Allgemeines Sozialpsychologie Sozialpsychologie

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Allgemeines
Prüfung (Fragenkatalog wird online gestellt)
Faktenwissen (wie im Fragenkatalog)
Verständnisfragen (wie im Fragenkatalog, aber mit anderen
Situationen)
Elisabeth Ponocny-Seliger ([email protected])
&
Ivo Ponocny ([email protected])
Sozialpsychologie
Der Mensch als soziales Wesen
Familie
Zweierbeziehung
Bekanntenkreis
Arbeit
Politische Organisationen
Staat
„Mikro-“, „Meso-“ und „Makroebene“ (Nahbeziehungen,
Gruppen, Staat)
Sozialpsychologische Prozesse allgegenwärtig
Zur Nachlese: Aronson, E., Wilson, T.D., Akert, R.M. (2004).
Sozialpsychologie. 4. Auflage. München: Pearson.
Sozialpsychologie
Was sind psychologische Aspekte des Zusammenlebens?
Psychologie = die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben
Liebe, Aggression, Hass, Ehrgeiz, Neid, Beleidigung, Schuld,
Altruismus, Gewalt, Aggression, Führen, Ethik, Unterwerfen,
Besiegen, Verzeihen, Selbstwert, Freiheit, Sündenbock,
Vorurteile, Rassismus, Eitelkeit, Krieg, Konflikt, Frieden,
Konformismus, Verspotten, Ehre, Versprechen,
Minderwertigkeitsgefühle, Stolz, Moral, Arroganz, Bestrafung,
Fremdenfeindlichkeit, Verstehen, Konkurrenz, Kooperation,
Verrat, Gehorsam, Vertrauen, Rituale, Nachahmung, Autorität,
Macht, Status, Regeln, Prahlerei, Unsicherheit, soziale Ängste,
Verantwortung, Kriminalität, Identität, Rechtfertigung,
Entschuldigung…
Übung
Ich frage Sie nach den momentan relevanten Aspekten – was passiert
sozialpsychologisch alles?
Vieles! Z.B.
Motiv, mit einer guten Antwort gut dazustehen („gut“ = intelligent? )
Für die Vorlesung geeignet?
Bereits fachlich kompetent?
Bessere Antwort geben als Mitstudierende?
Steht man mit einer guten Antwort gut da oder als StreberIn?
Angst, sich mit einer schlechten einen schlechten Eindruck zu
machen – vor Kursleiter oder peer group
Richtige Antwort geben vs. vom Kursleiter gewünschte Antwort geben
u.v.m.
Sozialpsychologie - Definition
„die wissenschaftliche Untersuchung der Art und Weise, in der
menschliche Gedanken, Gefühle und Handeln beeinflusst
werden von der realen oder phantasierten Präsenz anderer
Menschen“
Wissenschaftliche Vorgehensweise
alltagsnahe Thematik
Komplexität menschlichen Verhaltens – wir glauben uns
auszukennen, aber die Schwierigkeit zeigt sich spätestens in
der Vorhersage
Psychologie für uns Menschen eigentlich zu schwierig ;-)
Dysfunktionalität, Fehleinschätzungen und Irrtümer
Typische Themen der
Sozialpsychologie
Soziale Kognition, Vorurteile, Stereotype
Soziale Wahrnehmung, Eindrücke über andere Menschen,
Beurteilungsfehler
Selbstaufmerksamkeit und Selbstwert
Einstellungen und Einstellungsänderung
Konformismus
Gruppenprozesse, Gruppenentscheidungen, Führung, Konfliktlösung
Intime Beziehungen, Liebe, Bindungsstile
Altruismus
Aggression
Kriminalität
Sozialpsychologie - Abgrenzung
von unzulänglich geprüften oder spezifizierten Aussagen aller
Art (Weisheiten, Ideologien, Philosophien, Pseudo- oder
Halbwissenschaften)
z.B. die sog. „G´sunde Watsch´n“?
