Es lohnt sich, höher zu dosieren

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50 JAHRE UFA-KÄLBERMILCH
NUTZTIERE
Es lohnt sich, höher zu dosieren
AUCH IN DER MUNIMAST können die Gesundheit und Zunahmen der Kälber durch
eine höhere Pulverdosierung in den ersten Wochen gesteigert werden. Ein Versuch auf
dem Betrieb Tenger zeigt, dass die Muni diesen Vorteil bis zur Schlachtung mitnehmen
und die Wirtschaftlichkeit des Betriebs profitiert.
Alex
Barenco
Stefan
Inauen
In den letzten Jahren wurde im Bereich Kälberaufzucht viel und mit
interessanten Resultaten geforscht.
Die Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung wurde durch neue Erkenntnisse revolutioniert. Schon früh wurde
deutlich, dass Wachstumsverzögerungen in den ersten sechs Monaten von einem Kalb später nicht mehr aufgeholt
werden können. Weniger Daten gibt es
über das Organwachstum durch Zellteilung und -vergrösserung sowie über die
metabolische Programmierung.
Betriebsspiegel
Familie Tenger, 8226 Schleitheim
Fütterung Aufzucht: Heu zur freien
Verfügung, UFA 116 (bis 1.5 kg/Tier
und Tag), UFA 207 plus (6 l/Tier
und Tag bei 120 g/l), Absetzen nach
Stand-Alone-System.
Fütterung Vormast: Maissilage (ca. 9 kg/
Tier und Tag), Heu (ca. 0.5 kg/Tier und
Tag), UFA 230 (ca. 2.3 kg/Tier und Tag).
Fütterung Ausmasttiere: Maissilage
(ca. 18.5 kg/Tier und Tag), UFA 231-1
(ca. 2.4 kg/Tier und Tag).
Unter metabolischer Programmierung versteht man, dass durch
Umweltfaktoren (darunter auch die Ernährung) im Mutterleib und in den ersten Lebenswochen eine Programmierung des Stoffwechsels stattfindet, die
sich lebenslang auf die Leistungen des
Tiers auswirkt. Zwar sind die genauen
Mechanismen hinter diesem Prozess
nicht vollständig bekannt. Vielfach bestätigt wurde aber, dass intensiv aufgezogene Kälber eine bessere Futtereffizienz, Fruchtbarkeit und höhere
Leistungen erzielen. Im Gegensatz zur
Milchviehzucht gibt es diesbezüglich in
der Munimast, wo die Ansprüche an die
Produktion (z. B. Swiss Quality Beef
SQB) gestiegen sind, noch kaum Untersuchungen. Um die Auswirkungen einer
intensiven Fütterungsstrategie zu testen, wurde auf dem bekannten Munimastbetrieb von Felix Tenger, Schleitheim (SH), ein Versuch durchgeführt.
Versuchsaufbau Zwei gleichmässige Gruppen à 23 AA-Tränker wurden in
einer einzigen Aufzuchtbucht gleichzeitig eingestallt. Eine Gruppe diente als
Versuchsgruppe (V), die andere als Kon68
Familie Tenger bewirtschaftet
einen Ackerbaubetrieb
mit Lohnarbeit und Munimast.
trolle (K). Das Durchschnittsgewicht der
Tränker lag bei 76 kg. Die Tiere wurden
mit einem Stand Alone Automaten getränkt. Die maximale Tränkemenge war
für beide Gruppe auf 6 l pro Tier und Tag
eingestellt. Einziger Unterschied war die
Konzentration des Milchaustauschers
(MAT), die bei 150 g/l (V) und 100 g/l
(K, gemäss herkömmlichen Empfehlungen) lag. Das Aufzuchtfutter wurde für
beide Gruppen ad libitum angeboten
(bis 1.5 kg pro Tier und Tag). Während
der Absetzphase stand Dürrfutter zur
freien Verfügung und ab der vierten Absetzwoche wurden die Tiere an Maissi-
lage gewöhnt. Nach dem Absetzen und
während der ganzen Vor- und Ausmast
wurden die Tiere genau gleich gefüttert
(siehe Kasten). Beim Einstallen (8.11.12),
Absetzen (Dezember bis Januar) und
drei Mal während der Mast (13.2., 2.5.,
8.7.13) wurde das Lebensgewicht der
Tiere gewogen. Zudem wurden die
Schlachtresultate und die Mastdauer
analysiert (August bis November).
Resultate Die V-Tiere konnten im
Schnitt einen Tag früher abgesetzt werden (40 statt 41 Tage) und wurden 1 kg
schwerer als die K-Tiere (108 statt
107 kg). Der Tageszuwachs (TZW) entsprach 800 g (V) und 760 g (K). Die benötigte Milchpulvermenge ist mit 25 kg
bei den V-Tieren um einen Drittel höher
gewesen. Beim Einstallen gab es keine
Unterschiede zwischen den Tieren der
zwei Gruppen, das heisst, die V-Tiere
streuten sogar etwas mehr als die KGruppe. Auch beim Absetzen waren die
Differenzen nur klein. Bedeutende Unterschiede waren aber nach acht Monaten am 8. Juli 2013 feststellbar. V-Tiere
waren im Schnitt 22 kg schwerer und erzielten einen um 85 g höheren TZW. Die
Streuung der Gewichte und TZW war in
der V-Gruppe geringer. Das bedeutet,
dass die V-Tiere ihren Vorsprung bis Ende Mast halten konnten (Tabelle).
