Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster Städtebaulicher Fachbeitrag Teil I: Abgrenzung der örtlichen Fördergebiete Teil II: Kriterienkatalog für die ortstypischen Bauweisen Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 1 INHALT: A. Ziele der Dorfentwicklung B. Städtebaulicher Fachbeitrag Teil I - Abgrenzung der örtlichen Fördergebiete C. Ziele des Kriterienkatalogs D. Städtebaulicher Fachbeitrag Teil II – Kriterienkatalog für die ortstypischen Bauweisen E. Arbeitslisten der unbeweglichen Kulturdenkmäler Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 2 A. Ziele der Dorfentwicklung Zur Bewahrung der städtebaulichen Identität der Orts- und Stadtteile von Bad SodenSalmünster sind folgende Leitziele beim Bauen im ländlichen Raum maßgeblich. Ziel der Dorfentwicklung im Rahmen der Förderung von privaten Projekten: • Erhaltung und Schaffung einer guten Wohn- und Lebensqualität in den Ortskernen für Jung und Alt. • Erhalt des ortstypischen Charakters von Bauwerken • Förderung von städtebaulichen Besonderheiten und Eigenarten • Unterstützung des bau- und kulturgeschichtlichen Erbes zum Erhalt von ortstypischen Besonderheiten Bei der Umsetzung der Maßnahmen an privaten Projekten legt die Dorfentwicklung besonderen Wert auf: • eine hohe handwerkliche Ausführungsqualität • nachhaltige und sachgerechte Ausführung der Arbeiten • individuelle Lösungen der baulichen Aufgabe zur Stärkung des Gebäudecharakters Ziel des städtebaulichen Fachbeitrags ist die Abgrenzung der örtlichen Fördergebiete, sowie die Festlegung von Kriterien für eine ortstypische Bauweise. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 3 Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster B. Städtebaulicher Fachbeitrag Teil I Abgrenzung der örtlichen Fördergebiete Die beiden ländlich geprägten Städte Bad Soden und Salmünster sind seit 1974 zur Stadt Bad Soden-Salmünster zusammengeschlossen. Schon zuvor, im Jahre 1970, wurden die eigenständigen Gemeinden Alsberg / Hausen, Kerbersdorf und Romsthal in die Stadt Salmünster eingemeindet. Noch einmal vergrößerte sich Salmünster durch die Eingemeindung der Gemeinde Katholisch Willenroth im Jahre 1972, bevor 1974 schließlich der Zusammenschluss der Städte Bad Soden bei Salmünster der Gemeinde Mernes und Salmünster einschließlich der bereits eingegliederten Stadtteile zur Gesamtstadt Bad Soden-Salmünster erfolgte. Trotz des starken Einflusses durch die nahegelegene Metropolregion Frankfurt Rhein-Main haben die beiden Kernstädte heute noch ländlichen Charakter. Einige Stadtteile bewerben sich, teilweise mit Erfolg, seit Jahren für die Programme der Dorferneuerung oder, im Falle der Kernstädte, für Stadtsanierungsprogramme. Katholisch Willenroth war nach Salmünster, das im Jahre 1986 mit einer Bewerbung für die Stadtsanierung erfolgreich war, der zweite Stadtteil von Bad Soden-Salmünster, der bei seiner städtebaulichen Entwicklung durch ein Förderprogramm unterstützt wurde. Im Jahre 2004 wurde Ahl in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. Im gleichen Jahr erfolgte die Aufnahme des Kernstadtteils Bad Soden in die einfache Stadtsanierung, welche 2009 in das Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ überführt wurde. In diesem Jahr ist die Dorferneuerung im Stadtteil Ahl abgelaufen, die Stadtsanierung in Bad Soden läuft bis 2018. Abgrenzung der örtlichen Fördergebiete: Die Abgrenzung der elf Fördergebiete leitet sich aus der Siedlungsentwicklung ab. Das Fördergebiet orientiert sich im Wesentlichen an dem „alten Ortskern bis 1950“. Darüber hinaus gehende Bereiche, die in das Fördergebiet aufgenommen werden sollen, sind im Einzelnen zu begründen (z.B. außenliegende Bauwerke, die im baulichen und kulturellen Zusammenhang mit dem Ortskern stehen oder Siedlungshäuser nach 1950, die über eine eigene, nicht überprägte Charakteristik verfügen). Die festgelegten Geltungsbereiche werden für jeden Ortsteil im Einzelnen auf Lageplänen, auf Grund der besseren Lesbarkeit, im Maßstab 1:1000 dargestellt. Für Bad Soden und Salmünster sind darüber hinaus Pläne im Maßstab 1:2000 als Übersichtspläne an den schriftlichen Teil des städtebaulichen Fachbeitrags angefügt. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 4 1. Katholisch-Willenroth mit Schönhof: Das überwiegend landwirtschaftlich geprägte Katholisch Willenroth ist mit 239 Einwohnern der am nördlichsten gelegene Stadtteil von Bad Soden-Salmünster. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Katholisch-Willenroth im Jahre 1339 unter dem Namen „Wilnrode“. Am 1. Juli 1972 erfolgte die Eingliederung in die Stadt Salmünster. Als einer der kleineren Stadtteile von Bad Soden-Salmünster ist Katholisch-Willenroth, zusammen mit dem Weiler Schönhof mit 7,5 Kilometern, der nach Mernes am weitest entfernt gelegene Stadtteil des Mittelzentrums. Siedlungsgenese: Das an einer Straßenkreuzung entstandene Katholisch Willenroth besteht aus klassischen Hofreiten (Wohnhaus, Scheune, Nebengebäude), alleinstehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Das ursprüngliche Dorf wird inzwischen durch die zur Landesstraße (L3196) ausgebaute Vogelsbergstraße mittig geteilt. Für Katholisch Willenroth wurden keine Bebauungspläne aufgestellt. Es entwickelte sich nach der vorletzten Jahrhundertwende, städtebaulich vom Ortskern aus gesehen, hauptsächlich in Richtung Norden, entlang der Vogelsbergstraße. In jüngerer Vergangenheit wurden entlang der Waldschulstraße eine Reihe von Wohnbauflächen nach § 34 BauGB ausgewiesen, welche bis dato nicht vollständig bebaut sind. Der Weiler „Schönhof“ ist eine Ansiedlung aus dem späten 19. Jahrhundert, die etwa drei Kilometer nördlich von Katholisch Willenroth gelegen ist und zum Stadtteil Katholisch Willenroth gehört. Der kleine Weiler entwickelte sich um den zentral gelegenen historischen Aussiedlerhof. Fördergebiet Katholisch Willenroth mit Schönhof: Die Abgrenzung des Fördergebiets ist in Katholisch Willenroth und Schönhof nicht von Bebauungsplänen abzuleiten, da es in diesem Ort keine B-Plan-Genesis gibt. Katholisch Willenroth und Schönhof sind in den 50er und 60er Jahren nur von wenigen Neubauten vergrößert oder abgerundet worden. Im Norden von Katholisch Willenroth, entlang der Waldstraße, sind Grundstücke zu erkennen, die zur Wohnbebauung herangezogen wurden und im Flächennutzungsplan auch dementsprechend ausgewiesen sind. Ein Bebauungsplan für Katholisch Willenroth und Schönhof besteht nicht. Das Fördergebiet wurde aufgrund des Alters der Bebauung bei einer Ortsbegehung bewertet. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 5 Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Katholisch Willenroth und Schönhof eingezeichnet. Fördergebiet Katholisch Willenroth Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 6 2. Kerbersdorf: Das ländlich geprägte Kerbersdorf liegt mit 451 Einwohnern oberhalb vom Huttengrund. Malerisch und exponiert gelegen ist Kerbersdorf zu einem beliebten Wohnort innerhalb von Bad Soden-Salmünster geworden. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Korberstorf“ im Jahr 1447. Die Eingliederung Kerbersdorfs in die Stadt Salmünster erfolgte am 1. Dezember 1970. Siedlungsgenese: Kerbersdorf besitzt keinen klassischen Ortskern. Dennoch ist erkennbar, dass der Ursprung des Stadtteils zwischen Salzstraße und Schulweg gelegen hat. In diesem Teil des Ortes sind klassische Hofformen mit Nebengebäude und Scheune zu erkennen. Durch Bebauungspläne wurden hauptsächlich an den nördlichen Ortsrändern, aber auch am südlichen Ortsrand von Kerbersdorf, in den 1970er Jahren Baulandflächen ausgewiesen. Der ganz im Norden der Ansiedlung ausgewiesene B-Plan „Am Röseacker, Am Knöttchen und Am Kirchberge“, der 1970 rechtskräftig wurde, wird heute nur noch teilweise angewandt. Fördergebiet Kerbersdorf: Hauptsächlich an den nördlichen Ortsrändern, aber auch am südlichen Ortsrand von Kerbersdorf, wurden mit Hilfe von Bebauungsplänen in den 1970er Jahren Baulandflächen ausgewiesen. Diese grenzen das Fördergebiet im Wesentlichen ab. Das Gebiet zwischen dem im Lageplan eingezeichneten Fördergebiet und dem B-Plan „Am Knöttchen – Der Hermesacker“ entstand nach augenscheinlicher Begutachtung in den 60er und 70er Jahren, ebenso wie die Bebauung im Westen entlang der Ulmbacher Straße. Diese Flächen sind aus diesem Grund aus dem Geltungsbereich ausgeschlossen. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Kerbersdorf eingezeichnet. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 7 Fördergebiet Kerbersdorf Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 8 3. Eckardroth (Huttengrund): Urkundlich wurde Eckardroth 1356 unter dem Namen „Ekharterode“ erstmalig erwähnt. Mit 621 Einwohnern hat sich der Ortsteil Eckardroth seit Beginn der 60er Jahre in Bezug auf die Einwohnerzahl und die überbauten Flächen mehr als verdoppelt. Heute ist Eckardroth ein beliebter Wohnort von Bad Soden-Salmünster. Die Eingliederung von Eckardroth in die Stadt Salmünster erfolgte im Jahre 1972. Bemerkenswert ist der jüdische Friedhof aus dem 17. Jahrhundert in Eckardroth an der „Salz“. Ein Relikt aus der Zeit, in der Eckardroth eine jüdische Gemeinde beheimatete. Siedlungsgenese: Eckardroth hat keinen erkennbaren Ortskern. Der südwestlich gelegene Teil von Eckardroth mit dem Namen „Im Dorf“, zwischen dem „Oberweg“ und dem „Wahlerter Weg“ ist der Ursprung von Eckardroth. Von hieraus entwickelte sich der Stadtteil entlang der Hauptstraße in Richtung „Salz“ und in Richtung Norden an der Hauptstraße entlang. „Im Dorf“ trifft man auf die ältesten noch existierenden Gebäude von Eckardroth. Kleine, nicht orthogonal ausgerichtete Flurstücke mit unterschiedlicher Größe sind Belege für eine gewachsene Struktur. In den Bereichen hinunter zur „Salz“ und auf der östlichen Seite entlang der Hauptstraße entwickelte sich der Ort noch vor dem Krieg weiter. Die nördliche Seite des Straßenzugs „Siedlung“, im Nordosten von Eckardroth, wurde in den 1950er Jahren als Entwicklungsfläche mit typischen Siedlungshäusern aus der Nachkriegszeit ohne Bebauungsplan bebaut. Die ersten Siedlungshäuser in Eckardroth in der Straße „Siedlung“ 9 Gebäude auf der Nordseite der Straße weisen größtenteils typische Merkmale der damaligen Wohnhausstrukturen auf. Kleine Wohnhäuser mit relativ großen Nutzgärten zusammen mit Nebengebäuden waren ideale Bebauungsstrukturen für die Nachkriegszeit, in der mit viel Muskelhypothek und Selbstversorgung die Lebensgrundlagen für die Bürger geschaffen wurden. Das Baugebiet, auf Grundlage eines Bebauungsplans von 1967, im Südwesten von Eckardroth ist die städtebauliche Basis für die heutige Größe der Ansiedlung. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 9 Fördergebiet Eckardroth: Obwohl der Bebauungsplan von 1967 einen Teil der damaligen Bestandsbauten überplante, ist er eine Hilfe zur Abgrenzung des Fördergebiets, da in diesem Plan die damaligen Bestandsbauten eingezeichnet sind. Das restliche Gebiet von Eckardroth wurde bei einer Begehung nach Entstehungsmerkmalen begutachtet und eingegrenzt. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Eckardroth eingezeichnet. Fördergebiet Eckardroth Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 10 4. Romsthal (Huttengrund): Der geschichtlich bedeutsamste Ort im Hutt´schen Grund wurde erstmals im Jahre 1365 unter dem Namen „Ramstal“ urkundlich erwähnt. Mit größte Stadtteil im Huttengrund. Hier befinden 839 Einwohnern ist Romsthal der sich die Grundschule und die Huttengrundhalle. Durch die zentrale Lage im Huttengrund ist Romsthal der Ort neben den Kernstädten mit der besten Ausstattung an sozialer Infrastruktur. Nicht nur deswegen ist Romsthal ein beliebter Wohnort. Die Eingliederung von Romsthal in die Stadt Salmünster erfolgte im Jahre 1970. Siedlungsgenese: Romsthal hat durch die zentral gelegene Kirche mit ihrem Umfeld, das Huttenschloss und den Hofgarten einen klar erkennbaren Ortsmittelpunkt. Mit vielen klassischen landwirtschaftlichen Hofanlagen baut sich Romsthal rund um seinen Ortskern auf. Die ältesten bestehenden Gebäude von Romsthal stehen südlich und südwestlich der Kirche. Landwirtschaftliche Hofanlagen bestimmen das alte Ortsbild, was die Funktion des historischen Ortes auch verdeutlicht. Der ländlich geprägte Ort wurde im Laufe der Nachkriegsjahre durch den B-Plan „Steineswiesen“ im Jahre 1974 und den B-Plan „Gassenheeg“ im Jahre 1980 erweitert. In den vergangenen fast 40 Jahren vergrößerte sich die überbaute Fläche in Romsthal um etwa die Hälfte. Huttengrundhalle in Romsthal Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 11 Fördergebiet Romsthal: Die beiden Bebauungspläne grenzen an den historischen Ortskern im Norden und im Süden knapp an. Anhand dieser Pläne kann die Entstehung nach 1974 abgelesen werden. Die Fördergebietsabgrenzung für Romsthal wurde bei einer Begehung begutachtet und festgelegt. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Romsthal eingezeichnet. Fördergebiet Romsthal Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 12 5. Wahlert (Huttengrund): Der 1326 erstmals urkundlich erwähnte Ort Wahlert ist mit 392 Bürgern der kleinste Ortsteil im Huttengrund. Die Eingliederung von Wahlert in die Stadt Salmünster erfolgte im Jahre 1970. Siedlungsgenese: Wahlert ist aus einem Aussiedlerhof und einer Mühle entstanden. Entlang der „Salz“ und entlang der Salzstraße bis zur Eckardrother Straße entwickelte sich der Ort ursprünglich. Wahlert hat keinen erkennbaren Ortsmittelpunkt. Die ursprünglichen Wohnbauten wurden rund um die landwirtschaftlichen Hofanlagen errichtet. So entstand aus dem Aussiedlerhof eine Splittersiedlung, welche 1979 durch den Bebauungsplan „Eckardrother Straße“ eine mehr als doppelt so große Erweiterung in Richtung Norden erfuhr. Der Bebauungsplan „Eckardrother Straße“ hat bis heute Rechtskraft. Der Mühlenstandort wurde augenscheinlich in den 60er und 70er Jahren durch mehrere Wohngebäude und eine Pension ergänzt. Näheres zur Mühle in Wahlert und deren Standort wird im Kapitel 13. „Mühlen“, auf Seite 31 des städtebaulichen Fachbeitrags, erläutert. Historisches Mühlengebäue in Wahlert Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 13 Fördergebiet Wahlert: Der Bebauungsplan „Eckardrother Straße“ grenzt im Norden an die damals bestehende Bebauung von Wahlert an. Anhand dieses B-Plans kann die Entstehung nach 1979 abgelesen werden. Die Fördergebietsabgrenzung für Wahlert wurde bei einer Begehung begutachtet und festgelegt. Das Ergebnis dieser Begehung lässt sich anhand der Fördergebietskartierung im nachfolgenden Plan ablesen. Zum Fördergebiet gehören die ursprünglichen Bauten des Aussiedlerhofs und die weiteren Gebäude der ursprünglichen Splittersiedlung „Wahlert“. Auf die Fördergebietsabgrenzung rund um dien historischen Mühlenstandort wird im Kapitel 13 „Mühlen“ explizit eingegangen. Fördergebiet Wahlert Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 14 6. Bad Soden: Am 6. Juli 1296 wurde das