunge oder Leber.
41
TNM-Klassifikation
Einige weitere Kürzel vervollständigen
die TNM-Klassifikation
x
„x“ anstelle einer Zahl bedeutet, dass hier die Verhältnisse
noch nicht eindeutig geklärt sind.
c
Vor der Operation beruht die TNM-Klassifikation auf den Ergebnissen der durchgeführten Untersuchungen (engl.: clinical). Dies kann mit einem
„c“ verdeutlicht werden (z. B. cT3 cN0).
pNach der Operation wird das Tumorgewebe mikroskopisch untersucht,
dieser Befund wird mit einem „p“ angegeben (z. B. pT3 pN0).
r
Handelt es sich um einen Tumorrückfall, ein sogenanntes Rezidiv,
wird dies mit dem „r“ kenntlich gemacht (z. B. rT3 rN0).
yDer Zustand nach einer neoadjuvanten Therapie wird mit
einem „y“ gekennzeichnet (z. B. ypT3 ypN0).
Gewebeeigenschaften (Grading)
Durch den Pathologen wird bei der Analyse des Tumors auch dessen Differenzierungsgrad
beschrieben. Er ist für die Beurteilung der Bösartigkeit des Tumors wichtig, insbesondere
ist er bei der Entscheidung, eine zusätzliche Therapie zu empfehlen, sehr hilfreich. Die
Einteilung orientiert sich an der Ähnlichkeit des Tumors zu seinem Entstehungsgewebe:
G1Die Tumorzellen sind gut differenziert, sie besitzen noch das Aussehen von
Schleimhautdrüsenzellen, wie sie in der Darmwand vorkommen.
G2Eine Zwischenform von G1 und G3, die Krebszellen sind mäßig differenziert.
G3Die Krebszellen sind schlecht differenziert, ihr Aussehen unterscheidet sich stark
von normalen Schleimhautdrüsenzellen.
G4Die Krebszellen sind völlig undifferenziert und ähneln den Schleimhautdrüsenzellen überhaupt nicht.
42
TNM-Klassifikation
Radikalität
Nach der Operation wird schließlich die Radikalität einer Operation beurteilt.
Sie wird mit „R“ abgekürzt und wie folgt eingeteilt:
R0Es ist kein Residualtumor vorhanden, der Tumor wurde vollständig im
Gesunden entfernt.
R1Am Rand des entfernten Gewebes liegen nur mikroskopisch sichtbare
Tumorausläufer vor.
R2Der Tumor konnte nur inkomplett entfernt werden, der Resttumor ist
auch mit bloßem Auge zu erkennen.
43
STRAHLENTHERAPIE/CHEMOTHERAPIE
Ihre Ablage
für Strahlen- und Chemotherapieunterlagen
44
GESPRÄCHSHILFE/NOTIZBLATT
Strahlentherapie
Eine Strahlentherapie ist für mich wichtig, weil …
Dosierung der Strahlen:
•
In meinen eigenen Worten:
•
Nebenwirkungen:
•
Meine Fragen an den Strahlentherapeuten
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
45
GESPRÄCHSHILFE/NOTIZBLATT
Geplante Behandlung:
Start:
•
Ende:
•
Notizen/Erfahrungen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
46
MÖGLICHE FRAGEN AN DEN ARZT
VOR DER OPERATION
Warum muss ich operiert werden?
•
•
•
Termine für die Operation?
•
•
•
Sind vorher noch Untersuchungen notwendig? Falls ja, welche?
•
•
•
Wie lange dauert die Operation und wie lange werde ich im Krankenhaus bleiben?
•
•
•
Wie hoch ist die Heilungswahrscheinlichkeit?
•
•
•
47
MÖGLICHE FRAGEN AN DEN ARZT
VOR DER OPERATION
Bekomme ich einen künstlichen Darmausgang?
Ist dieser nur vorübergehend und ­welche Konsequenzen hat das für meinen Alltag?
•
•
•
Gibt es Risiken bei der Operation?
•
•
•
48
MÖGLICHE FRAGEN AN DEN ARZT
NACH DER OPERATION
Muss ich nach der Operation etwas beachten?
•
•
•
Wurde der Tumor vollständig entfernt?
•
•
Wann liegen die Ergebnisse der Gewebeuntersuchung vor?
Von wem bekomme ich sie erklärt?
•
•
•
Was bedeutet das Operationsergebnis? Bin ich geheilt?
•
•
•
Muss eine weitere Operation durchgeführt werden?
•
•
•
49
MÖGLICHE FRAGEN AN DEN ARZT
NACH DER OPERATION
Besteht das Risiko, erneut an Krebs zu erkranken?
•
•
•
Meine Fragen und Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
50
Nachsorge
Keine Angst vor der Nachsorge!
Für viele Patienten ist der regelmäßige Gang zu den Nachsorgeterminen nicht einfach,
dennoch sind sie sehr wichtig und sollten ernst genommen werden. Eine Darmspiegelung
im Rahmen der Nachsorge macht es möglich, eventuell neu aufgetretene Darmpolypen
direkt ohne eine Operation zu entfernen. Damit wird ein erneutes Krebswachstum verhindert. Sollten Metastasen entdeckt werden, sind diese häufig durch eine Operation
sicher zu entfernen.
Neben den medizinischen Untersuchungen umfasst die Nachsorge auch Ihre Betreuung,
denn viele Menschen sind nach einer Krebserkrankung sowohl physisch als auch psychisch belastet und brauchen Unterstützung.
Gerne können Sie bereits im Krankenhaus Ihren behandelnden Arzt darauf ansprechen.
Gemeinsam werden wir versuchen, Ihre Sorgen und Probleme zu lösen.
Nachsorgeempfehlung bei
Patienten mit Kolonkarzinom: UICC-Stadium I
Monate
Untersuchung
6
Anamnese,
körperliche Untersuchung
Koloskopie
a
b
a
12
18
24
36
60
+b
+
+
+b
+
+
3 Monate postoperativ, wenn präoperativ Abklärung des gesamten Kolons nicht möglich. Nach dem 5. Jahr alle 3 Jahre Koloskopie.
Nach endoskopischer Abtragung. Spiral-Computertomografie Abdomen: befundorientiert
(z. B. bei unklarem Sonografiebefund, Carcinoembryonales Antigen (CEA)).
51
48
Nachsorge
Nachsorgeempfehlung bei
Patienten mit Kolonkarzinom: UICC-Stadium II und III
Monate
Untersuchung
6
Anamnese,
körperliche Untersuchung, CEA
+
+
Abdomen-Sonografie
+
+
Röntgen-Thorax
Koloskopie
a
12
+
a
18
+
+
24
+
36
+
+
+
+
+
48
+
+
+
60
+
+
+
+
3 Monate postoperativ, wenn präoperativ Abklärung des gesamten Kolons nicht möglich. Spiral-Computertomografie Abdomen befundorientiert
(z. B. bei unklarem Sonografiebefund, CEA-Anstieg), nach dem 5. Jahr alle 3 Jahre Koloskopie.
(Analog den Interdisziplinären Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und ihrer
Arbeitsgemeinschaften, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und der Deutschen
Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten)
52
NACHSORGETERMINE IM 1. JAHR
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
53
NACHSORGETERMINE IM 2. JAHR
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
54
NACHSORGETERMINE IM 3. JAHR
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
55
NACHSORGETERMINE IM 4. JAHR
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
56
NACHSORGETERMINE IM 5. JAHR
Datum:
•
Arzt:
•
Notizen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
57
HIER FINDEN SIE RAT …
Beratungsstelle
•
Krebsberatung
Krebsgesellschaft NRW
Volmerswerther Str. 20
40221 Düsseldorf
Tel.: 02 11 - 15 76 09 90
Fax: 02 11 - 15 76 09 99
www.krebsgesellschaft-nrw.de
Psychosoziale Beratungsstellen
58
Deutsche ILCO e.V.
Leben mit Darmkrebs/mit einem Stoma
Mit Darmkrebs, mit einem Stoma (einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen
Harnableitung) leben zu müssen, bringt besonders für viele Neubetroffene Bedrängnisse
mit sich und wirft Fragen auf wie:
•
Wo finde ich Fachleute, die sich mit dem Darmkrebs und dem Stoma auskennen,
wo finde ich Gleichbetroffene wie mich?
•
Welche Mittel benötige ich zur Versorgung des Stomas? Wer leitet mich an,
damit ich so schnell wie möglich mich selbständig versorgen kann?
•
Muss ich bei meiner Ernährung etwas beachten? Was ändert sich für mich?
•
Kann ich meinen Beruf weiter ausüben? Kann ich meinen Hobbys
weiter nachgehen?
•
Was muss ich tun, um mich auf die bevorstehende Behandlung vorzubereiten
und was ist nach dieser notwendig?
•
Wer unterstützt mich bei der Findung meiner Rechte?
Auf all diese und viele andere Fragen kann Ihnen die Selbsthilfevereinigung Deutsche
ILCO e. V. eine Antwort geben. Die Deutsche ILCO e. V. ist die Solidargemeinschaft von
Stomaträgern (Menschen mit künstlichem Darmausgang oder künstlicher Harnableitung)
und von Menschen mit Darmkrebs (auch ohne Stoma) sowie deren Angehörigen. Sie
will Ihnen beistehen und neuen Mut geben um das Leben mit einem Stoma und/oder
Darmkrebs anzunehmen.
Dazu bietet die Deutsche ILCO e. V. innerhalb der Region Bonn/Rhein-Sieg die Möglichkeit, sich den Selbsthilfegruppen in Bonn oder Euskirchen anzuschließen oder diese
zunächst einfach als Gast zu besuchen. Dort wird Ihnen individuelle Unterstützung durch
•
Einzelgespräche mit Gleichbetroffenen,
•
mündliche und schriftliche Informationen,
•
Erfahrungsaustausche und Beratung zu Fragen des täglichen Lebens
mit Darmkrebs und/oder einem Stoma
gegeben.
Eine unabhängige Interessenvertretung Betroffener bei Darmkrebs- oder Stomaanliegen
gehört ebenfalls zum Selbstauftrag der Deutschen ILCO e. V. Ihre Arbeit ist bestimmt von
den Prinzipien der Selbsthilfe, des Ehrenamtes sowie der inhaltlichen und finanziellen
Unabhängigkeit. Sie orientiert sich allein an den Interessen der Betroffenen.
Die Mitglieder der ILCO-Gruppen Bonn, Euskirchen, Wesseling und Troisdorf helfen
Ihnen bei der Lösung Ihrer Fragen und vermitteln Ihnen Kontakte zu den ILCO-Gruppen
an Ihrem Wohnort.
59
HIER FINDEN SIE RAT …
Hier der Kontakt zu bereits bestehenden Selbsthilfegruppen
•
Ansprechpartner/Besuchsdienst
Herr Eckhard Rolle
Dr.-Schönenborn-Str. 12
53879 Euskirchen
Tel.:
•
0 22 51 - 6 45 59
Infotelefon für Betroffene mit Darmkrebs ohne Stoma
innerhalb der BRD
Familiärer Darmkrebs
Frau Heidi Lutter
Tel.:
0 21 61 - 59 11 12
Darmkrebs/Stomarückverlegung
Herr Erich Grohmann
Tel.:
0 22 22 - 9 29 29 29
Bundesverband der Deutschen ILCO e. V.
Thomas-Mann-Str. 40
53111 Bonn
Tel.:
02 28 - 33 88 94 50
E-Mail:[email protected]
Selbsthilfegruppe Bonn/Rhein-Sieg
Herr Erich Grohmann
Regionalsprecher
Tel.:
0 22 22 - 9 29 29 29
E-Mail:[email protected]
60
KLEINES LEXIKON
A
ADENOM:
gutartige Neubildung, die an der Schleimhaut oder in Drüsen entstehen kann
­(Darmpolyp)
ADJUVANT:
unterstützend. Eine adjuvante Therapie wird eingeleitet, wenn der Tumor bereits
erfolgreich entfernt und einem möglichen Rückfall, z. B. mithilfe der Chemotherapie,
vorgebeugt werden soll.