Auf dem Betrieb Tenger werden
Muni sowohl in den QM- als auch den
SQB-Kanal verkauft. Das erschwert die
Auswertung der Ausstallresultate. Berechnet man aber anhand der Wägedaten eine durchschnittliche Mastdauer,
um ein Lebendgewicht von 520 kg zu
erreichen (285 bis 290 kg Schlachtgewicht SG bei H- und C-Taxierung), wa5 2014 · UFA-REVUE
50 JAHRE UFA-KÄLBERMILCH
NUTZTIERE
Tabelle: Mast- und Schlachtresultate
Kontrollgruppe
100g/l (23 Tiere)
76 (+/– 7.4 kg)
390 (+/– 36.1 kg)
Versuchsgruppe
150g/l (23 Tiere)
76 (+/– 7.8 kg)
412 (+/– 30.4 kg)
Einstallgewicht
Lebendgewicht (8.7.13)
Tageszuwachs
seit Einstallen
1295 (+/– 150 g)
Swiss Quality Beef
34.8 %
Anzahl Tiere
8
Mastdauer
297 Tage
Schlachtgewicht
251 kg
CH-TAX (Tierzahl)
T(1), T+(2), H(3), C(2)
Fettklasse (Tierzahl)
3(8)
QM
65.2 %
Anzahl Tiere
15
Mastdauer
352 Tage
Schlachtgewicht
307 kg
CH-TAX (Tierzahl)
T+(1), H(5), C(9)
Fettklasse (Tierzahl)
3(13), 2(1), 4(1)
< 330 Masttage
39.1 %
Anzahl Tiere
9
Mastdauer
333 Tage
1380 (+/– 104 g)
43.5 %
10
300 Tage
265 kg
H(8), C(2)
3(10)
56.5 %
13
332 Tage
302 kg
T+(2), H(4), C(7)
3(13)
65.2 %
15
318 Tage
Grafik: Schätzung der Mastdauer
Lebendgewicht (kg)
550
Eine erhöhte Dosierung von 150 g «UFA 207 plus» pro Liter Wasser wirkt
sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit der Munimast aus.
ren die V-Tiere nach 309 Tagen Mast
schlachtreif. Das sind 21 Tage vor den KTieren (Grafik).
SQB und QM Die Mastdauer der
SQB-Tiere war bei V und K ähnlich.
Zehn V-Tiere wurden als SQB verkauft.
Diese erreichten in 300 Masttagen
durchschnittlich 265 kg SG. In der CHTAX Beurteilung erzielten alle SQB-VTiere die C- oder H-Note mit einer Fettzahl von 3. Von den K-Tieren wurden
acht Stück in den SQB-Kanal verkauft.
Diese brachten innerhalb von 297 Tagen im Schnitt 251 kg SG auf die Waage
und wurden bei der Fettklasse ebenfalls
mit der Note 3 klassiert. In der Fleischgkeit verteilten sich die K-SQB-Tiere relativ gleichmässig auf die Noten T, T+, H
und C. SQB-Tiere der V-Gruppe waren
also schwerer und besser klassiert.
Der Rest der Tiere (sprich 15 K und
13 V) wurden im QM-Kanal verkauft. VQM-Muni erreichten in 332 Tagen Mast
302 kg SG, die Fettklassierung war mit
UFA-REVUE · 5 2014
100 % Klasse 3 optimal, die Fleischigkeit mit zwei T+, vier H und sieben C
Tieren auch sehr zufriedenstellend. Die
K-QM-Tiere wiesen nach 352 Tagen ein
SG von 307 kg mit guter Fleischigkeit
(1T+, 5 H und 9C) aus. In der Fettabdeckung erzielte je ein Tier eine zu tiefe
und eine zu hohe Note.
Über alle K-Muni dauerte die Mast
333 Tage, bei den V-Muni 318 Tage.
Gut 65 % der V-Tiere wurden vor dem
330. Masttag ausgestallt, bei K lag dieser Anteil bei knapp 40 %.
Wirtschaftlichkeitsschätzung
Die V-Tiere brauchten 195 kg Milchpulver mehr, aufgrund der kürzeren Mastdauer aber 10 dt Ausmastfutter und
58 dt Maissilage weniger. Werden der
Tränkerzukauf, das Stroh, die Tierarzt-,
Einrichtungskosten und weitere Kosten
für beide Gruppe als gleich angenommen, konnten die V-Tiere in den SQBKanal durchschnittlich rund 125 Fr. teurer verkauft werden als K-SQB-Tiere.
■ Kontrollgruppe
■ Versuchsgruppe
450
350
250
150
50
0
50
100
150
200
Masttage
250
300
350
Durch zudem tiefere Futterkosten und
eine erhöhte Anzahl Umtriebe pro Jahr
wurde ein Mehrverdienst von rund
28 Fr. pro Munimastplatz und Jahr erwirtschaftet. Hochgerechnet für einen
Betrieb mit 200 Mastplätzen und einer
Stallauslastung von 90 % entspricht das
über 5000 Fr. pro Jahr.
Fazit Die Resultate dieses Versuchs
sind vielversprechend. Auch Munimastbetriebe können von einer intensiven
Aufzuchtphase profitieren. Besonders
auffällig sind bessere TZW während der
ganzen Mast sowie eine geringere
Streuung der TZW und Gewichte. Dazu
kommen eine kürzere Mastzeit und
mehr Jahresumtriebe sowie bessere
Klassierungen, vor allem bei jungen Tieren für den SQB-Kanal.
Um die Erkenntnisse für die Toro-Aufzucht zu erweitern, läuft auf dem Betrieb Tenger momentan ein weiterer
Versuch, der von den Besuchern der Toro-Tagung besichtigt wurde.
䡵
Autoren Alex
Barenco, M. Sc. Agr.
ETHZ, UFA AG,
3360 Herzogenbuchsee.
Stefan Inauen,
Rindviehspezialist im
UFA-Beratungsdienst,
9501 Wil. www.ufa.ch
www.ufarevue.ch
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