Instrumentelle Bioanalytik

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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
7-1
Einführung
Lichtmikroskopie
Fluoreszenzmikroskopie
Konfokal-Mikroskopie (CLSM)
Elektronenmikroskopie
Rasterkraftmikroskopie
Optisches Rasternahfeldmikroskop
29.01.2012
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7. Mikroskopie
7.1 Einführung
Historie
1600 Drebbel
1. Mikroskop
Kepler (erstes M. mit 2 Sammellinsen), Hooke, Leeuwenhoeck, Malpighi
1890 Abbe
Theorie
1913 Lehmann, Prowazek
Fluoreszenz
1941 Zernike
Phasenkontrast
Nobelpreis
1955 Nomarski
DIC
1957 Minsky
Konfokal
1982 Binning, Rohrer
STM
Nobelpreis
1986 Binning, Gate, Gerber AFM
1990 Hell
4Pi
historische Lichtmikroskope
Antonie van Leeuwenhoeck, 1660
275 fach, 1,3 mm
erste Zeichnungen
von Bakterien
7-2
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verbessertes Design,
John Yarwell, 1680
Lichmikroskop von Robert
Hooke (mit 2 Linsen)
(Zeichnung von Korkzellen)
7. Mikroskopie
7.1 Einführung
Größe von biologischen Strukturen
vs. Auflösung
Der kleinste noch auflösbare Abstand
zweier Punkte ist etwa halb so groß wie
die Wellenlänge der verwendeten
elektromagnetischen Strahlung.
Bei einer Wellenlänge von
λ = 400 - 700nm (sichtbarer Lichtbereich)
entspricht dieses einem Abstand von
ca. 200 – 350 nm bzw. ca. 0.2 - 0.35 μm.
7-3
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7. Mikroskopie
7.2 Lichtmikroskopie
Strahlengang (vereinfacht)
Objekt zwischen f und 2f :
Reelles Bild das auf dem Kopf steht
7-4
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Objekt zwischen 0 und f :
Virtuelles Bild seitenrichtig
7. Mikroskopie
7.2 Lichtmikroskopie
Vergößerung  Auflösung
d: Abstand zwischen zwei Punkten
A: numerische Apertur (NA)
n: Brechzahl des Mediums zwischen Deckglas und Objektiv .
Erhöhung der Auflösung durch Ölimmersion
Immersionsöl
a bezeichnet den halben Öffnungswinkel zwischen Präparat und
Objektiv. Das Auflösungsvermögen des Lichtmikroskops ist im
Wesentlichen abhängig von der Wellenlänge des verwendeten
Lichtes und dem Winkel a.
Eine Verringerung des Arbeitsabstandes vergrößert den
Öffnungswinkel. Für eine optimale Auflösung sollte der Winkel a
so groß wie möglich sein (im besten Fall ungefähr 70°).
Immersionsöl erhöht den Brechungsindex n zwischen Objekt und
Objektiv.
7-5
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Steigerung des Öffnungswinkels ( a ) durch Verwendung von
Immersionsöl. Gezeigt sind die Strahlengänge dreier eng
benachbart liegender Punkte eines Objektes (1, 2 und 3), die
bei Verwendung von Immersionsöl aufgelöst werden (rechts).
Ohne Immersionsöl (links) werden die Strahlen 2 und 3 an der
Grenzfläche zwischen Deckglas und Luft gebrochen
Typische Objektive
Billig:
Apertur 0.1 Auflösung 2,75μm
Hochwertig: Apertur 0,65 Auflösung 0,42μm
Öl:
Apertur 1,4 Auflösung 0,20μm
7. Mikroskopie
7.2 Lichtmikroskopie
Kontraststeigerung (1): Hellfeld  Dunkelfeld
Hellfeld:
Kreisförmige Blende
Transmission
Dunkelfeld:
Ringförmige Blende
Sichtbar sind Umrisse
und Beugung
Kutikulapräparation eines Embryos von
Drosophila melanogaster, etwa 22h alt
[http://de.wikipedia.org/]
7-6
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7. Mikroskopie
7.2 Lichtmikroskopie
Kontraststeigerung (2): Phasenkontrast-Mikroskop
Prinzip
1) Abschattung durch Ringblende
vor Eintritt in Objekt
2) Phasendrehung durch λ/2 Plättchen
nur des Objektlichtes
3) Mischung Objektlicht und Direktlicht
(Interferenz)
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Phasenverschiebung beim
Durchgang durch ein Objekt mit
anderem Brechungsindex als
das umgebende Medium
7. Mikroskopie
7.1 Lichtmikroskopie
Phasenkontrast-Mikroskop
(S) surround wave
(D) diffracted wave
(P) resulting particle wave
Depending upon the configuration and properties of the phase
ring positioned in the objective rear focal plane, specimens can
be observed either in positive or negative phase contrast.
http://www.microscopyu.com/tutorials/java/phasecontrast/
positivenegative/index.html
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7. Mikroskopie
7.1 Lichtmikroskopie
Kontraststeigerung (3): Differenzial-Interferenzkontrast / DIC-Mikroskop
Differentieller Interferenzkontrast, DIC von engl. differential interference contrast
Prinzip: Methode nutzt die Unterschiede in der optischen Weglänge im betrachteten Objekt und stellt
diese als Helligkeitsunterschiede im Mikroskopiebild dar. Dadurch können transparente Objekte sichtbar
gemacht werden. Das Bild entspricht der lokalen Änderung (Gradient) des Brechungsindex der Probe
(daher die Bezeichnung "differentieller" Bildkontrast).
Auflicht: Bildkontrast gibt die Änderungen der Oberflächenmorphologie wieder.
Durchlicht: plastische Bilder des Objekts.