ANAMNESE:
Krankheits(vor)geschichte des Patienten
ANASTOMOSE:Nahtverbindung, z. B. von Darmenden nach der Entfernung eines Darmteils
ANÄMIE:Blutarmut. Abfall der roten Blutkörperchen im Blut
ANUS PRAETER:
durch eine Operation künstlich angelegter Darmausgang
APPENDIX:
Wurmfortsatz des Blinddarms
B
BENIGNE:
gutartig
BIOPSIE:Entnahme von einer Gewebeprobe aus dem Körper, z. B. Schleimhautbiopsie,
Hautbiopsie, Leberbiopsie, Muskelbiopsie usw.
61
KLEINES LEXIKON
C
CARCINOMA IN SITU: eine Vorstufe einer Krebserkrankung
CHEMOTHERAPIE:
medikamentöse Behandlung eines bösartigen Tumors mit Zytostatika
COLITIS ULCEROSA:
chronische Entzündung der Dickdarmschleimhaut, oftmals mit schmerzhaften, schleimigblutigen Durchfällen
COLON:
–> siehe Kolon
COMPUTERTOMOGRAFIE: schichtweises Röntgen mit Computersteuerung. Durch die einzelnen Schichten entsteht
am Computer ein Bild, auf dem auch kleinere Tumoren oder Metastasen sichtbar sind.
D
DARMEPITHEL:
eine Zellschicht, die den Darm auskleidet
DARMSPIEGELUNG:Untersuchung der Darmschleimhaut mithilfe eines beweglichen Schlauches. Oftmals
steckt in dem Schlauch eine kleine Biopsiezange, zur Entnahme von Gewebeproben.
DARMSTOMA:
künstlicher Darmausgang
DNS oder DNA:Desoxyribonukleinsäure, engl.: DNA. Erbsubstanz. Träger der genetischen
Information. Ein langes, kettenartiges Molekül, welches sich im Kern einer jeden
Körperzelle befindet. Die DNS bietet in ihrer chemischen Struktur unzählige
Variationsmöglichkeiten und ist bei jedem Lebewesen unterschiedlich aufgebaut.
DUODENUM:
Zwölffingerdarm
62
KLEINES LEXIKON
E
ENDOSKOP:
Hohlorganspiegel. Überbegriff für Instrumente zur Spiegelung eines Hohlorgans.
Zu den Endoskopen gehören unter anderem das Koloskop (Darmspiegel), das
Rektoskop (Mastdarmspiegel), das Gastroskop (Magenspiegel), das Bronchoskop
(Spiegel der Luftwege) oder das Zystoskop (Blasenspiegel).
ENDOSKOPIE:Spiegelung eines Hohlorgans. Überbegriff für alle Untersuchungen, in denen ein
Hohlraum im Körper mittels Spiegelung untersucht wird
ENZYME:Eiweißstoffe, die im Körper gebildet werden und biochemische Prozesse ermöglichen
und beschleunigen können, z. B. Verdauungsenzyme
EPITHEL:
innere oder äußere Körperoberflächen bedeckende Zellverbände
G
GASTROENTEROLOGE:
ein Facharzt, der sich auf Krankheiten des Magen-Darm-Traktes und der angrenzenden
Organe spezialisiert hat
GEN:Erbanlage. Eine umschriebene Stelle auf der Erbsubstanz (DNS)
GRADING:
engl.: Klassifikation in Malignitätsgrade (G1, G2, G3, G4) aufgrund der feingeweblichen Untersuchung des Tumorgewebes. Anhand des Gradings lassen sich Rückschlüsse
auf die Aggressivität des Tumorwachstums ziehen.
H
HAEMOCCULTTEST:
ein Test, um im Stuhl verborgenes, nicht sichtbares Blut nachzuweisen
HISTOLOGISCH:
feingeweblich. Die Histologie ist die Lehre vom Aufbau der biologischen Gewebe.
Bei der histologischen Diagnostik werden Gewebeproben fixiert, angefärbt und unter
dem Mikroskop auf Zellveränderungen untersucht. Eine wichtige Funktion hat die
histologische Untersuchung bei Erkennung von bösartigen Zellen und Tumoren, die mit
dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind.
63
KLEINES LEXIKON
I
IMMUNSYSTEM:
körpereigenes Abwehrsystem zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderweitig
fremden Strukturen, auch Krebszellen. Das Immunsystem ist für die Immunreaktion
zuständig, einen sehr komplexen biochemischen Ablauf, bei dem Immunzellen,
Antikörper und Botenstoffe beteiligt sind.
IMMUNZELLEN:
Zellen, die an einer Immunreaktion beteiligt sind. Sie sind Bestandteil des
Immunsystems.
INKONTINENZ:
unwillkürlicher Harn- oder Stuhlabgang
K
KANZEROGEN:
krebserregend, auch karzinogen. Eine Wirkung, die die Entstehung von bösartigen
Tumoren (z. B. Karzinomen) begünstigt
KARZINOM:
maligner (bösartiger) Tumor, der an Schleimhäuten oder in Drüsen entsteht
KOLON:
„Grimmdarm“. Hauptbestandteil des Dickdarms, bestehend aus einem aufsteigenden
Teil, einem Querteil, einem absteigenden Teil und dem Sigmakolon
KOLOSKOP:Darmspiegel. Instrument zur Darmspiegelung (Koloskopie)
KOLOSKOPIE:Darmspiegelung, endoskopische Untersuchung des Dick- und Mastdarms.
Das bei der Koloskopie verwendete Instrument heißt Koloskop (Darmspiegel).
KONTINENZ:
die Fähigkeit, die Harn- und Stuhlentleerung bewusst zu kontrollieren
KREBS:
unkontrolliertes Wachstum von Körperzellen
KURATIVE THERAPIE:
eine Therapie, die die Heilung der Patienten zum Ziel hat
64
KLEINES LEXIKON
L
LOKAL:
örtlich, örtlich begrenzt
LOW-RISK-KARZINOM: engl.: Niedrig-Risiko-Karzinom. Anhand der feingeweblichen Untersuchung des
Tumorgewebes können Rückschlüsse auf das Wachstumsverhalten und die Aggressivität
des Tumors gezogen werden, was mit Hilfe der Malignitätsgrade G1 bis 4 ausgedrückt
wird (siehe auch Grading).
LYMPHKNOTEN:Organe des Lymphsystems. Die Lymphbahnen eines Körpergebietes treffen sich in
den dazugehörigen Lymphknoten. Die Lymphknoten sind wichtige Bestandteile des
Immunsystems.
LYMPHSYSTEM:Netz von Lymphbahnen, das sich durch den gesamten Körper zieht und in dem die
Lymphe (Lymphflüssigkeit) zirkuliert. Im Lymphsystem werden Nährstoffe für Zellen und
Gewebe transportiert. Ebenfalls gelangen so Lymphozyten (wichtige Immunzellen)
durch den Körper. In den lymphatischen Organen (Lymphknoten, Milz) wird die
Lymphe auf Krankheitserreger und Fremdstoffe kontrolliert.
M
MALIGNE:
bösartig
METASTASEN:Tumorabsiedelungen, Tochtergeschwülste. Von bösartigen Tumoren können sich Zellen
abtrennen und gelangen über die Blut- oder Lymphbahn in andere Organe, dort bilden
sie eine Absiedlung, eine Metastase.
N
NEO-ADJUVANTE THERAPIE:die Behandlung eines bösartigen Tumors mit einer Chemotherapie und Bestrahlung vor
der Operation, um ihn besser operabel zu machen
NUKLEARMEDIZIN:Anwendung radioaktiver Substanzen im menschlichen Körper für diagnostische und
therapeutische Zwecke
65
KLEINES LEXIKON
O
OKKULTES BLUT:
unsichtbare Blutspuren, die z. B. im Stuhl nachzuweisen sind
ONKOLOGIE:
Fachrichtung der Medizin, die sich mit der Erforschung und Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen beschäftigt
OPIOIDE:
sehr starke Medikamente zur Schmerzbekämpfung mit morphinartiger Wirkung
P
PALLIATIV-THERAPIE:
eine Therapie, die lindernde Wirkung hat und auf die Erhaltung oder Verbesserung der
Lebensqualität abzielt
PATHOLOGIE:Lehre von den abnormen und krankhaften Veränderungen im menschlichen
Organismus, insbesondere den Ursachen sowie der Entstehung und Entwicklung von
Krankheiten
POLYP:Schleimhautwucherung in Hohlorganen (z. B. Darm, Magen, Blase, Nasen-Rachenraum). Polypen können unterschiedlich wachsen: gestielt, breitbasig oder tailliert.
POLYPEKTOMIE:
Fachwort für die Entfernung von Polypen. Die Polypektomie am Darm erfolgt während
einer Darmspiegelung (Koloskopie) mittels kleiner Instrumente (Schlinge/Zange), die
durch den Arbeitskanal des Koloskops vorgeschoben werden.
66
KLEINES LEXIKON
R
REGIONÄR:
einen bestimmten Köperbereich betreffend
RADIOLOGIE:Lehre von den Strahlen und ihrer medizinischen, besonders diagnostischen sowie
therapeutischen Anwendung
REKTUM:Bezeichnung für den Mastdarm; Endstück des Dickdarms
REKTOSKOPIE:Spiegeluntersuchung des Mastdarms
REZIDIV:Rückfall. Wiederauftreten einer Erkrankung, z. B. einer Infektion oder eines Tumors
nach zuerst erfolgreicher Behandlung. Von einem Spätrezidiv spricht man, wenn der
Tumor nach längerer Zeit, d. h. nach fünf oder mehr Jahren, erneut auftritt.
S
SCHLINGENABTRAGUNG: endoskopische – also ohne Operation mögliche – Abtragung von Darmpolypen
mit einer Schlinge
SIGMADARM:S-förmig geschlungener Teil des Dickdarms vor dem Übergang in den Mastdarm
SONOGRAFIE:Ultraschalluntersuchung. Ein bildgebendes Verfahren, bei dem energiereiche
Schallwellen durch Gewebe, Tumoren, Blutgefäße oder Knochen in unterschiedlicher
Weise reflektiert werden
STOMA:
andere Bezeichnung für Anus praeter. Ein künstlicher Darmausgang in der Bauchwand,
der zur Ableitung des Darminhaltes dient, wenn der natürliche Darmausgang aufgrund
von Verletzungen oder einer Operation nicht zur Verfügung steht
STRAHLENTHERAPIE:Anwendung energiereicher Strahlen zur Therapie von Tumoren
67
KLEINES LEXIKON
T
TNM-KLASSIFIKATION:Gruppeneinteilung bösartiger Tumoren nach ihrer Ausbreitung:
T = Tumor
N = Nodi (regionäre Lymphknoten)
M = Fernmetastasen
TUMOR:Geschwulst, Schwellung
TUMORMARKER:Stoffe, deren Laboranalyse eine Aussage über das Vorliegen, den Verlauf oder die
Prognose von bösartigen Tumorerkrankungen ermöglichen kann. Der wichtigste
Tumormarker bei Darmkrebs ist das CEA (Carcinoembryonales Antigen).
U
ULTRASCHALL:Schallwellen mit einer Frequenz über etwa 20 kHz. In der Medizin werden sie
zur Wärmeerzeugung im Gewebe verwendet, zur Vernebelung von Arzneimitteln
und insbesondere zur exakten Vermessung von Organen und Tumoren.
Z
ZYKLUS:
regelmäßig wiederkehrender Ablauf
ZYTOSTATIKA:
Medikamente, die das Tumorwachstum hemmen oder die Tumorzelle direkt angreifen
68
STOMAOPERATION: UNSERE BEGLEITUNG
Eine Stomaoperation geht, neben den rein physischen Problemen bei der Stomaversorgung, häufig auch mit psychischen Belastungen und einer veränderten Wahrnehmung
des Selbstbildes einher. Wir wollen in dieser Situation Hilfe und Begleitung anbieten.