Sozialpsychologie arbeitet i.a. empirisch (Statistik ;-()!)
von der Soziologie: bezieht sich mehr auf die Gesellschaft als
auf das Individuum
von der differentiellen Psychologie: Fokus auf Unterschieden,
nicht auf den Menschen gemeinsamen Prozessen
Sind das wirklich Abgrenzungen?
Abgrenzungen schaffen Gruppenidentität und Diversität!!!
Zugänge
soziale Kognition (mainstream)
Analytische Zugänge
Behavioristische Zugänge
Evolutionspsychologische Zugänge
Beispiel für eine klassische Auseinandersetzung:
Gibt es einen „Todestrieb“ oder „Aggressionstrieb“?
… und was sind für uns die Konsequenzen, wenn es einen gibt
bzw. nicht gibt?
Prinzipielles
Individuum vs. Gruppe/Sozialer Verband
(Beispiel: Eroberer vs. Raubmörder)
Wir sind darauf trainiert, alles und jedes in Hinblick auf
die Bedeutung für unsere Stellung in der sozialen
Hierarchie zu bewerten
… und zwar auf individueller wie auf Gruppenebene
Es ist wichtig, diese Strukturen an anderen und an sich
selber wahrnehmen zu können! – Warum?
Prinzipielles
Was macht unsere Einbindung in ein soziales Umfeld so
kompliziert?
die anderen ;-)
Komplexität => kognitive Herausforderungen
(z.B.: Anzahl der Paare steigt quadratisch mit der
Gruppengröße)
Entgegenlaufende Ansprüche, sozial und altruistisch zu
agieren vs. möglichst hohen sozialen Status zu erreichen
FreundIn vs. FeindIn/RivalIn
Methodik
Typisch:
• theoriengeleitet
• experimentelles Vorgehen
Zur Diskussion:
„Es ist nichts so praktisch wie eine gute Theorie.“ „Eine Theorie ist gut, aber ein gutes Experiment ist für
die Ewigkeit.“
Methodik
• Dokumentenanalyse
• Beobachtung
• Befragung
• Experiment
• Feldforschung vs. Experiment
• Interkulturelle Forschung
Besonderheiten des
sozialpsychologischen Experiments
Externe Validität: offensichtlicher Realismus vs.
psychologischer Realismus
Einwilligung (informed consent)
Coverstory
Täuschungsexperiment (deception experiment)
Debriefing (Aufklärung am Ende)
Ethische Probleme (z.B. Milgram-Experiment)
Schlüsselfrage: rechtfertigt der Erkenntnisgewinn die
Belastung der TeilnehmerInnen?
Soziale Kognition
Definition:
Soziale Kognition ist …
die Art und Weise, wie Menschen über sich selbst
und ihr soziales Umfeld denken
bzw.
die Art und Weise, wie Menschen soziale
Informationen selektieren, interpretieren und im
Gedächtnis behalten, um Entscheidungen zu treffen
und sich Urteile zu bilden.
Worum geht es?
Beispiele
Ein Polizist schießt einen Verdächtigen nieder, der in die
Jackentasche greift.
Ein Freund lädt viele meiner Bekannten zu einer Party ein,
mich aber nicht. Bin ich beleidigt?
Eine Regierung will die Arbeitslosenunterstützung kürzen.
Wie kommt das an?
StudentInnen protestieren gegen die Lage der
Universitäten. Was denkt die Bevölkerung?
Themen im Überblick
Automatisches und kontrolliertes Denken
Schemata
Priming
Sich selbst erfüllende Prophezeihungen
Heuristiken
Urteilsverzerrungen
Kontrafaktisches Denken
Vorurteile
Schemata
= mentale Strukturen, die Menschen benutzen, um ihr
Wissen in Themenbereichen oder Kategorien bezüglich
der sozialen Welt zu organisieren.