Strahlengang der DIC-Mikroskopie
[http://de.wikipedia.org/wiki/Differentialinterferenzkontrast]
7-9
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7. Mikroskopie
7.2 Lichtmikroskopie
Kontraststeigerung: Differenzial-Interferenzkontrast
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7. Mikroskopie
7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Beispiel:
Triple-Fluorescence-labeled
endothelial cells:
Red: Actin-Filaments
labeled with Phalloidin
Green: Membranes (DiO-C6)
Blue: Nuclei (DAPI-staining
of DNA)
4′,6-Diamidin-2-phenylindol
7-11
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7. Mikroskopie
7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Epifluoreszenzmikroskopie
(Auflichtfluoreszenzmikroskopie)
fluoreszenzmikroskopisches Verfahren, bei dem die Fluoreszenz auf
derselben Seite nachgewiesen wird, von der aus die Anregung erfolgt.
Dieses Verfahren funktioniert analog zur Reflexionsmikroskopie, bei der
ebenfalls Anregung und Nachweis in derselben Halbebene bezüglich des
Präparates stattfinden.
Im Gegensatz dazu finden in der Transmissionsfluoreszenzmikroskopie
Anregung und Nachweis in verschiedenen Halbebenen statt.
7-12
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7. Mikroskopie
7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Anregungslichtquellen
[http://zeiss-campus.magnet.fsu.edu/articles/basics/fluorescence.html]
7-13
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7. Mikroskopie
7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Farbstoffe (Fluoreszenzsonden) (1)
Anregung
Emission
http://www.invitrogen.com/site/us/en/home/support/Tutorials.html
7-14
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7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Farbstoffe (Fluoreszenzsonden) (2)
interaktiv
[http://www.invitrogen.com/site/us/en/home/support/Research-Tools/Fluorescence-SpectraViewer.html]
7-15
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7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
Epifluoreszenzmikroskopie
Filterselektion – Kombination von Filtersets zwecks Optimierung
7-16
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7. Mikroskopie
7.3 Fluoreszenz-Mikroskopie
TIRF Microscopy (TIRFM)
Principles of TIRF
Chemically Modified TIRF slides and
TIRF Microscopy lightguides
29.01.2012
6-17
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7. Mikroskopie
7.4 Konfokal-Mikroskopie
Problem der konventioneller Mikroskopie:
Licht, welches von außerhalb des Fokuspunktes kommt
(unterhalb bzw. darüber) gelangt ebenfalls zum Detektor
 verschwommener Fleck, der die Qualität des Bildes
herabsetzt.
Lösung: Einsatz einer Lochblende:
Hintergrundsignal ebenfalls fluoreszierender Bestandteile
aus höher oder tiefer liegenden Schichten des Präparats
wird ausgeblendet.
Durch Scannen übereinander liegender Schichten und
anschließende Rekonstruktion der so gewonnenen
Einzelbilder können dreidimensionale Bilder erstellt
werden. Tiefenauflösung 0,8 mm, abhängig von
Lochblendendurchmesser
Hohe Anforderungen
Laser mit intensiver, kohärenter und paralleler Strahlung
 Confocal Laser Scanning Microscopy (CLSM)
Ergebnis:
 sehr schafes Bild ohne Unschärfe (Auswaschungen)
 etwas höhere Auflösung als konventionelle
Epifluoreszenz-Mikroskopie.
7-18
20.12.2011
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7. Mikroskopie
7.4 Konfokal-Mikroskopie
Confocal Laser Scanning Microscopy (CLSM)
Epifluoreszenz
vs Konfokal
Zelle mit Teilungsapparat
Spectral Imaging Confocal Microscopy (with Emission Curve Analysis)
Leica Confocal Microscope TCS SP2:
Monochromator in front of the detector
AOBS: Acousto-Optical Beam Splitter (instead of dicroic mirror)
META System of Zeiss: 32 PMT-detectors every 10.7 nm
(400 – 720 nm): simultaneous wavelength analysis.
lambda-stack
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7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
Prinzip
Abbildung eines Objektes mit Hilfe von
Elektronen(strahlen).
Vorteil: schnelle Elektronen (als Materiewelle)
besitzen eine sehr viel kleinere Wellenlänge als
sichtbares Licht
 höheres Auflösungsvermögen
derzeit realisiert: etwa 0,1 nm
Nachteile:
elektronenoptische Bauteile besitzen hohe
Aberrationen (Abbildungsfehler)
 nutzbare Auflösung fast um 2 Größenordnungen kleiner als Elektronenwellenlänge
(100 keV  0,0037 nm)
Elektronenmikroskopischen Daten (Bilder) werden
oftmals falsch „interpretiert“ (digitale
Bildverarbeitung)
(Aufwändige) Probenpräparation kann zu
Artefakten führen.
7-20
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7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
Instrumentation
Elektronenquelle:
Erzeugung von freien Elektronen (Glühkathode) und Beschleunigung dier
Elektronen durch eine um die Strahlachse liegenden Anode. Die Spannung
zwischen Kathode und Anode bestimmt die Energie der Elektronen und
liegt je nach Mikroskop zwischen wenigen Kilovolt bis zu 3 Megavolt.
Elektronenlinsen, die die Flugbahnen der Elektronen ablenken können.
Meist werden magnetische Linsen verwendet, zum Teil auch
elektrostatische. Elektronenlinsen haben die gleiche Funktion wie
Glaslinsen im Lichtmikroskop. Während die Brennweite der Glaslinsen fest
liegt, ist sie bei Elektronenlinsen regelbar.
Neben Linsen kommen wie beim Lichtmikroskop auch Blenden zum
Einsatz.
Vakuumsystem: notwendig für effiziente Erzeugung eines
Elektronenstrahls; verhindert die Kollision der Elektronen mit
Gasmolekülen.
Objekthalterung: garantiert stabile Lage des Objekts.
Darüber hinaus sind oft Manipulationsmöglichkeiten erwünscht, von denen
je nach Art des Objekthalters unterschiedliche Kombinationen realisiert
werden: Verschiebung, Drehung, Kippung, Heizung, Kühlung, Dehnung.
Detektoren, die die Elektronen selbst oder sekundäre Signale
registrieren.
