Hypertrophe Kardiomyopathie, familiär

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Hypertrophe Kardiomyopathie, familiär
(MIM ID 192600, 115195, 115196, 115197, 600858, 613690, 608751, 188840, 160781, 612098, 612124,
613243, 613251, 613255, 613838, 613873, 613874, 613875, 613876, 615248)
Allgemeines
Die Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) gehört zur Gruppe der primären Erkrankung des
Herzens mit einer asymmetrischen Hypertrophie des linken Ventrikels, oft unter
Mitbeteiligung des Ventrikel-Septums. Zu Beginn wurde die Prävalenz auf etwa 1:5.000
geschätzt. Nach neuesten Untersuchung tritt die Erkrankung häufiger auf als angenommen
mit einer Prävalenz von 1:500.
Krankheitsbild/Indikation
Zu den Symptomen der hypertrophen Kardiomyopathie gehören Dyspnoe, Synkope, Kollaps,
unangenehmes Herzklopfen sowie Thoraxschmerzen. Es kann zu Ödemen in Brustkorb oder
Lunge kommen. Die Symptome werden sehr leicht durch körperliche Belastung ausgelöst. In
Folge der Krankheit kommt es einer leichten bis mäßigen Einschränk der körperlichen
Leistungsfähigkeit. In einem großen Teil der Fälles führt eine ventrikuläre Tachyarrhythmie
zu einem plötzlichen Herztod.
Anatomisch besteht die klassische Form aus einer konzentrischen Hypertrophie des linken
Ventrikels, des interventrikulären Septums und/oder seltener des rechten Ventrikels. Des
Weiteren kann es zu einer Verkleinerung des Ventrikelkavums sowie linksventrikulärer
Ausflussbehinderung kommen. Zusätzlich können sich asymmetrische Hypertrophien zeigen,
welche sich in der Regel auf die Apexregion oder auch die Ausflussbahn beschränken.
Behandelt wird mit Beta-Blockern oder Kalziumkanal-Antagonisten; gelegentlich ist
chirurgische Intervention (ventrikuläre Myomektomie) erforderlich. Neuere Alternativen
kardiale Stimulation mit Herzschrittmachern und Abtragung des Kammerseptums.
chirurgische Implantation eines automatischen Defibrillators kann den plötzlichen
verhindern. Immer wird eine maßvolle sportliche Betätigung empfohlen.
eine
sind
Die
Tod
Genetik
Die Erkrankung folgt einem autosomal-dominanten Erbgang mit variabler Penetranz und
Expressivität. Bei etwa 60% der Patienten lassen sich Mutationen nachweisen. In den
meisten Fällen sind Gene betroffen, die für Sarkomer-Proteine kodieren. Hierzu zählen u.a.
schwere Kette des Beta-Myosins, leichte Kette des Myosins, Kardiale Troponine T und I,
Kardiales Protein C, Alpha-Tropomyosin, Kardiales Aktin sowie Titin. Zum jetzigen Zeitpunkt
sind 22 Typen der Erkrankung bekannt, die in Tabelle 1 zusammenfassend aufgeführt sind.
Eine Liste der möglichen betroffenen Gene finden sie in Tabelle 1.
 2013 INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE GENETIK UND MOLEKULARE MEDIZIN – MOLEKULARGENETISCHE DIAGNOSTIK
DRES. A. & H. JUNG – PAUL-SCHALLÜCK-STR. 8 – D-50939 KÖLN
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Tabelle 1: Mögliche betroffene Gene der Erkrankung
Syndrom
Typ 1
Typ 2
Typ 3
Typ 4
Typ 6
Typ 7
Typ 8
Typ 9
Typ 10
Typ 11
Typ 12
Typ 13
Typ 14
Typ 15
Typ 16
Typ 17
Typ 18
Typ 19
Typ 20
Typ 21*
MIM
192600
115195
115196
115197
600858
613690
608751
188840
160781
612098
612124
613243
613251
613255
613838
613873
613874
613875
613876
Gen
MYH7
TNNT2
TPM1
MYBPC3
PRKAG2
TNNI3
MYL3
TTN
MYL2
ACTC1
CSRP3
TNNC1
MYH6
VCL
MYOZ2
JPH2
PLN
CALR3
NEXN
MIM
160760
191045
191010
600985
602743
191044
160790
188840
160781
102540
600824
191040
160710
193065
605602
605267
172405
611414
613121
Typ 22
615248
MYPN
608517
* bisher mit kein ursächliches Gen identifiziert
Locus
14q11.2
1q32
15q22.1
11p11.2
7q36
19q13.4
3p21.3-p21.2
2q31
12q23-q24
15q14
11p15.1
3p21.3-p14.3
14q12
10q22.1-q23
4q26-q27
20q12
6q22.1
19p13.11
1p31.1
7p12.1-q21
Exons
40
16
9
35
16
8
7
313
7
7
6
6
39
22
6
6
2
9
13
10q21
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Diagnostik
Die Analyse wird in drei Stufen durchgeführt. In Stufe 1 werden die Gene MYBPC3, MYH7,
TNNT2, TNNI3, TPM1, MYL2, MYL3, CAV3, CSRP3, VCL und TCAP auf Mutationen
untersucht. Werden hier keine Mutationen nachgewiesen werden in Stufe 2 alle anderen
möglichen betroffene Gene analysiert.
Aus Lymphozyten das peripheren Blutes wird zunächst die genomische DNA isoliert.
Anschließend wird die DNA mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) amplifiziert und es
werden je Stufe alle Exons der möglichen betroffenen Gene inklusive der
Intron/Exonspleißregionen sequenziert und hinsichtlich Mutationen analysiert. Darüber
hinaus wird mittels MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification) eine Deletions- bzw.
Duplikationssuche in den Genen MYBPC3 und MYH7durchgeführt.
Untersuchungsmaterial
2-4 ml EDTA-Blut
Dauer der Untersuchung
je Stufe 3-12 Wochen
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Literatur
Texte in Anlehnung an:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/GeneTests/review?db=GeneTests GeneTests™
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1116 GeneReviews™
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed PubMed
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/omim Online Mendelian Inheritance in Man® (OMIM®)
http://www.orpha.net/consor/cgi-bin/index.php?lng=EN orphan.net (The portal for rare diseases and
orphan drugs)
Seidman, C. Hypertrophic cardiomyopathy: from man to mouse. J. Clin. Invest. 106: S9-S13, 2000.
Seidman, J. G., Seidman, C. The genetic basis for cardiomyopathy: from mutation identification to
mechanistic paradigms. Cell 104: 557-567, 2001.
Arad, M., Seidman, J. G., Seidman, C. E. Phenotypic diversity in hypertrophic cardiomyopathy. Hum.
Molec. Genet. 11: 2499-2506, 2002.
Chiu, C., Tebo, M., Ingles, J., Yeates, L., Arthur, J. W., Lind, J. M., Semsarian, C. Genetic screening
of calcium regulation genes in familial hypertrophic cardiomyopathy. J. Mol. Cell. Cardiol. 43: 337-343,
2007.
Watkins H, Ashrafian H, Redwood C. Inherited cardiomyopathies. N Engl J Med.
2011 Apr 28;364(17):1643-56.
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