seitenbühne Das Journal der Staatsoper Hanno ver seitenbühne

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Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 03.04
seitenbühne . März / April 2016
Proszenium
TRAUMHAFTE WELTEN
Ende Februar durften wir einen im wahrsten Sinn des Wortes traumhaften Opernball erleben, der an zwei Abenden 4400 Besucherinnen und Besucher staunend durch die phantastievoll ausgestatteten Säle, Foyers und Gänge der Staatsoper wandeln ließ. Doch das
Thema »Traum« beschäftigt uns auch weiterhin: Im April steht die Premiere von Alexander
Zemlinskys äußerst selten gespielter Oper Der Traumgörge an, die mit der ganzen Farbpalette spätromantischer Musik aufwartet und deren gebrochener Held eine ganz moderne
Figur ist. Zum Tanz-Mekka mutiert die Staatsoper Hannover wieder Ende März, wenn die
Oster-Tanz-Tage die große Bandbreite des Tanzes präsentieren. Im Zentrum des 5. Sinfoniekonzerts stehen so unterschiedliche Komponisten wie Bernstein, Enescu und Tschaikowsky,
die alle den Begriff »Heimat« musikalisch zu fassen suchten. Zur Begegnung mit einem überaus originellen Komponisten lädt das Klangbrücken-Festival ein, das diesmal Mauricio Kagel
gewidmet ist. In ungewöhnlicher Besetzung präsentiert sich das 5. Kammerkonzert, das
eine Begegnung unterschiedlichster Kulturen verheißt, während auf dem Programm des
6. Kammerkonzerts zwei absolute Highlights der Kammermusikliteratur stehen. Drei wichtige Wiederaufnahmen – Giuseppe Verdis letzte Oper Falstaff, das Musical How to Succeed
in Business Without Really Trying sowie Massenets Goethe-Oper Werther – komplettieren
unseren Spielplan im Frühjahr.
In diesen Tagen geht unser neues Spielzeitheft in Druck. Das Programm der neuen Spielzeit
wird Ende April veröffentlicht. Zuvor sei jedoch ein kleiner Ausblick auf das Ende der aktuellen Saison gestattet: Ab dem 28. Juni ist das weltweit erfolgreiche Ballet Revolución aus
Kuba in der Staatsoper zu Gast und damit zum ersten Mal in Hannover zu sehen – eine
Tanzsensation der ganz besonderen Art!
Wir wünschen Ihnen einen traumhaften Theater-Frühling!
Ihr
Olaf Roth
Leitung Presse und Kommunikation
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04.05
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CHRISTOPHER BAUMANN
DER TRAUMgÖRgE
Zur Premiere von Alexander Zemlinskys spät entdecktem Meisterwerk
»So komm doch, mein Görge, ich hab dich so lieb«, so lockt ihn seine
Traumprinzessin. Doch wie es so ist mit Fantasiegestalten: Kaum
schlägt die Uhr zwölf, schreckt Görge auf, die Prinzessin ist verschwunden, und Görge erinnert sich an das Ereignis, das ihm eigentlich bevorsteht – die Heirat mit Grete. Die Hochzeit ist bereits
arrangiert, Görge wird von ihr erwartet. Anders als die Traumprinzessin ist Grete eine bodenständige junge Frau, die sich wünschen
würde, dass Görge ihr schöne Schuhe und Bänder schenkte, sie
beim Tanz bewunderte – und dass er selbst auch aus sich heraus
könnte. Doch genau das kann Görge nicht – er versinkt in seinen
Büchern und Träumen, träumt davon, in die Welt hinauszuziehen,
einen Platz zu finden, wo er sich heimisch fühlen kann. Nicht nur
Grete ist ihm gegenüber verständnislos und von seinem Fabulieren
überfordert. Dazu kommt, dass Hans, ein gestandenes Mannsbild,
vom Militär zurückgekehrt ist – sehr zu Gretes Freude. Vollends der
Lächerlichkeit setzt sich Görge aus, als er Hans‘ und Gretes Drängen
nachgibt und von den Begegnungen mit seiner Traumprinzessin erzählt. Und so beschließt er, vor seiner Hochzeit davon zu laufen und
der Aufforderung der Prinzessin zu folgen, in die Welt aufzubrechen
und sein Lebensmärchen Wirklichkeit werden zu lassen.
Es ist die Zeit um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, in der
der österreichische Komponist Alexander Zemlinsky seine Oper in
zwei Akten und einem Nachspiel Der Traumgörge schreibt. Zemlinsky arbeitet als Dirigent an der Wiener Hofoper, die in jenen Jahren
eine kreative Blütezeit erlebt unter ihrem Direktor Gustav Mahler.
Dieser ist jedoch nicht unumstritten – seine Dirigate werden legendär, auf ihn geht gewissermaßen auch ein Teil des Kults zurück, der
sich bis heute um große Dirigentenpersönlichkeiten rankt. Gleichzeitig jedoch wird der junge Mann – er wird mit 38 Jahren bereits
Hofoperndirektor – wegen seiner Fortschrittlichkeit und nicht zuletzt
wegen seines jüdischen Glaubens immer mehr zur Zielscheibe von
Spott und Anfeindungen. 1907 beschließt Mahler, sein Amt niederzulegen und ein vergleichbares an der New Yorker Metropolitan
Opera anzutreten. Obwohl Zemlinsky bereits in den Proben für die
Uraufführung seines Traumgörge steht, beschließt Mahlers Nachfolger, Felix Weingartner, das Werk aus dem Programm zu nehmen.
Das Werk verschwindet unaufgeführt in den Archiven – Zemlinskys
Traum, seine Kreation einmal aufgeführt zu sehen, wird zeitlebens
nicht in Erfüllung gehen.
Schon der Titel des Traumgörge lässt den zeitlichen Hintergrund
des Werkes ahnen, die Jahre des Fin-de-siècle, in denen der Jugendstil erblüht, der in seiner Opulenz und seiner floralen Ornamentik versucht, das hässliche Gesicht von Industrialisierung und
oper
Urbanisierung zu verschönern – und so die Sphäre der Kunst in die
Realität hinüber zu retten. Ein ähnlicher Vorgang ließe sich für das
Träumen konstatieren: Sigmund Freud und seine Schüler entdecken
in Träumen unterbewusste seelische Vorgänge, die durch Symbole
und Bilder Erlebnisse und Situationen des Alltags verarbeiten lassen. Ein neuer, ein produktiver Wert wird dem Träumen zugeschrieben, das – so die Ansätze Freuds und seiner Nachfolger – auch
fruchtbar gemacht werden kann, um das Befinden und das Leben
der Menschen zu verbessern, Kränkungen und Traumata zu überwinden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das Träumen in der
Literatur, in den bildenden Künsten und natürlich auch in der Musik
zu einem zentralen Thema würde.
Dass sich der Traum nicht ohne weiteres in die Realität überführen
lässt, muss auch Görge bald erkennen: Nach der Flucht aus den beengten Verhältnissen seines Heimatdorfes stellt sich die erhoffte
Eroberung der Welt nicht ein. Er strandet, ausgebrannt und als Trinker in einem anderen Dorf, wo er erneut ein Außenseiter bleibt. Die
Realität hier ist grau und hart – es liegt zudem ein Aufstand in der
Luft, eine aggressiv aufgeheizte Stimmung gegen die Obrigkeiten.
Die Rädelsführer dieses Aufstands wollen Görge dazu bewegen, sich
ihnen anzuschließen, denn man weiß: Görges Qualitäten liegen
nach wie vor darin, große Worte zu machen, flammende Reden zu
schwingen – den Traum von Größe zu verkaufen, womit sich weitere Kämpfer gewinnen ließen. Görge wittert natürlich die Chance,
sich hier zu realisieren, hier zu jemandem zu werden, dessen Wert
anerkannt wird. Doch der Preis für den Beitritt zu der aufständischen
Gesellschaft ist hoch: Görge soll mit Gertraud, die im Dorf als Hexe
verschrien ist, brechen. Mit ihr hat er eine Genossin im Leid, eine
Genossin auch im Selbstmitleid gefunden; sie spendet ihm Trost,
gesteht ihm ihre Liebe. Görge erkennt die blinde Gewaltbereitschaft
der Aufrührer und die Sinnleere seines Strebens nach märchenhaften Abenteuern. Als er sich also weigert, die Bedingung der Aufständischen zu erfüllen, bekommen er und Gertraud beide leibhaftig
durch einen wütenden Mob zu spüren, dass auf dieser Welt kein
Raum ist für Außenseiter und Träume.
Ein Außenseiter im Konzert- und Opernrepertoire ist Zemlinsky mit
seinen Werken auch über seinen Tod hinaus geblieben – ein Schicksal, das er mit dem Komponistenkollegen Gustav Mahler durchaus
teilte. Erst nachdem dessen Œuvre in den 1960er Jahren wiederentdeckt wurde, setzte in den 1970er Jahren auch ein Interesse an
den Werken Zemlinskys wieder ein. Offensichtlich musste erst eine
ästhetische Umbewertung der als monumentalistisch und auch in
ihrer Verwendung volkstümlicher Musik als banal geltenden Ton-
sprache Mahlers stattfinden, bevor Zemlinskys Schaffen ihres künstlerischen Werts wegen geschätzt werden konnte. In der Tat finden
sich in Zemlinskys Kompositionen die Klangsinnlichkeit und fortschrittliche Harmonik sowohl Richard Wagners als auch Gustav
Mahlers wieder, wobei Zemlinsky mit Letztgenanntem vor allem
eine hochkomplexe, doch organisch verwebende Variantentechnik
verbindet. Seine Meisterschaft in dieser Technik erlaubte ihm, aus
wenigen musikalischen Zellen, die fortwährend variiert und fortgesponnen werden, selbst große Partituren wie den Traumgörge zu
entwickeln. Er schuf damit quasi eine Art musikalisches Äquivalent
zum Jugendstil der Wiener Sezession, und es gelingt ihm gleich­
zeitig, das autonome Ablaufen, das Gärende des Träumens und Alpträumens zum Ausdruck zu bringen.