Mikroskopsäule (engl. column) bildet den Rahmen für alle
elektronenoptischen Bauteile, schirmt in der Regel magnetisch ab, um die
Einflüsse äußerer Magnetfelder auf die Messungen abzuschwächen, und
dichtet das im Inneren aufrecht zu erhaltende Vakuum ab.
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29.01.2012
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Strahlengang und Anordnung der Linsen im
Transmissionselektronenmikroskop (TEM) im
Vergleich zum Lichtmikroskop (LM)
7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
Aufnahmetechniken (Bilderzeugung)
Ruhebildmikroskopie:
Objektbereich wird mit einem feststehenden, breiten
Elektronenstrahl bestrahlt. Das Bild wird hier erzeugt,
indem ein Teil der vom Objekt ausgehenden Elektronen zur
Bilderzeugung mittels eines elektronenoptischen Systems
verwendet wird.
Elastische Streuung
eines Elektrons innerhalb
eines Atoms
Wichtig ist, dass die Elektronen im Objekt - anders als Licht – auch
stark inelastisch gestreut werden und Energie verlieren.
Generell kann der Ruhebildmodus nur genutzt werden, wenn nach
der Wechselwirkung des Elektronenstrahls mit dem Objekt genügend
Elektronen mit einer hinreichend schmalen Energieverteilung zur
Verfügung stehen und gleichzeitig nicht zu viele Elektronen mit
abweichenden Energien auftreten. Dies ist nur für hinreichend dünne
Objekte gegeben.
Wechselwirkungsvolumen in
kompakten Proben in Abhängigkeit von
der Beschleunigungsspannung und der
Ordnungszahl (Z)
Rasterelektronenmikroskopie
REM bzw. SEM (scanning electron microscop)
Mit Hilfe eines elektronenoptischen Systems elektromagnetischer und elektrostatischer Linsen wird ein
feiner Elektronenstrahl erzeugt, der zeilenweise über den zu untersuchenden rechteckigen
Objektbereich geführt wird („gerastert“). Das Bild kommt dabei durch die synchrone Registrierung
eines vom Elektronenstrahl ausgelösten oder beeinflussten Signals zustande.
7-22
29.01.2012
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7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
Aufnahmetechniken (Geometrie)
Transmission:
Die schnellen Strahlelektronen werden nach Durchgang durch
das Objekt zur Bilderzeugung verwendet werden, wobei in der
Regel nur sehr kleine Streuwinkel erfasst werden.
Transmissionselektronenmikroskope (TEM) arbeiten
meistens nach der Ruhebildmethode.
Gelegentlich wird auch die Rastermethode angewendet: RasterTransmissionselektronenmikroskop (STEM, „scanning
transmission electron microscopy/microscope“).
Die untersuchten Objektbereiche müssen sehr dünn sein
(man spricht von Elektronentransparenz, für heute übliche
Beschleunigungsspannungen bzw. Elektronenenergien: maximal einige
100 nm Dicke für sehr grobe Auflösung, typisch unter 100 nm Dicke; für
Hochauflösung maximal einige 10 nm).
„Reflexion“
Werden zur Bilderzeugung hauptsächlich andere Signale als die transmittierten Elektronen
eingesetzt, so gibt es dafür keine feststehende Bezeichnung.
Die benutzten Signale sind meist Sekundärelektronen, seltener Rückstreuelektronen.
Will man kompakte Objekte untersuchen, so ist dies die einzige Möglichkeit.
In der Regel kann hierfür nur mit Rasterverfahren (s. o.) gearbeitet werden.
7-23
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7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
TEM (Transmissionselektronenmikroskopie)
Die Elektronen durchstrahlen das Objekt, das zu diesem Zweck
entsprechend dünn sein muss ( Probenpräparation). Je nach
Ordnungszahl der Atome, aus denen das Objekt besteht, der Höhe der
Beschleunigungsspannung und der gewünschten Auflösung kann die
sinnvolle Objektdicke von wenigen Nanometern bis zu einigen
Mikrometern reichen. (biologische Proben: meist 80 – 120 keV, ≤ 100 nm)
In der zu untersuchenden Probe werden die Elektronen gestreut, das heißt ihre
Bewegungsrichtung ändert sich. Teilweise verlieren sie dabei auch
Bewegungsenergie (inelastische Streuung). Elastisch gestreute Elektronen, die das
Objekt unter demselben Winkel verlassen, werden in der hinteren Brennebene der
Objektivlinse in einem Punkt fokussiert.
Man kann nun in dieser Ebene mit einer Blende (Objektivblende beziehungsweise
Kontrastblende) nur die Elektronen passieren lassen, die nicht gestreut wurden. Da
Atome mit höherer Ordnungszahl sowie dickere Objektbereiche stärker streuen, wird
der entstehende Kontrast Massendickenkontrast genannt. (Hinweis: sehr stark
vereinfachte Betrachtungsweise der Bildgebung/entstehung). Dieser Kontrast
ermöglicht bei amorphen Festkörpern eine recht einfache Interpretation der
erhaltenen Abbildungen.
Der Kontrast kristalliner Materialien folgt komplizierteren Gesetzmäßigkeiten und wird
als Beugungskontrast bezeichnet. Durch eine Änderung des Projektivlinsensystems
kann anstatt des Zwischenbildes auch die Fokusebene der Objektivlinse vergrößert
abgebildet werden. Man erhält so ein Elektronenbeugungsbild, mit dessen Hilfe sich
die Kristallstruktur der Probe bestimmen lässt.
Die Mikroskopie im Vakuum erfordert präparative Maßnahmen für das (biologische) Objekt (Fixieren,
Einbetten, Einfrieren), damit es nicht durch Trocknungsartefakte zerstört wird
7-24
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7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
TEM – Biologische Präparate
Präparationsverfahren (1) - Übersicht
Ganze Zellen oder Gewebeteile werden in spezielle Harze eingebettet, um sie mit dem Ultramikrotom zu
Ultradünnschnitten (≤ 100 nm) zu verarbeiten.