links der Salz am West- und Südhang des bewaldeten Stolzenbergs gelegene Soden auf Bitten des Abtes Heinrich V. von Weilnau durch König Adolf von Nassau unter dem Namen „Stolzental" zur Stadt erhoben und mit allen Rechten und Freiheiten, wie sie die Stadt Frankfurt besaß, sowie einem Wochenmarkt und dem Zollrecht ausgestattet. Bad Soden zählt somit zu den ältesten Städtegründungen im Kinzigtal. Im Rahmen der Gebietsreform wurde 1974 die Stadt Bad Soden bei Salmünster mit der benachbarten Industriestadt Salmünster zur Gesamtstadt Bad Soden-Salmünster vereint. Bad Soden ist heute der zweitgrößte Stadtteil der Stadt Bad Soden-Salmünster und hat 4.308 Einwohner. Der mit dem Prädikat „Bad“ ausgezeichnete Stadtteil ist mit rund 400.000 Übernachtungen pro Jahr sehr touristisch orientiert. Durch seinen ländlichen Ursprung, den sich die Kurstadt bis heute bewahren konnte, verbindet die Gesundheitsstadt die „Kur“ und die ländliche Umgebung in einer erfolgreichen Symbiose. Siedlungsgenese: Die Stadt Bad Soden hat ihren Ursprung am West- und Südhang des bewaldeten Stolzenbergs. Von dort aus entwickelte sich Bad Soden zunächst innerhalb der natürlichen Grenzen, der „Salz“ im Osten, dem Stolzenberg im Westen und den Kinzigauen im Süden. Durch die Engstelle zwischen „Salz“ und Stolzenberg war die natürlich Entwicklung nach Norden zunächst gebremst. In diese Richtung entwickelte sich Bad Soden erst Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts weiter. Der Sprung in Richtung Westen über die „Salz“ muss nach dem Alter der noch vorhandenen Ursprungsbebauung ebenso zur Zeit des vorletzten Jahrhundertwechsels stattgefunden haben, wie die Bebauung des im Südosten des Stolzenbergs gelegenen Gebiete an der Pacificusstraße. Der erste Bebauungsplan für Bad Soden wurde im Jahre 1972 rechtskräftig. Das B-Plan-Gebiet „Im Traroth“ liegt weit entfernt vom eigentlichen Ortskern, so dass davon auszugehen ist, dass die Fläche zwischen Pacificusstraße und B-Plan-Gebiet zwischen 1960 und 1972 bebaut wurde. Sechs weitere Bebauungspläne wurden in den Jahren von 1980 bis 2008 rechtskräftig. Alle B-Pläne haben bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren. Im März 2003 wurde die Altstadt Bad Soden durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung als Sanierungsgebiet auf Grundlage des § 136 BauGB förmlich festgelegt. Das Gebiet umfasst die Altstadt zwischen der Gerhard-Radtke-Straße und der Badestraße sowie den alten Stadtteil „In der Salz“. Fördergebiet Bad Soden: Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 15 Die Altstadt von Bad Soden wurde durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im März 2003, als Sanierungsgebiet auf Grundlage des § 136 ff BauGB förmlich festgelegt. Die Stadtsanierungsmaßnahme wurde in 2009 in das Förderprogramm städtebaulicher Denkmalschutz überführt und läuft bis 2018. Über das Fördergebiet der aktuellen Stadtsanierungsmaßnahme hinaus wurden die städtebaulichen Entwicklungsflächen bis in die 1950er Jahre beurteilt. Insbesondere wurde dabei festgestellt, dass sich die Siedlungsfläche der Stadt Bad Soden in Richtung Norden, entlang der Romsthaler Straße bis hinunter an die „Salz“, und westlich der “Salz“ bis an die „Sprudelallee“, über das Gebiet „In der Salz“ hinaus, bis an die Tannenkopfstraße, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgedehnt hatte. Desweiteren entwickelte sich die Siedlungsfläche von Bad Soden im frühen 20. Jahrhundert bis 1950 entlang der Pacificusstraße. Direkt angrenzend an das derzeitige Stadtsanierungsgebiet entstanden dort Klinik und Kurgebäude und im weiteren Verlauf Wohngebäude bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Bad Soden eingezeichnet. Fördergebiet Bad Soden Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 16 7. Salmünster: Salmünster findet erstmals Erwähnung als „Salchenmunster“ in einer Urkundensammlung des Klosters Fulda. Als Gründungsdatum wird das Jahr 889 angegeben. 1319 wurde das Stift Salmünster eingerichtet. 1320 wurde die Siedlung auf Bitten des Fuldaer Abtes Heinrich VI. von Hohenberg von Kaiser Ludwig dem Bayern zur Stadt erhoben. Die kurz darauf angelegte Stadtmauer verlieh dem Ort seine noch heute im Straßenbild erkennbare bemerkenswert regelmäßige Form. Innerhalb der Stadtmauern bildeten sich mehrere Höfe aus, die von den landadligen Familien der Umgebung errichtet wurden, darunter die Herren von Jossa und die Herren von Hutten. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges kamen die Franziskaner nach Salmünster (1650), wo sie ihr neues Kloster (1691–1694) errichteten. Im 19. Jahrhundert wurde Salmünster von den politischen Wirren erfasst, die den Napoleonischen Kriegen folgten. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig kam es zu Umverteilungen in der Herrschaft. Fulda wurde kurhessisch, das Amt Salmünster 1822 der Provinz Hanau (ehemals Fürstentum Hanau) als eigener Kreis zugeschlagen. Bis 1829 eigenständig, gehörte das Amt Salmünster ab 1830 zum Kreis Schlüchtern. 1912 wird in Salmünster das Krankenhaus in der Bad Sodener Straße eröffnet und 1930 der Grundstein für die Henry-Harnischfeger-Schule gelegt. Heute ist Salmünster mit 4614 Einwohnern eine der beiden Kernstädte der Stadt Bad SodenSalmünster mit ihren 11 Stadteilen. Der ländliche Charakter aus der vergangenen Zeit ist bis heute im historischen Stadtkern und seiner nächsten Umgebung noch zu spüren. Als Standort für Gewerbe sowie als gefragter Wohnstandort mit hoher Lebensqualität ist Salmünster die Verbindung von Ursprünglichem mit wirtschaftlichem Erfolg gelungen. Siedlungsgenese: Die Stadtmauer, aus dem 14. Jahrhundert, um die Altstadt Salmünster, lässt rund von den ursprünglichen rechteckigen Grundriss der Stadt noch heute erkennen. Städtebaulich wurde zur damaligen Zeit mit der Stadtmauer das umgesetzt, was mit der Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 17 Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Ludwig dem Bayern rechtlich vorgegeben war. Die Stadt Salmünster entwickelte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich innerhalb der Stadtmauern. Mit dem im Jahre 1868 errichteten Bahnhof und der evangelischen Kirche, die im Jahre 1888 errichtet wurde, standen in Salmünster die ersten zwei öffentlichen Gebäude außerhalb der Stadtmauer. Dieser Schritt machte es möglich, dass auch Wohnhäuser außerhalb der Stadtmauern entstanden. Hinzu kam, dass im Zuge der Industrialisierung größere Grundstücke für Industrie- und Gewerbegebäude, welche innerhalb der Altstadt nicht vorhanden waren, benötigt wurden. Ein klar definierter Ortskern ist außerhalb der Stadtmauer nur noch schwer auszumachen. Da die Bebauung außerhalb der Stadtmauern wie beschrieben nur sporadisch stattfand, ist der Stadtkern von Salmünster im Großen und Ganzen auf die Flächen innerhalb der Stadtmauern zu beziehen. Die Abgrenzung des Geltungsbereichs der Stadtsanierungsmaßnahme von 1984 zeigt die damalige Definition des Stadtkerns. Das mit Bestandsgebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert durchsetzte Gebiet, südlich der Altstadt, wurde 1969 mit dem Bebauungsplan "An der Schule" überplant. Das damals lückenhaft bebaute Gebiet wurde im Laufe der Zeit bis heute mit neueren Bauwerken verdichtet. Das gleiche geschah mit den außerhalb der Stadtmauern befindlichen Gebieten im Nordosten der Altstadt in Richtung Bad Soden. Östlich der Bahntrasse nach Fulda entstand in den Nachkriegsjahren ungeregelte Bebauung, welche 1965 mit