Die komplexe Partitur ist mit reichen Farben ausgestattet, die auch
die verschiedenen Klangwelten der Akte transportiert: im ersten Akt
ein verspielter, mal rauschhaft-träumerischer Ton mit schnellen
Wechseln, der durch die Zudringlichkeit und den Spott der Dorfbewohner immer wieder unterbrochen wird; im zweiten Akt wird der
Klang dichter, düsterer, es dräut das Unheil einer rauhen Realität.
Zemlinsky hätte durchaus den nachfolgenden Teil als dritten Akt
bezeichnen können – er zeigt Gertraud und Görge vereint mit den
Dorfbewohnern des ersten Aktes. Doch er entschied sich bewusst
gegen diese Bezeichnung und verwendete stattdessen den Ausdruck »Nachspiel«, eine kryptische Bezeichnung, deren Doppelbödigkeit sich auch musikalisch in utopischen, surrealen und elegischen Klängen wiederfindet.
Der Reichtum dieser Sphären erfordert eine große Orchesterbesetzung, ein großes Personal auf der Bühne und bietet mit der Titelrolle eine der großen Partien des heldischen Tenorfachs. Entsprechend
selten wurde das Werk seit der postumen Uraufführung am Staatstheater Nürnberg im Jahr 1980 szenisch aufgeführt: Die Staatsoper
Hannover ist erst das dritte Haus seit der Uraufführung, das den
Repertoire-Außenseiter Der Traumgörge auf die Bühne bringt. Fast
ausschließlich mit Ensemblemitgliedern kann die Staatsoper die anspruchsvollen Partien besetzen, ihnen voran Robert Künzli als Görge
sowie Kelly God und Brigitte Hahn als Gertraud. So haben die Hannoveraner die seltene Chance, Zemlinskys Opernrarität zu erleben.
Traumdeutung, Psychologie und träumerische Weltflucht vereinigen
sich in rauschhaft-utopischen Klängen, flüchtig wie ein Traum und
genauso faszinierend: »Lass uns träumen. Träumen und spielen«, so
die letzten Zeilen des Nachspiels, die von Gertraud und Görge gesungen werden; Zeilen, die offen lassen, ob und wer hier in oder
aus einem Traum erwacht.
06.07
oper
DER TRAUMGÖRGE
Oper in zwei Akten und einem Nachspiel
MUSIK ALISCHE LEITUNG
von Alexander Zemlinsky (1906)
Johannes von Matuschka
Mark Rohde
Text von Leo Feld nach den Romanzen
KOSTÜME
Der arme Peter von Heinrich Heine und dem
EINSTUDIERUNG
Märchen Vom unsichtbaren Königreiche
Baumann
Amit Epstein
BÜHNE
LICHT
Dan Ratiu
INSZENIERUNG
David Hohmann
Elana Siberski
DR AMATURGIE
CHOR­
Christopher
von Richard von Volkmann-Leander
EINFÜHRUNGSMATINEE
Sonntag, 3. April 2016, 11 Uhr,
Laves-Foyer
PREMIERE
Robert Künzli
GRETE
Tonkin
Samstag, 16. April 2016, 19.30 Uhr
Die Premiere wird live auf NDR Kultur übertragen.
WEITERE VORSTELLUNGEN
GÖRGE
Hahn
Fr, 22.04. | Do, 28.04. | So,
GERTR AUD
Solen Mainguené
PRINZESSIN
Kelly God/Brigitte
HANS
Christopher
Dorothea Maria Marx
K ASPAR
Stefan Adam MATHES Tobias Schabel ZÜNGL Latchezar
Pravtchev MAREI Carmen Fuggiss WIRT Edward Mout
WIRTIN
Corinna Jeske
08.05. (18.30 Uhr) | Fr, 20.05. | Sa, 28.05.; jeweils
Chor der Staatsoper Hannover
19.30 Uhr, wenn nicht anders angegeben
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Mit freundlicher Unterstützung
oper
Werther
in neuer Besetzung
Wiederaufnahme von Massenets Goethe-Oper
Jules Massenets hochromantische Oper über Goethes tragischen Helden
Werther kehrt wieder auf die Bühne der Staatsoper zurück. Das Wieder­sehen
lohnt nicht nur wegen der Besetzung der Charlotte mit Monika Walerowicz
(siehe dazu auch unseren Kantinenplausch in dieser Ausgabe), sondern
auch, weil erstmals Andrea Shin in der Titelrolle zu erleben ist. Als Charlottes Ehemann Albert, der dem Liebesglück von Charlotte und Werther im
Wege steht, stellt sich Ensemblemitglied Matthias Winckhler vor.
Wer sich mit den hannoverschen Wurzeln dieses Stoffes bekannt machen
möchte, sollte sich die Veranstaltung Werther kompakt am 22. April um 19 Uhr
im Haus der Volkshochschule nicht entgehen lassen, wenn Dr. Christian
Loebe (Museum August Kestner) die realen Lebensumstände der Charlotte
beleuchtet, die mit dem aus Hannover stammenden Johann Christian Kestner
verlobt war. Eintritt frei!
WERTHER
Oper von Jules Massenet
Wiederaufnahme
Sonntag, 24. April 2016, 16 Uhr
Weitere Vorstellungen
Sa, 30.04. | Fr, 06.05. | Di, 10.05. | Sa, 21.05. | Mi, 25.05. | Di, 07.06.;
jeweils 19.30 Uhr
Musikalisches Feuerwerk
Belcanto Gala mit Edita Gruberová an der Staatsoper Hannover
Edita Gruberová gilt als »primadonna assoluta«, als berühmteste BelcantoSopranistin und Königin ihres Faches. Unvergessen bleiben ihre Auftritte als
Lucia, Norma oder Elisabetta. Ihre makellose Technik, perlende Koloraturen,
gepaart mit Stimmvolumen, Ausdauer, kristallklaren Spitzentönen sowie
markerschütterndem messa di voce – psychologisch feinfühlig aus der jeweiligen Partie entwickelt –, machen »die Gruberová« zu einer Ausnahmeerscheinung. 1973 feierte sie ihr Zerbinetta-Debüt an der Wiener Staatsoper,
1978 folgte Lucia di Lammermoor, neben der Königin der Nacht eine ihrer
Paraderollen auf den großen Bühnen dieser Welt. Im Rahmen eines festlichen Opernabends gastiert die »slowakische Nachtigall« am 24. März 2016
unter der musikalischen Leitung des tschechischen Dirigenten Peter Valentovic an der Staatsoper Hannover. Auf dem Programm stehen Werke von
Bellini, Donizetti und Rossini.
Mit freundlicher Unterstützung
08.09
Die Ost
Ballett
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Was ihr wollt. Denis Piza, Michèle Stéphanie Seydoux
Erneut wird die Staatsoper Hannover zum
Treffpunkt international renommierter Tanzkompanien. Diesmal kommen die Gäste aus
Deutschland: Sasha Waltz & Guests aus Berlin sowie Mario Schröders Leipziger Ballett.
Wie immer steuert auch das gastgebende
Ballett der Staatsoper eigene Stücke und ein
umfangreiches Rahmenprogramm bei, sodass die ganze Bandbreite des Tanzes während der Oster-Tanz-Tage ersichtlich wird.
Um die Entstehungsgeschichte von Mozarts
Requiem ranken sich Legenden und Mythen.
Noch nicht einmal vierzigjährig, starb Mozart
noch während der Komposition, die heute zu
seinen größten Werken gezählt wird. Mario
Schröder, in Hannover dank seines wunder-
Mozart Requiem. Leipziger Ballett
vollen Chaplin-Ballettabends noch in bester
Erinnerung, bringt Mozarts zwar düsteres,
aber auch tröstliches Werk mit seiner Kompanie, dem renommierten Leipziger Ballett,
als Gastspiel auf die Bühne der Staatsoper
Hannover. Zum Mythos wurde auch jenes
Werk, das im Mittelpunkt von Sasha Waltz’
Gastspiel steht: Strawinskys Le sacre du
printemps. Bei der Uraufführung 1913 und
den ersten Vorstellungen noch ausgepfiffen,
gilt dieses Stück, das um das Thema Masse
und Individuum kreist und archaisch anmutende Klänge verwendet, heute als eines der
wichtigsten Ballette des 20. Jahrhunderts,
das viele berühmte Choreographen zu eigenen Deutungen herausforderte. Auch Sasha
Waltz und ihre Kompanie, Deutschlands EUKulturbotschaf­terin 2013, haben zum hundertjährigen Geburtstag des Sacre eine eigene Version kreiert.
