Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil Zur Bedeutung von Werten & Normen für die adventistische Identität von Dr. Rolf J. Pöhler, Dozent Theologische Hochschule Friedensau Workshop zur Bibelkonferenz Schulzentrum Seminar Marienhöhe 1.-3. Juli 2002 Einleitung Vom 30.-31.10.1996 fand in Darmstadt eine Arbeitstagung zum Thema "Adventistische Identität" statt. Konkreter Anlaß dazu war die Frage, wie der adventistische Charakter des Schulzentrums Seminar Marienhöhe unter den veränderten Bedingungen (Zunahme nichtadventistischer Schüler und Lehrkräfte) erhalten bleiben bzw. gestärkt werden kann. Ziel der Tagung war es, den Begriff "Adventistische Identität" mit möglichst konkretem Inhalt zu füllen, um ihn anschließend in die pädagogische Praxis übertragen zu können. In einem ersten Referat zu diesem Thema ging es mir vor allem darum, die Begriffsinhalte zu klären (Was ist adventistisch-konfessionelle Identität?), historische Entwicklungslinien aufzuzeigen (Wie entstand und veränderte sich adventistische Identität?) und mögliche bzw. aktuelle Problemfelder zu benennen (Welche Fragen ergeben sich daraus für uns heute?). Die folgenden Ausführungen schließen sich gedanklich an diese Vorüberlegungen an (Rolf J. Pöhler, "Adventistische Identität: Begriffsinhalte - Entwicklungslinien - Problemfelder," unveröffentlichtes Manuskript, 1996). Ihr Anliegen ist es, eine Frage klären zu helfen, die sich beim ersten Arbeitstreffen ergeben hatte: Welche Bedeutung besitzen ethische Werte bzw. konkrete Normen für eine konfessionelle Identität? Welcher Stellenwert kommt solchen Grundwerten bzw. Handlungsnormen aus adventistischer Sicht zu? Um diese Frage zu beantworten, werden wir in diesem Aufsatz drei Begriffspaare untersuchen: "konfessionelle Identität", "christliche Ethik" und "adventistischer Lebensstil". Dabei sollen diese Begriffspaare in ihrer konkreten Bedeutung dargestellt (Definition), ihre spezifische Rolle untersucht (Funktion), ihre wechselseitige Beziehung näher beleuchtet (Relation) sowie an einem Beispiel veranschaulicht werden (Illustration). Dies soll dazu beitragen, die systematisch-theologische Frage nach der adventistischen (konfessionellen) Identität mit der praktisch-ethischen Problematik zu verknüpfen, die den konkreten Anlaß zu dieser Arbeitstagung gegeben hat. Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 2 _________________________________________________________________________________________ A. Definition 1. Konfessionelle Identität Begriffliche Definition spezifische/typische, erkennbare/unterscheidbare Überzeugungen, Werte und Praktiken/Gewohnheiten einer Glaubensgemeinschaft (Profil) Konfession = organisierte/etablierte christliche Glaubensgemeinschaft Inhaltliche Konkretion (STA) Glaubensüberzeugungen (Dogmatik) Lehre von Gott, Mensch, Erlösung ... Wertvorstellungen/Wertmaßstäbe (Ethik) Liebesgebot, Dekalog, Bergpredigt ... Verhaltensregeln/Lebenspraxis (way of life) Abstinenz von Alkohol/Nikotin, Sabbatfeier ... Selbst-/Welt-/Geschichtsverständnis (Weltbild) STA-Übrige (Reformation) vs. Kirche/Welt (Deformation) Verstehensregeln (Hermeneutik) Stellung zur Bibel(auslegung) Die 27 "Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten" enthalten eine Mischung aus dogmatischen Lehrinhalten, ethischen Grundwerten sowie konkreten Handlungsanweisungen/Verhaltensregeln. (Dabei stellt sich die Frage nach der Gleichwertigkeit dieser recht unterschiedlichen Aussagen, auf die hier allerdings nicht näher eingegangen werden kann.) 2. Christliche Ethik Begriffliche Definition Christliche Ethik hat es mit Werten und sittlichen Prinzipien (values & principles) zu tun, d.h. mit Überzeugungen und Grundsätzen, die unser Verhalten bestimmen (Motivation) und aus denen sich