Substanzstörungen - Dr. Jürgen Barth

Werbung
Psychotische Störungen
Definition Sucht (WHO, 1957)
Substanzstörungen
>
Sucht ist ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung,
hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen
oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch vier Kriterien:
— Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des
Mittels,
— eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
— die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der
Wirkung der Droge,
— die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft.
Jürgen Barth
Universität Bern
Vorlesung Klinische Psychologie – Sommersemester 2009
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen
Süchte
>
>
Intoxikation (DSM IV)
Stoffgebundene Süchte
—
—
—
—
(A) Entwicklung eines reversiblen substanzspezifischen Syndroms, das auf die kurz
zurückliegende Einnahme bzw. den Einfluß der Substanz zurückgeht.Beachte:
Verschiedene Substanzen können ähnliche oder identischen Syndrome
erzeugen.
Nikotin
Alkohol
Drogen
Medikamente
(B) Klinisch bedeutsame unangepaßte Verhaltens- oder psychische
Veränderungen, die auf die Wirkung der Substanz auf das
Zentralnervensystem zurückzuführen sind und die sich während oder kurz
nach dem Substanzgebrauch entwickeln.
Nichtstoffgebundene Süchte
—
—
—
—
—
Esssucht
Kaufsucht
Arbeitssucht
Glückspielsucht
Internetsucht
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
2/19
(C) Die Symptome gehen nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor oder eine
Verletzung zurück und können nicht durch eine andere psychische Störung
besser erklärt werden.
3/19
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
4/19
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen
Substanzentzug (DSM IV)
Lerntheoretische Konzepte
(A) Entwicklung eines substanzspezifischen Syndroms, das auf die
Beendigung (oder Reduktion) von übermäßigem und langandauerndem
Substanzgebrauch zurückzuführen ist.
(B) Das substanzspezifische Syndrom verursacht in klinisch bedeutsamer Weise
Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen
wichtigen Funktionsbereichen.
(C) Die Symptome gehen nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor zurück
und können nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt
werden.
>
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
— Konsequenzen: euphorisierende Wirkung, Reduktion
Hemmungen
— Sekundär: Reduktion von Entzugssymptomen
>
Erwartungseffekte
>
Konditionierbarkeit von Auslösereizen
— Subjektive Entspannung nach “Alkohol” Konsum
5/19
Psychotische Störungen
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
6/19
Psychotische Störungen
Sozialisation und soziologische Aspekte
>
Erster Alkoholkonsum Neugierde, sozialer Druck etc.
Zielbereiche
Kinder aus Alkoholikerfamilien
>
— Häufigere psychische Störungen
— Hyperaktivität und Impulsivität
>
Prävention: Reduktion Erstgebrauch
Frühintervention: Verhindere die Progression von einmal –
zu mehrmals, zu regelmäßig
> Suchttherapie: Unterstütze die Beendigung des Gebrauchs
bei Abhängigen
> Harm Reduction: Reduziere negative Auswirkungen
abhängigen Substanzkonsums
Forderung noch Kompetenzen
“Kinder stark machen”
> Verfügbarkeit als notwendige / nicht hinreichende Bedingung
für Sucht
>
— Alkohol nach 23 Uhr in UK
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
7/19
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
8/19
Psychotische Störungen
Schizophrene Psychosen: Symptome
Psychotische Störungen
Positive Symptome:
>
Denkstörungen
>
Wahn
>
Halluzinationen
>
Affektive Störungen
>
Psychomotorische Störungen
Jürgen Barth
Institut für Sozial und Präventivmedizin
Abteilung Gesundheitsforschung
Universität Bern
Negative Symptome:
>
Sozialer Rückzug
>
Antriebsarmut
>
Interessenverlust
>
Affektive
Verflachung
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen
Symptome der Prodromal- und Residualphase
(nach DSM-IV)
Häufigkeit der Symptome
>
>
>
>
>
>
>
>
Mangelnde Krankheitseinsicht:
Akustische Halluzinationen:
Beziehungsideen:
Flacher Affekt:
Wahnstimmung:
Verfolgungswahn:
Gedankeneingebung:
Gedankenlautwerden:
97%
74%
70%
66%
64%
64%
52%
50%
>
ausgeprägte Beeinträchtigung der Rollenerfüllung in Beruf, Ausbildung oder
Haushalt
>
ausgeprägte soziale Isolierung oder Zurückgezogenheit
>
erheblicher Mangel an Initiative, Interesse oder Energie
>
abgestumpfter, verflachter oder inadäquater Affekt
>
abschweifende, vage, verstiegene Sprache oder des Sprachinhaltes
>
ausgeprägt absonderliches Verhalten (z.B. Sammeln von Abfällen;
Selbstgespräche in der Öffentlichkeit)
>
ausgeprägte Beeinträchtigung bzw. Vernachlässigung
der persönlichen Körperpflege
>
eigentümliche Vorstellungen oder magisches Denken, die das Verhalten
beeinflussen und nicht mit kulturellen Normen übereinstimmen (z.B.