Alltagstheorien, helfen die Realität zu interpretieren
Schemata können sein: Annahmen über Personen, soziale
Rollen („Politiker“, „Manager“, „Olympiasieger“,
„Wissenschaftler“, „PsychologIn“, „Mutter“, „Vater“?,
„Held“), Abläufe („Flirt“, „Überfall“, „Psychotherapie“)
Schemata ordnen unsere Welt, reduzieren Vieldeutigkeit
Automatisches Denken
= Denken, das unbewusst, absichtslos, unwillkürlich und mühelos abläuft.
etwa wenn wir …
Essen
Autofahren, Radfahren
den Nachhauseweg nehmen
Tür abschließen
Tischtennis spielen
anderen Menschen ausweichen
Menschen sehen, die wir kennen
… ermöglicht uns, mit unseren kognitiven Ressourcen auszukommen
… beschleunigt unser Denken und Handeln
… basiert auf Erfahrung und Wissen
Schemata
Beziehen sich auf:
Personen (fremd + selbst)
Soziale Rollen
Abläufe = Skripts
Prototypen = Repräsentanten einer bestimmten Kategorie
von Personen
(vgl. Ankerheuristik – später)
Kognitives Schema
Jung‘scher Archetyp?
(Jung: kollektives Unterbewusstes, nicht individuell
erlernt)
Experiment von Kelley (1950)
StudentInnen erhielten Personenbeschreibung von einem
Gastdozenten, experimentell variiert nach „warme“ vs.
„kühle“ Persönlichkeit
… und bewerteten ihn nach 20 Minuten Diskussion mit
ihm
Beurteilung seines Humors der Vorinformation
entsprechend beeinflusst
…nicht aber seiner Arroganz
=> Je uneindeutiger die Information, desto mehr füllen wir
i.a. mit unseren Schemata auf.
Selektive Wahrnehmung
„selektive Wahrnehmung“ bzw. Konstruktion
z.B. Fehler oder Unfreundlichkeit eines gehassten
Menschen genießt besondere Aufmerksamkeit
oder Verbrechen mit Migrationshintergrund
„da sieht man es wieder…“
Schnitt: Cut beim ersten Kuss, nächste Szene Frühstück
„Drehbuch“ = Skript
Lauter Streit der Nachbarn, am nächsten Tag wird Frau mit
Kopfverband weggeführt
Wo nehmen Sie selber selektiv wahr?
Schemata
Stereotype = Schemata, welche soziale Gruppierungen
betreffen.
Schemata beeinflussen:
Wahrnehmung
Denken
Erinnerung
Mit Schema konsistente Information werden schlechter
wahrgenommen, es sei denn sie widersprechen
besonders auffällig.
„selektive Wahrnehmung“
Schemata
Erinnerung: mit dem Schema konsistente Informationen
werden besser erinnert
… bzw. werden „Erinnerungen“ konsistent aufgefüllt
Aus der Erinnerung wiedergegebene
Geschichten/Geschehnisse werden konsistenter
wiedergegeben als sie ursprünglich waren
„Rekonstruktives Gedächtnis“
Konsistente Ereignisse werden eher für Teil der Geschichte
gehalten, auch wenn sie gar nicht Teil der Geschichte
waren
Vieldiskutiert: Zeugenirrtümer
Zaubertricks!
Vgl. Rückschaufehler
„hindsight bias“
man glaubt im nachhinein, dass man Entwicklungen
besser vorhersehen konnte als das tatsächlich der Fall
war
Experimentell gut belegt
„… ich hab‘s ja schon immer gewusst“
Generell gilt für Schemata: Schemata sind i.a. hochgradig
kulturabhängig bzw. sorgen für interkulturelle
Missverständnisse (z.B. Körperabstand bei
Kommunikation, Flirtverhalten)
Zugänglichkeit und Priming
Beispiel: nachdem Sie gerade einen Bericht über
nigerianische Drogenhändler sehen Sie auf der Straße
vor einer Schule einen Schwarzen einen Jugendlichen
ansprechen – woran denken Sie als erstes?
Und wenn Sie gerade einen Bericht über schwarze Lehrer
gesehen haben…?