Eine vergnügliche, aber auch nachdenkliche
Note der diesjährigen Oster-Tanz-Tage steuert Jörg Mannes mit seinem ShakespeareBallett Was ihr wollt nach der berühmten
Komödie des englischen Dichters bei. Hier
geht es um die Frage nach der wahren Identität eines Menschen, die kaschiert wird
durch ein ausgelassenes Spiel um Sein und
Schein. Der Ballettabend Three is a Party hat
einen festlichen Anlass: Zehn Jahre sind
Ballettdirektor Jörg Mannes und seine Kompanie nun in Hannover. Der Dreiteiler vereint
Ballett
Sacre. Sasha Waltz & Guests
unterschiedliche Handschriften: den welt­
weit gefragten Nils Christe, der »Fünf Gedichte« zu Richard Wagners WesendonckLiedern mit dem Ballett der Staatsoper erarbeitet hat, den aufstrebenden Choreogra­phen
Jiří Bubeníček, bis vor kurzem glanz­
voller
Solist des Balletts der Semperoper, sowie
Jörg Mannes selbst, der in »Heroes« die Tänzer ins Zentrum seiner Kreation stellt. Als
Basis dient ihm Philip Glass’ 4. Sinfonie, die
wiederum Motive der kürzlich verstorbenen
Pop-Legende David Bowie verwendet. Publikum und Presse waren begeistert: »Mit ›Three
is a Party‹ stellt das hannoversche Staatsballett bravourös seine Vielseitigkeit unter Beweis.« Hannoversche Allgemeine Zeitung
Three is a Party: Heroes. Giada Zanotti, Orazio Di Bella
Termine Oster-Tanz-Tage
Montag, 21. März, 18 Uhr
Samstag, 26. März, 19.30 Uhr
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG – TANZSTADT HANNOVER VIII
SASHA WALTZ & GUESTS – SACRE
»2006–2016 EIN STÜCK ZEIT«
Choreographien: Sasha Waltz
auch am 2. und 9. April geöffnet
Sonntag, 27. März, 18.30 Uhr
Dienstag, 22. März, 19.30 Uhr
BALLETT DER STAATSOPER HANNOVER – WAS IHR WOLLT
LEIPZIGER BALLETT – MOZART REQUIEM
Choreographie: Jörg Mannes
Choreographie: Mario Schröder
Montag, 28. März 2016, Ballett-Kindertag
Mittwoch, 23. März 2016, 19.30 Uhr
10 Uhr: SOCKE – TANZSPIEL FÜR KINDER
BALLETT DER STAATSOPER HANNOVER – THREE IS A PARTY
16 Uhr: MÄRCHEN DER WELT – Werkschau der
Choreographien: Nils Christe, Jiři Bubeníček und Jörg Mannes
Ballettkinderwoche und Spätbewegten spezial
10.11
Junge oper
Steffi Mieszkowski
Der gestiefelte Kater
Zur Premiere der Märchenoper von César A. Cui
Wenn sich drei streiten, verzweifelt der Dritte? Ein untragbarer Zustand! Drei Brüder teilen unter sich das Erbe ihres verstorbenen
Vaters auf: dem Ältesten fällt der Besitz zu,
dem zweiten das Transportmittel, der Jüngste
muss sich mit dem vermeintlich Nutzlosesten zufriedengeben. Gerechtigkeit sieht anders aus – doch wie soll man sich in der
Position des Schwächsten behelfen? Das
Märchen vom Gestiefelten Kater bietet Rat
und Hilfe: Die kreative Energie erscheint als
beschuhte Katze, die gegebene Umstände,
die menschliche Psyche sowie die Überheblichkeit eines alles verschlingenden Draufgängers geschickt und vorteilhaft für sich zu
nutzen weiß und ihre Eintrittskarte in die
Gesellschaft gleich zu Anfang fordert: ein
paar Stiefel. Exemplarisch führt die Geschichte Der gestiefelte Kater vor, wie sich
mit Fantasie und Durchsetzungskraft eine
Sache noch zum Guten wenden lässt – vorausgesetzt, man gibt nicht auf und weiß
sich zu helfen. Diese optimistische Sicht
sollte allerdings nicht über die Verschlagenheit der Methoden des vermenschlichten
Vierbeiners hinwegtäuschen, der sich mit
List und Tücke bei Hofe, unter den Feldarbeitern wie unter den Tieren stets zu seinem Vorteil zu bewegen vermag. Klug und
zielführend setzt die schlaue Katze ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten ein: Der Plan,
den Müllersohn als Marquis de Carabas zu
installieren, um ihm dadurch zu Ansehen,
Reichtum und Glück zu verhelfen, sowie jeder Schritt zur Umsetzung in die Tat, zeugt
von der Intelligenz des Katers. Er weiß Ziele
und Schwächen auf das Treffendste einzuschätzen. Die Naivität des Königs, ebenso
wie die Angst der leicht einzuschüchternden
Feldarbeiter, nutzt er für seine Zwecke; auf
die Dummheit des Menschenfressers (ein
Zauberer bei Grimm) kann er spekulieren.
Leicht ist der Sieg über jenen, in eine Maus
verwandelten Schlossherren, spricht es doch
den Jagdinstinkt der Katze an. Dieser sichert ihr ebenfalls die Beute (Kaninchen in
der Version von Charles Perrault, bei den
Brüdern Grimm Rebhühner), die zu Beginn
für den König als Köder ausgelegt, bzw. als
Geschenk des Marquis de Carabas präsentiert wird. Um den Menschenfresser zu seiner letzten Metamorphose zu verleiten, ist
der Kater auf seine eindeutig dem homo sa-
piens zugesprochenen, kognitiven Fähigkeiten angewiesen. Zum guten Ende vereinigt
der clevere Mäusefänger Jean, als den nun
adeligen, mit prächtigen Feldern und Wäldern begüterten, neuen Schlossbesitzer, mit
der schönen Prinzessin und stellt die Weichen für eine gesicherte Familiengründung
und Fortexistenz des neu installierten Adelsgeschlechts. Das Tier hat an alles gedacht.
Sämtliche literarische Varianten, darunter
die der Brüder Grimm, von Ludwig Bechstein und Ludwig Tieck, gehen zurück auf
das französische Volksmärchen Der Meisterkater oder der gestiefelte Kater, aus dem
Jahre 1697 von Charles Perrault. Der gewitzte Vierbeiner inspirierte Komponisten
wie Albert Grisar (La chatte merveilleuse,
1862) oder Günter Bialas (1975) und durfte
sogar durch Tschaikowskys DornröschenSuite (1890) tanzen. Die Opernversion des
russischen Komponisten César A. Cui, der
sich im Alter von über 70 Jahren der Komposition von Kinderopern widmete, wurde
1912 uraufgeführt. In einer Folge von vier
Werken entstand auch Der gestiefelte Kater,
zunächst als Marionettenspiel, später als
Musiktheater realisiert. In einer Fassung für
Kammerorchester bringt die Junge Oper das
beliebte Märchen im April auf die Bühne im
Ballhof Zwei und setzt damit ihre erfolgreiche Reihe von Märchenopern fort. Regisseurin Zuzana Masaryk siedelt die Handlung
auf einem Spielplatz an, einem von Erwachsenen geschaffenen Ort für die Entfaltung
der kindlichen Fantasie und Lust am Rollenspiel. Erfindungsgabe wie Improvisationskunst finden sich als Charakteristika sowohl
in der Märchenkaterfigur als auch im fantasievollen Spiel der Kinder und fungieren so
als Schnittpunkte des französischen Volksmärchens und der Gegenwart.
Junge oper
DER GESTIEFELTE KATER
Märchenoper von César A. Cui nach Charles Perrault
Ab 6 Jahren
Kaling Hanke
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Zuzana
Masaryk
KOSTÜME
Elvira Freind
BÜHNE
INSZENIERUNG
Magdalena
Wiesauer
EINSTUDIERUNG KINDERCHOR
DR AMATURGIE
Steffi
Eunhye Choi / Karine Minasyan
K ATER
Dan Ratiu, Mareike Morr
Mieszkowski
PRINZESSIN
Marie-Sande Papenmeyer
SCHEN­F RESSER
MITTLERER BRUDER, MEN-
Hyun-Taek Noh
ÄLTERER BRUDER, KÖNIG
JEAN
Paweł Brożek
Jan Szurgot
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Mitglieder des Kinderchores der Staatsoper Hannover
Mit freundlicher Unterstützung
PREMIERE
Donnerstag, 7. April 2016, 11 Uhr, Ballhof
Zwei
WEITERE VORSTELLUNGEN
Fr, 08.04. | Do, 12.04. |
Fr, 13.04. | Mi, 20.04. | Do, 21.04. | So, 24.04.
(15 Uhr) | Mo, 25.04. | Mi, 04.04. | S0, 08.05.
(15 Uhr) | Di, 10.05. | Fr, 27.05. | Di, 31.05. (18 Uhr);
jeweils 10.30 Uhr, wenn nicht anders angegeben
12.13
oper
Ballet
Revolución
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Erstmals in Hannover: die weltweit gefeierte
Tanz­sensation aus Kuba! Überbordende Energie,
waghalsige Sprünge und sinnliche Moves zwischen Ballett und Streetdance treffen auf den
unwiderstehlichen Live-Sound internationaler
Club-Hits, auf Pop, R&B, Hip-Hop und feurige lateinamerikanische Rhythmen. Ein unvergesslicher Abend dank der Tänzer von Weltklasse mit
dem besonderen kubanischen Bewegungsgefühl!
PREVIEW
Dienstag, 28. Juni 2016, 20 Uhr
PREMIERE
Mittwoch, 29. Juni 2016, 20 Uhr
Vorstellungen bis 10. Juli 2016
In Zusammenarbeit mit
Gruberova-Gala + WA Werther und Werther kompakt
Junge oper
Musiktheater zum Zuschauen und Mitmachen
Im System
Grenzenlose Freiheit?
Rumms! – Der Percussionworkshop
Ein Science-Fiction-Stück des Club XL
Ferienprojekt für junge und ältere Menschen
Schlagzeugnachwuchs vor!
Das Ziel: Exzellenz! Der Weg: Arbeiten, arbeiten, arbeiten! Es ist eine Dystopie, die
der Club XL entwickelt. Er entwirft eine fiktive Welt, in der nur eines zählt: zu funktionieren, um das System am Laufen zu halten.
Die Arbeiter brauchen Energie, um Musikmaschinen zum Laufen und den sogenannten Motivator zum Erscheinen zu bringen.
Der wiederum treibt sie zu weiterer Arbeit
an, effizienter Arbeit! Das System hat keine
Risse – bis einer der Arbeiter eine Entdeckung macht, die alles in Frage stellt …
Für sein unvollendetes Singspiel Zaide
schrieb Wolfgang Amadeus Mozart bewegende und aufrüttelnde Arien über Figuren,
die um jeden Preis ihre Unfreiheit überwinden wollen. Heute bietet das Internet die
vermeintlich größtmögliche Freiheit. Oft jedoch entpuppt es sich als ein gefährlicher
Ort voll trügerischer Realitäten …
Im Ferienprojekt erkunden junge Menschen
und Senioren mit Musik und Theater die Irrwege zwischen virtueller Welt und Realität
und entwickeln eine eigene Präsentation,
die zum Abschluss des Projekts in einer gemeinsamen Musiktheateraktion gezeigt wird.
