Wenn der Knochen abbaut - KKH

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Osteoporose und die Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperbrüche
Vortragshinweis:
9.10.Leistenbruch
Wenn der Knochen abbaut
Kreiskrankenhaus Stadthagen
Referentin: Dr. Katja Esders,
Oberärztin der Chirurgischen
Klinik, Klinikum Schaumburg
Ab 30 verringert sich die Knochenmasse um ein Prozent pro Jahr
Als Osteoporose wird
eine Minderung der Knochensubstanz bezeichnet.
Der Knochen schwindet,
und die Abnahme der Dichte
des Knochens bewirkt eine
erhöhte Gefahr von Knochenbrüchen.
Osteoporose ist die häufigste Erkrankung älterer Menschen und damit auch eine der
teuersten Volkskrankheiten.
Rund acht Millionen Menschen sind in Deutschland an
Osteoporose erkrankt. Die Erkrankung kann das gesamte
Skelett betreffen.
Ursachen
Knochen ist lebendes Gewebe: Es findet ein ständiger Anbau und Abbau statt. In
den ersten 30 Lebensjahren
erreicht die Knochenmasse ein
Maximum. Danach nimmt sie
jährlich um ungefähr ein Prozent ab. Störungen des Knochenstoffwechsels – sowohl
mit vermindertem Anbau als
auch bei einem gesteigerten
Abbau – können zu einem verstärkten Verlust der Knochenmasse führen.
Bei der primären Osteoporose unterscheidet man die
postmenopausale (Typ I) von
der senilen (Typ II) Form. Erstere ist die häufigste Form aller
Osteoporose-Typen und betrifft Frauen in und nach den
Wechseljahren. Der Östrogenabfall und andere Faktoren bewirken einen verstärkten Knochenabbau.
Dieser findet zunächst
überwiegend im Inneren des
Knochens statt – im sogenannten trabekulären (Bälkchen-)
Knochen. Der Bälkchenknochen wird gegenüber der härteren äußeren Schicht (Kortikalis) stärker durchblutet und
nimmt am Knochenstoffwechsel stärker teil. Es entsteht ein
relativ rascher Verlust an Knochensubstanz. Bei Typ II der
Osteoporose führen unzureichende Bewegung im Alter, ein
Vitamin-D-Mangel und eine
unzureichende Kalziumaufnahme zu einem gleichmäßigen Schwund an trabekulärem
und kortikalem Knochen.
Die Ursachen der sogenannten sekundären Osteoporose sind vielfältig. So können
beispielsweise verschiedene
Medikamente, rheumatische
Erkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, MagenDarm-Erkrankungen oder
eine längere Bettruhe einen
Knochenschwund auslösen.
Das Knochengewebe benötigt einen Anreiz zum Wachstum. Fehlt dieser (wie bei Astronauten in der Schwerelosigkeit), so resultiert daraus
ein Verlust an Knochenmasse. Ungünstig wirken sich auch
Untergewicht, Rauchen und
Alkoholismus sowie ein Vitamin-D-Mangel bei fehlender
Sonnenexposition aus.
nen Knochen gehäuft brechen,
sind das Handgelenk, das Becken und der Oberarmknochen. Auch bei ausgeheilten
Brüchen können Beschwerden zurückbleiben. Typisch ist
beispielsweise der muskuläre
Überlastungsschmerz an der
Wirbelsäule bei Verformung
derselbigen infolge mehrerer
Wirbelkörperbrüche.
