Rigoletto: Verhasste Maske, liebender Vater - Vogtland

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Rigoletto: Verhasste Maske, liebender Vater
Plauen – Mit seiner Oper „Rigoletto“ nach Victor Hugos „Le roi s‘amuse“ – Der König amüsiert
sich – bekam Giuseppe Verdi Ärger mit der Zensur. Seit dem Sturz der Revolution 1848/49
gehörte Venedig zum Herrschaftsbereich der Habsburger Monarchie. Deren Behörden zufolge
durfte kein gekröntes Haupt der negative Held eines solchen Sittendramas, mit fehlender Moral
und ausschweifendem Leben, sein. In Verdis literarischer Vorlage, dem Libretto von Francesco
Maria Piave, war der französische König Franz I. der Frauen verschleißende Unhold.
Kurzerhand verlegte Verdi den Schauplatz zurück in die Renaissance, in das fiktive Herzogtum
Mantua, Franz I. wurde zum Herzog von Mantua und die Uraufführung in Venedig im Teatro La
Fenice am 11. März 1851 wurde zum riesigen Erfolg. Das Zentrum der Oper „Rigoletto“ ist sein
Titelheld, der Narr bei Hofe. Hinter der verhassten, scheinbar unmenschlichen Maske jedoch
verbirgt sich, sorgsam verwahrt, ein liebender Vater, der seine wunderschöne Tochter mit
gutem Grund wohlbehütet vom Hofe fernhält, würde sie doch – wie alle Frauen – Opfer von des
Herzogs unstillbarer Gier nach jedem Weibe. In diese fast schizophrene Lebensweise zwischen
Bosheit und väterlicher Güte und Sorge drängt sich jedoch noch eine dritte Dimension – ein
Fluch, das handlungsbestimmende Element der Oper!
Der alte Graf Monterone, dessen Tochter der Herzog ebenfalls durch sein Bett gezogen hat,
wurde zum Ziel von Rigolettos Spott, woraufhin dieser ihn verteufelte. Dieser Fluch drängt sich
in Rigolettos Seele wie ein böses, schleichendes Gift: „Der alte Mann verfluchte mich...“
Die Einführung in Verdis „Rigoletto“ am Sonntagvormittag im Foyer des zweiten Ranges des
Theaters Plauen übernahmen – in Ermangelung des Regisseurs Wolfgang Dosch, der den
Tücken der Bahn zum Opfer fiel – die Dramaturgin Birgit Eckenweber zusammen mit Annabel
von Berlichingen, der die Ausstattung obliegt. Das Publikum erfährt einiges über das Leben des
Komponisten, das am 9. oder 10. Oktober 1813 in Roncole und am 21. Januar 1901 in Mailand
endete. Außer diesem reichen Oeuvre stiftete und hinterließ er ein Altersheim für Künstler, die
„Casa di Riposo“, in deren Krypta er vier Jahre nach seiner Gattin Giuseppina Strepponi
beigesetzt wurde und die es noch heute gibt. Mit Piave, dem Librettisten, von dem man sagte:
„Er versteht es, das Meer in einem Löffel einzufangen...“ verbindet Verdi die fruchtbare
Zusammenarbeit zu mehreren seiner Opern. Die Inszenierung von Wolfgang Dosch ist aus der
Zeit der Renaissance, also der rauschenden Ballkleider und der Intrige hinter dem Fächer,
herausgenommen und in die heutige, hässliche, maskenlose Welt der italienischen Mafia
versetzt. Der Spielort ist ein Teil des Containerhafens in Neapel. Ob die herrliche Musik mit
diesem wenig romantischen Milieu vereinbar ist, wird die Premiere am 2. Mai zeigen. Einen
musikalischen Vorgeschmack auf die letzte Oper der laufenden Spielzeit präsentierten in
Begleitung von Reinhard Naumann am Klavier Elmar André als Rigoletto mit der Arie aus dem
ersten Akt, zweites Bild, als er auf dem Weg zu seiner Tochter über den Fluch Monterones
sinniert. Dem folgte das Duett Rigoletto/Gilda, in dem sie ihren Vater bedrängt, ihr seinen
richtigen Namen zu nennen. Als Höhepunkt der Matinee singt Inga-Britt Andersson als Gilda die
berühmte Arie „Teurer Name, dessen Klang, tief mir in die Seele drang...“ und sie drang damit
bravourös mitten in die Seele des Publikums.
Ingrid Schenke

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