Jugendliche ab 14 Jahren treffen die Schlagzeuger des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover! An einem Samstagnachmittag können Jugendliche unsere »Rummsfeldler« kennenlernen: Sie stellen Fragen
zum Beruf des Schlagzeugers, schauen den
Profis beim Proben zu und sind selbstverständlich eingeladen, mit ihnen gemeinsam
zu musizieren. Beim Diskutieren, Zuhören
und gemeinsamen Grooven bekommen sie
erste Einblicke in das Konzert Rummsfeld:
Abgefahren!, das am 19. Mai Premiere feiern wird. Musikalische Vorkenntnisse sind
zwar erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.
Text und Dramaturgische Mitarbeit
Büdenbender
Christoph
Musik
Sebastian Wendt
Hetzenecker
Sebastian Wendt
Ann-Kathrin
Kostüme
Musikalische
Leitung
Leitung
Veronika Kaleja
Für alle zwischen 10 und 14 Jahren, sowie ab 60
Jahre
Kosten
16 €, mit »Hannover Aktiv« Pass 8 €
Samstag, 23. April, 15 –17 Uhr
Anmeldung
Auf der Bühne 11
Jugendliche des Club XL 2015/16:
Dienstag, 29. März bis Samstag, 2. April 2016
Angelika Cabrera, Sophie Dimitrow, Jana Eßlinger,
Infos / Anmeldung Magret Michaelsen, 0511.168 43861,
Franzis Hohlbein, Tevka Pirone, Zoe Pirone, Timo
[email protected]
Schmidt, Begimai Shaivldaeva, Lennart Stepputis,
Lukas-Paul Stulgies, Maximilian Zietlow
Eine Kooperation zwischen der Jungen Oper Hannover, dem Freizeitheim Vahrenwald, der Lebenshilfe
Aufführungen
Sa, 02.04. (17 Uhr) | So, 03.04. (15
Uhr) | Mo, 04.04. (17 Uhr)
Hannover GmbH und dem Spielpark Vahrenwald-List
Kosten
5€
[email protected]
14.15
konzert
Christopher Baumann
VOM SUCHEN, ÜBERARBEITEN, VERSCHMELZEN
Zum Programm des 5. Sinfoniekonzerts
Erstlingswerke stellen Komponisten vor große
Herausforderungen: Formale Ideen wollen
miteinander verknüpft werden, über die Orchestrierung sollen die verschiedenen Klang­
farben der Instrumente, unterschiedliche
Ausdrucksräume und Atmosphären erzeugt
werden, um die abstrakten Formgedanken
auch für den Hörer plastisch hervortreten zu
lassen. Peter Iljitsch Tschaikowsky sah sich
naturgemäß ebenso mit diesen Herausforderungen konfrontiert wie alle Komponisten
vor und nach ihm auch, als er im Jahr 1866
seine 1. Sinfonie konzipierte. Für ihn kamen
gewissermaßen aber zwei Faktoren erschwerend hinzu: Einerseits hatte er gerade
selbst das Konservatorium beendet, wo sich
eine Gelegenheit zu größeren eigenständigen Werken noch nicht ergeben hatte.
Andererseits begann sich mit der nationalen
Schule eine eigene Musik­ästhetik in Russland herauszubilden mit ihren eigenen Besonderheiten und Vorlieben. So standen
sich die westliche, sinfonische Tradition,
Einflüsse aus der russischen Volksmusik und
die populäre Programmmusik gegenüber –
diese Strömungen zu vereinen, forderte
Tschaikowsky psychisch und physisch einiges ab. Er suchte den Spagat zu meistern
zwischen europäischer und slawischer Musiktradition, indem er sich für die ersten beiden Sätze von programmatischen Ideen leiten ließ, die sich in den Satzüberschriften
widerspiegeln: Traum von einer Winterreise
und Land der Öde, Land der Nebel. So gelang es ihm, melodischen Einfallsreichtum,
Transparenz, formale Ausgewogenheit und
assoziationsreiche Winterbeschreibung in
Einklang zu bringen. Wie viele seiner Werke
brachte ihm diese Sinfonie nicht nur positive Rezensionen in der Presse ein, so dass
er sich in späteren Jahren nochmals mit der
Komposition auseinander setzte und sie überarbeitete.
Auch Leonard Bernstein zeigte sich im Abstand von knapp 15 Jahren mit dem Stand
seiner 2. Sinfonie mit dem Beinamen The
Age of Anxiety (Das Zeitalter der Angst)
nicht vollends zufrieden und unterzog das
Finale 1965 einer Bearbeitung. Auch Bernstein versuchte, unterschiedliche formale
und inhaltliche Ideen miteinander zu verknüpfen. Auffälligste Merkmale sind einerseits der programmatische Titel, der sich
von Wystan Hugh Audens gleichnamigen
buchfüllenden Poem von 1947 ableitet, in
dem Auden im New York der Kriegszeit eine
Geschichte von vier Menschen ausbreitet,
die angesichts unsicherer Zeiten und einem
Gefühl von Hoffnungslosigkeit im New Yorker Nachtleben Zerstreuung suchen. Diese
vier Figuren sind auf der Suche nach Orientierung, Lebenssinn und Glauben – ein damals wie heute aktuelles Thema. Das andere prägende Merkmal dieser Sinfonie ist der
Umstand, dass es sich um eine Sinfonie handelt, deren Protagonist ein solistisch eingesetztes Klavier ist, das laut Bernsteins Vorwort zur Partitur eine Art »autobiografischer
Hauptdarsteller« ist und sich im Orchester
gespiegelt sieht, sich selbst analysiert. Entsprechend »bernsteinig« ist auch die Musik,
die mit der ihm eigenen Leichtigkeit Jazz,
tonale und Zwölftonmusik verbindet.
Die Musik seiner Heimat war für den rumänischen Geigenvirtuosen und Komponisten
George Enescu prägend – jedoch sind nicht
alle seine Werke so sehr von der Volksmusik
geprägt wie seine beiden Rumänischen
Rhapsodien, die zu Enescus Bedauern seine
wohl bekanntesten Werke wurden und sein
weiteres Schaffen überschatteten. Die zweite Rhapsodie von 1902 bietet eine reizvolle
Spannung zwischen impressionistischer Farbigkeit und Spätromantik, angereichert durch
folkloristische Chromatismen ausgewählter
Volkslieder.
So zeigen alle drei Werke des Programms
die musikkulturellen Schmelztiegel, die ihre
jeweilige Heimat waren – noch heute sind
– und die Auseinandersetzung der Komponisten mit ihren musikalischen Hintergründen und ihrem eigenen Werk.
5. SINFONIEKONZERT
GEORGE ENESCU
Rumänische Rhapsodie D-Dur op. 11
Nr. 2 (1902)
LEONARD BERNSTEIN
Sinfonie Nr. 2 The Age Of Anxi-
ety (Das Zeitalter der Angst) (1949/65) für Klavier
und Orchester nach W. H. Auden
PETER I. TSCHAIKOWSK Y
Sinfonie Nr. 1 G-Moll op. 13
Winterträume (1866/74)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
DIRIGENT
Lawrence Foster
SOLISTIN (KL AVIER)
Dana Ciocarlie
Sonntag, 6. März 2016, 17 Uhr
Montag, 7. März, 19.30 Uhr
KURZEINFÜHRUNG
jeweils 45 Minuten vor Beginn
Lawrence Foster (Dirigent)
Dana Ciocarlie (Klavier)
konzert
5. KAMMERKONZERT
Begegungen der Kulturen
Aus aktuellem Anlass widmet sich das 5. Kammerkonzert dem interkulturellen Austausch zwischen Orchestermusikern des Niedersächsischen Staatsorchesters sowie Künstlerinnen und Künstlern aus
Syrien, die ihre Heimat wie ihr kulturelles Umfeld verlassen mussten.
Tobias Schiessler und Philipp Kohnke, Musiker des Niedersächsischen Staatsorchesters, haben sich an ein besonderes Projekt gewagt: die Formation eines Kammermusikensembles, das sie gemeinsam mit Flüchtlingen aus der Region Hannover aus der Taufe heben
werden. In wenigen Wochen wird ein Programm erarbeitet, das den
Gegebenheiten trotzend – und damit alle Ungewissheiten und Unabwägbarkeiten eines Flüchtlingsschicksals in Kauf nehmend –
aber gleichzeitig die Besonderheit der Situation berücksichtigend
am 13. März 2016 im Rahmen unserer Kammerkonzertreihe zur Aufführung gebracht wird.
Der Bass Mohsen Rashidkhan, Mitglied des Staatsopernchores, beweist seit Wochen eine engagierte und unermüdliche Begeisterung
in seiner Arbeit mit dem von ihm initiierten Flüchtlingschor. Anlässlich des 5. Kammerkonzertes wird sich auch dieser Chor dem Publikum präsentieren.
MIT Tobias Schiessler (Posaune), Philipp Kohnke (Schlagzeug), Mohsen Rashidkhan
(Bass), Alexander Ruef (Klavier) u. a.