Es ist unser Ziel, Ihnen Sicherheit und Zuversicht für das Leben mit dem Stoma zu geben
und bestehende Ängste abzubauen. Dabei ist uns die Anleitung zur Selbstversorgung
besonders wichtig, um damit Ihre gewohnte Selbstständigkeit zu erhalten. Gerne beraten
wir Sie im Gespräch und beziehen auf Wunsch auch Ihre engsten Familienangehörigen
mit ein.
Alles aus einer Hand
Unsere Mitarbeiter begleiten Sie während Ihres stationären Aufenthaltes, aber auch
in der Zeit danach, bei Ihnen zu Hause. Dabei steht Ihnen immer Ihr persönlicher
­Ansprechpartner zur Verfügung.
Ihr stationärer Aufenthalt bei uns
Die Begleitung beginnt bereits vor der Operation. In Gesprächen möchten wir Vorurteile,
Ängste und Zweifel abbauen. Unser Ziel ist es, Ihr Vertrauen zu sich aufzubauen und Sie
Schritt für Schritt an Ihre neue Lebenssituation heranzuführen. Wir erklären Ihnen den
Ablauf Ihres Klinikaufenthaltes und wie Sie nach der Entlassung Ihr gewohntes Leben
weiterführen können.
Nach der Operation suchen wir zusammen mit Ihnen die für Sie passende Versorgung
nach Ihren Bedürfnissen aus. In Schritten leiten wir Sie zur selbstständigen Versorgung
der Stomaanlage an und wollen damit Ihre Unabhängigkeit fördern. Dabei nehmen wir
uns die Zeit, die Sie benötigen. Wir beraten Sie über allgemeine Verhaltensweisen und
geben Ernährungsinformationen. Themen wie z. B. Kleidung, Baden und ­Schwimmen,
Beruf, Sport und Hobby besprechen wir mit Ihnen. Die Mitarbeiter des Ärztlichen Dienstes klären mit Ihnen Möglichkeiten der anschließenden Rehabilitation
69
STOMAOPERATION: UNSERE BEGLEITUNG
Sollten Sie vorübergehend oder auf Dauer nicht in der Lage sein, Ihr Stoma selbst
zu versorgen, vermittelt Ihnen der Sozialdienst Kontakt zu anderen Fachkräften,
z. B. zu ambulanten Pflegediensten. Darüber hinaus berät Sie unser Sozialdienst zu
sozialen Fragen sowie zu Leistungen aus der Kranken- und Pflegeversicherung. Gerne
schulen wir auch Ihre Angehörigen oder Ihren ambulanten Pflegedienst. Auf Wunsch
vermitteln wir Ihnen Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
Zu Hause
Stomaversorgung,
Zuverlässigkeit, wenn´s darauf ankommt
Als Kooperationspartner der Klinik stehen wir Ihnen im Rahmen Ihrer Entlassung zur Seite.
Bereits im Krankenhaus bereiten wir Sie auf die Entlassung vor und besuchen Sie im
Anschluss regelmäßig in Ihrem häuslichen Umfeld. So bekommen Sie schnell Sicherheit
im täglichen Umgang mit dem Stoma. Auf Wunsch beliefern wir Sie gerne mit Ihren notwendigen Verbrauchsmaterialien. Wir kontrollieren Ihre Stomaanlage und stehen Ihnen
bei allen Fragen gerne zur Seite.
Ihr zentraler Ansprechpartner
für kostenfreie Hausbesuche im Rahmen
der Stomaversorgung:
Adelheid Schneider
Tel.: 70
01 63 - 5 90 80 08
STOMAOPERATION: UNSERE BEGLEITUNG
StomaSprechstunde
Das Marien-Hospital bietet eine Stomasprechstunde für alle Patienten an, die im Zusammenhang mit ihrer Versorgung Fragen, Sorgen oder Nöte haben. Für den medizinischen
Hintergrund steht Ihnen hier Frau Sabine Starke, die interne Stomatherapeutin des
Marien-Hospitals, (siehe Seite 72) zur Verfügung. Wir runden dieses Angebot ab, und
beraten Sie, wenn Sie einen Besuch außerhalb des Krankenhauses wünschen, gerne in
Ihrem häuslichen Umfeld. Diese Besuche sind selbstverständlich kostenfrei und im Rahmen
der Kooperation mit dem Marien-Hospital vereinbart.
Bitte scheuen Sie sich nicht uns anzurufen, wir sind gerne für Sie da.
Filiale Euskirchen: Sanitätshaus Rahm
Gottfried Disse St. 45
Tel.: 0 22 51 - 65 05 08 -0
Fax: 0 22 51 - 65 05 08 -9
Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Internetseite:
www.rahm.de
71
Dienstleistungen und Therapie
Stoma-Beratung
Im Magen-Darm-Zentrum des Marien-Hospitals Euskirchen sind die Pflegebereiche Stomatherapie und Kontinenzerhaltung angesiedelt. Dieser Pflegebereich ist eine zentrale
AnlaufsteIle für Ihre Fragen zum Thema Stoma und Inkontinenz vor, aber auch nach einer
entsprechenden Operation.
Was versteht man unter dem Begriff Stomatherapie ?
Der Begriff Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Mund oder Öffnung. Ein Stoma ist die operativ hergestellte Öffnung in der Bauchdecke zur
Ausleitung von Stuhl oder Urin.
Die Stomatherapie ist ein spezielles Gebiet der Krankenpflege. Es beinhaltet
die individuelle, ganzheitliche Pflege
und Beratung von Patienten mit einem
Stoma, Inkontinenzleiden, Fisteln und
Wundheilungsstörungen.
Die Zusammenarbeit mit dem Operateur, dem Patienten und der Stomatherapeutin gewährleistet eine erfolgreiche Stomatherapie. Der Patient wird schon vor der Operation
von der Stomatherapeutin betreut und zusammen mit dem behandelnden Arzt auf den
Eingriff vorbereitet.
Was ist eine Stomatherapeutin?
Stomatherapeutinnen sind examinierte Krankenschwestern/Pfleger mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung und einer speziellen Weiterbildung zur/zum
Fachkrankenschwester/-pfleger für Stoma- und Inkontinenzpflege.
72
Dienstleistungen und Therapie
Stoma-Beratung
Unsere stomatherapeutin stellt sich vor
Sabine Starke
exam. Gesundheits und Krankenpflegerin
Pflegeexpertin Stoma, Wunde und Inkontinenz
Wir beantworten Ihnen gerne vor einer geplanten Operation Ihre Fragen zum Thema künstlicher Darmausgang. Damit das Stoma an der für Sie günstigsten Stelle
am Bauch angelegt werden kann, markieren wir Sie zusammen mit dem Operateur
vor der Operation.
Nach der Operation suchen wir das für Sie geeignete Stomaversorgungssystem aus
und passen es Ihnen an. Sie und Ihre Angehörigen werden von uns im Umgang mit
der Stomaversorgung eingewiesen und geschult. Wir stellen auch gerne auf Wunsch
den Kontakt zu Selbsthilfegruppen her und Sie können uns auch in unserer Stoma-/
Kontinenz-Beratungsstunde besuchen.
Unser Aufgabenbereich
•
Pflege von Patienten mit künstlichem Darmausgang
•
Unterweisung des Patienten und dessen Angehöriger im Umgang
mit der Stomaversorgung
•
präoperatives Gespräch und Markierung des Patienten
•
Information über Stomapflege
•
Betreuung von Patienten mit Wundheilungsstörungen
•
Durchführung von Verbandswechsel und Wundkontrollen
•
Beratung für Betroffene, Angehörige und Interessierte
•
Pflege und Betreuung von stuhl- und harninkontinenten Patienten
•
Information über sachgerechtes Anbringen der Inkontinenzhilfsmittel
73
Dienstleistungen und Therapie
Stoma-Beratung
So erreichen Sie uns:
Marien-Hospital Euskirchen
Gottfried-Disse-Str. 40
53879 Euskirchen
Frau Sabine Starke
Tel.: 0 22 51 - 9 00 (über die Zentrale anfunken lassen)
Büro: 0 22 51 - 90 14 14
Funk: 166
E-Mail:[email protected]
Stoma- und Kontinenz-Beratungsstunde
Ambulante Beratungsstunde:
Dienstags
von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr mit Termin
Donnerstags
von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr ohne Termin
74
AKTIV LEBEN MIT DEM STOMA
Für den Fall, dass Sie einen künstlichen Darmausgang – ob übergangsweise oder
auch für immer – angelegt bekommen, finden Sie auf den folgenden Seiten einige wertvolle Tipps und Ratschläge für den täglichen Umgang mit Ihrem Stoma und
dessen Versorgung.
Sie wurden dem Patientenratgeber „Aktiv leben mit dem Stoma“ der Firma Hollister entnommen. Selbstverständlich können Sie sich jederzeit gerne an Ihren Stomatherapeuten
oder Ihren behandelnden Arzt mit weiteren Fragen wenden.
75
VERDAUUNG
Wie funktioniert die Verdauung?
Das Verständnis von Aufgaben und Zielsetzung der Stomaversorgung erfordert gewisse
Grundkenntnisse. Für ein besseres Verständnis im Umgang mit Ihrem Körper und Ihrer
neuen Situation erscheint es sinnvoll, vorab auf die Anatomie und die Funktion der
­Verdauungsorgane einzugehen.
Die Verdauung
Die Verdauung von Speisen setzt bereits im Mund ein. Hier wird die aufgenommene
Nahrung durch Kauen zerkleinert und durch Zugabe von Speichel für das Schlucken
geschmeidig gemacht. Eine Teilaufspaltung bestimmter Nahrungsbestandteile beginnt
ebenfalls in diesem Abschnitt. Über die Speiseröhre gelangt der Speisebrei in den
Magen, wo Magensäure und Verdauungssäfte (Enzyme) aus der Magenschleimhaut beigemischt werden. Sie bewirken eine Aufspaltung der Nahrung in ihre Bestandteile wie
Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett und bereiten den Speisebrei zur weiteren Darmpassage
(Verdauung) vor.
In bestimmten zeitlichen Abständen wird der Speisebrei dann aus dem Magen über
den Zwölffingerdarm langsam und portionsweise in den Dünndarm abgegeben. Im
Zwölffingerdarm werden Gallensäfte und die Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse
eingeleitet. Diese Beimischung ermöglicht es, die im Speisebrei enthaltenen Nährstoffe
so aufzuschließen, dass sie von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und dem Organismus zur Verfügung gestellt werden können.
Der Dünndarm ist beim Menschen durchschnittlich zwischen sechs und neun Meter
lang. Dünndarmzotten (Dünndarmausstülpungen) und Falten, die den Darm innen auskleiden, tragen dazu bei, eine Oberflächenvergrößerung der Dünndarmschleimhaut zu
erreichen. Dadurch lässt sich die Aufnahme lebensnotwendiger Nahrungsbestandteile
zusätzlich steigern.
76
VERDAUUNG
Die Nährstoffe werden durch die Darmzotten aufgenommen und über die Blutbahn
und das Lymphsystem an den Körper weitergegeben. Die Aufnahme der verwertbaren
Inhaltsstoffe der Nahrung sowie von Vitaminen und Körpersalzen (Elektrolyten) erfolgt
dabei fast ausschließlich auf dem ersten Meter des Dünndarms. Dieser Umstand erklärt,
dass auch bei einer operativen Verkürzung des Dünndarms dessen Leistungsfähigkeit
weitgehend erhalten bleibt.
Während der Passage durch den Dünndarm wird dem Darminhalt darüber hinaus Flüssigkeit entzogen. Im rechten Unterbauch geht der Dünndarm (sogenanntes terminales
Ileum) in den Dickdarm über. Der Dickdarm besteht aus aufsteigendem, quer verlaufendem, absteigendem und S-förmigem Abschnitt (Sigma) mit Mastdarm und After. Die
Funktion des Dickdarms besteht insbesondere darin, Flüssigkeit sowie Körpersalze aus
der Nahrung aufzunehmen (sogenannte Rückresorption).
Des Weiteren wird der Dickdarm von einer umfangreichen Bakterienflora besiedelt, die
u. a. noch nicht verdaute pflanzliche Fasern im Nahrungsbrei aufspalten kann. Dieser
Gärungsprozess bewirkt die Bildung von Darmgasen bzw. Blähungen.
