Programmheft - Heilbronner Sinfonie Orchester

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KLINGENDE MÄRCHEN
ZU WEIHNACHTEN UND
NEUJAHR
Solisten:
Verena Guthy-Homolka . FLÖTE
Andreas Benz . ORGEL
19:30 Uhr Sonntag, 15. Dezember 2013
Theodor-Heuss-Saal
Konzert- und Kongresszentrum Harmonie . Heilbronn
Dirigent: Peter Braschkat
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PROGRAMM
15. Dezember 2013
KLINGENDE MÄRCHEN ZU WEIHNACHTEN UND NEUJAHR
Engelbert Humperdinck
(1854 – 1921)
Aus der Märchenoper „Dornröschen”
Vorspiel – mäßig langsam
Festklänge – mäßig schnell
Siegfried Wagner
(1869 – 1930)
Ouvertüre zur Märchenoper „Der Bärenhäuter“
Lebhaft – Ruhig bewegt – Gemächlich
Francis Poulenc
(1899 – 1963)
Konzert für Orgel, Streicher und Pauken g-Moll
Andante – Allegro giocoso – Subito Andante Moderato –
Molto agitato – Très Calme, Lent – Tempo de l’Allegro Initial –
Tempo Introduction: Largo
Andreas Benz . ORGEL
PAUSE ..........................................................................................................................
Johann Strauß (Sohn)
(1825 – 1899)
Aschenbrödelwalzer
nach Motiven des Balletts „Aschenbrödel“
Jules Mouquet
(1867 – 1946)
Flötenkonzert „La Flûte de Pan“ op. 15
Pan et les bergers – Allegro giocoso
Pan et les oiseaux – Adagio
Pan et les nymphes – Allegro molto vivace
Verena Guthy-Homolka . FLÖTE
Johann Strauß (Sohn)
(1825 – 1899)
Walzer „Tausend und eine Nacht“ op. 346
nach Motiven der Operette „Indigo und die vierzig Räuber“
Hans Christian Lumbye
(1810 – 1874)
Kopenhagener Eisenbahn-Dampfgalopp
Introduzione: Andante – Allegretto –
Poco a poco accelerando - Galop
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SOLISTEN
Verena Guthy-Homolka, Flöte
Verena Guthy-Homolka begann im Alter von
sechs Jahren mit dem Klavierspiel und erhielt
mit zehn ihren ersten Querflötenunterricht. Sie
studierte an der Musikhochschule Stuttgart und
legte zunächst das Staatsexamen in Musik und
Germanistik ab. Nach Fortsetzung ihres Flötenstudiums und einem brillanten Konzertexamen
wurde sie in die Solistenklasse aufgenommen.
Gleichzeitig perfektionierte sie ihr Spiel bei
zahlreichen internationalen Flötenvirtuosen. Neben ihrer langjährigen Konzerttätigkeit als
Soloflötistin in renommierten Orchestern ist sie auch eine gefragte Kammermusikpartnerin, in Zusammenarbeit mit namhaften Instrumentalisten in unterschiedlichen
Besetzungen. Sie ist mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe und eine
bekannte und erfolgreiche Pädagogin und Jurorin sowie Dozentin bei Kammermusik- und
Flötenkursen. Ihre äußerst vielseitige Tätigkeit umfasst Konzerte im In- und Ausland, zahlreiche Rundfunk-, TV- und CD-Produktionen zeigen ihr breites musikalisches Repertoire.
Einige Werke wurden ihr von bekannten zeitgenössischen Komponisten gewidmet und von
ihr uraufgeführt. Dem Heilbronner Publikum ist sie u.a. als Soloflötistin des Heilbronner
Sinfonie Orchesters bestens bekannt.
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Andreas Benz, Orgel
Andreas Benz wurde 1975 geboren und studierte nach dem
Abitur Musik an der Staatlichen Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Stuttgart (Orgel bei KMD Axel Becker,
Saxophon bei Prof. Bernd Konrad, Musiktheorie bei Prof. Klaus
Fessmann) sowie das Ergänzungsfach Jazz und Popularmusik.
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Musiklehrer am
Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Heilbronn ist er noch vielfältig
musikalisch tätig, u. a. als Organist an der Kilianskirche in
Heilbronn. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Live-Begleitung
von Stummfilmen. Nach einem Gastauftritt 2008 beim internationalen Stummfilmfestival
„Le Giornate del Cinema Muto“ in Pordenone, Italien, wurde er als bislang einziger deutscher
Teilnehmer 2011 zu einem Meisterkurs für Stummfilmbegleitung dorthin eingeladen. Dem
Heilbronner Sinfonie Orchester ist Andreas Benz als Komponist der „Sinfonietta Heilbronn“
und der „Liebespolka“ sowie als Arrangeur und durch seine Mitwirkung an verschiedenen
Tasteninstrumenten und am Kontrafagott verbunden. 2011 spielte er bereits Josef Rheinbergers
2. Orgelkonzert g-Moll mit dem HSO anlässlich eines Benefizkonzerts. Im Wechsel mit Lothar
Heinle gestaltet er außerdem die Einführungsvorträge zu den Konzerten. Andreas Benz
gehört durch sein umfangreiches Engagement und seine Vielseitigkeit zu den aktiven,
kreativen Persönlichkeiten im Heilbronner Musikleben.
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ZUR RASCHEN ORIENTIERUNG
Engelbert Humperdinck (* 1854 Siegburg, † 1921 Neustrelitz): Seine Märchenoper „Hänsel und Gretel“
gehört zu Weihnachten wie die Gans, aber es ist beileibe nicht die einzige Märchenoper dieses Komponisten,
der durch seine enge Zusammenarbeit mit Richard Wagner bisweilen zu Unrecht als bloßer WagnerEpigone bezeichnet wird. Aus seiner Oper „Dornröschen“ hören Sie heute die stimmungsvolle Ouvertüre
und die prächtigen „Festklänge“, die zu Dornröschens tragisch verlaufendem Geburtstagsfest einladen.
