Thema des Monats Oktober ()

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Thema des Monats 10/2011
Blattrandkäfer - erst die Blätter, dann
die Knöllchen
Die Gattung der Blattrandkäfer (Sitona sp.) gehört zur Familie der Rüsselkäfer. Der
wichtigste Vertreter ist der Gestreifte Blattrandkäfer (Sitona lineatus), daneben treten auch der Große Blattrandkäfer (Sitona griseus) und der Große Lupinenblattrandkäer (Sitona gressorius) als Schädling auf. Die Blattrandkäfer sind auf
den Fraß von Leguminosen spezialisiert und können daher besonders im ökologischen Landbau größere Schäden anrichten.
Schadbild und Biologie
Die erwachsenen Käfer sind bei der Nahrungswahl
nicht sehr wählerisch – sie fressen grundsätzlich alle
Arten von Leguminosen. Am liebsten frisst der
Gestreifte Blattrandkäfer allerdings Erbsen und
Ackerbohnen. Die Aktivitäten des Käfers, der im
Boden überwintert, beginnen im März/April bei
Temperaturen um die 15°C. Wenn er zu diesem
Zeitpunkt noch keine Körnerleguminosen findet,
ernährt er sich zunächst von Klee und Luzerne - um
später zu Erbsen & Co. zu fliegen. Der Fraß ist leicht
an runden Kerben am Blattrand zu erkennen, die
Blätter werden wie Briefmarken eingezackt. Dem
drei bis sechs Millimeter langen Käfer selbst
begegnet man selten, da er nachtaktiv ist. Der
Blattverlust kann in der Regel durch die Pflanze
ausgeglichen werden, nur selten ist der Blattfraß selbst wirklich kritisch. Ein Problem wird er meist
nur bei anhaltend trockenen Wetterbedingungen mit entsprechend langsamem Wachstum der Leguminose. Ein Gestreifter Blattrandkäfer legt dann von Mai bis Juli bis zu 1000 Eier, in der Regel in
den Erbsen- oder Ackerbohnenbeständen. Kühle und feuchte Witterung helfen den sechs bis sieben Millimeter langen, weißlichen und beinlosen Larven, die in diesem Stadium trockenheitsempfindlich sind, beim Eindringen in den Boden. Dort fressen sie dann an Wurzeln und Knöllchen
(möglicherweise ausschließlich an Knöllchen) und sichern sich damit den dort gesammelten Stickstoff für die eigene Eiweißversorgung. Dies macht den eigentlichen und erst zu nehmenden Schaden aus.
Neben dem Ertrag der Körnerleguminose leidet der Ertrag der Folgefrucht noch mehr, weil deren
N-Versorgung dezimiert wurde. Befallene Knöllchen weisen eine Einstichstelle auf und sind ausgehöhlt. Nach der Verpuppung von Mitte Juni bis August erscheint die nächste Generation der
Käfer, die in seltenen Fällen im Herbst noch Schäden anrichtet. Die Überwinterung erfolgt meist in
Grünland, Kleegras, Brachflächen oder Wegrainen.
Regulierung
Da die Blattrandkäfer alle Leguminosen befallen, ist
die Möglichkeit der Regulierung über die Fruchtfolge
begrenzt. Erbsen und Ackerbohnen sollten
möglichst entfernt von vorjährigen Leguminosenund Kleeschlägen ausgesät werden, falls Probleme
sichtbar waren. Ob ein Gemengeanbau Schäden
reduzieren kann, bleibt abzuwarten. Im integrierten
Anbau wird eine Bekämpfung mit Insektiziden bei
einem Befall von 20 Käfern pro Quadratmeter
empfohlen, amerikanische Veröffentlichungen
sprechen von einer Schadschwelle von 0,3 bis 1
Käfer pro Pflanze im Keimblattstadium – beides sind
in etwa vergleichbare Größenordnungen. Für den
Die Fraßspuren des Blattrandkäfers an den
ökologischen Landbau gibt es bisher keine
Blättern sind deutlich erkennbar © Landwirtschaftliches Institut des Kantons Freiburg
Erfahrungen über die Wirksamkeit von
zugelassenen Insektiziden wie Pyrethrum oder
Neem und den zugehörigen Schadschwellen. Es gibt Versuche zur Bekämpfung der Larven im
Boden mit räuberischen Pilzen und zur Verwirrung mit anderen Arten von Blattrandkäfern. Diese
fressen ihrerseits aber anstatt Erbsen lieber Klee und sind deshalb keine wirkliche Hilfe. Im Gemüseanbau können Kulturschutznetze die Einwanderung der Blattrandkäferverhindern.
Pflanzenbaulich ist die Ansaat eines Fangstreifens mit Wintererbsen bei gleichzeitig relativ später
Aussaat der Sommererbsen eine Strategie, die diskutiert wird. Die Blattrandkäfer sollen sich auf
die Wintererbse konzentrieren. Die Wintererbse selbst wird vom Blattrandkäfer weniger geschädigt, da sie in der Entwicklung weiter ist und auch schon früher mehr Knöllchen gebildet wurden.
Ausblick
Im Moment sind die Blattrandkäfer zwar an vielen Standorten anwesend, aber die Schäden haben
sich in den letzten beiden Jahren nicht vergrößert. Dies könnte an den relativ kalten Wintern gelegen haben. Dennoch ist es wichtig, die Bestände auf Blattfraß und später die Wurzeln auf Fraßsymptome an den Knöllchen zu kontrollieren. Auch wenn derzeit die direkten Eingriffsmöglichkeiten nur sehr begrenzt sind, ist es dennoch wichtig, die N-Versorgung der Folgefrucht abschätzen
und gegebenenfalls reagieren zu können.
Links und Quellen
• H. Sauke, M. Finckh und K. Möller: Schädlinge und Viruskrankheiten an Leguminosen, in: S.
Kühne, U.Barth und P. Marx: Biologischer Pflanzenschutz im Freiland, Ulmer Verlag, Stuttgart,
2006
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Thema des Monats Oktober, © 2011, www.bodenfruchtbarkeit.org
• Bio-Anbau von Körnerleguminosen (Bioforschung Austria)
www.bioforschung.at/Projektinfos.311.0.html
Impressum
Autor: Werner Vogt-Kaute (Naturland)
Durchsicht und Redaktion: Ann-Kathrin Spiegel (FiBL Deutschland e.V.)
Quellenangabe bei Veröffentlichung
Werner Vogt-Kaute (Naturland)
Beitrag entstanden im Rahmen des Projektes “Steigerung der Wertschöpfung ökologisch angebauter Marktfrüchte durch Optimierung des Managements der Bodenfruchtbarkeit". Weitere Infos unter
www.bodenfruchtbarkeit.org
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Thema des Monats Oktober, © 2011, www.bodenfruchtbarkeit.org
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