Zellwandfragmente, Membranen, Hüllen von Organellen, Proteine und andere makromolekulare Strukturen
sind dünn genug. Ein kleiner Tropfen der Probe (2 – 5 ul) wird auf den Objektträger (Trägernetzchen, Grid)
pipettiert und nach kurzer Zeit mit Filterpapier abgesaugt. Das noch feuchte Präparat wird durch Eintauchen
in ein Kryogen eingefroren oder kontrastiert.
Fixierung – um die Probe realistischer darstellen zu können. Verwendet werden Glutardialdehyd zur Vernetzung
und damit Verhärtung der Proteine und Osmiumtetroxid, welches Lipide schwarz färbt und gleichzeitig fixiert.
Cryo-Fixierung – die Probe wird in flüssigem Ethan bei weniger als −135 °C
schockgefroren. Dabei kristallisiert das Wasser nicht, sondern bildet vitrifiziertes
(glasartiges) Eis. Bei dieser Methode wird die biologische Probe mit der
geringsten Artefaktbildung fixiert. Allerdings ist der Kontrast sehr gering.
Dehydratisierung – Wasser wird entfernt und schrittweise durch Ethanol oder
Aceton ersetzt.
Einbettung – um Gewebe sektionieren zu können. Hierzu werden meist
Acrylharze genutzt.
Sektionierung – Aufteilen der Probe in dünne Scheiben (Ultradünnschnitte).
Diese können auf einem Ultra-Mikrotom mit einer Diamant- oder Glasklinge
geschnitten werden.
Färbung (Negative Stain) – schwere Atome wie Blei- oder Uran-Atome
streuen Elektronen stärker als leichte Atome und erhöhen so den Kontrast.
Hier werden Reagenzien wie Uranylacetat oder Bleicitrat verwendet.
7-25
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Instrumentelle Bioanalytik
A: Probenhalter für Kryoelektronenmikroskopie
B: Trägernetzchen (3 mm )
C: Kohlefilm mit Löchern
7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
TEM – Biologische Präparate
Präparationsverfahren (2) - Negativkontrastierung
Negativkontrastierung mit Schwermetallsalzen:
- einfache und schnelle Methode zur Darstellung von Proteinen, Proteinaggregaten und Membranen.
- maximal nutzbare Auflösung von 1,0 bis 1,5 nm (entspricht Proteindomänen mit etwa 5 bis 15 AS)
Schematische Darstellung der verschiedenen Kontrastierungsarten für die Abbildung von Makromolekülen im TEM.
Die Kontrastierungen mit Schwermetall führen zu sehr unterschiedlichen Dichteverteilungen im EM-Bild und liefern
jeweils andere Strukturinformationen. Nur bei der Einbettung der Proteine in (amorphes) Eis stammt der Kontrast vom
Objekt selbst, sonst wird das die Moleküle umgebende oder eingelagerte Metall abgebildet.
7-26
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.5 Elektronenmikroskopie
TEM – Biologische Präparate
Präparationsverfahren (3) – Bedampfung mit Schwermetallen
Gefrierbruch/Gefrierätzung (freeze etching)
Intakte Gewebe oder Zellen werden eingefroren und im Vakuum geschnitten oder gebrochen; die Oberfläche wird
durch Sublimation des Eises freigelegt und mit einer dünnen Metallschicht (meist 1 - 2 nm Pt/C) unidirektionell oder
einem Winkel von 20 – 60° bedampft und anschließend mit senkrechter Bedampfung mit 10 – 20 nm Kohle
stabilisiert. Die anhaftenden biologischen Teile werden mit oxidierenden/ätzenden Flüssigkeit entfernt und der
verbleibende Abdruck im Mikroskop betrachtet (Replikattechnik) ( 3D-Information von Oberflächen und
aufgebrochenen Zellen)
Direkte Bedampfung
Variante, zur Mikroskopie von isolierten Proteinen oder Membranen. Wie bei der Negativkontrasttechnik werden die
Objekte auf den Objektträgernetzchen adsorbiert und in der Kälte bedampft. Als kontrastierende Metalle werden
entweder Pt/C (1 – 1,5 nm) oder auch Ta/W (etwa 0,5 nm) verwendet
EM-Aufnahmen eines zweidimensionalen
Proteinkristalls (Oberflächenprotein des Bakteriums
Deinnococcus radiodurans) mit verschiedenen
Kontrastierung . Die Vergrößerungen stellen
Mittelungen über viele Einheitszellen dar.
A: Bei Einbettung in amorphes Material (Eis) liefert das
Protein selbst den Kontrast und erscheint dunkel.
B: Bei Negativkontrastierung erscheint das Protein hell,
das Schwermetallsalz (Phosphorwolframat) hingegen
dunkel.
C: Unidirektionelle direkte Bedampfung mit Metall
(Ta/W) liefert zwei Ansichten, von der physiologischen
Innen- bzw. Außenseite des Kristalls, die damit leicht
unterschieden werden können.
7-27
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Das Rasterkraftmikroskop (AFM atomic force microscope) wurde1986 entwickelt/vorgestellt
(durch Gerd Binnig, Calvin Quate und Christoph Gerber).
Wichtiges Werkzeug in der Oberflächenchemie, dient zur mechanischen Abtastung von
Oberflächen und der Messung atomarer Kräfte auf der Nanometerskala.
Gehört zur Familie der Rastersondenmikroskopie (SPM, scanning probe microscopes), welche
Oberflächen mit spitzen Sonden abtasten: Art der spezifischen Wechselwirkung der Sonde mit dem
Objekt bestimmt die Zugehörigkeit, z.B.
Optische Signale  Rasternahfeldmikroskop (scanning near-field microscope, SNOM)
Tunnelströme  Rastertunnelmikroskop (scanning tunneling microscope, STM)
Mittlerweise sind über zwanzig verschiedene Messanwendungen für die Rastersondenmikroskopie
anorganischer und organischer Proben entwickelt worden.
Oberfläche von Natriumchlorid (Kochsalz) mit dem
Rasterkraftmikroskop im Nicht-Kontakt-Modus im Ultrahochvakuum
aufgenommen. Man sieht die einzelnen Atome als Erhebungen bzw.