Siegfried Wagner (* 1869 Tribschen bei Luzern, † 1930 Bayreuth): Richard Wagners einziger Sohn konnte
natürlich nur auf den Namen Siegfried getauft werden, und das „Siegfried-Idyll“, das Wagner seiner
Cosima komponierte und als Geburtstagsüberraschung am Weihnachtstag 1870 aufführen ließ, verdankt
seinem Namen dem damals jüngsten Spross der Familie, dem „Fidi“. Auch dieser schlug später den Weg
des Opernkomponisten ein, und der „Bärenhäuter“ (1898), eine von drei Märchenopern, war Siegfrieds
größter Erfolg: Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde er öfter gespielt als die Musikdramen seines Vaters.
Francis Poulenc (* 1899 Paris, † 1963 Paris): In seiner Jugend machte er als Mitglied der lebensfrohen
„Group des Six“ Furore, dann entdeckte er den Katholizismus seiner Kindheit neu und wendete sich der
Musik der Renaissance und des Barockzeitalters zu. Das Orgelkonzert aus dem Jahre 1938 ist als Gattungsbeitrag ebenso ein Anachronismus wie das zehn Jahre zuvor entstandene Cembalokonzert, aber es
zeigt Poulencs meisterliche Handschrift in allen Aspekten: Rhythmischer Schwung, bittersüße Harmonisierungen, lyrische Melodien und gepfefferte Akkorde – und Johann Sebastian Bach, der größte Organist
seiner Zeit, ist immer präsent, zum Beispiel im imposanten Beginn.
Johann Strauß (Sohn) (* 1825 Wien, † 1899 Wien): Der Vorläufer des Walzers, der Ländler, war im
18. Jahrhundert noch ein als gesundheitsschädlich und unmoralisch verschriener Tanz der unteren Schichten. Mit den gesellschaftlichen Umwälzungen in der Folge der französischen Revolution verdrängte er das
höfische Menuett aus dem Ballsaal, und der Wiener Kongress 1814/15 machte ihn endgültig hoffähig.
Johann Strauß (Vater) begründete die Wiener Walzerdynastie Strauß, und der Titel „Walzerkönig“ ging
auf seinen Sohn Johann über. Viele der über 100 Walzer des Sohnes stammen aus Bühnenwerken, so
auch die beiden aus dem heutigen Programm: Der Walzer „Tausendundeine Nacht“ enthält Themen aus
seinem Operettenerstling „Indigo und die vierzig Räuber“, der wegen eines katastrophalen Librettos allzu
schnell vom Spielplan verschwunden war, der „Aschenbrödel“-Walzer verarbeitet Musik aus dem unvollendeten Ballett gleichen Namens.
Jules Mouquet (* 1867 Paris, † 1946 Paris): Werktitel wie „Persée et Andromède“, „Danse grecque“
oder „Etudes antiques“ verraten es: Hier ist ein Komponist am Werk, der für das antike Griechenland
schwärmt. Auch das Flötenkonzert „La Flûte de Pan“ bedient sich programmatisch bei der griechischen
Mythologie; der Pan dieses wohlklingenden spätromantischen Virtuosenstücks ist allerdings nicht der
frivole Lüstling, wie wir ihn aus den antiken Quellen kennen, sondern eine jugendfreie Variante, die sich
mit den Nymphen nur im musikalischen Wettstreit messen möchte.
Hans Christian Lumbye (* 1810 Kopenhagen, † 1874 Kopenhagen): War er nun der „Strauß des
Nordens“, oder war dieser eher der „Lumbye des Südens“? Ganz egal, auch das HSO spielt zu Weihnachten
gerne mit der Eisenbahn, und der „Kopenhagener Eisenbahn-Dampfgalopp“, den Lumbye 1847 zur Feier
der ersten dänischen Eisenbahnstrecke schrieb, kommt uns da gerade recht. Wir wünschen gute Fahrt!
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Liebe Konzertbesucher,
das Wagner-Jubiläumsjahr neigt sich nun endgültig dem Ende entgegen, und auch
das Heilbronner Sinfonie Orchester hat in den vergangenen Konzerten die Musik des
Bayreuther Meisters des Öfteren in seine Programme aufgenommen. Der heutige
Abend beginnt nun mit Stücken von zwei Komponisten, die ohne Richard Wagner in
verschiedener Hinsicht gar nicht denkbar wären. Zum einen ist das natürlich sein einziger Sohn Siegfried, der als produktiver Opernkomponist die Familientradition fortsetzte, zum anderen dessen Kompositionslehrer Engelbert Humperdinck, dessen tief
empfundene Verehrung für Richard Wagner bekannt ist.