dem Bebauungsplan „Salmünster1“ überplant wurde. Auch dort ist die vereinzelte Bebauung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heute noch zu erkennen. Seither lässt sich das Wachstum der Stadt, das durch die Bauleitplanung dokumentiert ist, eindeutig nachvollziehen. Der B-Plan aus 1965 wird heute nicht mehr angewandt. Alle anderen Bebauungspläne sind heute noch rechtskräftig. Fördergebiet Salmünster: Die Flächen zwischen der Altstadt von Salmünster und den bis 1970 rechtskräftig gewordenen B-Plänen „Salmünster1“ (1965) und „An der Schule“ (1969) im Süden und Südwesten der Altstadt, bis an die Bahntrasse, sind städtebaulich nicht dokumentiert und wurden augenscheinlich beurteilt. Ebenso wurde die Fördergebietsabgrenzung im Norden der Altstadt, westlich und östlich der Bahntrasse bis hin zur BAB 66, bei einer Begehung durch das Planungsbüro beurteilt und abgegrenzt. Bei der Aufstellung der B-Pläne „Salmünster 1“ und „An der Schule“ in den frühen 70er Jahren wurden auch bebaute Gebiete überplant. Das Baujahr der überplanten Gebäude ist vor 1965 bzw. vor 1969 zu datieren. Deshalb wurden diese Gebiete bei einer Begehung beurteilt. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 18 Bilder vom südlichen Bereich vor der Altstadt Salmünsters mit vielen Gebäuden aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts: Frankfurter Straße 57 in Salmünster Frankfurter Straße 66 in Salmünster Münsterbergstraße 2 in Salmünster Wiesenauweg 1 in Salmünster Münsterbergstraße 6 in Salmünster Gartenstraße 8 in Salmünster Festgestellt wurde, dass in diesen Bereichen ein Großteil der Bebauung in der Zeit zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre errichtet wurde, deshalb wurden diese Gebiete in den Geltungsbereich mit aufgenommen. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 19 Bilder vom östlich der Bahntrasse nach Fulda gelegenen Bereich Salmünsters mit vielen Gebäuden aus den Nachkriegsjahren: Häuser in der Hebelstraße in Salmünster Im Hopfengarten 10 in Salmünster Schillerstraße in Salmünster Rückmühlenweg in Salmünster Ebenso ist das Gebiet der Stadtsanierung, welche von 1984 bis 2008 gelaufen ist in der Kartierung dargestellt. Auf der rechtlichen Grundlage des § 3 und § 5 des Städtebaufördergesetzes vom 27.01.1971, wurde die Stadtsanierungsmaßnahme mit dem übergeordneten Ziel „Erhaltung und Verbesserung des historischen Ortskerns als Mittelpunkt des städtischen Lebens in Salmünster“, in der Laufzeit von 1986 bis 2008 durchgeführt. Als Ergebnis aus der Sanierungsmaßnahme wurden folgende Entwicklungsziele als Grundsatz für die Zukunft formuliert: Erhaltung und Verbesserung des historischen Stadtbildes Erhaltung der Altstadt als Wohnstandort Lösung des Verkehrsproblems in der Frankfurter Straße und im Bereich des Schwedenrings / Verbesserung der Bedingungen für den Fußgängerverkehr Verbesserung der zentralen Versorgung der Bevölkerung durch Verbesserung der Standortbedingungen für öffentliche und private Einrichtungen in der Altstadt. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 20 Umgesetzte Projekte aus der vergangenen Stadtsanierung waren z.B.: Maßnahmen zur Attraktivierung der Altstadt, insbesondere der Ortseingangssituation und der Frankfurter Straße altstadtgerechte Sanierung des historischen Stadtkerns Optimierung der Verkehrsführung in der Altstadt Umsetzung von privaten Sanierungsmaßnahmen Das ehemalige Stadtsanierungsgebiet gehört vollumfänglich zum DE-Fördergebiet Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Salmünster eingezeichnet. Fördergebiet Salmünster Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 21 8. Hausen Hausen war früher nur ein kleiner Weiler. Erstmals erwähnt ist die Siedlung anno 1319 unter dem Namen "husen“. Am 1. Januar 1970 wurde Alsberg mit Hausen eingemeindet. Der Stadtteil ist heute mit seinen 960 Einwohnern einer der beliebtesten Wohnorte von Bad Soden-Salmünster, denn trotz sehr guter Verkehrsanbindung und direkter Nähe zum Nahversorgungszentrum Palmusacker ist der Stadtteil ruhig und naturnah gelegen. Seit dem Zusammenschluss mit Salmünster wird Hausen durch den Ortsbeirat Salmünster vertreten. Siedlungsgenese: Die städtebauliche Entstehung von Hausen lässt sich anhand seiner Geschichte nachvollziehen. Die im 14. Jahrhundert errichtete Wasserburg, welche später von Friedrich von Hutten erworben wurde, ist heute noch existent und dient als Einrichtung im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland e.V. Die Schlossmühle Hausen gehörte ursprünglich zum Ensemble der Burganlage, zumindest lässt der Grundriss im Lageplan derartige Rückschlüsse zu. Die Hautzenmühle ist eine weitere Ehemalige Schlossmühle in Hausen Mühlenanlage in Hausen, die zur ursprünglichen Bebauung von Hausen gezählt werden kann. Zwischen diesen beiden städtebaulich wichtigen Anlagen, entwickelte sich der Ort Hausen zunächst auf der nördlichen Seite der heutigen Spessartstraße. 1963 wurde der Bebauungsplan „Hausen“ aufgestellt und rechtskräftig. Er überplant nahezu die gesamte historische Ursprungsbebauung. Weitere Bebauungspläne wurden in den Jahren 1974, 1985 und 1993 zur Rechtskraft gebracht. Alle Bebauungspläne sind heute noch rechtskräftig. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 22 Fördergebiet Hausen: Anhand der Bebauungspläne, die in Hausen nach 1963 zur Rechtskraft gebracht wurden, ist die städtebauliche Entwicklung von da an dokumentiert. Der Gebäudebestand vor 1963 und somit der Geltungsbereich der jetzigen Dorfentwicklungsmaßnahme wurde bei einer Begehung augenscheinlich begutachtet und festgelegt. Festgestellt wurde bei der Begehung dass die Siedlungsgenese in der aktuellen baulichen Situation nachzuvollziehen ist. Der ursprüngliche Ort vom ehemaligen Wasserschloss ausgehend bis zur Hautzenmühle ist augenscheinlich auch heute der älteste Teil der Hausener Bebauung. Die Bebauung rund um das Schloss mit Mühle und Nebengebäuden breitete sich in Richtung Norden aus. Große Scheunengebäude und städtebaulich ungeordnete Situationen sind offensichtliche Kriterien für die Entstehung vor 1960 ohne Bebauungsplan. Südliche Bebauung an der Spessartstraße in Hausen Quelle: Google Maps Überschneidungen mit den B-Plänen aus den 60er Jahren wurden bewusst zur Gestaltung des Übergangs in städtebaulich geordnete Gebiete gemacht. So wurde in Hausen die südwestliche Bebauung der Spessartstraße bis zur Hautzenmühle und das historische Schloss in den Geltungsbereich des B-Plans von 1963 mit aufgenommen. Diese Gebäude sind demnach viel älter als die nach den Vorgaben des Bebauungsplans entstandene Bebauung. Im nachfolgenden Plan ist die festgelegte Fördergebietsabgrenzung für Hausen eingezeichnet. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 23 Fördergebiet Hausen Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 24 9. Ahl: Die bis 1972 eigenständige Gemeinde Ahl liegt an der ehemaligen Bundesstraße 40, der sog. „Reiches Straße", die bis zur Fertigstellung der A66 die Hauptverbindung von Frankfurt nach Fulda war. Die erste urkundliche Erwähnung Ahls stammt aus dem Jahre 1326. 