Vertiefungen in dieser 3-dimensionalen Darstellung.
(Messung: Center for Nanotechnology (CeNTech), Universität Münster,
Deutschland)
7-28
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Wechselwirkungskräfte
Tab.
Kräfte zwischen
AFM-Sonde und Objekt
Kraft
Kraftrichtung
Reichweite
Kraft bei Kontakt der
Elektronenhüllen
abstoßend
extrem kurz
(≤ 0,1 nm)
Van-der-WaalsWechselwirkungen
anziehend
sehr kurz
(wenige Nanometer)
elektrostatische WW
anziehend/abstoßend
kurz (nm bis um)
Kapillarkräfte
(Sonde im Wasser)
anziehend
weit (um bis mm)
Vorteile der AFM (bei biologischen Proben):
-
Oberflächen können in Flüssigkeiten (unter physiologischen Bedingungen) abgebildet werden
Signal-zu-Rausch-Verhältnis besser als bei Licht- und Elektronenmikroskopie
Auflösung im Subnanometerbereich
Probe wird bei Untersuchung nicht beschädigt bzw. Funktionsfähigkeit bleibt erhalten
7-29
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Funktionsprinzip
Eine scharfe Messspitze (tip), die sich auf einem elastisch biegsamen Hebelarm (cantilever) befindet, wird
als Messsonde (probe) in geringem Abstand in einer Rasterbewegung über die Probenoberfläche geführt.
Ein piezoelektrischer Scanner bewegt hierfür entweder die Spitze über die Probe oder die Probe unter der
feststehenden Spitze. Die Verbiegungen des Hebelarms, hervorgerufen durch Kräfte zwischen Probe
(sample) und Spitze, werden hochaufgelöst gemessen, meist indem ein Laserstrahl auf die Spitze
gerichtet und der reflektierte Strahl mit einem Photodetektor aufgefangen wird (Lichtzeigerprinzip). Die
WW-Kräfte liegen typischerweise in der Größenordnung von 0,01 bis 100 nN und setzen sich aus
repulsiven und attraktiven Beiträgen unterschiedlicher Reichweite zusammen (siehe Tabelle).
Ein wichtiges Element eines Rasterkraftmikroskops ist der Controller, der die Bewegung des Scanners und
der Probe bzw. Spitze steuert sowie die Signale auswertet. Die Bedienung des Geräts wird erleichtert,
wenn die Positionierung des Lasers und der Spitze durch ein lichtoptisches Mikroskop unterstützt werden.
Abb. Schematische Darstellung des
Rasterkraftmikroskops.
Die auf einer Unterlage immobilisierte Probe wird
mit einem dreiachsigen piezoelektrischen Element
unter der Messspitze bewegt. Während dieser
Rasterbewegung wird die Verbiegung der
Blattfeder mithilfe eines Laserstrahles und eines
Photodetektors gemessen. Die
Spannungsdifferenz zwischen den oberen und
unteren Segmenten des Photodetektors
(V = (A + B) - (C + D)) ist dabei ein direktes Maß
für die Verbiegung der Feder.
7-30
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Funktionsprinzip - Betriebsmodi
Das Rasterkraftmikroskop kann in verschiedenen Betriebsmodi betrieben werden. Die Betriebsmodi können
nach drei Systematiken geordnet werden, je nachdem
- ob eine Bildgebung erfolgt:
bildgebend
spektroskopisch
- welche Wechselwirkungen für die Messungen genutzt werden:
Kontakt-Modus
Nicht-Kontakt-Modus
Intermittierender Modus
- wie die Bewegung der Nadel geregelt wird:
Constant-height-Modus
Constant-force/amplitude-Modus
Abb. Die drei Modi der AFM:
(a) Kontakt-, (b) Nicht-Kontakt- und (c) Intermittent-Modus
Kontakt-Modus
In allen Kontakt-Messmethoden steht die Messspitze in direktem mechanischem Kontakt mit der zu
vermessenden Oberfläche. Zwischen den Elektronenhüllen der Atome an der Oberfläche und der sie berührenden
Messspitze entsteht dabei eine starke elektrostatische Abstoßung.
- ungeregelt: constant height mode (älteste Messmethode: Topographie aus Auslenksignal der Blattfeder)
- geregelt: constant force mode (in z-Richtung wird so nachgeregelt, dass die Kraft zwischen Probe und Spitze
konstant bleibt (langsamer, dafür schonender für die Probe)
7-31
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Funktionsprinzip – Betriebsmodi (2)
Nicht-Kontakt-Modus (NC-AFM) (non-contact, dynamic mode)
Dynamischer Anregungsmodus. Federbalken wird durch ein zusätzliches Piezoelement resonant zur Schwingung
angeregt (Schwingkreis). Wenn Kräfte zwischen Spitze und Probe auftreten, ändert sich die Frequenz des Schwingkreises 
Frequenzverschiebung ist Maß für Kraftwechselwirkung
Im (Ultra)Hochvakuum höchste Auflösung im Vergleich zu anderen Betriebsarten
Intermittierender Modus (intermittent mode, tapping mode)
Ebenfalls dynamischer Anregungsmodus. Externe Anregung des Federbalken bei einer festen Frequenz nahe der
Resonanzfrequenz. WW-Kräfte zwischen Spitze und Probe verändern die Resonanzfrequenz des Systems, wodurch sich die
Schwingungsamplitude und die Phase (zwischen Schwingung und Anregung) ändern. Als Regelsignal wird meistens die
Amplitude genutzt, die über einen Regelkreis konstant gehalten wird, indem der Abstand angepasst wird.
Bester Modus unter Umgebungsbedingungen und in Flüssigkeiten.
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Funktionsprinzip – Betriebsmodi (3)
Abb. Abbildungsverfahren
der Rasterkraftmikroskopie.
