Schmerz lindern bei der Sportlerferse

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Medizin
Medical Tribune · 44. Jahrgang · Nr. 19 · 8. Mai 2009
Botulinumtoxin gegen Plantarfasziitis, Einlagen unters Knochenödem
Schmerz lindern bei der Sportlerferse
MÜNCHEN – Fersenschmerz
beim Sportler kann viele Ursachen haben. Wichtig ist zunächst eine genaue klinische
Untersuchung plus Inspektion
von Gangbild und Sportschuhen. Bei subtileren Befunden
helfen Sonographie, Röntgen
und Kernspin.
Wenn Sportler über Fersenschmerzen klagen, ist am häufigsten eine Atrophie des plantaren
Fettpolsters schuld. Mit zunehmendem Alter schrumpft dieser
natürliche Stoßdämpfer und beim
Laufen kommt es zu Druckspitzen
unter den Metatarsalköpfchen. Hier
helfen das Abpolstern mit weichen
Schuheinlagen und eine gute Passform des Schuhs, erklärte Professor
Dr. Markus Walther von der Orthopädischen Klinik München-Harlaching auf dem 16. Internationalen
Symposium für Fußchirurgie.
oft gesehene Fersensporn ist eine
sekundäre Erscheinung. Sonographisch und auch im Kernspin lassen
sich neben der verdickten Plantarfaszie eine erhöhte Vaskularisierung
und Entzündung feststellen.
Nervenkompression:
Spritze statt Skalpell?
Therapeutisch wird mittels Einlagen der Faszien-Knochenübergang
entlastet, Nachtlagerungsschienen
können den Morgenschmerz bessern. Alleiniges Weichpolstern der
Ferse reicht meist nicht aus. Im
Kampf gegen die akute Entzündung haben sich Infiltrationen mit
Steroiden bewährt, während gegen
die chronischen Veränderungen Eigenblut- und Botulinumtoxin-Injektionen Erfolg versprechen. Auch
Stoßwellen zeigen hohe Ansprechraten, obgleich die Wirkweise nicht
recht geklärt ist. Operative Verfahren, vor allem die Entfernung des
Kein Wunder, dass bei diesem Sportler die
Ferse schmerzt. Wie die Kernspinaufnahme
zeigt, ist aus der plantaren Apophyse ein
Stück Knochen herausgerissen.
Der Knochensporn lateral der Achillessehne macht diesem Athleten Probleme.
knöchernen Fersensporns, haben
dagegen an Bedeutung verloren, so
der Experte.
Steht bei den Beschwerden ein
Nervenkompressionssyndrom im
Vordergrund, so ist meist der N.
tibialis im Tarsaltunnel oder beim
Durchtritt durch die Faszie des M.
abductor hallucis betroffen. Hier
hilft die Infiltration von Lokalan-
Fersensporn nur Folge
der Entzündung
Eine weitere häufige Erkrankung
ist die Plantarfasziitis. Auch hier ist
das Alter schuld, da die Faszie im
Laufe des Lebens an Elastizität verliert. Am Fersenknochen wird sie
dann stark belastet und es kommt
akut zur Entzündung. Langfristig
verdickt sich das Gewebe. Oft berichten die Patienten über morgendliche Schmerzen oder Beschwerden
bei den ersten Schritten nach längerer Ruhe. Bei der klinischen Untersuchung fällt plantar medial ein
Druckschmerz auf. Der radiologisch
Hier wird der Ramus calcanearis des Nervus tibialis an der Durchtrittsstelle durch
die Faszie des Abductor hallucis vom Druck befreit.
ästhetika, Steroiden oder von dehydriertem Alkohol. Bei Operationen
ist die Erfolgsprognose ungewiss,
da die Regeneration des Nerven
schlecht vorhersagbar ist.
Neben Faszien und Nerven kann
auch der Knochen die Ursache des
Fersenschmerzes sein. Mit Fortschreiten der bildgebenden Möglichkeiten findet man im Befund immer
häufiger den Begriff Knochenödem
(bone bruise). Dabei sind die Ursachen für Flüssigkeitsansammlung
im Knochen vielfältig. Neben ischämischen, reaktiv-degenerativen
(z.B. Arthrose, Arthritis, postoperativ) und mechanischen (z.B. Fraktur,
Überlastung) gibt es auch metabolische (Osteoporose oder Knochenmarködemsyndrom) Gründe. Mechanische Ursachen kann man dabei
durch Entlasten und Optimieren der
Biomechnik angehen. Hierbei spielen Einlagen, Schuhmodifikation,
aber auch Trainingsveränderungen
eine wichtige Rolle. Zusätzlich können physikalische Therapie, Lymphdrainage, Magnetfeld, Ultraschall
und eine Kalzium- und Vitamin-DGabe versucht werden, schlug der
Quelle Abb.: Prof. Dr. Markus Walther, München
KONGRESSBERICHT
Referent vor. Auch gibt es Daten zu
Bisphosphonaten und Iloprost. Allerdings ist bisher kein Medikament
zur Therapie von Knochenödemen
zugelassen.
Nur Plantarvenen
thrombosiert?
Ist die Achillessehne schuld an
den Beschwerden, so muss man die
Haglund-Exostose von der (Insertions-)Tendinose oder dem Traktionssporn unterscheiden. Dies gelingt in der Regel mittels subtiler
Untersuchung und der Röntgentechnik. Der Achillessehnenansatz
lässt sich durch Fersenkissen gut
entlasten. Bei der Haglund-Exostose
und dem Traktionssporn kommen
die operative Abtragung infrage und
bei der Insertionstendinose ist eine
konservative Behandlung angesagt.
Als seltene Ursache für Fersenschmerzen nannte der Referent
noch die Thrombose plantarer Venen. Hier tritt der Schmerz meist
plötzlich nach stärkerer Belastung
auf. Die Diagnose wird mittels Ultraschall oder Kernspintomographie
gestellt.
SK
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