konkrete Verhaltensweisen ableiten (lassen). Dabei kann das den Begriff Ethik näher bestimmende Adjektiv "christlich" sowohl biblisch-theologisch als auch historisch-soziologisch-kulturell verstanden werden. Im einen Fall ist damit eine Ethik gemeint, die ihre Werte und Prinzipien direkt aus der Heiligen Schrift ableitet, im anderen Fall werden damit die sittlichen Überzeugungen und Grundsätze bezeichnet, die in einer Gesellschaft und Kultur als christlich gelten. _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 3 _________________________________________________________________________________________ Inhaltliche Konkretion (STA) das allumfassende Liebesgebot bezüglich Gott und Mitmensch (Mt 22,36-40 par; Rö 13,8-10; Gal 5,14; 1Tim 1,5) primar individualethisch (< sozial-/umweltethisch) gedeutet: o Liebe/Gerechtigkeit vs. Unrechtes (zB: "Alles, was ihr wollt ..." Mt 7,12) o Reinheit/Heiligkeit vs. Unreines (zB: Körper und Sexualität 1 Ko 6,19f) o Mündigkeit & Verantwortlichkeit vs. Unfreies (zB religiöse Selbstbestimmung) vor Gott - für sich, für andere und für die (Um-)Welt "Mündige Christen sind Gläubige, die nach den Maßstäben des Wortes Gottes selbständig und verantwortlich denken, reden und handeln" (J. Hildebrandt, "Gott will mündige Christen," Adventecho, 15. April - 1. Mai 1978, 4-6). "Niemand ist berechtigt, eines anderen Denken zu beherrschen, für ihn zu entscheiden oder ihm seine Pflichten vorzuschreiben. Gott verleiht jedem Menschen die Freiheit, selbst zu denken und seiner Überzeugung zu folgen" (Ellen G. White, Das Leben Jesu, 542). 3. Adventistischer Lebensstil Begriffliche Definition Dabei geht es um Handlungsnormen und konkrete Verhaltensregeln(standards & rules), die sich aus ethischen Grundprinzipien ergeben bzw. davon ableiten lassen. Inhaltliche Konkretion Altes Testament: Neues Testament: Adventgemeinde: Grundgesetz (Dekalog) & Einzelgebote (Tora) Vertiefung durch Jesus (Bergpredigt) Anwendung durch die Apostel (Haustafeln) Deutung durch STA (Gemeindehandbuch) o Beziehung zu Gott: o Verhältnis zu anderen: o Umgang mit sich selbst: Spiritualität, Gebet, Bibelstudium, Zehnter, Sabbatheiligung, Gottesdienstbesuch etc. "Zweite Tafel des Dekalogs"; pers. Zeugnis/Mission Gesundheits-/Lebensreform: Ernährung, Abstinenz von Alkohol/Nikotin/Drogen, Sexuelle Reinheit, Kleidung/Mode usw. _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 4 _________________________________________________________________________________________ B. Funktion 1. Konfessionelle Identität Sinngebung Grundkonsens bezüglich des Selbstverständnisses (Woher - Wohin - Wozu?) Sicherung Vergewisserung der eigenen Position (durch De-finition = Ab-grenzung) 2. Christliche Ethik Wertevermittlung konkreter Konsens bezüglich grundlegender Wertvorstellungen (abgeleitet von fundamentalen Glaubensüberzeugungen) Sicherung Vergewisserung des eigenen Lebensentwurfs (Abgrenzung von anderen Lebensentwürfen) 3. Adventistischer Lebensstil Normierung sichtbarer/äußerer Zusammenhalt der Gemeinde Jesu (Normen = Formen) Erkennungszeichen: Lebensstil (Identitätsmerkmale) Sicherung von Gottbezogenheit/Spiritualität und Mitmenschlichkeit/Sozialität durch konsequente Lebenspraxis (Mt 6,33: Trachtet zuerst nach der Herrschaft Gottes in eurem Leben): Lebensstil als konkreter Ausdruck der Gottesbeziehung (Liebe, Vertrauen, Dankbarkeit) C. Relation 1. Konfessionelle Identität und christliche Ethik Wertvorstellungen und Wertmaßstäbe sind Teil der konfessionellen Identität. Veränderungen in der Ethik haben deshalb auch Auswirkungen auf die Identität. Dabei ist die untrennbare Einheit und wechselseitige Bedingtheit von Lehre und Leben, Denken/Glauben und Tun/Handeln zu berücksichtigen. Christlich-adventistischer Glaube