A Im Kontaktmodus ist die Spitze in ständigem
Kontakt mit der biologischen Probe und folgt
daher bei Hindernissen der Oberflächenstruktur
der Probe, was zu Verbiegungen der Blattfeder
führt. Deshalb wird mithilfe einer Regelschlaufe
die Kontaktkraft (Verbiegung der Feder) durch
Verändern der Z-Position der Probe konstant
gehalten. Aus dem Korrektursignal kann dann
auf die Topographie der Probenoberfläche
geschlossen werden.
B In dynamischen Abbildungsverfahren oszilliert die Blattfeder nahe ihrer natürlichen Resonanzfrequenz mit einer
Amplitude von wenigen Nanometern. Somit wird das Objekt nur kurzzeitig berührt, wodurch seitliche Wechselwirkungen
reduziert werden. Die Regelschlaufe wird in dynamischen Abbildungsverfahren dazu verwendet, die Amplitude der Oszillation
konstant zu halten.
C Die seitliche Abtastrichtung der AFM-Spitze kann das biologische Objekt verformen. Dies kann durch die präzise
Einstellung der Kontaktkraft, der Rastergeschwindigkeit und der Rückkopplungsparameter verhindert werden.
D Zur Elastizitätsbestimmung wird die Spitze gegen ein weiches Objekt (z. B. Zellen) bewegt. Durch das Verhältnis von
gefahrener Distanz und der tatsächlichen Federverbiegung lässt sich die Elastizität der des Objektes berechnen.
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe
Auflösungen bis in atomare Dimensionen erfordern
besondere Maßnahmen.
Wesentlicher Faktor ist die Dimension der Spitze; die
erreichbare Auflösung hängt von der Schärfe der Spitze und
den Oberflächeneigenschaften des Objektes ab (die
gemessene Topograhpie ist eine nichtlineare Überlagerung des
untersuchten Objektes mit der Spitze)
Biologische Objekte sind relativ weich
(Proteine können z.B. bei größeren Kontaktkräften denaturieren)
 Abbildungsverfahren, Blattfedern und
Abbildungsparameter (Rastergeschwindigkeit,
Rückkopplungsschleifen, Bildgröße) müssen optimiert werden.
 Ionenkonzentration des Puffers ist so zu wählen, dass
repulsive (ca. 0,05 nN) und langreichweitige (mehrere nm)
WW zustande kommen.
Abb. Überlagerungseffekte zwischen Spitze und Probe können die AFM-Topographie verfälschen.
A Die Spitze kann aufgrund ihres endlichen Durchmessers sehr scharfen Kanten nicht folgen. Daher stellt die erhaltene
Topographie (rote Linie) eine Überlagerung zwischen Spitze und Probe dar.
B In vielen Fällen kann die Periodizität von Strukturen unabhängig vom Spitzendurchmesser korrekt aufgelöst werden.
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Präparationsverfahren
Abbildung von biologischen Makromolekülen und Zellen erfordert keine Beschichtung oder
Markierung!
Probenvorbereitung erfordert lediglich die Immobilisierung auf dem Probenträger.
Kompromiss: gut verankertes Objekt (da nur in diesem Fall die genaue Position der Spitze über dem
Objekt bekannt ist) bei gleichzeitiger Minmierung der WW zwischen biologischen Objekt und
Objektträger (um Denaturierung zu verhindern).
Probenträger: Glas, Glimmer, Graphit, metallisierte (z.B. Au-beschichtete) Oberflächen
Für hohe Auflösung: atomar flache Oberflächen notwendig
Proteine und Nucleinsäuren: Glimmer (Schichtsilikat) ist besonders geeignet (Kristallschichten
können leicht gespalten werden, um chemisch relativ inerte und negativ geladene atomar glatte
Oberflächen zu erhalten).
Immobilisierungsstrategien:
Physikalische Kopplung: meist durch Abschirmung abstoßender elektrostatischer WW
( Makromoleküle in geeigneter Pufferlösung hoher Ionenkonzentration aufnehmen und auf frisch
gespaltene Glimmeroberfläche aufgeben)
Kovalente Verknüpfung: chemische Kopplung der Makromoleküle auf funktionalisierten
Substratoberflächen (modifiziert mit reaktiven chemischen Gruppen)
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
AFM biologischer Makromoleküle (1)
Oberflächenstrukturen und auch dynamische Prozesse verschiedenster biologischer Proben unter
nativen Bedingungen beobachtbar.
Objekte: Proteine, DNA, RNA, supramolekulare Komplexe, Bakterien, Zellverbände, Gewebe
höherer Organismen.
Höchste Auflösung nur an isolierten Makromolekülen, die immobilisiert wurden; Zellen/Zellverbände
maximal nur bis 50 nm.
Abb. Cytoplasmatische Oberfläche der nativen
Hochaufgelöste Topographien zeigen nicht nur
Purpurmembran des Halobacteriums salinarum.
einzelne Membranproteine in ihrer nativen Umgebung,
A In der AFM Topographie ist ersichtlich, wie sich
einzelne Bakteriorhodopsinmoleküle zu Trimeren
sondern auch Untereinheiten und Substrukturen 
anordnen. Die Trimere wiederum ordnen sich zu
einem hexagonalen Gitter an. Die Topographie der
Membran wurde in physiologischer Pufferlösung bei
Raumtemperatur aufgenommen.
B Das Diffraktionsbild der gezeigten Topographie
beugt bis zur elften Ordnung (eingezeichnete
Kreise), was eine laterale Auflösung von 0,49 nm
andeutet.
C Die gemittelte Topographie (oben) und die
dazugehörige Standardabweichung (unten) des
Bakteriorhodopsintrimers ermöglicht die strukturelle
Korrelation zu Daten, welche mittels Elektronenkristallographie erhalten wurden. Überlagert wurden
der Umriss der Bakteriorhododopsinmoleküle sowie
die Positionen der sieben transmembranen
a-Helices (A–F).
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
AFM biologischer Makromoleküle (2)
Struktur der FoF1 ATPase
Untereinheiten a, b, 3 a, 3 b und d bilden
den Stator
Untereinheiten c, g, und e bilden den Rotator
Abb. AFM zur Bestimmung der Proteinanordnung und -funktion.
