Virusassoziierte Hautveränderungen bei der Katze

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(Die Verantwortlichkeit für die Texte liegt ausschließlich bei den Autoren.)
Virusassoziierte Hautveränderungen bei der Katze
Gerhard LOESENBECK
Virusassoziierte Hautveränderungen treten bei Katzen insgesamt selten auf, wobei es aber geographische
Unterschiede gibt. Diese Gruppe von Erkrankungen ist
aus therapeutischer und prognostischer Sicht dennoch
wichtig. Sogar ein zoonotisches Potenzial kann vorliegen (Pockenvirus). Es können sehr heterogene, teils sehr
wenig spezifische klinische Verläufe und damit eine Vielzahl von Differenzialdiagnosen auftreten. Zusammen mit
dem seltenen Auftreten führt dies oft zu einer diagnostischen Herausforderung, insbesondere im Hinblick auf
die Abgrenzung zu den häufigen Dermatosen wie zum
Beispiel einer allergischen Dermatitis.
Eine erosive bis ulzerative Dermatitis im Gesicht durch
das feline Herpesvirus 1 ist klinisch nicht von einer allergischen Reaktion zu unterscheiden. Die zusätzlichen
Symptome wie Rhinotracheitis, Stomatitis, Keratitis und
Pneumonie sind wichtige Hinweise, ebenso das oft spontane Verschwinden und Wiederkehren.
Histologisch treten massive Nekrosen der Epidermis
und Haarfollikelepithelien auf, das Entzündungsbild kann
sowohl überwiegend durch neutrophile als auch durch
eosinophile Granulozyten bestimmt werden. Bei einer
neutrophilen Entzündung, Exozytose oder epithelialer
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Entzündung gibt es weniger Differenzialdiagnosen, bei
Eosinophilie kommen Veränderungen aus dem Formenkreis der eosinophilen Überempfindlichkeitsreaktionen der
Katze in Frage. Hinweisende intranukleäre Einschlüsse
können, müssen aber nicht auftreten oder können selten
und schwer auffindbar sein. Als sensitive Nachweistechnik steht eine PCR-Technik zur Verfügung, die auch an
formalinfixiertem Gewebe anwendbar ist.
Die feline Pockenvirusinfektion wird durch das Kuhpockenvirus ausgelöst, die Infektion erfolgt durch Wildnager.
Für eine Infektion ist daher die Exposition nötig, die in
der Regel nur bei Freigängern vorkommt. Typische papulöse Pockenläsionen werden generalisiert in der Haut
gefunden, Kopf, Nacken und Vorderbeine sind besonders
oft betroffen. Veränderungen der Schleimhäute, Konjunktivitis und Pneumonie können assoziiert auftreten.
Nicht immunsupprimierte Tiere erholen sich meist in
ein paar Wochen. Falls eine Immunsuppression vorliegt,
kann es auch zu schweren bis tödlichen Verlaufformen
kommen. Das diagnostisch beweisende Merkmal sind
die histologisch nachweisbaren, großen, eosinophilen,
intrazytoplasmatischen Einschlüsse. Diese sind besonders randständig in frühen Läsionen zu finden. Auch eine
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PCR-Technik steht zum Nachweis zur Verfügung. Eine
besondere Bedeutung der Erkrankung liegt in ihrem zoonotischen Potential. Bei Menschen kann es zu schweren
Erkrankungen kommen.
Das FeLV ist ein onkogenes und immunsuppressives
Retrovirus. Eine Infektion kann daher zahlreiche Sekundärinfektionen (Pyodermie, Dermotophytose, Demodikose) nach sich ziehen. Als direkte Hautveränderungen sind
multiple kutane Verhornungen (in der Regel Pfotenballen)
und eine exfoliative „Riesenzelldermatose" bekannt. Synzytien mit Riesenzellen werden dabei von epidermalen
Keratinozyten gebildet. Die Bildung solcher Riesenzellformationen durch andere Virusinfektionen oder Arzneimittelreaktionen ist eher von theoretischem Interesse.
Kutane Lymphome können ebenfalls auftreten.
Das FeSV ist eine Mutante des FeLV und induziert (multiple) Fibrosarkome in jungen Katzen. Betroffene Tiere
sind FeLV-positiv. Über 5-jährige Tiere scheinen resistenter
gegen die onkogenen Eigenschaften des Virus zu sein und
zeigen in der Regel keine Neoplasien. Soweit bekannt,
ist das feline Sarkomavirus nicht assoziiert zu solitären
Fibrosarkomen älterer Katzen.
Dermatosen assoziiert zum FIV treten wohl nur als
sekundäre (infektiöse) Erkrankungen im Rahmen einer
Immunsuppression auf.
Das Calicivirus soll neben Rhinitis, Konjunktivitis und
oralen Ulzerationen auch pustulöse sowie ulzerative
Hautveränderungen im Gesicht- und Pfotenbereich auslösen können. Dabei kann gestörtes Allgemeinbefinden
mit Fieber und Ödemen auftreten. Bei nicht immunsupprimierten Tieren ohne weitere Komplikationen kommt
es zu einer Regression in wenigen Tagen.
Papillomaviren können zahlreichen Hautläsionen bewirken. Neben den typischen Warzen/Papillomen kann es zu
unterschiedlich deutlich pigmentierten Plaques kommen,
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die ausheilen oder seltener zu „bowenoiden In-situ-Karzinomen" werden können. Diese wiederum können solitär oder multipel auftreten und über längere Zeit konstant
bleiben oder langsam progressiv wachsen. Von diesen
„bowenoiden In-situ-Karzinomen" sind eher ältere Tiere
über 10 Jahre betroffen. Ein Teil (wahrscheinlich weniger
als 20 %) entwickelt sich zu Plattenepithelkarzinomen.
Die Unterscheidung ist histologisch möglich, indem entweder eine noch intakte Basalmembran angetroffen wird
oder aber der Verlust der Integrität dieser Membran und
damit Invasivität festzustellen ist. Die Existenz virusinduzierter Plattenepithelkarzinome ist somit für die Katze
als gesichert anzusehen. „Bowenoide In-situ-Karzinome"
sollen aber auch im Zusammenhang mit internistischen
Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder läsionsbezogen
bei Demodikose auftreten.
Ein weiterer papillomavirusassoziierter Tumor ist das
feline Sarkoid. Verdächtigt wurde ein viraler Einfluss bereits
vor dem Virusnachweis, da es große morphologische Übereinstimmungen zum equinen Sarkoid gibt. Beide Veränderungen zeigen histologisch einen engen Kontakt der
proliferierten Epidermiszapfen zu dem darunter liegenden
fibroblastischen Tumorgewebe, während andere fibroblastische Tumore dagegen eine tumorzellfreie Grenzzone zeigen. Sarkoide verhalten sich auch klinisch wie niedriger
maligne Sarkome mit Rezidiven aber ohne Metastasen.
Virale DNA wurde in vielen Sarkoiden nachgewiesen.
Für die Diagnose sind aber die typischen histologischen
Merkmale ausreichend.
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