Ein Volksfeind - Archiv Spielzeiten 2010-2013

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Staatstheater Braunschweig
Spielzeit 2010/2011
Kontakt: [email protected] - Tel. (0531) 1234-553
Ein Volksfeind
15+
von Henrik Ibsen
Deutsch von Angelika Gundlach
Materialmappe 8
»Wir sind das Volk«
Wer hat die Macht? Wo fängt Verantwortung an? Was passiert mit dem ganzen
Atommüll? Wer macht hier was? Wo geht das hin? Was will ich sagen? …
und Aktion!
Herzlich Willkommen!
Mit der Produktion von Henrik Ibsens »Ein Volksfeind« starten wir im großen Haus unsere
erste Saison. Das Staatstheater Braunschweig hat sich in der Spielzeit 2010/2011 neu
formiert. Unter neuer Leitung und mit neuem Team wollen wir mehr Theater für junge
Leute anbieten. Als Theaterpädagogin für das Schauspiel habe ich mir vorgenommen,
junges Publikum für die Produktionen des Abendprogramms zu begeistern. Wir wollen
Theater zeigen, das den jungen Zuschauern eine Realität zeigt, die nicht ihre eigene sein
muss und trotzdem viel mit ihnen zu tun hat.
In dem Drama »Ein Volksfeind« von Henrik Ibsen passiert ein Umweltskandal direkt vor
der Haustür! Tomas Stockmann, anerkannter Badearzt in einer aufstrebenden Kurstadt,
entdeckt die Umweltkatastrophe und will ihr ein Ende setzen. Doch er stößt auf starken
Widerstand, und so bleibt schließlich ein verbitterter, menschenfeindlicher Alleingänger
zurück, den die breite Masse zum Volksfeind erklärt hat.
Wo ist politisches Engagement heute möglich? Wie stellst Du dir eine bessere Welt vor
und was kannst du bewegen? Ist die Demokratie gescheitert? Wo sind die
Interessengemeinschaften heute? Wie sieht die Welt in 50 Jahren aus?
»Ein Volksfeind« gehört, laut Kerncurriculum Deutsch, zu den vorgeschlagenen
Unterrichtsinhalten und ist mögliches Abiturthema. Die Inhalte des Dramas von 1883
- Demokratie, Umgang mit Umweltkatastrophen, Konfrontation von politischen und
privaten Interessen, Einfluss der Medien auf Gesellschaft - sind heute aktueller denn je
und bieten vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten an das alltägliche Leben der
Schülerinnen und Schüler.
Unsere Materialmappe dient zur Vor- und Nachbereitung und bietet klassische
Einführungstexte ebenso wie Spiele und theaterpraktische Übungen.
Angelika Andrzejewski
Theaterpädagogin Schauspiel
Staatstheater Braunschweig
Am Theater, 38100 Braunschweig
Tel.: (0531) 1234-553
[email protected]
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Besetzung
Inszenierung Stephan Rottkamp
Bühne Robert Schweer
Kostüme Gwendolyn Bahr
Musik Cornelius Borgolte
Dramaturgie Christine Besier
Thomas Stockmann, Badearzt Hans-Werner Leupelt
Frau Stockmann, seine Frau Saskia von Winterfeld
Petra, ihre Tochter, Lehrerin Louisa von Spies
Peter Stockmann, der älterer Bruder des Doktors,
Bürgermeister und Vorsitzender der Badeverwaltung Moritz Dürr
Morten Kiil, Gerbermeister, Frau Stockmanns Pflegevater Klaus Lembke
Hovstadt, Redakteurin des Volksboten Sandra Fehmer
Billing, Mitarbeiter dieser Zeitung David Kosel
Buchdrucker Aslaksen Sven Hönig
Teilnehmer einer Bürgerversammlung Braunschweiger Bürgerchor
Regieassistenz und Abendspielleitung Paul Simon Schneider
Ausstattungsassistenz Felicia Schick
Inspizienz Heiko Angerstein
Soufflage Katja Gliese
Hospitanz (Regie) Alexander Pfeiffer
Theaterpädagogik Angelika Andrzejewski
Wir danken Burkhard Bauche für die Einstudierung des Chors und Arno Brechmann
(Beatbox) und Katharina Debus (Gesang) für die Mitwirkung bei der Musikaufnahme!
Ausstattungsleitung Ralf Wrobel - Technische Direktion Heiner Heumann - Technische
Inspektion Claus Nehrig - Bühneneinrichtung Holger Setzkorn - Beleuchtungseinrichtung Jörg Schmidt - Leitung der Tontechnik Burkhard Brunner - Toneinrichtung
Matthias Brückner, Matthias Schütte - Leitung der Requisite Peter Fligg - Requisite
Peter Fligg, Andreas Mach - Waffenmeister Helmut Menz - Leitung der Kostümabteilung Antonia Fietz - Chefmaskenbildner Steffen Gerber - Maske Julia Markow,
Ingelore Mitlehner-Syren - Leitung der Ausstattungswerkstätten Petra Röder Produktionsingenieur Stephan Busemann - Schlosserei Armin Zühlke - Malsaal Sonja
Bähr - Tischlerei Peter Kranzmann - Deko - und Möbelabteilung Axel Schneider
Premiere am 24.September 2010 im Großen Haus
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 15 min, Pause nach dem 3. Akt
Aufführungsrechte: Suhrkamp Theater & Medien, Berlin
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Frau Stockmann (Saskia von Winterfeld) und Billing, Mitarbeiter des Volksboten (David Kosel)
Ein Volksfeind – Materialmappe
4
Themen
In dem Stück »ein Volksfeind« werden mehrere Themen angesprochen, fünf zentrale
Themen nennen wir hier. Das Thema »Verantwortung und politisches Engagement« ist
dabei für diese Materialmappe das Hauptthema.