Nach der Passage durch den Dickdarm wird der eingedickte Nahrungsbrei im Mastdarm
für die Ausscheidung gesammelt.
Bei entsprechender Füllung des Mastdarms werden die empfindlichen Nerven des ­Afters
gereizt und lösen einen Stuhldrang aus. Normalerweise ermöglicht eine willkürliche
Willensentscheidung zur Öffnung der Schließmuskeln die Stuhlentleerung.
77
WAS IST EIN STOMA
Was ist ein Stoma?
Mit dem aus dem Griechischen stammenden Begriff „Stoma“ werden operativ geschaffene Körperöffnungen bezeichnet. Ein Stoma wird vielfach auch „Anus praeter“ oder
„künstlicher Darmausgang“ genannt.
Um den Ausgang für die künstliche Körperöffnung zu schaffen, wird ein gesunder
­Abschnitt des Darms nach außen geleitet und dort mit der Bauchhaut vernäht. Das
Stoma enthält weder schmerzempfindliche Nerven noch willkürlich steuerbare Muskeln.
Die Aufgabe eines Stomas besteht in erster Linie darin, die durch die Operation verloren
gegangenen Körperfunktionen zu ersetzen.
Wann ist ein Stoma nötig?
Eine Stomaanlage ist erforderlich, wenn der Darm erkrankt ist und teilweise oder
­dauerhaft stillgelegt bzw. entfernt werden muss.
Die Vor- und Nachteile einer bevorstehenden Stomaoperation wird Ihr Arzt sorgfältig
mit Ihnen abwägen. In vielen Fällen lässt die vorliegende Erkrankung bzw. Funktionsstörung keine andere Wahl zu. Zwar ist die Anlage eines Stomas – sei es vorübergehend
oder auf Dauer – mit gewissen Abstrichen gegenüber der gewohnten Lebensweise
verbunden, aber, wie schon eingangs erwähnt: Eine Stomaanlage wird wesentlich
dazu beitragen, Ursachen und Folgen Ihrer Erkrankung zu beseitigen. Zugleich bieten
die heutigen modernen Versorgungssysteme die Möglichkeit einer zuverlässigen, individuellen Versorgung.
Gerade in diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass Sie durch
Interesse und schnelles Erlernen der Handgriffe wesentlich zur Genesung beitragen und
Ihre gewohnte Lebensweise wieder aufnehmen können.
78
STOMAARTEN
Welche Stomaarten gibt es?
Beim künstlichen Darmausgang wird je nach Lage des Stomas zwischen Kolostoma
(Dickdarmausgang) und Ileostoma (Dünndarmausgang) unterschieden. Ein Ileostoma,
d. h. eine Öffnung am Ende des Dünndarms, wird in der Regel angelegt, wenn eine
operative Entfernung des Dickdarms erforderlich war. Dies ist insbesondere bei Erkrankungen mit chronischem entzündlichem Verlauf der Fall, wie z. B. bei Colitis ulcerosa
oder Morbus Crohn.
Es handelt sich dabei um Erkrankungen, die durch eine hohe Anzahl von Durchfällen (bis zu 30-mal am Tag) gekennzeichnet sind und bei denen eine medikamentöse
­Behandlung häufig nicht zum Erfolg führte. Die damit verbundene massive körperliche
und seelische Belastung des Patienten sowie vielfach auftretende bedrohliche Komplikationen machen die Anlage eines Stomas oft unumgänglich. Auch wenn durch eine
krankhafte Veränderung des Dickdarms eine normale Stuhlpassage unmöglich ist, kann
eine Ileostomie nötig werden.
Ein Kolostoma, d. h. die Ausleitung des Dickdarms, wird außer bei chronischen Entzündungen des Dickdarms auch bei einer Vielzahl anderer ernsthafter Erkrankungen im
Darmtrakt angelegt.
Dazu zählen u. a.:
•
Aussackungen am Dickdarm
•
unzureichende Schließmuskelfunktion, d. h. Verlust der Kontrolle über
die Stuhlentleerung
•
Tumoren im Bereich des Darms
•
Darmverschluss (Ileus)
•
Darmdurchbruch (Perforation)
•
Darmblutungen
•
Schäden durch Strahlentherapie an anderen Organen des kleinen Beckens
•
Verletzungen
79
STOMAARTEN
Macht eine Erkrankung die Entfernung des Mastdarms und/oder eines Teils des Dickdarms notwendig, wird der Chirurg eine Kolostomie im gesunden Darmabschnitt anlegen. Je nach ausgeleitetem Darmabschnitt wird die Stomaanlage benannt; z. B. Sigmoidostomie (S-förmiger Abschnitt), Transversostomie (quer verlaufender Abschnitt) usw.
Eine vorübergehende Stomaanlage erfolgt in der Regel dann, wenn eine meist entzündliche Grunderkrankung oder eine zu schützende Naht ein zeitlich begrenztes Stilllegen
des betroffenen Dickdarms nötig macht.
Ileostoma (Dünndarmausgang)
Die Ileostomie wird am Ende des Dünndarms – im Bereich des rechten Unterbauchs
endständig, d. h., eine Öffnung ist an die Bauchhaut angenäht – angelegt. In speziellen Fällen kann auch eine doppelläufige Stomaanlage (zwei Öffnungen) infrage
kommen. Da der verbliebene Dünndarm den Darminhalt nicht eindickt und speichert,
ist bei einem Ileostoma mit wässrig-dünnflüssigen Stuhlentleerungen über den ganzen
Tag zu rechnen. Aufgrund der im Dünndarm einwirkenden Verdauungssäfte ist der Stuhl
besonders aggressiv. Um zu vermeiden, dass die Haut mit der Körperausscheidung in
Kontakt kommt, wird das Ileostoma nippelförmig – über dem Hautniveau ausgestülpt
– angelegt. Dadurch wird erreicht, dass der Stuhl direkt in den Beutel abfließt, ohne
die Haut zu gefährden. Gerade im Fall der Ileostomie müssen Sie stets auf eine dichte,
hautabdeckende Stomaversorgung achten.
Die Anlage eines Ileostomas wird nach Entfernung eines Teils oder
des gesamten Dickdarms notwendig.
80
STOMAARTEN
Kolostoma (Dickdarmausgang)
Für die Kolostomie stehen ebenfalls zwei verschiedene Stomavarianten zur Auswahl: das
endständige und das doppelläufige Stoma. Da der Stuhl aufgrund der anatomischen und
funktionellen Gegebenheiten die Haut nicht so stark reizt wie dünnflüssiger Stuhlgang,
ist eine prominente Anlage (etwas über der Haut) möglich.
Die endständige Kolostomie
Nach Entfernung des Schließmuskels, des Mastdarms und eines dem Erkrankungsausmaß entsprechenden Anteils des unteren Dickdarms wird eine endständige Kolostomie
angelegt. Dabei wird der Darm durch die linke Seite der Bauchdecke ausgeleitet (Sigmakolostomie). Auch bei vorübergehender Ausschaltung von Mastdarm und After – und
Entfernung eines erkrankten Dickdarmabschnitts – wird bei bestimmten Krankheitsbildern eine endständige Kolostomie vorgesehen. Dies bezeichnet man als die Operation
nach Hartmann.
Der Dickdarm hat insbesondere die Aufgabe, den Nahrungsbrei einzudicken. Folglich
wird der Stuhl umso weicher, je kürzer der verbliebene Dickdarmanteil ist. Bei der am
häufigsten genutzten Form der Kolostomie im Bereich des Sigmas bleibt der Darm fast
vollständig erhalten. Hierbei ist die Häufigkeit und Festigkeit des Stuhls in etwa mit dem
Zustand vor der Erkrankung zu vergleichen.
81
STOMAARTEN
Für die Anlage der endständigen Kolostomie wird überwiegend der
Bereich des Sigmas gewählt.
Die doppelläufige Kolostomie
Soll der Stuhl vor einem Hindernis – z. B. einem entzündlich veränderten Darmabschnitt
oder einer zu schonenden Darmnaht – abgeleitet werden, empfiehlt sich in der Regel die
Anlage einer doppelläufigen Kolostomie.
Der Dickdarm wird dabei meist im Bereich des Querdarms schlingenförmig auf den
Bauch vorgelagert. Die vordere Wand der Darmschlinge wird eröffnet und mit Nähten an
der Bauchdecke fixiert. Dadurch entstehen zwei Darmöffnungen, die mehr oder weniger
für Sie sichtbar sind.
Die Stuhlentleerung findet in diesem Fall hauptsächlich über eine dieser Öffnungen statt.
Je nach eröffnetem Darmabschnitt wird der Stuhlgang breiig oder fest sein. Trotzdem
kann es hin und wieder auch zu einer Stuhlentleerung über den After kommen, da sich
trotz Ausschaltung von der normalen Darmpassage kleine Kot- und Schleimmengen im
Enddarm sammeln können. Dieser dabei empfundene Stuhldrang ist normal und sollte
Sie nicht beunruhigen.
Falls Sie aber unter dauerndem Stuhldrang leiden, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll
an Ihren Arzt.
82
STOMAARTEN
Die doppelläufige Kolostomie wird meist im Querdarm angelegt.
Bei den vorübergehenden Stomaanlagen kann der Chirurg nach Abheilung der ­kranken
bzw. operierten Darmabschnitte die beiden Darmenden wieder operativ aneinanderfügen. Dadurch wird eine normale Darmentleerung über den After möglich sein.
Den Zeitpunkt für die Operation wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.
83
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
PRODUKTE ZUR OPTIMALEN VERSORGUNG
Die Wahl des Versorgungsbeutels
Es gibt zwei verschiedene Beutelformen:
•
den Ausstreifbeutel (unten offen; mit integriertem Verschluss oder
mit Klammern zu verschließen)
•
den geschlossenen Beutel (sog. Kolostomiebeutel)
Der Ausstreifbeutel wird bei häufigen, breiigen bis dünnflüssigen Ausscheidungen
­verwendet. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die Stomaanlage im Bereich des Dünn- oder
Dickdarms angelegt wurde. Durch die Möglichkeit, den Beutel über den ­Bodenauslass
zu entleeren, verhindern Sie ein Strapazieren der Haut durch zu häufiges Wechseln.
Nach der Entleerung muss das Beutelende gereinigt und wieder verschlossen werden.
Der Kolostomiebeutel wird bei festen und geformten Stuhlgängen verwendet.
(Die Ausscheidung wird in diesem Fall ca. zweimal pro Tag erfolgen.)
Was sollten Sie über die nötigen Hilfsmittel
wissen?
Bei der Stomaversorgung werden grundsätzlich zwei Systemtypen unterschieden:
•
die einteilige Versorgung
•
die zweiteilige Versorgung
Für beide Möglichkeiten sind Ausstreifbeutel oder Kolostomiebeutel erhältlich.
84
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
Die einteilige Versorgung
Bei der einteiligen Variante sind Beutelfolie und Hautschutz miteinander verschweißt.
Oftmals ist eine Lasche zum Anbringen eines Gürtels integriert. Eine beidseitige Umhüllung mit einem natürlichen Vlies erhöht den Tragekomfort und schützt die Haut.
Die einteilige Versorgung sollte mindestens einmal täglich gewechselt werden.
Einteilige Stomaversorgung
85
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
Die zweiteilige Versorgung
Wie der Name sagt, gehören zwei Teile zum System:
•
die Basisplatte, bestehend aus Hautschutz mit Rastring
•
das Gegenstück als der produkt- und größengleiche Versorgungsbeutel
mit dem entsprechenden Rastring
Zweiteilige Stomaversorgung
Das Aufbringen der Versorgungsbeutel ist mit etwas Übung oft leichter zu bewerkstelligen
als anfangs angenommen. Basisplatten können ca. zwei bis vier Tage, je nach Art der
Ausscheidung, auf der Haut belassen werden. Bitte bedenken Sie bei Undichtigkeit, hoher Temperatur und Brennen oder dergleichen, diese lieber einmal häufiger zu ­wechseln
als gewohnt. Der Beutel sollte täglich gewechselt werden.