Die Dichte des
Knochens wird an
der Lendenwirbelsäule und am hüftgelenksnahen Oberschenkel ermittelt. Die
Werte werden mit den
Knochendichtewerten eines
gesunden, gleichgeschlechtlichen 30-jährigen Menschen
verglichen. Besteht eine Minderung der Knochendichte um
Beschwerden
Diagnose
mehr als die 2,5-fache StanDer Knochenschwund an
Die Diagnose einer Osteo- dardabweichung, so liegt nach
sich führt zu keinen Beschwer- porose ist bei Nachweis typi- der Definition der Weltgeden. Erst wenn Brüche einge- scher Brüche gesichert. Es ist sundheitsorganisation WHO
treten sind, entstehen Schmer- jedoch anzustreben, die Diag- eine Osteoporose vor. Abweizen. Die häufigsten Orte für nose vor Eintreten von Frak- chungen von minus1 bis minus
Knochenbrüche sind die Wir- turen zu stellen. Dies geschieht 2,5 der Standardabweichunbelsäule und am hüftgelenks- über eine Messung der Kno- gen bezeichnet man als Osteonahen Oberschenkel (soge- chendichte (Osteodensitome- penie.
Zu jeder Osteoporosediagnannte Schenkelhalsfraktur). trie) – vorzugsweise im digiKnochen können auch spon- talen Röntgen mit zwei ener- nose gehören selbstverständunterschiedlichen lich eine Erhebung der indivitan und ohne jeglichen Unfall getisch
brechen.
Röntgenstrahlen (DXA oder diellen Leidensgeschichte eiWeitere Regionen, an de- DEXA).
nes Patienten, eine körperliche
Beginn: 17 Uhr
Untersuchung, die Röntgenuntersuchung schmerzhafter
Regionen und laborchemische
Untersuchungen. In den Leitlinien des DVO (Dachverband
für Osteologie) ist geregelt, bei
welchem Alter eines Patienten
in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen und Risikofaktoren eine Labordiagnostik betrieben werden sollte.
Behandlungsmöglichkeiten
Allen osteoporose-gefährdeten Menschen wird empfohlen, auf eine gesunde Ernährung zu achten – mit einer täg-
KyphoplastiE: Auffüllen mit Knochenzement
forderlich. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Fraktur zu
erleiden, kann über das Kalkulationsprogramm FRAX (fracture risk assessment tool) der
WHO ermittelt werden. Tabellen des DVO helfen ebenfalls bei der Risikoermittlung.
Standardmedikamente sind
Bisphonate, die die Knochen
abbauenden Zellen hemmen.
Neuere Bisphosphonate lassen
sich bisweilen einmal jährlich
oder alle drei Monate über eine
Infusion zuführen. Bei schweren Osteoporosen kommt Parathormon und Strontiumranelat zur Anwendung.
Gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper
konnten bislang keine Überlegenheit gegenüber den kostengünstigeren Bisphosphonaten
zeigen. In der postmenopausalen Osteoporose kommen
regelmäßig Medikamente zur
Anwendung, die in den Östrogenstoffwechsel eingreifen.
Osteoporotische
Wirbelkörperfrakturen
Trotz gut wirksamer Medikamente ist die Osteoporose
eine weit verbreitete Erkrankung. Vorbeugende Maßnahmen sowie eine Basistherapie
bei frakturgefährdeten Personen werden häufig nicht ausreichend durchgeführt.
Wirbelkörperfrakturen sind
die häufigste Komplikation.
Bei bundesweit rund 200.000
Menschen pro Jahr entsteht
ein osteoporosebedingter Wirbelkörperbruch. In der Regel bedarf es keiner Operation
und keiner Ruhigstellung. In
der medikamentösen Therapie
kommen Schmerzmedikamente nach dem Stufenschema der
WHO sowie Calcitonin zur
Anwendung. Unabdingbar ist
auch eine begleitende Physiotherapie.
Gelegentlich sind auch
nach mehrwöchiger adäquater Schmerz- und Physiotherapie die Beschwerden nicht
ausreichend gemindert. In
dieser Situation kann eine
Auffüllung des gebrochenen
Wirbelkörpers mit KnochenBild 1: Dieses Bild zeigt den Zustand nach einer minimal-invasivem Operation des 1. Lendenwirbelkörpers mit einem frischen Bruch des zement den Bruch stabilisieren.