1. Umwelt
»Wir haben unsere Umwelt so radikal verändert, dass wir uns jetzt selber ändern müssen,
um in dieser neuen Umwelt existieren zu können.«
Norbert Wiener (1894-1964), amerik. Mathematiker, Begr. d. Kybernetik
»Kein Land ist bereit, sein Wachstum und den Konsum im Lichte eines langfristigen
Umweltproblems zu beschneiden.«
Tony Blair, bei einer Podiumsdiskussion im September 2005 in New York (siehe Spiegel 40/2005)
»Am Tag, als die Bundesregierung in Berlin über die Verlängerung der Atomlaufzeiten
entschied, ließen sie in Biblis die Korken knallen. Denn die Kleinstadt in Südhessen lebt
vom Atomkraftwerk. In Biblis zeigt sich, welche wirtschaftliche Macht noch immer hinter
der Kernkraft steckt. Und wie die Abhängigkeit vom Kraftwerk in der Region eine Loyalität
zur Atomenergie schafft, die keine PR-Kampagne herstellen könnte.«
Fabian Reinbold: Biblis feiert den Atom-Deal
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,717403,00.html
»Damit wird das lang angekündigte Energiekonzept der Bundesregierung endgültig zur
Farce. […] Mit ihrer Klientelpolitik für die vier großen Stromkonzerne gefährdet Angela
Merkel zukunftsweisende Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien. Das
Nachsehen haben alle diejenigen, die ernsthaft an einem zukunftsfähigen Energiesystem
arbeiten.«
Dietmar Schütz (Präsident vom Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.)
http://www.bee-ev.de/3:620/Meldungen/Atomdeal-macht-Energiekonzept-zur-Farce.html
Stückzitat
Stockmann
»Ich kämpfe für das Wohl der Stadt. Ich will die Mängel aufdecken, die früher oder später
doch ans Licht kommen. Es wird sich schon noch zeigen, dass ich meine Heimatstadt
liebe.«
Bürgermeister
»Du? Du willst ihr doch gerade in deinem blinden Trotz ihre wichtigste Erwerbsquelle
verschließen.«
Stockmann
»Weil die Quelle vergiftet ist, Mensch! Wir leben davon, dass wir Gift und Dreck
verhökern! Unser ganzes aufblühendes gesellschaftliches Leben basiert auf einer Lüge!«
Ein Volksfeind – Materialmappe
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2. Interessenkonflikte
»Man braucht viele Alphatiere, die am Wohlergehen aller interessiert sind.«
Mirjam Müntefering, Stern Nr. 22/2008 vom 21. Mai 2008, S. 158
»Alle grundrechtlich geschützten Bereiche enden irgendwo. Wo diese Grenzen sind, wie
man die gegensätzlichen Interessen abgrenzt, ist Sache des Gesetzgebers. Ich verstehe,
dass manche Verfassungsrichter gern Ratschläge geben würden. Dazu sind sie aber
nicht demokratisch legitimiert. Sie haben – und das ist genauso wichtig – zu entscheiden,
ob rechtliche Regeln eingehalten werden. Wenn sich alle an diese Begrenzungen der
Kompetenzen halten, ist es ein fruchtbares Miteinander.«
Wolfgang Schäuble in Welt Online, Sicherheit: „Schäuble greift Verfassungsrichter scharf an“, Interview 2008
http://www.welt.de/politik/article1571640/Schaeuble_greift_Verfassungsrichter_scharf_an.html
»Lobbyismus steht folglich immer im Spannungsfeld zwischen berechtigter Einflussnahme
und der möglichen Gefährdung demokratischer Grundprinzipien. Aufgrund immer
komplexer werdender Wirtschaftsstrukturen und Themenfelder, die den Gesetzgeber
vielfach in seinen Möglichkeiten überfordern, haben Lobbygruppen dennoch eine wichtige
Funktion. Die am Gesetzgebungsprozess Beteiligten in Europa suchen daher mittlerweile
- wie bereits schon seit langer Zeit in den USA - offen das Gespräch mit Wirtschaftsvertretern, Verbänden und Lobbyisten, um sich vor einer Entscheidung umfassend über die
wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte eines Vorhabens zu informieren.«
http://www.gruene-jugend.de/spunk/320334.html
Stückzitat
Frau Stockmann
»Thomas, dein Bruder hat nun mal die Macht-«
Stockmann
»Und ich hab das Recht!«
Frau Stockmann
»Ach das Recht, das Recht; was nützt dir das Recht, wenn du keine Macht hast!«
3. Verantwortung und politisches Engagement
»Nur wer sich seiner Zeit widmet, der gehört auch den späteren Zeiten an.«
Karl Gutzkow (1811-78), dt. Schriftsteller
»Das Ziel weicht ständig vor uns zurück. Genugtuung liegt im Einsatz, nicht im Erreichen.
