Facharbeit Biologie - Digitale Schule Bayern

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Kaiser-Heinrich-Gymnasium Bamberg
Kollegstufe Jahrgang 2004/2006
Facharbeit
aus der
Biologie
Fledermäuse in Bamberg
(Stadt- u. Landkreis)
von
Christoph Deeg
2006
2
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
S.4
2 Allgemeiner Teil
S.5
2.1 Einordnung ins Tierreich
S.5
2.2 Geschichte
S.5
2.2.1 Entwicklungsgeschichte
S.5
2.2.2 Forschungsgeschichte
S.6
2.3 Besondere Anpassungen der Fledertiere
S.7
2.3.1 Chiroptera – Fliegen mit den Händen
S.7
2.3.2 Ein Leben kopfüber – Die Füße
S.8
2.3.3 Sehen mit den Ohren
S.8
2.3.4 Winterschlaf / Tageslethargie : Leben auf Sparflamme
S.10
2.3.5 Übrige Anpassungen
S.10
2.4 Ein Jahr im Fledermausleben
S.11
2.5 Feinde
S.12
2.5.1 Fressfeinde
S.12
2.5.2 Parasiten
S.12
2.6 Gefährdungen durch den Menschen und Bestandsentwicklung
3 Spezieller Teil
S.12
S.13
3.1 Methodik
S.13
3.1.1 Feldforschung
S.13
3.1.2 Quartierkontrolle
S.13
3.2 Beobachtungen
3.2.1 Der Hain in Bamberg
S.14
S.14
3.2.1.1 Abendsegler im Hain
S.15
3.2.1.2 Wasserfledermäuse im Hain
S.17
3.2.1.3 Zwergfledermäuse im Hain
S.19
3.2.1.4. andere Fledermausarten im Hain
S.20
3.2.2 Wasserfledermäuse in Hirschaid
S.20
3
3.2.3 Kemmern
S.21
3.2.4 Klinikum Bamberg
S.22
3.2.5. Anwesen der Fam. Oppel
S.23
3.2.6. Förnsdorf
S.24
3.2.7. Mausohren im Landkreis Bamberg
S.24
3.3 Quartierkontrollen
S.26
3.3.1 Bierkeller bei Frensdorf
S.26
3.3.2 Quartierkontrollen in der Bamberger Altstadt
S.26
3.3.2.1 Neue Residenz
S.27
3.3.2.2 St. Jakob
S.27
3.3.2.3 Obere Pfarre
S.27
3.3.2.4 Alte Hofhaltung
S.28
3.3.2.5 Dom
S.28
3.3.2.6 Zusammenfassung
S.28
4 Schluss
S.28
5 Literaturverzeichnis
S.29
6 Erklärung
S.30
4
1. Einleitung:
„11 Brasilianer nach Fledermausbissen gestorben“. So titelten im Juni 2005 wieder
einmal die Boulevardzeitungen. Was jedoch bei ihren reißerischen Ammenmärchen
über die blutrünstigen Vampire verschwiegen wird, ist zum einen, dass der Tod
dieser Menschen nicht die direkte Folge der Bisse war, sondern auf eine von den
Fledermäusen übertragene Tollwutinfektion zurück geht. Zum anderen wird völlig
grundlos Panik gemacht, da es sich bei den „Blutsaugern“ um eine seltene, lediglich
in Südamerika verbreitete Art handelt.
Dergleichen Märchen und Vorurteile belasten schon seit Menschengedenken das
Verhältnis zwischen Menschen und Fledermäusen, fast immer zum Nachteil
letzterer. Dieses Image ist jedoch völlig ungerechtfertigt angesichts dieser kleinen,
unauffälligen, harmlosen und sogar nützlichen Mitgeschöpfe, die oft genug ganz
ohne unser Wissen als unsere heimlichen Untermieter leben.
Da ich mich bereits länger für Fledermäuse interessiert habe und sie auch schon
einige Male beobachten konnte, fiel mir die Wahl dieses Themas für meine
Facharbeit nicht sonderlich schwer. Im Laufe meiner fast ¾-jährigen Arbeit bekam
ich einen kleinen Einblick darüber, wie es wirklich um diese (zumindest für unsere
Ohren) lautlos durch die Nacht huschenden „Kobolde“ steht.
Abb. online nicht verfügbar
Abb. 1: Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Quelle: 7
5
2 Allgemeiner Teil
2.1 Einordnung ins Tierreich
Fledermäuse gehören zur Ordnung der Chiroptera (gr.: ή χείρ: die Hand ; τό
πτερόν: der Flügel Þ „Handflügler“), die nach den Nagetieren die artenreichste
Ordnung unter den Säugetieren darstellt. Die Fledertiere, wie die korrekte deutsche
Ordnungsbezeichnung lautet, werden in zwei Unterordnungen unterteilt: Einerseits
die Megachiroptera, die gewöhnlich unter den Namen „Flughunde“ oder
„Flugfüchse“ in den tropischen und subtropischen Gebieten der alten Welt bekannt
sind. Bei der anderen Unterordnung, den Microchiroptera, handelt es sich um die
eigentlichen Fledermäuse. Diese mit 17 Familien, 177 Gattungen und ca. 925 Arten
wesentlich größere Unterordnung ist auf der gesamten Welt mit Ausnahme der
arktischen und antarktischen Klimazonen verbreitet. Da ihr Hauptverbreitungsgebiet
in den Tropen und Subtropen liegt, kommen in Europa lediglich drei, in Deutschland
sogar nur zwei Familien vor. Dabei handelt es sich um die Glattnasen
(Vespertilionidae) und die sogenannten Hufeisennasen (Rhinolophidae). (Nach 1)
2.2 Geschichte
2.2.1 Entwicklungsgeschichte
Die Entwicklungsgeschichte der Fledermäuse ist recht schwer nachzuvollziehen, da
sie seit über 50 Mio. Jahren fast unverändert in ihrer heutigen Form existieren.
Letzteres beweisen eindrucksvoll die im Ölschiefer der Grube Messel nahe
Darmstadt gefundenen Fossilien (Abb. 2). Die Fledertiere sind mit keiner rezenten
Säugetierordnung näher verwandt, was ihre Einordnung zusätzlich erschwert.
6
Abb. 2: Urfledermaus (Archaeonycteris spec) aus der Grube
Messel; Original im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Foto: Johannes Otto Först
2.2.2 Forschungsgeschichte
Seit Menschengedenken ist unser Verhältnis zu den Fledermäusen von Vorurteilen
und Missverständnissen geprägt. So werden zum Beispiel die Leser der Bibel dazu
angehalten, diese als unrein geltenden Tiere zu meiden und auf keinen Fall zu
verzehren. Später, in historischer Zeit, galten die „fliegenden Kobolde“ aufgrund
ihrer unheimlichen Fähigkeiten als teuflische Ausgeburten der Hölle und wurden auf
alle nur erdenklichen Arten verfolgt. Diese Unwissenheit wurde erst in der
Renaissance bekämpft, als man sich daran machte, diese eigentümlichen Geschöpfe
kennenzulernen. Zu Beginn hatte man jedoch seine liebe Not, die Fledermäuse
richtig einzuordnen. Dies zeigt nicht zuletzt ihr irreführender, in Anlehnung an die
Ähnlichkeiten in Fellfarbe und Ohrenform gewählter Name. Frühe Beobachter
beschrieben sie als Mischwesen zwischen Mäusen und Vögeln, obgleich sie keiner
der beiden Gattungen anzugehören schienen. Der erste Versuch der kompletten
Erfassung aller Fledermausarten in Deutschland wurde Mitte des 19. Jahrhunderts
von Pfarrer Andreas Johannes Jäckel sowie dem Oberförster K. L. Koch und einigen
anderen unternommen. Diese Untersuchungen erbrachten einen ersten Überblick
über die damalige Fauna der Chiroptera. Nach Jäckel wurde jedoch die
Fledermausforschung in Bayern, nicht zuletzt wegen der beiden Weltkriege, für über
60 Jahre ausgesetzt. Erst zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die
Forschung, allen voran durch das Ehepaar Issel und der Bamberger Prof. Anton
Kolb, wieder aufgenommen. Sie begannen auch erstmals mit Verhaltensstudien (z.B.