Wagners Freund, aber nicht sein Imitator
Engelbert Humperdinck
Humperdincks Hauptwerk, die Oper „Hänsel und Gretel“,
wäre ohne Wagner zwar undenkbar, aber es ist trotzdem
nicht richtig, ihn als dessen bloßen Epigonen abzutun,
wie es Eduard Hanslick tat, als er schrieb: „Humperdincks
Persönlichkeit geht völlig in Wagner auf“. Damit verkennt
er, dass Humperdinck durchaus seinen eigenen Weg
zwischen dem Musikdrama Wagnerscher Prägung und
dem italienischen Verismo suchte. Er fand ihn schließlich
durch den Rückgriff auf Märchenstoffe und Volksliedthemen, seien es nun echte oder vom Komponisten lediglich nachempfundene. Die bahnbrechenden kompositorischen Neuerungen, die mit Wagners Namen verbunden sind, konnte und wollte
Humperdinck natürlich nicht ignorieren. Aber er ging mit ihnen, so etwa mit Wagners
Leitmotivtechnik, so reflektiert und persönlich um, dass dies die Qualität seiner Musik in
keiner Weise mindert. Humperdinck erhielt seine erste professionelle Musikausbildung
als 18jähriger am Kölner Konservatorium, wo er Kompositionsunterricht bei Ferdinand
Hiller erhielt. 1876 gewann er den Frankfurter Mozart-Preis und setzte seine Studien an
der Königlichen Musikschule in München fort, wo er von Joseph Rheinberger Kontrapunktunterricht erhielt. Aber schon in dieser Zeit hatte es ihm die Musik Wagners
angetan: Nach einem Besuch des „Siegfried“ bekannte er 1878, dass ihm diese Musik
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„tief bedeutsam, ergreifend, einzig dastehend“ erscheine und trat in den Münchner
Wagner-Verein „Orden vom heiligen Gral“ ein, was ihn von seinem Lehrer Rheinberger
mehr und mehr entfremdete. 1880 trafen sich Wagner und Humperdinck in Neapel,
wo Wagner ihm anbot, an der Uraufführung des „Parsifal“ mitzuarbeiten. So wurde
Humperdinck 1881/82 Wagners Assistent in Bayreuth, und die Verbindung zu Wahnfried blieb auch nach Wagners Tod bestehen, nicht zuletzt dadurch, dass Humperdinck,
wie oben bereits erwähnt wurde, 1889/90 Kompositionslehrer von Wagners Sohn
Siegfried wurde. Seinen Durchbruch als Komponist feierte er dann endgültig 1893,
als in Weimar unter der Stabführung von niemand Geringerem als Richard Strauss
die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ herauskam. Dieses Genre der romantischen
Märchenoper bedachte Humperdinck in der Folge mit weiteren Werken: 1895 erblickten in Berlin seine „Sieben Geislein“ das Rampenlicht der Welt, und am 12. November
1902 hob das Frankfurter Stadttheater seine dreiaktige Märchenoper „Dornröschen“
aus der Taufe, aus der Sie heute Abend zwei Orchesterszenen hören können.
Ein Ausstattungsstück mit allerhand Musik
Humperdincks „Dornröschen“
Humperdinck nannte sein „Dornröschen“ – vielleicht
allzu bescheiden – ein „Ausstattungsstück mit allerhand Musik“. Der Partitur sind kurze programmatische Texte vorangestellt, die die musikalischen Stationen recht klar umreißen: Das Vorspiel „singt eine
träumerische Weise vom knospenden Leben und Weben der hold erblühenden Jungfrau“, und auch die
„düsteren Akkorde des Schicksalsspruches klingen
mahnend herein“. Das zweite Bild des ersten Aktes,
„die Spindel“, enthält das Orchesterstück „Festklänge“.
Das Fest, um das es hier geht, ist allerdings nicht das das Märchen beschließende
Hochzeitsfest mit dem Prinzen, sondern die Feier zum fünfzehnten Geburtstag Dornröschens. Eigentlich ist das ja der Tag, an dem sie sich an der vergifteten Spindel zu
Tode stechen soll. Wir wissen natürlich, dass dieser Todesfluch noch rechtzeitig in
einen hundertjährigen Schlaf abgeschwächt werden konnte, der dann dem Prinzen
noch zu seinem spektakulären Auftritt an der Dornenhecke verhelfen wird.
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Noch mehr Märchenopern
Richard Wagners Sohn Siegfried
Es ist interessant, dass auch Humperdincks Kompositionsschüler Siegfried Wagner seine größten Erfolge mit Märchenopern feierte. Vielleicht wollte er sich so von seinem Vater (der starb,
als Siegfried 14 Jahre alt war) abgrenzen; was die Pflege von Richards musikalischem Erbe
angeht, so hielt er ihm allerdings in diesem Bereich zeitlebens die Treue. Als Leiter der Bayreuther Festspiele in den Jahren 1906 bis 1913 erlangte Siegfried sein größtes Ansehen; bei
Wahrung der Werktreue erreichte er eine behutsame Modernisierung der Aufführungspraxis.
Eigentlich war es Wagners Ziel, Architekt zu werden, und er studierte dieses Fach in Berlin und Karlsruhe. Nach einer Asienreise
1892 entschied er sich dann doch – wohl nicht zuletzt durch das
Drängen Felix Mottls – für die musikalische Laufbahn. 1892 bis
1896 assistierte er seiner Mutter Cosima in Bayreuth und übernahm dort auch bald Leitungsaufgaben: 1896 dirigierte er erstmals den „Ring des Nibelungen“ am Grünen Hügel, und seine
erste Bayreuther Regie war 1906 „Der fliegende Holländer“.
Siegfried Wagners Homosexualität machten ihn immer wieder
zur Zielscheibe von Erpressungsversuchen, gegen die er sich
mit juristischen Mitteln zur Wehr zu setzen suchte. Schließlich
heiratete er 1915 Winifred Williams, die nach seinem Tod die
Bayreuther Festspiele übernahm. Auch ihre Kinder Wieland und
Wolfgang Wagner wurden Herren am Grünen Hügel.