Ganzer Einsatz ist ganzer Erfolg.«
Mahatma Gandhi (1869-1948), ind. Rechtsanwalt, Führer d. ind. Befreiungsbewegung
Stückzitat
Stockmann
»Ein freier Mann kann sich nicht besudeln wie ein Lump; er kann sich nicht so verhalten,
dass er sich selbst ins Gesicht spucken müsste.«
Stockmann
»Ich denke an die wenigen, die einzelnen unter uns, die sich all den jungen, entstehenden
Wahrheiten verbunden fühlen. Diese Vordenker stehen da wie Vorposten, so weit vorn,
Ein Volksfeind – Materialmappe
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dass die kompakte Mehrheit noch nicht nachrücken konnte. Und dort kämpfen sie für
Wahrheiten, die noch zu jung sind in der Welt des Bewusstseins, als dass sie eine
Mehrheit finden könnten.«
4. Fanatismus/ Fundamentalismus
»Mit Fanatikern zu diskutieren heißt, mit einer gegnerischen Mannschaft Tauziehen
spielen, die ihr Seilende um einen dicken Baum geschlungen hat.«
Hans Kasper, 1916-1990
»Zur Abwehr der Zweifel wird die bewusste Einstellung fanatisch, denn Fanatismus ist
nichts anderes als überkompensierter Zweifel.«
Carl Gustav Jung, Gesammelte Werke, Band 6, S. 376
»Demütigung ist im Instrumentarium aller Fundamentalismen unabdingbar. Wer sich
moralisch überlegen fühlt, wird über kurz oder lang jene demütigen, welche sich der
Wahrheit des Überlegenen nicht anschließen.«
Gret Haller, Wider das Freund-Feind-Denken, Frankfurter Rundschau, 25.03.2006
Stückzitat
Stockmann, schnalzt mit den Fingern und springt vom Tisch.
»Jetzt hab ich’s! Bei Gott! Jetzt hab ich’s! Ihr setzt mir keinen Fuß mehr in die Schule! […]
Nie mehr, sag ich! Ich werde euch selbst unterrichten – das heißt ihr sollt überhaupt nichts
mehr lernen. […] Aber wir müssen mehr sein; für den Anfang brauche ich mindestens
zwölf Jungs. […] Kennt ihr nicht 'n paar Straßenlümmel – 'n paar richtige Strolche? […]
Ich will wenigstens einmal experimentieren mit den Kötern; manchmal können ganz
bemerkenswerte Köpfe drauf sitzen.«
5. Demokratie
»Aber wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR.«
Sahra Wagenknecht, Interview, 25. April 2008, sueddeutsche.de
»Das Schneckentempo ist das normale Tempo jeder Demokratie.«
Helmut Schmidt, DIE ZEIT, 19. Oktober 2003, zeit.de
Stückzitat
Stockmann
»Der schlimmste Feind der Wahrheit und der Freiheit ist die kompakte Mehrheit. Ja, diese
verfluchte, kompakte, liberale Mehrheit.«
Stockmann
»Die Mehrheit hat nie das Recht auf ihrer Seite. Nie, sag' ich! Das ist auch so eine von
den gesellschaftlichen Lügen, gegen die ein freier, denkender Mann sich empören muss.«
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Inhalt des Stücks
Ein Umweltskandal direkt vor der Haustür! Tomas Stockmann, anerkannter Badearzt in
einer aufstrebenden Kurstadt, hat ein Gutachten über die Qualität des Heilwassers in
Auftrag gegeben. Unaufgeklärte Krankheitsfälle haben ihn dazu veranlasst. Und
tatsächlich, das Wasser ist bakteriell verseucht.
Tomas sieht sich schon als Retter in die Annalen der Stadt eingehen, als er auf drastische
Weise eines Besseren belehrt wird. Niemand scheint ein Interesse daran zu haben, das
Gutachten zu veröffentlichen. Welche Kurgäste werden einer Badestadt treu bleiben,
deren Heilwasser gesundheitsschädlich ist? Was würde das Ausbleiben der Gäste für die
ökonomische Situation der Stadt bedeuten? Selbst die örtliche Zeitung, die sich dem
kritischen Journalismus verpflichtet fühlt, schwenkt um. Als Tomas Stockmann eigens
einen Versammlungsraum anmietet, um das Gutachten öffentlich zu verlesen, hindert
man ihn mit aller Gewalt daran und erklärt ihn zum Volksfeind. Verarmt, verzweifelt und
verrückt vor Enttäuschung zieht Tomas Stockmann sein denkwürdiges Resümee: »Der
schlimmste Feind der Wahrheit und der Freiheit ist die kompakte Mehrheit. Ja, diese
verfluchte, kompakte, liberale Mehrheit – die ist es! Jetzt wisst ihr’s.« Was er nicht weiß –
dass Eigeninteressen, Lobbyismus und Korruption immer neue Überraschungen für ihn
bereit halten.