7
Kolb an Tieren der Mausohrkolonie in der Bamberger Martinskirche), großflächigen
Beringungen
sowie
Monitoring
(=
Bestandskontrolle
und
eventuelle
Quartierverbesserungen) der Wochenstuben und Winterquartiere. Nach den
drastischen Bestandsrückgängen der 70er und 80er Jahre wurden, wie von den
Kennern und den Naturschutzverbänden lange gefordert, 1985 die beiden
Koordinationsstellen für Fledermausschutz in Nordbayern (Sitz an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg) bzw. Südbayern (Sitz an der Uni
München) ins Leben gerufen. Diese bauten die bereits bestehenden Monitoring- und
Beringungsprogramme weiter aus und erarbeiteten eine bayernweite Datenbank über
Fledermausfunde.
Überdies
übernahmen
sie
zahlreiche
Aufgaben
der
Öffentlichkeitsarbeit und des „koordinierten“ Fledermausschutzes. (Nach 2)
2.3 Besondere Anpassungen
2.3.1. Chiroptera – Fliegen mit den Händen
Bei der Anpassung an ihre Lebensweise haben die Fledermäuse den grundsätzlichen
Säugetierbauplan weitgehend beibehalten. Lediglich die Proportionen sind verändert
(Fingerknochen, Ohr + Tragus, Flughaut), und einige Ergänzungen sind entstanden
(Sporn).
Abb. 3: Skizze einer Fledermaus (Langohr) [Original]
8
2.3.2 Ein Leben kopfüber - Die Füße
Eine besonders bemerkenswerte Anpassung stellen die Füße der Fledermäuse dar:
Um sich energiesparend am Untergrund festzuhalten, haben sich ihre Füße so
verändert, dass das Eigengewicht der Fledermaus ein Zugreifen bewirkt, sodass sie
sich ohne jegliche Muskelanstrengung festkrallen kann. Dieses System funktioniert
sogar über den Tod der Tiere hinaus, was man vor allem in Winterquartieren an
erfrorenen Tieren beobachten kann.
Abb. 4: Zehenskizze. Verändert nach [1]
2.3.3 „Sehen“ mit den Ohren
In Laufe der Evolution haben die unterschiedlichsten Tiergattungen die Vorteile der
Orientierung mit Hilfe vom Echolot erkannt, wobei die Umwelt mit Hilfe von
reflektierten Schallwellen „abgetastet“ wird. Jedoch sind die Fledermäuse, mit
Ausnahme der Wale und Delphine, die einzigen, die diese Technik sogar zum
Nahrungserwerb verwenden, wobei sie wohl die besten Echoorter der Welt sind.
Dies kommt jedoch nicht von ungefähr, denn Fledermäuse hatten über 50 Mio. Jahre
Zeit
diese Technik zu perfektionieren. Über diesen langen Zeitraum haben die
verschiedenen
Fledermausarten
individuelle
Rufarten
entwickelt,
die
ihrem
jeweiligen Lebensstil optimal angepasst sind. So kann man zum Beispiel die beiden
in Deutschland beheimateten Familien recht leicht an ihren charakteristischen, für die
Echolotung bedeutsamen Nasen und Ohren unterscheiden: Die Hufeisennasen
(Rhinolophidae), die darauf spezialisiert sind, die Ultraschallwellen durch
ihre
Nasen auszusenden, haben zu diesem Zweck einen aus Haut und Knorpel
bestehenden,
einem
Hufeisen
gleichenden
Nasenaufsatz
entwickelt.
Dieser
9
ermöglicht es ihnen, gleich einem Megaphon, den Schall verstärkt in die gewünschte
Richtung zu lenken. Dem gegenüber stehen die Glattnasen (Vespertilionidae), die,
mit Ausnahme der Langohren, ihre Ortungslaute mit dem Mund aussenden. Folglich
besteht bei ihnen, wie ihr Name vermuten lässt, keine Notwendigkeit für einen
Nasenaufsatz. Im Gegensatz zu den Hufeisennasen besitzen sie jedoch einen
Ohrdeckel, den sogenannten Tragus, der eine entscheidende Rolle im räumlichen
Hören einnimmt. Die Hufeisennasen benötigen diesen allerdings gar nicht, da sie
Entfernung, Lage und Geschwindigkeit nicht wie Glattnasen anhand von
Zeitunterschieden zwischen Ruf und Echo, bzw. dem Zeitunterschied des Eintreffens
des Schalls an den Ohren berechnen. Vielmehr machen sie sich den Dopplereffeckt
zunutze, nach dem durch die Bewegung eines Objektes bzw. der Fledermaus die
Frequenz des Echos verändert wird. Daher müssen sie auch nicht wie die Glattnasen
nach einem kurzen Ruf (5-10 ms) zuerst auf das Echo warten, sondern können lange
Töne von bis zu 150 ms aussenden. Um nicht von ihrem eigenen Ruf gestört zu
werden, wird deren Frequenz kurzerhand „überhört“. Dies bleibt jedoch ohne Folgen,
da die Frequenz der Echos ja ohnehin abweicht. Darüber hinaus unterscheiden sich
Glatt- und Hufeisennasen noch in einer weiteren markanten Eigenschaft: Während
die Rufe der Glattnasen über einen sehr großen Frequenzbereich abfallen, was man
als frequenzmodulierte Laute bezeichnet (FM), machen es die Hufeisennasen anders:
Ihre Rufe beginnen mit einem kurzen Frequenzanstieg, gehen in einen sehr langen
konstantfrequenten Teil über (CF) und enden in einem Abfallen der Frequenz.
Konsequenterweise bezeichnet man sie als FM/CF/FM Laute.
Doch es gibt auch Anpassungen, die innerhalb beider Arten zu beobachten sind.
Während schnelle Flieger im freien Luftraum tiefe, lange und sehr laute Rufe
verwenden, um eine möglichst großen Reichweite zu erzielen, verwenden im
Unterholz jagende Arten meist wesentlich höhere und leisere Töne, die jedoch eine
bessere „Auflösung“ ermöglichen. Ebenfalls bei allen Arten zu beobachten ist der
sogenannte „Feedingbuzz“. Dabei sendet die Fledermaus Sekundenbruchteile vor
dem Ergreifen eines Beutetiers vermehrt Ortungslaute aus, was ihr eine bessere
Kenntnis über die Lage und Geschwindigkeit der Beute ermöglicht. Die Rufe der
heimischen Arten erstrecken sich über einen Bereich von ca. 20-120 kHz. Da die
Hörschwelle des Menschen normalerweise bei 18 kHz liegt, blieb ihm diese Welt
Jahrhunderte lang verborgen.