Sonntag, 13. März 2016, 11 Uhr, Gebäude der VGH Versicherungen
6. KAMMERKONZERT
Gipfelwerke von Beethoven und Schubert
Ludwig van Beethovens Septett verbindet auf bemerkenswerte
Weise die unterschiedlichen Stile der unterhaltenden Serenade mit
dem gelehrten Charakter sowie den Formen der Sonate. Diese Komposition kann als direkter Vorläufer von Franz Schuberts Oktett gesehen werden. In sechs Sätzen werden musterhaft die in der Wiener Klassik üblichen und ausgereiften Formmodelle präsentiert. Auf
die langsame Einleitung folgt der Sonatenhauptsatz, der langsame
Satz, dann das Menuett mit kontrastierendem Trio, abgelöst von der
ideenreichen Variationenfolge sowie dem zweiten tänzerischen
Satz – dem »modernen« Scherzo und Trio, bis das reißerische Finale
das Werk zum Abschluss bringt. Beethoven zeigt sein großes kammermusikalisches Können im zweiten Satz, in dem er meisterhaft
die Soloparts sowie die begleitenden Stimmen auf die sieben Instrumente verteilt. Neben der Klarinette kommen ebenso Fagott wie
Horn zu ihren eindrucksvollen Einzelauftritten. Der Haupteinfall des
Menuetts ist ein Selbstzitat aus dem 2. Satz von Beethovens Klaviersonate Nr. 20 op. 49 Nr. 2.
Schuberts Oktett führt mit seiner ungewöhnlich großen, jedoch
nicht minder reizvollen kammermusikalischen Besetzung nahezu
an die Grenzen der Gattung. Das Werk, das im Auftrag des Grafen
Ferdinand von Troyer komponiert wurde, vereint sowohl serena-
denhafte als auch kammermusikalische sowie sinfonische Elemente. In der Einleitung zum 1. Satz präsentiert Schubert das musikalische Motiv, einen punktierten Rhythmus, das als strukturelles
Element nicht nur das Sonatensatz-Allegro dominiert, sondern
durch die gesamte Komposition führt. Das berühmte und beliebte
Oktett wartet mit reichem Farbenspiel sowie kunstvollen verwobenen Stimmen auf.
Ludwig van Beethoven
Septett für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass
Es-Dur op. 20 (1800)
FRANZ SCHUBERT
Oktett für 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Horn und Fagott
F-Dur op. 166 D 803 (1824)
MIT
Urara Oku (Violine), Sybille Wolf (Violine), Frank Dumdey (Viola), Marion
Zander (Violoncello), Heinrich Lademann (Kontrabass), Maja Pawelke (Klarinette), Wiebke Husemann (Fagott), Hana Liskova (Horn)
Sonntag, 24. April 2016, 11 Uhr, Gebäude der VGH Versicherungen
16.17
konzert
Klaus Angermann
Absurde Klangwelt
Der musikalische Kosmos des Mauricio Kagel
Das Festival Klangbrücken widmet sich in 12 Konzerten und einem Festival-Prolog dem Werk von
Mauricio Kagel, einer der schillerndsten und spannendsten Erscheinungen der jüngeren Musikgeschichte.
Mauricio Kagel
»Für mich ist der ganze Musikbetrieb unfreiwillig komisch.« Diese Äußerung Mauricio
Kagels, der man schwer widersprechen
kann, wenn man die Rituale auf und vor der
Bühne unvoreingenommen betrachtet, beschreibt sehr schön Kagels Haltung als Komponist einer Musik, die stets auch das Drumherum der Darbietung mit reflektiert. Ein
Konzert besteht eben nicht nur aus den
akustischen Ereignissen der Musik, sondern
schließt auch andere Dinge ein: die sichtbaren Aktionen der Musiker und des Diri-
genten, das Sich-zur-Schau-stellen des Solisten, das Stimmen des Orchesters, die
unterschiedlichen Reaktionen des Publikums, das Husten und das Rascheln der
Bonbonverpackungen, die nicht nur auf Musik bezogenen Gedanken der Zuhörer, der
Applaus und die Verbeugungszeremonie,
und vieles andere mehr. Indem Kagel solche
Aspekte in die Komposition einbezog und
damit zum Erfinder des »instrumentalen
Theaters« wurde, lenkte er den Blick auf die
wenig überraschende und dennoch kaum
bewusste Tatsache, dass musikalische Darbietungen seit jeher in einen speziellen sozialen Aktionsrahmen eingebettet sind, dessen unhinterfragte Regeln sehr viel über die
Gesellschaft als Adressat der jeweiligen Musik, und damit auch über die Musik selbst
aussagen. Ausgestellt und ihrer Selbstverständlichkeit beraubt, stellen sich diese vermeintlich »außermusikalischen« Ereignisse
der Kritik und offenbaren in der surrealen
Isolierung ihre unfreiwillige Komik. Zuweilen geschieht dies ganz ohne Musik, wie in
dem Film Solo für einen Dirigenten ohne Orchester.
Mit einer solch »unreinen« Kunst stand Mauricio Kagel (1931–2008) von Anfang an quer
zum Mainstream der europäischen Avantgarde, als er 1957 von Buenos Aires nach
Köln zog, einer der Hochburgen der seriellen
Avantgarde. Allerdings geriet der strenge
Serialismus spätestens mit dem Auftauchen
von John Cage in Darmstadt ohnehin in eine
Krise, und Kagels unverbrauchter und frecher Umgang mit den Kompositionstechniken, die in Dogmatismus zu erstarren
drohten, fiel auf fruchtbaren Boden. Seine
argentinische Herkunft, seine Vertrautheit
mit einer ganz anderen Musiktradition, die
vom Tango geprägt war, aber auch seine literarische Bildung, für die Schriftsteller wie
Jorge Luis Borges und Witold Gombrowicz
das Koordinatensystem definierten, prädestinierten ihn dazu, sich die seriellen Techniken anzueignen und sie gleichzeitig auf
spielerisch-ironische Art zu hinterfragen und
zu durchbrechen.
Denn Kagel ging es nie um reine Struktur.
Von Anfang an bildet das Fremde, das sich
konzert
der Struktur nicht gänzlich fügt, den notwendigen Gegenpol zum durchorganisierten Klangmaterial. Neben den nur begrenzt
kontrollierbaren Gebärden des Musikmachens ist dies auch die Verwendung ungewöhnlicher Klangerzeuger, vor allem in Form
von Alltagsgegenständen wie Gartenschläuchen, Werkzeugen oder Kinderspielzeug.
Und schließlich zielt der Bezug auf fremde
Musik in die gleiche Richtung, wobei für Kagel
die hierarchische Trennung unterschiedlicher Musikstile keine Rolle spielt. Überschreibungen und Verfremdungen klassi­
scher Vorlagen begegnen im Sinne einer
Musik über Musik ebenso wie Anklänge an
Blaskapellen, an Jazz und natürlich an Tango.
Die labyrinthische Kunst Mauricio Kagels –
und hier sind neben der Musik auch andere
künstlerische Medien wie Film, Bildende
Kunst, Sprache, Literatur und Theater einzubeziehen – ist bei all ihrem lustvollen Witz
aber nie bloße Parodie oder gar Klamauk. Es
geht um die Bedingungen und Begleitumstände des Kunstschaffens schlechthin, die
zum selbstreflexiven kompositorischen Material werden. Es ist eine für Kagel typische
Paradoxie, wenn er in späteren Jahren eine
»absolute« Musik propagiert, die zum theatralen Ereignis wird. Der scheinbare Widerspruch löst sich aber insofern auf, als die
»außermusikalischen« Komponenten nicht
anekdotische Zutat bleiben, sondern eine
sichtbare Musik generieren, die mit den hörbaren Klängen in Interaktion tritt. Sie werden dabei ähnlichen abstrakten kompositorischen Verfahren unterworfen wie die
Noten, behalten aber dennoch ihre konkrete
Körperlichkeit und Expressivität.
Es fällt denn auch schwer, Kagels Personalstil anhand einer spezifischen Klanglichkeit
oder eines bestimmten Tonfalls zu definieren. Das Spektrum seines Schaffens ist au-
ßerordentlich breit und reicht vom großen
sinfonischen und oratorischen Gestus bis zur
Geräuschkunst und zum Happening. Unverwechselbar aber ist die hintersinnige Art, in
der Kagel absurde klangliche und szenische
Situationen aufeinanderprallen und sich gegenseitig bespiegeln lässt, wobei sich die
Unterscheidungen von Realität und Virtualität, von Original und Fälschung, von Sinn
und Unsinn auflösen. Dennoch erschöpfen
sich seine Werke nicht in einem zweckfreien ästhetischen Spiel oder in der puren
Lust am Unsinnigen. Die Ironie ist die Ausdrucksform einer zutiefst kritischen Haltung,
der jede Reglementierung des Lebens zuwider ist. Werktitel wie Dressur oder Märsche
um den Sieg zu verfehlen geben den Drill,
der nicht nur die musikalische Praxis bestimmt, der Lächerlichkeit preis. Der militärischen Uniformierung entspricht nach Kagel
im Musikleben der orchestrale Frackzwang,
durch den das Individuum im Kollektiv aufgeht und seinen künstlerischen »Dienst«
versieht. Eine belehrende Haltung ist Kagel
freilich fremd; er entlarvt nicht, sondern
überlässt es den Dingen in ihrer absurden
Selbstbezüglichkeit, sich selbst zu entlarven.
Zwölf Konzerte und ein cinematographischer Prolog zum Festival laden zum Streifzug durch die surreale Welt des Mauricio
Kagel ein. Die Zusammenarbeit mehrerer
Orchester und Ensembles und die Unterstützung durch zahlreiche Förderer und Partner
ermöglichte die Vielfalt des umfangreichen
Programms.
Auf dem Programm des 6. Sinfoniekonzerts
stehen vier Werke, die unterschiedliche Facetten von Kagels Schaffen repräsentieren:
Der ironisch gebrochene Bezug auf die Tradition charakterisiert den orchestralen Zyklus der Études. Folkloristische Anklänge
sind hörbar in Les Idées fixes, wobei hier
auch Kagels Collageverfahren prägend sind.
In den Vokalwerken Ein Brief und Duodramen schließlich wird der Gesang zum
Medium des Theatralen. Statt der üblichen
Konzerteinführung präsentiert musik für
heute e. V. vor dem Sonntagskonzert um
16.15 Uhr auf dem Opernplatz eine Festival­
er­öff­nung open air. Kagels sportives Happening Eine Brise für 111 Radfahrer umrahmt
eine Aufführung des Stücks Der Tribun, eine
beunruhigende Parodie auf politische Rhetorik und Demagogie, die garniert ist mit
den Märschen um den Sieg zu verfehlen.