Auch kompositorisch war Siegfried Wagner produktiv: Allein 13 fertig gestellte Opern
hat er hinterlassen, darunter die bekanntesten drei, die Märchenopern „An allem ist
Hütchen schuld“ (1917), „Das Flüchlein, das jeder mitbekam“ (1929) und insbesondere sein Erstling „Der Bärenhäuter“. Mit ihm feierte Wagner wahre Triumphe. Die
umjubelte Uraufführung fand am 22. Januar 1899 im Königlichen Hof- und Nationaltheater in München statt. Die kurz darauf erfolgte Erstaufführung an der Wiener
Hofoper leitete kein Geringerer als Gustav Mahler. In der Saison 1899/1900 war der
„Bärenhäuter“ sogar die meistaufgeführte Oper auf deutschsprachigen Bühnen;
die Aufführungszahlen vermochte damals auch die der Werke Mozarts, Verdis und
Richard Wagners mühelos zu überrunden.
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Das Libretto zu Wagners „Bärenhäuter“
Tacitus, die Gebrüder Grimm und Wallenstein
Das von Siegfried Wagner selbst verfasste Libretto
fußt auf Grimms Märchen „Der Bärenhäuter“, aber
auch auf „Des Teufels rußiger Bruder“, ebenfalls
aus der Grimmschen Hausmärchensammlung. Mit
verwoben wurde Wilhelm Hauffs „Spielmannssage
vom Heiligen Petrus“, eine Prise Tacitus, ein wenig Grimmelshausen und etwas Bayreuther Stadtchronik aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Die Titelfigur der Oper, mit bürgerlichem Namen
Hans Kraft, ist ein Soldat, der nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr weiß, was er mit sich
anfangen soll: Sein Elternhaus steht nicht mehr,
alle Verwandten sind tot, und niemand will mehr
etwas von ihm wissen – außer dem Teufel. Mit ihm
schließt Hans einen Pakt, in dessen Folge er sich
verpflichtet, sich sieben Jahre nicht zu waschen, zu
rasieren, die Nägel oder Haare zu schneiden und –
versteht sich von selbst – kein Vaterunser zu beten. So muss er durch die Welt ziehen,
bis er ein Mädchen findet, das ihn trotz seines abstoßenden Äußeren liebt – und
natürlich gelingt ihm das am Ende; als Zugabe rettet er sogar noch die Kulmbacher
Plassenburg vor einem Überraschungsangriff Wallensteins.
In der Ouvertüre wird in groben Zügen programmatisch die Handlung umrissen.
Zunächst wird mit einem straff rhythmisierten „Thema der Kraft“ die Titelfigur Hans
Kraft portraitiert, dann sein Wesen mit Scherzando-Figuren im 12/8-Takt, sein träumerisches Sinnen und wieder im marschartigen 4/4-Takt sein Berufsstand. Dem
herausfordernden Hornruf Hans Krafts antwortet Monsieur Pferdefuß, der Teufel, mit
hinkender Vorschlagmotivik und dem Triolenmotiv der Hölle. Doch das ewig Weibliche in der G-Dur-Gestalt Luises hält schützend die Hand über ihm. Zunächst muss er
im Durchführungsteil noch den Kampf mit dem sich immer wütender gebärdenden
Teufel zu bestehen, dann siegt die Macht der Liebe.
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Keine Existenzsorgen, dennoch eine Krise
Francis Poulenc
Märchenhaft verlief zunächst auch das Leben von Francis
Poulenc. Er entstammte einer Familie reicher Pharmazeuten und konnte sich zeitlebens ohne finanziellen
Druck seinen Kompositionen widmen. Seine Familie
war äußerst kunstsinnig, und so erhielt bereits der
Fünfjährige seinen ersten Klavierunterricht von seiner
Mutter, die eine ausgebildete Konzertpianistin war. Ab
1916 übernahm Ricardo Viñes seine pianistische Ausbildung, ein enger Freund und Mitarbeiter von Claude
Debussy und Maurice Ravel, der Poulenc den Zugang
zur Pariser Musikszene öffnete. Poulenc freundete sich mit Erik Satie an und gründete
zusammen mit Darius Milhaud, Georges Auric und anderen um 1920 die „Groupe
des Six“. Ihnen gemeinsam war die Ablehnung der Musik Richard Wagners und des
musikalischen Impressionismus; die versammelten Komponisten standen für eine kraftvolle, lebensfrohe, oft hinreißend witzige Musik. Poulenc hatte 1920 bereits einige
erfolgreiche Kompositionen vorzuweisen, obwohl er noch keinen professionellen
Kompositionsunterricht genossen hatte, doch seine Neugier und sein Interesse an
allen neuen Entwicklungen bewogen ihn, für drei Jahre Unterricht bei Charles Koechlin
zu nehmen. Außerdem reiste er 1921 nach Wien, um bei Alma Mahler Schönberg,
Berg und Webern zu treffen.
Poulencs Kompositionsweise änderte sich 1936 durch einen tragischen Unglücksfall
grundlegend. Der Komponist Pierre-Octave Ferroud, ein enger Freund Poulencs, starb
während einer Ungarnreise bei einem schweren Autounfall. Poulenc erschütterte die
Nachricht vom Tod Ferrouds schwer; in der Folge dieser Krise beschäftigte er sich wieder mit dem Katholizismus seiner Kindheit und schuf große geistliche Kompositionen.
In diesem Zusammenhang rückte auch die Musik der niederländischen Vokalpolyphonie, aber auch die Musik Johann Sebastian Bachs ins Zentrum seines Interesses.
Gerade zu dieser Zeit bat ihn seine Mäzenin, die Prinzessin Edmond de Polignac, um
ein Orgelkonzert. Orgelkonzerte waren nun allerdings schon seit 200 Jahren völlig aus
der Mode - aber gerade das schien Poulenc zu reizen, da er sich mit der Barockzeit ja
momentan stark identifizierte.