Doktor Thomas Stockmann (Hans-Werner Leupelt), seine Tochter Petra (Louisa von Spies), Billing
(David Kosel), Frau Hovstadt, Redakteurin des Volksboten (Sandra Fehmer) und Frau Stockmann
(Saskia von Winterfeld)
Ein Volksfeind – Materialmappe
8
Autor
Chronologische Übersicht über Ibsens Leben und Werk
1828 Am 20. März wird Henrik Johan Ibsen im Haus
Stockmannsgården in Skien geboren. Die Eltern sind
Marichen Ibsen (geb. Altenburg) und der Großhändler Knud Ibsen.
1835 Der Vater muss sein Geschäft aufgeben. Der Grundbesitz wird versteigert.
Die Familie zieht auf den Hof Venstøp in Gjerpen.
1843 Konfirmiert in der Kirche von Gjerpen.
Die Familie zieht in das Stadtviertel Snipetorp in
Skien.
Verlässt sein Elternhaus am 27. Dezember.
1844 Ankunft in Grimstad am 3. Januar, geht bei dem Apotheker Jens Aarup Reimann in die Lehre.
1846 Hat ein außereheliches Kind mit Else Sophie
Jensdatter, einem von Reimanns Dienstmädchen.
1847 Lars Nielsen wird neuer Eigentümer der Apotheke.
Man zieht in größere Räumlichkeiten um.
1849 Schreibt Catilina.
1850 Reist nach Kristiania (heute Oslo), um die Abiturprüfung abzulegen.
Catilina erscheint unter dem Pseudonym Brynjolf
Bjarme.
Ist Redakteur für die Zeitung der Studentenschaft,
Samfundsbladet und für die satirische Wochenzeitschrift Andhrimner.
Die erste Ibsen-Premiere aller Zeiten: Der Einakter
Das Hünengrab wird am 26. September am
Christiania Theater uraufgeführt.
1851 Zieht nach Bergen und beginnt am Det norske Theater als Regisseur, dem die Gestaltung des Bühnenbildes obliegt.
Studienreise nach Kopenhagen und Dresden.
1853 Uraufführung von Johannisnacht.
1854 Uraufführung von Das Hünengrab in überarbeiteter
Form.
1855 Uraufführung von Frau Inger auf Österaad.
1856 Uraufführung von Das Fest auf Solhaug.
Verlobung mit Suzannah Thoresen.
1857 Uraufführung von Olaf Liljekrans.
Anstellung als künstlerischer Leiter am Kristiania
Norske Theater.
1858 Heiratet Suzannah Thoresen am 18. Juni.
Uraufführung von Nordische Heerfahrt.
Ein Volksfeind – Materialmappe
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1859 Schreibt das Gedicht "Hochlandsleben" und den Gedichtzyklus "In der Bildergalerie".
Der Sohn Sigurd wird am 23. Dezember geboren.
1860 Schreibt "Svanhild" - einen Entwurf zu Komödie der
Liebe.
1861 Schreibt "Terje Vigen".
1862 Das Kristiania Norske Theater geht Bankrott.
Reist mit Hilfe eines Stipendiums in das
Gudbrandstal und nach Westnorwegen, um Volkslieder und -sagen zu sammeln.
Komödie der Liebe erscheint (Uraufführung am
Christiania Theater, am 24. November 1873).
Wird als Konsulent am Christiania Theater angestellt.
1881 Gespenster wird geschrieben und erscheint (Uraufführung in der Aurora Turner Hall in Chicago, am 20.
Mai 1882).
1882 Dem Widerstand, der den Gespenstern entgegenschlug, setzte Ibsen schon ein Jahr später als seine
poetische Antwort ein neues Stück entgegen. Ein
Volksfeind wird geschrieben und erscheint (Uraufführung am Christiania Theater, am 13. Januar 1883).
1883 Das Fest auf Solhaug erscheint in einer neuen Ausgabe.
1884 Schreibt und veröffentlicht Die Wildente (Uraufführung am Theater Den Nationale Scene in Bergen, am
9. Januar 1885).
1885 Besucht Norwegen (Kristiania, Trondheim, Molde
und Bergen).
Zieht nach München, wo er in den sechs darauffolgenden Jahren wohnt.
1886 Schreibt und veröffentlicht Rosmersholm (Uraufführung am Theater Den Nationale Scene in Bergen, am
17. Januar 1887).
1887 Verbringt den Sommer in Nordjütland (Säby). Reist
weiter nach Göteborg, Stockholm und Kopenhagen.
1888 Schreibt und veröffentlicht Die Frau vom Meer (Uraufführung am Hoftheater in Weimar und am
Christiania Theater gleichzeitig, am 12. Februar
1889).
1889 Der letzte Sommer in Gossensaß. Lernt Emilie Bardach kennen.
1890 Schreibt und veröffentlicht Hedda Gabler (Uraufführung am Residenztheater in München, am 31. Januar
1891).
1891 Kehrt nach Norwegen zurück. Lässt sich in Kristiania
(heute Oslo) nieder.
Trifft Hildur Andersen.
Ein Volksfeind – Materialmappe
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1892 Schreibt und veröffentlicht Baumeister Solness (Uraufführung am Lessingtheater in Berlin, am 19. Januar 1893).