Dass die Musik Kagels auch hervorragend
für ein jüngeres Publikum geeignet ist, beweist das Ensemble musica assoluta im Ballhof Eins in Form eines szenischen Kinderund Familienkonzerts mit einer Hommage an
den Clown Grock. Der szenische Aspekt steht
ebenfalls in einem Konzert des Ensemble
Megaphon und einem Nordstadt-Konzert im
Mittelpunkt.
Das Ensemble Mixtura konfrontiert Alt und
Neu und zeigt Kagels Umgang mit musikalischer Vergangenheit, während ein Konzert
der Musikhochschule die Spuren Kagels in
Werken seiner Schüler verfolgt.
Eine besondere Neuentdeckung ermöglicht
das Projekt »Kagel reconstructed«, eine Rekonstruktion von zwei Meisterwerken des
»instrumentalen Theaters«, von denen bislang keine Partituren existierten. Von Tactil
und Unter Strom werden die aus den Quellen erarbeiteten Fassungen des Pianisten
und Kagel-Spezialisten Luk Vaes vom O.E.M.
Consort aufgeführt. Und ganz im Sinne Kagels dürfte ein Konzert auf der Hinterbühne
des Opernhauses sein, das von Musikern
des Staatsorchesters und Bühnenarbeitern
der Staatsoper bestritten wird, und dessen
Titel Programm ist: »Daneben«.
18.19
konzert
Das Programm
Montag, 28. März 2016, 20.15 Uhr,
Sonntag, 3. April 2016, 20.30 Uhr,
Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr,
Kommunales Kino im Künstlerhaus
Opernhaus / Hinterbühne
Sprengel Museum Hannover
Festival-Prolog
Daneben – kein Schlagzeug­
konzert
Mauricio Kagel: Pas de cinq, Rrrrrrr (5 Jazz-Stücke)
Mauricio Kagel: Semicolon, con voce, Bestiarium,
und Werke von Georg Katzer, Matthias Bauer,
Umzug
Leo Dick, Michael Heisch und Riccardo Castagnola
Ulrich Stamm (Tuba)
Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters
Ensemble Megaphon
Veranstaltung des Kommunalen Kinos
Hannover und Bühnenarbeiter der Staatsoper
Veranstaltung von Blickpunkte e.V. im Rahmen von
in Kooperation mit der Staatsoper Hannover
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
Musik 21 Niedersachsen
Mit freundlicher Unterstützung
Freitag, 8. April 2016, 19.30 Uhr, Christuskirche
Opernplatz und Opernbalkon
Dienstag, 5. April 2016, Hochschule für Musik,
Mauricio Kagel: Der mündliche Verrat
Eröffnung open air
Theater und Medien Hannover
Film
Ludwig Van, Deutschland 1970, 91 Min.
Regie
Mauricio Kagel
Musik
Mauricio Kagel: Mirum für Tuba
Memento Mauro
Konzept
Bernhard König
und Musik 21 Niedersachsen
Nordstadt-Konzerte
Sonntag, 3. April 2016, 16.15 Uhr,
Kagels Spuren
Regie
Mauricio Kagel: 4 Märsche aus Zehn Märsche um den
Dirigent
Steve Karier, Tribun
Sieg zu verfehlen, Match, Klangwölfe, Klaviertrio Nr. 2
Veranstaltung des Nordstadt-Konzerte e.V.
Ensemble S und Das Neue Ensemble
und Werke von Carola Bauckholt, Thierry de Mey und
111 radfahrende Interessierte, Liebhaber oder
Manos Tsangaris
Samstag, 9. April 2016, 19 Uhr,
Laienmusiker auf ihren Fahrrädern
Veranstaltung der Hochschule für Musik, Theater
Sprengel Museum Hannover
Mauricio Kagel: Eine Brise, Der Tribun
Künstlerische Leitung
Stephan Meier
Charles Ebert. Pro Artibus Hannover – Solisten
Hans-Christian Euler
Zeitenlabyrinth
und Medien Hannover
Mauricio Kagel: Kammermusik für Renaissance-
Veranstaltung von Musik für heute
im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
Mittwoch, 6. April 2016, 11 Uhr und Donnerstag,
Instrumente
in Kooperation mit der Staatsoper Hannover
7. April 2016, 11 und 18 Uhr, Ballhof Eins
sowie Werke von Ehsan Ebrahimi, Tatjana Prelevic,
Claudio Monteverdi und Francesco Landini
Mit freundlicher Unterstützung
Why? – A tribute to Grock the
Clown
Szenisches Kinder- und Familienkonzert mit Werken
Ensemble Mixtura: Katharina Bäuml (Schalmei) und
von Mauricio Kagel (Atem, Rrrrrrr für Schlagzeug) u. a.
Margit Kern (Akkordeon)
Sonntag, 3. April 2016, 17 Uhr / Montag, 4. April 2016,
sowie Johannes Vogt (Theorbe, Laute, Gitarre) und
19.30 Uhr, Opernhaus
6. Sinfoniekonzert
vision string quartet, Mikael Rudolfsson (Posaune),
Ehsan Ebrahimi (Elektronik) als Gäste
Mauricio Kagel: Études, Les Idées fixes, Ein Brief,
musica assoluta
Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft für
Duodramen
Künstlerische Leitung
Thorsten Encke
Neue Musik
Veranstaltung von musica assoluta
Solisten
Caroline Stein (Sopran), Mareike Morr
(Mezzosopran), Nicolas Isherwood (Bariton)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Dirigent
Jonathan Stockhammer
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
Sonntag, 10. April 2016, 20.15 Uhr,
Kommunales Kino im Künstlerhaus
Kagel reconstructed
Mauricio Kagel: Tactil, Unter Strom
(in der Rekonstruktion von Luk Vaes)
MM51. – Ein Stück Filmmusik
Mit freundlicher Unterstützung
O.E.M.Consort
Veranstaltung von Musik 21 Niedersachsen in
Kooperation mit dem Kommunalen Kino
Kantinenplausch
Helena Scheele
»Gut in Form«
Der Kantinenplausch mit Mezzosopranistin Monika Walerowicz
Der Kantinenplausch dieses Mal nicht aus
der Kantine, stattdessen geht es mit Monika
Walerowicz zielstrebig in ein benachbartes
Café und ebenso zielstrebig auf einen bestimmten Tisch zu. »Hier hecke ich immer
zusammen mit Nicole Chevalier meine kreativen Pläne aus«, meint sie lachend. Wenn
das kein gutes Zeichen ist!
Monika Walerowicz isst gerne, das sei ganz
zu Anfang klargestellt. Ob süß oder herzhaft,
kleine Leckereien lassen ihr Herz höher
schlagen, gerne mit einem großen Milchkaffee, ihrem »Lebenselixier«. Dass sie spätestens seit ihres grandiosen Auftritts als Preziosilla in Verdis Die Macht des Schicksals
im hautengen gelben Catsuit ständig gefragt
wird, wie sie das nur mache »mit drei Töchtern und dieser Figur«, nimmt sie ganz ge-
lassen. Deswegen sehe sie ja so aus: Drei
Töchter! Da geht es von einem Elternsprechtag zum nächsten, Verabredungen, Fahrdienste, gemeinsames Shoppen und der
Haushalt, das halte sie fit.
Eine Sängerin zu sein und Diät zu machen
kommt für die Mezzosopranistin nicht in
Frage. Einmal habe sie das versucht – vor
vielen Jahren als Cherubino in Porto – aber
bei der Energie, die sie auf der Bühne
braucht, muss sie vorher auch ordentlich essen. Diese Energie spürt man bei Monika
Walerowicz in jeder Silbe, jedem Ton und
jeder Bewegung. Ihr kraftvolles »Rataplan«
als stolze Preziosilla reißt nicht nur den
Opernchor mit, auch das Publikum.
Seit der Spielzeit 2009/2010 ist die gebürtige Polin festes Mitglied im Ensemble der
Staatsoper Hannover. Was sie hier am Haus
und Leitungsteam besonders schätze, sei
die Zeit, die ihr für die Erarbeitung ihrer
großen Rollen gegeben wird. Schon vor der
ersten Probe liest sie viel über das anstehende Werk, ihre Rolle und die Zeit, in der
es spielt und entstanden ist. Monika Walerowicz hat übrigens nach ihrem Abschluss
mit Auszeichnung an der Musikakademie
Bromberg, ebendort auch promoviert. Sie
versteht sich als aktive Partnerin des Regisseurs und will ihre Rollen ganz ausfüllen,
»hinter die Fassade blicken«. Denn das sei
ihrer Meinung nach die größte Aufgabe der
Oper – auch in Abgrenzung zum effektvollen
Hollywood-Kino: »In der Oper sucht man
nicht nur die Fassade, sondern auch das dahinter: den Kern, das Wesentliche.« Eine
solche Vielschichtigkeit zeigt sie zum Beispiel in ihrer Rolle als Charlotte in Massenets Werther (ab dem 24. April 2016 wieder
im Opernhaus).
Beim Kochen sei das Wesentliche, dass es
gesund ist und auch mal schnell gehen darf.
»Aus der Küche keine Kirche machen«, scherzt
Monika. Einmal am Tag versucht sie mit ihrer Familie zu essen. Manchmal helfen ihr
ihre Töchter beim Kochen, doch bei deren
Lieblingsgericht muss Mama alleine ran: Piroggen nach Schwiegermutters Art! Piroggen sind kleine Maultaschen und es gibt sie
in Polen traditionell in vier Arten: Mit Fleisch,
mit Weißkohl und Pilzen, mit weißem Käse
und Kartoffeln oder zu Weihnachten mit
Quark, Rosinen und viel Zucker. Letztere betitelt Monika auch gerne als »die besonders
gut in Form haltende Art«. Eine Variante hat
sie uns als Rezept mitgebracht.