3. Lendenwirbelkörpers (Pfeil).
Die als Ballon-KyphoplasBilder 2 und 3: Hier ist die zusätzliche Auffüllung des 2. und 3. Lendenwirbelkörpers mit Knochenzement zu sehen – durchgeführt mit tie beziehungsweise Vertebdem Verfahren der sogenannten Kyphoplastie.
roplastie bezeichneten VerFotos: Ev. Krankenhaus Bethel fahren lassen sich in einer minimal-invasiven Technik ohne
lichen Aufnahme von 1000 mg großen Hautschnitt durchKalzium. Das entspricht einem führen. Bei rund 80 Prozent
Liter Milch. Alternativ kann der Betroffenen tritt eine soDr. med. Hans-Jürgen Helgers
Kalzium in Tablettenform ein- fortige Schmerzfreiheit auf.
Chefarzt der Abteilung für
genommen werden. Insgesamt Dennoch sollte die BehandUnfallchirurgie u. Orthopädie
sollten 1500 mg täglich nicht lung nur speziellen Fällen
Ev. Krankenhaus Bethel
überschritten werden.
vorbehalten sein.
in Bückeburg
Vitamin D, das vom Körper
Neben dem Risiko von Zezur Einlagerung des Kalziums mentaustritten wird ein geim Knochen benötigt wird, häuftes Auftreten von BrüBei mir ist eine Osteoporose
Wie lange muss eine
samkeit der Präparate kann mit Einkann im Körper zwar selbst chen benachbarter Wirbelfestgestellt worden. Vor
Medikamenteneinnahme bei
schränkung in einer erneuten Knoproduziert werden. Meistens körper beobachtet. In allen
chendichtemessung nach mindestens
2 Jahren hatte ich einen
Osteoporose erfolgen?
ist aber auch hier eine Tablet- Fällen eines osteoporotischen
Grundsätzlich solange, wie ein erhöh2-jähriger Einnahme gemessen werOberschenkelhalsbruch.
tengabe (1000 Einheiten pro Bruches sollte eine medikates Bruchrisiko besteht, so die Leitliden.
Reicht es auch, wenn ich
Tag) erforderlich. Die Norma- mentöse Therapie der Osteonie des Dachverband Osteologie. Osmich gesund ernähre?
lisierung des Vitamin-D-Stoff- porose erfolgen, um das Riwechsels hat auch einen posi- siko erneuter Brüche zu senBei nachgewiesener Osteoporose
teoporose ist eine schleichende Er- Warum sind überwiegend Frauen
tiven Einfluss auf die Musku- ken.
reicht die sogenannte Basistherapie
krankung und im Umkehrschluss von Osteoporose betroffen?
latur. Zur Basistherapie
nicht aus. Bei Ihnen sollte eine speziFrauen und Männer sind gleichermadauert es ebenso lange, bis der Knogehören zudem eine
fische Therapie mit entsprechenden
ßen von der Altersosteoporose betrofchen wieder aufgebaut ist. Bei den
Themenübersicht
ausreichende Bewegung
Osteoporosemedikamenten erfolgen.
fen. Bei Frauen kommt die OsteopoBisphosphonaten liegt der Knochensowie die Vermeidung
rose der Wechseljahre hinzu, welche
zuwachs bei durchschnittlich 5-10 %
29.9. Gefäßverkalkung
des Rauchens und einer
sich dann mit der Altersosteoporose
jährlich. So kann gegebenenfalls eine
übermäßigen Alkohol- 6.10. Osteoporose
addiert und einen wesentlich stärkemehrjährige Einnahme der Medikaaufnahme.
ren Knochenabbau ergibt.
mente erforderlich sein. Die WirkBei nachgewiesener
13.10. Durchblutung
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verständlich. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit zu den behandelten Themen Ihre Fragen an uns zu stellen!
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Osteoporose oder verminderter Knochen- 20.10. Bauchchirurgie
dichte mit erhöhter
Frakturgefährdung ist Ihre Fragen zu den angekündigten Themen
schicken Sie als Email bitte einfach an:
eine gezielte medikamentöse Therapie er- [email protected]
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