Achtung! Selbst wenn wir starke alternative Deutungen zur
Verfügung haben, werden durch Priming zumindest
Assoziationsbahnen gelegt
Zugänglichkeit eines Schemas
= Grad, in dem ein Schema gedanklich greifbar ist
Priming: gerade Erlebtes beeinflusst die Zugänglichkeit zu
einem Schema
z.B. Wörterlisten auswendig lernen lassen, nachher eine
Person anhand einer Beschreibung beurteilen lassen =>
Wortlisten über „Feindseligkeit“ erzeugen auch eine in
Richtung „Feindseligkeit“ verschobene Beurteilung
Die Stimulusreize müssen bei Priming nicht nur verfügbar
sein, sondern auch auf das Nachfolgende anwendbar.
Perseveranzeffekt
= das Weiterwirken von Schemata (Beharren auf
Annahmen), auch wenn sich die Grundlagen dafür als
gegenstandslos herausgestellt haben
Experiment: Personen mit positiver/negativer
Rückmeldung blieben selbstbewusster/weniger
selbstbewusst, auch nachdem Sie erfahren haben, dass
die Rückmeldung überhaupt nicht echt gewesen war.
(vgl. „es bleibt immer etwas hängen“)
Experiment: Deutung von „Hahn“ als „Wasser“ oder
„Gockel“ stark von vorhergehenden Reizen beeinflussbar
Sich selbst erfüllende Prophezeihungen
= Erwartungen von anderen Personen, die eine
Verhaltenskette auslösen, welche diese Erwartung
schließlich bestätigen
(was diese Erwartungen noch weiter bestärkt!)
Beispiel: der reagiert immer so schlecht gelaunt, mit dem
kommt man schlecht ins Gespräch
Schlechtere Mathematikleistungen von Mädchen?
Rosenthal & Jacobson (1968): fingierte IQ-Rückmeldungen
über SchülerInnen an LehrerInnen zu Beginn eines
Jahres hob bis zu Schuljahresende auch die echten IQWerte der betreffenden SchülerInnen merklich an
Verfügbarkeitsheuristik
Schwarz et al. (1991): Personen, die 6 selbstsichere
Handlungen von sich selbst aufzählen mussten, hielten
sich für weniger selbstbewusst als solche, die 12
aufzählen mussten (nicht mehr so leicht verfügbar)
Verfügbarkeitsheuristiken => Überbetonung markanter,
auffälliger, gut erinnerbarer Information
Heuristiken
= Mentale Abkürzungen zur schnellen Urteilsfindung
Verfügbarkeitsheuristik: beurteile anhand der
Leichtigkeit, bestimmte Inhalte abzurufen
„was mir am schnellsten einfällt“ (medizinische
Diagnose…)
Tversky & Kahneman (1974): Menschen hielten
irrtümlich „r“ am Anfang für häufiger als an dritter Stelle
häufiger Tod durch Unfall oder durch Herzinfarkt?
gibt es sogar einen „Kojoten-Effekt“? viele Menschen
glauben – cartoongeschult? – ein Lauf mit Sturz in einen
Abgrund würde eckig verlaufen: zuerst waagrecht, dann
senkrecht
Repräsentativitätsheuristik
… klassifiziert einen Stimulus nach der Ähnlichkeit zu
einem Prototyp
Kahneman und Tversky (1974):
… und zwar unter ungenügender Berücksichtigung der
Basisrate, d.h. wie wahrscheinlich der Prototyp eigentlich
ist
Vgl. „Halo-Effekt“: ein Merkmal eines Simulus beeinflusst
die Wahrnehmung der anderen Merkmale (blaue
Kühlschränke erscheinen uns besser zu kühlen als rote,
wer ausschaut wie Clint Eastwood erscheint
durchsetzungsfähig, schöne Menschen erscheinen als
sozialer, glücklicher und entschiedener)
Anker- oder Anpassungsheuristiken
Besonders verfügbare Ankerwerte bestimmen bzw.