10
Abb. 5: Gesichtsunterscheidungsmerkmale der
heimischen Fledermausfamilien [Orginal]
2.3.4 Winterschlaf – Tageslethargie: Leben auf Sparflamme
Wie viele andere homoiotherme (gleichwarme) Lebewesen in den gemäßigten
Breiten haben auch die Fledermäuse im Winter mit Kälte und extremer
Nahrungsknappheit zu kämpfen, weshalb sie wie viele andere auch auf den
Winterschlaf zurückgreifen. Die Fledermäuse fressen sich im Herbst eine
Speckschicht an, sodass sich ihr Gewicht im Vergleich zum Frühjahr um 20-30%
vergrößert. Im Winterquartier senken sie, um Energie zu sparen, ihre Körpertemperatur soweit, bis sie nur einige Grad über der der Umgebung liegt. Dabei
verringert sich ihr Herzschlag auf eine Frequenz von unter 60 mal pro Minute, die
Atmung kann bis zu 90 Minuten lang unterbrochen werden. Um noch effizienter
Energie sparen zu können, bilden die meisten Fledermäuse in ihren Winterquartieren
Gruppen, die sogenannten Cluster. Durch den engen Körperkontakt können sich die
Tiere gegenseitig wärmen, und durch die geringere Oberfläche verlieren sie weniger
Wärme. Die Strategie des Energiesparens mittels Senkung der Körpertemperatur
wird von Fledermäusen jedoch nicht nur im Winterschlaf angewendet. Auch im
normalen Tagesschlaf senken sie ihre Temperatur, wenn auch nicht so weit, ab.
Dieses Phänomen bezeichnet man als Tageslethargie. (Nach 1)
2.3.5 Übrige Anpassungen
Entgegen der landläufigen Meinung sind Fledermäuse keinesfalls blind. Obwohl
einige Arten sehr kleine Augen besitzen, können sie doch alle hell-dunkel Kontraste
unterscheiden. Diese Fähigkeit spielt eine übergeordnete Rolle in der Wahrnehmung
11
der Tageszeit, die für den Lebensrhythmus von Bedeutung ist, z.B. für den
Tagesschlaf und die Einschätzung der Jahreszeit. Der Geruchssinn der meisten
Fledermäuse ist recht gut entwickelt, den sie neben der sozialen Erkennung auch zur
Nahrungssuche einsetzen. Bei der Jagd des großen Mausohrs (Myotis myotis) spielt
der Geruchssinn sogar eine Schlüsselrolle, wie Prof. Dr. Anton Kolb in den 1950er
und 60er Jahren anhand zahlreicher Experimenten an Wochenstubentieren der
Bamberger Martinskirche herausfand.
2.4 Ein Jahr im Leben einer Fledermaus
In unseren Breiten erwachen die meisten Fledermausarten zwischen März und April
aus dem Winterschlaf. In der darauffolgenden Zeit versammeln sie sich vor den
Winterquartieren
(Schwarmverhalten)
und
machen
sich
über
mehrere
Zwischenquartiere auf den Weg zu den Sommerquartieren. Einige Arten legen dabei
beträchtliche Wanderungen zurück (z.B. gr. Abendsegler (Nyctalus noctula) mit über
800 km). Zu Beginn des Sommerhalbjahres leben die Weibchen von den solitären
Männchen getrennt in den sogenannte Wochenstuben, in denen sie ihre Jungen
aufziehen. Bei einigen Arten können die Sommerverbreitungen der beiden
Geschlechter daher sehr stark variieren. Sind die Jungen selbständig, bei den meisten
Arten ist das spätestens Anfang August der Fall, verlassen die Muttertiere die
Wochenstuben und suchen die Männchen auf, die sich zu dieser Zeit bereits eigene
Paarungsquartiere territorial erkämpft haben. Die eigentliche Paarung findet in
sogenannten Harems statt, wobei die Weibchen in der Paarungszeit mehrfach den
Harem wechseln, kann sich jedoch auch bis ins Winterquartier erstrecken. Zu
Herbstbeginn machen sich dann alle Fledermäuse auf den Rückweg in die
Winterquartiere. Dabei beziehen sie wieder mehrere Zwischenquartiere und auch das
Schwärmen ist bei einigen Arten zu beobachten. Bei den Zwergfledermäusen
(Pipistrellus pipistrellus) kommt es in dieser Zeit zum Phänomen der Invasion, bei
der mehrere (bis zu Hunderten ) meist junge Tiere nicht selten auch in Wohnungen
einfliegen. Diese vermeintlichen Quartiere entpuppen sich leider viel zu häufig als
tödliche Fallen [2]. Spätestens im November befinden sich alle Tiere im
Winterquartier und bereiten sich auf den Winterschlaf vor.
12
2.5 Feinde
2.5.1 Fressfeinde
Zu den wenigen mitteleuropäischen Fressfeinden der Fledermäuse zählen die
Nachtgreife, allen voran die Schleiereule (Tyto alba), und die schnellen Falkenarten
wie der Wanderfalke (Falco peregrinus) und der Baumfalke (Falco subbuteo). Bei
letzterem konnten in Einzelfällen Fledermäuse mit 80% der Beutetiere sogar als
Hauptbeute identifiziert werden [4].
2.5.2 Parasiten
Im Laufe der Evolution haben viele parasitär lebende Organismen die Fledertiere als
Wirt
erschlossen.
Neben
Zecken
und
Milben
nehmen
die
verschiedenen
Fledermausfliegen (Nycteribiidae und Streblidae) eine besondere Stellung ein. Diese
Fliegenarten haben sich als Ektoparasiten so sehr auf ihren Wirt eingestellt, dass sie
ihre Flügel verloren haben und sich mit ihren abgeflachten Körpern ausschließlich
vom Blut der Fledermäuse ernähren.
2.6 Gefährdungen durch den Menschen und Bestandsentwicklung
Die heimischen Fledermäuse sind in erster Linie von Giften in der Nahrungskette
und an ihren Hangplätzen (z.B. durch giftige Holzschutzmittel) bedroht. Diese
können in den Körpern der Tiere solche Konzentrationen erreichen, dass die
Neugeborenen als Folge der Gifte in der Muttermilch zugrunde gehen. Ein weiteres
Problem bildet die Verarmung der Landschaft (z.B. durch Fuhrbereinigung), was
zum einen einen Beutetiermangel, zum anderen einen Mangel an für die Orientierung
benötigten Strukturvegetation mit sich bringt. Letztendlich fehlen vielerorts
Quartiere, da Fugen in Mauern unnötigerweise geschlossen und alte Quartierbäume
aus ästhetischen Gründen gefällt werden. Aus diesen und noch vielen weiteren
Gründen gingen die Bestände nahezu aller heimischen Feldermausarten von Ende
der 70er
bis in die 80er Jahre drastisch zurück. Nur dem Einsatz der
Naturschutzverbände und der Regierung (Koordinationsstellen) ist es zu verdanken,
dass sich die Bestände, mit Ausnahme der beiden Hufeisennasen
ferrumequinum / hipposideros), weitgehend erholt haben.
(Rhinolophus
13
3 Spezieller Teil
3.1 Methodik
3.1.1 Feldforschung
Bei der Feldforschung wurden von mir in der Regel neben Schreibutensilien nur
zwei Hilfsmittel benutzt: Eine Taschenlampe und ein Bat-Detektor, dieser jedoch
meist in mehrfacher Ausführung. Für die normalen Beobachtungen genügt eine
starke handelsübliche Taschenlampe.