beeinflußt, prägt und durchdringt alle Lebensbereiche (Ganzheitlichkeit). _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 5 _________________________________________________________________________________________ 2. Christliche Ethik und adventistischer Lebensstil Ethische Grundwerte und Grundsätze (values & principles) sind überzeitlich, kulturübergreifend und konstant. Sie besitzen bleibende Bedeutung und ein hohes Maß an Geltung/Verbindlichkeit. Dagegen sind Handlungsnormen und Verhaltensregeln (rules & policies) wesentlich stärker an die jeweilige Zeit und Kultur gebunden und deshalb Anpassungen und Veränderungen unterworfen. "Principles do not change; however, standards (rules) do." (Rock, 16) Das gegenseitige Verhältnis von Werten und Normen wird von ihrer unterschiedlichen Gewichtung bestimmt (Rö 14,17; vgl. Mt 23,23: "die wichtigeren Dinge des Gesetzes"). So besitzen ethische Prinzipien generell einen höheren Stellenwert als diverse Einzelfragen des christlichen Lebensstils. "Values are vastly more important than standards." (Watts, 5) Zuweilen kann man letztere deshalb auch als "adiaphoristisch" (d.h. nebensächlich) oder als wertneutrale "Mitteldinge" bezeichnen. Sie liegen in der Grauzone des (noch) Erlaubten - zwischen Verbotenem (Du sollst nicht ...) und Gebotenem (Du sollst ...). Im sog. ersten "adiaphoristischen Streit" (1548-77) zwischen den Lutheranern Philipp Melanchthon und Matthias Flacius Illyricus ging es um die Frage, ob gewisse römisch-katholische Riten und Praktiken (wie Konfirmation, letzte Ölung und Heiligenverehrung), die in der Heiligen Schrift weder geboten noch ausdrücklich verboten werden, als nebensächliche (griech.: adiaphora, d.h. indifferente) "Mitteldinge" betrachtet und infolgedessen geduldet werden können oder nicht. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. kam es zu ähnlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Pietisten und Lutheranern über die Stellung zu 'weltlichen Vergnügungen' wie Tanz & Theater (der sog. zweite adiaphoristische Streit). Auf der anderen Seite jedoch haben Lebensstilfragen häufig eine größere praktische Relevanz als die eher abstrakt wirkenden ethischen Ideale. Sie machen Ethik und Spiritualität konkret sichtbar/greifbar und damit zugleich leichter vermittelbar/ nachvollziehbar (Prozeß von Vorbild und Nachahmung). Beispiele: 3. Sabbatheiligung, Zehnten, Abstinenz von ... (vgl. Israel: Beschneidung, Opfer, Ernährung ...) (vgl. Islam: Gebet, Almosen, Wallfahrt, Fasten ...) (vgl. Jesus: die "bessere Gerechtigkeit" Mt 5,19-48) Adventistischer Lebensstil und konfessionelle Identität Aus dem Gesagten ergibt sich, daß gerade die "sekundären" Fragen des persönlichen Lebensstils eine entscheidende und primäre Rolle bei der Bildung und Festigung konfessioneller Identität spielen (können). M.a.W. sie besitzen identitätsstiftende Kraft. Dies bedeutet, daß die abnehmende Einheitlichkeit bzw die zunehmende Pluralisierung traditionell-adventistischer Lebensformen sowohl Ausdruck als auch Auslöser von Identitätsverunsicherung unter STA sein kann bzw. ist. _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 6 _________________________________________________________________________________________ Daraus ergibt sich die konkrete Fragestellung, wieviel Handlungsfreiheit und Pluralität in Fragen des persönlichen Lebensstils eine Konfession verkraften kann, ohne ihre Identität ernsthaft zu gefährden. Die vom Neuen Testament gebotene und von der Adventgemeinschaft ersehnte Einheit des Glaubens (Eph 4,13 u.a.) läßt jedenfalls keine grenzenlose Vielfalt oder Unverbindlichkeit von Glaubens- und Lebensformen als erstrebenswert erscheinen. Umgekehrt muß aber zugleich auch gefragt werden, wieviel Einheitlichkeit und Uniformität