1866 kam die Gemeinde Ahl im Kreis Schlüchtern zu Preußen. Der Kreis wurde 1945 auf Beschluss der amerikanischen Militärbehörde dem Land Hessen zugeordnet. Seit der Eingemeindung 1972 gehört der in nächster Nähe zu Bad Soden und Salmünster gelegene Ortsteil mit 615 Einwohnern zur Kernstadt. Siedlungsgenese: Anhand von Luftbildern und einer örtlichen Begehung wurde festgestellt, dass Ahl sich ursprünglich nördlich der Leipziger Straße, der ehemaligen Bundesstraße 40, entwickelt hat. Dass Ahl ein ländlich geprägter Ort ist, erkennt man an den landwirtschaftlichen Funktionsgebäuden, die heute mehr oder weniger genutzt, rund um die Dorfstraße, den Auweg und die Kinzigstraße, die städtebaulichen Strukturen des Altorts bestimmen. Der Sprung über die ursprünglichen Ortsgrenzen hinaus und über die Leipziger Straße hinweg ist, wie vielerorts, eng mit der Industrialisierung zu Beginn des 20 Jahrhunderts verbunden. Durch das nach § 34 BauGB entwickelte Baugebiet im Norden von Ahl ist der Ort heute etwa doppelt so groß wie in den 1950er Jahren. Ahl wurde am 11.12.2003 in das hessische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Mit der Herausgabe der Ortschronik und der Umgestaltung des Borns wurde die Dorferneuerung offiziell in 2012 abgeschlossen. Die wichtigsten öffentlichen Maßnahmen sind neben vielen Sanierungen von Privathäusern: Sanierung und Erweiterung „Alte Schule“ einschließlich Jugendraum, Umgestaltung der Freifläche (Schulplatz) Freiflächengestaltung Backhaus einschließlich Sanierung des Gebäudes (Ofen) Neugestaltung des Platzes an der Leipziger Straße Umgestaltung der Erlesbacher Straße einschließlich Beseitigung eines Engpasses im Einmündungsbereich der Leipziger Straße Die erst kürzlich abgeschlossene Dorferneuerungsmaßnahme hat durch die Sanierung und Erweiterung der ehemaligen Dorfschule ein vorbildliches Dorfgemeinschaftshaus geschaffen, welches von den Bürgern rege genutzt wird und dadurch ein neuer Ortsmittelpunkt entstanden ist. Trotz einer detaillierten Auseinandersetzung mit der Leerstandsproblematik Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 25 wurde es nicht geschafft, die Leerstände im historischen Ortskern mit Leben und Funktion zu erfüllen. Die Hauseigentümer waren aufgrund der finanziellen Belastung durch hohe Anliegerbeiträge oft nicht in der Lage die finanziellen Mittel für die privaten Maßnahmen aufzubringen. Im Rahmen des IKEK besteht jetzt die Chance für weitere 10 Jahre, mittels privater Förderung die Vorhaben der Hauseigentümer umzusetzen. Fördergebiet Ahl: Über den Geltungsbereich der bisherigen Dorferneuerung hinaus wurden Grundstücke entlang der Straße „Am Hang“ nach einer augenscheinlichen Begutachtung mit in das Fördergebiet aufgenommen. Das Erscheinungsbild dieser Gebäude lässt auf ein Baujahr bis in die 1950er Jahre schließen. Typische Siedlungshäuser aus der Nachkriegszeit wurden entlang der Straße am Hang errichtet, ähnlich wie es in den 50er Jahren in Eckardroth in der Straße „Siedlung“, wie zuvor beschrieben geschehen ist. Die ursprüngliche Gebäudeform eines Siedlungshauses aus den Nachkriegsjahren lässt sich anhand von Natursteinsockel, Steildach und stehenden Fensterformaten erkennen. Jedoch sind diese Häuser meistens schon saniert. Trotz der Veränderungen die im Laufe der Zeit an diesen Gebäuden vorgenommen wurde, ist der typische Charakter nach zu vollziehen, da die Geschossigkeit, die Dachneigung und Sockel nur geringfügig verändert wurden und noch heute Bestand haben. Siedlungshäuser in Ahl an der Straße „Am Hang“ Auch wurden Flächen und Gebäude aus dem Geltungsbereich der Dorferneuerung, an der Erlesbachstraße im Süden und an der Leipziger Straße im Westen, des Stadtteils Ahl nicht in die neue Fördergebietsabgrenzung übernommen, da diese im Sinne des neuen Programms nicht in das Fördergebiet passen. Für Ahl gibt es keine Bebauungspläne. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Ahl eingezeichnet, er unterscheidet sich vom Dorfentwicklungsplan nur in kleinen Teilen, durch die Inklusion der Bebauung aus den 50er Jahren. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 26 Fördergebiet Ahl Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 27 10. Alsberg: Alsberg ist mit 182 Einwohnern der kleinste und mit etwa 480 m über N.N. der am höchsten gelegene Stadtteil der Gesamtstadt. Der oberhalb von Salmünster exponiert gelegene Wallfahrtsort wurde bereits 1313 urkundlich unter dem Namen „Eilerßberg“ erwähnt. Der in Alsberg gelegene Golfplatz wird seit 1974 betrieben und erweitert das Angebot der Gesamtstadt Bad Soden-Salmünster um einen Höhepunkt. Die Eingliederung von Alsberg erfolgte im Rahmen der Gebietsreform Anfang der 70er Jahre. Siedlungsgenese: Der kleinste Stadtteil von Bad Soden-Salmünster hat seinen städtebaulichen Ursprung, nach dem Lageplan und dem Alter der Gebäude zu urteilen, südwestlich der Birkenhainer Straße. Ein weiterer Beleg dafür ist auch die im 15. Jahrhundert erstmals als Kapelle derer „Von Hutten“ erwähnte Wallfahrtskirche. Größere landwirtschaftliche Gehöfte trifft man in dem ursprünglich von Kohlenbrennern und Holzfällern bewohnten Ort nicht an. Anders als in allen anderen Stadtteilen von Bad Soden ist die Bebauung lückenhaft. Die Häuser haben große Grundstücke und stehen weit auseinander. Trotzdem hat der Städtebau in Alsberg eine homogene Struktur und man kann ein städtebauliches Zentrum erkennen, das an der Stelle liegt, wo Birkenhainer Straße, Quellenweg, Ringstraße und Kapellenweg aufeinandertreffen. Für Alsberg gab es einen Bebauungsplan, der 1975 rechtskräftig, aber nicht umgesetzt wurde. Dieser B-Plan „Bornäcker, Waldäcker, Hagäcker“ wird heute nicht mehr angewandt. Entlang dem nördlichen Teil der Höhenstraße wurden eine Reihe von Wohnbauflächen nach § 34 BauGB ausgewiesen, welche inzwischen vollständig bebaut sind. Im Frühjahr 2013 wurde nach langer Diskussion ein kleiner Teilbereich des B-Plans von 1975 als Abrundung vom Magistrat der Stadt Bad Soden-Salmünster als Baugebiet „Die Zimmerswiesen“ beschlossen. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 28 Fördergebiet Alsberg: Die Abgrenzung des Fördergebiets ist in Alsberg von den vorhandenen Bebauungsplänen nicht abzulesen, da der B-Plan aus 1975 nicht umgelegt wurde. Trotzdem ist er hilfreich, um die damaligen Grenzen der Bebauung festzustellen. Der Geltungsbereich für das Fördergebiet wurde aufgrund des Alters der Bebauung bei einer örtlichen Begehung festgelegt. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Alsberg eingezeichnet. Fördergebiet Alsberg Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 29 11. Mernes: Das ländlich und landwirtschaftlich geprägte Dorf liegt eingebettet im Jossatal im Naturpark Hessischer Spessart und ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. Urkundlich das erste Mal erwähnt wurde „Mernolfes“ im Jahre 1267. Heute gehört Mernes als viertgrößter Ortsteil mit 835 Einwohnern zu Bad Soden-Salmünster und ist der südlichste Stadtteil von Bad SodenSalmünster. Mit 12 Kilometern Entfernung ist Mernes der am weitest entfernt gelegene Stadtteil von Bad Soden-Salmünster. Siedlungsgenese: Der Ortskern von Mernes entwickelte sich zwischen der Jossa und dem Standort der Kirche, die zunächst als „armes Kirchlein“ bezeichnet wurde, bis in das 19. Jahrhundert, als ein durch die Landwirtschaft geprägter Ort. Hier befinden sich heute noch landwirtschaftliche Funktionsgebäude aus dem Mittelalter, welche die städtebaulichen Strukturen von Mernes prägen. Erst im Laufe der Industrialisierung entwickelte sich Mernes zu Beginn des 20. Jahrhunderts entlang der Ausfallstraßen. Hier wurden seit der vorletzten Jahrhundertwende hauptsächlich Wohnhäuser, aber auch einige landwirtschaftliche Nutzgebäude, errichtet. Die sporadische Bebauung entlang der Straßen nach Salmünster, Marjoß und Burgjoß wurde in den Nachkriegsjahren teilweise durch Siedlungshäuser aufgefüllt. Die ersten drei Bebauungspläne für Mernes entstanden 1964 und wurden im selben Jahr noch zur Rechtskraft gebracht. Sie grenzen direkt an die damalige Bestandsbebauung an. An den Übergängen überschneidet sich in einigen Fällen die B-Planabgrenzung mit der damaligen Bestandsbebauung. Trotzdem lässt sich anhand der damaligen Bauleitplanung die Siedlungsgenese seit 1964 erkennen. Fördergebiet Mernes: Anhand der drei Bebauungspläne aus 1964 kann die Entstehung nach deren Rechtskraft abgelesen werden. Die städtebauliche Entwicklung vor 1964 und somit der Geltungsbereich der Dorfentwicklungsmaßnahme wurde bei einer Begehung augenscheinlich begutachtet und festgelegt. Offensichtlich wurden Teile der Bestandsbebauung zur Schnittstellenformulierung oder zur Verdichtung dieser Gebiete mit in die B-Pläne aufgenommen. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 30 Dies fällt insbesondere beim B-Plan aus 1964 „Mernes 1“ im Nordosten des historischen Ortskerns auf. Aber auch bei den anderen städtebaulichen Planungen wurde versucht, durch Aufnahme von bebauten Grundstücksflächen Geltungsbereich Gebiete an in die die den neuen historische Ortskernbebauung übergangslos anzugliedern. Auffällig war bei der Besichtigung dieser städtebaulichen Schnittstellen das die Bestandsbebauung sehr lückenhaft ist und an eine bauliche Nachverdichtung dieser Gebiete gedacht wurde. Die Gestalt der Gebäude lässt größtenteils eindeutig auf ein älteres Baujahr als 1950 schließen. Im nachfolgenden Plan ist die Fördergebietsabgrenzung für Mernes eingezeichnet. Wohnhaus an der Straße in Rchtung Marjoß Fördergebiet Mernes Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 31 12. Forsthäuser: Zur kulturellen Geschichte von Bad Soden-Salmünster gehört der Wald, genauso wie die Sprudel in Bad Soden. Die großen Waldgebiete wurden schon zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bewirtschaftet und dienten vielen Menschen als Existenzgrundlage für ihr Leben und dem ihrer Familien. Mernes, und Alsberg im Besonderen, sind von der Waldkulturwirtschaft geprägt. So wurde Alsberg ursprünglich von Kohlenbrennern und Holzfällern bewohnt. Die alten Forsthäuser sind Gebäude mit kulturgeschichtlichem Hintergrund und eng mit der Entwicklung von Bad Soden Salmünster verbunden. Als Außengebietsstandorte wurden folgende Forsthäuser aufgrund ihrer Historie und ihrer wichtigen Funktion für die Entwicklung der Region bewertet und bei einer örtlichen Begehung begutachtet: Forsthaus Ahl, Forsthaus Häuserdick, ehemaliges Forsthaus an der Spessartstraße, Forsthaus Mernes und das Waldhaus an der L 3178. Festgestellt wurde bei der Ortsbegehung, dass es sich bei allen besichtigten Häusern, bis auf das Forsthaus in Ahl, noch um die ursprüngliche Bebauung handelt. Anzumerken ist, dass die Forsthäuser in Ahl, Häuserdick und das ehemalige Forsthaus an der L3178 in Privateigentum sind, die anderen Forsthäuser gehören nach wie vor dem Land Hessen. Forsthaus „Ahl“ Forsthaus an der Spessartstraße(L3178) Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 32 Waldhaus an der (L3178) nach Mernes Forsthaus Häuserdickstraße Forsthaus Mernes Nach dem Ergebnis der örtlichen Besichtigungen wurden, bis auf das Forsthaus in Ahl, alle besichtigten Forsthäuser in den Geltungsbereich der Dorfentwicklung, aus kulturgeschichtlichen Gründen aufgenommen. In die Pläne sind die Fördergebietsabgrenzungen für die Forsthausstandorte eingezeichnet. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 33 13. Mühlen Wassermühlen sind die ältesten von Menschenhand geschaffenen Maschinen. Mühlen hatten in der Historie von Bad Soden Salmünster wie im gesamten Spessart, aber auch in der Rhön und im Vogelsberg, nicht ausschließlich die Funktion als Getreidemühle. Sie hatten zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch als Eisenhammermühlen oder als Ölmühlen wichtige wirtschaftliche Funktionen für die umliegende Region. Die Mühlen, welche in Bad Soden-Salmünster historisch sind, hatten die Funktion als Getreidemühle. Als Außengebietsstandorte gehören folgende Mühlen aufgrund ihrer Historie und ihrer wichtigen Funktion zur Sicherung der Lebensmittelversorgung zum Fördergebiet von Bad Soden-Salmünster: Schlagmühle, Beiersmühle und die Hilpertsmühle. Auch die Mühle in Wahlert gehört zu den ursprünglichen Mühlenstandorten. In Verbindung mit dem Mühlenweier wird sie heute von einem Betrieb für Fischzucht genutzt. Die Mühle mit ihren Nebengebäuden befindet sich in größtenteils ursprünglichem Zustand und muss aufgrund ihrer Lage und des Zustands mit in das Fördergebiet aufgenommen werden. Alle neueren Gebäude der Mühle wurden nicht ins Fördergebiet mit aufgenommen. Die Hautzenmühle und die Schlossmühle in Hausen müssen nicht zusätzlich als Standort in das Fördergebiet der Dorferneuerung aufgenommen werden, da diese beiden Mühlen bereits im Fördergebiet von Hausen berücksichtigt sind. Mühle in Wahlert Hilpertsmühle im Salztal (Kerbersdorf) Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 34 Schlagmühle im Huttengrund Beiersmühle im Salztal (Kerbersdorf) In die Pläne sind die Fördergebietsabgrenzungen für die Mühlen eingezeichnet. C. Ziele des Kriterienkatalogs für ortstypische Bauweise Der folgende Kriterienkatalog für die ortstypische Bauweise in Bad Soden-Salmünster soll helfen, die größtenteils dörflichen Ortsbilder der Stadtteile, aber auch das Stadtbild der Kernstädte, zu erhalten. Als Grundlage zum Bauen in den Ortskernen von Bad SodenSalmünster und der Bebauung bis in die 50er Jahre, sollen die baulichen Kriterien helfen, bauliche Details in ortstypischer Weise zu gestalten und auszuführen. Auf der Basis der historischen Gestaltungsprinzipien sollen, mit den heute zur Verfügung stehenden Materialien, bautechnische und bauphysikalische Fehler vermieden werden. Jede Betrachtung eines historischen Ortes wird zum Ergebnis kommen, dass die Begrenzung auf die natürlich vorkommenden, wenigen Baumaterialien Holz, Naturstein, Ton, Kalk, Lehm und Sand ausgereicht hat, diese Vielfalt zu erzeugen. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 35 Nicht zuletzt entsteht durch diese ursprüngliche Materialverwendung eine ökologisch einwandfreie und zudem nachhaltige Bauweise, die das Leben im ländlichen Raum, auch in der Zukunft, lebenswert macht. Städtebaulicher Fachbeitrag Teil II D. Kriterienkatalog für die ortstypischen Bauweisen Kriterien für die ortstypischen Bauweisen: 1. Art der Bauweise und Gebäudeproportion Wohnhäuser allgemein Im Gegensatz fränkischen zur Hofform halboffenen mit Dreiseithof (Wohnhaus, quer stehender Stall und anschließende Scheune), die durch ihr Hoftor zum Straßenraum hin eine gerade und bündige Raumkante besitzt, bevorzugt man im ländlichen Teil von Bad Soden Salmünster eine offene Hirtenhaus in Alsberg Bauweise, die zum Straßenraum hin eine weniger starke Abgrenzung hat und deren Raumkante eher willkürlich versetzt ist. Bei allen Bauformen wird das Erdgeschoß oder der Gebäudesockel überwiegend aus Naturstein gebaut. Darüber schließt sich Holzfachwerk in geschoßhoher Ständerbauweise an mit Streben und Andreaskreuz im Brüstungsbereich. Die Gefache Unterschiedlich gestaltete Fassaden von Fachwerkhäusern in Salmünster werden zum Lehmgeflecht ausgefüllt, einen mit zum anderen später mit Bimsstein. In vielen Fällen ist die Wetterseite mit sog. Wettbrettern oder Holzschindeln verschalt und wird dadurch geschützt. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 36 Seltener kommen Naturschieferschindeln zum Einsatz. Allerdings war das teure Material, welches ursprünglich nicht aus der Region rund um Bad Soden Salmünster stammt, in früherer Zeit nur für gut betuchte Hausbesitzer erschwinglich. Teilweise werden diese Fassadenverkleidungen auch an allen Fassadenseiten eines Hauses angewandt. Die Wettbrettfassade ist typisch für Bad Soden Salmünster. Die Wohnhäuser in den Städten von Bad Soden und Salmünster sind nach ähnlichen Bauweisen errichtet, nur haben sie oftmals mehr Geschosse und Fachwerkkonstruktionen gibt es auch als unverkleidetes und unverputztes Sichtfachwerk. Verschindeltes Fachwerkhaus in Bad Soden Überstand. Die Dächer sind vorwiegend steil, mit Tonziegeln gedeckt und haben geringen Die Fenster sind klein, stehend und zweiflügelig, sie sind paarweise oder einzeln in den Geschossen angeordnet. Ihre Einfassungen bestehen aus Naturstein im Erdgeschoß und aus Hartholz im Fachwerkgeschoß. Der Eingang, der traufseitig angeordnet ist, wurde aus Natursteinmauerwerk und –stufen hergestellt. Scheunen und Nebengebäude: Die zu nahezu jedem gehörigen Scheunen Nebengebäude hatten Getreide, Futter und die Wohnhaus oder Aufgabe Streu, sowie eventuell vorhandene landwirtschaftliche Fahrzeuge zu beherbergen. Der Baustil gleicht im Großen und Ganzen dem der Wohnbauten, Denkmalgeschützter Einseithof in Mernes wetterbeanspruchten lediglich die Giebelflächen wurden nicht selten zusätzlich mit Brettern verkleidet. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 37 Bauweise und Bauform in der Nachkriegszeit: Direkt nach den Kriegsjahren wurden auch in den heutigen Stadtteilen von Bad SodenSalmünster Siedlungshäuser errichtet um der damals große Wohnraumnot entgegen zu wirken. Neue Baumaterialien und der Drang nach immer mehr Wohnraum führten in den Jahren bis 1950 noch nicht zu großräumigen Baukörpern Die bevorzugte Bauform orientierte sich noch an den Siedlungshäusern die kurz vor dem 2. Weltkrieg unterkellerte der Bürger wurden. Wohnhäuser ziegelgedeckten Wohnhaus im Baustil eines typischen Siedlungshauses aus den 50er Jahren in Kerbersdorf Möglichkeiten errichtet Dächern Kleine, mit steilen, und wenig Dachüberstand wurden bevorzugt, da sie zur damaligen entsprachen. Große Zeit Gärten den und wirtschaftlichen Möglichkeiten zur Selbstversorgung waren der ausschlaggebende Grund für relativ große Baugrundstücke mit kleinen Häusern. Die bevorzugte Fassadenfarbe war das saubere und nüchterne weiß. 2. Dächer Dachform - Dachneigung • Satteldach ist die Dachform in Bad häufigste Soden, Salmünster und den Stadtteilen, es hat in der historischen Konstruktion als Hauptdach eine Dachneigung zwischen 40° und 50°. Als Dachform auf Nebenoder Scheunengebäuden ist es meistens flacher geneigt und hat Dachneigungen zwischen Straßenzug in Salmünster 30° und 45°. • Walmdach und Krüppelwalmdach sind selten vorkommende Dachformen in den historischen Ortskernen von Bad Soden und Salmünster. Die Walmdächer haben Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 38 Dachneigungen, ähnlich wie Satteldächer bei Haupt- und Nebengebäuden, von 40° bis 50°. • Pultdach findet häufig Verwendung an untergeordneten Gebäuden und Anbauten, es hat in der historischen Form zwischen 25° und 45° Dachneigung • Flachdach wurde historisch selten eingesetzt, bei Anbauten sind diese jedoch nach Abstimmung mit der Dorfentwicklung begrünt oder als Dachterrasse zulässig. Dacheindeckung, Dachüberstände, Dachränder und Dachdämmung • Naturrote Dachziegel in regionaltypischer Farbgebung (Rot bis Rotbraun) sind in Bad Soden Salmünster Grundlage für das bestehende harmonische Ortsbild und deswegen ortstypisch. • Edelengoben, Glasuren mit glänzender oder künstlich gefärbter Oberfläche, Kunststoffe, Betondachsteine, Faserzementplatten und Aluminiumeindeckungen wirken auf das Ortsbild störend. • Naturschieferdeckung ist vorzugsweise verwenden, zu wenn Bestand vorhanden im schon oder an untergeordneten Bauteilen des Hauptdaches. • An Nebengebäuden sind Kupfer- oder Werder ´s Kulturscheune in Katholisch Willenroth Zinkblecheindeckungen in Stehfalzdeckung zulässig • Die Feinheit und Leichtigkeit der Dachfläche wird durch die geringen Dachüberstände 20-50 cm, in der Regel 1-2 Ziegelbreiten, mitbestimmt. Ortgänge sollten maximal 25 cm auskragen, an den Traufen sind maximal 50 cm Dachüberstand ortstypisch. • Herausragende oder profilierte Pfetten- und Sparrenköpfe sind nicht historisch. • Dünne Dachränder an Ortgängen und Traufen sind ebenfalls ein ortstypisches Kriterium. Möglich für die Ortgänge sind Einfassungen mit Windbrett, Zahnleiste oder Ortgangziegel. Sie sind entsprechend der Art und Farbe der Dachfläche zu wählen. • Dachdämmung ist vorzugsweise als Zwischensparrendämmung auszuführen. Wenn Aufsparrendämmung Verwendung findet, ist darauf zu achten, dass ein dünner Dachrand (entsprechend der Zwischensparrendämmung) an Traufe und Ortgang konstruiert wird. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 39 Belichtung und Dachaufbauten • Die Schleppgaube ist die häufigste Gaubenform. Satteldachgauben oder andere wurden ursprünglich selten gebaut, jedoch fanden sie im Laufe der Zeit immer mehr Verwendung, da sie ein größeres Raumvolumen hatten. Größe und Proportion sollte sich immer der Hauptdachfläche unterordnen. Gauben sind grundsätzlich erst ab einer Dachneigung von 35° als ortstypisch anzusehen. • Im Regelfall sind mehrere Einzelgauben einer großen Gaube vorzuziehen. • Gauben sollten mindestens 2,5m Abstand zum Ortgang haben. • Die Summe aller Dachgauben sollte maximal 50% der befindlichen Dachflächenlänge betragen. • Zwerchhäuser finden selten Verwendung, Größe und Proportion sollte sich immer der Hauptdachfläche unterordnen. • Zwerchhäuser sind an einer Dachfläche nur einmal anzuwenden. • Zwerchhäuser sollten mindestens 2,5m Abstand zum Ortgang haben. • Die Anordnung und die Größe von Zwerchhäusern ist im Einzelfall abzustimmen, sie sind in Größe, Proportion und Anzahl an die Gestaltung anzupassen. Solarmodule • Solarmodule sollten in Abhängigkeit zu Typ und Alter des Hauses vom öffentlichen Straßenraum wenig sichtbar sein. • Das Ausmaß und die Position der Module ist im Rahmen der Beratung abzustimmen. 3. Außenwände Fassaden und deren Proportionen Häuserfassaden sind in den bestehenden Ortskernen das prägende Element für das Dorf und Stadtbild, an Straßen und Plätzen. Ziel ist es, durch die Kriterien dieses Katalogs ein harmonisches Ortsbild in Material und Proportion zu bewahren bzw. fortzuführen. • In der Regel Gebäudeaußenwände sind zu öffentlichen Straßen und Plätzen als flächige Lochfassaden auszubilden. Der Wandanteil soll größer als der Anteil der Öffnungen sein. • Sockel und Sockelgeschosse sind Fachwerkhaus in Romsthal in der Regel aus ortstypischen Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 40 Natursteinen hergestellt. Die Sockel sind in der Regel unverputzt, die Fugen sind flächenbündig vermörtelt, Putzsockel sind eher selten. • Fliesen sind im Außenbereich zu vermeiden. • Heimische Hölzer, mineralische Baustoffe, wie Mauerziegel, Beton und Lehm, sind zu verwenden. • Absätze zwischen Stockwerken die den strukturieren Fassade entsprechen Bad Soden, An der Salz“: Hinter der Metallverkleidung verbirgt sich eine ursprüngliche Fachwerkfassade mit Stockwerksabsätzen und historischen Vorbildern. Zur Gliederung der Fassaden können solche Absätze vorzugsweise nicht nur bei