Sigurd Ibsen heiratet Bergliot Bjørnson.
1894 Schreibt und veröffentlicht Klein Eyolf (Uraufführung
am Deutschen Theater in Berlin, am 12. Januar
1895).
1895 Bezieht eine Wohnung an der Ecke Arbiensgate und
Drammensveien in Kristiania. Dort lebt er bis zu seinem Tod.
1896 Schreibt und veröffentlicht John Gabriel Borkman
(Uraufführung gleichzeitig am Svenska Teatern und
am Finnischen Nationaltheater in Helsinki, am 10.
Januar 1897).
1898 Feierlichkeiten anlässlich seines 70sten Geburtstags:
glänzende Feiern ihm zu Ehren in Kristiania, Kopenhagen und Stockholm.
1899 Schreibt und veröffentlicht Wenn wir Toten erwachen
(Uraufführung am Hoftheater in Stuttgart, am 26.
Januar 1900).
1900 Erster Schlaganfall.
1906 Stirbt am 23. Mai.
Aus Gustav Lærums Serie von Tuschzeichnungen von Ibsen
auf seinen Spaziergängen von der Arbiensgate zum Grand
Café
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Peter Stockmann (Moritz Dürr) und sein Bruder Doktor Thomas Stockmann (Hans-Werner Leupelt)
Ein Volksfeind – Materialmappe
12
Vorbereitung
1
Warm-up: Gruppendynamik, Euphorie
Dafür wird ein freier Raum benötigt. Einer aus der Gruppe schlägt vor etwas zu machen:
„Lasst uns alle auf einem Bein hüpfen!“, daraufhin rufen alle: „Oh ja!“ und hüpfen auf
einem Bein oder „Lasst uns alle demonstrieren!“ – „Oh ja! Und alle demonstrieren bis
jemand anderes aus der Gruppe etwas Neues vorschlägt. usw. Diese Übung kann sehr
dynamisch und wild ablaufen, wenn sich alle drauf einlassen. Der Spielleiter, der mit in
der Gruppe ist, kann jeder Zeit eigene Vorschläge geben und hat somit auch wie alle
anderen Einflussmöglichkeiten.
Diskussions- und Recherchevorschläge:
Wie entstehen Gruppendynamiken?
Welche Demonstrationsmöglichkeiten sind bekannt?
Welche Wirkung haben sie?
Wie verhält sich eine große Ansammlung von Menschen im öffentlichen Raum?
Welche Beispiele aus der Vergangenheit, aus den Medien sind bekannt?
Warm-up: Alle gegen einen
Fünf Spieler, der Rest der Klasse ist Publikum
Die fünf Spieler befinden sich in einer Ausstellung; sie gucken sich Bilder an. Die Aufgabe
an die Spieler/Ausstellungsbesucher ist, dass sie sich ohne Sprache im Laufe der Zeit
unauffällig darauf einigen, einen der fünf gemeinsam aus dem Raum zu führen. Am
Anfang ist keiner bestimmt. Wer auserwählt wird, entwickelt sich in dieser Übung.
Diskussionsanregungen:
Welche Atmosphäre wurde beobachtet?
Wie ging es den Spielern?
Was haben die Zuschauer beobachtet?
2
Assoziationskreis: Weltstadt - verseuchte Stadt
Weltstadt
Alle stellen sich in einen Kreis, in der Mitte liegt ein Gegenstand, der etwas mit dem
Thema Weltstadt zu tun hat (z.B. eine Weltkugel, ein Stadtplan, eine Zeitung)
Die Schüler können nun frei assoziieren. Jeder Satz fängt mit „Eine Weltstadt…“ an. Und
kann beendet werden mit einer Idee, wie „…hat eine gute Infrastruktur.“, „…wird von
Touristen besucht.“, „…hat viele Bewohner.“, „…produziert Müll.“
Wer eine Assoziation gesagt hat, geht einen Schritt auf die Mitte zu. Wenn der Erste in
der Mitte angekommen ist, ist die Übung vorbei. Es kann eine neue Runde gestartet
werden, wenn der Eindruck entstanden ist, die Assoziationen fangen an zu sprudeln.
Verseuchte Stadt
In der nächsten Runde wird zu dem Anfang „Die verseuchte Stadt“ assoziiert. In die Mitte
kann zur Inspiration eine Giftflasche, Müll oder ein Gefahrenzeichen gelegt werden.
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Im Anschluss werden die gesammelten Assoziationen schriftlich festgehalten und können
nach dem Aufführungsbesuch in das Gespräch über die Inszenierung und ihren
Realitätsbezug einfließen.
3
Sage deine Meinung, auch wenn du alleine damit stehst.
Übung: Stuhltanz zur Musik, ein Stuhl fehlt immer; wer rausfällt sagt seine gesellschaftspolitische Meinung, für die er steht, wie z.B. „Atomkraft sofort abschaffen!“
Die Statements werden gesammelt und können später in einer offenen Diskussion
wiederaufgegriffen werden.
Diskussions- und Recherchevorschläge:
Welche Postionen/ Haltungen gibt es?
Wofür setzen sich die Jugendlichen heute ein und wie setzen sie sich ein?