Kriterien wie:
•
Lage, Form und Ausscheidung der Stomaanlage
•
Beschaffenheit der Haut
•
eventuelle Behinderungen wie Rheuma, Gicht oder Arthrose
•
druckempfindliche Bauchdecke
•
Kleidungsgewohnheiten
können Ihre Wünsche in Bezug auf eines der genannten Systeme beeinflussen. Lassen
Sie sich nicht entmutigen, sondern vertrauen Sie Ihren erfahrenen Stomatherapeuten, der
Pflegekraft oder Ihrem Arzt.
86
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
Hautschutzmaterialien
Die sogenannten synthetischen Hautschutzmaterialien bestehen u. a. aus natürlichen
Grundsubstanzen wie:
•
Gelatine
•
Zellulose (beide Substanzen können Wasser binden)
•
Pektin (regt die geschädigte Haut zur Granulation [Heilung] an)
Die natürlichen Grundsubstanzen sind so miteinander gebunden, dass sie den gewünschten
Eigenschaften entsprechen:
•
hygroskopisch (Feuchtigkeit wird aufgenommen)
•
weich und anschmiegsam; somit flexibel bei Narben etc.
•
Haftung auf feuchter Haut
•
Heilung der Haut unter den Hautschutzmaterialien
•
widerstandsfähig gegen Ausscheidungen
Dadurch sind ebenfalls ein Schutz der parastomalen Haut und eine Sicherheit vor Austritt von Ausscheidung gegeben. Vorgefertigte gewölbte Hautschutzmaterialien sorgen
u. a. bei Unebenheiten für den idealen Kontakt mit der stomaumgebenden Haut.
Versorgungen mit diesen Hautschutzmaterialien ermöglichen Ihnen entsprechende
­Freizeitaktivitäten wie Baden, Schwimmen oder Saunen.
87
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
Bitte beachten Sie folgende Hinweise
Lagerung
•
trocken und bei Zimmertemperatur
•
nicht zu große Mengen verordnen lassen
(ca. vier- bis sechswöchiger Bedarf reicht)
Kontrolle und Wechsel der Hautschutzmaterialien sind häufiger erforderlich bei
•
dünnen, aggressiven Ausscheidungen
•
bestehenden Harnwegsinfektionen
•
Fieber, starkem Schwitzen
•
hohen Temperaturen (Sommer, Urlaub, Beruf)
•
nässenden Hautdefekten
•
starken Blähungen
•
erhöhter Schleimbildung des Stomas
•
Medikamenteneinnahme (z. B. Antibiotika,
Zytostatika, Antirheumatika)
•
nach dem Schwimmen oder Saunen
Bitte beachten Sie: Ihre Stomaversorgung ist bereits undicht, wenn Ihre peristomale Haut
(direkt das Stoma umgebende Haut) mit Ausscheidungen in Kontakt kommt!
88
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
DER VERSORGUNGSWECHSEL
Schritt für Schritt
Während Ihres Krankenhausaufenthaltes wird die Stomaversorgung durch geschultes
Personal auf der Station durchgeführt. Wahrscheinlich hatten Sie aber auch schon im
Krankenhaus Gelegenheit, Ihr Stoma – unter Anleitung – selbst zu versorgen. Die Versorgungsmaterialien wurden dabei anfangs von der Klinik zur Verfügung gestellt. Auch um
die Entsorgung der benutzten Beutel mussten Sie sich nicht persönlich kümmern.
Der Beginn der Selbstversorgung wird daher für Sie mit einer Mehrbelastung verbunden
sein. Sicherlich bedarf es für Sie auch einer gewissen Überwindung, diese Aufgaben
selbst zu übernehmen.
Sie werden sich leichter tun, wenn Sie sich stets vor Augen halten, dass Sie durch
Verzicht auf fremde Hilfe einen wesentlichen Beitrag zu Ihrer Selbstständigkeit und
Unabhängigkeit leisten können. Anfangs werden Sie für das Anlegen der Versorgung
sicher mehr Zeit benötigen, als dies im Krankenhaus mit Hilfe der Fall war. Sie sind
unter Umständen ungeduldig und ärgern sich über kleine Ungeschicklichkeiten. Lassen
Sie sich nicht entmutigen! „Übung macht den Meister!“ Dieses geflügelte Wort trifft auch
für die Stomaversorgung zu.
Sprechen Sie auch mit Ihren Angehörigen über den nötigen Zeitaufwand für Pflege und
Versorgung des Stomas. Diese werden dann sicher Verständnis dafür aufbringen, dass
Sie Badezimmer oder Toilette länger belegen, als dies früher der Fall war.
Das Anlegen der Versorgung können Sie erleichtern, indem Sie dabei Schritt für Schritt
vorgehen. Auf diese Weise stellt sich langsam eine Routine ein, die hilft, Zeit zu sparen,
und die Ihnen zugleich Sicherheit vermittelt.
Ein allgemein gültiger Zeitplan für das tägliche Wechseln der Versorgung lässt sich nicht
festlegen, da jeder Mensch seinen eigenen Ausscheidungsrhythmus hat.
Nach Möglichkeit sollte das Wechseln der Versorgung am selben dafür vorgesehenen
Ort stattfinden. Das Badezimmer ist hierfür besonders geeignet. Der Austausch der Versorgung kann hier praktischerweise im Stehen am Waschbecken vorgenommen werden.
Unterwegs müssen Sie an die sich ändernden Gegebenheiten denken.
89
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
Versorgungsmaterialien zurechtlegen
Legen Sie sich bereits vor dem Versorgungswechsel alle benötigten Materialien ­zurecht.
Dazu gehören:
I. Mullkompressen
•
fünf Kompressen mit Wasser
•
mindestens zwei weiche, saugfähige Kompressen, trocken
II. Neue Versorgung
Wird eine neue Versorgung angewendet, die auf Ihre individuelle Stomagröße ­angepasst
werden muss, so empfiehlt es sich, den Hautschutz bereits vorher auszuschneiden. Sie
haben mittels einer Schablone oder Messkarte Ihre Stomagröße ermittelt. Schneiden Sie,
falls nötig, den Hautschutz stets unter Zuhilfenahme einer Schablone entsprechend zu.
Achten Sie darauf, dass zwischen Stoma und Haut kein Hautbezirk unbedeckt bleibt.
Das Stoma sollte dabei dicht umschlossen sein, es darf aber nicht eingeengt werden.
III. Rasierer
Benutzen Sie einen Einmalnassrasierer mit seitlich geschützter Klinge, falls im Gebiet um
das Stoma Haare entfernt werden müssen.
Durchführung des Versorgungswechsels
•
Legen Sie Ihren Entsorgungsbeutel und die Kompressen entsprechend bereit.
•
Ziehen Sie das Schutzpapier der neuen Versorgung ab.
•
Entfernen Sie nun vorsichtig die alte Versorgung.
Allzu starkes Reißen sollte dabei vermieden werden. Am besten lösen Sie die Klebe- bzw. Hautschutzfläche mit einer Hand vorsichtig von der Haut, während Sie
den Hautbezirk mit der anderen Hand festhalten. Durch den dabei entstehenden
Gegendruck wird der mechanische Reiz gegenüber der Haut gering gehalten.
90
PRODUKTE UND
VERSORGUNGSWECHSEL
•
Werfen Sie die gebrauchte Versorgung in den Entsorgungsbeutel.
•
Reinigen Sie die Haut von außen nach innen mit in Wasser getränkten Kompressen zum Stoma hin mit kreisenden Bewegungen. Dadurch lässt sich vermeiden,
dass Stuhlreste oder Bakterien in das umliegende Hautgebiet gelangen.
•
Trocknen Sie abschließend die Haut mit trockenen Kompressen gut ab.
•
Gehen Sie dabei sanft mit der Haut um. Zu heftiges Reiben belastet die Haut nur
unnötig.
•
Befinden sich Haare im Bereich des Stomas, so sollten diese nach erfolgter
Reinigung – möglichst mit einem Einmalrasierer und Wasser – entfernt werden.
Das Abziehen des Beutels gestaltet sich ansonsten schmerzhaft. Zudem kann es
durch Entzündung der Haarwurzeln leicht zu Irritationen oder Entzündungen der
Haut kommen.
•
Leichte Blutungen der Stomaschleimhaut sind im Rahmen der Reinigung ohne
Bedeutung. Die Ursache ist meist ein starkes Reiben. Falls sie länger andauern,
sollten Sie dies jedoch Ihrem Stomatherapeuten mitteilen.
•
Legen Sie nun die Versorgung auf der Haut an.
•
Achten Sie dabei darauf, dass der Lochausschnitt des Hautschutzes über der
Stomaöffnung angebracht wird und dass die Versorgung faltenfrei sitzt.
•
Modellieren Sie die Hautschutz- und Klebematerialien gut an.
•
Benutzen Sie für das Anlegen der Versorgung, falls erforderlich, einen Spiegel,
um das Stoma besser einsehen zu können.
•
Kontrollieren Sie bei der zweiteiligen Versorgung nochmals, ob Ihr Beutel gut auf
der Basisplatte eingerastet ist.
•
Schließen Sie bei Ihrem Ausstreifbeutel den integrierten Verschluss oder bringen
Sie die Klammer an.
•
Bitte benutzen Sie für die umliegende Stomahaut keine Creme, Lotion etc., sondern nur nach Absprache mit Ihrem Stomatherapeuten ausgewählte Produkte.
91
LEBENSWEISE
Wichtige Hinweise zur Ernährung
Das Wohlbefinden gründet nicht zuletzt auf einer gesunden, ausgewogenen Ernährung.
Allgemeingültige Diätvorschriften für den Stomapatienten lassen sich nicht formulieren.
Sofern keine andere Erkrankung vorliegt, die eine bestimmte Diät erforderlich macht,
können Stomapatienten nach der Operation – langsam mit einer Schonkost beginnend –
wieder normale Kost zu sich nehmen. Nutzen Sie aber gerade in dieser Umstellungsphase die Chance, sich zukünftig bewusster und gesünder zu ernähren. Grundsätzlich sollten
Stomapatienten bei jedem Nahrungsmittel die Wirkung auf die Verdauung beobachten.
Führen Sie nach Möglichkeit darüber Buch, welche Lebensmittel Blähungen mit sich bringen, Durchfall bzw. Bauchkrämpfe verursachen oder einen besonders unangenehmen
Geruch erzeugen. Lassen Sie ein Nahrungsmittel, das zu einer Störung geführt hat, für
einige Zeit weg und setzen Sie es eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den
Speiseplan. Unter Umständen erweist sich dieses Nahrungsmittel nach einer bestimmten
Zeit durchaus wieder als verträglich. Hochprozentige alkoholische Getränke führen
häufig zu einer gesteigerten Ausscheidungsfrequenz.
Spezielle Aspekte bei der Ileostomie
Ileostomie-Träger müssen – um Komplikationen zu vermeiden – faserhaltige Lebensmittel
gut kauen und nur in begrenzten Mengen verzehren (Stomablockade). Auch der vermehrte Verlust lebenswichtiger Körpersalze (Elektrolyte) sollte bei dieser Patientengruppe ausgeglichen werden. Dies lässt sich medikamentös oder durch die heute in vielen Varianten
verfügbaren Sportdrinks leicht durchführen. Bitte nehmen Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Speziell Ileostomie-Patienten sollten auch ein Augenmerk auf ihre Urinausscheidung richten. Ihre Urinausscheidung sollte in 24 Stunden 1 Liter betragen (messen Sie eventuell
über 24 Stunden Ihren Urin).
Denken Sie daran, dass generell der tägliche Flüssigkeitsbedarf ca. 2- 2,5 Liter beträgt.
92
LEBENSWEISE
Wichtig!
Dünndarmlösliche Medikamente wie z. B. die Antibabypille werden aufgrund der veränderten Verhältnisse nicht oder lediglich mangelhaft vom Darm aufgenommen (und verlieren dadurch ihre Wirkung). Hinsichtlich der Verträglichkeit der einzelnen ­Nahrungsmittel
sei auf die nachfolgenden Tabellen verwiesen (Quelle: Stomata und Fisteln, SchwarzeckVerlag, München).