eine Gemeinschaft von ihren Mitgliedern erwarten kann, ohne daß die geistliche Einheit & Zusammengehörigkeit Schaden nimmt. Gerade im Zuge der postmodernen Säkularisierung (gekennzeichnet durch Individualisierung, Pluralisierung und Relativierung) erscheint eine eher flexible Haltung als notwendig, die dem Prinzip der "Einheit in der Vielfalt" konkrete Gestalt und damit Glaubwürdigkeit verleiht. (Dieses Prinzip wurde vor allem von E.G. White im frühen Adventismus nachhaltig vertreten.) Diesem Anliegen/Ziel entspricht vielleicht am besten eine Haltung, bei der eine erkennbare adventistische Grundeinstellung (gemeinschaftsfördernde Kernidentität) gepaart ist mit einem gewissen Maß an Offenheit und Toleranz/Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen und individuellen Ausformungen adventistischen Denkens/Glaubens und Lebens/Handelns (begrenzte Pluralität). Dies gilt immer und nur dann, wenn dabei keine unveräußerlichen biblisch-ethischen Grundsätze (wie Liebe/Gerechtigkeit, Reinheit/Heiligkeit und Mündigkeit/Verantwortlichkeit) in Frage gestellt werden. Beispiele: Ernährung (vegan, vegetarisch oder ...) Musik (klassisch, populär oder ...) Freizeitverhalten & Sabbatgestaltung Kleidung & Schmuck u.v.a.m. Deshalb erscheint es problematisch, wenn adv. Standards als "die Basis für die Einheit der Gemeinschaft der Gläubigen" bezeichnet werden (Was Adventisten glauben: 27 biblische Grundlehren umfassend erklärt. [Lüneburg: Advent-Verlag, 1996], 422). D. Illustration Par. 21 der "Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten" trägt die Überschrift "Christlicher Lebensstil" und veranschaulicht die enge Verknüpfung zwischen konfessioneller Identität, christlicher Ethik und adventistischem Lebensstil. 1. Konfessionelle Identität "Wir sind berufen, ein gottesfürchtiges Volk zu sein, das in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes denkt, fühlt und handelt." _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Dr. Rolf J. Pöhler: Konfessionelle Identität, christliche Ethik und adventistischer Lebensstil 7 _________________________________________________________________________________________ 2. Christliche Ethik "Damit der Heilige Geist in uns ein christusähnliches Wesen wirken kann, beschäftigen wir uns bewußt mit dem, was in uns Reinheit, Gesundheit und Freude fördert. Freizeitgestaltung und Geselligkeit sollen dem hohen Anspruch von Lebensstil und Schönheit entsprechen, wie sie christlichem Glauben angemessen sind. ... Wahre Schönheit besteht nicht in Äußerlichkeiten, sondern in dem unvergänglichem Schmuck der Freundlichkeit und Herzensgüte. Das schließt auch ein, daß wir für unseren Leib, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, in vernünftiger Weise Sorge tragen. ... Statt dessen befassen wir uns mit dem, was unsere Gedanken und unseren Körper unter die Zucht Christi stellt. Gott will unser Bestes: Freude und Wohlergehen." 3. Adventistischer Lebensstil "Während wir durchaus kulturelle Unterschiede berücksichtigen, sind wir darauf bedacht, uns einfach, schlicht und geschmackvoll zu kleiden. ... Neben ausreichender körperlicher Bewegung und Ruhe wollen wir uns so gesund wie möglich ernähren und uns der Speisen enthalten, die in der Heiligen Schrift als unrein bezeichnet werden. Wir enthalten uns auch der alkoholischen Getränke, des Tabaks, der Drogen & lehnen den Mißbrauch von Medikamenten & Narkotika ab, weil sie unserem Körper schaden" Schluß Es dürfte deutlich geworden sein, daß ein enger Zusammenhang besteht zwischen konfessioneller Identität, christlicher Ethik und adventistischem Lebensstil. Aber auch die Unterschiede zwischen unveräußerlichen (primären) Grundwerten und abgeleiteten (sekundären) Verhaltensnormen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Die