verschieben unsere Vergleichsniveaus
(kann auch bei völlig irrelevanten Ankerwerten passieren
wie Zahlen eines Glücksrads)
z.B. können einmalige persönliche Erfahrungen zu
Ankerwerten werden, auch wenn wir wissen, dass diese
Erfahrung nicht repräsentativ sein konnte
=> Urteilsverzerrungen durch Generalisierung
Kontrollierte soziale Kognition
im Gegensatz zu automatischem Denken
Kontrolliertes Denken = bewusst, absichtlich, freiwillig
und mit Aufwand
„da denke ich jetzt mal nach“
kann automatisches Denken korrigieren
bei wichtigen Angelegenheiten
kann bei Überforderung aber auch zu noch schlechteren
Ergebnissen führen
Beispiel: Einstellung zu Sozialhilfeempfängern nach
Konfrontation mit als untypisch gekennzeichnetem
Negativbeispiel
Kontrollierte soziale Kognition
Gilberts Theorie der automatischen Akzeptanz: Anfangs
glauben Menschen alles automatisch, danach
„kontrolliert“ Beurteilung und gegebenenfalls „DeAkzeptanz“
Die kontrollierten Prozesse sind aufwändig und ermüdend
=> Je müder oder abgelenkter, desto eher sind wir bereit an
Dinge zu glauben
Gedankenunterdrückung
Auch bewusstes Unterdrücken erfordert Ressourcen; unter
Belastungs- oder Ablenkungsbedingungen kann die
Intention, bestimmte Gedanken zu vermeiden, zu einem
vermehrten Auftreten dieser Gedanken führen
Z.B. am meisten sexistische Formulierungen unter
Vermeidungsinstruktion
= „ironische Prozesse“
Gedankenunterdrückung „kostet Energie“ - vgl.
analytische Verdrängung
Kontrafaktisches Denken
= Überlegen, wie es hätte sein können
„was wäre wenn“
Je einfacher Dinge hätten ungeschehen gemacht werden können, desto
belastender
z.B. bei persönlichen Verlusten
Depressionsförderlich, wenn es zu endlosem Grübeln führt und nicht zur
Hilfe für die Zukunft
Beispiel: Bronzemedaillengewinner glücklicher als Silbermedaillengewinner
Vgl. Ankerheuristik
Vorurteile
Alle Diversitätskategorien: Rasse, Geschlecht,
Religion, sexuelle Orientierung, Nation oder
Herkunft, ethnische Zugehörigkeit, Sprache,
politische Einstellung, Beruf, sozioökonomischer
Status (ManagerInnen, Arbeitslose, …),
Wohlstand, Körpergröße, Alter, Behinderung,
organisatorische Einheiten,
Beschäftigungsverhältnis, Schulklasse,
Geschmack, Familienstand, Aussehen, Gewicht,
Gesundheit, familiäre Herkunft, …
Vorurteile
= eine feindselige oder negative Einstellung gegenüber
Menschen einer bestimmten Gruppe, die nur auf ihrer
bloßen Mitgliedschaft zu dieser Gruppe basiert
Vorurteile sind Einstellungen (also Bewertungen;
affektive, kognitive, verhaltensbezogene Komponente)
Allgegenwärtig, selbstwertbedrohend, hartnäckig
i.a. negativ; Stereotyp kann aber auch positiv sein
(z.B. „haben den Rhythmus im Blut“, „Jazz wie nur ein
Schwarzer ihn spielen kann“)
Vorurteile
Vorurteile und Selbstwert:
Clark (1947): dreijährige afroamerikanische Kinder
fanden weiße Puppe attraktiver
Goldberg (1968): Studentinnen fanden „männlich“
unterschriebene Artikel besser und kompetenter
Es gibt mittlerweile Fortschritte, Verschiebungen,
subtilere Formen
z.B. „Rücksichtnahmen“, senke kognitives
Anspruchsniveau für Körperbehinderte, oder
benevolent sexism
Stereotype
Stereotype
= kognitive Komponente des Vorurteils
Generalisierung über eine Gruppe von Menschen:
allen idente Eigenschaften zugesprochen,
Variabilität innerhalb der Gruppe unterschätzt
vgl. Geschlechterstereotype: Unterschied oft nur
marginal, aber medial hochgespielt
Übertragung eines statistischen Unterschieds
(wenn überhaupt) auf den Einzelfall
Positiv oder negativ: Lebenslauf mit schwarzem
Foto anstatt weißem => spielt besser Basketball
Manchmal von der betroffenen Gruppe selbst
akzeptiert, z.B. Geschlechtsunterschiede
Immer noch aktuell
z.B: Mann hat Erfolg wegen Fähigkeit, Frau wegen
Fleiß (Mathematikunterricht!)