Bei Zählungen von Wasserfledermäusen
wurden jedoch Scheinwerfer verwendet, da diese, stationär eingesetzt, in der Lage
sind die gesamte Wasserfläche auszuleuchten. Das jedoch wichtigste Hilfsmittel war
der Bat-Detektor. Ich selbst benutzte einen SSf Bat-Detektor (Bezugsquelle:
www.all-about-bats.net), der als Bausatz erhältlich ist. Das Gerät, das nach einem
Wochenende „Basteln“ einsatzbereit war, arbeitet nach dem Prinzip der „EchtzeitÜberlagerung“. Dabei wird ein mit dem Ultraschallmikrophon aufgenommenes
Geräusch sofort in für den Menschen hörbare Frequenzen umgewandelt. Lediglich
die gewünschten zu empfangenden Frequenzbereiche mussten an einem Regler
gewählt werden, der stufenlos von 18-120 kHz einstellbar war, und somit alle
Frequenzbereiche heimischer Fledermäuse abdeckt. Nach einigem Training kann
man dann anhand des charakteristischen Rufbildes und der Kenntnis über die
Ruffrequenz die meisten der heimischen Fledertiere eindeutig bestimmen. Lediglich
einige Vertreter der Myotis Gattung (z.B. große und kleine Bartfledermaus) sind nur
computergestützt von Experten zu unterscheiden. Ein weiteres Problem brachte die
„Unschärfe“ dieses Detektors von etwa 5 kHz mit sich, da die Unterschiede der
ansonsten sehr ähnlichen Rufe der Zwerg- (Pipistrellus pipistrellus) und der
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) genau in diesen Bereich fallen. Zur
Unterscheidung dieser beiden Arten konnte ich jedoch auf den Petterson D 980 von
Herrn Matthias Grimm zurückgreifen, mit dem eine solche Unterscheidung
problemlos möglich ist.
3.1.2 Quartierkontrolle
Bei
der
Kontrolle
von
Dachstühlen
ist
die
zunächst
naheliegendste
Herangehensweise, nämlich nach oben zu schauen genau die verkehrte. Vielmehr
empfiehlt es sich, zunächst den Boden nach Kotansammlungen abzusuchen. Denn
14
unter den meist über Jahre hinweg genutzten Hangplätzen sammeln sich teils
erhebliche Mengen an. Hinzu kommt, dass durch den Kot auch der nicht anwesende
bzw. nicht genau zu sehende Benutzer des Hangplatzes zu identifizieren ist. Weitere
Anzeichen für einen Hangplatz sind unter anderem Holzverfärbungen, entstanden
durch die fettigen Drüsenausscheidungen bzw. durch Urin. Findet man nun einen
oder mehrere dieser Hinweise, so kann man nach oben schauen und mit Glück eine
schlafende Fledermaus erblicken, die man jedoch nicht zu lange belästigen sollte, um
Störungen zu vermeiden. Bei der Kontrolle von Winterquartieren kann man leider
auf derartige Hilfen nicht zurückgreifen, da die Tiere im Winterschlaf keine
Ausscheidungen absondern. Folglich bleibt nichts anderes übrig als die akribische
Untersuchung jeder einzelnen Spalte.
3.2 Beobachtungen
3.2.1 Der Hain in Bamberg
Einen Großteil meiner Beobachtungen machte ich im Hain. Nicht nur auf Grund der
Nähe zu meinem Wohnort, sondern vor allem auch wegen seiner wichtigen Stellung
im Ökosystem der Stadt Bamberg. Dadurch, dass dort zahlreiche Subhabitate
aneinander grenzen (Regnitz, Buger-Wiesen, Laubwald und Siedlungsfläche) liefert
er für viele Fledermausarten Jagd- und Lebensraum. Dieses „Angebot“ wird von
mindestens sechs, vielleicht sogar sieben oder mehr Arten nebeneinander genutzt:
Der große Abendsegler (Nyctalus noctula) jagt in großen Höhen von etwa 20 Metern
über der Regnitz und hoch über den Baumkronen nach großen Fluginsekten. Die
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) bevorzugt die schnelle Jagd nach
Fluginsekten dicht über den Baumkronen. Die kleine und sehr wendige
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist in der Lage zwischen den Zweigen
der Bäume und Büsche zu manövrieren und dort ihre Beute zu finden. Die Wiesen
bei Bughof beansprucht die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) als ihr
Jagdgebiet. Die dicht über der Wasseroberfläche fliegenden Insekten schließlich hat
sich die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) als „Opfer“ auserkoren, die sie in
nur 20 bis 50 Zentimeter Abstand über der Wasseroberfläche jagt. Zu guter letzt
kommt noch die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) als Durchreisegast hinzu.
Überdies wäre noch die Einnischung zweier weiterer Arten denkbar: Die solitär in
Gebäuden lebenden Männchen des großen Mausohrs (Myotis myotis) könnten in den
15
Laubwaldbeständen der Hainhalbinsel im Unterholz nach Laufkäfern jagen.
Zusätzlich könnten die ähnliche Quartiere bewohnenden Langohren (Plecotus
austriacus / auritus) der von ihnen entwickelten „Cleaningjagd“ nachgehen, bei der
sie im Rüttelflug auf Blättern sitzende Insekten jagen. Dabei setzen sie kein Echolot
ein sondern lassen sich ausschließlich durch die Geräusche der Insekten leiten.
Bis in die 50er Jahre kamen noch die auf Ansitzjagd spezialisierten Hufeisennasen
(Rhinolophus ferrumequinum / hipposideros) hinzu.
3.2.1.1 Abendsegler im Hain
Die Abendsegler, sowohl großer (Nyctalus noctula) als auch kleiner (Nyctalus
leisleri), die jedoch schwer auseinander zu halten sind, waren von Mitte April bis
Mitte November regelmäßig zu beobachten. Bei beiden Abendseglerarten handelt es
sich um wandernde Arten, bei denen die Männchen meist feste Reviere in
Mitteleuropa besetzen, während die Weibchen ihre Wochenstubenquartiere hauptsächlich in Osteuropa haben. Die Winterquartiere beider Geschlechter jedoch liegen
in Süd-Westeuropa. Da sich die Tiere bei ihren Wanderungen an Flusstälern
orientieren, ist es folglich nicht verwunderlich, dass sie auch im Hain vor allem
während der Wanderungszeiten anzutreffen waren. So waren während der
Ostwanderung
im Frühjahr mehrfach große Gruppen von bis zu einem Dutzend
Tieren (z.B. 11.+12.05.05) zu beobachten, die allerdings stets nur ein bzw. zwei Tage
verweilten. Währenddessen benutzten die Tiere wahrscheinlich eine der zahlreichen
Baumhöhlen im Hain als Zwischenquartier, aus dem sie stets ca. eine halbe Stunde
vor Sonnenuntergang ausflogen, um zunächst etwa eine 3/4 Stunde hoch über der
Regnitz und den Baumkronen zu jagen. Dabei beschränkten sie sich zu Beginn meist
auf das Gebiet zwischen der Heinrichsbrücke und dem Buger See, bevor sie später
weiter entfernte Jagdgebiete aufsuchten. So konnten z.B. Abendsegler über dem
Rhein-Main-Donau Kanal auf Höhe des alten E-Werks beobachtet werden. Solche
Wandergruppen sind normalerweise bis Ende Mai zu beobachten.
Den Sommer über konnte nur noch ein einziges Tier regelmäßig nachgewiesen
werden,
bei
dem
es
sich
höchst
wahrscheinlich
um
einen
ortstreuen
Abendseglerbullen handelt. Zu Beginn der Dämmerung zeigte er zunächst das
gleiche Jagdverhalten wie die durchziehenden Tiere, ging jedoch nach etwa 20 Min.
in ein anderes Jagdverhalten über: Über seinem „Revier“ patrouillierend konnte er in
gleichmäßigen Abständen von 5-10 Min. angetroffen werden, wobei seine
16
zahlreichen „Feedingbuzzes“ auf rege Jagdaktivitäten schließen ließen. Dass dieses
Jagdverhalten aber keinesfalls stereotyp ist, sondern sehr wohl den aktuellen
Nahrungsverhältnissen angepasst werden kann, zeigte sich am 19.06.05: Bereits
mehr als eine Stunde vor Sonnenuntergang war zu beobachten, wie er in nur 2-3m.