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Gipfelwerk der Orgelliteratur
Poulencs g-Moll-Konzert
Der Beginn des Konzerts mit dem mächtigen g-Moll-Akkord und der darauf folgenden
Verzierungsfigur in der Orgel mit vollem Werk lässt dann auch unwillkürlich an Bachsche Orgelmusik denken, auch wenn von diesem kein Orgelkonzert mit Orchester
überliefert ist. Diese Assoziation verliert sich aber schlagartig im zweiten Takt, wenn
in ganz „moderner“ Stilistik ein höchst dissonanter Akkord angeschlagen wird. Das
Orchester antwortet in dumpfem, bedrohlichem Piano, und hier meldet sich auch
sofort die Pauke zu Wort, die ja im Titel der Komposition („Concerto pour orgue,
orchestre à cordes et timbales“) explizit genannt wird und damit beinahe in den Rang
eines zweiten Soloinstruments erhoben wird. Diese bedrohliche Entwicklung mündet
in den zweiten Abschnitt, ein rasantes „Allegro giocoso“. Das schnelle Hauptthema,
das in den Streichern erklingt und von der Orgel mit fallenden Tonleitern kontrapunktiert wird, könnte als Hauptthema des gesamten Konzerts bezeichnet werden, da es
auch im späteren Verlauf noch einige Male erklingen wird. Ein lyrisches Thema wird
im darauffolgenden Teil („Subito andante moderato“) von der Orgel vorgestellt und
von den Streichern beantwortet. Dieser Abschnitt ist der längste des Konzerts, und
er mündet nach einer großen Steigerung, vorangetrieben von aufpeitschenden, dissonanten Akkorden der Orgel und der Pauke, im „Molto agitato“, das das Hauptthema aus dem zweiten Abschnitt wieder aufgreift. Nach einem klagenden „Lento“
erscheint im „Tempo de l’Allegro Initial“ wieder das Hauptthema; dieses Mal von den
Streichern mit markanten Staccati („très sec et rhythmé“) begleitet. Das abschließende
„Largo“ zitiert den Konzertbeginn, bevor die Orgel diesen Gedanken piano verarbeitet, zunächst solo, anschließend begleitet von den Streichern. Ein ruhiger Charakter
durchzieht den letzten Teil fast bis zum Ende. Hier wirft die Soloorgel nochmals die
markanten Mordentfiguren ein, welche zum abschließenden Tuttiakkord des ganzen
Orchesters führen.
Poulencs Orgelkonzert wurde 1939 in Paris uraufgeführt. Maurice Duruflé, einer der
größten Konzertorganisten seiner Zeit, spielte den Solopart. Er hatte Poulenc auch
bereits bei den Registrieranweisungen des Orgelparts beraten. Das Werk wurde sofort
vom Publikum enthusiastisch aufgenommen und zählt seither zum eisernen Repertoire aller Konzertorganisten. Auch unter den Kompositionen Poulencs gehört es zu
den meistgespielten Werken.
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Pan, ganz jugendfrei
Jules Mouquets Flötenkonzert
Nach der Pause umrahmen zwei Strauß-Walzer ein
weiteres französisches Solokonzert: „La Flûte de Pan“
von Jules Mouquet. Dieser Name ist fast nur Flötisten
ein Begriff, die seine Werke für ihr Instrument schätzen. Mouquet war ein durchaus erfolgreicher Komponist; er gewann beispielsweise den prestigeträchtigen Rompreis, was Maurice Ravel trotz mehrfacher
Versuche nicht gelingen wollte, und bekleidete eine
gut dotierte Stelle als Professor für Harmonielehre
am Pariser Conservatoire. Seine Klangsprache ist von
der französischen Spätromantik und vom Impressionismus beeinflusst, daher rührt auch seine Affinität
zur Flöte, die ja von den Impressionisten generell sehr
geschätzt wurde.
In den Pariser Salons des frühen 20. Jahrhunderts herrschte eine große Begeisterung
für die griechische Antike: Die Damen trugen schulterfrei, man hängte sich Orpheus
mit der Leier oder Leda mit dem Schwan an die Wand, dichtete griechische Hymnen
nach, und in der Musik wimmelte es nur so von „Bucoliques“, Bacchanalen und
anderen „echt griechischen“ Stimmungsbildern. Auch Mouquet ließ sich von dieser
antiken Welle tragen und erweckte in seinem „Flûte de Pan“ die Geister von Arkadien. Der bocksfüßige Pan widmete sich bekanntlich tagsüber dem Hirtenleben, um
sich nachts dem Tanz und sonstigen Vergnügungen mit Wasser- und Waldnymphen
hinzugeben. Diese frivole Seite Pans sucht man in Mouques Flötenkonzert vergeblich.
Pan gilt ja als Erfinder der Flöte: Die Legende besagt, dass er liebestrunken die Nymphe
Syrinx verfolgt habe, die bei ihrer Flucht in den Fluss Ladon stürzte, wo sie sich in ein
Schilfrohr verwandelte. Um sie nicht zu verlieren, brach Pan das Rohr in sieben immer
kürzere Teile, die er zusammenband und so die Panflöte (auch „Syrinx“ genannt) erfand. Aristoteles fand, die Flöte habe keine gute moralische Wirkung, weil ihr Klang zu
erregend sei. Der Pan in Mouquets Konzert ist dagegen ganz brav und ungefährlich;
sein Flötenspiel dient ausschließlich dazu, sich im Wettstreit mit Hirten, Vögeln und
Nymphen zu messen.
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Mouquet komponierte dieses Werk 1906
in zwei Fassungen: Neben der Fassung mit
Klavier, die häufiger zu hören ist, hat er auch
eine Konzerfassung mit Orchester eingerichtet. Den drei Sätzen hat er jeweils ein kurzes
Gedicht auf Französisch vorangestellt; diese
drei Texte sollen hier zusammen mit der
klassischen Übertragung von Dr. Gabriele
Schmid zitiert werden:
1. PAN ET LES BERGERS
O Pan qui habites la montagne,
chante nous de tes douces levres une chanson,
chant- nous-la en t‘accompagnant du roseau
pastoral.