Außenverkleidungen, sondern auch bei Putzfassaden eingesetzt werden. Erker, Balkone, Loggien und Wintergärten • Erker, Balkone, Loggien und Wintergärten sind untypisch in den Stadtteilen von Bad Soden-Salmünster. In den Kernstädten kommen diese Bauteile nur selten vor. • Balkone sollten zur gestalterischen Aufwertung des Gebäudes beitragen und sich als separate Bauteile, in additiver Gestaltung an das Hauptgebäude anlehnen. • In den Stadtteilen sollten diese Bauteile dort vermieden werden, wo sie vom öffentlichen Straßenraum sichtbar sind. Fachwerk • Eine fachgerechte Fachwerksanierung durch eine Fachfirma (Zimmermann) oder durch die nachweisliche Anleitung von einer Fachfirma wird vorausgesetzt. Im Einzelfall ist zu entscheiden, ob das Fachwerk sichtbar gemacht, verputzt oder verschalt bzw. verschindelt wird. Verschalungen • Die typische Wettbrettschalung aus Buchenholz in klassischer Bauart, mit Kleinschindeln als Faschen um die Fenster- und Türenöffnungen, bevorzugen. ist zu Typische Wettbrettverschalung an einer Scheune Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 41 • Senkrechte Brettschalung mit Deckleiste oder Boden-Deckelschalung aus heimischen Hölzern ist ortstypisch. Verschindelung • Kleinformatige Holzschindeln in verschiedenen Formen (z.B. in Form der „Hirschzunge“) wurden als Verschindelung um Fensterund Türöffnungen verwendet und sind ortstypisch. • Vollständig verschindelte Gebäude sind selten. Verschindelte Fachwerkfassade an einem Wirtshaus in Romsthal Außenputz • In der Regel ist Mauerwerk zu verputzen. Im Einzelfall oder im Bestand kann Sichtmauerwerk aus Vollziegel oder heimischem Naturstein ausgeführt bzw. saniert werden. • Außenputz und Farbanstriche sind aus mineralischen und diffusionsfähigen Materialien herzustellen. Bei vorhandenen Dispersionsanstrichen ist eine Erneuerung möglich. Der Außenputz ist mit einer einfachen Oberflächenstruktur in 3 mm Körnung oder feiner, glatt gefilzt, bzw. ohne Kratz- und Nesterspuren herzustellen. Wärmedämmung • Im Einzelfall ist abzuwägen, ob und welcher Dämmstoff an den Außenwänden einzusetzen ist. • Ortsbildprägende Elemente an der Fassade, wie z.B. Sandsteingewände oder Gesimse, müssen weitestgehend erhalten werden. Ggf. muss ein geplanter außenliegender Vollwärmeschutz entfallen und durch eine bauphysikalisch einwandfreie Innendämmung und / oder andere Maßnahmen der Energieeinsparung ersetzt werden. Materialien für Bauteile • Heimische Holzarten, wie Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche, Douglasie, Eiche oder Robinie sind beim Einsatz von Holz zu verbauen. • Stahl kann z.B. für Stall- oder Schaufenster, Geländer und Handläufe zum Einsatz kommen. Die Oberfläche von Stahlteilen sollte verzinkt und farbig beschichtet sein. Edelstahl sollte nur selten Verwendung finden. Die Oberfläche von Edelstahl sollte matt in gebürsteter Ausführung sein (z.B. Handlauf). Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 42 4. Fenster Proportionen • In der Regel sind hochformatige, stehende Fensterproportionen zu wählen. Bei größeren Formaten wird, je nach Historie des Gebäudes, eine Gliederung durch mehrflügelige Teilung erforderlich. Die Teilung durch echte oder sogenannte „Wiener Sprossen“ sowie die Rahmen und Sprossenbreiten sollten detailliert abgestimmt werden, um ein angemessenes Gesamtbild der Fassade sicherzustellen. Fensterläden • Klapp- oder Schiebeläden werden selten verwendet, sind aber ortstypisch. • In der Regel sind hochformatige, stehende Proportionen zu wählen. Materialien • Heimische Holzarten, wie Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche, Douglasie, Eiche oder Robinie sind insbesondere in historischen Fachwerkhäusern zu verwenden. • Kunststofffenster bedürfen der besonderen Abstimmung. Sie werden in Mauerwerksbauten der 1950er Jahren oder in schlichten massiv gebauten Häusern nach 1900 häufig angetroffen und als modernes Material für Fenster als Alternative zu Holz angesehen. 5. Türen und Tore Allgemein • Historische Tore, Haus- und Hoftüren sind oft handwerklich sehr aufwändig hergestellt. Bei Sanierung oder Ersatz der alten Bauelemente geht es aber nicht um die identische Nachahmung, sondern um die Einhaltung bestimmter Gestaltungsregeln, wie z.B. eine symmetrische Anordnung der verglasten und geschlossenen Felder oder um die Einhaltung einer ortstypischen Torgestalt. Proportionen und Gestaltung • Haustüren geben dem Eingang eine individuelle Gestalt und eine gestalterische Individualität. Farbe und Form sollten individuell auf die Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten sein, aber trotzdem komplementär auf die Gesamtgestaltung des Gebäudes wirken. • Hof- und Scheunentore können nach klassischem Vorbild gestaltet sein. Aber auch die schlichte funktionelle Gestaltung solcher Tore ist möglich. Die großen Öffnungen sind wichtig für die Fassaden der Gebäude. Der Erhalt und die Gestaltung dieser Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 43 Fassadenelemente sind auch bei einer Änderung der Gebäudefunktion (z.B. Scheunenausbau für Wohnzwecke), wichtig. Materialien • Heimische Holzarten, wie Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche, Douglasie, Eiche oder Robinie sind beim Einsatz von Holz zu verbauen. • Stahl kann z.B. für Stallfenster oder Werkstatttore oder –türen bei Gebäuden zwischen 1900 und 1950 zum Einsatz kommen. Die Oberfläche von Stahlteilen sollte verzinkt oder farbig beschichtet sein. • Industriell vorgefertigte Torelemente, wie z.B. Sektionaltore sind nicht ortstypisch. 6. Vordächer und Außentreppen zum Haus Vordächer • Historische Vordächer haben sich in Form, Gestalt und Materialien am Hauptdach orientiert. Dies sollte bei Ersatz oder Sanierung eines historischen Vordaches auch Gestaltungsgrundlage sein. • Eine Sanierung verlangt oft nach neuen Eingangssituationen an einem bestehenden Gebäude. Diese Eingänge sollten, wenn nötig, mit schlicht gestalteten Vordächern geschützt werden. Stahl/Glas- oder Holz/Glaskonstruktionen sind hier oftmals hilfreich. Materialien für Außentreppen • ortstypische Natursteinarten (Sandstein, Basalt, Granit), im Einzelfall auch Stahl oder Holz, sind zu verwenden. • Ausnahmsweise, in begründeten Einzelfällen, kann Beton mit einer hochwertigen Oberflächenbehandlung (z.B. rau gestockt) verwendet werden. • Polierte Natur- oder Werksteine, Waschbeton, Kunststoffe, Fliesen sind zu vermeiden. 7. Neubauten Allgemein • Neubauten sollten sich, in Proportion und Gestaltung, in abstrahierter Form an die historische Bebauung anpassen. Ausnahmen können in begründeten Fällen akzeptiert werden. Sie sollten sich an ihrer Umgebung orientieren und einfügen. • Grundsätzlich sollte der Kriterienkatalog auch für Neubauten maßgebend sein. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 44 8. Farbgebung • Ein Gesamtfarbkonzept ist vor Ausführung zusammen mit dem Berater für die Dorfentwicklung oder der Bewilligungsbehörde des MKK abzustimmen. E. Arbeitslisten der unbeweglichen Kulturdenkmäler Das Landesamt für Denkmalpflege in Hessen hat Arbeitslisten der unbeweglichen Kulturdenkmäler für die Stadt Bad Soden-Salmünster und ihre Stadtteile herausgegeben. Über diese Arbeitslisten hinaus gibt es keine weitere Erhebung, in Form einer Denkmaltopografie, für Bad Soden-Salmünster. Anhand dieser Liste im Anhang sind die Einzeldenkmäler im Stadtgebiet von Bad SodenSalmünster eindeutig zu definieren. Dorfentwicklung Bad Soden-Salmünster – städtebaulicher Fachbeitrag – 12/2013 45