Höhe über der Wiese vor dem Löwenpavillon flog. Dabei machte er eindeutig Jagd
auf die gerade in großer Zahl schlüpfenden Junikäfer (Amphimallon solstitialis). Der
Bulle führte sein solitäres Leben noch bis Mitte August, als die ersten, auf der
Rückreise begriffenen Abendsegler eintrafen. Grundsätzlich zeigten sie ein ähnliches
Verhalten wie auf der Hinreise, jedoch mit dem Unterschied, dass sie länger im Hain
blieben. Dies ist wahrscheinlich mit dem Paarungsverhalten zu begründen, da in
dieser Zeit die Weibchen die ein Paarungsrevier besetzenden Männchen aufsuchen.
Nach einiger Suche, bei der ich den lauten, auch mit bloßem Ohr andeutungsweise
hörbaren Sozialrufen folgte, gelang es mir eine Baumhöhle ausfindig zu machen, die
mit großer Wahrscheinlichkeit als Paarungsquartier genutzt wurde. Dabei konnten
regelmäßig bis zu sieben Tiere beobachtet werden.
21.08.2005
3
22.08.2005
3
27.08.2005
1
31.08.2005
3
05.09.2005
5
07.09.2005
7
08.09.2005
0
Tab.1: Besatzzahlen der Abendseglerhöhle im Hain
Derartige Beobachtungen konnten bis zum 07.09.05 gemacht werden. In den
darauffolgenden Tagen konnte keine Benutzung der Höhle mehr vermerkt werden.
Da sich jedoch auch zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Abendsegler im Hain
aufhielten, ist zu vermuten, dass das Paarungsquartier gewechselt wurde oder die
durchziehenden Tiere nicht mehr an einer Paarung interessiert waren und deshalb ein
normales Zwischenquartier bezogen. Die letzte größere Gruppe zeigte sich am
20.09.05, wobei ein Tier eine Besonderheit aufwies: Der Abendsegler hatte eine
derart starke Verletzung erlitten, dass nahezu das gesamte Dactylopatagium (vgl.
Abb.3/S.7) zwischen dem vierten und fünften Finger fehlte. Dennoch war die
Fledermaus in der Lage zu fliegen und, was die „Feedingbuzzes“ verrieten, sogar
Beute zu machen, wobei eine erhebliche Erhöhung der Flügelschlagfrequenz zu
beobachten war. Lediglich in der Fluggeschwindigkeit konnte sie nicht mit den
gesunden Artgenossen mithalten. Bis Mitte November (vermutlich wegen des guten
Wetters) konnte der einzelne Bulle noch beobachtet werden, der sich daraufhin auch
in den Winterschlaf „verabschiedete“.
17
3.2.1.2 Wasserfledermäuse im Hain
Wegen ihrer charakteristischen Jagdstrategie, bei der sie nur wenige Zentimeter über
der Wasseroberfläche fliegen, sind die Wasserfledermäuse recht einfach zu
beobachten.
Im
gesamten
Sommerhalbjahr
sind
sie
über
allen
größeren
Wasserflächen mit naturnaher Ufervegetation jeweils wenige Minuten nach Einbruch
der Dunkelheit anzutreffen. Die Wasserflächen der Innenstadt sowie der RheinMain-Donau Kanal werden hingegen nur spärlich genutzt. Ähnlich wie die
Abendsegler nutzen auch die Wasserfledermäuse Baumhöhlen als Tagesquartiere,
jedoch sind ihre „Wohngemeinschaften“ wesentlich größer. Wochenstuben zählen 30
bis 50 Tiere, während die Männchen in etwa 20 köpfigen Gruppen leben.
Abb. 6 u. 7:
Hain [Orginale]
Wasserfledermausquartier im Hain/ Jagende Wasserfledermaus im
Zu Beginn der Nacht jagten die Wasserfledermäuse über der Wasserfläche der
Regnitz, etwa zwischen dem Bootshaus und dem Buger See. Nach einiger Zeit (meist
ca. eine Stunde) war jedoch ein deutlicher Rückgang der kreisenden Tiere zu
beobachten (vgl. Diagramm 1+2), was auf eine deutliche Dezimierung der Beutetiere
im beobachteten Bereich hindeutet, sodass sich eine kreisende Jagdstrategie nicht
mehr auszahlte. Doch auch die Anzahl der patrouillierenden Tiere ging wenig später
zurück, sodass ca. drei Stunden nach Sonnenuntergang nur noch vereinzelte Tiere zu
beobachten waren. Diese Beobachtung deckt sich mit denen, die weiter flussaufwärts
gemacht wurden: Dort trafen die meisten Tiere erst wesentlich später ein, wobei es
sich höchst wahrscheinlich um dieselben Tiere handelte.
18
Die beiden Diagramme zeigen überdies sehr schön den Jahresrhythmus der
Wasserfledermäuse: Im Frühjahr bleibt die Zahl der beobachteten Individuen relativ
gering, da zu diesem Zeitpunkt nur die erwachsenen Tiere anzutreffen sind (bei etwa
80 Tieren ca. 3-4 Wochenstuben bzw. Sommerquartiere). Da die Jungen zur zweiten
Junihälfte geboren werden, sind diese spätestens Ende Juli flügge und können sich
im August erstmalig an der Jagd beteiligen, was den enormen Anstieg der
Individuenzahl (Diagramm.2) erklärt. Ende August entspannt sich die Lage merklich,
da die Muttertiere die Wochenstuben verlassen und die Männchen zur Paarung
aufsuchen. Die zurückgelassenen Jungtiere waren 2005 noch bis Ende Oktober zu
beobachten. Die Begründung für dieses ungewöhnlich späte Datum ist in den milden
Temperaturen dieses Herbstes zu suchen (normal wäre mit einem Verschwinden
spätestens Anfang Oktober zu rechnen gewesen).
30
25
Tiere
20
flussaufwärts
flussabwärts
15
10
5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
Zeit in min.
Diagramm 1: Wasserfledermäuse an der Buger Spitze am 17.07.05
19
80
70
60
Tiere
50
flussaufwärts
flussabwärts
kreisend
40
30
20
10
0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
Zeit in min.
Diagramm 2: Wasserfledermäuse an der Buger Spitze am 10.08.05
3.2.1.3 Zwergfledermäuse im Hain
Die Zwergfledermäuse sind die deutschlandweit am häufigsten anzutreffende Art,
die bevorzugt als „Untermieter“ in menschlichen Behausungen lebt. Daher ist es
nicht verwunderlich, dass Zwergfledermäuse im Hain vor allem in Siedlungsnähe
anzutreffen waren, da sie sich als sehr kleine Art nur ein bis zwei km vom Quartier
entfernen. So zum Beispiel nahe Bug und zwischen dem Bootshaus und der
Heinrichsbrücke. Dennoch waren Zwergfledermäuse stets die ersten anzutreffenden
Fledermäuse, noch vor den Abendseglern. Dabei jagten sie zwischen den Ästen von
Baumkronen, an der Ufervegetation und entlang von Bauwerken in schnellem
hakenreichen Flug. Dieses Verhalten erschwerte allerdings die Beobachtungen
erheblich, da man sie stets nur kurz zu Gesicht bekam. Dennoch konnte ich am
10.08.05 über eine Stunde hinweg den Balzflug eines Männchens beobachten. Dabei
flog das Tier in etwa zwei bis drei Metern Höhe in geradlinigem Flug einen etwa 50
Meter langen Uferabschnitt der Regnitz unterhalb des Hochwassersperrtores auf und
ab. Neben dem geraden Flug zeigte das Flugbild noch eine weitere Auffälligkeit,
nämlich längere Gleitstrecken, die ca. 60% der Flugzeit ausmachten. Zudem waren
keinerlei „Feedingbuzzes“ zu vernehmen, jedoch zwitscherte die Fledermaus nahezu
unablässig auf einer Frequenz von 25 kHz. Diese Frequenz wird interessanterweise
von Zwergfledermäusen nicht zur Jagd (diese liegt um die 45 kHz), sondern lediglich
zur sozialen Interaktion verwendet. Ein anderes Paarungsverhalten zeigten zwei
20
Tiere am 27.08.05, wobei das eine (wahrscheinlich das Männchen) über eine halbe
Stunde hinweg das andere verfolgte.