Mädchen schätzen ihre naturwissenschaftlichen
Fähigkeiten selber schlechter oder für weniger
wichtig ein (PISA!)
Vgl. Sozialisierung (Elternhaus!); selbsterfüllende
Prophezeihungen
Diskriminierung
Ursachen von Vorurteilen
… Verhaltenskomponente
= ungerechtfertigte negative oder schädliche
Haltung gegen ein Mitglied einer Gruppe nur
wegen dessen Zugehörigkeit
z.B. vermehrte Todesstrafe gegen Schwarze, mehr
Zwangsmaßnahmen, Verhaftungen, rechtliche
Nachteile (gleichgeschlechtliche Ehe), Mobbing,
gläserne Decke, Ausgrenzung
Generalisierungen zum Teil sinnvoll (vgl.
Schemata)
Natürlich?
Evolutionsbiologie: genetisch ähnliche Artgenossen
aufgewertet, andere abgewertet
Sozialisation?
Egalitäre Einstellung von Eltern i.a. auch bei
Kindern, bei Vorurteilen nicht so stark
Vorurteile aber schnell herstellbar (etwa durch
Teilung der Gruppe nach Merkmalen wie
Augenfarbe)
Soziale Dominanz-Theorie
Experiment von Sherif (1949-54)
Wir suchen Überlegenheit und Macht der eigenen
Gruppe zu fördern
Persönlichkeitsabhängig
Ablehnung egalitärer Bestrebungen, Festhalten an
Mythen, die Ungleichheit stützen
Wird eher Männern zugeschrieben
Kühl, wenig empathisch, wenig offen, wenig sozial
verträglich
Ferienlager
Völlig künstlich zusammengestellte Gruppen
Bald ingroup-outgroup-Phänomene
Abwertung der anderen Gruppe
Positives Selbstbild, negatives Fremdbild
Beschimpfungen
Rauferei
Am Ende wieder aufgelöst, durch gemeinsamen
Gegner, gemeinsame Not, gemeinsamer Vorteil,
gemeinsame Freude
Soziale Kognition mit Gruppen
Soziale Kategorisierung:
ingroup – outgroup
bzw. Eigengruppe – Fremdgruppe
Eigengruppe wird bevorzugt
„Gruppenegoismus“
Eigengruppe wird aufgewertet
Erhöht den Selbstwert (vgl. Rassismus, Chauvinismus,
Sexismus)
Tajfel, 1974: minimal group-Paradigma
Gruppenzuordnung nach sinnfreien Kriterien (Zufall oder
Bevorzugung „Klee vs. Kandinsky“)
… erzeugt auch schon ingroup-outgroup-Effekte
minimal group paradigm
Experiment war so angelegt, dass
Gruppenkategorisierung eigentlich nur im
Kopf stattfand
Trotzdem: in Eigengruppe schneller befreundet
Mitgliedern der anderen Gruppe (unbekannt,
welche Mitglieder genau) weniger Geld
zugeteilt, selbst zum eigenen Nachteil
minimal group paradigm
Theorie der sozialen Identität: positiver
Selbstwert aus Gruppenzugehörigkeit
bezogen; positiv wenn Eigengruppe besser ist
als relevante outgroups (Sport, „wir sind
Papst“)
selbst wenn Differenzierung „minimal“
nach sportlichen oder militärischen Siegen
mehr nationale oder sonstige
Gruppensymbolik (Fahnen, T-shirts u.ä.)