A Na+-getriebene Rotoren der F0F1-ATP-Synthase von Ilyobacter tartaricus. Die hohe Auflösung der Topographie ermöglicht es, die
Stöchiometrie und Anordnung der Proteine eines funktionellen Rotors zu charakterisieren.
B Extrazelluläre Oberfläche der Kommunikationskanäle (gap junctions) aus Epithelzellen der Rattenleber. Die hexameren Proteine zeigen
einen offenen, zentralen Kanal. Das Mittel und die Standardabweichung (SA) lassen Einblicke in die Struktur und Flexibilität zu. Während das
Profil des Mittels den Kanaleingang erkennen lässt, ordnet die SA-Karte dem zentralen Kanal eine erhöhte strukturelle Flexibilität zu.
C In Anwesenheit von 0,5 mM Ca2+ (bei neutralem pH-Wert) schließen die Hexamere ihren zentralen Kanal. Dieser Vorgang wird im
gemittelten Hexamer deutlich und die dazugehörige SA-Karte zeigt, dass der Kanaleingang im geschlossenen Zustand seine Flexibilität
verloren hat. Alle Topographien wurden in physiologischer Pufferlösung bei Raumtemperatur aufgenommen.
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
AFM biologischer Makromoleküle (3)
Dynamische Prozesse
Entscheidender Faktor: Aufnahmezeit für eine einzelne Topographie:
Konventionelles AFM: ein bis fünfzehn Minuten
Forschungsprototypen (ultraschnelle AFMs): Aufnahmezeit im Sekundenbereich (und kleiner)
Anwendungen für biologische Objekte/Fragestellungen
- DNS-Transkription
- Proteindiffusion
- Konformationsänderungen von Proteinen
Untersuchungen zur Elastizität
Mehrere Verfahren, z.B.
- Objekt wird gegen die AFM-Spitze gedrückt, wobei die Auslenkung der Blattfeder mit dem vom
Piezoelement gefahrenen Weg in Beziehung gesetzt wird.
- Dynamisches Abbildungsverfahren: Elastizität lässt sich aus der Phasenänderung der
Blattfederoszillation ableiten.
Problem bei biologischen Objekten (Zellen): Korrelation der Elastizitätsbilder mit strukturellen
Komponenten, die mechanische Stabilität verleihen (z.B. Cytoskelett).
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7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
AFM einzelner Moleküle (1)
Sensitivität von AFMs liegt in der Größenordnung von wenigen Pikonewton
 Messung der Stärke von biologischen und chemischen Bindungen möglich
 Untersuchung des Verhaltens einzelner Moleküle unter mechanischer Belastung
Spezifische Sonden: (z.B.) Fixierung von Proteinen oder niedermolekularen Liganden an der Spitze.
Kraftspektroskopie
Ortsaufgelöste Detektion von spezifischen Bindungen und Bestimmung der zwischenmolekularen
Kräfte:
Proteine – Liganden
Proteine – Nucleinsäure
Antikörper – Antigene
zwischen Zellen
Abb. Kraftmessungen an einzelnen Molekülen: Dabei wird die Spitze zum Beispiel mit Liganden beschichtet und mit
Rezeptoren, welche an einen Probenträger gebunden sind, in Kontakt gebracht. Zur Bestimmung der molekularen
Bindungskräfte werden beide Oberflächen voneinander getrennt. Die Abrisskraft zwischen den Molekülen ist
geschwindigkeitsabhängig und nimmt mit steigender Trennungsgeschwindigkeit zu. Die Trennung einzelner Moleküle lässt
sich mit einer Zwei-Zustands-Energielandschaft beschreiben. Durch Trennen der Moleküle überschreitet man die
Energiebarriere, welche den gebundenen (G) vom ungebundenen (U) Zustand trennt. Hierbei entspricht ΔG† der
Aktivierungsenergie, um die beiden Moleküle voneinander zu trennen, k0 der natürlichen Übergangsrate und Δx der Breite
des Potenzials. Aus der Geschwindigkeitsabhängigkeit der Abrisskraft können k0 und Δx ermittelt werden.
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
AFM einzelner Moleküle (2)
Tab.
Ungefähre Abrisskräfte
chemischer und biologischer
Bindungen
(bei einer Ziehgeschwindigkeit
von etwa 500 nm/s)
Bindungstyp
Abrisskraft
Kovalente Bindung
1 nN
WW zwischen zwei Zellen
500 pN
Biotin-Avidin-Bindung
200 pN
Antikörper-Antigen-Bindung
< 200 pN
Protein-Zucker-Bindung
100 pN
Protein/Protein- oder Protein-DNA-WW
10-50 pN
Wasserstoffbrücke
wenige pN
Weitere Anwendungen der Kraftspektroskopie:
Messung der Elastizität von einzelnen Polysaccharid- oder Nucleinsäuresträngen
Kontrollierte Entfaltung von einzelnen Proteinen
Abb. Ein Proteinkonstrukt, welches aus mehreren
(hier Immunoglobulin-27-)Domänen besteht, kann
mit dem Rasterkraftmikroskop gestreckt werden.
Dabei entfaltet jede Domäne in einem einzelnen
Schritt und die Abrisskraft kann gemessen werden.
Das charakteristische Sägezahnmuster in der
Kraftabstandskurve kommt dabei durch die
sequenzielle Entfaltung der Domänen zustande.
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
7.6 Rasterkraftmikroskopie
Adhäsion von Zellen / Wechselwirkung von Zellen (BioAFM)
[http://www.jpk.com/]
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7. Mikroskopie
Supplement
Chemische Kraftmikroskopie (CFM )
Die chemische Kraftmikroskopie (chemical force microscopy, CFM )
ermöglicht die nanometergenaue topographische und spezifische
chemische Abbildung beliebiger Oberflächen. Dabei verwendet
sie chemisch einheitlich modifizierte Sondenspitzen und
verschiedene liquide Abbildungsmedien, so dass immer nur eine
ganz spezifische Wechselwirkung mit der Oberfläche auftritt.