crux des wechselseitigen Verhältnisses zwischen Identität, Ethik und Lebensstil liegt in der praktischen Handhabung dieser Beziehung. Dazu bedarf es m.E. zweierlei. Zum einen sind glaubwürdige Vorbilder nötig, die angesichts von vorherrschendem Traditionsabbruch und Wertewandel zeigen, wie ein konstruktives Zusammenspiel dieser drei Faktoren möglich ist und in unserer Zeit gelingen kann. Nur so kann die wachsende Kluft zwischen Theorie/Anspruch ("adventistische Identität") und Praxis/Wirklichkeit ("real existierender Adventismus") überwunden werden. Zum anderen verlangt dies ein hohes Maß an Rücksichtnahme im Sinne eines ethischen Grundprinzips. Nach Paulus umfaßt es die Rücksichtnahme (1) auf den unterschiedlichen Reifegrad anderer Geschwister in der Familie Gottes (1 Ko 10,23-33), (2) auf die Gewissensentscheidung mündiger Mitchristen (Rö 14,4; vgl. 1 Jo 2,27) sowie (3) auf die Vorbehalte der "Schwachen" im Glauben (Römer 14; 1 Ko 8). An dieser Stelle wird sich letzlich entscheiden, ob das "Band der Liebe" (Kol 3,14) die Kräfte der konfessionellen Fragmentierung und ethischen Polarisierung wirksam zu überwinden vermag. (EGW spricht von “forbearance”) _________________________________________________________________________________________ Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten - Schulzentrum Seminar Marienhöhe - 1.-3. Juli 2002 Literaturhinweise "'Adventistischer Lebensstil ist geprägt von Verantwortlichkeit.'" Adventecho, Oktober 1991, 4-5. Aller Diener, 1/1990. [ Diverse Aufsätze aus Ministry, Oktober 1989, über ethische Grundsätze, Wertmaßstäbe und adventistischen Lebensstil] Case, Steve, Hg. Shall We Dance: Rediscovering Christ-Centered Standards. Riverside, CA: La Sierra University Press, 1969. (414 S.) Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Gemeindehandbuch. Hamburg: Saatkorn, 1988. [S.137148: "Richtlinien christlicher Lebensführung"] Mit Erläuterungen zum Gemeindehandbuch. Hg. Gemeinschaft der STA in Deutschland. Revidierte Fassung, 1993. Hasel, Gerhard F. "Reflections on Alden Thompson's "Law Pyramid" within a Casebook/Codebook Dichotomy." In: Issues in Revelation and Inspiration. Hg. Frank Holbrook und Leo Van Dolson. ATS Occasional Papers 1. Berrien Springs, MI: ATS Publications, 1992. S. 137-171. Heinz, Daniel, und Lothar Wilhelm. "Adventistische Lebensführung in einer sich verändernden Welt." Aller Diener, 1/1994, 34-50. Heinz, Hans und Daniel. "Kleidung und Schmuck: Biblisch-Theologische Aspekte der Forderung nach einem einfachen Lebensstil des Christen." Aller Diener, 1/1995, 52-56. Johnsson, William G. Adventgemeinde in der Zerreißprobe. Lüneburg: Advent-Verlag, 1996. [Engl. Orig.: The Fragmenting of Adventism] ________ . "Living as Adventists: Christian Lifestyle in a World Church." Unveröffentl. Manuskript, 1987. (17 S.) [Inkl. Response Paper by L. Morales-Gudmundsson] Pöhler, Rolf J. "Die geschichtliche Entwicklung der Glaubensgrundsätze der Siebenten-TagsAdventisten." In: Adventistische Glaubensgrundsätze im Alltag: Verbindlichkeit und Realisierbarkeit. Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Bd. 24. Darmstadt: AWA, [1986]. S. 46-68. Rock, Calvin B. "Reconciling Principles and Practices." Adventist Review, 29. Februar 1996, 16. Thompson, Alden. Inspiration: Hard Questions, Honest Answers. Hagerstown, MD: RHPA, 1991. S. 110-136. Was Adventisten glauben: 27 biblische Grundlehren umfassend erklärt. Lüneburg: Advent-Verlag, 1996. [EO: Seventh-day Adventists Believe ...] [S. 401-422: "Christlicher Lebensstil"] Watts, Kit. "What Lasts--Standards or Values?" Adventist Review, Dezember 1996, 5. Weber, Martin. Adventist Hot Potatoes. Boise, ID: PPPA, 1991. (125 S.) c:\wpwin\texte\sta\aufsätze\idntität (15/07/02 rjp)