Logik-Resistenz
Perseveranzeffekte: Vorurteile bleiben, auch
wenn Argumente entkräftet
Kognitive vs. affektive Aspekte von Vorurteilen:
logische Argumente greifen schlecht gegen
emotionale Vorbehalte
Selektive Wahrnehmung: nehme mit Vorurteil
konsistente Information besser auf bzw. gebe
sie weiter (vgl. Schemata, soziale Kognition)
Wir WOLLEN Vorurteile aufrecht erhalten!
Fremd-Gruppen-Homogenität
= Individuen in einer Fremdgruppe als
homogener wahrgenommen als in
Wirklichkeit, und auch als homogener
als die Eigengruppe
„die sind alle gleich“, „die sind alle …“
Exp.: rivalisierende Universitäten
Princeton vs. Rutger; Eigengruppe trifft
„zu 55%“ gleiche Entscheidung,
Fremdgruppe bis zu 70%
Hartnäckigkeit von Stereotypen
Stereotype weit verbreitet, tlw. geläufiger als
echtes Wissen (z.B. die „geizigen“ Schotten)
Political correctness: Stereotypen dürften sich im
allgemeinen eher abschwächen, vor allem aber
ist man heute vorsichtiger, sie zu äußern
wird von vielen als nervig empfunden! („das
darf man ja heutzutage nicht mehr so sagen“)
Aktivierbarkeit von Stereotypen
Automatisches Denken
Exp.: Rassistischer Kommentar dämpft die
Leistungseinschätzung eines schwarzen
Diskutanten (nicht aber die eines weißen)
(kann aber auch Bumerangeffekte zeitigen)
Exp.: negative Handlung eines Afroamerikaners
führt zu Ressentiments auch anderen
Afroamerikanern gegenüber
Fehlverhalten einzelner (Extremisten,
Krimineller, …) schadet der ganzen Gruppe!
Wieder Zwei-Stufen-Modell:
1) Automatische Verarbeitung: stereotype
Assoziationen werden abgerufen
2) Kontrollierte Verarbeitung: bewusstes
Aufarbeitung/Selegieren der
Informationen aus dem automatischen
Prozess
Automatisches Denken
Automatisches Denken
Bei Minoritäten kann es deshalb schon leichter zu
Generalisierungen kommen, weil man weniger
Gelegenheit hat, Gegenbeispiele
kennenzulernen
Besonders wenn Präsenz des Stereotyps (z.B. in
den Medien) stark ist, die Präsenz echter
Personen aber gering
z.B.: Homosexuellenstereotyp sehr stark, aber
wenig bewusster Kontakt mit wirklichen
Personen
Gilt auch für Berufsgruppen: z.B. SoldatInnen
=> Wir müssen also lernen, den
automatischen Assoziationen bewusst
gegenzusteuern
Exp.: unterschwellig dargebotene
Wertungen beeinflussen nachfolgendes
Urteil
Individuell verschieden: habe ich
stereotype Assoziationen überhaupt
(bzw. welche), und wenn ja, unterdrücke
ich sie oder nicht
Änderung von Vorurteilen
Punktuelle Modifikation durch
Informationen
Einführung neuer Subtypen, welche
Ausnahmen vom allgemeinen Stereotyp
darstellen
Radikale Veränderung des Stereotyps:
schwierig zu erreichen, emotionale
Komponente durch Informationen nur
bedingt änderbar
stereotype threat
= Besorgnis von Angehörigen einer Minderheit,
dass ihr Verhalten ein Stereotyp bestätigen
könnte
Kognitive Last
z.B. Leistungsabnahme bei kognitiven Tests,
insbesondere wenn als diagnostisch relevant
bezeichnet
Abnahme noch stärker, wenn Rasse salient
Bei AfroamerikanerInnen, Frauen in Mathematik,
Weiße wenn gegen Asiaten in Mathematik
Ultimativer Attributionsfehler
= Dispositionale Attributionen für ganze Gruppen
von Menschen
Vgl. fundamentaler Attributionsfehler: bei anderen
Menschen Tendenz zur internalen Attribution
Exp.: fiktiver Angeklagter mit spanischem Namen
für schuldiger gehalten
… also wenn Vergehen mit Stereotyp
übereinstimmt
Bei Erwartungsverletzung: externale Attribution
Vorurteile
Blame the victim
Glaube an die gerechte Welt
z.B. negativere Haltung gegenüber
Arbeitslosen
Selbst erfüllende Prophezeihungen
z.B. Israel-Palästinenser-Konflikt
Siehe frühere Kapitel
Theorie des realistischen Gruppenkonflikts
= begrenzte Ressourcen führen zu
Konflikten, die dann in Vorurteile bzw.