Eine speziell aufbereitete Messsonde (Sondenradius kleiner 3 nm)
der Rasterkraftmikroskopie wird mit einer einzigen chemischen
Endgruppe, wie zum Beispiel –OH, –CH3, –CF3, –NH2 oder –COOH
dicht belegt. Durch die nun chemisch einheitliche Oberfläche der
Sonde und durch die Verwendung von Wasser, gepufferten
Lösungen oder Lösungsmitteln wie Hexadekan als
Abbildungsmedium wird erreicht, dass – im Gegensatz zur
normalen Rasterkraftmikroskopie – nur ganz spezifische
Wechselwirkungen zwischen CFM-Sonde und der abzubildenden
Oberfläche auftreten. Damit wird eine chemische Selektivität der
CFM-Sonde erzielt.
Die Stärke der an einem Ort der Oberfläche gemessenen spezifischen Wechselwirkung erlaubt
Rückschlüsse über die Dichte der spezifisch detektierten chemischen Endgruppen der Oberfläche. Beim
zeilenweisen Abtasten der Oberfläche wird die chemische Sonde an jedem Messpunkt mit der Oberfläche
in Kontakt gebracht und wieder getrennt (Digitaler Pulsed Force Mode). Bei diesem physikalischen
Vorgang werden simultan die Stärke der Wechselwirkung, die Steifigkeit der Oberfläche sowie weitere
chemische bzw. physikalische Größen bestimmt und jedem Bildpunkt zugeordnet.
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
Supplement
7.7 Optisches Rasternahfeldmikroskop / SNOM
Ein optisches Rasternahfeldmikroskop (scanning nearfield optical microscope, SNOM, auch NSOM)
umgeht die Auflösungsgrenze des optischen Mikroskops, indem es nur Licht auswertet, das zwischen einer
sehr kleinen (100 nm oder weniger) Nahfeldsonde und der untersuchten Probe ausgetauscht wird. Mit dem
optischen Rasternahfeldmikroskop kann eine räumliche Auflösung von etwa 20 nm erreicht werden.
Rastersondenmethode, die Spitze wird ins Nahfeld der Probe gebracht und mittels eines Regelkreises
auf konstantem Abstand gehalten. Für Abstandsreglung gibt es mehrere Methoden:
- Prinzip des Rasterkraftmikroskopes
- Scherkraft (engl. shear force, Resonanzänderung eines Schwingers, der die Spitze trägt)
- Messen und Regeln des Tunnelstroms (Rastertunnelmikroskop, nur bei leitfähigen Proben)
Übliche Abstände zwischen Spitze und Probe liegen bei 1–10 nm. Die
Nachführung der Spitze liefert ein topografisches Bild der Oberfläche,
zusätzlich gewinnt man im Rasternahfeldmikroskop jedoch auch eine
optische Information der Oberflächenstruktur. Die optische Auflösung
hängt von der Feinheit der Spitze ab und übertrifft diejenige
abbildender Lichtmikroskope um ein Vielfaches.
 „Kombi“ aus Raster(kraft)mikroskop und optischem Mikroskop
Vorteile
gegenüber den nichtoptischen Rastersondenverfahren: bekannte Kontrastmechanismen der konventionellen
optischen Mikroskopie genutzt können werden,
Probe wird zerstörungsfrei untersucht.
Nachteile des SNOM sind
- die hohen Kosten, da zusätzlich das Rastersonden-Prinzip angewendet werden muss
- Schwierigkeiten bei der Auswertung der erhaltenen Daten (Auftreten von Artefakten)
- noch bestehende theoretische Probleme der Beschreibung der Kontrastentstehung
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Instrumentelle Bioanalytik
7. Mikroskopie
Supplement
7.7 Optisches Rasternahfeldmikroskop / SNOM
Vergleich klassisches Mikroskop
und Nahfeldmikroskop
Auf beiden Bildern sind Kohlenstoff-Nanoröhren abgebildet.
(A) Aufnahme mit einem klassischen Mikroskop
(B) Aufnahme mit einem Nahfeldmikroskop
Quelle: http://www.schilbe.de/archiv/elektrik.htm
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Instrumentelle Bioanalytik
Betriebsarten (Modi)
Beleuchtungsmodus
Sammelmodus
7. Mikroskopie
Supplement
7.7 Optisches Rasternahfeldmikroskop / SNOM
Abstandabhängigkeit (Nahfeldeinfluss)
Spitzentypen
mit Apertur
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aperturlose Spitze
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Instrumentelle Bioanalytik
leitfähige Spitze
7. Mikroskopie
7.7 SNOM
Supplement
Single molecule detection by NSOM
A 40 nm optical resolution near-field ‘zoom-in’ on the indicated
area (3.2 × 3.2 μm2) in the bright-field image of a fibroblast
expressing LFA-1-GFP. GFP excitation is accomplished using
488 nm light (Ar-Kr laser line) linearly polarized along 90°.
Fluorescence is collected by a 1.3 numerical aperture oilimmersion objective in combination with standard optical filters. A
polarizing beam-splitter cube (Newport, Fountain Valley, CA) is
used to split the fluorescence signal into two perpendicular
polarized components. Both signals are then detected by photoncounting avalanche photodiode detectors. The red/green colorcoding of the signals reflects the orientation of the GFP
molecules in the plane of the sample. Examples of clustered
molecules (arrows) as well as examples showing clear singlemolecule detection sensitivity are indicated (circles and squares).
The squares show the fast-blinking behavior typical of single
molecule GFP fluorescence. The circles present demonstrations
of discrete photodissociation phenomena.
B Estimation of the resolution in the near-field image. This figure
shows a line trace through the feature marked with the hexagon
in the near-field image. The full width at half maximum (FWHM;
arrows) of such traces can be used to obtain an estimate for the
maximal resolution (half the FWHM) in the near-field image. On
this basis, we estimate the resolution in the near-field image to
be ∼40 nm.
[C.G. Figdor et.al., Journal of Cell Science 114, 4153-4160 (2001)]
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29.01.2012
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