3.2.1.4. andere Fledermausarten im Hain
Wie wichtig der Hain in ökologischer Hinsicht ist, zeigt sich vor allem in der Präsenz
von weniger häufigen Arten. Verhältnismäßig oft war noch die Mopsfledermaus
(Barbastella barbastellus) vor allem in der Nähe des Bootshauses zu beobachten.
Am 24.06.05 konnte ich eine Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) am Buger
See nachweisen. Sporadisch war die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) an
den Bugerwiesen vorzufinden werden.
3.2.2 Wasserfledermäuse in Hirschaid
Mein Beobachtungsstandort in Hirschaid befand sich unter der Brücke, die die
Staatsstraße st2260 über die Regnitz führt. Ähnlich wie in Bug flogen hier die Tiere
anfangs hauptsächlich flussaufwärts, was nahelegt, dass sich ihre Tagesquartiere in
den
flussabwärts
gelegenen
Laubwaldbeständen
befinden.
Ebenfalls
übereinstimmend war die Abnahme der Anzahl der kreisenden Tiere (proportional
zum Nahrungsangebot). Auffällig war hierbei, dass vor allem die Tiere der zweiten
und dritten Anstiegswelle (40.-60. Min.) kreisten, die wahrscheinlich nicht aus
unmittelbarer Nähe des Beobachtungsstandortes kamen. Die Spitzen in der Anzahl
der flussaufwärts fliegenden Tiere lassen auf Gruppen aus jeweils einem
Tagesquartier schließen. Da die letzte Spitze erst eineinhalb Stunden nach Einbruch
der Dunkelheit eintraf, muss es sich um Bewohner eines recht weit entfernten
Quartieres gehandelt haben. Die Anzahl von etwa 126 Tieren lässt auf vier Quartiere
schließen, wobei zu diesem Zeitpunkt ein nicht unerheblicher Teil Jungtiere beteiligt
sein sollte.
21
60
50
Tiere
40
flussaufwärts
flussabwärts
kreisend
30
20
10
90
10
0
11
0
12
0
80
70
60
50
40
30
20
10
0
0
Zeit in min
Diagramm 3: Wasserfledermäuse in Hirschaid am 17.08.05
3.2.3 Kemmern
Als
Beobachtungsstandort
in
Kemmern wurde ein Kieselstrand
an einer
Mainbiegung ca. 100 m flussaufwärts von der Kemmerner Mainbrücke gewählt. Im
Vergleich zu den beiden vorangegangenen Beobachtungen fällt sofort die recht
geringe Individuenzahl ins Auge. Dies dürfte jedoch kaum auf einen ungenügenden
Lebensraum zurückzuführen sein. Denn zum einen bietet der Main mit seiner sehr
naturnahen Ufervegetation, die sogar einige kleine Auwälder (Baumhöhlen!)
aufweist, einen perfekten Lebensraum für diese Fledermäuse. Zum anderen dürfte
auch ein Mangel an Nahrungstieren als Begründung ausscheiden, denn zum
Beobachtungszeitpunkt schlüpften gerade Eintagsfliegen (Ordnung Ephemeroptera),
die zu Tausenden den Fluss besiedelten und so eher zu einem Überangebot geführt
haben sollten. Vielmehr sind die geringen Individuenzahlen auf den recht späten
Beobachtungstermin zurückzuführen, bei dem schon ein Großteil der Elterntiere die
Wochenstubenverbände verlassen haben sollten. Überdies sollten die meisten
Quartiere im flussaufwärts gelegenem, baumreicheren Gebiet um Baunach liegen,
was ein späteres Eintreffen im Beobachtungsgebiet bewirkt haben sollte (siehe letzte
Beobachtungsstunde!). Dieser Effekt dürfte durch die große Anzahl von Beutetieren
am Beobachtungstag noch verstärkt worden sein, da für die Tiere keine
Notwendigkeit bestand, sich weiter von ihren Quartieren zu entfernen.
22
25
20
flussabwärts
flussaufwärts
kreisend
Tiere
15
10
5
11
5
95
10
5
85
75
65
55
45
35
25
15
5
0
Zeit in min.
Diagramm 4: Wasserfledermäuse bei Kemmern am 30.08.05
Neben
den
Wasserfledermäusen
waren
in
Kemmern
noch
zahlreiche
Zwergfledermäuse und ein patrouillierender Abendsegler zu beobachten.
3.2.4 Klinikum Bamberg
Aufgrund seiner räumlichen Nähe zum Hain, ist es nicht verwunderlich, dass am
Klinikum
ähnliche
Arten
anzutreffen
waren.
Regelmäßig
waren
z.B.
Zwergfledermäuse zu beobachten, so auch am 20.08.05, als eine solche über 20 min.
hinweg schön ihr Jagdverhalten auf unserem Grundstück zeigte: Es konnte z.B.
beobachtet werden, wie sehr sich das Tier an räumlichen Strukturen orientierte. Es
flog stets in konstanter Höhe um einen freistehenden Obstbaum, was nur von Phasen
unterbrochen wurde, in denen es sich entlang des Gartenzauns orientierte. Zusätzlich
interessant war, dass sich das Tier nach einem „Feedingbuzz“ stets bis auf wenige
Zentimeter über dem Rasen fallen ließ, wobei keinerlei Ortungslaute zu vernehmen
waren. Offensichtlich unterbrach die Zwergfledermaus ihren Flug, um ein z.B. in der
Flughaut gefangenes Insekt zum Maul zu führen. Bei der zweiten regelmäßig im
Klinikumgebiet vorkommenden Art handelt es sich um die Abendsegler. Vereinzelt
waren diese auch schon vor Einbruch der Dunkelheit anzutreffen. Beinahe täglich
jedoch waren sie etwa 2-3 Stunden nach Sonnenuntergang über den Parkflächen des
Klinikums dabei zu beobachten, wie sie in etwa 4-5 m Höhe über den Lampen den
vom Licht angelockten Insekten nachstellten. Die Tatsache, dass sich das Eintreffen
dieser eigentlich früh ausfliegenden Art so weit verzögerte, lässt darauf schließen,
dass es sich beim Klinikumparkplatz um ein Jagdgebiet handelt, das erst in einer
23
späteren Jagdphase aufgesucht wird, weshalb auch die Quartiere der Abendsegler
nicht in unmittelbarer Nähe liegen sollten. Zu den interessanteren Beobachtungen,
die ich am Klinikum machen konnte zählen die folgenden: Zum einen war es mir
mehrfach möglich den Abwehrmechanismus einiger „Falter“ zu beobachten, die sich
bei einer Annäherung eines Abendseglers einfach zu Boden fallen ließen. Weiterhin
zeigte sich eines Nachts eine Schleiereule, die verdächtig auf einen der Abendsegler
zuhielt. Dessen Reaktion war ein lauter, schriller Sozialruf (auch ohne Detektor
hörbar), woraufhin nach wenigen Sekunden kein einziger Abendsegler mehr zu
hören, geschweige denn zu sehen war. Erst nach ca. 5 min. konnte ich wieder
jagende Tiere beobachten.