Diskriminierung münden
Dollard (1938): Vorurteile gegen deutsche
Einwanderer brachen aus, als Jobs knapp
wurden
Lynchmorde in Wirtschaftskrisen
Konkurrenz
Bedrohung der Eigengruppe
Sherif, Ferienlager-Experimente
Eine Gruppe kam früher ins Lager, bediente
sich dort, für die anderen blieben
schlechtere Lebensmittel übrig => Streit,
Handgemenge
Verschwindet der Konflikt, verschwindet die
Feindseligkeit deshalb noch lange nicht
Sündenbock
Sündenbockverhalten
In Krisen gibt es nicht immer logischen Gegner
Suche nach Schuldigem, (Ab)lenken der
Frustration
(vgl. Dissonanztheorie, Selbstwerterhaltung)
Scapegoating (Sündenbockverhalten): Tendenz,
bei Frustration Aggression auf Gruppen zu
verschieben, die nicht gemocht, sichtbar und
eher machtlos sind
Theorie des realistischen Gruppenkonflikts
Sündenbockverhalten funktioniert auch ohne
Zusammenhang zwischen Frustration und
Minorität
Exp.: Beleidigte ProbandInnen (von Vl) geben
schwarzem „Opfer“ stärkere Elektroschocks,
nicht aber weißem
Exp.: Frustrierte ProbandInnen schrieben
antisemitischere Geschichten
Vgl. Selbstergänzungstheorie: bestätige
meinen bedrohten sozialen Status durch
Überlegenheit gegenüber anderen?
Vorurteile und Konformismus
Institutionalisierter Rassismus
Institutionalisierter Sexismus
Normative Konformität
Mit Gesellschaft ändern sich die Normen
„moderner Rassismus/Sexismus“: nach außen
korrekt, Einstellungen aber beibehalten
Oft indirekte Diskriminierungen (z.B. gläserne
Decke, gender pay gap)
„Bogus pipeline“ (1971): vermeintlicher
Lügendetektor =>rassistischere,
sexistischere Angaben
Abbau von Vorurteilen
Information alleine genügt nicht
Kontakt alleine genügt auch nicht
(Aufhebung der Rassentrennung in USamerikanischen Schulen)
=> Vorurteile tlw. noch zugenommen
immer noch sozial separiert
Kennen wir ja auch bei uns in den
Schulklassen
Abbau von Vorurteilen
Abbau von Vorurteilen
Wann reduziert Kontakt Vorurteile?
Wechselseitige Abhängigkeit
Gemeinsames Ziel (NICHT Wettkampf )
Gleicher Status
Freundliche informelle Umgebung (z.B. nicht
räumlich getrennt)
Vielfältige freundliche Kontakte mit
unterschiedlichen Mitgliedern (sonst nur
Subtypisierung, „Ausnahme“)
Gleichheitsförderliche Normen
Angewandt im Sherif-Ferienlager-Experiment
Und im Projekt „jigsaw-Klasse“, Texas nach
Aufhebung der Rassentrennung (integrierte
Klassen, Teamarbeit, kooperatives Lernen,
SchülerInnen müssen sich gegenseitig
Informationen über Stoff geben)
„gleicher Status“: gilt als Problem für
Mathematikunterricht von Buben und
Mädchen zusammen
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