Ein Leitfaden zum Weinanbau von Udo Thiel

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Bezirksverband der Kleingärtner Celle e.V.
Tipps 2014 für unsere Mitglieder
Die Schrift erscheint möglichst jährlich und informiert über ein Thema
© Text und Bild: Udo Thiel, Tel: 05144/1203, E-Mail: [email protected]
Weintrauben aus dem eigenen Garten
Geschichte des Rebstockes:
Die heutige Kulturrebe hat sich aus der Wildrebe (Vitis silvestris)
entwickelt, deren Verbreitungsgebiet weit über die Grenzen der
heutigen Anbaugebiete hinaus ging. Belegt ist das aus fossilen
Traubenkernen, die in Afghanistan, am Amur, im Westen Amerikas gefunden wurden. Als Wald- und Kletterpflanze musste sie
zusehen, mit Hilfe von Ranken, ans Licht zu kommen.
Die Frucht der Rebe ist eine Traube. Wann der Mensch auch aus
den Beeren Wein erzeugte ist unsicher. Älteste Hinweise auf seine
Existenz stammen aus Georgien. Dort wurden Tonkrüge gefunden,
die aus der Zeit 6000 v. Chr. stammen und mit Traubenreliefs
dekoriert sind. Ähnliche Nachweise wurden im Gebiet zwischen
Euphrat und Tigris und Palästina gefunden.
Die Kulturrebe (Vitis vinifera) verdankt ihre Verbreitung aber
mehr dem vergorenen Traubensaft als dem Wohlgeschmack ihrer
Beeren. Ab 1600 v. Chr. kultivierten die Griechen den Weinstock
und brachten neue Sorten nach Syrien, Ägypten und Italien. Die
Römer ihrerseits transportierten das Wissen vom Weinanbau nach
Südfrankreich, an Mosel, Rhein und Teile Spaniens.
Im Mittelalter war der Weinanbau nicht Jedermann zugänglich. Pionierarbeit leisteten sowohl in der
Kultur, als auch in der Erzeugung von Wein die Klöster. Burgund verdankt z. B. sein Weinbaugebiet
den Zisterzienserklöstern Cluny und Citeaux. In der Renaissance war es dann ein Privileg der
Monarchen, Fürsten und wohlhabender Bürger. So bekam einst auch Celle unter seinem letzten
Fürsten Georg Wilhelm seinen Weinberg am Bremer Weg.
Heute ist es wieder ein beliebtes Hobby geworden, Rebstöcke am Haus oder an einer Pergola zu
ziehen. Für einen guten Ertrag müssen aber auch die Voraussetzungen stimmen. Das gilt für den
Standort, den Boden, die Sorte und den Schnitt.
Standort:
Die Weinrebe gilt allgemein als anpassungsfähig. Das beweist schon ihre weltweite Verbreitung in
recht unterschiedlichen Klimaten und Bodenverhältnissen. Da sie Sonnenlicht und Wärme liebt, die
für eine gute Entwicklung der Trauben Voraussetzung sind, kommen bei uns nur nach Süden bis
Westen ausgerichtete Standorte infrage. Je günstiger der Standort und die erforderliche Pflege sind,
desto besser wird die Qualität der Trauben, die Höhe des Ertrags und die Gesundheit der Pflanze.
Bodenansprüche:
Der Boden sollte wasserdurchlässig und 50 bis 60 cm leicht durchwurzelbar sein. Ein pH-Wert von
6,5 bis 7,5 ist günstig und fördert die Verfügbarkeit der Nährstoffe. Eine Bodenverbesserung mit
Lawa-, Basalt- und Schiefersplitt optimiert den Geschmack der Trauben.
Rankhilfen:
Der Weinstock ist eine Kletterpflanze und gehört zur Gruppe der Ranker. Er bildet also am Trieb
Ranken aus, mit denen er sich in der Natur an einem Zweig, im Garten an einem von uns gefertigten
Rankgerüst aus Draht oder Latten festhält. Soll die Rankhilfe an einer Hauswand montiert werden,
sind folgende Faktoren beachtenswert:
-2-
-2Ist die Montage an einer geputzen Hauswand mit Außendämmung möglich? Wenn ja, wie lang
müssen die Dübel sein? Wird in entsprechenden Abständen ein Anstrich erforderlich? Auch eine
Holzverkleidung bedarf der Pflege. Vermag sie das Gewicht von Rankhilfe und Weinstock zu tragen?
Sind diese Frage geklärt, kann über die Art der Rankhilfe nachgedacht werden.
Ob aus Holz oder Metall,
alle Verbindungen sollten
verzinkt oder aus Edelstahl sein.
Die Lebensdauer eines
Holzgerüstes hängt vom
Material ab. Da spätere
Anstriche sehr aufwändig
sind, sollten Hölzer aus
Lärche oder Eiche verwendet werden.
Bei geputzten Fassaden
sind abklappbare oder
aushängbare Kletterhilfen
sinnvoll.
Zwischen Hauswand und
Gerüst ist ein Abstand
von 5 – 8 cm einzuhalten,
damit Triebe hinter dem
Gerüst nicht die Dübel
aus der Fassade lösen.
Pflanzung:
Im Containertopf können Reben ganzjährig gepflanzt werden. Wurzelnackt beschränkt sich der
Zeitraum auf November bis Mai. Die Pflanzlochtiefe beträgt 40 – 50 cm. Die Veredlungsstelle muss
sich 5 cm über Bodenniveau befinden! Der Pflanzabstand vom Gebäude beträgt mindestens 25 cm.