TABELLE 1, EIWEISSHALTIGE NAHRUNGSMITTEL
zu empfehlen
eventuell
einzuschränken
Milchprodukte
Spezial-Sauermilchen:
Sahnejoghurt, Biojoghurt,
Buttermilch, Milch, Sauerrahm
in kleinen Mengen
Sahne
Käse
Magerquark, leicht verträgliche Käse
bis 30 % Fett i. T.
Käse mit hohem
Fettgehalt
Fleisch*
Steak, Rindfleisch, Kalbfleisch,
Hammelfleisch, Geflügel, Huhn,
Wild, Wildgeflügel, Kalbsleber,
Tartar, kalter Braten, Lachsschinken,
fettarme Wurst
Fisch*
alle fettarmen Fische gedünstet
Eier*
in Speisen gebunden, weich gekochtes Ei,
Rührei, Spiegelei, verlorenes Ei
Sojaprodukte
Sojaflocken, Sojamehl,
Sojaerzeugnisse
(hoher Eiweißgehalt),
Soja-Brotaufstriche
EiweiSSkonzentrate
Trockenmagermilch,
Glidine, 80 % Weizeneiweiß,
Leber-Diät, Molat
Nüsse**
Nussmus zum Binden von Säften
*Geruchsbildung bzw. Blähungen, deshalb testen
**Wichtig: gut kauen, sonst besteht Gefahr der Stomablockade
93
vermeiden, falls
Reaktionen auftreten
überreifer Käse
(erzeugt Geruch)
in stark erhitztem Fett
gebratene Fische,
Räucherfisch, Aal
hart gekochte Eier
Nüsse
LEBENSWEISE
TABELLE 2, KOHLENHYDRATE
eventuell
einzuschränken
vermeiden, falls
Reaktionen auftreten
Brote und
Gebäcke
Waffelbrot, Knisterbrot, Knäckebrot (beide
leicht verträglich), Rogga, Vollkornzwieback
mit Eiweiß angereichert, Zwieback, mit
Eiweiß angereichertes Brot, Slank-Toast,
leichte Vollkornbrote (evtl. getoastet), leichte,
mit Fruchtzucker gesüßte Gebäcke, mit
Fruchtzucker gesüßter Kuchen
frische Brote
grobe Vollkornbrote,
Pumpernickel,
fettreiche Gebäcke
und Torten
Getreide
Getreide, Weizendiätflocken, (mit hohem
Eiweißanteil), Instant-Haferflocken,
Hirseflöckli, Reisdiät, Naturreis, Teigwaren
mit Soja- und Weizenkeimzusätzen, leicht
verträgliches Fertigmüsli, Weizenkeime,
feiner Schrot, Vollkornmehle
grobe Flocken,
Gemüse*
Karotten, Sellerie, Rote Beete, gedünstete
Gurken, Auberginen, Chicorée, zarte
Kohlrabi, Schwarzwurzeln, Tomaten ohne
Schale gedünstet, Fenchel, evtl. am Anfang
alles püriert
grober Schrot
Milchsauer
vergorene
Gemüse
Rote Beete, Sellerie
Pilze, evtl. grüne
Bohnen, evtl. feine
grüne Erbsen, Spargel
(erzeugt häufig
Geruch), Blumenkohl,
Tomaten mit Schale
Gemüse roh,
Säfte**
milchsauer vergorene Säfte, Gemüsesäfte
erst gebunden in Schleimsuppe, Leinsamenschleim, Instantflocken, Eiweißkonzentrate
(siehe bei Eiweiß)
alles, was persönlich
Blähungen und häufige
Stühle erzeugt
Salate
erst in kleinen Mengen aufbauen: alle grünen
Salate mit Buttermilch oder wenig Öl angerichtet, ganz fein geriebene Rohkost
grobe Rohkost
Obst
langsam aufbauen:
Babyfrüchte, fein püriert, gedünstetes Obst,
geschlagene Banane, fein geriebener Apfel,
püriertes Obst in Quark; alle weiteren
Obstsorten, die vertragen werden (evtl.
püriert)
Trauben, Obstsorten
mit dicker Schale,
Pflaumen, Kirschen,
Mirabellen (erlaubt in
pürierter Form)
zu empfehlen
*Geruchsbildung bzw. Blähungen, deshalb testen
**Wichtig: gut kauen, sonst besteht Gefahr der Stomablockade
94
Zitrusfrüchte
alle Kohlarten, Paprika,
Lauch, Sauerkraut,
Hülsenfrüchte, Zwiebel,
Knoblauch (am besten
in Pulverform), Spinat
(wird meist nicht
vertragen)
grobe Rohkost
LEBENSWEISE
TABELLE 2, KOHLENHYDRATE (Fortsetzung)
zu empfehlen
eventuell
einzuschränken
Obstsäfte
besonders geruchshemmend: Preisel­beerund Heidelbeer-Dicksaft, Aprikosen-Dicksaft,
Sanddorn mit Fruchtzucker, Diätsäfte mit
Fruchtzucker, Muttersäfte ungezuckert
Säfte, die mit Zucker
gesüßt sind
Marmeladen
Apfelkraut, Pflaumenmus mit Fruchtzucker,
gesüßte Konfitüren, kleine Mengen Honig
bei dünnen Stühlen:
Honig
Zucker
Fruchtzucker in kleinen Mengen, Levoral
flüssig, Milchzucker bei festen Stühlen
Zucker
Kräutertees, Schwarzer Tee, koffeinfreier
Kaffee, in kleinen Mengen Rotwein, Wasser
ohne Kohlensäure
Sekt, evtl. bei
dünnen Stühlen
kohlensäurehaltiges
Mineralwasser, Bier
(unter Umständen
stark blähend und
geruchserzeugend)
stark kohlensäurehaltige Getränke
eventuell
einzuschränken
vermeiden, falls
Reaktionen auftreten
Getränke
vermeiden, falls
Reaktionen auftreten
alle stark gezuckerten
Marmeladen
*Geruchsbildung bzw. Blähungen, deshalb testen
**Wichtig: gut kauen, sonst besteht Gefahr der Stomablockade
TABELLE 3, FETTE UND ÖLE
zu empfehlen
Fette und Öle
hochwertige Pflanzenöle mit einem
hohen Anteil an mehrfach ungesättigten
Fettsäuren (Polyensäuren) und Vitamin E:
Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Kürbiskernöl,
Kürbiskernöl, ungehärtete Diätmargarinen,
etwas frische Butter
95
LEBENSWEISE
Beispiel Ernährungsplan
Um Unannehmlichkeiten für sich und Ihre Mitmenschen zu vermeiden, sollten Sie die
Wahl der Nahrungsmittel auf den Tagesablauf hin abstimmen. So sollte beispielsweise
vor Besuch von gesellschaftlichen Veranstaltungen (Konzerte, Einladungen) auf den
Genuss von Kohl oder ähnlichen, stark geruchserzeugenden Nahrungsmitteln verzichtet
werden. Unverträglichkeiten bei Nahrungsmitteln bekommen Sie am besten in den Griff,
wenn Sie Ihre Beobachtungen in einen Ernährungsplan eintragen.
Zeit
Nahrungsaufnahme was/wie viel
Verdauung wann/wie
Montag
7:30
1 Brötchen mit Honig, Ei, 1 Kaffee
10:00
1 Wurstbrot, 1 Saft
10:00
12:00
Würstchen mit Kraut, Püree, 1 Nachspeise
21:00
16:00
Kuchen und Kaffee
Blähungen – Kraut??
18:00
2 Stück Vollkornbrot mit Käse, Mineralwasser
Vollkornbrot??
Dienstag
Mittwoch
96
LEBENSWEISE
Tipps für die richtige Ernährung
•
Halten Sie möglichst planmäßige Essenszeiten ein. Nehmen Sie mehrere
kleine Mahlzeiten – über den Tag verteilt – zu sich. Sie können dadurch
zu einer ­regelmäßigen Darmtätigkeit und Stuhlentleerung beitragen.
•
Nehmen Sie das Essen in einer ruhigen Atmosphäre ein!
•
Kauen Sie die Speisen gründlich!
•
Versuchen Sie, beim Essen möglichst wenig Luft zu schlucken, da dies
zur ­Bildung von lästigen Darmgasen führen kann. (Denken Sie daran,
dass Sie beim Sprechen während der Mahlzeit Luft schlucken.)
Was tun bei Verdauungsstörungen?
Als Folge von Diätfehlern bzw. einer Darmerkrankung kann es zu Durchfall, d. h. zu
häufigen, dünnflüssigen Stuhlentleerungenkommen.
•
Bei Durchfall sollten Sie stets ein Kohlepräparat vorrätig haben. Darüber ­hinaus
sollten Sie auf eine fett-, eiweiß-, zellulose- und gewürzarme Kost
umsteigen. Sollte der Durchfall jedoch über längere Zeit anhalten, so ist ein Arzt
zu konsultieren.
•
Ein Tipp für Kolostomieträger: Immer Ausstreifbeutel als Reservever­sorgung
bereithalten.
•
Diättipp: geriebener Apfel, Banane, stopfende Lebensmittel, Verzicht auf
säurehaltige Säfte
•
Von Verstopfung wird bei unregelmäßigen, zu seltenen, zu geringen
bzw. zu harten Stühlen gesprochen. Verantwortlich hierfür ist meist eine
schlackenarme Kost.
•
Diättipp: Schlackenreiche Kost wie Vollkornbrot, Weizenschrot, Obst, Gemüse
etc. bietet gute Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Verdauung.
Eine ausreichende Trinkmenge kann hier ebenfalls Abhilfe schaffen.
•
Abführmittel sollten hier nur eingesetzt werden, wenn eine natürliche Ernährungsumstellung ohne Erfolg auf die Darmtätigkeit geblieben ist.
97
LEBENSWEISE
Eine regelmäßige, länger andauernde Verstopfung, die sich auf diese Art und Weise
nicht beheben lässt, muss vom Arzt behandelt werden. Er sollte auch die Einnahme
von Abführmitteln kontrollieren, wenn diese über einen längeren Zeitraum genommen
werden müssen.
Gegen Blähungen helfen auch Naturmittel. Sie können z. B. auf alte Hausmittel zurückgreifen wie Kümmel-, Fenchel- und Anistee. Bei anhaltenden Problemen mit Blähungen
verordnet Ihnen Ihr Arzt entsprechende Medikamente. Nicht zuletzt sollten Sie das Rauchen meiden, da auch dabei ständig Luft geschluckt wird.
Diättipp, um Blähungen zu vermeiden:
Preiselbeersaft, „grünes“ Gemüse bzw. Petersilie, Joghurt.
Was Sie beim Umgang mit Medikamenten bzw. bei bestehenden Erkrankungen bedenken müssen: Informieren Sie Ihre behandelnden Ärzte grundsätzlich über Ihr Stoma.
Arzneimittel können Verdauungsbeschwerden verursachen. So führen z. B. Antibiotika
oft zu Durchfall, wogegen Schmerzmittel u. U. eine Verstopfung zur Folge haben können.
Wichtig: Bei Durchfall kann es vorkommen, dass ein Medikament nicht vom Körper
aufgenommen wird.
Positives Denken
Viele Menschen neigen nach der Stomaoperation dazu, ausschließlich ihre Krankheit
bzw. das Stoma in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.
Häufig vergessen sie darüber, dass sie vor der Operation ein Leben geführt haben, das
gerade durch das familiäre Umfeld, durch Freunde, Hobbys und Sport lebenswert war.
Die Tatsache, dass Sie nun ein Stoma tragen, sollte Sie nicht davon abhalten, wieder
an diese Zeiten anzuknüpfen. Nicht zuletzt kann das Stoma auch wesentlich dazu beitragen, Beschränkungen aufzuheben, denen Sie während Ihrer Krankheit bzw. vor der
Operation unterworfen waren. Damit schafft das Stoma möglicherweise Voraussetzungen
dafür, wieder aktiver als zuvor am Leben teilnehmen zu können.