3.2.5. Anwesen der Fam. Oppel
Das Anwesen der Fam. Oppel in Bach nahe Ebrach ist ein Paradebeispiel für
fledermausfreundliche Bauten: Vom nahen Mischwald führt eine Obstbaumgruppe
an das Anwesen, das von naturnahen Wiesenflächen umgeben ist. Am Haus selbst
befindet sich ein alter Geräteschuppen, der stets offen steht. Mit seinen zahlreichen
Spalten (sowohl Holz als auch Stein) besitzt er unzählige Versteckmöglichkeiten für
die Fledermäuse. Aufgrund dieser perfekten Bedingungen verwundert es kaum, dass
dieses Quartier gleich von Individuen mehrerer Fledermausarten genutzt wurde. Bei
meinem ersten Besuch (08.08.05) konnte ich mit Hilfe von Mathias Grimm noch vor
Sonnenuntergang in den Spalten acht Individuen ausmachen, bei denen es sich auf
den ersten Blick um Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) handelte. Da die
Tiere in kleinen Gruppen (2-4 Tiere) anzutreffen waren, liegt die Vermutung nahe,
dass es sich um ein Paarungsquartier handelte. Diese Vermutung wird von der
Tatsache gestützt, dass bereits am 01.09.05 kein einziges Tier mehr innerhalb des
Schuppens aufzufinden war. Bei der anschließenden Rufuntersuchung der
ausfliegenden Tiere (anhand des Petterson D 980) erlebten wir jedoch eine kleine
Überraschung: Einige der Tiere benutzten für Zwergfledermäuse eindeutig zu hohe
Frquenzen (<50 kHz). Da die Rufe aber ansonsten alle Eigenschaften der
Zwergfledermaus zeigten, musste es sich um die erst 1998 eindeutig als
eigenständige Art
identifizierten Mückenfledermäuse (Pipistrellus pygmaeus)
handeln. Aufgrund der engen Verwandtschaft mit der Zwergfledermaus, ist sie nur
sehr schwer anhand äußerer Merkmalen zu unterscheiden. Letztendlich konnten neun
Zwerg- und fünf Mückenfledermäuse nachgewiesen werden. Interessanterweise war
24
im
selben
Quartier
eindeutig
ein
Fraßplatz
eines
Langohrs
(Plecotus
austriacus/auritus), der charakteristische Fraßreste und Kotspuren aufwies. Es
gelang mir einige der Fraßreste aufzulesen und zu bestimmen. Die Flügelreste
gehörten zu mindestens vier Tagpfauenaugen (Nymphalidae Inadis), die zu den
Edelfaltern gerechnet werden, sowie drei Vertretern der Eulen (Scoliopidia festucae;
Noctuidae
comes;
Amphipyraberbera).
Neben
den
drei
in
der
Scheune
nachgewiesenen Arten kamen aber in Buch noch einige mehr hinzu: Z.B. die
häufigen Abendsegler (Nyctalus noctula)und das große Mausohr (Myotis myotis).
Überdies die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und sogar eine der
akustisch nicht unterscheidbaren Bartfledermäuse (Myotis brandtii/ mystacinus).
Einige der zahlreichen Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) flogen sogar mehrere
Male in den Schuppen, wo sie kreisten und sich für kurze Zeit an den Wänden
niederließen. Immer wieder „untersuchten“ sie auch die Außenseite des Schuppens.
Offensichtlich hielten sie Ausschau nach einem geeignetem Quartier.
3.2.6. Försdorf
In Försdorf bei Burgebrach befindet sich auf dem Bio-Hof von Thomas Stahl eine
etwa zehn Kopf starke Kolonie von Fransenfledermäusen (Myotis nattereri). Typisch
für diese Art zwängen sich die Tiere in enge Spalten, die sich zwischen den
unverputzten Hohlblocksteinen auftun. Diese Kolonie weist allerdings zwei
Besonderheiten auf: Zum einen verschmähen die Tiere die extra für sie errichteten
Fledermauskästen zugunsten der aus unserer Sicht unbequemen Spalten. Zum
anderen liegt gerade einmal fünf Meter Luftlinie entfernt das Nest einer Schleiereule,
von denen durchaus bekannt ist, dass sie Fledermäuse nicht verschmähen.
Offensichtlich fühlten sich die Fledermäuse durch die Eulen nicht bedroht, da sie ja
ansonsten einfach das Quartier hätten wechseln könnten. Zusätzlich wird diese These
davon gestützt, dass in den Gewöllen der Eulen zwar zahllose Nagetierüberreste,
jedoch nicht solche von Fledermäusen zu finden waren.
3.2.7. Mausohren im Landkreis Bamberg
Die großen Mausohren (Myotis myotis) sind die wahrscheinlich am besten erforschte
Fledermausart (z.B. Anton Kolbs Untersuchungen an Wochenstubentieren der
ehemaligen Kolonie in der Bamberger Martinskirche). Dies liegt nicht zuletzt an
ihrer Vorliebe für Dachböden, da in unseren Breiten natürliche Quartiere (wie
25
Höhlen) aufgrund der zu niedrigen Temperaturen für Wochenstuben nicht in Frage
kommen (ÞKulturfolger!). Die Anwesenheit einer Mausohrwochenstube ist einem
Gütesiegel für das umliegende Ökosystem gleichzusetzen, da die Tiere eine
naturnahe
Vegetation
mit
hohem
Laubbaumbestand
benötigen,
um
ihrer
Lieblingsbeute, den großen Laufkäfern, nachzustellen. Zudem dürfen die Jagdgebiete
nicht zu weit vom Quartier entfernt sein, da die Muttertiere während der Nacht
mehrfach ihre Jungen aufsuchen müssen, beispielsweise um sie zu säugen. Im
Landkreis Bamberg gibt es gleich mehrere mittlere bis große Wochenstuben. Zu den
mittelgroßen gehören die Kolonien in Amlingstadt (240 Tiere am 21.05.05) und in
Medlitz (211 Tiere am 19.07.05), während es sich bei der mit durchschnittlich 1380
Tieren (1998-2002) angeführten Kolonie in Ehrl um eine der größten in Bayern
handelt [2]. Bei allen drei Standorten befinden sich die Kolonien auf den Dachböden
einer Kirche.
Abb. 8 u. 9: Ausfliegende Mausohren in Amlingstadt [Original]
Ein besonderes Mausohrquartier ist in der Autobahntalbrücke bei Leiterbach zu
finden. Im Hohlraum unter der Fahrbahn befinden sich unter Stromverteilern, an
denen sich die Tiere festklammern, vor allem im dunklen Teil der Brücke, 24
Kotplätze. Am 26.08.05 waren dort ein einzeln hängendes, sowie zwei zusammen an
einem Verteiler hängende Tiere anzutreffen. Da Mausohrmännchen normalerweise
solitär leben, handelt es sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um ein
Paarungsquartier. Als Einflugsöffnungen nutzen die Tiere vermutlich die offenen
Dehnungsfugen an den Enden der Brücke. Kurioserweise fühlen sich diese Tiere mit
ihrem unwahrscheinlich sensiblem Gehör durch den für das menschliche Ohr
unerträglichen Lärm, der durch die Autos erzeugt wird, nicht gestört.
26
3.3 Quartierkontrollen
3.3.1 Bierkeller bei Frensdorf
Südwestlich von Frensdorf liegen zahlreiche, zum Teil frei zugängliche und nur
sporadisch genutzte alte Bierkeller („Steinleiter Keller“). Diese dienen sowohl im
Sommer als auch im Winter zahlreichen Fledermausarten als „Unterschlupf“. Im
Sommerhalbjahr nutzten hier eine Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), sowie
zwei Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) die Keller als wohl temperierte
Tagesquartiere (beide Funde am 23.05.). Im Winter kommen noch zahlreiche Arten
hinzu, die im Sommer solche höhlenähnliche Quartiere meiden. So konnten bei einer
Kontrolle am 28.12.05 17 Individuen sechs verschiedener Arten gezählt werden. Den
größten Teil unter ihnen machten die großen Mausohren (Myotis myotis) und die
Braunen Langohren (Plecotus auritus) mit jeweils sechs Tieren aus. Hinzu kamen
noch drei Mopsfledermäuse (Barbastella barbastellus), zwei Fransenfledermäuse
(Myotis nattereri), eine Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und eine nicht
genau zu bestimmende Myotis Spezies, bei der es sich jedoch wahrscheinlich um
eine große Bartfledermaus handelte.