Der Abstand von Rebstock zu Rebstock sollte mindestens 1,50 m betragen.
Sortenwahl:
Weltweit soll es ca. 20.000 verschiedene Rebsorten geben. Eine wirtschaftliche Bedeutung haben etwa
50, verteil auf die unterschiedlichen Klimate. Es bereitet nur die Sorte Freude, die sich den örtlichen
Klima- und Bodenbedingungen anpassen kann.
Wichtig für den Hobbyanbau sind die Winterfrosthärte, der Reifezeitpunkt und die Pilzresistenz.
Selbst in klimatisch weniger günstigen Gebieten können frühreifende Sorten zu brauchbaren Erträgen
führen und das Ausreifen des Jahrestriebs, also die notwendige Winterhärte erreichen.Als robuste
Sorten seien u.a. genannt:
Sorte
Wuchsstärke
Austrieb Blüte
Beere
Früher Malingre
Phoenix
Fanny
Nelly
Königliche Esther
Venus
Dornfelder
Nero
schwach/mittel
stark
stark
mittel
mittelstark
mittel
stark
stark
früh/mittel
mittel
mittel
früh/mittel
früh/mittel
mittel
früh/mittel
früh/mittel
gelb/grün
gelb/grün
gelb/grün
rosarot
blau
tiefblau
tiefblau
tiefblau
mittelfrüh
mittel
mittel
mittel
mittelfrüh
mittel
mittel
mittel
-3-
Geschmack
süß
feiner Muskat
fein-fruchtig
dezent süß
süß, säurearm
süß-beerig
fruchtig
süß-fruchtig
Reife
Aug./Sept.
September
Sept./Okt.
Aug./Sept.
August
September
September
September
-3Rebstockaufbau und Schnitt
Im Pflanzjahr wird die Rebe eintriebig gezogen. Die sich bildenden Nebentriebe werden im Sommer
entfernt. Im folgenden Frühjahr erfolgt der Rückschnitt am verholzten Trieb auf geplante Stammhöhe
von 60-100 cm, der 1. Etage vom Spalier. Im Sommer bilden sich diverse Seitentriebe, die oberste
Knospe übernimmt die Haupttriebverlängerung. Von den Seitentrieben verbleiben zwei, die die
1.Etage bilden. Im Folgejahr wird die 2.Etage aufgebaut, die etwa 60 cm Abstand von der 1.Etage hält.
In der 1.Etage erfolgt der Zapfenaufbau, das Holz, an dem
dann die Trauben hängen. Der Zapfenabstand sollte 30 bis
40 cm betragen.
Links Zapfenschnitt am vorjährigen Holz auf 2 Augen.
Das obere Auge bildet den Fruchttrieb, das untere
Auge ist der Ersatztrieb für das nächste Jahr.
Nach vier bis fünf Jahren wird der alte Zapfen,wie hier,
durch einen neuen ersetzt. Der bildet sich meist spontan
aus schlafenden Augen.
Im folgenden Jahr wird der vorjährige Fruchttrieb
entfernt, der Ersatztrieb wieder auf Augen gekürzt. Das
obere Auge bildet wieder den Fruchttrieb, das untere den
neuen Ersatztrieb.
Der Rückschnitt erfolgt
nicht direkt über dem
Auge, sondern genau
unter dem 3. Auge was
mit entfernt wird. Hierdurch kein Austrocknen
der Knospe und weniger Saftverlust, Kraftverlust der Rebe.
Es gibt Rebsorten, die so wüchsig sind, dass der Zapfenschnitt auf
zwei Augen nicht effektiv ist. Zur Verteilung der Kraft wird hier der
Bogrebenschnitt (Bogenschnitt) angewandt. Statt zwei Augen werden sechs bis acht oder mehr Augen belassen. Bogen anbinden!
Der Ersatztrieb, der neue Zapfen behält für den nächstjährigen Trieb
zwei Augen. Das 1. Auge wieder für den Zapfen, das 2. für den
Rebbogen. Es treiben alle Augen aus und die Kraft verteilt sich auf
mehrere Triebe.
Weitere Schnittmaßnahmen sind das Ausbrechen nicht fruchtender
Triebe vor der Blüte, sofern sie nicht für die Verjüngung eines
Triebes erforderlich sind. Beim Sommerschnitt wird zu voller
Behang reduziert und Geiztriebe (aus Blattachseln) entfernt.
Pflanzenschutz
In ungünstigen Jahren können auch an pilzresistenten Pflanzen Krankheiten auftreten. Das sind
besonders der Echte und der Falsche Mehltau (Peronospora). Grauschimmer (Botrytis) tritt leicht bei
sehr feuchter Witterung auf. Die Pockenmilbe befällt die Blätter, lebt im Haarfilz unter den Blättern
und überwintert in den Knospen. Der Schaden ist sehr gering, sonst Austriebsspritzung mit Ölen.
Erreger
Schadbild
Vorbeugen
Bekämpfung
Echter Mehltau (Oidium)
grauweißer Belag auf Blattober u. -unterseite, abwischbar, Beeren platzen auf
gelbliche Flecken auf der
Blattoberseite. Beeren werden
bläulich, schrumpeln ein.
gute Durchlüftung,
kein Hitzestau
Netz-Schwefelit
Cueva Pilzfrei
gute Durchlüftung,
Vermeidung mehrstünd. Blattnässe.
Kupfermittel nur
vorbeugend
Cueva Pilzfrei
Falscher Mehltau
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