Aberglaube, Telepathie, „sechster Sinn“)
nach: Carpenter et al. 1979: "International pilot study of schizophrenia"
(WHO-Studie in Straube & Oades, 1992)
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
10/19
11/19
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
12/19
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen
Therapeutische Grundregeln bei Schizophrenie
Medikation ist kurzfristig effektiv, aber…
— Neuroleptika
(Haldol, Glianimon, Fluanxol, Dapotum, Lyogen, Imap, Taxilan,
lmpromen, Tesoprel, Orap, Triperidol, Ciatyl, Leponex, u.a.)
Vorwiegend gegen Plussymptome wirksam
— Antidepressiva
(Saroten, Nortrilen, Aponal, Ludiomil, Noveril, Tofranil, Stangyl, u.a.)
Gegen Depressionen und bei Minussymptomatik
— Benzodiazepine
(Valium, Tavor, Lexotanil u.a.)
Gegen Angst, Schlafstörungen, Unruhezustände
…Compliance ist wichtig für Rückfallprophylaxe!!!
13/19
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
Psychotische Störungen
Wirkungsstärke der
Neuroleptika
hochpotent
mittelpotent
niedrigpotent
>Mundtrockenheit…………….…….
>Verlangsamung der.………….
>Bewegungstypische
Nebenwirkungen
medikamentöse
Abhilfemaßnahmen
Allgemeine
Abhilfemaßnahmen
einschränkung
>kleinschrittiger Gang
>Muskelsteifigkeit
>Zittern, vor allem in den Händen
>Antiparkinsonmittel
(z.B. Akineton)
>Benzodiazepine
(bei Akathisie,
z.B. Valium)
Psychologische Interventionen
Reaktionsgeschwindigkeit.....
>Verschwommenes Sehen...
>Kreislaufschwäche…....
>Schwindelgefühl…...
>Müdigkeit……….
>Darmträgheit.....
IPT Brenner
Soziales Kompetenztraining
Psychoedukative Familienbetreuung
Kognitive Therapie
> Kreislaufanregende
Medikamente
(z.B. Effortil, Novadral)
> Cholinergica
(bei Harnverhaltung, z.B. Doryl)
>Dosis umverteilen oder verringern
>Umstellen auf eine andere Substanzgruppe
>Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
>Regelmäßige Bewegung mit Gymnastik und täglichen Spaziergängen
>optimal: sportliche Aktivität wie Laufen, Wandern, Schwimmen,
Radfahren usw.
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
15/19
14/19
Psychotische Störungen
Psychotische Störungen
Vulnerabilitäts-Stress-Modell &
Therapiemethoden
Therapie
Vulnerabilitätsfaktoren
Biologisch
Neuroleptika
Kognitive
Defizite
Psychosozial
Autonome
Hypererregung
Kognitive
Therapie
Stress
Defizite in
sozialer
Kompetenz
Soziale
Stressoren
Negatives
Familienklima
Training
sozialer
Fertigkeiten
Berufliche
Rehabilitation
Familienbetreuung
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
17/19
Psychotische Störungen
Integriertes Psychologisches Therapieprogramm
IPT: Komponenten
>
Kognitive Differenzierung
>
Soziale Wahrnehmung
–
–
Konzeptbildung, Abstraktionsfähigkeit, Merkfähigkeit
Reizerkennung, -interpretation, Wahrnehmung und Einschätzung sozialer
Situationen
>
Verbale Kommunikation
>
Soziale Fertigkeiten
>
Interpersonelles Problemlösen
>
Stationär; Gruppengröße: 5-7 Patienten; 3 Mon.
–
–
–
aktives Zuhören, direkte Ansprache von Gefühlen
Techniken und Inhalte aus Selbstsicherheitstrainings
Bewältigung potentieller Stressoren
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
19/19
11. Juni 2009Jürgen Barth - Bern
18/19
Herunterladen