Attributionstheorien und Linguistisches Kategorienmodell

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TU Dresden
Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie
Seminar: Anwendungsfelder der Sozialpsychologie WS 2009/10
Dozentin: Dipl.-Psych. Friederike Engst
Referenten: Peter Pfitzenreiter, Tom Köhler
Datum: 29.10.2009
Attributionstheorien und Linguistisches Kategorienmodell
Definitionsversuch: Attribution lässt sich als jener Interpretationsprozess der Erfahrungswelt
definieren durch den der Einzelne sozialen Ereignissen und Handlungen Gründe bzw. Ursachen
zuschreibt. (Frey/Greif)
Attributionstheorien
 Heider (1958): Naive Handlungsanalyse
 Jones/Davis (1965): Korrespondierende Schlussfolgerungen
 Kelley (1967): Kovariationstheorie
 Weiner (1979): leistungsbezogene Attributionstheorie
Kovariation: Effekt wird einer Bedingung zugeschrieben, die zur selben Zeit zu beobachten ist, aber
nicht beobachtbar ist, wenn auch der Effekt nicht eintritt.
→ Effekt kovariiert mit den Bedingungen
Variationen können sich auf den Handelnden (Konsensus), den Umstand (Konsistenz) und das Objekt
(Distinktheit) beziehen.
Beispiel: Tom schläft in einem Psychologieseminar.
→ Nur Tom schläft regelmäßig nur in Psychologieseminaren ein.
geringer Konsensus, hohe Konsistenz, hohe Distinktheit – Interaktion zwischen Person & Situation
→ Es schlafen alle immer in jedem Psychologieseminar.
hoher Konsensus, hohe Konsistenz, hohe Distinktheit – Kovariation mit dem Objekt
Kovariation nur bei mehreren Beobachtungsmöglichkeiten, bei wenigen Beobachtungen werden
Kausalschemata (Erfahrungen, Vorannahmen, Theorien über Korrelation) benutzt und wird als
Konfiguration bezeichnet.
Attributionsfehler: Sein eigenes Verhalten beschreibt man oft durch situative (externe) Umstände.
Das Verhalten eines Anderen beschreibt man hingegen oft durch interne Ursachen und persönliche
Eigenschaften.
Kritik: - wird komplexe Varianzanalyse tatsächlich ausgeführt um Ursachen zu bestimmen?
- Korrelation ≠ Kausalität
- Existenz und Funktionsweise der Kausalschemata ungeklärt
LCM – Linguistisches Kategorienmodell
Einordnen von Wörtern, die zur Beschreibung von Verhalten und Personeneigenschaften dienen
(also Verben und Adjektive), in verschiedene Wortklassen
 Untersuchung ihrer Semantik (Wortbedeutung) und kognitiven Implikationen
 Dimensionen:
1. Dispositionalität – Tritt das beschriebene Verhalten beim Subjekt häufig auf? (Stabile
Subjekteigenschaften?)
2. Lokus der Kausalität – Wo liegt die Ursache für das Verhalten? (im Subjekt oder im Objekt
bzw. äußeren Umständen?)
 Oft unbewusste Nutzung – kann aber auch gezielt genutzt werden
 Subtile Beeinflussung von Kommunikationspartnern möglich (Anwendung z.B. in
Gerichtsverhandlungen, um Angeklagten gezielt zu belasten oder entlasten)
DAV
IAV
SV
ADJ
(descripive action verb)
(interpretive action verb)
(state verb)
(adjective)
- einzelne Situation
- konkret, objektiv
- kaum Wertung
- kein Hinweis auf
Personeneigenschaft
- Ursache unklar
- Verhalten
situationsbedingt
Anrufen
Treffen
Anfassen
Besuchen
- abstraktere
Situationsbeschreibung
-erlaubt Interpretation
und Wertung
- Tat geht von Subjekt
aus
- zeitlich überdauernd
- innere, geistige oder
emotionale Zustände
- sehr abstrakt: nicht
auf konkrete Handlung
bezogen
- bestreitbar, nicht
direkt beobachtbar
Nutzung suggeriert:
- Ursache für Verhalten - Ursache für Verhalten
beim Subjekt (Absicht, beim Objekt (externale
internale Ursache)
Ursache)
Beispiele:
Betrügen
Bewundern
Verletzen
Hassen
Angreifen
Mögen
Helfen
Beneiden
- zeitlich überdauernd
- Subjekteigenschaft
- höchste Abstraktheit:
weder auf Handlung,
noch auf Objekt
bezogen
- stabile
Subjekteigenschaft
Ehrlich
Aggressiv
Clever
Nett
Literatur
- Jonas, Stroebe & Hewstone (2007, 5. Aufl.). Sozialpsychologie. Eine Einführung, Springer-Verlag
- Jonas, Stroebe & Hewstone (2003, 4. Aufl.). Sozialpsychologie. Eine Einführung, Springer-Verlag
- Frey, Greif (1997). Sozialpsychologie. Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen, BELTZ-PVU
- Frey, Irle (2002, 2. Aufl.). Theorien der Sozialpsychologie, Band 3: Motivations-, Selbst- und
Informationsverarbeitungstheorien, Verlag Hans Huber
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