(Alcée)
1. PAN UND DIE HIRTEN
O Pan, der du in den Bergen wohnst,
Singe uns mit deinen süßen Lippen ein Lied,
Singe es uns und begleite dich auf deiner
Hirtenflöte!
(Alkaios von Messene, um 200 v.Chr.)
2. PAN ET LES OISEAUX
Assis à l‘ombre de ce bois solitaire
o Pan, pourquoi tires-tu de ta flûte
ces sons délicieux?
(Anyte)
2. PAN UND DIE VÖGEL
O Pan, der du im Schatten dieses einsamen
Waldes sitzt, warum entlockst du deiner
Flöte diese köstlichen Töne?
(Anyte von Tegea, 1. Hälfte 3. Jh. v.Chr.)
3. PAN ET LES NYMPHES
Silence, grotte ombragée de chênes!
Silence, fontaines qui jaillissez du rocher!
Silence, brebis qui bêlez près de vos petits!
Pan lui-même, sur sa flûte harmonieuse, chante,
ayant mis ses lèvres humides sur ses pipeaux
assemblés.
Autour de lui d‘un pied léger, dansent en choeur
les nymphes des eaux et les nymphes des bois.
(Platon)
3. PAN UND DIE NYMPHEN
Schweigt in der Grotte, von Eichen beschattet!
Schweigt, ihr Quellen, die ihr aus der Tiefe entspringt!
Schweigt, ihr Schafe, die ihr bei euren Lämmern blökt!
Pan selbst legt seine feuchten Lippen an die
gebündelten Rohre und spielt auf seiner
wohlklingenden Flöte.
Und es tanzen leichtfüßig die Wassernymphen
und die Waldnymphen.
(Phaedrus, 1.Jh. n.Chr.: Platos Gebet an Pan)
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Der Walzerkönig und sein Operettenerstling
Johann Strauß (Sohn)
Johann Strauß (Sohn) nennt man bekanntlich den „Walzerkönig“, und dieser
Beiname ist nicht bloß liebenswertes Ornament: Strauß hat die Walzerform tatsächlich zur Vollendung gebracht. Unter seinen etwa fünfhundert Kompositionen sind
200 Walzer und ebensoviele Polkas, und natürlich hat er die Tänze auch in größere Werke eingebunden, etwa in seine Operetten. Auch die beiden Strauß-Walzer,
die heute das Mouquet-Flötenkonzert umrahmen, stammen aus Bühnenwerken,
und interessanterweise aus dem allerersten und dem allerletzten.
Die Operette „Indigo und die vierzig Räuber“ entstand 1871 – Strauß war 45 Jahre alt
und hatte schon eine dreißigjährige Karriere als Komponist hinter sich, und dennoch ist
es seine erste Operette. 1864 war er mit Jacques Offenbach zusammengetroffen, der ihm
dringend riet, Operetten zu komponieren. Strauß zögerte lange, aber schließlich folgte er,
auch auf Drängen seiner Frau Jetty, diesem Rat und versuchte, ins Lager der Operettenkomponisten zu wechseln, das damals von Offenbach souverän beherrscht wurde.
Der erste Versuch, ein Bühnenwerk mit seiner Musik zu
versehen, schlug dem Walzerkönig fehl. Im zweiten Anlauf erprobte Johann Strauß seine Musik an einem Stück,
das ihm der Direktor des Theaters an der Wien, Maximilian Steiner, besorgt und für dessen Inhalt dieser auch die
Verantwortung übernommen hatte. Es war ein recht verwirrendes Werk, das im exotischen Land des Königs Indigo
spielte und dessen Hauptrollen die wienerische Bajadere mit
dem Namen Fantaska und der lustige Rat des Königs, der
ebenfalls aus Wien stammende Janio, innehatten. Bei der
Niederschrift der Partitur konnte sich Johann Strauß auf die
Mithilfe des erfahrenen Kapellmeisters Richard Genée stützen; das Libretto allerdings war ein einziges Fiasko: Es beruht auf der Geschichte von
Ali Baba und den vierzig Räubern aus „Tausend und eine Nacht“. Der Theaterdirektor
Maximilian Steiner ließ zuerst andere, heute unbekannte Textdichter an dem Stoff
arbeiten, aber sie brachten kein zusammenhängendes Libretto zustande. Daher rührt
der bekannte Witz, dass die Operette nicht „Indigo und die vierzig Räuber“, sondern
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„Indigo und die vierzig Librettisten“ heißen sollte. Bald war auch zu spüren, dass die
Operette trotz der vielen herrlichen Melodien und schwungvollen Einzelnummern an
dem zusammengestückelten Libretto krankte. Daher wurden im Laufe der folgenden
Jahre wiederholte Versuche unternommen, der Musik einen anderen Text zu unterlegen. In Frankreich hatte dieses Verfahren einigen Erfolg, und „La reine Indigo“ konnte
in Paris ab dem 27. April 1875 in einer längeren Aufführungsserie gespielt werden,
aber schon die Übernahme dieser Version zu einem von Josef Braun verfassten Libretto endete wieder mit einer Enttäuschung: „Königin Indigo“ wurde, abermals im
Theater an der Wien, ab dem 9. Oktober 1877 nur an 15 Abenden aufgeführt. Strauß
selbst ging mit der Situation äußerst pragmatisch um: Wenn die Operette wegen des
schwachsinnigen Librettos nicht funktionierte, dann musste er wenigstens seine Melodien retten, damit sie nicht mit der Bühnenproduktion in der Versenkung verschwanden. Im August 1871 veröffentlichte er unter den Opuszahlen 343 bis 351 Tänze nach
Motiven der Operette, darunter auch den Walzer „Tausendundeine Nacht“.