Denken sie, dass sie politisch, gesellschaftlich etwas bewirken können?
Wer ist wie politisch aktiv?
Welche Beteiligungsformen gibt es?
Wie ist es seine gesellschaftspolitische Meinung/Position zu vertreten, wenn man keine
Mitstreiter hat?
Beispiele aus dem Alltag?
4
Vier Ecken/ politischer Marktplatz
Vier verschiedene Standpunkte zu einem aktuellen gesellschaftspolitischen Thema (ein
Lobbyist eines Wirtschaftsunternehmens, ein Fanatiker, ein Umweltschützer, ein
Demokrat bzw. Politiker einer der heute regierenden Partei. Je konkreter die
Persönlichkeiten, Standpunktvertreter, umso besser.) werden von je einer Schülerin oder
einem Schüler in einer der vier Ecken des Raumes vertreten. Die Anderen lauschen in der
Mitte den Argumenten der verschiedenen Vertreter. Alle Meinungsvertreter haben vier
Minuten Zeit, ihre Anhänger zu gewinnen. „Die Zeit läuft! Und los!“
Am Ende gibt es vier Meinungsgruppen.
Das Ergebnis wird ausgewertet:
Was hat dich überzeugt?
Warum hast du dich so entschieden?
Wie war es für die Meinungsvertreter?
Wer ist die größte/kleinste Gruppe? Warum?
Welche Reaktionen/ Verhaltensweisen wurden während der 4 Minuten noch beobachtet?
Hat sich die Motivation für die Sache im Laufe der Zeit verändert? Woran lag es?
Wie gewinnt man Mitstreiter für ein politisches, gesellschaftsrelevantes Anliegen?
5
Visionswerkstätten zur Organisation einer »Volksversammlung«
Für ein bestimmtes Anliegen (s. politische Statements aus dem Stuhltanz) soll eine
Volksversammlung in Braunschweig organisiert werden. In Kleingruppen wird überlegt, in
welcher Form und wo diese Volksversammlung organisiert werden kann. Was soll
verkündet werden? Wo und in welcher Form findet es statt? Welche Rolle spielen die
Bürger dabei?
Ein Volksfeind – Materialmappe
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6
Automatisches Schreiben zum Thema „Geschwisterrivalität“
Drei Minuten lang schreibt jeder seine Gedanken dazu auf, ohne den Stift abzulegen.
Danach wird das Geschriebene eine Runde weitergereicht, und der Nachbar unterstreicht
zwei Aussagen, von denen er glaubt, dass es interessant wäre, sie zu vertiefen.
7
Szenenerarbeitung, Wirkung von Sprache, Körper und Bühne
Als Input für die freie Szenenerarbeitung in Gruppen wird folgendes als Anregung
vorgegeben:
- Die Ergebnisse des automatischen Schreibens „Geschwisterrivalität“
- Zitate aus dem Orginalstück
- Die Aufgabe, unterschiedliche Orte der Schule zu bespielen (z.B. das Treppenhaus,
die Toiletten, den Schulhof, einen engen Flur…)
Mögliche Zitate:
»Der schlimmste Feind der Wahrheit und der Freiheit ist die kompakte Mehrheit. Ja, diese
verfluchte, kompakte, liberale Mehrheit.«
»Wenn aber eine Wahrheit so alt geworden ist, ist sie auf dem besten Weg, eine Lüge zu
werden.«
»Er kündigt uns.«
»Wirklich? Ist das wahr? So ein anständiger Mensch wie er-«
»Er kann nicht anders, meint er. Er tut es sehr ungern; aber er kann nicht anders – die
Mitbürger, die Rücksicht auf die öffentliche Meinung – er ist abhängig, kann gewisse
einflussreiche Männer nicht vor den Kopf stoßen.«
»Die Verantwortung für den einzelnen wird noch geringer, wenn er andere an seiner Seite
hat.«
»Bring mir ’n paar davon her. Ich will wenigstens einmal experimentieren mit den Kötern;
manchmal können ganz bemerkenswerte Köpfe drauf sitzen.«
»Maßvoll, natürlich Herr Doktor, alles in Maßen.«
Bei der Bearbeitung überlegen sich die Schüler/innen, wer sie sind, wo die Szene
stattfindet und worum es gehen soll. Die Erfindung der Szenen ist frei und muss sich an
den Figuren des Stückes »Ein Volksfeind« nicht orientieren.
Zur Inspiration und Verdichtung dienen die drei Ebenen: Bühne, Zitate aus dem Stück und
Gedanken zur Geschwisterrivalität.
Die Szenen werden sich gegenseitig nach der Erarbeitung gezeigt, das Publikum kann
Titel für die Szenen vorschlagen und sagen was sie wahrgenommen haben und wie es
wirkte.
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Theaterbesuch
1
Musik
In der Inszenierung wirkt der Braunschweiger Bürgerchor mit. Im Anhang finden Sie das
Lied »und blühen einmal die Rosen«, das vom Bürgerchor gesungen wird.
2
Schauspiel oder Komödie?