Piroggen nach schwiegermutter Art
Zutaten für die ganze Familie. Füllung: 1 mittelgroßer Weißkohl, 3 große Zwiebeln, 2 – 3 Packungen getrocknete Steinpilze oder Mischpilze (oder frische Pilze!), Salz und Pfeffer
Teig: 1 kg Mehl, ca. 300 ml Sonnenblumen- oder Olivenöl, 500 ml heißes Wasser
Die getrockneten Pilze über Nacht einweichen, eine Stunde lang mit einem Esslöffel Salz kochen. Den Strunk
aus dem Weißkohl entfernen und den Kohlkopf ganz in kochendes, gesalzenes Wasser geben, 10 –12 Minuten
köcheln lassen. Während dessen Zwiebeln in Würfel schneiden, in einer Pfanne anbraten und mit Salz, Pfeffer
und Kräutern je nach Geschmack würzen. Den Weißkohl aus dem Wasser nehmen, abkühlen und abtropfen
lassen. Kohl und Pilze klein hacken, Zwiebeln dazu geben und nach Belieben abschmecken.
Mehl sieben und in Hügelform auf Arbeitsplatte geben, einen großen Krater in die Mitte stechen und erst mit
Öl, dann mit heißem Wasser füllen. Eine Prise Salz dazu, keine Eier! Den Teig gut durchkneten, dann in einer
abgedeckten Schüssel etwas ruhen lassen.
Den Teig dünn ausrollen, ein Schachbrettmuster mit etwa 7 × 7 cm großen Quadraten schneiden. Einen Teelöffel Füllung auf ein Quadrat und Ränder gut verkleben. Zum Schluss die fertigen Maultaschen kurz in Salzwasser kochen und für den besonders guten Geschmack mit zerlassener Butter übergießen.
20.21
Aus den Abteilungen
Eva Harrison
Die Schnürmeister der Staatsoper
Die Männer, die die Fäden in der Hand haben
Sie haben auf der Bühne die Fäden in der Hand: Die Schnürmeister
lassen nicht nur Theaterwände oder Requisiten auf die Bühne
schweben, sie können auch Menschen im Bühnenhimmel fliegen
lassen. Hierzu arbeiten sie u. a. mit 49 so genannten Prospektzügen
– dicken Stahlrohren – die bis zu 500 kg schwere Kulissenteile lautlos Richtung Schnürboden ziehen können. Beim Einhängen der Dekorationsteile in die Zugstangen kommen 6 mm starke Drahtseile
zum Einsatz, welche die sechs Schnürmeister der Staatsoper seit
etwa einem Jahr selbst für ihre Zwecke konfektionieren.
Als vor gut anderthalb Jahren die Idee an die Schnürmeister herangetragen wurde, künftig ihre eigenen Seile herzustellen, machte
sich zunächst eine gewisse Skepsis breit. Zwar lagen die Vorteile
auf der Hand – keine langen Lieferzeiten mehr, geringere Kosten,
die Möglichkeit, Sondergrößen herzustellen – jedoch stand die Frage ›Was passiert, wenn das eigene Seil versagt?‹ zunächst als unüberwindbar scheinende Hürde im Raum. So wurde zunächst ein
Besuch an einem Berliner Theater organisiert, an welchem die Herstellung eigener Seile seit Jahren Usus ist. Da es bei dem Besuch in
Berlin in erster Linie darum ging, eigene Ängste abzubauen, war die
Überraschung vor Ort groß: »Als wir gesehen haben, dass die Kollegen in Berlin an einer mobilen Station im Hausflur ihre Seile pressen, war unser Ehrgeiz geweckt, ein ›ausgeklügelteres‹ System zu
entwickeln«, erinnert sich Guido Baurose lebhaft. »Nachdem wir uns
das angesehen hatten, war für uns klar, wenn wir das selber machen wollen, dann anders«, bekräftigt Andreas Köppe. Gesagt, getan. »Also haben wir uns zusammengesetzt und unser eigenes Seilpresssystem entwickelt, welches wir im Zuge der Fortbildungen und
praktischen Erfahrungen immer wieder weiterentwickelt haben.«
Vor etwa einem Jahr wurde dann die große, grüne »Drahtpresse«
geliefert, die in den Katakomben – am tiefsten Punkt des Opernhauses – aufgebaut wurde. »Jetzt lassen wir uns ›Meterware‹ liefern,
die wir selbständig und auf unsere Zwecke zugeschnitten mit den
dazu gehörigen Materialien bearbeiten. Bevor wir diese Seile selber
herstellen durften, haben wir an Lehrgängen teilgenommen, in deren Rahmen alle Kollegen, die mit dieser Maschine arbeiten dürfen
u. a. auch mit selbst hergestellten Seilen in der Materialprüfanstalt
waren, wo die Seile buchstäblich bis zum Zerreißen geprüft wurden.
Dort konnten wir uns davon überzeugen, dass unsere eigenen Seile
›sicher‹ sind. Das klingt nicht nur toll, das ist es auch!« betont Guido
Baurose mit Nachdruck.
Die Seile werden inzwischen nicht nur nach Bedarf, sondern auch
auf Vorrat angefertigt. Nach und nach wurden auch alle bestehenden Seile, die noch verzinkt waren, durch die schwarzen Seile aus
eigener Herstellung ersetzt. Die Repertoire-Vorstellungen sowie Neuproduktionen sind bereits bestückt worden. »Darüber hinaus können wir jetzt aber auch sehr schnell reagieren, wenn wir neue Seile
brauchen«, freut sich Andreas Köppe. »Vorher hat es wenigstens drei
Tage gedauert, bis die bestellten Seile vor Ort waren. Und das war
schon schnell. Heute erledigen wir das von einem auf den nächsten
Tag.«
»Auch wenn die Herstellung der Seile nur etwa ein Zehntel unserer
täglichen Arbeit ausmacht: Spaß macht es auf alle Fälle, nicht zuletzt, weil es unser Baby ist, das richtig lange gewachsen ist!« sind
sich die Schnürmeister einig und berichten nicht ohne Stolz, dass sie
seit Anschaffung der Maschine, bereits zweieinhalb Kilometer Seil
›verpresst‹ haben.
Aus den Abteilungen
»Mehr
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Frank Loessers Pulitzer-Preis-gekröntes Mundfu
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Really Trying ist wieder da! »Ein grandioser
Theaterabend«, befand die Cellesche Zeitung nach der Premiere der Inszenierung
von Musical-Spezialist Matthias Davids –
was man ab dem 13. März überprüfen kann.
Insgesamt sieben Vorstellungen des temporeichen Musicals stehen auf dem Spielplan.
Der »American Dream« wird hier persifliert,
bringt es Fensterputzer Finch ohne irgendwelche Fachkenntnisse und allenfalls mit
einer gehörigen Portion Chuzpe begabt, doch
bis auf den Chefsessel eines Großunternehmens. Neben dem 1. Kapellmeister Benjamin
Reiners steht auch wieder US-Maestro Joseph
Olefirowicz am Pult des Niedersächsischen
Staatsorchesters Hannover. Wer ihn einmal
erlebt hat, weiß, dass durchaus auch ein Dirigent Teil der Show werden kann!
HOW TO SUCCEED
IN BUSINESS
WITHOUT REALLY
TRYING
Musical von Frank Loesser
Musikalische
Olefirowicz
graphie
Leitung
Benjamin Reiners / Joseph
Matthias Davids
Choreo­
Bühne und Video
Mathias
Inszenierung
Malissa King
Fischer-Dieskau Kostüme Judith Peter Chor Dan Ratiu
Wiederaufnahme
Sonntag, 13. März 2016, 16 Uhr
Weitere Vorstellungen
Fr, 01.04. | So, 10.04. (18.30
Uhr) | Fr, 15.04. | Do, 21.04. | Sa, 23.04. | Do, 05.05.
(18.30 Uhr); jeweils 19.30 Uhr, wenn nicht anders
angegeben
22.23
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses
Szenenfoto aus der viel diskutierten Freischütz-Inszenierung
GFO-Schüler erleben und besprechen
den vieldiskutierten FREISCHÜTZ
Im Rahmen des GFO-Jugendprogramms TATORT OPER haben 100
Schüler eine Aufführung des Freischütz besucht. Da es ein zentrales
Ziel der GFO ist, Jugendliche an das Musiktheater in seiner Vielfalt
an Werken sowie an inszenatorischen Zugriffen heranzuführen, haben sich die meisten betreuenden Lehrer der teilnehmenden Schulen trotz der umstrittenen Inszenierung entschlossen, mit ihren
Schülern diese Aufführung zu besuchen.
Interessanterweise wollten die meisten Schüler nach den vielen Informationen in den Medien und aufgebrachten Aussagen von Politikern zur Inszenierung die Aufführung unbedingt sehen. Nach dem
Besuch gingen die Meinungen der Schüler über das Gesehene weit
auseinander und reichten von »sehenswert« bis »viel zu überladen
mit Informationen« und »schwer verständlich«. Zwei Schüler des
Georg-Büchner-Gymnasiums Seelze, Frauke Lehmann (Jg. 11) und
Karl Dettke (Jg. 12), haben ihre Eindrücke zur Inszenierung für die
Homepage der GFO festgehalten.
Folgende Aspekte merkt Karl u. a. an: »Zwar benutzt das Werk lauter
Symbole der Romantik, jedoch werden diese Symbole umgedreht,
um eine gegenteilige Wirkung zu erzielen, oft ist diese aber nicht
direkt zu verstehen und erzeugt nur Verwirrung. Dabei werden jegliche Elemente des Originals so umgedreht, dass die deutsche Identität als etwas sehr Negatives dargestellt wird. Im Gegensatz dazu
werden die möglichen positiven Elemente einer Identifizierung nicht
dargestellt. So frage ich mich, warum nur diese als Symbole für die
deutsche Identität gewählt wurden?