Es handelt sich um eine Art Potpourri, wie auch der Untertitel klarstellt: „Walzer nach
Motiven der Operette „Indigo und die vierzig Räuber“ op. 346“. Das charmante Konzertstück beginnt mit einer verträumten Introduktion, in der solistische Celloklänge
ganz besondere Atmosphäre verbreiten. Der folgende, energische Walzer Nr. 1 zitiert
ausführlich das zündende „Ja, so singt man“ aus der Operette; das Trio schlägt etwas sanftere Töne an. Im zweiten Walzer findet das Bacchanal aus dem zweiten Akt,
„Lasst frei nun erschallen das Lied aus der Brust“, Asyl. Diese wirbelnde Walzerpassage ist der mitreißendste und auch bekannteste Abschnitt des Werks. Der dritte Walzer
ist zunächst wieder zurückhaltender und mündet in eine aufregende Coda, in der
auch das erste Walzerthema noch einmal vorbeischaut. Prächtige Blechbläserklänge
und auftrumpfende Trommelwirbel sorgen für einen effektvollen Schluss.
Strauß’ einziges Ballett blieb Fragment
„Aschenbrödel“ in Wien und Berlin
Bei dem anderen Strauß-Walzer, der heute auf dem Programm steht, handelt es sich
um einen Ausschnitt aus „Aschenbrödel“, dem letzten Bühnenwerk, das Johann
Strauß in Angriff genommen hat. Es ist gleichzeitig sein einziges Ballett und hat eine
interessante Entstehungsgeschichte: Das Sujet war durch ein Preisausschreiben der
kulturellen Zeitschrift „Die Waage“ ermittelt worden; dabei wurde dem Gewinner
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zugesichert, dass das Werk von der Hofoper an der
Wiener Ringstraße aufgeführt wird. Strauß machte sich
an die Komposition, konnte die Partitur aber nicht vollenden. Als er am 3. Juni 1899 starb, war das Ballett
noch ein Fragment. Seine Witwe Adèle Strauß und der
Verleger Josef Weinberger bewogen daher den erfolgreichsten Ballettkomponisten der Epoche, Hofopernkapellmeister Josef Bayer, das Werk fertig zu stellen. Bayer
kam dieser Aufgabe auch mit großem Eifer nach und
konnte im Jahre 1900 die von ihm arrangierte Partitur
zur Verfügung stellen. Aber nun weigerte sich der Direktor der Wiener Hofoper, Gustav Mahler, das Ballett
„Aschenbrödel“ im Haus am Ring herauszubringen.
Adèle Strauß ließ nun ihre Verbindungen nach Berlin spielen und erreichte, dass die
Berliner Hofoper sich bereit erklärte, das Werk zu spielen: Am 2. Mai 1901 konnte sich
Adèle davon überzeugen, dass das von Josef Bayer ergänzte Ballett „Aschenbrödel“
ihres verstorbenen Gatten vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Der heute Abend auf dem Programm stehende „Aschenbrödel-Walzer“ erklang allerdings schon ein Vierteljahr vorher, nämlich beim Concordiaball am 11. Februar 1901
im Wiener Sofiensaal. In diesem Werk wird als erstes Thema jener Walzer verwendet,
den Johann Strauß für das Vorspiel zum dritten Akt des Balletts komponiert hatte und
der wohl das letzte Walzermotiv darstellt, das er in seinem walzerreichen Leben komponierte. Adèle Strauß war nicht so recht zufrieden mit der Art, wie Bayer mit diesem
Thema und überhaupt mit dem Material der Aschenbrödel-Musik umgegangen ist, sie
fand die Bearbeitung „etwas derb“, wie sie in einem Brief an Johann Batka indigniert
feststellte. Dem Publikum jedenfalls hat der Walzer gefallen; von der Uraufführung in
jenem Februar 1901 berichtet das „Illustrierte Wiener Extrablatt“:
„Ungefähr um ½12 Uhr ertönten von der Galerie drei langgezogene, kriegerische Hornsignale. Tanzleiter Professor Rabensteiner erschien ‚mit Rednermiene und Sprechergewicht‘ an der Galeriebrüstung, die Ballgäste blickten gespannt zu Professor Rabensteiner empor; der Professor machte, als lautlose Stille eingetreten war, die Mittheilung, daß ‚jetzt‘ zum ersten Male die neue Walzercomposition von Kapellmeister
Strauß, der ‚Aschenbrödelwalzer‘ [gespielt von der Kapelle Johann Strauß junior] zum
Vortrag gelangen würde. Die Composition fand großen Beifall.“
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Mit Dampf ins neue Jahr
Lumbyes Kopenhagener Eisenbahngalopp
Der Komponist, mit dem wir unseren
Konzertabend abschließen, dürfte Ihnen
kein Unbekannter mehr sein, wenn Sie
auch letztes Jahr unser Konzert zu Weihnachten und zu Neujahr besucht haben.
Dort haben wir Hans Christian Lumbyes
bekanntestes Werk, den Champagnergalopp, gespielt. Lumbye wurde in Kopenhagen geboren und erlernte zunächst das
Geigenspiel, später erhielt er auch Trompetenunterricht. Neben seiner Tätigkeit als
Trompeter beim Kopenhagener Dragonerregiment begann er bald mit der Komposition von Tänzen für die Bälle und Feste
in den gehobenen Kreisen Kopenhagens.
Als er durch ein Gastspiel eines österreichischen Ensembles die Musik Lanners
und Johann Strauß‘ (Vater) kennen lernte,
nahm er die Steilvorlage auf und komponierte in diesem Stil Walzer und Polkas.