Auszug aus einem Interview mit dem Regisseur Stephan Rottkamp, geführt von Christine
Besier:
Christine Besier
Tatsächlich hat Henrik Ibsen gegenüber seinem Verleger Zweifel daran geäußert, ob er
sein Stück eine Komödie oder ein Schauspiel nennen soll. Er hat sich am Ende für
Schauspiel entschieden. Ist es dennoch eine Komödie?
Stephan Rottkamp
Ich finde das Stück fängt sehr komödiantisch an. Vielleicht ist die Fülle der unbewältigten
Themen auch nur so zu ertragen. Die ersten drei Akte sind sehr komödiantisch, sehr
turbulent, sehr schnell und weisen alle Strukturmerkmale der Komödie auf, aber am Ende
des Abends müsste einem eigentlich das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn der
zweite Teil ab dem vierten Akt ist tief abgründig. Da werden Menschenbilder gezeigt von
Menschen, denen man lieber nicht begegnen möchte. Da wird ein Mensch an den Rand
seiner geistigen Gesundheit getrieben. Daran arbeiten wir: Den Skandal nicht über eine
Betroffenheit zu transportieren, die man erzeugt, sondern über das Lachen, um am Ende
mit Thomas Stockmann umso tiefer zu stürzen.
Christine Besier
Hast du manchmal auch Angst, die ernsten Themen zu veralbern?
Stephan Rottkamp
Klar, habe ich die. Der Grat ist schmal. Aber die Menschen bei Ibsen sind in
komödiantische Hüllen verpackte Monster, Parasiten, Egoisten. Da geht es keinem um
die Sache, sondern nur um den eigenen Gewinn. Der Stärkere überlebt. Diese
darwinistische These kannte Henrik Ibsen auch. Ibsens Figuren sind keine netten
Menschen; auch Thomas ist nicht nur nett. Es geht um Abgründe und wie Menschen
Abgründe in anderen aufreißen.
»Wir glauben, dass Klagen falsch ist. Du weinst, gehst traurig nach Hause, sagst: „Wie
schön hab ich geweint“, und schläfst erleichtert ein. Nein, wir wollen Euch zum Lachen
bringen [... ]. Es öffnet sich nicht nur der Mund beim Lachen, sondern das Gehirn. Und ins
Gehirn können Nägel der Vernunft eintreten. Ich hoffe, dass heute Abend einige Leute mit
Nägeln im Kopf heimgehen [... ].«
Franca Rame, italienische Theatermacherin
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Ein Volksfeind – Materialmappe
17
Nachbereitung
1
Sprechen über das Gesehene, was ist in Erinnerung geblieben?
Übung:
Stellt euch vor, ihr hattet einen Fotoapparat dabei.
Baut Bilder zu positiven und negativen Erinnerungen an die Inszenierung.
Während eine Gruppe ein Foto zeigt, sagen die anderen, was sie sehen.
Hierbei kann sich schon zeigen, dass unterschiedliche Wahrnehmungen und Bilder
nebeneinander bestehen können.
2
Sympathieskala
Wie fandet ihr die Figuren? Alle Schüler/innen zeichnen Markierungen in der Skala ein.
Gibt es eine Entwicklung bei einzelnen Figuren innerhalb des Stückes?
So können Diskussionen angeregt werden
3
Wie sieht die Welt in 15-20 Jahren aus?
Zukunftsvisionen aus der Stadt, in der »Ein Volksfeind« spielt, 15-20 Jahre in die Zukunft
geblickt.
Szenenentwicklung in Kleingruppen.
Welche Entwicklungen haben sich ergeben? Welche Menschen sind auf welchen
Positionen geblieben? Wie ist das alltägliche Leben weiter gegangen? Welche
Auswirkungen haben sich für die Gesellschaft/ für den Einzelnen gezeigt?
Für die Szenenerarbeitung:
Überlegt euch in Kleingruppen Antworten auf die Fragen: wer, wie, was, wo?
Von einem Standbild ausgehend spielt ihr eine kurze Szene, die in einem Standbild endet.
Diese Zukunftsvisionen werden dann gegenseitig gezeigt.
4
Bürgerliche Beteiligung
Recherche, Diskussion und Aktion!
Politisches Engagement heute? Welche Themen sind wichtig? Was ist wichtig für die
Zukunft? Was geschieht in unmittelbarer Umgebung? Welche Aktionen im öffentlichen
Raum wurden bis jetzt gemacht?
Von der Recherche ausgehend können in Gruppen zu verschiedenen Anliegen der
Schüler/innen im öffentlichen Raum Aktionen geplant werden.
Beispiel: Wie finde ich Mitstreiter für mein politisches, gesellschaftsrelevantes Anliegen?
Alle haben eine Woche Zeit, um Mitstreiter für ein gesellschaftsrelevantes Anliegen zu
finden.
Danach wird ausgewertet: welche Erfahrungen wurden gemacht? Was war erfolgreich?
Welche Beobachtungen wurden gemacht? Wie geht es weiter?
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Weiterführende Texte
„Nölen vor dem Fernseher“ Umweltschutz im Wahlkampf
Leben wir im Trugbild der Beständigkeit? Der Sozialpsychologe Harald Welzer über die Zukunft
der Demokratie in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/umweltschutz-im-wahlkampf-noelen-vor-dem-fernseher1.35346
AKW-Müll
Zoff über Privatisierungpläne für Atomendlager
Neue Details der schwarz-gelben Atompläne sorgen für Ärger: Laut "Süddeutscher Zeitung" will
die Regierung ermöglichen, dass künftige Atommüllendlager von Privatfirmen betrieben werden.