Viele Themen – Männlichkeit, Flüchtlingspolitik, NSU, Märchen, Nationalsozialismus – werden zwar angeschnitten, aber vor lauter ange­
rissenen Themenbereichen erkennt man nicht mehr deren Aussage.
Extrem positiv empfand ich alleinig die Videoübertragungen und
das Bühnenbild. Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Neuinszenierung
des Freischütz zwar gute Ansätze hatte, das Stück jedoch zu konfus
ist. Ich kann den Freischütz leider nicht weiterempfehlen.«
Auch Frauke spricht ähnliche Aspekte an, kommt am Ende aber zu
einem ganz anderen Fazit: »Voges arbeitet das ganze Stück über mit
vielen Anspielungen auf aktuelle Ereignisse und regt so zum Denken an: Insbesondere als Max seinen ersten Schuss abfeuert und
eine Türkin erschießt. Aufgrund der vielen Assoziationen muss man
Vorkenntnisse zur politischen Lage haben. Ohne dieses Vorwissen
versteht man Vieles nicht. Bei den vielen Anspielungen weiß man
zudem oft nicht genau, was sich Voges dabei gedacht hat oder ob
er sich überhaupt etwas gedacht hat. Besonders im 1. und 2. Akt
herrscht eine totale Reizüberflutung (...). Aber genau diese Reizüberflutung macht das Stück so interessant und es lebt davon.
Diese Operninszenierung ist neu und modern und alles andere als
klassisch. Meiner Meinung nach ist ein Besuch eindeutig empfehlenswert, wenn man die klassischen Vorstellungen einer Oper zuhause eingepackt im Keller lässt und alles einfach auf sich einprasseln lässt.«
Beide Kritiken belegen, wie spannend Auseinandersetzung mit Oper
ist und wie wichtig es ist, Schüler an diese Musikform heranzuführen. Auch wenn man diese Inszenierung ablehnt, so gibt sie viel
Stoff zum Diskutieren und sie schärft bei Schülern die Urteilsbildung.
Bei Teilnahmewunsch an dem kostenlosen Programm, können sich
Schulen an den Leiter von TATORT OPER, Dr. Stephan Schmidt, wenden: [email protected]
Dr. Stephan Schmidt
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses
K. Angermann und F. Hilbrich bei der Diskussion
Szenenfoto aus Die Macht des Schicksals
Probenbesuch Die Macht des
Schicksals
GFO-STAMMTISCH
AM 19. JANUAR 2016
Vor der Premiere von Verdis Oper Die Macht des Schicksals durften
die GFO-Mitglieder wieder eine Bühnenorchesterprobe besuchen.
Vor Beginn der Probe informierte Chefdramaturg Dr. Klaus Angermann die Besucher über die Textvorlagen und die musikalische Stellung des Stücks im Schaffen Verdis. Er umriss die Themen der Oper:
Liebe, Hass, Eifersucht, Vorurteile, Krieg – und natürlich die Frage:
Gibt es die »Macht des Schicksals« tatsächlich oder was bestimmt
das Verhalten der Menschen zu- und untereinander?
An diesem Abend wurde der 2. Akt geprobt. Es fiel auf, dass vor
allem im szenischen Ablauf auf der Bühne noch einige Unklarheiten
vorhanden waren. In der Probenpause erklärte Regisseur Frank
Hilbrich den Grund: Bei der Klavierhauptprobe am Vortag hatten
sich etliche Änderungen ergeben, die nun ganz kurzfristig von allen
Beteiligten gelernt und umgesetzt werden mussten.
Besonders gefordert waren die Bühnentechniker, die die Geschwindigkeit der Drehbühne der Handlung anpassten, und die Beleuchter,
die die Scheinwerfer immer wieder neu ausrichteten.
Ein großes Dankeschön geht an Herrn Hilbrich, der sich trotz der
schwierigen Proben viel Zeit für die Erklärung seines Regiekonzeptes und die Beantwortung unserer Fragen genommen hat!
Gabriele Warda
Trotz Eis und Schnee fanden am 19. Januar 2016 16 Opernfreundinnen und -freunde den Weg ins »Meiers Lebenslust« zum GFOStammtisch mit Tapeziermeister Matthias Wohlt. Nachdem wir uns
etwas warmgeredet hatten, berichtete Herr Wohlt über seine vielseitige Arbeit am Staatstheater Hannover. Seine Abteilung mit drei
Mitarbeitern und einem Auszubildenden betreut alle fünf Spielstätten. In der Tapezierwerkstatt wird alles hergestellt, was mit Stoffen
und Textilien (auch Leder und Kunststoff) zu tun hat: Möbel polstern
oder aufarbeiten, Bodentücher für die Bühne oder Projektionsflächen für Videoeinspielungen nähen, Wandbespannungen, Rundhorizonte herstellen und vieles mehr. Eine besondere Arbeit war der
Riesenfächer im Rheingold. Darüber hinaus ist Herr Wohlt für den
Einkauf des Materials, die Pflege des Stofflagers sowie die Erstellung
der Dienst- und Produktionspläne verantwortlich. Nach der Ausbildung zum Raumausstatter und der Bundeswehrzeit arbeite er nun
schon seit über dreißig Jahren für das Staatstheater, berichtete
Matthias Wohlt. Seine Meisterprüfung legte er übrigens parallel zur
»normalen« Arbeit ab. So konnten wir an diesem Abend einen weiteren interessanten Blick hinter die Kulissen werfen und lernten
einen liebenswürdigen, sachkundigen Theatermenschen kennen.
Gabriele Warda
Werden auch Sie ein Freund des Opernhauses – jeder ist herzlich willkommen!
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. |
GFO-Geschäftsstelle
bindung
Vorstands­vor­sitzender
Christoph Trestler |
Postanschrift der
Geschäftsstelle der GFO, c/o Nord/LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover |
Bankver­
IBAN: DE33 2505 0000 0101 4247 37, BIC: NOLADE2HXXX | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen
für eine Einzelperson 50 €, für jedes weitere Familienmitglied 25 €, für Schüler und Studenten 10 €, für Firmen 200 €. Fragen
zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer (friederike.
[email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de
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fundus
Wieder da:
Falstaff
Stefan Adam in der Titelrolle von
Verdis komischer Oper
Eigentlich erstaunlich, dass Verdi, der doch
Zeit seines Lebens fast nur tragische Stoffe
vertonte (siehe unsere letzte Opern-Premiere
Die Macht des Schicksals), sich mit dem heiteren Falstaff von der Opernbühne verabschiedete. Doch obwohl Verdi alle Komödienregister zieht und den schwergewichtigen
Ritter tüchtig zum Gespött macht, triumphiert am Ende doch die Weisheit und feine
Ironie des Titelhelden. Ab dem 12. März ist
Bariton Stefan Adam wieder in Olivier Tambosis quirliger Inszenierung zu erleben. Am
Pult des Niedersächsischen Staatsorchesters
Hannover steht Gastdirigent Ira Levin.
»Regisseur Olivier Tambosi erzählt die Geschichte wie einen Comic mit Musik.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Wiederaufnahme
Samstag, 12. März 2016, 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen
Fr, 18.03. | Sa, 02.04. | Sa,
09.04. | Mi, 20.04. | Sa, 07.05. | Fr, 10.06.; jeweils
Falstaff –
­ Paraderolle für Stefan Adam
19.30 Uhr
Hannoperaner unterwegs
Auch im Frühjahr sind Mitglieder der Staatsoper an anderen Bühnen
aktiv, wovon wir wie in jeder Ausgabe gerne berichten – ohne Garantie auf Vollständigkeit.
Matthias Winckhler ist im März mit der Nederlandse Bachvereniging in den Niederlanden auf Tournee. Unter der Leitung von Jos
van Veldhoven wird er die Matthäus-Passion singen. Im April stehen dann bei einem Konzert in Salzburg Dichterliebe, JedermannMonologe und Heine-Vertonungen von Franz Schubert auf dem Programm des jungen Baritons. Tobias Schabel, Bass im Ensemble der
Staatsoper, kehrt im April an seine letzte Wirkungsstätte, die Staatsoper Berlin, als Maljuta-Skuratow in Rimsky-Korsakows Die Zarenbraut zurück. Am Staatstheater Nürnberg wirkt Edward Mout in
einem der ungewöhnlichsten Theaterwerke des 20. Jahrhunderts
mit: Leoš Janáčeks Aus einem Totenhaus. In der Inszenierung von
Calixto Bieito wird der Tenor die Partie des Skuratov im März und
April übernehmen. Generalmusikdirektorin Karen Kamensek feiert
mit Philip Glass‘ Akhnaten im März ihr Debüt an der English National Opera und leitet im April zwei Konzerte der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Sein Rollendebüt als ›Boris Godunov‹
feiert Shavleg Armasi in der Premiere von Mussorgskis gleichnamiger Oper am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Last but not
least ist für eine konzertante Aufführung Candide der Korrepetitor
Cameron Burns Assistent bei Jeffrey Tate, Chefdirigent der Hamburger Symphoniker.
Orchester
Impressum
Herausgeber Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover Intendant Dr. Michael Klügl
Dr. Olaf Roth TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE
UMSETZUNG Birgit Schmidt Druck Steppat Druck Fotos Lukas Beck (7 unten), Nilz Böhme (12), Marc Ginot (14 oben), Insa Hagemann (2/3), Thomas M. Jauk (1, 6, 10/11, 13
Mitte, 19, 21, 22, 23 rechts, 24), Jörg Landsberg (Titel, 7 oben), Bernard Martinez (14 unten), Bernd Uhlig (9 links), Gert Weigelt (8 links, 9 rechts), Ida Zenna (8 rechts)
TITELBILD Monika Walerowicz und Ensemble in Verdis Die Macht des Schicksals
Redaktion
seitenbühne . März / April 2016
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