3.3.2 Quartierkontrollen in der Bamberger Altstadt
Vom 23.08.05 bis zum 08.09.05 hatte ich die Möglichkeit Matthias Grimm, der die
Genehmigung besitzt Fledermäuse an ihren Ruheplätzen aufzusuchen, bei der
Kontrolle zahlreicher Dachstühle in der Bamberger Altstadt zu unterstützen. Dabei
fiel auf, dass es in der Innenstadt trotz zahlreicher geeigneter Quartiere keine
bekannte große Wochenstube von Mausohren gibt, die doch im Umland häufig
anzutreffen sind. Dies war bis in die 80er Jahre allerdings anders, als es noch eine
große Kolonie in der Martinskirche gab. Der Grund für die Aufgabe dieser Kolonie
ist im Wachstum der Stadt zu suchen. Denn durch die zunehmende Entfernung
zwischen Jagdgebiet und Wochenstube wird es für die Muttertiere immer schwerer,
ihre Jungen aufzuziehen. Zum einen verbrauchen sie unnötige Energie auf dem Weg
ins Jagdgebiet, zum anderen bleibt kaum noch Zeit, erfolgreich zu jagen, da die Tiere
während der Nacht mehrfach zwischen Quartier und Jagdgebiet hin und her pendeln,
um die Jungen zu versorgen. Daher sind in der Altstadt Mausohren fast
ausschließlich solitär anzutreffen, also meist Männchen.
27
3.3.2.1 Neue Residenz
Obwohl der Dachstuhl der Neuen Residenz erst 1958 mit hoch giftigem
Holzschutzmittel behandelt wurde, fanden sich zahlreiche über einen längeren
Zeitraum genutzte Hangplätze von Maus- und Langohren (von letzteren auch die
charakteristischen
Fraßplätze).
Die
Mausohrhangplätze
befanden
sich
fast
ausschließlich in Balkenkehlen und verstärkt im durch längere Sonneneinstrahlung
wärmeren „Nordflügel“. In diesem Teil des Dachstuhles konnte auch ein von einem
einzelnen Mausohr besetzter Hangplatz gefunden werden.
3.3.2.2 St. Jakob
In St. Jakob, dessen östliches Seitenschiff aufgrund eines Brandes 1999 erneuert
wurde,
konnten
logischerweise
nur
in
den
alten
Dachstuhlbereichen
Fledermausspuren gefunden werden, da sich bei diesen im Gegensatz zu den neuen
Abschnitten noch genügend Einflugsöffnungen befanden. Dort fand sich neben
zahlreichen Fraßplätzen auch ein einzelnes braunes Langohr (Plecotus auritus)
Abb.10+11:Langohrfraßplatz und braunes Langohr in St. Jakob. Gut zu sehen ist
die Schutzhaltung der langen Ohren, die unter den Flügel geklemmt werden.
[Original]
Im Turm hausten offensichtlich mehrere kleine Fledermäuse, was Kot- und
Urinspuren verrieten, jedoch war keine genauere Bestimmung möglich.
3.3.2.3 Obere Pfarre
In der Oberen Pfarre waren bis auf vereinzelte Kotpellets keine Spuren von
Fledermäusen zu finden. Dies liegt daran, dass der gesamte Dachstuhl zum Schutz
vor Tauben mit Gift behandelt wurde und alle möglichen Einflugsöffnungen
vergittert wurden.
28
3.3.2.4 Alte Hofhaltung
In der Alten Hofhaltung fanden sich vor allem in den dunkleren Abschnitten
zahlreiche Maus- und Langohrhang- und Fraßplätze (Langohr). Überdies konnte ein
subadultes Mausohr (Myotis myotis) (dunkle Fellfarbe), das sich genau im Dachfirst,
der wärmsten Stelle des Dachstuhles aufhielt, und ein graues Langohr (Plecotus
austriacus) angetroffen werden.
3.3.2.5 Dom
Trotz seiner enormen Ausmaße fanden sich im Dachstuhl des Doms nur einige
Maus- und Langohr Hangplätze. Besetzt war der Dachstuhl lediglich von einem
Mausohr. Jedoch war ein spektakulärer Todfund zu machen, bei dem ein Mausohr
mit einem Fuß an seinem ehemaligen Hangplatz in einer Balkenkehle hing, während
die gesamten Weichteile fehlten. Offensichtlich war das Tier von einem Fressfeind
ergriffen worden, der sich noch an Ort und Stelle über die schmackhaftesten Stücke
hermachte und den Rest (Flughäute und Knochen) zurückließ.
3.3.2.6 Zusammenfassung
Zusammenfassend fiel auf, dass die Mausohren weit verbreitet anzutreffen waren,
während die Langohren, die für gewöhnlich keine weiten Strecken zu ihren
Jagdgebieten zurücklegen, nur in unmittelbarer Nähe zu dafür geeigneten Arealen
anzutreffen waren.
4 Schluss
In dem ¾ Jahr, in dem ich einen Einblick in das Leben dieser faszinierenden
Lebewesen werfen konnte, habe ich viel über ihre Lebensweise und Bedürfnisse
gelernt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesen kleinen und unauffälligen
Geschöpfen in Einklang leben können, ja dass wir sogar in einigen Beziehungen auf
sie angewiesen sind und wenn es nur die Regulierung von lästigen und schädlichen
Insekten ist. Deshalb sollten wir den seit Jahrhunderten gehegten unbegründeten
Ekel ihnen gegenüber ablegen und ihnen den Platz, den sie zum Überleben
benötigen, zugestehen. Dies wäre zu beiderseitigem Nutzen.
29
5 Literaturverzeichniss
[1] Schober, W. u. Grimmberger, E.: Die Fledermäuse Europas: Kennen –
Bestimmen - Schützen. Stuttgart: Kosmos; 1998 (2., überarbeitete u. erweiterte
Auflage)
[2] Bayrisches Landesamt für Umweltschutz u. LBV u. BN : Fledermäuse in
Bayern. Stuttgart: Ulmer; 2004
[3] Richarz, K. u. Limburger, A.: Fledermäuse: Fliegende Kobolde der Nacht.
Stuttgart: Franckh-Kosmos; 1999 (2. Auflage)
[4] Sömmer, P. u. Haensel, J.: Fledermäuse als Beute von Taggreifvögeln –
überraschende neue Befunde besonders für die beiden schnellsten deutschen
Falkenarten. Nyctalus (N.F.). Berlin: 2003, Heft 1, S. 61-78
[5] Königswald, v. W. u. Storch, G.: Messel: Ein Pompei der Paläontologie.
Sigmaringen: Thorbecke; 1998
[6] Chinery, M.: Parey`s Buch der Insekten. Stuttgart: Franckh-Kosmos; 2004
[7] UNEP / Eurobats Secretariat: European Bat Night 2005 CD. Bonn; 2005
[8] Richarz, K.: Fledermäuse – beobachten, erkennen und schützen. Stuttgart:
Franckh-Kosmos; 2004
30
6. Erklärung
„ Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur
die angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.“
, den
Ort
Datum
(Unterschrift d. Kollegiaten)
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