98
LEBENSWEISE
Wenn Sie nach einer gewissen Erholungsphase in den Alltag zurückkehren, besteht kein
Anlass, sich nicht mehr vollwertig zu fühlen. Hüten Sie sich allerdings davor, für Probleme, die bereits vor dem Stoma bestanden, wie z. B. Kontaktschwierigkeiten, nunmehr
das Stoma verantwortlich zu machen. Alles in allem: Denken Sie daran, dass die Stomaoperation Ihnen die Möglichkeit gibt, wieder in Ihrem gewohnten Umfeld zu leben! Wenn
Sie den Zustand vor der Operation mit Ihrer jetzigen Situation vergleichen, werden Sie
feststellen, dass diese neue Chance für Ihr Leben letzten Endes schwerer wiegt als die
operationsbedingten Einschränkungen.
Berufliche Aktivität
Stomaträger, die nach der Rehabilitation in den Beruf zurückkehren, finden – wie die
­Erfahrung zeigt – leichter Anschluss an den Alltag. Aus ärztlicher Sicht gibt es kaum
einen Beruf, den Sie als Stomaträger nicht wieder aufnehmen können. Die meisten Patienten werden deshalb auch wieder in ihren alten Beruf zurückkehren. Probleme sind dabei
in der Regel nur für Patienten zu erwarten, die in ihrer Tätigkeit schweren körperlichen
Belastungen unterworfen sind. Dadurch wird die Bruchbildung erheblich begünstigt.
Auch Arbeiten in der Hocke und im Bücken sind nicht unproblematisch. (Denken Sie an
die Vorbeugung, d. h. Leibbinde.)
Zeittaktgebundene Arbeiten und Arbeitszeiten, die eine regelmäßige Ernährung
­erschweren, sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Hier kann ein Gespräch mit
dem Arzt und dem Arbeitgeber zur Problemlösung beitragen.
Die Kollegen informieren?
Sie machen sich sicher Gedanken darüber, ob es sinnvoll ist, in Ihrem beruflichen Umfeld
über Ihr Stoma zu sprechen. Diese Auskunft bleibt Ihnen freigestellt. Nachdem man heute
aufgrund der hohen Qualität der Stomaversorgungen davon ausgehen kann, dass Ihnen
in der Regel niemand Ihre Stomaversorgung anmerken wird, besteht dazu keine Notwendigkeit. Allerdings kann u. U. ein klärendes Wort vonnöten sein, wenn Sie gezwungen
sind, häufiger das Bad oder die Toilette zu benutzen.
99
LEBENSWEISE
Für den Fall, dass Sie Ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem zuständigen Arbeitsamt auf. Hier werden Sie über alle ­Möglichkeiten
einer Umschulung informiert.
Der Weg zurück an den Arbeitsplatz
Die Rückkehr in das Arbeitsleben sollte sinnvoll geplant werden. Dabei sind einige
­wichtige Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Sie selbst sollten hierfür zumindest ­folgende
Voraussetzungen erfüllen:
•
Sie können die Stomaversorgung ohne Hilfe anlegen.
•
Sie sind in der Lage, Ihre Versorgung ohne große Schwierigkeiten zu wechseln.
•
Sie verfügen über genügend körperliche Energie, um Ihr Tagespensum
zu erledigen.
•
Sie können problemlos an die Arbeitsstätte gelangen.
•
Sie wissen, was zu tun ist, wenn Ihr Versorgungssystem undicht wird.
Hier noch einige Ratschläge zu Ihrer Sicherheit
•
Führen Sie stets ein Versorgungssystem mit sich (Entsorgungsbeutel, Versorgung
und Kompressen sind das Nötigste).
•
Bewahren Sie die entsprechenden Materialien in Ihrer Handtasche, im Auto
bzw. am Arbeitsplatz (Schreibtischschrank, Spind etc.) auf. Wechseln Sie ­diesen
Vorrat regelmäßig aus! Auch einen Satz Unterwäsche bzw. Bekleidung für eine
Panne sollten Sie dort bereithalten.
•
Den Berufseinstieg ermöglicht Ihnen eventuell über die ersten Wochen eine
Halbtagstätigkeit. Kommen Sie damit gut zurecht, können Sie später voll in Ihren
Beruf zurückkehren.
100
LEBENSWEISE
Kleidung
Stomapatienten benötigen keine besondere Kleidung. Sie können das Gleiche tragen wie
vor Ihrer Operation. Gefüllte Beutel zeichnen sich u. U. unter eng anliegender ­Kleidung
ab. Leeren Sie den Beutel deshalb regelmäßig. Es ist auch zweckmäßiger, eine weiter
geschnittene, bequemere Kleidung zu wählen.
Ziehen Sie sich entsprechend Ihrem Geschmack an. Legen Sie Wert auf Ihr Äußeres, so
können Sie dazu beitragen, Ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
Unter Ihrer Kleidung wird niemand ein Stoma bzw. eine Stomaversorgung vermuten.
Moderne Versorgungen sind flach und unauffällig gestaltet und so auch unter enger
Kleidung bzw. einem Badeanzug tragbar.
Stomapatientinnen sollten bei der Auswahl von Miederwaren auf Hüfthalter mit starren Leisten und Stangen im Stomabereich verzichten, da diese auf das Stoma drücken ­k önnen. Eine Anpassung von Korsagen für Stomapatientinnen kann durch den
­Bandagisten erfolgen. Für die benötigte Umarbeitung Ihres Mieders erhalten Sie vom
Hausarzt ein Rezept.
Familie und Schwangerschaft
Ihre Familie, Ihre Verwandten und Freunde freuen sich, dass Sie wieder unter ihnen
leben. Trotzdem kann die Situation nach der Operation partnerschaftliche Beziehungen belasten. Auch bei lang verheirateten Ehepaaren werden anfangs psychologische
­Probleme und Hemmungen vorhanden sein. Das vorhandene Schamgefühl und oft auch
Minderwertigkeitskomplexe stellen in der Partnerschaftsbeziehung eine Hürde dar, die
es zu überwinden gilt. Grundsätzlich gilt auch hier die Devise: Sprechen Sie mit Ihrem
Partner über eventuell auftretende Probleme und kapseln Sie sich nicht ab
101
LEBENSWEISE
Partnerschaftliches Verhältnis
Selbstverständlich hängt es stark von der Dauer der Beziehung ab, inwieweit eine Partnerschaft durch die neue Situation belastet wird. Bei Partnerschaften, die schon lange vor
der Stomaoperation bestanden, war der Partner in der Regel sowohl mit der Krankheit als
auch der Notwendigkeit der Operation vertraut. Im Rahmen einer solchen harmonischen
Beziehung stellt eine Stomaversorgung deshalb in der Regel kein allzu großes Problem
dar. Ihr Partner wird sich schon bald daran gewöhnt haben.
Anders ist es, wenn man einen neuen Partner kennenlernt. Hier sollten Sie sich nach
Möglichkeit schon frühzeitig überlegen, wie Sie den Partner über das Vorhandensein
eines Stomas aufklären können. Legen Sie sich dafür ein Konzept zurecht. Sicher ist auch
Ihr Stomatherapeut gerne bereit, Ihnen dabei zu helfen.
Selbstverständlich kann es vorkommen, dass Sie von einem neuen Partner abgelehnt
werden. Das heißt allerdings nicht, dass diese Zurückweisung auf das Stoma zurückzuführen wäre. Einerseits ist die Ablehnung durch einen erwünschten Partner auch bei
Nichtstomaträgern an der Tagesordnung. Andererseits sollten Sie sich fragen, ob eine
Beziehung, die durch ein Stoma verhindert wird, überhaupt tragfähig gewesen wäre.
Thema Sexualität
Sicher fragen Sie sich, ob Sie trotz einer Stomaversorgung ein erfülltes Sexualleben
haben können. Die Wiederaufnahme sexueller Aktivitäten setzt eine gewisse körperliche
Leistungsfähigkeit voraus, für deren Wiedererlangung nach der Operation keine allgemeingültige Zeitspanne genannt werden kann.
Speziell für die intimen Stunden stehen kleinere, sehr diskrete Stomaversorgungsprodukte
zur Verfügung. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen können nach der Operation
aufgrund von Ängsten und Problemen sexuelle Störungen auftreten. Diese können in der
Regel durch ein offenes Gespräch zwischen beiden Partnern behoben werden.
Unter Umständen kann es – operationsbedingt – bei Ihnen zu einer Potenzstörung kommen. Haben Sie keine „falsche Scham“. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt offen
­d arüber. In vielen Fällen lässt sich durch die Einnahme von Medikamenten dieses
Problem beseitigen.
102
LEBENSWEISE
Stoma und Kinderwunsch
Jüngere Frauen, bei denen ein Stoma angelegt wurde, müssen nicht auf Kinder verzichten. Schwangerschaft und Geburt laufen bei Stomaträgern nicht anders ab als
bei anderen Frauen.
Es bestehen keine medizinischen Einwände aufgrund des Stomas. Wie die vorliegenden
Erfahrungen zeigen, treten Komplikationen wie z. B. Fehlgeburten nicht häufiger auf
als bei anderen Schwangeren. Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist zu empfehlen.
Freizeit und Sport
Auch nach einer Stomaoperation müssen Sie auf Ihre gewohnten Freizeitaktivitäten
nicht verzichten. Im Gegenteil, gerade sportliche Betätigung kann dabei helfen, wieder
Anschluss zu finden.
Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Sie die Bauchdecke beim Sport nicht überbeanspruchen. Gymnastik bzw. ein aufbauendes Konditionstraining bieten gute Ausgangsmöglichkeiten für körperliche Fitness.
An Ballspielen können Sie jederzeit teilnehmen, dies gilt auch für Segeln, Wandern und
Skilaufen. Von anstrengenden Sportarten wie Rudern und Gewichtheben, die zu einer
starken Beanspruchung der Bauchmuskulatur führen, ist jedoch abzuraten.
Bei Mannschafts- und Ballsportarten bzw. immer dann, wenn Sportgeräte das Stoma
gefährden könnten, sollte eine Prolapsplatte getragen werden. Sie ist im Sanitätsfachhandel erhältlich. Prolapsplatten schützen das Stoma vor einer Gefährdung, ohne den
Stomaträger zu behindern.
Auch auf Schwimmen brauchen Sie nicht zu verzichten. Baden im Meer oder im
Schwimmbad ist jederzeit möglich. Spezielle Badekleidung ist im Fachhandel erhältlich.
Ansonsten sollten Frauen einen Badeanzug und Männer spezielle Badehosen tragen.
103
LEBENSWEISE
Geselligkeit und Reisen
Gesellschaftliche Angebote können Sie ohne Einschränkungen – wie vor Ihrer Stomaoperation – wahrnehmen. Knüpfen Sie wieder an Ihre alten Kontakte an, lernen Sie neue
Menschen kennen. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass man Ihnen Ihre Stomaoperation anmerkt. Die moderne Stomaversorgung verhindert heute weitestgehend jede
Geruchsbelästigung. Zudem ist sie unter normaler Kleidung unauffällig zu tragen. Einer
Teilnahme an Festen und Vereinsaktivitäten steht also nichts im Wege.
Planvoll reisen
Reisen Sie, so oft und wohin Sie möchten. Von der Kreuzfahrt bis zum Campingurlaub
– Sie können alle Ziele ansteuern.
Dabei sollten Sie lediglich berücksichtigen, dass Sie sich bei guter Gesundheit fühlen müssen. Auch sollte sichergestellt sein, dass ausreichend Zeit und Gelegenheit
vorhanden ist, das Stoma richtig zu versorgen. Achten Sie darauf, dass Ihnen nach
Möglichkeit eine eigene Toilette zur Verfügung steht. Darüber hinaus sollten Sie in Ihrem
Handgepäck die wichtigsten Versorgungsartikel mit sich führen. Nicht selten kommt es
bei Flugreisen vor, dass Ihre Koffer nicht oder verspätet am Urlaubsort eintreffen. Durch
gezielte Vorsorge können Sie vermeiden, dass Ihre Urlaubstage durch eine fehlende
Stomaversorgung getrübt werden.