Seine Berühmtheit wurde dadurch noch gesteigert; er wurde bald über die Grenzen
seines Heimatlandes hinaus bekannt und unternahm Tourneen durch ganz Europa.
Als er 1844 in Wien gastierte, war auch Johann Strauß (Vater) unter den Zuhörern
und zeigte sich hinterher begeistert. Sogar von Hector Berlioz wird ein Lob auf Lumbye überliefert: „Seine Walzer sind nicht nur anziehend und schön, sondern zugleich
wohlgeschrieben und gut instrumentiert, ohne Charlatanerei.“
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Lumbye arbeitete schnell und effektiv und war immer aktuell. Technische Neuerungen
interessierten ihn, und als am 24. Juni 1847 die erste Eisenbahnverbindung in Dänemark eingeweiht wurde, war er fasziniert. Das 31 Kilometer lange Streckenstück, das
von Kopenhagen zur Domstadt Roskilde führt, diente ihm als Vorlage für sein noch
im gleichen Jahr komponiertes, charmantes Klangstück „Kobenhavns Jernbanedamp
Galop“ („Kopenhagener Eisenbahn-Dampfgalopp“). In gerade einmal vier Minuten
wird die Abfahrt einer Dampflokomotive aus dem Kopenhagener Bahnhof geschildert,
dann die rasante Fahrt und schließlich der lange Bremsvorgang beim Einfahren in den
Roskilder Bahnhof. Lumbye verwendet dafür eine ganze Reihe besonderer Effekte, um
die Maschinenbewegungen musikalisch zu illustrieren, und lässt auch eine Dampfpfeife zum Einsatz kommen.
Liebes Publikum, mit dieser vitalen und schwungvollen Eisenbahnfahrt möchten wir
uns für dieses Jahr von Ihnen verabschieden und Ihnen schon heute eine gute Reise
ins Jahr 2014 wünschen. Lassen Sie die Champagnerkorken knallen – wir tun es auch!
Impressum:
Herausgeber:
Heilbronner Sinfonie Orchester e.V.
Ehrenvorsitzender:
Hans A. Hey
Vorstand:
Harald Friese, 1. Vorsitzender
Kurt Schaber, 2. Vorsitzender
Geschäftsstelle:
Anne Weidler
Richard-Wagner-Straße 37
74074 Heilbronn
Telefon 07131-20 52 53
Telefax 07131-57 91 57
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Redaktion:
Harald Friese
Hans A. Hey
Anne Weidler
Text:
Claus Kühner
Gestaltung, Layout und Satz:
kuh vadis! Kommunikationsdesign
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Tel. 07133-206 99 44 . Fax 206 99 46
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Bildmaterial:
Konzertfotos - Michael Schaffert
Archiv, Privat
Druck:
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Konzertreihe 2013/2014
WELT DES KLAVIERS
OPPITZ-ZYKLUS
Giuseppe Martucci Richard Wagner
Franz Waxman
Richard Wagner
Klavierkonzert Nr. 2 b-Moll op. 66
Ouvertüre zu „Das Liebesverbot“
„Tristan und Isolde“-Fantasie
Ouvertüre zu „Rienzi“
Gerhard Oppitz . KLAVIER
Nina Karmon . VIOLINE
FESTIVAL JUNGER
STIMMEN
Mit Werken von Wolfgang
Amadeus Mozart, Christoph
Willibald Gluck, Georg Friedrich
Händel, Giuseppe Verdi, Pjotr
Iljitsch Tschaikowsky, Antonio
Vivaldi, Jacques Offenbach
Mit Preisträgern des Europäischen
Gesangswettbewerbs DEBUT
Yitian Luan . SOPRAN
Jakub Józef Orlinski . COUNTERTENOR
Alexey Bogdanchikov . BARITON
KLINGENDE MÄRCHEN
ZU WEIHNACHTEN
UND NEUJAHR
Engelbert Humperdinck
Siegfried Wagner
Francis Poulenc
Johann Strauß
Jules Mouquet
Johann Strauß
Hans Christian Lumbye
Vorspiel und Festklänge aus „Dornröschen“
Ouvertüre zu „Der Bärenhäuter“
Konzert für Orgel, Streicher und Pauken g-Moll
Aschenbrödelwalzer
La Flûte de Pan op. 15
Walzer „Tausend und eine Nacht“
Kopenhagener Eisenbahn-Dampfgalopp
Andreas Benz . ORGEL
Verena Guthy-Homolka . FLÖTE
TASTENZAUBER RAGNA SCHIRMER
George Gershwin
Modest Mussorgsky /
Maurice Ravel
Kubanische Ouvertüre
Concerto in F
Bilder einer Ausstellung
HOMMAGE À
RICHARD STRAUSS
Richard Strauss
Suite aus „Der Rosenkavalier“
Vier letzte Lieder
Till Eulenspiegels lustige Streiche
Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 11
Salomes Tanz
Janice Dixon . SOPRAN
Laszlo Szlavik . HORN
FURIOSO - FESTIVAL
DER KONTRABÄSSE
Mit Werken von Giovanni
Bottesini, Niccolò Paganini,
Aram Chatschaturjan,
Johann Matthias Sperger,
Johann Sebastian Bach, Giorgi
Makhoshvili, Franz von Suppé
Bassiona Amorosa:
Andrej Shynkevich, Jan Jirmasek,
Giorgi Makhoshvili, Ljubinko Lazic .
KONTRABASS
22. September 2013
20. Oktober 2013
15. Dezember 2013
16. Februar 2014
30. März 2014
11. Mai 2014
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Ragna Schirmer . KLAVIER
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