Das Bundesamt für Strahlenschutz wäre entmachtet - die Opposition ist empört.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-718780,00.html
Asse II-Koordinationskreis
http://www.asse2.de/
Die fünfte Gewalt
Wie Lobbyisten die Prinzipien der parlamentarischen Demokratie unterlaufen
http://www.zeit.de/online/2006/10/lobbyismus?page=all&print=true
Ein Volksfeind – Materialmappe
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Theaterknigge
Aus dem Benimmratgeber über den Umgang mit Theater und seiner Umgebung.
Theaterregeln, die: Weil Menschen irgendwann das erste Mal ins Theater gehen und man ja nicht
von Geburt an alle Dinge weiß, ist es wichtig, dass sie ein paar Regeln kennenlernen.
Abendkleid, das: Viele Menschen ziehen sich gerne schön an, wenn sie ins Theater gehen. Dies kann auch
eine Gelegenheit sein, die festliche Garderobe, die sonst im Schrank verstaubt, mal auszuführen. Heute ist
schicke Kleidung aber keine feste Regel mehr im Theater. Auch Jeans und Sweatshirt sind gerne gesehen.
Eintrittskarte, die: Für den Besuch einer Theateraufführung ist der Erwerb einer Eintrittskarte unerlässlich.
Am Staatstheater Braunschweig z.B. arbeiten fast 500 Menschen, die alle am Entstehen einer Inszenierung
beteiligt sind, auch wenn man sie auf der Bühne nicht sieht.
Erlebnis, das: Trotz aller Regeln, ist der Theaterbesuch eine kulturelle Freizeitveranstaltung und ein Erlebnis.
Es ist erlaubt zu lachen, wenn man etwas lustig findet, zu weinen, wenn man berührt ist und zu klatschen,
wenn es einem am Ende gefallen hat. Außerdem kann man den Theaterbesuch mit einem Cafébesuch oder
einem Spaziergang danach verbinden, bei dem man dann heftig über das Gesehene debattieren kann und
seine Meinung sagen kann. Denn es geht bei Theater nicht immer um Richtig und Falsch, sondern vor Allem
auch um ein Erlebnis, das man gemeinsam teilen kann.
Essen, das: Alles was im Theaterraum an Geräuschen entsteht, spielt in die Aufführung mit hinein. Das heißt
wenn jemand seine Bonbonpapiere knistern lässt, Chips knabbert oder sein Leberwurstbrot duften lässt und
dazu eine Cola schlürft, dann stört das die Beteiligten in diesem Raum. Essen und Trinken ist im Theaterraum
nicht erlaubt, dafür gibt es dann eine Pause.
Flirten, das: Das Theater ist ein Ort, in dem Leben stattfindet, es ist nicht ausgeschlossen, dass man dabei
der Liebe seines Lebens begegnet. Allerdings sollte man sich die Flirttricks für die Pause oder die Bar danach
aufheben, um die Zuschauer und die Schauspieler während der Vorstellung nicht zu stören.
Fotografieren, das: Auch das Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Es stört die Spieler. Schöne Bilder gibt es
im Programmheft.
Handy, das: Natürlich ist wichtig, dass eure Freunde erfahren, dass ihr gerade im Theater seid, aber bitte
nicht während der Vorstellung. Es schadet auch nicht, wenn man sich für zwei Stunden mal rarmacht, dann ist
das Telefonieren im Nachhinein umso schöner. Und es gibt nichts Peinliches, als im vollen Theatersaal von
der Mama angerufen zu werden. Also bitte: Handy aus im Zuschauerraum!
Klo, das: Die Klos (oder vornehmer Toiletten, die) sind im Staatstheater am Boden festgeschraubt. Das
Theater ist zur Orientierung in linke und rechte Seite unterteilt und ihr findet die Damentoiletten rechts von der
Bühne, wenn ihr auf diese drauf guckt, sowie die Herrentoiletten links. Also nicht die Seiten vertauschen und
rechtzeitig auf die Toilette gehen!
Turnschuhe, die: Turnschuhe sind im Theater erlaubt. Es gibt auch keine Türsteher, die sie nach Marke und
Preis-Leistungsverhältnis kontrollieren. Vielleicht solltest du sie nicht grade ausziehen, wenn du deine Füße
vorher nicht gewaschen hast und deine Socken stinken könnten.
Quasseln, das: Das Quasseln mit den Sitznachbarinnen und Sitznachbarn ist strengstens untersagt. Warum?
Das stört die anderen und auch die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne. Die Zuschauer und
Schauspieler befinden sich während der Vorstellung in einem gemeinsamen Raum, auch wenn die einen auf
der Bühne sind und die anderen auf den Sitzen. Es ist alles live und ihr seid mitbeteiligt, welche Atmosphäre
in diesem gemeinsamen Raum entsteht.
Wir wünschen Euch einen guten Theaterabend!
Ein Volksfeind – Materialmappe
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