Bedenken Sie auch, dass Versorgungsartikel nicht in allen Ländern in der Ihnen
­gewohnten Qualität und Ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend erhältlich sind
(Auskünfte erhalten Sie bei den Herstellerfirmen). Gerade bei Reisen in südliche und
tropische Länder sollten Sie Ihren Arzt vorab nach möglichen Risiken und Komplikationen
fragen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten und eventuell Medikamente verschreiben.
Aufgrund der ungewohnten Kost, aber auch wegen mangelnder ­Hygiene kann es zu
Störungen der Verdauung kommen. Obst sollte deshalb stets gewaschen oder geschält
werden, Wasser muss vor dem Trinken und eventuell auch vor der ­Durchführung einer
Irrigation abgekocht werden. Speziell bei Reisen in tropische Länder sollten Sie einen
strapazierfähigen hygroskopischen und doch stabilen ­Hautschutz verwenden.
104
LEBENSWEISE
Soziale Absicherung
Für die Wiedereingliederung von Stomapatienten in Beruf und Gesellschaft stehen von
staatlicher Seite umfassende soziale Hilfen zur Verfügung. Es gibt keinen Grund, darauf
zu verzichten.
Nutzen Sie das soziale Netz
Stomaträger haben unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf einen Schwerbehinderten-Ausweis. Dieser kann in dem für den jeweiligen Wohnort zuständigen Versorgungsamt beantragt werden.
Lassen Sie sich durch den Begriff „schwerbehindert“ nicht schrecken. Immerhin sichert
Ihnen dieses „Etikett“ eine Reihe wichtiger Rechte und finanzieller Vorteile. Um eine Unterstützung nach dem Schwerbehinderten-Gesetz zu erhalten, ist vorab die Feststellung
des Grades der Behinderung durch das Versorgungsamt erforderlich. Sie erhalten darüber einen schriftlichen Bescheid. Wenn Sie mit dessen Inhalt nicht einverstanden sind,
können Sie dagegen Einspruch einlegen.
Der Schwerbehinderten-Ausweis enthält u. a. einen Vermerk über den Grad der Behinderung. Liegen weitere Behinderungen vor, so ist eine Steigerung des Prozentsatzes
möglich. In diesem Fall wird ein Grad der Behinderung für die Gesamtbehinderung
festgesetzt. Patienten, die bereits vor einer Stomaoperation behindert waren, sollten deshalb beim Versorgungsamt einen Antrag auf Neufestlegung des Grades der Behinderung
einreichen. Schwerbehinderte können je nach ihrer individuellen Situation zahlreiche
Vergünstigungen erhalten.
Dazu zählen u. a.:
•
steuerliche Vorteile bei der Lohn- und Einkommensteuer
•
Zusatzurlaub (in der Regel fünf Tage)
•
erweiterter Kündigungsschutz
105
LEBENSWEISE
Des Weiteren sollte die Möglichkeit zum Erhalt folgender Leistungen abgeklärt werden:
•
Senkung der Kfz-Steuer (nähere Informationen: Finanzamt)
•
Befreiung von Rundfunkgebühren
•
Ermäßigung der Telefongebühren (nähere Informationen: Sozialamt,
Post- und Fernmeldeämter)
•
ermäßigter Beförderungstarif der Deutsche Bahn AG bzw. anderer
öffentlicher Verkehrsträger
•
Gewährung von Wohngeld
•
Förderung im Rahmen der beruflichen Bildung
Betroffene, die vor der Stomaoperation in einem festen Arbeitsverhältnis standen, können
über einen längeren Zeitraum Ansprüche auf Krankentagegeld geltend machen. Nach
dieser Zeit kann, sofern die Arbeitsfähigkeit noch nicht wiederhergestellt ist und Aussicht
auf eine Wiedereingliederung in den Beruf besteht, bei der Rentenversicherung bzw.
dem Versorgungsamt eine zeitlich begrenzte Rente beantragt werden. Eine Rente auf
unbestimmte Zeit kann beantragt werden, wenn keine Aussicht auf Wiedereingliederung
in das Berufsleben besteht und zugleich ein Versicherungsnachweis über mehrere Jahre
erbracht werden kann.
Ein Antrag auf Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe kann gestellt werden,
wenn nach Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit keine neue Arbeitsstelle vermittelt
werden kann. Über die Möglichkeit einer Umschulung informieren die ­z uständigen
Arbeitsämter.
Die Kur – ein wichtiger Schritt zur Genesung
Für die Durchführung von Anschlussbehandlungen steht ein breites Angebot spezialisierter Rehabilitationskliniken zur Verfügung. Deren Aufgabe liegt darin, unter ärztlicher Aufsicht die Wiederanpassung an die Alltagsbelastung zu fördern. Die Kur muss spätestens
14 Tage nach Entlassung aus der Klinik angetreten werden.
Für Mitglieder einer gesetzlichen Krankenkasse ist durch den behandelnden Arzt bzw.
das Krankenhaus eine Zustimmungserklärung zur Anschlussheilbehandlung einzureichen.
Für Tumorpatienten gibt es Sonderregelungen. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer örtlichen Krankenkasse.
106
LEBENSWEISE
Leistungen der Krankenkasse
Nach Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes (GSG) haben die Spitzenverbände der Krankenkassen ein Hilfsmittelverzeichnis für Stomaartikel erstellt. Die darin
­aufgeführten Stomaversorgungsartikel sind erstattungsfähig, d. h., sie werden von Ihrer
Krankenkasse übernommen, sind aber zuzahlungspflichtig.
Für die Materialien, die Sie zur Versorgung Ihres Stomas benötigen, erhalten Sie ein vom
Arzt erstelltes Rezept. Bitte achten Sie darauf, dass Ihr Arzt das Rezept korrekt ausfüllt: Er
muss ein Hilfsmittelrezept verwenden oder auf einem allgemeinen Rezept die Ziffer „7“
(Hilfsmittel) ankreuzen und den Verordnungszeitraum angeben. Die Stomaartikel sollten
keineswegs gemeinsam mit Arznei-, Verband- oder Heilmitteln verordnet werden. Auf
dem Rezept ist unbedingt die genaue Diagnose, z. B. Stoma infolge von Kolonkarzinom,
anzugeben. Stomaartikel sind weder budget- noch richtgrößenrelevant.
Ab dem 01.01.2004 sind Stomaprodukte zuzahlungspflichtig. Sie zählen zu den zum
Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln. Hier gilt eine gesetzliche Zuzahlungsregelung von
10 % je Packung, höchstens jedoch 10 Euro für den Monatsbedarf.
Die Zuzahlung wird direkt an den Leistungserbringer (Home-Care-Unternehmen) gezahlt
und quittiert. Besitzen Sie einen Zuzahlungs-Befreiungsausweis, wird keine Zuzahlung
pro Monat fällig. Eine eventuelle zusätzliche Eigenbeteiligung ist u. a. vom Bundesland
und von der jeweiligen Krankenkasse abhängig. Nähere Informationen erhalten Sie vom
Leistungserbringer Ihrer Wahl. Private Krankenkassen erstatten die Kosten entsprechend
den Vertragsbedingungen.
Nachsorge
Durch die heutigen medizinischen Möglichkeiten und Operationstechniken konnte Ihnen
geholfen werden. Seien Sie nun nicht nachlässig und versäumen Sie nicht Ihre ärztlichen
und pflegerischen Nachsorgetermine. Nur so kann der Erfolg auf Dauer gesichert und
Ihre Genesung optimal kontrolliert werden.
107
LEBENSWEISE
Das Beckenbodentraining:
Die Beckenbodengymnastik kann von allen Menschen durchgeführt werden. Hierfür gibt
es keine Einschränkungen.
Ein regelmäßiges Trainieren der Beckenbodenmuskulatur kann eine
Stuhlinkontinenz verhindern bzw. reduzieren.
Warum gerade die Beckenbodenmuskulatur trainieren?
Die Beckenbodenmuskeln schließen das Becken nach unten ab. Sie umschließen
Harnröhre, Scheide und Darmöffnung und kontrollieren zusammen mit den Schließmuskeln die Öffnungen. Ist diese Muskulatur schwach, kann es zu unfreiwilligem
Harn- oder Stuhlverlust führen – dies wird als Inkontinenz bezeichnet.
Für Patienten, die ein Stoma nur für eine bestimmte Zeit angelegt bekommen, ist es sehr
wichtig den Beckenboden zu trainieren. Da in dieser Zeit der natürliche Schließmuskel
keine Funktion hat und nicht aktiviert wird, baut die Beckenbodenmuskulatur ab. Die
Gefahr einer Inkontinenz nach der Stomarückverlagerung kann mit kontinuierlichem
Beckenbodentraining minimiert werden.
Anatomie des Beckenbodens:
Der Beckenboden besteht aus drei Muskelschichten, die gitterförmig übereinander
gelegt sind. Durch diese Struktur wird der Beckenboden sehr stark und belastbar, was er
auch sein muss, da er alle Organe des kleinen Beckens und im Grunde den gesamten
Rumpf trägt.
Trotz ihrer Stärke werden diese Muskeln von den meisten Menschen kaum wahrgenommen, weshalb auch das gezielte Training anfangs oft sehr schwer fällt. Anders als andere
Muskeln bewegen diese Muskeln keine Gelenke, so dass die An- und Entspannung nicht
so deutlich sichtbar ist.
108
LEBENSWEISE
Hinzu kommt, dass diese Zone des Körpers für die meisten von uns von klein auf als
Tabuzone galt, die man nicht anguckt oder untersucht und außer zum Waschen auch
nicht berührt. Das führt dazu, dass für viele Menschen, die sonst ihren Körper recht
gut kennen, dieser Bereich ein blinder Fleck ist. Er wird kaum empfunden und schlecht
durchblutet. Das Gewebe ist schlaff.
Der Beckenboden von Männern und Frauen ist nach dem gleichen Bauplan gestaltet. Der Unterschied besteht vor allem in der großen Weite des weiblichen Beckens
bzw. der Beckenöffnung nach unten sowie in den Öffnungen der Scheide und der
Harnröhre in der Muskelplatte. Dadurch weist der Beckenboden einer Frau eine etwas
schwächere Konstruktion auf. Die querlaufende Muskelplatte der mittleren Schicht beispielsweise ist bei Männern fast doppelt so dick wie bei Frauen.
Der wichtigste Verschlußmuskel des Beckenausgangs ist bei Frau und Mann die fächerförmige Muskelplatte. Sie sorgt neben dem äußeren Afterschließmuskel für die Sicherung
des Darms. Eine weitere Sicherung bietet die Schließmuskulatur um die Harnröhre. Während der Mann von Natur aus den kräftigeren Beckenboden besitzt und in den ersten
50 Lebensjahren überwiegend Frauen unter Inkontinenzbeschwerden leiden, gleicht sich
dies in späteren Jahren aus.
Bei vielen Männern beginnt sich dann die Prostata zu vergrößern. Da die Vorsteherdrüse
zwischen Harnblasengrund und Beckenbodenmuskulatur liegt und von der Harnröhre
durchbohrt wird, kann sie auf diese Körperorgane drücken. Ein gekräftigter Beckenboden ist, bei dadurch entstehenden Harnproblemen, viel wert. Vor allem nach einer
Prostataoperation ist ein Beckenbodentraining sehr wichtig.
Aber auch davor hat ein kräftiger Beckenboden Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Prostata. Daneben schwören auch viele Männer, die unter Impotenz
oder frühzeitiger Ejakulation litten, auf das Training dieser inneren Muskelgruppe.
Genauso wie bei Frauen sind Beckenbodenübungen bei Rückenproblemen ein
wichtiges Hilfsmittel.
109
Anatomie des Beckenbodens
Was leistet der Beckenboden?
Öffnen: 1. Miktion 2. Geburt VerschlieSSen: 1. Harnkontinenz 2. Stuhlkontinenz
stützen: 1. Harnblase 2. Gebärmutter 110
3. Defäkation
3. Mastdarm
Herunterladen